Works by Gertrud von le Fort belong with literary religious discourse and enter a debate between Roman Catholicism and Protestantism.The writer sets her plots in the past, most frequently in the Middle Ages, which enables her to offer a critical assessment of contemporary political, ethical and religious issues.The article presents various connections between literature and religion, in terms of both motifs and style. References to religion are found in the thematic, axiological and linguistic layers of her texts. The analysed works comprise the novellas Der Dom (The Cathedral) and Am Tor des Himmels (At the Heavenly Gate) as well as the novel Magdeburgische Hochzeit (The Magdeburg Wedding). These works also reflect the phenomenon of the so-called cultural Christianity. Le Fort's characters are not indifferent to the religious system, even if they do not fully identify with it.
Works by Gertrud von le Fort belong with literary religious discourse and enter a debate between Roman Catholicism and Protestantism.The writer sets her plots in the past, most frequently in the Middle Ages, which enables her to offer a critical assessment of contemporary political, ethical and religious issues.The article presents various connections between literature and religion, in terms of both motifs and style. References to religion are found in the thematic, axiological and linguistic layers of her texts. The analysed works comprise the novellas Der Dom (The Cathedral) and Am Tor des Himmels (At the Heavenly Gate) as well as the novel Magdeburgische Hochzeit (The Magdeburg Wedding). These works also reflect the phenomenon of the so-called cultural Christianity. Le Fort's characters are not indifferent to the religious system, even if they do not fully identify with it.
Sag, wo die Soldaten sind, Wo sind sie geblieben? So begann die dritte Strophe von Pete Seeger's legendärem Blumen-Lied. Wie sollte die bittere Melancholie seiner Lyrik zu dem turn zu governance passen, den die Europapolitik offiziös unter dem Kommissionspräsidenten Romano Prodi i.J. 2001 nach raschen Vorarbeiten vollzogen hat? Immerhin galt einstmals das Recht als Rückgrat des Integrationsprojekts; Juristen, Verwaltungsbeamte und Richter, schienen berufen, seinen Fortgang rechtlich zu disziplinieren. GOVLIT, die Literatursammlung des von der Europäischen Kommission geförderten Exzellenz-Netzwerks CONNEX (Connecting Excellence on European Governance) verzeichnet inzwischen (im Mai 2007) 3345 Einträge. Vom Recht ist noch die Rede und Juristen finden sich unter den Autoren. Aber der Umschwung ist doch frappierend: Where have all the lawyers gone? Wir stellen diese Frage, weil wir wissen möchten, aus welchen Gründen das Recht ins Hintertreffen zu geraten scheint, weil uns die verfassungspolitischen Dimensionen dieses Rückzugs interessieren und, last, but not least, weil wir die Einheit von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie als eine Errungenschaft verstehen, die nicht ohne Not aufs Spiel gesetzt werden sollte - , auch nicht im Namen der Integration Europas. Dies ist das Leitmotiv des gesamten Beitrags. Es geht uns nicht etwa darum, zwischen Rechts- und Politikwissenschaft einen Keil zu treiben, um so die alte Rechtsherrlichkeit wieder herzustellen. Wir gehen vielmehr davon aus, dass die Wende zum Regieren unaufhaltsam ist - auf allen Ebenen. Es erscheint uns allerdings angebracht, der nationalen Ebene hierbei besondere Aufmerksamkeit zu widmen, vor allem aus methodologischen Gründen. In den Debatten der 80er Jahre sind nämlich noch immer aktuelle Konzeptionen entwickelt worden, die eine Orientierung des Rechts an sachlichen Problemlösungen mit seinen rechtsstaatlichen Qualitäten zu versöhnen suchten. Die vielen - oft nur dem Namen nach - neuen modes of governance, die in Europa praktiziert werden, bedeuten gewiss eine Herausforderung des Rechts. Aber in der Praxis der Integrationspolitik sind nicht bloß Erosions-, sondern auch Regenerationsprozesse zu beobachten. Die rechtliche Bindung des Regierens ist schwieriger geworden, aber die Idee, dass Regieren sich legitimieren müsse und seine Legitimität rechtlich zu vermitteln habe, bleibt aktuell. ; It was only in 2001 that Romano Prodi, then President of the European Commission, proclaimed a turn to governance as the new European praxis. This signal has been heard. We are witnessing the emergence and refinement of ever new modes of governance. The new paradigm has triggered enormous research activities. "GOVLIT", the bibliographic resource for research on EU governance, which was developed under the framework of URL: CONNEXCONNEX: (a Network of Excellence financially supported by the European Commission) lists by now (May 2007) no less than 3345 pertinent titles. "Governance" is not a legal concept and the research on governance is undertaken primarily by political scientists. Is "Integration Through Law", the legendary leitmotiv of the formative era of the integration project simply out of step with the needs of the presence? And where have all the lawyers gone who have once paved the way for the integration project. We do not ask this question for any nostalgic reasons. We are concerned because we believe that the symbiosis of the rule of law and democratic governance is an accomplishment which must not be given up lightly. We should at least try to preserve or restore the compatibility of the new (and sometimes not so new) modes of governance with the law's proprium. The structure of our paper mirrors our guiding concerns. We start with references to the legal debates of the 80s. We have chosen this starting point because the criticisms of interventionist conceptions of law developed in that period laid the foundations for the law to deal with what we now call governance practices. European governance practices are the topic of the main part. We are starting with a chronology of European innovations, and then go on to show how they can be grasped in legal terms. Our evaluation is by no means uniform. The potential of law to legitimate and to control governance practices depends on their specific features. We have no reason, however, to bring the law to trial. Governance is in need of legitimation and the quests for law-mediated legitimacy are sound.
Die Digitale Transformation bringt weitreichende Änderungen mit sich. Dazu gehört der Wandel der Arbeitswelt. Im Rahmen der Diskussionen um die Zukunft der Arbeit wird unter New Work eine mögliche Ausgestaltung einer modernen Form der Unternehmensorganisation diskutiert. Um New Work zu konkretisieren, wird für diesen Beitrag auf das wissenschaftliche Konzept "New Ways of Working" (NWW) zurückgegriffen. Aufgrund der Aktualität der Thematik sind erst wenige aussagekräftige Studien zu den Wirkungen von NWW vorhanden. Die Erforschung neuer Arbeitsformen ist jedoch von besonderer Bedeutung für Unternehmen, da die abgeleiteten Ergebnisse als eine Hilfestellung bei der Veränderung von Unternehmensorganisationen dienen können. Mithilfe von Literaturreviews wird dabei die Rolle der Führungskraft im Rahmen von NWW in den Mittelpunkt gestellt und erörtert, welche Veränderungen eine Führungskraft durchlaufen muss, um in einer modernen Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Zusätzlich werden die Auswirkungen auf die Demokratie in den Unternehmen aufgrund der Einführung von NWW diskutiert. Der Beitrag kommt dabei zu den folgenden Ergebnissen: Die Führungskraft muss im ersten Schritt selbst einen Wandel vollziehen, um Erfolg haben zu können. Zudem ist ein hohes Anpassungsvermögen notwendig, da aufgrund der Flexibilisierung der Arbeit die Mitarbeitenden ihre Individualität ausleben können. Des Weiteren setzt die Einführung von NWW einen Demokratisierungsprozess in den Unternehmen in Gang. NWW als auch die Demokratisierung von Unternehmen führen zu mehr Empowerment bei den Mitarbeitenden, was wiederum den Erfolg der Unternehmen stärken kann. Da die Forschungslage zu den aufgestellten Forschungsfragen eher dünn ist, wurden aus den Ergebnissen dieses Beitrags weitere Forschungslücken identifiziert und potentielle Forschungsfragen für tiefergehende wissenschaftliche Untersuchungen herausgearbeitet.:Inhalt Abstract 1 Einleitung 2 Theoretischer Hintergrund 2.1 Anforderungen an die heutige Arbeitswelt 2.2 New Ways of Working 2.3 Taylorismus 2.4 Wirkungen von New Ways of Working 3 Methodik 4 Ergebnisse der Literaturreviews 4.1 Führung im Rahmen von New Ways of Working 4.2 Unternehmensdemokratie 5 Diskussion und Forschungsbedarf 6 Fazit und Limitationen Conflict of interest Literaturverzeichnis
Auf der Basis eigener Feldforschung stellt der Autor die Vielfalt der javanischen Pilgerschaft zu Heiligenschreinen dar. Ziel der Arbeit ist eine Überprüfung des pilgerschaftstheoretischen Ansatzes von Victor Turner. In den einführenden Kapiteln werden zunächst javanische Vorstellungen über die jenseitige Welt sowie javanische Rituale vorgestellt. Darauf aufbauend wird die Rolle ritueller Spezialisten analysiert und eine enge Verbindung zwischen den javanischen Vorstellungen von Heiligkeit und Macht aufgezeigt. Wie im Hauptkapitel dargelegt wird, spielt die javanische Konzeption von Macht auch eine entscheidende Rolle bei den mit Heiligenschreinen verbundenen Glaubensvorstellungen, Verhaltensmustern und Motiven der Pilger. Aus historischer und aktueller Perspektive wird daraufhin die Einbindung des Heiligenkultes in politische Prozesse und Strategien analysiert. Unter anderem werden die Königsgräber von Imogiri, das Grab von Sukarno und der Gräberkomplex der Suharto- Familie als Beispiele herangezogen. Das Hauptkapitel endet mit einer Darstellung der Diskussion um die Legitimität verschiedener Pilgerschaftsformen in der javanischen Öffentlichkeit. Es folgen detaillierte Fallstudien von drei stark unterschiedlichen Pilgerstätten. Im Schlusskapitel wird schließlich den Fragen nachgegangen welche psychischen Prozesse im Pilgerschaftsprozess Bedeutung erlangen und welche Faktoren die Popularität eines Pilgerzieles beeinflussen. Das Ende der Arbeit bildet eine Typologie von neun verschiedenen Erscheinungsformen der javanischen Pilgerschaft. Dabei wird deutlich dass die Vielfalt der javanischen Pilgerschaft nicht mit Turners universalistisch gedachten Theorie in Einklang zu bringen ist. ; Based on his fieldwork the author gives an account of the diversity of Javanese pilgrimages to the shrines of saints with the intention to reconsider the pilgrimage theory of Victor Turner. In the introductory chapters the Javanese concept of the spiritual world and main Javanese rituals are described. Based on these descriptions the role of ritual specialists is analysed. Furthermore the close connection between the Javanese concept of holiness and power is depicted. As shown in the main chapter, the Javanese concept of power plays a decisive role in relation to beliefs, behavioural patterns and the motivations of pilgrims. Then, from a historical and present day perspective, it is shown how the cult of saints is embedded in political processes and strategies. The royal tombs of Imogiri, the grave of Sukarno and the graveyard of the Suharto family are taken as examples. The main chapter ends with a description of the different points of view held in Javanese public about the legitimacy of the pilgrimage to saints shrines. Three case studies of very different pilgrimage sites are presented in great detail. The last chapter analyses which psychological processes are important to Javanese pilgrims and which factors have an influence on the popularity of different pilgrimage sites. Finally a typology of nine different forms of pilgrimages is constructed. Based on this typology it becomes clear that the diversity of Javanese pilgrimages is incompatible with Turners universalistic theory.
In seinem Buch "Einfache Formen" (1930) entwickelt André Jolles in Auseinandersetzung mit Goethes Naturkunde die Vorstellung einer besonderen Zeitlichkeit der von ihm so genannten "Einfachen Formen", die er als "Jedesmaligkeit" bezeichnet. Jolles greift damit den morphologischen Gedanken einer Vielgestaltigkeit von Form vor dem Hintergrund der sprachwissenschaftlichen Debatten seines politisierten akademischen Umfelds in Leipzig auf, das den Saussure'schen Systemgedanken der Sprache unter Rückbezug auf Wilhelm von Humboldt holistisch umdeuten wollte. Der Aufsatz verortet Jolles' Überlegungen in der formorientierten Literatur- und Kulturtheorie der Zeit. Anhand seiner Zeitbegriffe und seines Formkonzepts wird gezeigt, wie er die zeitgenössischen Ideen der Ganzheit und der Verzeitlichung von Form im Ausgang morphologischer Fragen auf eigenwillige Weise interpretierte. ; In his book "Einfache Formen" ("Simple Forms", 1930) André Jolles develops the idea of a special temporality of so-called "simple forms", which he calls "Jedesmaligkeit" (roughly translatable as "every-time-ness"), referencing Goethe's reflections on the 'versatile forms' of nature. Jolles adopted the morphological idea of a versatility of form against the background of the linguistic debates of his politicized academic environment in Leipzig. In accordance with contemporary holistic thinking his colleagues reinterpreted Saussure's idea that language is a system, drawing in particular on Wilhelm von Humboldt. The essay situates Jolles' reflections in the form-oriented literary and cultural theory of the time. On the basis of his concepts of time and his thinking in terms of form, the article shows how he adapted the contemporary ideas of the wholeness and temporalization of form in an idiosyncratic way in the wake of morphological questions.
Formen der gesellschaftlichen Organisation und Formen der räumlichen Organisation bedingen einander gegenseitig. Diese Beziehungen sind jedoch weder linear noch eindeutig. Ein gesellschaftliches Programm lässt sich auf unterschiedliche, aber nicht auf beliebige Weise räumlich organisieren. Umgekehrt ermöglicht ein Artefakt aufgrund seiner Form und Struktur unterschiedliche, aber nicht beliebige Formen des gesellschaftlichen Gebrauchs. Die Vorstellung des architektonischen oder städtebaulichen Entwurfs als räumliche Umsetzung von vorgegebenen gesellschaftlichen Anforderungen oder Programmen ist daher unhaltbar. Die Entwurfsarbeit verfügt vielmehr über eine bestimmte Autonomie. Sie setzt Artefakte in die Welt, deren gesellschaftliche Leistungsfähigkeit sich erst im Nachhinein erweisen kann. Diese Thesen werden am Beispiel des Planungsprozesses der Bibliothèque Nationale de France diskutiert.
Nicht erst seit Einleitung der "Energiewende" im Jahr 2011 gehören Fragen der Energie- und Klimapolitik zu den politisch kontrovers diskutierten Themen in Deutschland. In Folge des europäischen Integrationsprozesses gewinnt dabei zunehmend auch die Europäische Union als Handlungsebene an Bedeutung. In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie deutsche Akteure die Energie- und Klimapolitik der EU seit dem Gipfel des Europäischen Rates 2007 beeinflusst haben und welche Auswirkungen die Entscheidungen auf EU-Ebene für die Politikgestaltung im nationalen Kontext hatten. Anhand von drei Fallstudien wird eine Prozessanalyse in den Bereichen Strombinnenmarkt, Erneuerbare-Energien-Politik und Klimaschutz im Zeitraum der Jahre 2007 bis 2013 vorgenommen. ; The Energy Transition ("Energiewende") is one of the hot topics of the political debate in Germany for some years. As a consequence of ongoing European integration, EU level politics have gained growing importance. The focus of this study is on the interaction of German and EU energy and climate policies. How have German actors influenced EU policy-making processes and in how far are EU policies relevant for national policy-making in Germany? Three case studies look at processes in the fields of electricity market regulation, renewable energy policy and climate protection between 2007 and 2013.
Die politischen Krisen der Gegenwart (Klimawandel, Migration, Pandemie) verlangen nach globalen und ganzheitlichen Lösungen, während Ganzheit aufgrund der Totalitarismuserfahrungen des 20. Jahrhunderts zugleich eine in Verruf geratene Kategorie ist. Dieser Spannung haben sich die Geisteswissenschaften seit einigen Jahren verstärkt zu stellen versucht. Galt das Ganze v. a. der Idealismuskritik lange als suspekt, geht die Verabschiedung überkommener Totalitätsmodelle derzeit oft mit der Erprobung neuer Vorstellungen von Ganzheit einher. Ausgehend von diesem Befund fragt der Band nach der inneren Organisation, den Ausdrucksweisen und den Formen, die das Ganze konzeptionell überhaupt erst generieren. Neben begriffsgeschichtlichen Überblicken etwa zu 'System', 'Organismus', 'Aggregat' oder 'Gestalt' werden dabei die historischen Konjunkturen einer genuinen Vielfalt des Ganzen in der philosophischen, ökologischen, literarischen und poetologischen Tradition untersucht. Im ersten Teil, "Grundbegriffe", werden einige der wichtigsten und gewissermaßen klassischen Grundbegriffe des Ganzen in der Moderne und einige seiner neueren Modellierungen überblicksartig skizziert. Dabei ist der Anspruch nicht, das verfügbare begriffs- und ideengeschichtliche Wissen zu ergänzen oder zu reproduzieren. Vielmehr geht es darum, den Begriff möglichst auf die Frage nach seiner Bedeutung heute hin zuzuspitzen oder von da aus zu perspektivieren. Teil II und III widmen sich in längeren Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven zunächst den Teilen und der Ganzheit und anschließend Prozesslogiken des Ganzen. Die Beiträge des vierten Teils gelten dann hypothetischen Ganzen im erläuterten Sinne. [.] Vom ersten Teil mit den "Grundbegriffen" abgesehen, wurden Perspektive, Gegenstände und Zugangsweisen den Autorinnen und Autoren anheimgestellt. Die einzige Vorgabe war, sich auf die Frage nach dem Ganzen und seinen Formen einzulassen. Entsprechend unterschiedlich sind die Antworten. Als Tendenz zeichnet sich jedoch ab, dass Formen des Ganzen die ...
Die Monografie zeigt die komplexen Beziehungen, die zwischen der politischen Diskursivierung des Stromes und seinem gleichzeitigen ästhetischen Verfügbarmachen bestanden. Sie zeichnet nach, wie beide, Politisierung und Ästhetisierung, die Idee eines einheitlichen Donauraumes, zugleich aber auch die Vorstellung von der Donau als Schwelle hervorbrachten. ; The monography traces the complex relationships between political discourses on the Danube and the aestheticization of the river landscape. It shows the making of the idea of a united Danube region paralleled by the conception of the region as a treshold between the East and the West in the 19th century.
Kennzeichnend für das 21. Jahrhundert ist der Bedeutungsverlust des Nationalstaates und der Bedeutungsgewinn überstaatlicher Ebenen. Politisch spiegelt sich dieser Prozeß in der Übertragung nationaler Hoheitsrechte auf die Europäische Behörde wider. Diese Entwicklung hat zur Folge, daß neben den jeweiligen Staaten auch der europäische Staatenverbund über ein Mindestmaß an kollektiver Identität verfügen muß. Nur so kann gewährleistet werden, daß die Brüsseler Entscheidungen von Irland bis Zypern in der Bevölkerung auf Verständnis stoßen. Wie wird diese kollektive Identität Europas erzeugt und was sind ihre Inhalte? Konstruiert wird die kollektive Identität Europas in erster Linie von den Experten der Wirtschaft, der Sicherheit und der Politik, bei denen das Interesse am europäischen Integrationsprozeß am stärksten ausgeprägt ist. Ihren konkreten Niederschlag finden die Identitätskonstruktionen dieser Experten in Mediendiskursen, die den Ausgangspunkt dieser Dissertation bilden. Zur Darstellung der Europadiskurse in Wirtschaft, Sicherheit und Politik werden deutsche Zeitschriften der Wirtschaft und der Polizei sowie die Feuilletons und Meinungsseiten überregionaler Tageszeitungen von 2000 bis 2012 sondiert und mehr als 300 aussagekräftige Artikel analysiert. Die Analyse erfolgt im Rahmen eines neuartigen Forschungsansatzes, der die quantitativen Stärken der Diskursanalyse mit qualitativen Methoden kombiniert. Im Ergebnis kann festgehalten werden, daß die Übertragung der Identitätskonstruktion von einer staatlichen Ebene auf global vernetzte Experten in Wirtschaft, Sicherheit und Politik eine Vervielfältigung der gesellschaftlichen Selbstbeschreibungen bewirkt. Dieser Prozeß ist insofern problematisch, als daß die von den Experten repräsentierten Diskursfelder untereinander ein gespanntes Verhältnis aufweisen und die von ihnen vollzogenen Beschreibungen der Gesellschaft sich zum Teil widersprechen. Die Übertragung der Identitätskonstruktion von der staatlichen auf die überstaatliche Expertenebene stellt des weiteren eine Überwindung politischer Mythen und Heldensagen dar, wodurch postheroische Selbstbeschreibungen in den Vordergrund rücken. Letztere sind bezüglich der elementaren Unterscheidung zwischen dem Eigenen und dem Fremden nicht länger auf die Zuweisung von Superioritäten und Inferioritäten angewiesen, sondern beinhalten das Potential zur kritischen Selbstreflexion des Eigenen. ; The 21st century is marked by the nation state's loss of importance and increased significance of supranational levels. Politically this process is reflected in the delegation of sovereign rights to the European Union. As a consequence not only the nation states but the European association of states as well needs to display a minimum of collective identity. That is the only way to guarantee the decisions taken in Brussels are understood by the European public from Ireland to Cyprus. How is this collective European identity constituted and what are its contents? Collective European identity is designed mainly by those industrial, safety and political experts with the greatest interest in European integration. These experts' identity constructions are reflected in the media discourses that provide the starting point of this thesis. The illustration of the discourses on Europe in industry, security and politics is based on the investigation of German business papers and police publications as well as the arts sections and op-eds of supraregional German dailies from 2000 to 2012 and the analysis of more than 300 significant articles. The analysis is conducted within the framework of a new research approach that combines the strengths of discourse analysis with qualitative methods. In summary it can be stated that the transfer of identity constructions from national level to globally networked industrial, safety and political experts causes a multiplication of social self-descriptions. This process is problematic insofar as the fields of discourse represented by the experts display certain tensions and offer descriptions of society partly inconsistent with one another. The transfer of identity construction from national to supranational expert level furthermore constitutes an overcoming of political myths and hero tales, by which post-heroic self-descriptions come to the fore. Regarding their elementary distinction between the own and the other the latter no longer depend on ascriptions of superiority and inferiority but show the potential for a critical self-reflection of the own.
Im Mittelpunkt der Dissertation "Politik der kleinen Form" steht die Frage nach der Politizität 'kleiner' Formen in augusteischer Zeit: also der sogenannten Liebeselegie des Properz, Tibull und Ovid sowie der erotischen Dichtung des Horaz. Auf der Grundlage einer Analyse der Gattungs- und Formpolitik ihrer Paraklausithyra und Recusationes wird eine neue Interpretation aufgezeigt. Jenseits von inhaltszentrierten Lesarten, die immer nur den Subversions- oder Affirmationscharakter von Literatur herausarbeiten, schlägt diese Dissertation einen dritten Weg vor: den der Ambivalenz und des Paradoxons. ; At the centre of the dissertation "The Politics of Small Forms" is the question of the politicity of 'small forms' in Augustan times: of the so-called love elegy of Propertius, Tibullus and Ovid as well as of the erotic poetry of Horace. On the basis of an analysis of the genre and form politics of their paraclausithyra and recusationes a new interpretation is pointed out. Beyond content-centered readings, which work out either the subversive or the affirmative character of literature, this dissertation suggests a third way: that of ambivalence and paradox.
Rechenschaft kann im Bildungswesen mit Hilfe von Modellen bzw. Methoden organisiert und ausgestaltet werden, die den Evaluationstraditionen verschiedener anderer gesellschaftlicher Bereiche bzw. Subkulturen entlehnt sind: neben der Sozialforschung dem Gerichtswesen, der Kunstkritik, dem Controlling in der Wirtschaft/ technischen Produktion, der Legitimitätsdiskussion in weltanschaulichen Fragen. Alle Sichtweisen haben ihre (allerdings begrenzte) Berechtigung und ihren jeweils spezifischen Nutzen. Um eine produktive Balance zu erreichen, ist aktuell allerdings eine Stärkung erforderlich - von lokaler gegenüber zentraler Verantwortung; von demokratischen gegenüber bürokratischen Normen; von professioneller und klientenorientierter gegenüber politischer und administrativer Rechenschaftslegung; von forschungs- und kunstorientierten gegenüber rechtlichen und technischen/ ökonomischen Formen der Evaluation; der Maßstäbe Legitimität und Stimmigkeit gegenüber Wirksamkeit und Sparsamkeit; der Funktionen Diagnose und Beratung gegenüber Außenrechtfertigung und Akkreditierung; von Beschreibung und Analyse gegenüber Bewertung. (DIPF/Orig.)
The Open Method of Coordination (OMC) has received much attention in the recent EU-literature. The predominant view claims that the OMC is not only a new but also an effective policy-making instrument. This paper raises doubts about both claims by offering a comparison of soft law policy coordination in three international organizations. More specifically, this paper compares the European Employment Strategy - which was the first use of the OMC - to the Broad Economic Policy Guidelines of the EU, the OECD Economic Surveys, and the IMF Article IV Consultations. Based on expert interviews, it seeks to demonstrate that these procedures are forms of multilateral surveillance that do not differ in kind. Such a comparative analysis of the OMC refutes claims to its novelty. Having compared the four procedures, a more general model of multilateral surveillance consisting of six elements is generated that facilitates further comparisons. This paper concludes that governments select voluntarist procedures mainly to secure their own competencies rather than to realize common goals. Effective problem-solving is therefore not necessarily the dominant objective of soft law. ; Die EU-Literatur der letzten Jahre hat der Offenen Methode der Koordinierung (OMC) viel Aufmerksamkeit zukommen lassen. Die vorherrschende Sichtweise behauptet, dass die OMC nicht nur ein neues, sondern auch ein effektives Instrument der Politikgestaltung sei. Dieser Aufsatz stellt beide Aussagen infrage, indem es einen Vergleich verschiedener soft law-Verfahren von drei internationalen Organisationen vorlegt. Im Einzelnen vergleicht dieses Papier die Europäische Beschäftigungsstrategie - mit der die OMC zuerst entstanden ist - mit den Grundzügen der Wirtschaftspolitik der EU, den Länderberichten der OECD sowie den Artikel-IV-Konsultationen des Internationalen Währungsfonds. Auf der Grundlage von Experteninterviews wird gezeigt, dass alle vier Verfahren multilateraler Überwachung zugeordnet werden können und kein kategorischer Unterschied zwischen ihnen besteht. Eine solche vergleichende Analyse widerlegt die angenommene Neuheit der OMC. Aufbauend auf dem Vergleich der vier Verfahren wird dann ein allgemeines Modell multilateraler Überwachung entwickelt, welches aus sechs Elementen besteht und zukünftige Studien erleichtern wird. Dieser Aufsatz schließt mit der Beobachtung, dass Regierungen voluntaristische Verfahren eher deshalb wählen, um ihre eigenen Kompetenzen zu verteidigen als gemeinsame Ziele zu verwirklichen. Effektive Problemlösungsfähigkeit erscheint nicht als vorrangiges Anliegen von soft law.
JOHANNA SCHAFFER: (Ungainly) Forms of Visibility This paper discusses the contradictory political demands for greater visibility existing between the logic of representation and visuality. It makes the case for not forsaking the concrete engagement with and through images simply because they are constantly involved in visually perpetuating and establishing fixed identity attributions and thus play into the hands of hegemonic visual control systems (surveillance, voyeurism, identification, etc.). The paper argues that the ambivalences of visibility instead require shifting attention to the use of visibility as a political category. Here, it argues for a reflexive concept of enhanced vision and firmly upholds the issue of social recognition. Against the background of an in-depth discussion of the logics and problems of the political paradigm of visibility within different political movements advancing identity politics arguments, such as the gay and lesbian rights movement or migrants and the movements supporting them, the paper calls for constantly questioning the conditions under which stereotypes are produced. It also calls for examining identity-establishing images—both of an activist and commercial genre—within the context of discursive normalisation processes without, however, abandoning (one's) presence and visibility.