In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, p. 643-645
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, p. 400-404
"In dem Vortrag wird ein wichtiger und in der politischen Soziologie bislang nur unzureichend behandelter Gegensatz innerhalb des politischen Feldes betrachtet und konzeptualisiert, der die Interaktionen im politischen Feld sowie die Beziehungen, die politische Akteure zu sozialen Statusgruppen unterhalten, strukturiert. Gedacht als ein Beitrag zu einer konflikttheoretischen Neuorientierung der politischen Soziologie wird der als zentral gekennzeichnete Gegensatz zwischen 'professionals' und Managern in der Politik in einen gesellschaftstheoretischen Erklärungsansatz eingebettet und auf seine Implikationen für weitere Hypothesen und empirische Analysen untersucht. Die Konfliktlogik des politischen Feldes wird in Verbindung gebracht mit dem Widerstreit zwischen 'professionals' und Managern, der für Großunternehmen eine immer größere Bedeutung erlangt und Wirkungen zeitigt beispielsweise als Streit um die mehr oder weniger demokratische Bestimmung der Organisationsziele, um die mehr oder weniger umweltsensible Steuerung der unternehmerischen Aktivitäten oder um die mehr oder weniger an der Zweck-Mittel-Rationalität ausgerichteten Regelung der organisationsinternen Kommunikation und Arbeitsteilung. Im politischen Feld muß der Gegensatz zwischen 'professionals' und Managern als Gegensatz zwischen Programmpolitikern und Organisationspolitikern gekennzeichnet werden; in diese Unterscheidung werden sowohl die regelsetzenden und programmverwirklichenden Intentionen von politischen Entscheidern als auch die Implikationen des politischen Wettbewerbs zwischen Parteien um die (temporäre) Ausübung der Regierungsmacht in Demokratien integriert. Ausgehend von der Diskussion spezifischer Handlungsvoraussetzungen für das Geltendmachen von organisationspolitischen und programmpolitischen Imperativen bei politischen Akteuren und den damit einhergehenden angemessenen Kooptierungsstrategien und -partnern lassen sich die Handlungsautonomie und die Steuerungskompetenz von politischen Akteuren besser interpretieren und genauer bestimmen." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, p. 578-582
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, p. 468-470
In diesem Beitrag geht es um die Äußerungsform des Zwischenrufes im Schnittbereich von parlamentarischem Alltagshandeln, Dramatologie und kommunikativen Gattungen. Der Autor will Mittel und Zweck des Zwischenrufes als Element symbolischer Politik offenlegen. Er zeigt, daß der Zwischenrufer die expressive Funktion des politischen Redens exemplarisch erfüllt: "Sich als Repräsentant von Parteiungen und Interessengruppierungen glaubwürdig zu machen beziehungsweise glaubwürdig zu erhalten, Zuverlässigkeit und Wichtigkeit zu bekunden und sich so gleichsam beiläufig einen kleinen Vorteil im Spiel um die Macht zu verschaffen." (psz)
Die Autoren schlüsseln in ihrem einleitenden Beitrag zum Sammelband "Konfliktfeld Natur" die diversen sachlichen, historischen und sozialen Dimensionen des Konflikts um biologische und genetische Ressourcen auf. Zunächst entwickeln sie ein Phasenmodell, das die Geschichte der Ressourcen selbst beleuchtet. Danach wird die Vielfalt der Auseinandersetzungen entlang der Achse von verteilungs- und identitätspolitischen Konflikten geordnet. Abschließend diskutieren und bündeln sie einige prinzipiell mögliche sozialwissenschaftliche Forschungsperspektiven. (prb)
Wer heute Politik als Beruf betreibt, zu dessen geringsten Sorgen zählt wohl das, was Max Weber so nachdrücklich beschworen hat, nämlich daß er sich 'mit den diabolischen Mächten' einläßt, 'die in jeder Gewaltsamkeit lauern'. Heute hat ein einmal gewählter Politiker typischerweise vor allem das Problem der Opportunitätenkonfusion zu bewältigen. D.h., als Mitglied eines Parlaments und damit als Repräsentant eines kollektiven politischen Willens ist er zur Realisierung politischer Absichten und zur Sicherung des eigenen Fort- und Einkommens auf die Gunst anderer angewiesen. Diese anderen aber ziehen keineswegs 'am gleichen Strang', vielmehr zerren sie den Politiker in die Richtungen eben ihrer jeweils eigenen Interessen. An diesem Befund essentieller Intrarollenkonflikte wird sich auch 'morgen' voraussichtlich nichts Grundlegendes ändern. Gegenwärtig ebenfalls symptomatisch ist allerdings, daß im Zweifelsfall der Forderung nach Gehorsam gegenüber den Wünschen der Partei bzw. Fraktion mittels Zuweisung oder Verweigerung von 'Pfründen' Nachdruck verliehen wird. Die somit strukturell bedingte Dominanz von Parteiräson und Fraktionsdisziplin gegenüber anderen Orientierungsschwerpunkten im Relevanzsystem des Politikers wird entweder erodieren oder 'reformiert' werden müssen. Die sich 'heute' zuspitzende Legitimationskrise der 'politische Klasse' des traditionellen parlamentarischen Systems erfordert 'morgen' einen Politikertypus, der vor allem in der Lage ist, seine Unabhängigkeit gegenüber identifizierbaren Weisungsinstanzen glaubhaft zu machen. Entweder gelingt es der 'politischen Klasse' selber, diesen Typus zu 'managen', oder der echte situative 'Ungehorsam' wird über kurz oder lang 'Schismen' nach sich ziehen, die das Kräfteverhältnis auch im parlamentarischen Betrieb so entscheidend verändern, daß die gegenwärtigen Irritationen dagegen völlig belanglos erscheinen werden.
"Die beispiellose städtebauliche Erfassung des Berliner Zentrums in den letzten fünf Jahren hat zu einem charakteristischen Bild von Stadt geführt Diese Bild nimmt bereits in einer Reihe von Großprojekten Gestalt an. Es kann gezeigt werden, daß die herkömmliche Analyse von Investoreninteressen und Bodenverwertung nicht ausreicht, die Entstehung dieser gebauten Ordnung zu erfassen. Vielmehr kann in einer kultursoziologisch gerichteten Akteursanalyse der spezifische Einfluß professioneller Deutungsmuster und Weltbilder demonstriert werden. Die Wechselwirkung von urbanistischer Theorie und medialer Inszenierung hat die kulturelle Deutungsmacht von Architekten und Planern gegenüber ökonomischen, politischen, vor allem aber auch den marginalen sozialwissenschaftlichen Interventionen deutlich gemacht. In der 'negotiated order' der Stadtpolitik hat die Profession der Architekten als Mittler zwischen divergierenden Interessen eine eigenständige Politik treiben können. Dies kann anhand des Berliner Architekturstreites exemplarisch gezeigt werden." (Autorenreferat)
"In Kahe lässt sich beobachten, wie ein funktionierendes, in die Gesellschaft integriertes Bewässerungssystem mit dem Verlust der lokalen politischen Selbstbestimmung allmählich zerstört wurde. Von den Handlungsoptionen, Widerstand gegen Wasserkonkurrenten zu leisten, auszuwandern oder eine regenabhängige Landwirtschaft zu betreiben, wurde in Kahe die letzte gewählt. Widerstand schien unter einem repressiven Staat gefährlicher zu sein als eine risikoreiche Wirtschaftsweise, und attraktive Gebiete, in denen sich eine Neuansiedlung gelohnt hätte, gab es nicht. Es bestehen grundsätzliche Unterschiede zwischen den lokalen Formen der Bewässerung und den von außen importierten Formen des Lower Moshi Irrigation Project. In Fragen der Legitimation von Wasserrechten besteht ein Widerspruch zwischen der Vorstellung der lokalen Bevölkerung, Wasserrechte seien ihnen von ihren Ahnen verliehen worden, und der Vorstellung, dem Staat stehe alles Wasser zu. Doch der Staat schafft es nicht, die auftretende Konkurrenz um das Wasser zu lösen. Die vom ihm beanspruchte Rechtsauffassung bezüglich des Bewässerungssystems steht mit seinem Zentralismus im Widerspruch zur Selbstverwaltung der Bewässerungsgräben. Ein weiterer Widerspruch liegt in der Wirtschaftsweise des von außen importierten Bewässerungswesens und der lokalen Wirtschaftsweise, die auf einem komplizierten ökologischen System, in dem verschiedene Pflanzen überwiegend für den eigenen Bedarf angebaut wurden, basiert. Dieser Subsistenzwirtschaft steht die Cash-Crop-Ökonomie der Entwicklungshilfegeber gegenüber. Hier wird in Monokultur nur ein Produkt angebaut, von dessen Verkauf alle anderen Bedürfnisse der Bauern finanziert werden sollen. Am Beispiel Kahe zeigt sich, wie seit Beginn der Kolonialzeit die lokale Kontrolle über die Ressource Wasser zunehmend verloren ging." (Textauszug)
Im vorliegenden Aufsatz untersucht der Verfasser die Auswirkungen einer zunehmenden Polarisierung zwischen der Demokratischen Partei und der Republikanischen Partei im politischen System der USA auf den Handlungsspielraum des Präsidenten Barack Obama. Kernthese des Autors ist, dass das Amt des Präsidenten sich immer stärker in Richtung einer 'partisan presidency' bewegt. Das heißt, die traditionelle Rolle des Präsidenten als überparteiliche Galionsfigur verändert sich zunehmend hin zur Rolle eines dezisionistischen Parteiführers. Das politische System der checks and balances verliert insgesamt dadurch an Gewicht und damit auch die Möglichkeiten der Politikgestaltung durch den Präsidenten Obama. Der Autor stellt folgenden Begründungszusammenhang her:(1) Er stellt den grundlegenden Trend der Polarisierung dar. Die Abschottung vor dem politischen Gegner wird durch zwei Entwicklungen verstärkt: Reduktion der umkämpften Stimmbezirke durch Neueinteilung vieler Wahlkreise sowie Anstieg der programmatischen Abweichung der Parlamentarier. (2) Zunehmende Einbindung des Präsidentschaftskandidaten in ein Netz von parteilich (bei Obama demokratisch) agierenden Akteuren und intransparenten Wahlkampforganisationen. (3) Verlust des Handlungsspielraums durch die schwindende Kraft des Außenhandels (power to bargain) und die abnehmende Macht des Wortes (power to persuade). (ICB2)
In dem Beitrag wird die Lowische These, "policies determine politics", einer kritischen Überprüfung unterzogen, in weitergehenden Überlegungen zu einer systematischen theoretischen Verbindung von Policy und Politics fortentwickelt und anhand der Politikfelder Arbeitsmarktpolitik und Alterssicherungspolitik erläutert. Dabei werden neue Dimensionen von Politikinhalten herausgestellt, die auf die Besonderheit der politischen Unterstützung und spezifische Wirkungen von Policies abheben und dadurch strukturierend auf den politischen Prozeß einwirken. Es sind die Merkmale der differenziellen oder allgemeinen Problembetroffenheit, der individuellen oder kollektiven Betroffenheit, der Prognostizierbarkeit von Folgen, der Policy-Interdependenzen bzw. Grenzen sowie der Akteurskonstellationen. Es wird untersucht, wie sich die behaupteten Zusammenhänge mittels allgemeiner Einsichten in den Politikprozeß erklären lassen und wie die Übersetzungsmechanismen aussehen. Dazu werden institutionelle Ebenen unterschieden: operational level, collective choise level und constitutional level. Diese werden mit der Theorie wechselnder Akteurpräferenzen verbunden, um den Vermittlungsprozeß zwischen Policy-Merkmalen und Aspekten des politischen Prozesses zu erklären. (ICA)
Die politischen Auswirkungen der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung sind ein Thema, mit dem sich die Sozialwissenschaften heute konfrontiert sehen. Die Frage lautet: Wie wahrscheinlich ist es, dass die künftige Politik der reichen postindustriellen Gesellschaften von einem Verteilungskonflikt zwischen pensionierten Alten und erwerbstätigen Jungen geprägt sein wird? Welche Folgen die gewachsene Mobilisierbarkeit der Alten und der überproportionale Alterungsprozess der Mitglieder von Parteien und Gewerkschaften haben wird, lässt sich allerdings nicht mit Gewissheit sagen. Der Verfasser vermutet, dass die Politik der gealterten Gesellschaft nicht radikal anders sein wird als die Politik von heute. Als Gebot der Stunde erscheint jedenfalls die Neuverhandlung des Generationenvertrages als Interessenausgleich zwischen Alt und Jung unter veränderten demographischen Vorzeichen. (ICE2)