"Deutschland ist schon lange ein Einwanderungsland. Das Thema Integration ist nicht zeitgleich ein politisches Handlungsfeld geworden. Es ist vergleichsweise neu. Die Politik hat Versäumnisse erkannt: Zuwanderinnen und Zuwanderer sind nicht in gleichem Maße an Bildung, Arbeitsmarkt und gesellschaftlicher Teilhabe beteiligt wie Einheimische, sie werden zum Teil auch noch diskriminiert. Insgesamt sind Strategien für eine vielfältige, internationale Gesellschaft erforderlich. Für einen großen Teil der Zuwanderinnen und Zuwanderer ist die Integration über den Arbeitsmarkt gelungen. Es gibt aber in fast allen Städten und Gemeinden sozial segregierte Quartiere, in denen viele von Armut und Arbeitslosigkeit betroffene Menschen leben, darunter überproportional viele mit Migrationshintergrund. In diesem Lebensumfeld müssen Unterstützungsleistungen ansetzen. Städte und Gemeinden entwickeln integrierte Konzepte für die umfassende Verbesserung der Lebensbedingungen und -chancen. Das Städtebauförderungsprogramm 'Soziale Stadt' gibt wichtige Impulse für abgestimmtes Handeln, um dieses komplexe Ziel zu erreichen." (Autorenreferat)
In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 41-58
In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 79-101
In: Materialien aus der soziologischen Forschung: Verhandlungen des 18. Deutschen Soziologentages vom 28. September bis 1. Oktober 1976 in Bielefeld, S. 102-119
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), S. 367-380
Der Beitrag beschäftigt sich schwerpunktartig mit einem praktischen Beispiel für den politischen Bedarf international vergleichender sozialer Indikatoren. Materiell handelt es sich bei diesem Beispiel um die Regionalpolitik der Europäischen Gemeinschaft. Zunächst wird der praktisch-politische Hintergrund der Problemstellung erhellt. Dann werden Möglichkeiten und Grenzen der Konstruktion und Anwendung von Indikatorensystemen für die europäische Raumordnungspolitik diskutiert, und zwar sowohl im methodischen, im statistischen, im programmtechnischen als auch im politischen Bereich. Dazu wird ein entsprechendes Verfahren mit politischen Implikationen entwickelt. Es wird gezeigt, daß die europäische Regionalpolitik zwar einen institutionellen Rahmen aufweist, innerhalb dessen grundsätzlich durchaus supranational einheitliche politisch-normative Entscheidungen getroffen werden können, daß faktisch jedoch die supranationalen politischen Konsensbildungsmöglichkeiten innerhalb der EG nicht ausreichen, um die notwendigen politischen Vorentscheidungen für eine aussagekräftige Indikatorenanwendung fällen zu können. (RW)
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 2915-2947
"Veränderte Rahmenbedingungen wie neue Informationstechnologien, Globalisierung der Wirtschaftsbeziehungen und zunehmende 'Supranationalisierung' politischer Entscheidungsfindung erhöhen den Druck auf eine Reform der politisch-administrativen Systeme. Zudem wird vor dem Hintergrund einer verstärkten Ausdifferenzierung der Gesellschaft bezüglich der sozialen Lage, der Wertvorstellungen und der Lebensstile sowie der Zunahme der räumlichen Konzentration von Armut die politisch-administrative Regulation nach einheitlichen Zielvorstellungen immer schwieriger und bedarf neuer, innovativer Vermittlungsformen. Wenn es weiterhin richtig ist, dass die Regulationsmöglichkeiten und -fähigkeiten der Nationalstaaten zusehends erodieren, und die aktive Beeinflussung von Politik durch BürgerInnen auf der supranationaler Ebene schwierig ist, dann wird die Ebene der Städte für die Erarbeitung von Modellen für die Neugestaltung des Verhältnisses von Staat, Markt und Zivilgesellschaft und damit für die Suche nach innovativen Regulationsformen relevanter. Die jüngste Vergangenheit ist dadurch geprägt, dass einzelne Städte neue Organisations- und Kommunikationsformen sowie neue Regulationsstrategien zur Lösung des Problems der räumlichen Konzentration von Armut entwickelt haben. Solche Strategien, in welchen unterschiedliche Politik- und Verwaltungsfelder zusammengeführt und neu koordiniert werden, drücken sich in lokal unterschiedlichen Formen des 'Quartiersmanagements' aus und werden zumeist im Zusammenhang mit der Einrichtung von lokalen 'Governance-Strukturen', die eine Form der Reaktion auf die 'notwendige' Überwindung von Starrheiten und Rigiditäten von 'fordistischen' Regimen sind, thematisiert. Der Begriff 'Governance' verweist u.a. auf die Berücksichtigung unterschiedlicher Akteure aus dem privatwirtschaftlichen, öffentlichen und gemeinnützigen Sektor in politischen Entscheidungsfindungen, auf die Einrichtung horizontaler Verhandlungssysteme als projektorientierte Politikformen sowie auf die Etablierung von Strukturen 'effizienter Regulation'. In diesem Beitrag wird untersucht, inwiefern diese städtischen Programme zur Bekämpfung der räumlichen Konzentration von Armut tatsächlich einen Wandel der lokalen politisch-administrativen Systeme im Hinblick auf die Etablierung von effizienten Regulationsmechanismen unterstützen, welche Hindernisse diesem Wandel entgegenstehen und wie Empowerment-Strategien im Sinne von Mitbestimmung, Aktivierung sowie Partizipation in diesem Kontext des Wandels konzipiert und umgesetzt werden." (Autorenreferat)
Es werden die historischen Ursprünge des italienischen Regionalismus beschrieben, die Institutionalisierung der Regionen mit Sonder- und Normalstatut dargestellt, ihre Arbeiten und ihre politische Bedeutung im Zentralstaat analysiert sowie über die Situation der ethnischen Minderheiten berichtet. Um die Frage nach der konkreten Gestalt der Regionalismen Italiens, ihren Ursachen, Mitteln und Zielen zu beantworten, wird die Situation ethnisch-sprachlicher Minderheiten ebenso in die Analyse miteinbezogen wie die interregionalen sozio-ökonomischen Disparitäten (Mezzogiorno-Problem) und die zentralstaatlichen und regionalen Strategien zu ihrer Überwindung. Es werden Belege dafür gefunden, daß Regionalbewegungen relativ überentwickelter Regionen aufgrund ihres höheren wirtschaftlichen Gewichts eher in der Lage sind, ihren Forderungen auf gesamtstaatlicher Ebene Nachdruck zu verleihen.(GF)
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 310-313
Der Beitrag erörtert die These, wonach im Mittelpunkt der Stadtplanung nicht mehr die Zukunft des Stadtbewohners sondern die Zukunft des Stadtbenutzers steht. Dies wird am Fallbeispiel der Planung der Altstadt von Trier belegt. In den 60er Jahren, nachdem Trier zum Oberzentrum geworden war, hatte eine massive Aussiedlung von Kauf- und Warenhäusern stattgefunden, für die dann später die Folgeeinrichtungen geschaffen werden mussten. Als Folgeeinrichtung erschien Ende der 60er Jahre eine großzügige Erschließung der historischen (und damit engen) Innenstadt für den Individualverkehr als angemessen. Der Altstadt zerstörende Charakter des 'Altstadtkonzeptes' ist, und dieses muss als gelungene Strategie der planenden Verwaltung angesehen werden, bisher der großen Mehrheit der Bevölkerung und des Rates nicht sichtbar geworden. Ein Beispiel dafür, wie man mittels kleiner, relativ unbedeutender Einzelmaßnahmen übergreifende Strukturveränderungen vorbereiten kann, ohne das der Rat oder die Bürger mitbekommen, worum es wirklich geht, ist die so genannte 'Westtrasse', ein Straßenzug innerhalb der Altstadt, im Westen des zentralen Geschäftsbereiches. An der Westtrasse liegen zwei bereits 1972 förmlich festgelegte Sanierungsgebiete, zwei kleine Teilgebiete, deren Neuordnungskonzept noch auf die Zeit der autogerechten Innenstadt zurückgeht. Der Bau der beiden Parkhäuser in den förmlich festgelegten Sanierungsgebieten macht einen Ausbau der Straßenführung notwendig - und sei es nur, um die Parkhäuser problemlos zu erreichen. Seit 1972 werden ferner immer wieder neue Alternativen zum Bus in der Fußgängerzone ersonnen, diskutiert und verworfen. All diese Stadtentwicklungsmaßnahmen haben schließlich eine Teilung der Innenstadt in zwei separate Teile zur Folge. (ICG2)
Wie bewegen sich Frauen und Männer in einer städtischen Öffentlichkeit? Welche unsichtbaren, aber scheinbar allen bekannte Wände lenken ihr Tun? Das ist auf einen ersten Blick nicht leicht zu erkennen. Deshalb folgt der Beitrag einer These der Frauenforschung, die von einer Vergesellschaftung der Frauen als Teil der Privatheit spricht. Der öffentliche Raum und alles, was darin verhandelt und entschieden wird, erscheint eher männlich konnotiert. Um dieser kulturell erzeugten Raumordnung auf den Grund zu gehen, zieht die Autorin die Ausführungen von Hannah Arendt in ihrer Schrift "Vita activa" zu Rate. Darin wird ausgeführt, wie bereits zu Zeiten der griechischen Polis privat und öffentlich als Bezeichnungen für zwei entgegengesetzte Seinsformen etabliert wurden: das Reich der Notwendigkeit, dem alle Menschen angehörten, und das Reich der Freiheit, dem nur freie männliche Bürger angehören konnten. Die Entwicklung europäischer Gesellschaften modernisierte dieses Verhältnis - jedoch ohne die Zuordnung der Geschlechter darin aufzuheben. Im Beitrag wird diskutiert, inwiefern die Rückbesinnung auf die ursprünglichen Bedeutungen von Öffentlichkeit und Privatheit und auf das Gewordensein heutiger diesbezüglicher Praktiken dabei hilft, sowohl alternative und vor allem befreiende Handlungsmöglichkeiten zu öffnen als auch qualitätvolle, nach wie vor notwendige Eigenräume zu bewahren.
Der Beitrag verfolgt die Fragestellung, in welcher Beziehung Wesensmerkmale und Erscheinungsformen von Geschlechterverhältnissen zur Struktur und Entwicklung von öffentlichen Räumen in europäischen Städten stehen und inwiefern die feststellbaren Ausprägungen in ein umfangreicheres Geflecht von gesellschaftlichen Differenzierungsprozessen eingebettet sind. Die Reflexion dieser Beziehungen zeigt zum einen, dass öffentlicher Raum bis heute eine hierarchische Differenzierung aufweist, und zum anderen, dass diese einhergeht mit einer Naturalisierung der Geschlechterkonstruktion, die durch politische, ökonomische und sozio-strukturelle Entwicklungen der Gesellschaft geprägt und in ihrer Wirkungsmacht verschleiert ist. Die faktische Beschränktheit öffentlichen Raums hat Folgen sowohl für die Qualität urbaner Orte als auch für die politische Kultur unserer Gesellschaft(en).