Die Autorin stellt die feministischen Anforderungen an die politische Kulturforschung dar. In einem historischen Rückblick auf das politische Kulturkonzept in den 50er und 60er Jahren zeigt sie erstens den Ausschluß von Frauen aus der Politik auf und geht exemplarisch auf die geschlechtsspezifischen 'Blindflecken' in der Einstellungs- und Wahlforschung ein, in welcher die Kategorie 'Geschlecht' nur als Variable der politischen Kultur begriffen wurde. Sie diskutiert zweitens die struktur- und symboltheoretischen Implikationen des politischen Kulturkonzepts und skizziert feministische Ansätze einer Re-Interpretation. Im dritten Teil ihres Aufsatzes stellt sie Überlegungen zur Einbeziehung des Geschlechts als Strukturkategorie in politikwissenschaftliche Analysen und zu einem feministischen Forschungsdesign an. (ICI)
'Dem auf kognitive Bestände und Wertorientierungen abzielenden Konzept von politischer Kultur steht entgegen, daß Einstellungen zur Politik oft nur geringe Stabilität besitzen. Die Studie von Einzelfällen zeigt zudem ein Bild der lebensweltlichen Einbettung von Politik, das die simple Bewertung politischer Objekte problematisch erscheinen läßt. Es wird vorgeschlagen, sich bei der Erkundung demokratischer Kultur in verstärktem Maß auf die Suche nach demokratischen Prinzipien der Problemlösung im Alltag zu begeben.' (Autorenreferat)
In der vorliegenden Studie wird untersucht, warum sich in Rußland bis jetzt noch keine demokratische Ordnung der Macht etablieren konnte. Der Autor benutzt hierzu das Instrumentarium und die Begrifflichkeit der politischen Kultur. Diese versucht, historische Prägungen aufzuzeigen, die in die Gegenwart hineinwirken und den Ereignissen vorausliegen. Als bestimmender Wesenszug der politischen Kultur in Rußland erweist sich die Ausbildung eines starken politischen Zentrums der Macht. Dem starken Machtstaat stand stets eine schwache Gesellschaft gegenüber. Erst spät kam es zu einer Trennung von Macht und Eigentum. Weiterhin hat sich eine Konsens-Kultur herausgebildet, die im Gegensatz zur liberalen Streitkultur steht. Spezifisch für Rußland ist außerdem, daß das Land von Personen und nicht durch Institutionen und Gesetze regiert wird. Das Nationalbewußtsein der Russen war stets auf den Staat, das Territorium bezogen und erst in zweiter Linie auf das russische Ethos, die Nation. Mit dem Zerfall der Sowjetunion geriet dieses Nationalbewußtsein in eine schwere Krise. (psz)
I. Teil: Vorgeschichte und Entwicklung der Political Culture-Forschung in der amerikanischen Political Science -- Il. Teil: Rezeption und Entwicklung der Politische Kultur-Forschung in der Bundesrepublik -- III. Teil: Exemplarische Darstellung historischer, struktureller und psychologischer Ansätze zur Beschreibung und Analyse Politischer Kultur -- Anhang: Klassifikationsmatrix 'Politische Kultur' in den Sozialwissenschaften -- Konzeption der Arbeitsgruppe "Politische Kulturforschung" innerhalb der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.
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'Der vorliegende Bericht ist eine Studie über die politische Kultur in der Tschechischen Republik und ihren Umbruch im wirtschaftlichen und politischen Transformationsprozeß. Zu diesem Thema liegen zwar zahlreiche Ergebnisse und sowohl länderspezifische als auch vergleichende Forschungen vor, die eine Vielzahl empirischer Daten und Informationen über politische Einstellungen und Verhaltensweisen der Bürger bieten, die meisten davon sind jedoch zu einseitig empirisch orientiert. Die Verfasser der vorliegenden Studie verbinden die Behandlung dieses Themas mit dem Versuch, Ergebnisse empirischer Untersuchungen in einen systematischen und historischen Kontext einzubinden. Sie versprechen sich davon, ein besseres Verständnis des Umgestaltungsprozesses in der Tschechischen Republik zu gewinnen, und dadurch auch einen Beitrag zur allgemeinen Theorie der politischen Transformation zu leisten. In der vorliegenden Studie wird die politische Kultur als Spannung zwischen der für die individuelle Orientierung im politischen System notwendigen 'politischen Ausrüstung' - Gebräuche, Kenntnisse, Einstellungen und Fertigkeiten -einerseits und den kulturellen Quellen des politischen Handelns andererseits dargestellt. Die politische Ausrüstung ändert sich mit dem politischen System. Die Quellen, die eine tiefere, sich sehr langsam entwickelnde Schicht der Entscheidungsgrundsätze bilden, dienen den Subjekten und sozialen Gruppen bei der Wahl der Mittel zur Erreichung ihrer Ziele. Als Quellen wurden vornehmlich die Befragungsergebnisse des Instituts für öffentliche Meinung herangezogen, das kontinuierlich die politischen Meinungen und Einstellungen zu aktuellen Themen untersuchte. Genauso wichtig für diese Arbeit waren jedoch sowohl andere soziologischen Untersuchungen, die sich mit der politischen Transformation befassen, als auch historische Studien und Diskussionsbeiträge der letzten Jahre. Ergänzend hatten Resultate der vergleichenden internationalen Untersuchung zum Wertesystem und -wandel aus dem Jahre 1991 große Bedeutung.' (Autorenreferat)
Der Beitrag fragt nach dem Bestand an politischen Kulturen in 12 Ländern Osteuropas und seinem Einfluß auf die Demokratisierungschancen. Ausgangspunkt ist ein Modell politischer Kultur, daß die Vorstellung vom Entweder-Oder demokratischer und sozialistischer Orientierungen durch die Idee ihres widersprüchlichen, interaktiven Nebeneinanders ersetzt. Die Koexistenz solcher verschiedener Dimensionen in einer politischen Kultur kann damit erklärt werden, daß politische Kulturen sowohl durch Prozesse politischer Sozialisation als auch durch die nichtpolitischen Prozesse der Sozialisation in die allgemeine Kultur geformt und übermittelt werden. Die kulturellen Grundlagen eines Landes beeinflussen dabei die Ausprägung der politischen Orientierungen. Somit ist die Ausbildung demokratischer Orientierungen in Osteuropa vom kulturellem Hintergrund jedes einzelnen Landes abhängig. Hier beeinflußt insbesondere die kollektivistische oder indivudualistische Prägung einer Kultur die Unterstützung demokratischer Orientierungen. Osteuropa ist also kein homogenes Ganzes, sondern zerfällt in mehrere Teile. Auf Grundlage der Daten des World Value Survey 1990 wird die 'Grundausstattung' politischer Kultur in 12 osteuropäischen Ländern analysiert. Sie setzt sich aus dem Traditionalismus der allgemeinen Kultur, der politischen Lernfähigkeit der Bevölkerung und dem Verhältnis zwischen sozialistischen und neuen, potentiell demokratischen Orientierungen zusammen. Aus dem Mischungsverhältnis dieser Komponenten lassen sich, unter Zuhilfenahme von Strukturdaten über den tatsächlichen Stand der Demokratisierung, fünf Gruppen von Ländern in Osteuropa mit unterschiedlichen Demokratisierungschancen ableiten. Eine Bewertung der Demokratisierungschancen in den verschiedenen Teilen Osteuropas erfolgt unter der Annahme, daß politische Kulturen in Demokratisierungsprozessen als 'mind set' wirken, das die Anzahl möglicher Demokratienvarianten in einem Spektrum zwischen Elitismus und Egalitarismus auf die kulturell geförderten beschränkt. In einigen Ländern Osteuropas scheinen günstige Ausgangsbedingungen für eine mittelfristige liberale Gestaltung von Demokratie gegegen, in anderen Ländern wird ein polyarchisches Modell für längere Zeit unvermeidlich sein und es gibt auch Länder, in denen kulturell autoritäre Wege durchaus möglich sind. Dennoch ist das wahrscheinlichste Szenario der Entwicklung in Osteuropa das eines 'trial and error'. Es handelt sich um eine Fülle widersprüchlicher und nicht gradliniger Versuchsprozesse, in denen Strukturen, Orientierungen und Verhaltensweisen genutzt, umgeformt und durch neue ergänzt werden. (LO2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 678-681
The second part on the culture of remembrance in both countries begins with Michael Hecht's contribution on memory and political culture: concentration camp memorials in Germany. By comparing the practice of remembrance in the memorials of the former concentration camps Dachau and Buchenwald, he works out the differences in the Holocaust reception of the two German states. ; Der zweite Teil über die Erinnerungskultur in beiden Staaten beginnt mit dem Beitrag von Michael Hecht über Erinnerung und politische Kultur: KZ-Gedenkstätten in Deutschland. Im Vergleich der Erinnerungspraxis in den Gedenkstätten der ehemaligen Konzentrationslager Dachau und Buchenwald arbeitet er die Unterschiede in der Holocaust-Rezeption beider deutscher Teilstaaten heraus.
Überwiegend soziologisch orientierte Arbeit. Nach Schöbels Hypothese sind Persönlichkeitsmerkmale 'prägende Faktoren von demokratischen Einstellungen und Verhaltensweisen und werden ihrerseits außer von demographischen Faktoren auch von Systemerfahrungen beeinflußt' (92). Die Autorin verwendet zur Überprüfung dieser Hypothese empirische Daten aus repräsentativen Umfragen verschiedener Institute in den Jahren 1990/91. Vier Indikatoren für Persönlichkeitsmerkmale werden untersucht: Autoritarismus (Ruhe und Ordnung, Disziplin, starker Staat), Entfremdung (Unsicherheit, Orientierungslosigkeit), persönliche politische Kompetenzerwartung (persönliches Interesse, Anteilnahme am politischen Prozeß) und politische Kontrollerwartung (eigene Einflußmöglichkeiten) (99). Die Ergebnisse der Analyse bestätigen die Hypothese: Persönlichkeitsmerkmale wirken sich auf die politische Einstellung aus, z. B. weisen Personen mit einem hohen Maß an Autoritarismus und Entfremdung und einer geringen Kompetenzerwartung eine rechte und materialistische Orientierung auf. Genauso zeigen sich Systemeinflüsse: Obwohl Autoritarismus generell in Ost- wie in Westdeutschland mit steigendem Bildungsgrad abnimmt, gibt es ein höheres Autoritarismusniveau auf den höchsten Bildungsstufen. Also 'hat die lange Verweildauer im Bildungssystem eines autoritären Staates den gegenteiligen Effekt' (127). Die Abschwächung des ostdeutschen Autoritarismus vollziehe sich, so Schöbel abschließend, zwar langsamer als erwartet, aber schließlich hätten sich in der Bundesrepublik emanzipierte und selbstbewußte Persönlichkeitsmerkmale auch erst nach zwei Jahrzehnten durchgesetzt (181). (ZPol, NOMOS)