Von Politischer Psychologie gibt es gegenwärtig ein enges und ein weites Fachverständnis. Das erste behandelt Politische Psychologie als eine der Unterabteilungen der Sozialpsychologie, also als eine weitere "Bindestrichpsychologie". In diesem engen Fachverständnis von Politischer Psychologie geht es um die Anwendung des traditionellen Methodenrepertoires der Sozialpsychologie auf Untersuchungsfelder, denen gemeinhin der Charakter des Politischen zugesprochen wird. Das weitere Verständnis von einer politischen Psychologie zielt auf eine die Arbeitsteilung in den Sozialwissenschaften (Gesellschaftswissenschaften) übergreifende Untersuchungsperspektive. Man geht hier davon aus, dass der Gegenstand des Politischen nur dann angemessen begriffen, theoretisch gefasst und empirisch untersucht werden kann, wenn sich in dieser Untersuchungsperspektive Gesellschaftstheorien mit psychologischen Ansätzen und Ansätzen aus der Psychoanalyse vermitteln und integrieren lassen. An die Stelle eines Rückgriffs auf das Methodenrepertoire der Sozialpsychologie rückt hier eine ausführliche erkenntnistheoretische und methodologische Diskussion, aus der vielfältige Beiträge zur qualitativen und interpretativen Forschung entstanden sind. Der vorliegende beginnt mit der Bewusstseinsanalyse als Gegenstand Politischer Psychologie. Im Anschluss daran wird der Beitrag der psychoanalytischen Sozialpsychologie betrachtet. Abschließend geht der Autor auf das Alltagsbewusstsein als kritische Kategorie ein. (ICD2)
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 449-451
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 213-228
In der Diskussion um eine "commodification of knowledge" geht es um die These eines vernetzten und kontextoffenen "mode 2" der Wissensproduktion (Gibbons u.a. 1994; Nowotny u.a. 2001). In der Untersuchung von Märkten, Institutionen und Governancebeziehungen um das Internet herum taucht es ebenfalls auf, in Untersuchungen von Interessen, Diskursen und Verhandlungsprozessen und bei der Analyse wissensintensiver Industrien, in denen geistiges Eigentum zum Produkt wird. Das hat zur Folge, dass diese Diskussion überwiegend in Begriffen von Gütern stattfindet, also von "Dingen", auf die sich dann Verfügungsrechte beziehen können. Die These des vorliegenden Beitrags ist dabei: Die "public domain" löst sich, soziologisch betrachtet, auf in heterogene Ensembles von marktlichen, staatlichen, zivilgesellschaftlichen und professionellen Akteuren, Praxen und Orientierungen. Wissen und Informationsgüter sind kontextuiert und situiert. Sie stellen einstweilige Resultate technisch-institutioneller Einklammerungen dar, die im Fluss von Wissen, Kultur und Sinn immer wieder de- und rekontextuiert werden. Geistige Eigentumsrechte bilden jedoch nicht einfach einen institutionellen Rahmen, sondern greifen tief in die Produktion und Nutzung von Wissen und Kultur ein. Die Ausführungen zeigen insgesamt, dass die rechtliche und zunehmend technische Ausgestaltung geistiger Eigentumsrechte deutlich bestimmte Strategien und Produktionsweisen auf Kosten anderer prämiert und bestimmte Nebenfolgen und Strukturbildungen wahrscheinlicher macht. (ICA2)
"Der Beitrag skizziert am Beispiel der Urheberrechtsdiskussionen um die Musikin-dustrie und das wissenschaftliche Publizieren die sozialen Prozesse, in denen die Grenzen zwischen Märkten und Öffentlichkeiten, zwischen Recht, Wirtschaft, Technik und Kultur gezogen und verhandelt werden. Dies geschieht zur Zeit bei der Novellierung des Urheberrechts, aber auch in den globalen öffentlichen Debatten um Patente auf "Leben" oder auf Software, um Privatkopien und Piraterie. In Prozessen der Regulierung geistigen Eigentums handeln Wissensgesellschaften ihren Umgang mit den mutmaßlich zentralen Ressourcen Wissen, Kultur, Innovation und Innovativität aus. In der hier vertretenen Perspektive geht es darum, diese Prozesse nicht von vornherein als marktlich, als strukturiert durch Interessen und Eigentumsrechte zu begreifen. Wissenssoziologisch und sozialkonstruktivistisch betrachtet, spezifizieren die Akteure diese Ressourcen im Prozess der Aushandlung erst als solche – und sie spezifizieren nicht nur die Ressourcen, sondern unterschiedliche Akteure konfigurieren Ensembles aus Regulierungen und Praxen des Schaffens und Konsumierens aus sozialen und ökonomischen Tauschbeziehungen, aus Produkten, Diensten und Leistungen. Die Diskussion um das geistige Eigentum wird dabei bislang nicht in erster Linie in den Sozialwissenschaften geführt. Damit befassen sich eher JuristInnen, Rechts- und WirtschaftswissenschaftlerInnen, aber auch AutorInnen aus den Informations- und Kommunikationswissenschaften (Kuhlen 1995; 2002a; 2002b; Grassmuck 2000; Lutterbeck 2002). In der Soziologie findet sich das Thema bislang verstreut. In der sozialwissenschaftlichen Wissenschafts- und Technikforschung gibt es eine Diskussion über "commodification of knowledge" (zum Beispiel die Beiträge in den Science Studies 2/2001, prokla 126; Nentwich 2003) in kritischer Abgrenzung zur These eines vernetzten und konextoffenen "mode 2" der Wissensproduktion (Gibbons u.a. 1994; Nowotny u.a. 2001). In der Untersuchung von Märkten, Institutionen und Governancebeziehungen um das Internet herum (Hofmann 2002; Lieckweg 2002) taucht es auf, in Untersuchungen von Interessen, Diskursen und Verhandlungsprozessen (Döbert/van den Daele 2002) und bei der Analyse wissens-intensiver Industrien (Giesecke 2001), in denen geistiges Eigentum zum Produkt wird. Das hat zur Folge, dass diese Diskussion überwiegend in Begriffen von Gütern stattfindet, also von "Dingen", auf die sich dann Verfügungsrechte beziehen können. Die These dieses Beitrags ist dabei: "Die" public domain löst sich, soziologisch betrachtet, auf in heterogene Ensembles von marktlichen, staatlichen, zivilgesellschaftlichen und professionellen Akteuren, Praxen und Orientierungen. Wissen und Informationsgüter sind kontextuiert und situiert. Sie stellen einstweilige Resultate technisch-institutioneller Einklammerungen dar, die im Fluss von Wissen, Kultur und Sinn immer wieder de- und rekontextuiert werden. Geistige Eigentumsrechte bilden jedoch nicht einfach einen institutionellen Rahmen, sondern greifen tief in die Produktion und Nutzung von Wissen und Kultur ein. Die rechtliche und zu-nehmend technische Ausgestaltung geistiger Eigentumsrechte prämiert deutlich be-stimmte Strategien und Produktionsweisen auf Kosten anderer, macht bestimmte Nebenfolgen und Strukturbildungen wahrscheinlicher." (Textauszug)
Die globalisiert organisierte Kriminalität stellt die globalisiert organisierte Wirtschaft und die einzelnen Staaten hinsichtlich der Effektivität ihrer supranationalen Kooperationen auf den Prüfstand. 'Innere Sicherheit' als rein innere und rein staatliche Angelegenheit wird zunehmend undenkbar. Vielmehr wird Sicherheit vermehrt primär dort hergestellt, wo einflussreich danach verlangt wird bzw. wo für sie gezahlt werden kann, also immer weniger unter Gemeinwohlaspekten. Das gilt überall dort, wo private Sicherheitsdienste engagiert werden und der Staat spart. Kooperationen zwischen dem Staat und privaten Konzernen werden forciert. Das kriminalpräventive Interesse verlagert sich von der tat- und täterbezogenen Reaktion hin zur möglichst risikoarmen Gestaltung von Alltag. Das Strafrecht wird zunehmend zum Mittel gegen allgemeine gesellschaftliche Verunsicherung und das "subjektive Sicherheitsgefühl" gewinnt dabei weiter an Legitimationskraft für "law and order"-Kampagnen.
In diesem Szenario kommen auf die Institutionen sozialer Kontrolle neue Aufgaben und Probleme zu. Sie müssen mit herkömmlichen Mitteln neuartige Probleme unter veränderten Bedingungen bearbeiten und deswegen ihr Instrumentarium modifizieren. Umgekehrt sind gerade eingeführte Mittel oftmals nur bedingt geeignet, Schwachstellen zu beseitigen, müssen die Mittel doch erst entwickelt (oder aus anderen Bereichen übertragen), ausprobiert und verbessert werden. Auch sind neue Bereiche des Wissens und Handelns zu erschließen, insbesondere durch die Verknüpfung von bislang eher separiert arbeitenden Einrichtungen, durch den Umgang mit neuartigen Ermittlungsdaten sowie durch neue Kommunikations- und Organisationsformen. Damit einher geht die Verheißung, durch die "Vernetzung der Sicherheitsakteure" ließen sich Effizienz und Effektivität weiter steigern und soziale Prozesse ungeachtet verschärften Wandels auch weiterhin im Prinzip steuern. Kann diese Politik der "vernetzten inneren Sicherheit" gelingen, oder wird viel Aufhebens um etwas gemacht, das auch nicht das alleinige Heil bringen wird?
Zu fragen ist erstens: Wie arrangieren sich all die "Sicherheitsagenturen" untereinander und mit den sich wandelnden gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen? Was kann zweitens Sicherheit in Zeiten der Unsicherheit eigentlich sein? Kann drittens das paradoxe Versprechen eingelöst werden, unter den Bedingungen wachsender Unsicherheit und zunehmend begrenzter Gestaltbarkeit überhaupt Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, und zwar speziell mit einem sicherheitspolitischen Netzwerkansatz? Wie muss die Netzwerkperspektive eingestellt sein, um ihre Potentiale auszuschöpfen?
Der Beitrag beleuchtet die Ausrichtung der modernen Wissensgesellschaft am Beispiel der politischen Technikgestaltung in der Nanotechnologiepolitik. Ansatzpunkte für die Gestaltung von Innovationspfaden bieten sowohl Technikfolgenabschätzung, Leitbilder und technologiepolitische Instrumente als auch die entsprechenden Netzwerke. Die Ausführungen machen deutlich, dass bisher in der deutschen Politik (aber auch in der europäischen und US-amerikanischen Politik) primär politische Gestaltungsansätze wirksam werden, die Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit forcieren sollen. Ansätze einer Technikgestaltung in Richtung einer nachhaltigen Nanotechnologie werden nur verfolgt, insofern sie dem Ziel von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit nicht entgegenstehen. Damit sind die Grenzen der Gestaltung eng gesteckt: Gestaltung findet innerhalb des auf Wettbewerbsfähigkeit orientierten Innovationspfades in der Nanotechnologie statt. Die aktuellen Impulse einer politischen Gestaltung von Technologieentwicklung sowie einer Ausrichtung der Schlüsseltechnologie Nanotechnologie auf die Lösung gesellschaftlicher (sozialer und ökologischer) Probleme sind im Verhältnis zur dominierenden Politik bisher ausgesprochen schwach. (ICG2)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 198-212
"'Knowledge is the currency of competition.' (Abbott 1988) Diese These der Professionssoziologie greift die Autorin auf und wendet sie auf die Modernisierungsprozesse im Gesundheitssektor an. Im Zentrum stehen neue Formen der Legitimation von Expertenwissen infolge veränderter Steuerungsmechanismen und Regulierungsinstrumente. Sie fragt, wie und von welchen Akteuren Wissen verhandelt wird, wie es in die Praxis übersetzt wird und hier Machtverhältnisse strukturiert. Die politischen Versprechen einer Machtverschiebung, die mit dem Einzug von 'Expertenpatienten ' und 'wissenschaftlich-bürokratischer Medizin' in die Gesundheitsversorgung verbunden sind, werden mit empirischen Ergebnissen konfrontiert. Die Autorin verknüpft professionssoziologische Konzepte, die Wissen als Ressource für die Kontrolle über ein Berufsfeld und Professionalität als Regulierungsmechanismus erfassen, mit Ansätzen zur sozialen Konstruktion von Wissen und Macht. Die empirische Grundlage stellen Daten aus einem laufenden Forschungsprojekt zur Modernisierung der Gesundheitsversorgung in Deutschland dar, das die Perspektive der Ärzteschaft wie auch der PatientInnen erfasst. Die Wandlungsprozesse werden auf zwei Ebenen analysiert: neue Formen der Formalisierung und Standardisierung von Wissen auf der Makroebene - Leitlinien und evidenz-basierte Medizin - und die 'informierte Entscheidungsfindung' als neue Norm der Informationsvermittlung auf der Mikroebene. Im Zentrum steht die Frage, ob die veränderten Formen der Legitimation und Distribution von Wissen die Machtasymmetrien insbesondere zwischen ExpertInnen und Laien verringern." (Textauszug)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 3062-3069
"In den 1990er Jahren ist die Frage nach den Auswirkungen digitaler Kommunikationstechnik auf den politischen Prozess mit dem Schlagwort der 'elektronischen Demokratie' verknüpft worden. Ermöglichen es die neuen Medientechnologien, die Zugangschancen zum politischen Prozess von den Bedingungen abzukoppeln, die sich aus der sozialen Herkunft, dem ökonomischen und sozialen Kapital oder anderer sozialer Merkmale ergeben können? In der Debatte über 'elektronische Demokratie' dominierten Vorstellungen darüber, dass die technischen Eigenschaften eines neuen digitalen Kommunikationsmediums dazu beitragen könnten, ganz allgemein Ungleichheiten abzubauen. In diesem Beitrag werden diese Leitkonzepte für die Beschreibung des Zusammenhangs von digitaler Kommunikationstechnik und politischem Prozess einer analytischen Kritik unterzogen. Darüber hinaus soll in einer eher empirischen Kritik gezeigt werden, dass sich das Problem der Zugangschancen zum politischen Prozess in modernen, funktional differenzierten Gesellschaften auf völlig unterschiedlichen Ebenen stellt. Erwartungen an die die 'elektronische Demokratie', die sich aus der direkten Übertragungtechnischen Fortschritts auf gesellschaftliche Entwicklung ergeben, konnten bislang nur enttäuscht werden. In einem letzten Teil des Beitrags soll schließlich eine alternative Sichtweise entwickelt werden. Wenn die Frage nach den Auswirkungen digitaler Kommunikationstechniken auf den politischen Prozess aus der Perspektive neuerer Konzepte zur Wissenssoziologie behandelt wird, lassen sich Potentiale und Risiken technisch unterstützter Kommunikation deutlicher erkennen." (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4498-4508
"Vor dem Hintergrund der laufenden Diskussion über freiwillige Vereinigungen als Zwischenträger in gesamtgesellschaftlichen Integrationsprozessen wird in dem Vortrag die These von freiwilligen Vereinigungen als Basis für den sozialen Zusammenhalt thematisiert. In einem ersten Schritt wird diese These, die in den aktuellen Diskussionen über Sozialkapital und Bürgerkompetenz eine zentrale Rolle spielt, zu analytischen Zwecken in 'binnen-' und 'außenintegrative Leistungen' von freiwilligen Vereinigungen differenziert. Darauf aufbauend wird ein begrifflicher Rahmen skizziert, der drei grundlegende Formen und Mechanismen unterscheidet, über die Individuen in eine freiwillige Vereinigung sozial einbezogen werden können: über Wissen und Kompetenzen ('kognitiv-prozedurale Dimension'), über Interaktionen und Beziehungen ('soziale Dimension') und über expressive Bindungsmotive ('affektiv-habituelle Dimension'). Erst wenn man von der Annahme ausgeht, dass ein Individuum über diese Formen und Mechanismen in eine freiwillige Vereinigung sozial einbezogen wird (Binnenintegration), lässt sich die Annahme formulieren, dass die Mitglieder in einer Vereinigung ggf. auch Fähigkeiten und Dispositionen erwerben, die für das sinnhafte, verständige und erfolgreiche Agieren in einem demokratischen Gemeinwesen generell bedeutsam sind (Außenintegration). Bedingung für den sozialen Einbezug in eine freiwillige Vereinigung über diese drei Dimensionen ist allerdings, dass ein Individuum Zugang zu dem Mitgliedschaftsstatus der jeweiligen Vereinigung erhält. Da dieser Inklusionsprozess eine fundamentale Voraussetzung darstellt, wird unter dem Begriff der 'strukturellen Dimension' die klassische Frage nach den sozialen Schließungsmechanismen beim Zugang zu freiwilligen Vereinigungen thematisiert. Vor dem Hintergrund dieser begrifflichen Differenzierung werden dann in einem zweiten Schritt die vier angesprochenen Integrationsdimensionen auf empirischer Basis untersucht. Grundlage dafür bildet eine umfangreiche Befragung von freiwilligen Vereinigungen aus sehr disparaten gesellschaftlichen Bereichen, die gegenwärtig im Arbeitsbereich Sport & Gesellschaft am Department Sport & Gesundheit der Universität Paderborn mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durchgeführt wird." (Autorenreferat)
"Die Wende -bzw. die Währungsunion und der damit eingetretene Transformationsprozeß hat für alle Ostdeutschen nachhaltige biographische Einschnitte zur Folge. Das Problem der biographischen Kontinuität ist gerade für diejenigen von besonderer Relevanz, die seit 1990 aufgrund der veränderten Gesamtsituation arbeitslos wurden. In diesem Beitrag wird auf der Grundlage von biographischen Interviews mit ostdeutschen Erwerbspersonen sowie Milieustudien aus ausgewählten Regionen der Frage nachgegangen, welche biographischen Wissensbestände aktiviert werden, um biographische Kontinuität im Transformationsprozeß herzustellen. Wie werden soziale und kulturelle Wissensbestände, die auf DDR-typischen kollektiven Lernprozessen beruhen, in den Transformationsprozeß eingebracht? Welche unterschiedlichen Kontinuitätslinien werden entworfen? Was ist als ein soziales und kulturelles Kapital in der Logik des praktischen Handelns in marktwirtschaftlichen Gesellschaften verwendbar?" (Autorenreferat)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 293-310
"In verschiedenen Ländern bzw. Makroregionen Europas entstanden in den letzten Jahrzehnten recht unterschiedliche soziologische Interpretationen der sozialen Ungleichheit. Meine allgemeine These lautet, dass diese Interpretationen eng mit der spezifischen internen Sozialstruktur dieser Länder und mit ihrer Entwicklung und Lage im gesamteuropäischen Kontext zusammenhängen. Sie sind auch Teil umfassenderer gesellschaftlich-kultureller Vorstellungen und besitzen als solche eine selbständige Bedeutung. Sie unterliegen der Bindung an bestimmte Interessen, einer Tendenz zur Herausbildung eines mehr oder weniger konsistenten Gesamtbildes, sie produzieren aber auch Tendenzen der internen Fragmentierung. Im speziellen wird argumentiert, dass man im Europa der Nachkriegszeit von vier dominanten Traditionen der Ungleichheitsanalyse sprechen kann: einer differenzierungstheoretischkulturalistischen bzw. politökonomischen Variante (dominant vor allem in der Bundesrepublik Deutschland), die einen Bedeutungsverlust klassenbezogenvertikaler zugunsten horizontaler, politisch vermittelter Ungleichheiten diagnostiziert; einer affirmativ-egalitären Perspektive (skandinavische Länder), die weiterhin von der Bedeutung klassenspezifischer Ungleichheiten ausgeht, jedoch annimmt, dass sozialstaatliche Intervention diese signifikant 'zähmen' könne; einer pragmatischempirischen Perspektive (typisch vor allem für Großbritannien), die klassentheoretische Ungleichheit weiterhin als strukturbestimmend für Lebenslage und -chancen der Bevölkerung betrachtet; einer klassentheoretisch-gesellschaftskritischen Perspektive (Frankreich), die im Geiste von Marx in modernen Gesellschaften und im Rahmen der Globalisierung neue Phänomene von Herrschaft und Ausbeutung diagnostiziert. Im Vortrag werden diese Konzeptionen näher dargestellt und es wird nachzuweisen versucht, dass ihre Entstehung zu verstehen ist auf dem Hintergrund der spezifischen sozialen Strukturen, der inneren und äußeren Problemlagen und der geistigen Traditionen dieser Länder. Abschließend wird die Frage diskutiert, inwieweit die europäische Integration diese differentiellen Interpretationsmuster abschleifen wird oder nicht. Eine Reihe von Gründen sprechen für ihre Persistenz, jedoch sind auch neue Themenstellungen und europazentrierte Orientierungen zu erwarten aufgrund von verschiedenen Tatsachen. So stellt Europa heute einen entscheidenden institutionellen Rahmen für die Reproduktion von Ungleichheit dar; ehemalige, tiefe innere Spaltungen sind verschwunden; die Sozialwissenschaft selber beginnt sich zu europäisieren." (Autorenreferat)
In seinem Vortrag unternimmt der Autor "den mutigen und provokanten Versuch einer empirischen Antwort auf die Frage, ob die Entwicklung zum technischen Staat insofern eingetreten ist, als er eine Intensivierung und Technisierung der sozialen Kontrolle betrieben hat, die den Schreckensvisionen einer totalen Kontrolle durch den Staat entspricht". Eine vergleichende Analyse von Herrschaftsstrukturen führt zu dem Ergebnis, daß von keiner Totalisierung sozialer Kontrolle geredet werden kann: "Technischer Staat - im großen und ganzen: Mythos der Soziologie! Neue soziale Kontrolle: gesellschaftliche Wirklichkeit, wenn man dem Begriff einen anderen Sinn gibt." (psz)
"The present study examined predictions of increased learning effectiveness in the context of political education. In addition, the domain-specific selfconcept was examined. Analyses were based on the data of 502 students from German secondary schools. In the framework of the TEESAEC project, lessons employing WebQuest were compared with teacher-directed lessons in a total of 22 classes. TEESAEC was supported by the European Union from 2006 to 2009. Learning outcomes were assessed using a specially developed knowledge test, which was performed prior to and following the respective lesson series. Regression analyses provided no support for the study's hypothesis. Unexpectedly, learning with WebQuest did not lead to significantly greater learning gains. Various effects on prior knowledge and intra-individual changes in knowledge were found. While girls clearly benefited more from the lesson series than Boys, there was no substantial influence of sex on prior knowledge. Adolescents with a Turkish-migrant background performed considerably poorer, and those with a Southern European background somewhat poorer in the pre-test, than adolescents without a migrant background. Pupils may generally benefit from parents' cultural capital and too little from political education lessons. The domain-specific self-concept has significant effects on class level, interest in the subject, and media consumption. The results of the study suggest that motivation and subjective talent represent factors that are more important than the specific methods applied when it comes to lesson efficiency." (publisher's description).