Einleitung in den Sammelband: "Politische Theorie und Digitalisierung" - Überblick über die politiktheoretische Forschung zu Digitalisierung und Vorstellung der Beiträge in dem Band
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Anfänglich lediglich mit dem Anspruch gestartet, auch nicht-westliche politische Theorien in den fachwissenschaftlichen Diskurs einzubeziehen, befindet sich das Projekt einer kulturübergreifenden 'comparative political theory' gegenwärtig in einer intensiven Debatte um seine heuristische und methodische Ausrichtung. In dem Artikel werden paradigmatische Positionen in dieser Debatte dargestellt und kritisch gewürdigt. Hierbei zeigt sich insbesondere, dass sowohl die besonderen Legitimitätsansprüche, die sich aus der transkulturellen Anlage des Projekts und dem Problem des Eurozentrismus ergeben, als auch die Vorstellung eines methodisch strengen Theorievergleichs zu problematischen, aber auch produktiven Annahmen führen. Es wird reflektiert, welcher heuristische Fokus welche Ergebnisse impliziert, wie mit Kultur als problematischer Referenzgröße umgegangen werden kann und welche Rolle eine transkulturelle politische Theorie im Fach einnehmen kann.
Rechte Intellektuelle berufen sich oft auf Nietzsches Konzept der Sklavenmoral, um damit ihre Kritik an »political correctness« (»PC«) zu untermauern. Diese Verschaltung von Nietzsches Sklavenmoral und »PC«-Kritik ist zutreffend, wie die systematische Analyse ihrer gemeinsamen Elemente zeigt, die zu einer Neubeschreibung von »PC«-Kritik als Privilegienverteidigung führt. Im Gegensatz zur rechtsnietzscheanischen »PC«-Kritik zeigt der linksnietzscheanische Begriff des privilegienkritischen »politischen Urteilens«, dass Politik ein Kampf um Macht und Ansprüche ist, wobei der politische Raum und seine Diskurse immer verregelt und ein Verteilungssystem für Ressourcen und Privilegien sind. Deshalb ist es für eine emanzipatorische Position angebracht, die etablierten Normen kritisch zu hinterfragen und politische Projekte, die sie emanzipativ umschreiben wollen, zu unterstützen. Weil »PC« als emanzipatives politisches Urteilen Privilegien abbaut, ist es kein zu vermeidender Nebeneffekt, sondern ihr vernünftiger Kern, wenn Privilegierte davon eingeschränkt werden. Der Linksnietzscheanismus hilft, nicht von rechter Aggression überrascht zu werden und ihr entsprechend kämpferisch durch strikte Normsetzung zu begegnen.
'Im europäischen Kontext ist die Formulierung einer sozialdemokratischen politischen Theorie des dritten Weges als Reaktion auf die konservative Hegemonie in Deutschland und insbesondere in Großbritannien zu bewerten. Die politische Theorie des dritten Weges verbindet Theorieelemente des ökonomischen (Neo-)Liberalismus und des philosophischen Konservatismus mit Werten und Ideen der sozialistischen Theorietradition. Die Kompatibilität dieser theoretisch heterogenen Positionen wird durch die Redefinition von grundlegenden politiktheoretischen Kategorien wie Gleichheit, soziale Gerechtigkeit und Freiheit hergestellt. Gesellschaftliche Interessengegensätze und Machtverhältnisse verschwinden in einem kommunitaristisch inspirierten Diskurs. Die politische Theorie des dritten Weges halbiert das sozialistische Projekt, indem sie es moralisch definiert und Kapitalismuskritik und Systemtranszendenz weitgehend negiert.' (Autorenreferat)
In der sozialwissenschaftlichen Antisemitismusforschung wird national wie international das Fehlen einer Studie zur Integration unterschiedlicher theoretischer Erkenntnisse beklagt. In dem Aufsatz wird nun der Versuch einer solchen systematischen Integration unternommen. Das Ziel ist die Formulierung einer Skizze für eine Theorie über die individuellen wie kollektiven Entstehungsursachen, die semantischen und argumentativen Strukturen sowie die sozialen Kontext- und Entwicklungsbedingungen von Antisemitismus. Untersucht werden dazu psychologische, soziologische und politikwissenschaftliche Theorien über Antisemitismus.
'Mit den Schlagworten 'Personalisierung', 'Amerikanisierung' und 'Medialisierung' wird im zeitgenössischen Politikdiskurs ein Unbehagen an der gegenwärtigen Emotionalisierung des Politischen zum Ausdruck gebracht. Grund dieses Unbehagens ist die im politischen common sense verankerte Annahme, Emotionen seien Sand im Getriebe rationaler politischer Prozesse. Dieses gängige dualistische Verständnis von Emotion und Rationalität, das einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Emotionen und Politik im Wege steht, wird in zwei Schritten auf den Prüfstand gestellt. Erstens wird der soziologische Topos gesellschaftlicher Rationalisierung mit dem Befund der gegenwärtigen Emotionalisierung konfrontiert. Zweitens wird in systematischer Anbindung an die seit den späten 1970er Jahren im angelsächsischen Sprachraum geführte Emotionsdebatte in Psychologie, Philosophie und Soziologie nach dem (potentiellen) Rationalitätsgehalt von Emotionen gefragt und eine Erweiterung des Konzepts politischer Rationalität vorgeschlagen.' (Autorenreferat)
In this paper, I test the effects of religious norms on the provision of public goods. My evidence is drawn from public goods experiments that I ran with regional bureaucrats in Tomsk and Novosibirsk, Russia. I introduce three treatments, which I define as degrees of Eastern Orthodox collectivist enforcement: 1. Solidarity, 2. Obedience, and 3. Universal discipline. I argue for the existence of an Eastern Orthodox hierarchy in the Russian bureaucracy that facilitates the delivery of public goods under conditions of universal discipline and the principal´s overfulfillment. Eastern Orthodox hierarchy is enforced through universal disciplinary monitoring, which induces collective punishment when the public good is not delivered. Contrary to conventional wisdom about freeriding in administrative institutions, higher ranks in Russian bureaucracies are associated with less freeriding.