'Der Beitrag geht von einem Verständnis von Politischer Kultur aus, das im Wesentlichen von Almond, Verba und Powell bestimmt wird. Dabei wird die Existenz von Subkulturen territorialer und nicht-territorialer Art ebenso hervorgekehrt wie die Bedeutung von Konfliktlinien ('cleavages') für die Entwicklung politischer Identitäten. Die Aspekte des Fehlens einer umfassenden Politischen Kultur Europas (bzw. der Europäischen Union) werden beschrieben. Auf Österreich eingehend, arbeitet der Artikel die Elemente des Wandels der Merkmale heraus, die lange Zeit hindurch als spezifische Eigenschaften der Politischen Kultur Österreichs gegolten haben. Die abnehmende Bedeutung der Subkulturen steht für eine Transformation der politischen Sozialisation und für einen Rückgang traditioneller politischer Loyalitäten. Dabei wird auch die Rolle der österreichischen Kulturpolitik und der kulturellen Hegemonie diskutiert.' (Autorenreferat)
'Dem auf kognitive Bestände und Wertorientierungen abzielenden Konzept von politischer Kultur steht entgegen, daß Einstellungen zur Politik oft nur geringe Stabilität besitzen. Die Studie von Einzelfällen zeigt zudem ein Bild der lebensweltlichen Einbettung von Politik, das die simple Bewertung politischer Objekte problematisch erscheinen läßt. Es wird vorgeschlagen, sich bei der Erkundung demokratischer Kultur in verstärktem Maß auf die Suche nach demokratischen Prinzipien der Problemlösung im Alltag zu begeben.' (Autorenreferat)
This essay charts the way some of Hannah Arendt's key texts travelled to the Arab world. On the one hand, it presents Arab intellectuals' engagement - translations, applications and criticisms - with her work, on the other, the essay identifies Arendt's engagement with Palestine as an important source of her political theory. The essay concludes with an invocation of Arendt's appraisal of the Hungarian revolution of 1956 to reflect on the Arab revolutionary moment of 2011 in the counter-revolutionary context of today.
This essay charts the way some of Hannah Arendt's key texts travelled to the Arab world. On the one hand, it presents Arab intellectuals' engagement - translations, applications and criticisms - with her work, on the other, the essay identifies Arendt's engagement with Palestine as an important source of her political theory. The essay concludes with an invocation of Arendt's appraisal of the Hungarian revolution of 1956 to reflect on the Arab revolutionary moment of 2011 in the counter-revolutionary context of today.
Die Ukraine erlebt derzeit die schwerste Krise seit ihrer Unabhängigkeit 1991. Die Eskalation der Gewalt in Kiew, der dutzende Menschenleben zum Opfer fielen, separatistische Bestrebungen auf der Krim und die instabile Lage im Osten des Landes – all das ist neben Russlands verantwortungsloser Großmachtpolitik auch einer auf Eigennutz bedachten Elite anzulasten. Das korrupte und zusehends autoritäre Janukowytsch-Regime war der bislang extremste Ausdruck einer politischen Kultur, die auf die Bedienung von Partikularinteressen ausgerichtet ist und guter Regierungsführung keine Chance lässt. Nachdem im Zuge der Revolution in Orange schon einmal Hoffnungen in der Bevölkerung auf einen substantiellen politischen Wandel enttäuscht worden sind, ist es von zentraler Bedeutung, wie ukrainische Politikerinnen und Politiker jetzt und in Zukunft mit ihrer Macht umgehen. (Autorenreferat)
In der vorliegenden Studie wird untersucht, warum sich in Rußland bis jetzt noch keine demokratische Ordnung der Macht etablieren konnte. Der Autor benutzt hierzu das Instrumentarium und die Begrifflichkeit der politischen Kultur. Diese versucht, historische Prägungen aufzuzeigen, die in die Gegenwart hineinwirken und den Ereignissen vorausliegen. Als bestimmender Wesenszug der politischen Kultur in Rußland erweist sich die Ausbildung eines starken politischen Zentrums der Macht. Dem starken Machtstaat stand stets eine schwache Gesellschaft gegenüber. Erst spät kam es zu einer Trennung von Macht und Eigentum. Weiterhin hat sich eine Konsens-Kultur herausgebildet, die im Gegensatz zur liberalen Streitkultur steht. Spezifisch für Rußland ist außerdem, daß das Land von Personen und nicht durch Institutionen und Gesetze regiert wird. Das Nationalbewußtsein der Russen war stets auf den Staat, das Territorium bezogen und erst in zweiter Linie auf das russische Ethos, die Nation. Mit dem Zerfall der Sowjetunion geriet dieses Nationalbewußtsein in eine schwere Krise. (psz)
I. Teil: Vorgeschichte und Entwicklung der Political Culture-Forschung in der amerikanischen Political Science -- Il. Teil: Rezeption und Entwicklung der Politische Kultur-Forschung in der Bundesrepublik -- III. Teil: Exemplarische Darstellung historischer, struktureller und psychologischer Ansätze zur Beschreibung und Analyse Politischer Kultur -- Anhang: Klassifikationsmatrix 'Politische Kultur' in den Sozialwissenschaften -- Konzeption der Arbeitsgruppe "Politische Kulturforschung" innerhalb der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft.
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'Der vorliegende Bericht ist eine Studie über die politische Kultur in der Tschechischen Republik und ihren Umbruch im wirtschaftlichen und politischen Transformationsprozeß. Zu diesem Thema liegen zwar zahlreiche Ergebnisse und sowohl länderspezifische als auch vergleichende Forschungen vor, die eine Vielzahl empirischer Daten und Informationen über politische Einstellungen und Verhaltensweisen der Bürger bieten, die meisten davon sind jedoch zu einseitig empirisch orientiert. Die Verfasser der vorliegenden Studie verbinden die Behandlung dieses Themas mit dem Versuch, Ergebnisse empirischer Untersuchungen in einen systematischen und historischen Kontext einzubinden. Sie versprechen sich davon, ein besseres Verständnis des Umgestaltungsprozesses in der Tschechischen Republik zu gewinnen, und dadurch auch einen Beitrag zur allgemeinen Theorie der politischen Transformation zu leisten. In der vorliegenden Studie wird die politische Kultur als Spannung zwischen der für die individuelle Orientierung im politischen System notwendigen 'politischen Ausrüstung' - Gebräuche, Kenntnisse, Einstellungen und Fertigkeiten -einerseits und den kulturellen Quellen des politischen Handelns andererseits dargestellt. Die politische Ausrüstung ändert sich mit dem politischen System. Die Quellen, die eine tiefere, sich sehr langsam entwickelnde Schicht der Entscheidungsgrundsätze bilden, dienen den Subjekten und sozialen Gruppen bei der Wahl der Mittel zur Erreichung ihrer Ziele. Als Quellen wurden vornehmlich die Befragungsergebnisse des Instituts für öffentliche Meinung herangezogen, das kontinuierlich die politischen Meinungen und Einstellungen zu aktuellen Themen untersuchte. Genauso wichtig für diese Arbeit waren jedoch sowohl andere soziologischen Untersuchungen, die sich mit der politischen Transformation befassen, als auch historische Studien und Diskussionsbeiträge der letzten Jahre. Ergänzend hatten Resultate der vergleichenden internationalen Untersuchung zum Wertesystem und -wandel aus dem Jahre 1991 große Bedeutung.' (Autorenreferat)
Der Beitrag fragt nach dem Bestand an politischen Kulturen in 12 Ländern Osteuropas und seinem Einfluß auf die Demokratisierungschancen. Ausgangspunkt ist ein Modell politischer Kultur, daß die Vorstellung vom Entweder-Oder demokratischer und sozialistischer Orientierungen durch die Idee ihres widersprüchlichen, interaktiven Nebeneinanders ersetzt. Die Koexistenz solcher verschiedener Dimensionen in einer politischen Kultur kann damit erklärt werden, daß politische Kulturen sowohl durch Prozesse politischer Sozialisation als auch durch die nichtpolitischen Prozesse der Sozialisation in die allgemeine Kultur geformt und übermittelt werden. Die kulturellen Grundlagen eines Landes beeinflussen dabei die Ausprägung der politischen Orientierungen. Somit ist die Ausbildung demokratischer Orientierungen in Osteuropa vom kulturellem Hintergrund jedes einzelnen Landes abhängig. Hier beeinflußt insbesondere die kollektivistische oder indivudualistische Prägung einer Kultur die Unterstützung demokratischer Orientierungen. Osteuropa ist also kein homogenes Ganzes, sondern zerfällt in mehrere Teile. Auf Grundlage der Daten des World Value Survey 1990 wird die 'Grundausstattung' politischer Kultur in 12 osteuropäischen Ländern analysiert. Sie setzt sich aus dem Traditionalismus der allgemeinen Kultur, der politischen Lernfähigkeit der Bevölkerung und dem Verhältnis zwischen sozialistischen und neuen, potentiell demokratischen Orientierungen zusammen. Aus dem Mischungsverhältnis dieser Komponenten lassen sich, unter Zuhilfenahme von Strukturdaten über den tatsächlichen Stand der Demokratisierung, fünf Gruppen von Ländern in Osteuropa mit unterschiedlichen Demokratisierungschancen ableiten. Eine Bewertung der Demokratisierungschancen in den verschiedenen Teilen Osteuropas erfolgt unter der Annahme, daß politische Kulturen in Demokratisierungsprozessen als 'mind set' wirken, das die Anzahl möglicher Demokratienvarianten in einem Spektrum zwischen Elitismus und Egalitarismus auf die kulturell geförderten beschränkt. In einigen Ländern Osteuropas scheinen günstige Ausgangsbedingungen für eine mittelfristige liberale Gestaltung von Demokratie gegegen, in anderen Ländern wird ein polyarchisches Modell für längere Zeit unvermeidlich sein und es gibt auch Länder, in denen kulturell autoritäre Wege durchaus möglich sind. Dennoch ist das wahrscheinlichste Szenario der Entwicklung in Osteuropa das eines 'trial and error'. Es handelt sich um eine Fülle widersprüchlicher und nicht gradliniger Versuchsprozesse, in denen Strukturen, Orientierungen und Verhaltensweisen genutzt, umgeformt und durch neue ergänzt werden. (LO2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 678-681