"Der Beitrag betrachtet die Auswirkungen internationaler Migration auf das schulische Bildungssystem in Deutschland. Ausgehend von den unterschiedlichen Bildungserträgen der Schüler(innen) mit und ohne Migrationshintergrund wird der Frage nachgegangen, wie diese Unterschiede zustande kommen und welche Ursachen ihnen zugrunde liegen. Aus einer Analyse der regelhaften Bildungsberichterstattung, der Schulstatistik sowie empirischer Bildungsstudien werden Handlungsempfehlungen an die Adresse von Bildungsforschung, Bildungsmanagement und an die pädagogische Praxis abgeleitet. Ansatzpunkte sind bei der exakteren Dokumentation von Migrationsbiographie und Sprachfertigkeit zu suchen, gefolgt von gezielter Bildungsberatung und einer durchgehenden Sprachförderung bis zum Abschluss der Sekundarstufe. Besonderes Augenmerk - sowohl in der Forschung als auch in der kommunalen Praxis - ist zudem auf institutionelle Diskriminierung, die ausgrenzenden Folgen von Wohnsegregation und die Integration der Migrant(inn)en in den Arbeitsmarkt zu richten. Denn nicht zuletzt steht Bildungsbenachteiligung in einem engen Zusammenhang mit sozialer Benachteiligung." (Autorenreferat)
"By using case study data collected in West Berlin, this chapter examines changes that occur in the structure of the Turkish family as a result of labor migration to Europe. It studies the deleterious effects which current laws, regulations and employment practices may often have upon the unity of the migrant family. The discussion also analyzes changes which vome about in household composition and shows how patrilocal norms disappear among migrant families. Modifications in division of labor, budget control and family roles are also examined. Particular attention is given to the status of children and to the alienation of children from their parents in migratory situations." ((en))
"Vornamen können die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen anzeigen. Greifen Migranten bei der Vergabe von Vornamen für ihre Kinder auf Namen zurück, die in dem jeweiligen Einwanderungsland üblich sind, dann interpretieren die Autoren dies als ein Anzeichen gewünschter Akkulturation. Vergeben sie hingegen Vornamen, die allein in ihrem Heimatland gebräuchlich sind, so interpretieren sie dies als ein Anzeichen von geringer Akkulturation. Auf der Basis einer Auswertung der Daten des Sozio-Ökonomischen Panels haben sie für Migranten aus drei Herkunftsgruppen (Südwesteuropa, Ex-Jugoslawien, Türkei) untersucht, in welchem Maße die Eltern ihren Kindern in Deutschland gebräuchliche Namen geben und wie man Unterschiede im Grad der Akkulturation in der Vergabe der Vornamen erklären kann. Die Autoren können zeigen, dass Zuwanderer aus der Türkei gegenüber solchen aus dem ehemaligen Jugoslawien und Südwesteuropa seltener in Deutschland gebräuchliche Vornamen vergeben. Die Wahrscheinlichkeit der Vergabe deutscher Vornamen bei Zuwanderern steigt, wenn die kulturelle Distanz (religiöse und sprachliche Distanz) zwischen Herkunftsland und Einwanderungsland gering ist, die Bildung der Eltern hoch ist, sie deutsche Freunde oder Partner haben und politisch durch die deutsche Staatsbürgerschaft integriert sind." (Autorenreferat).;;;"Names often indicate someone's belonging to certain ethnic groups. When immigrant parents choose a first name for their child that is common in their host society, they show a high degree of acculturation. In contrast, selecting a name common only in their country of origin indicates ethnic maintenance. Using data from the German Socio-Economic Panel the authors analyze the choice of names for migrants from three different countries of origin (e.g. South Western Europe, Former Yugoslavia, and Turkey); in addition, they try to explain differences in the level of acculturation in terms of name giving. They can show that Turkish immigrants are much less likely to choose German names for their children than immigrants from Former Yugoslavia and from South Western Europe. Acculturation in terms of name giving depends on the cultural distance (religion and language) between the country of origin and the host society, the parents' socio-structural integration in terms of education and citizenship, and interethnic networks." (author's abstract).
"This case study argues that even in increasingly unstable circumstances women migrant workers have to continue to balance their reproductive responsibilities as mothers and daughters with their ongoing roles as wage workers and economic providers, often managing complex transborder care arrangements. The chapter extends the global care chain framework to investigate the ways in which Burmese migrant factory workers in Thailand organize reproduction and childcare in the place of destination and in the in-between places at the international horders between the two countries. The chapter provides new insights into ways migrant women factory workers adapt and strategize to achieve daily, generational, and biological reproduction needs and the links between these strategies and the pattern of capital accumulation in Thailands border industrialization strategy. The elaboration of multiple forms of control and regulation from the state to the factory as well as community highlights the structures of constraint as well as the ways women negotiate around these constraints. The aim of the chapter is to delineate key issues of social injustice relating to their nationality and legal ambiguity of status (migrant or worker). Focusing on the individual agency of migrant workers, our research demonstrates that existing analyses of the women's experiences of work and of harassment in Thailand needs to be supplemented by an understanding of their ongoing but changing connections with home and family, in terms of resourcing care for children, the elderly, and other relatives in their home country, as well as their community and family obligations and responsibilities in their place of employment." (author's abstract)
Die Autorin untersucht die Bildungsbeteiligung von Migrantennachkommen in Frankreich und Deutschland, insbesondere junger Menschen mit einem türkischen Hintergrund in Deutschland und einem nordafrikanischen Hintergrund in Frankreich. Die Auswertung repräsentativer Daten für Frankreich und Deutschland zeigt, dass die Migrantenkinder in Frankreich deutlich höhere Bildungsabschlüsse erreichen als in Deutschland, obwohl die Situation hier polarisierter ist. Diese Bildungsungleichheiten wirken sich auch auf die Partizipationsstrukturen am Arbeitsmarkt aus. Trotz der Defizite der Migrantennachkommen in Deutschland im Hinblick auf das erreichte Bildungsniveau, haben diese eine relativ bessere Situation im Hinblick auf ihre Beschäftigung. Die Nachkommen maghrebinischer Migranten in Frankreich erfahren hingegen Arbeitslosigkeit und berufliche Disqualifizierung trotz relativ hoher Bildungsabschlüsse. Die Partizipationsstrukturen verweisen der Autorin zufolge auf zwei unterschiedliche soziale Logiken: eine soziale Distanzierung durch Relegation in Deutschland und eine soziale Distanzierung durch Diskriminierung in Frankreich. So tendieren Jugendliche mit maghrebinischem Hintergrund, die Diskriminierung erfahren, eher dazu, ihre Zugehörigkeit zur französischen Nation aufzukündigen. Dagegen hat die Diskriminierungserfahrung keinen Effekt auf das Zugehörigkeitsgefühl türkischer Migrantennachkommen in Deutschland. (ICI2).
The extent of transnationalism practiced by second-generation migrant populations is addressed. Data from the New York City Second Generation Study, which measured several predictors of transnational participation, eg, second-generation members' visitations to parents' countries-of-origin & number of remittances sent by parents & members to homeland relatives, is analyzed. Several findings are presented: second-generation members whose parents immigrated from the Dominican Republic, Colombia, Ecuador, or Peru demonstrated the highest transnational activity rates; members of the second generations generally visited parents' homelands & sent remittances to relatives in parents' homelands less frequently; members of Asian American second-generation populations tended to form pan-Asian ethnic identities with other Asian American communities instead of transnational identities. Several caveats regarding the study's revelations are offered, eg, many second-generation populations are preserving homeland cultures via the establishment of cultural organizations. 8 Tables, 32 References. J. W. Parker
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 765-779
"Neben der Arbeit im Haushalt geht eine Vielzahl von Kindern bezahlten oder unbezahlten Tätigkeiten nach, die als Arbeit definiert werden müssen. Das Selbstverständnis von arbeitenden Kindern unterscheidet sich vor allem nach Schicht und Herkunft. Von deutschen Kindern wird bezahlte Arbeit n der Regel unter dem Etikett 'Hobby' bzw. Freizeitgestaltung angesehen, das neben Geld vor allem die Möglichkeit zur Entwicklung eines hohen Selbstwertgefühls durch Verantwortungsübernahme bietet. Vor allem in aufstiegs- und bildungsorientierten Familien wird der Lernaspekt bei der Arbeit in den Vordergrund gerückt. Die meisten Migrantenkinder dagegen begreifen ihre Arbeit als selbstverständlichen Beitrag zur Familienökonomie, der auf vielfältige Weise erbracht wird: durch die Übernahme von Pflichten im Haushalt, die Betreuung und Versorgung kleiner Geschwister, aber auch durch Mithilfe bei der Erwerbsarbeit der Eltern (z. B. Mithilfe im elterlichen Betrieb). Soziale Ungleichheiten reproduzieren sich durch die Art der ausgeübten Arbeiten, vor allem durch die unterschiedlichen Zugangschancen zu formalisierter oder nicht formalisierter, mehr oder weniger gut oder gar nicht bezahlter Arbeit. Die Kompetenzen, die bei der bzw. aus der Arbeit heraus entwickelt werden, finden im Schulsystem keine Berücksichtigung. Im Gegenteil erfahren Kinder ausländischer Herkunft häufig kulturelle Vorurteile seitens der Lehrkräfte, ihre Arbeitsleistung wird nach eigener Aussage eher als negativ wahrgenommen. Zwar werden die durch die Arbeit erworbenen Kompetenzen von den Migrantenkindern selber als Kulturkapital und die entstehenden Arbeitsbeziehungen als Sozialkapital wahrgenommen, von welchen sie sich einen Transfer für eine berufliche Zukunft erhoffen. Da diese Kinder aus verschiedenen Gründen schlechtere Bildungsabschlüsse erzielen, der formelle Arbeitsmarkt jedoch über Schulabschlüsse definiert wird, ist anzunehmen, dass dies als eine Alternativstrategie zum zukünftigen Zugang zu bezahlter Arbeit genutzt wird. Der Vortrag stützt sich auf die Auswertung qualitativer Interviews mit Kindern und Jugendlichen zwischen 9 und 15 Jahren, die im Rahmen des DFG - Projekts 'Die Bedeutung der Arbeit für Kinder unter besonderer Berücksichtigung ihrer gesellschaftlichen Partizipation und ihres Kompetenzerwerbs' geführt wurden." (Autorenreferat)
In: Herkunft und Bildungserfolg von der frühen Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Forschungsstand und Interventionsmöglichkeiten aus interdisziplinärer Perspektive., S. 9-35
In diesem Beitrag wird untersucht, welche Veränderungen in der ethnischen und sozialen Zusammensetzung der Bevölkerung im Schul- und Vorschulalter festzustellen sind und welche Konsequenzen sich hieraus für die Bildungsbeteiligung und damit für die Entwicklung des Bildungsstands in der Bevölkerung ergeben könnten. Auf Basis der Mikrozensuserhebung 2008 können hinsichtlich der Herkunftsregion der Eltern mehrere Migrantengruppen identifiziert werden, in denen die Kinder trotz des niedrigen Bildungstands der Eltern und vergleichsweise geringer sozioökonomischer Ressourcen in der Familie größere Chancen auf einen Bildungsaufstieg haben als Kinder aus Familien ohne Migrationshintergrund. In bildungsfernen Familien ohne Migrationshintergrund finden sich hingegen eine geringere Tendenz zu aufstiegsorientierten Bildungsentscheidungen und eine stärkere Bindung des Bildungsverhaltens an die ökonomische und soziale Lebenslage. Die Analysen liefern Hinweise darauf, dass der bildungsbezogene Hintergrund und die sozioökonomischen Ressourcen in den Familien insgesamt bedeutender sind für die Entwicklung des Bildungsniveaus in der Bevölkerung als Merkmale der Zuwanderung und der ethnischen Herkunft. (DIPF/Orig.).;;;In this paper, we examine current changes in the ethnic and social composition of the preschool and school aged population as well as the consequences these changes may have for educational participation and thus for overall educational attainment in the near future. Based on the micro-census 2008 survey, we identify groups of migrants by region of parents' origin where children - despite low levels of parents' education and comparatively few socioeconomic resources - have greater chances of upward educational mobility than non-migrant children. By contrast, children from less educated, nonmigrant families show a much lower tendency to be upwardly mobile, and educational choices are more closely tied to the economic and social background. Thus, our analysis provides evidence that educational background and socio-economic resources in the students' families are of greater importance for the overall development of educational attainment in Germany than characteristics of migration and ethnicity. (DIPF/Orig.).
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 752-764
"In einer Untersuchung an Berliner Grundschulen (zehn Schulklassen der 3. und 5. Jahrgangstufe, N=232) konnte gezeigt werden, dass es einen Zusammenhang zwischen der unter Kindern in Schulklassen entstehenden Ungleichheit in Beliebtheit und Einfluss und dem Notenerfolg gibt. Dieser Zusammenhang bleibt erhalten, wenn man für den unter anderem in der PISA-Studie festgestellten Einfluss des Familienhintergrundes einschließlich des Migrationshintergrundes auf den Schulerfolg kontrolliert. Die soziale Ungleichheit der Familien einschließlich der ethnischen Herkunft und die von den Kindern selbst erzeugte Ungleichheit in der Kinderwelt wirken sich in gleicher Richtung auf die Chancen der Kinder in der Schule und damit auch auf die zukünftigen Lebenschancen aus. Geht man in die Einzelheiten für die Ausländerkinder, dann zeigt sich, dass die Familien mit ausländischen Eltern signifikant weniger Bücher besitzen und dass die Kinder mehr fernsehen und über mehr Taschengeld verfügen als die Kinder mit deutschen Eltern. Was die Ungleichheit in der Schulklasse anbetrifft, so sind Ausländerkinder im Durchschnitt weniger beliebt und haben weniger Einfluss. Außerdem werden ihnen von ihren Klassenkameraden seltener gute Ideen zugetraut. Die Benachteiligung der Ausländerkinder liegt demnach nach unseren Ergebnissen weniger an den Schul- und Berufsabschlüssen der Eltern und am Einkommen als an der fehlenden (deutschen) Literalität und an Aspekten des Erziehungsstils. Bedeutsamer scheint uns noch zu sein, dass die Kinder ausländischer Eltern in der Welt der Gleichaltrigen geringere Chancen auf Anerkennung haben. Die Gründe für diese Zusammenhänge zwischen Migrationshintergrund, Peerakzeptanz und Schulerfolg werden diskutiert." (Autorenreferat)