"Biß nach, und nach alles abgenohmen hat" – Die Verehrung des kanonisierten Babenbergers Leopold III. in der Frühen Neuzeit
In der Dissertation wird die frühneuzeitliche Verehrung des kanonisierten Markgrafens Leopold III. unter Verwendung eines mediengeschichtlichen Zugriffs herausgearbeitet und abseits der gängigen Erzählmuster in die Forschungskontexte der Frömmigkeitsgeschichte, der Hofforschung und der monastischen Historiographie eingebettet. Dadurch konnte festgestellt werden, dass im Untersuchungszeitraum, der sich von der Translation der Gebeine Leopolds 1506 bis ins ausgehende 18. Jahrhundert erstreckt, die Deutungsmacht über Leben und Wirken des Markgrafen vor allem in der Hausgeschichtsschreibung des Stiftes Klosterneuburg zu verorten ist. Um ein aussagekräftiges Quellenkorpus zusammenzustellen, wurde nach Zeiten und Räumen 'verdichteter Kommunikation' gesucht – also nach Zeiten und Räumen, in denen der kanonisierte Markgraf medial vielgestaltig und zahlreich repräsentiert wurde. Für die Untersuchung wurden einerseits Quellen herangezogen, die Leben und Wirken Leopolds III. thematisieren (etwa Lebensgeschichten), und andererseits Quellen, welche seine Verehrung als Heiligen überliefern (etwa Lobpredigten, das Zeremonialprotokoll des Wiener Hofes oder Zeitungsberichte). Diese wurden unter Berücksichtigung ihrer paratextuellen Elemente quellenkritisch analysiert.Bereits seit seiner Heiligsprechung war Leopold vor allem ein politisch-dynastischer Heiliger. Die Medialität der Leopoldsverehrung in der Frühen Neuzeit kann als statisch und repetitiv beschrieben werden. Der Festtag des Heiligen war ein fixer Bestandteil des Kirchenjahres, welches das Leben bei Hof strukturierte – dadurch traten mediale Manifestationen der Verehrung regelmäßig auf. Mit dem Aufbrechen althergebrachter Strukturen in der Mitte des 18. Jahrhunderts traten jedoch Veränderungen auf. Die vorliegende Arbeit trägt dazu bei, Frömmigkeitsverständnis und -praktiken sowie den Umgang der frühneuzeitlichen Gesellschaft mit Religion im Sinne von Kultausübung zu klären und Transformationsprozesse sichtbar zu machen. ; In this dissertation, the early modern veneration of the canonised Margrave Leopold III is analysed using a media-historical approach. It is further embedded in the research contexts of the history of piety, court research and monastic historiography. This made it possible to establish that in the examined period – which lasts from the translation of Leopold's bones in 1506 to the end of the 18th century – the power of interpretation of the margrave's life and work is to be located primarily within the historiography of Klosterneuburg Abbey. In order to compile a meaningful corpus of sources, times and spaces of 'condensed communication' were located – this means times and spaces in which the canonised margrave was represented in numerous ways in media. For the study, two types of sources were consulted: those that deal with the life and work of Leopold III (such as his vita) on the one hand, and sources that convey his veneration as a saint (such as panegyrics, the ceremonial protocol of the Viennese court or newspaper reports on the celebrations) on the other. These were analysed in a source-critical manner, taking into account their paratextual elements.From the moment of his canonisation on, Leopold was above all seen as a political-dynastic saint. The mediality of Leopold's veneration in the early modern period can be described as static and repetitive. The saint's feast day was a fixed component within the ecclesiastical year, which structured life at court – as a result, public manifestations of veneration occurred regularly and in a consistent manner. With the decline of traditional structures in the middle of the 18th century, however, changes occurred. This study contributes to clarifying both the understanding and practice of piety as well as the way religion shaped early modern society, and to making visible the transformation processes in this regard. ; Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Dissertation Karl-Franzens-Universität Graz 2021