Der Autor untersucht die konkreten Bedingungen, unter denen Betriebe und Individuum ihre Erwartungen aufeinander abstimmen. "Die Dynamik, die aus der Perspektivendifferenz hervorgeht, ist mit der Dichotomie von Markt und Staat als den Referenzpunkten der Steuerung von Berufsbildung unmittelbar verbunden." Dabei werden folgende Aspekte dargestellt: 1. Kriterien der individuellen Ausbildungsbeteiligung. 2. Kriterien der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung. 3. Interpretation der Ergebnisse im Kontext bildungspolitischer Steuerungsansätze. (DIPF/Sch.)
Der Autor diskutiert im Zusammenhang mit der (frühpädagogischen) Forschung zwölf Thesen im Spannungsverhältnis von Politik und Wissenschaft. Beispielsweise hinterfragt er, "ob (frühpädagogische) Forschung mit ihren Fragen und mit der Interpretation ihrer Befunde auf Wandlungen in der Gesellschaft (Politik, Recht, Öffentliche Meinung) reagiert oder ob sie mit ihren Befunden zu jenen Faktoren gehört, die Wandlungen in der Gesellschaft hervorbringen". Er kommt zu dem Schluss, dass durch die Belege für beides, Reaktion und aktive Anregung, sich diese Frage nicht eindeutig beantworten lässt und fordert schließlich, dass "die Konjunkturen der (frühpädagogischen) Forschung sowie diese beeinflussenden Konjunkturen (bildungs-)politischer Vorgaben/ Erwartungen" heutzutage "auf einer transnationalen/ globalen Ebene" wie z.B. die EU oder die OECD zu verorten sind. (DIPF/ ssch)
In den vergangenen Jahren . wurde die Arbeitsmarktpolitik in einigen Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) grundlegend reformiert, in anderen EU-Ländern sind solche Reformen im Gange oder stehen zur Debatte. Kennzeichnend für diese Entwicklung ist weder die Einführung neuer Maßnahmen noch die zum Teil beachtliche Veränderung des Umfangs bestehender Programme. Das Gemeinsame und Besondere dieser Reformen ist die Reorganisation der Arbeitsmarktpolitik, wobei vor allem mehr Wettbewerb und die Verlagerung der Zuständigkeiten nach unten die Anreize zu effektiverem Handeln vor Ort stärken sollen. Privatisierung, Regionalisierung, Dezentralisierung und Vernetzung sind deshalb die zentralen Stichworte der Örganisationsreform. Wie steht es mit den Erfolgsaussichten dieser Reformen und was können wir daraus lernen? Diese Studie will sich der Beantwortung dieser Fragen in drei Schritten annähern: Erstens durch die Entwicklung eines analytischen Bezugsrahmens zur Evaluierung solcher Organisationsreformen (Kapitel 1), zweitens durch die Anwendung dieses Bezugsrahmens auf die Reorganisation der Arbeitsmarktpolitik in vier ausgewählten Ländern - Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Niederlande - mit Schwerpunkt auf der Weiterbildung für Arbeitslose (Kapitel 2); und drittens in einem theoretischen Diskurs zu den organisatorischen Bedingungen einer erfolgreichen Weiterbildung für Arbeitslose (Kapitel 3). Der analytische Bezugsrahmen zielt auf eine sozio-ökonomische Synthese von Handlungs-, System- und Institutionentheorie. Er unterscheidet vier Filter, die bei einer vollständigen Evaluierung von Organisationsreformen zu berücksichtigen sind: Politikregimes, die Art und Inhalt von Programmen determinieren; Implementationsregimes, die die Effektivität der Umsetzung von Programmen beeinflussen; Anreizregimes, die letztlich die Akzeptanz der Programme bei den Politikadressaten bestimmen; und schließlich die Arbeitsmarktstruktur, die letztlich über den arbeitsmarktpolitischen Erfolg entscheidet. Dabei ist bei der Messung des Regimeerfolgs sowohl zwischen individuellen und gesellschaftlichen (Mikro-Makro) als auch zwischen ökonomischen und sozialen (Effizienz und Gerechtigkeit) Leistungskriterien zu unterscheiden. Die ersten drei Filter werden jeweils noch einmal in vier analytische Dimensionen untergliedert: in die Werte- und Motivationsstruktur, Kooperations- und Konfliktstruktur, Marktstruktur und Rechtsstruktur. Für alle vier Filter werden Erfolgsindikatoren diskutiert und soweit wie möglich operationalisiert. Organisation und Reorganisation der Arbeitsmarktpolitik in den vier ausgewählten Ländern werden dann diesem Raster entsprechend beschrieben und analysiert; synoptische Übersichten und Tabellen fassen die empirischen Ergebnisse zusammen. Die Studie kommt zum Schluß, daß die Hoffnungen, das Heil allein in Privatisierung und Dezentralisierung zu suchen, trügerisch sind. Vieles spricht dafür, daß die Organisation der Arbeitsmarktpolitik sich eines Mix von Koordinationsinstrumenten bedienen muß, in dem die Stärkung von Wettbewerb oder die Verlagerung der Verantwortung nach unten wesentliche, aber nicht die ausschließlichen Elemente sein können. Dieser Mix ist nicht beliebig, sondern vom Kontext und vom Steuerungsziel abhängig. In Zukunft wird es kein dominantes gesellschaftliches Steuerungsparadigma mehr geben. Weder Märkte noch zentrale politische Steuerung (Hierarchie) und schon gar nicht die vielbeschworenen Netzwerke können leitende Richtschnur für die Reorganisation zukunftsgerechter Arbeitsmarktpolitik sein. Zweifellos muß Arbeitsmarktpolitik die kooperativen Beziehungen verstärken; zweifellos müssen Vielfalt und Wettbewerb zwischen Anbietern von Weiterbildung gestärkt werden; zweifellos ist die effektive Kontrolle der Arbeitsverwaltung durch Dezentralisierung und erfolgsorientierte Budgetzuweisung zu verbessern; zweifellos sind aber auch eine aktivere zentrale Steuerung von Qualitätsstandards und ein entsprechendes Monitoring notwendig; und zweifellos ist die Revitalisierung einer gemeinschaftlichen Weiterbildungsethik, die das Recht auf Weiterbildung - wenn nicht de jure, so doch de facto - institutionalisiert, eine weitere notwendige Ergänzung zu den erwähnten Organisationsreformen. Kurz: Die paradoxe oder gar widersprüchlich erscheinende Vielfalt von Anforderungen an eine erfolgreiche Organisationsreform setzt das Prinzip der flexiblen Koordination voraus, dessen grundlegende Elemente am Schluß der Arbeit resümiert werden. ; In recent years labour market policy has been fundamentally reformed in some of the member states of the European Union (EU); in other EU states such reforms are under way or under discussion. What these reforms have in common and what is novel about them is the re-organisation of the implementation of labour market policy in order to improve the incentives for efficient actions especially by increased competition and by delegating responsibilities to the local level. Privatisation, regionalisation, decentralisation and networking, therefore, are the keywords for this organisational reform. What are the perspectives for success and what can we learn from these reforms? This study tries to answer these questions in three Steps: First by developing an analytical framework for the evaluation of organisational reforms (chapter 1); second by the application of this framework to the reorganisation of labour market policy - especially connected to the further training of the unemployed - in four selected countries of the EU, i.e. Denmark, Germany, Great Britain and the Netherlands (chapter 2); and third by a theoretical discourse about the organisational conditions of successfui further training of the unemployed (chapter 3). The analytical framework aims at a socio-economic integration of action theory, Systems theory and institutional theory. It distinguishes four filters that are necessary to be regarded in a complete evaluation study: Policy regimes which influence type and content of policy programmes; implementation regimes which determine whether the programmes put into action are effective; incentive regimes which decide upon the take-up of the programmes; and, finally, the labour market structure which filters or causes the overall effectiveness and efficiency. Careful distinction, thereby, has to be made between individual and social Performance measures (i.e., between micro and macro Performance), and between economic and social Performance criteria (i.e., between efficiency and equity). The first three filters are further differentiated by four analytical dimensions respectively: the value and motivational structure, the cooperation and conflict structure, the market structure and the legal structure. Performance indicators for all of the four filters are discussed and Operationalised as far as possible. Organisation and reorganisation of labour market policy in the four selected countries are then described and analysed by the screens of the framework; synoptic figures and tables summahze the empirical results. The study comes to the conclusion that the great hopes set in privatisation and decentralisation are delusive. The evidence suggests a mix of coordination mechanisms in which the endorsement of competition and the delegation of responsibilities to the local level are important but not exclusive elements. This mix is not arbitrary but depending on context and goals of the policy programmes. There will be no longer a dominant paradigm of societal coordination. Neither markets, nor hierarchies, nor the much applauded networks can serve as the central guidelines for re-organising labour market policy for the future. Certainly, labour market policy has to strengthen cooperative relationships; certainly, variety and competition between suppliers of further training has to be increased; certainly, effective control of the public labour administration can be improved by decentralisation and Performance oriented budget allocation; but there are also no doubts about the necessity of more central guidance and control through quality Standards and corresponding monitoring; and there are no doubts about the necessity of revitalising a communitarian culture of further training which institutionalises the right to further training de jure or at least de facto. In Short: The paradoxical or seemingly contradictory variety of criteria for a successfui organisational reform requires flexible coordination as a new principle, the elements of which are resumed in the concluding pari of this study.
Der Trend zur organisatorischen Verselbstständigung kommunaler Dienstleistungen schreitet unaufhörlich fort. Dies ist eine Entwicklung, die nicht nur von Großstädten vorangetrieben wird. Auch die kleineren und mittleren Gemeinden und Städte sowie Landkreise erbringen ihre kommunalen Leistungen zunehmend in neuen Organisationsformen. Mit den Ausgliederungen verbindet sich die Erwartung, zugleich ökonomische und politische Probleme effizienter und effektiver lösen zu können.Dezentralisierung innerhalb von Verwaltungen und die Überführung von Leistungsbereichen in Unternehmensformen haben zu einer klareren Aufgabenwahrnehmung beigetragen und Spielräume für kreatives Handeln geschaffen. In der kommunalen Praxis ist aber auch deutlich geworden, dass diese Entwicklung Probleme für den kommunalen Zusammenhalt mit sich bringt: Wie können politisch definierte Ziele angesichts sich stärker formierender Eigeninteressen einer Vielzahl von Dienstleistungsträgern und unterschiedlichen Rechtformen durchgesetzt werden? Wie kann die Einheitlichkeit der Arbeitsbedingungen im zunehmenden Wettbewerb gewährleistet werden? Führen Verselbstständigungen dazu, dass die kommunalen Unternehmen aus Perspektive der Bürger und Mitarbeiter ihre spezifische Identifikation verlieren?In der vorliegenden Analyse gehen die Autoren den Herausforderungen der Kommunalpolitik durch den 'Konzern Stadt' nach. Im Zentrum steht die Frage der Steuerung kommunaler Unternehmen in kleineren und mittelgroßen Kommunen. Auf der Basis eigener empirischer Erhebungen wird gezeigt, dass mit Aufgabenverlagerung und Verselbstständigung ein Rückzug der Politik verbunden ist. Um hier gegenzusteuern ist es nach Meinung der Autoren notwendig, die Steuerungsperspektive zu verlassen und Kommunen und ihre Unternehmen unter den Aspekten Gewährleistung und Governance zu betrachten. Die damit verbundenen Erkenntnisse werden zu Grundlinien eines kommunalen Public Corporate Governance Kodex verdichtet. Die Studie will damit einen Beitrag zu einer stärker politisch orientierten Diskussion des kommunalen Wirtschaftsrechts liefern. Darüber hinaus sollen kommunale Akteure (Kommunalpolitik, Verwaltung, Arbeitnehmervertreter) für die Fragen der kommunalen Unternehmen sensibilisiert werden.
In November 2013 the Chinese Communist Party under its new leader, Xi Jinping, passed its "Decision on the Comprehensive Deepening of Reform". Among manyother ideological and organizational innovations, this watershed document introduced the notion of "top-level design". With this concept the party leadership has claimed a new paradigm of hierarchical political steering, one designed to succeed the older paradigm of "crossing the water by groping for stones" that had characterized the more incremental and experimental reform approach of the earlier reform period. In due course, various new party organs have been established to implement this new top-down approach - among them the "Leadership Group for Comprehensively Deepening Reform" that is headed by Xi Jinping himself. Different from other central leadership groups that have routinely be established by the party on an ad hoc basis in the wake of new reform strategies, leadership groups for comprehensively deepening reform have been formed not only at the central level but also at the provincial, municipal, and even county ones too. Mandated with the task of coordinating and promoting reforms across multiple policy fields, these leadership groups bring together the top echelons of party and government at their respective levels - thus creating a new, high-powered layer of political steering. Based on the analysis of party documents, administrative records, and interviews, this article looks into the organizational structures and the modus operandi of the new leadership groups from the central down to the county level. It identifies potential benefits and risks emerging from the new top-level design, and finds that it might in fact tend to paralyze political steering rather than make it more effective.
Nahezu alle Teilbranchen der Agrar- und Ernährungswirtschaft sind einem erhöhten Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit ausgesetzt. Aspekte des Tierwohls innerhalb der etablierten Produktionssysteme werden im Besonderen kritisch hinterfragt. Gleichzeitig ist das Agribusiness durch starke Interessensgegensätze zwischen den verschiedenen Akteuren geprägt. Die Aspekte "Tierwohl" sowie "Steuerungsprozesse innerhalb der Wertschöpfungskette" stellen somit wichtige Forschungsfelder innerhalb der Agrar- und Ernährungswirtschaft dar. Die Dissertationsschrift "Agrar- und Ernährungswirtschaft zwischen politischer Steuerung und gesellschaftlicher Akzeptanz. Governance- und Netzwerkstrukturen am Beispiel des Niedersächsischen Kompetenzzentrums Ernährungswirtschaft (NieKE) – Landesinitiative Ernährungswirtschaft" befasst sich vor diesem Hintergrund mit den internen Governance-Prozessen und -Mechanismen eines bedeutenden Netzwerkes der niedersächsischen Agrar- und Ernährungswirtschaft, dem Niedersächsischen Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft – Landesinitiative Ernährungswirtschaft (NieKE – LI EW). Die Empirie basiert auf Verlaufsprotokollen der einzelnen Gremien der Fallstudie sowie umfangreichem Kontextmaterial. Die analysierte Netzwerkhistorie umfasst die Jahre 1999 bis 2015 und ermöglicht die Visualisierung der Netzwerkstrukturen sowie die thematische Rekonstruktion der Netzwerk-internen Diskurse unter spezieller Be-rücksichtigung des Diskurses rund um das Thema "Tierwohl". Die Analyse der tri-sektoralen Zusammenarbeit der aus den Sektoren Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft stammenden Netzwerk-Akteure verdeutlicht, dass das NieKE, das seit 2010 als Landesinitiative Ernährungswirtschaft (LI EW) fungiert, ein (historisch bedingt) in Weser-Ems regional verankertes, aber überregional agierendes Branchennetzwerk ist, das eine wichtige Plattform der Artikulation von Interessen darstellt und als Spiegel aktueller Entwicklungen und Herausforderungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft dient. Öffentlichkeitsrelevante und konfliktbehaftete Themenfelder beeinflussen dabei die NieKE-internen Diskussionen maßgeblich, was anhand der vertieften Analyse Tierwohl-Diskurses verdeutlicht werden konnte. Der Tierwohl-Diskurs wird vor allem von Akteuren, die dem Bereich der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung nahestehen geprägt (Standing). Dies sind in erster Linie Wissenschaftler aus den Disziplinen Veterinärmedizin, Geographie und Agrarwissenschaften, aber auch Unternehmensvertreter aus der Schlacht- und Geflügelbranche sowie der Agrartechnik. Höhere Tierwohlstandards werden dabei grundsätzlich befürwortet (Positionierung). Darüber hinaus lassen sich die im Tierwohl-Diskurs vertretenen Positionen vornehmlich einem wissenschaftlichen Deutungsrahmen zuordnen (Framing), wobei Berichte über Forschungs- und Projektaktivitäten, welche sich mit Fragestellungen der Tierernährung, -gesundheit, -haltung und -zucht befassen, dominieren.
Wissenschaft ist als gesellschaftliches Teilsystem und erkenntnistheoretisches Modell der Antrieb der modernen Zivilisation, ihre Wirkmächtigkeit ungeheuerlich. Hier besteht seitens der Politik ein enormes Steuerungspotential, von der potentiellen Anwendungen über die gezielte Förderung und Produktion bestimmten Wissens bis hin zur Legitimierung ganzer Politikfelder. Die Arbeit zeigt, dass Wissenschaft in den Vereinigten Staaten sowohl durch religiöse, antiintellektuelle, praktische und pragmatische Ideen stark gesellschaftliche eingehegt wurde, stärker als in der alten Welt. Wert wird ihr insbesondere hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit zugeschrieben, nicht per se als Wissens- und Erkenntnisproduzentin. Und sowohl liberale wie konservative Wissenschaftspolitik unterliegt denselben Begründungsmustern, wenngleich die Ausgestaltung des Politikfeldes unter Bush und Obama unterschiedliche Wege ging. Hinsichtlich der strukturellen Ebene zeigt die Arbeit, dass das lose Netzwerk amerikanischer Wissenschaftspolitik seine Entsprechung in wissenschaftspolitischer Rhetorik findet. Koalitionen und Argumente werden je nach Fragestellung eingegangen und kombiniert. Darunter leidet aber das Steuerungspotential der amerikanischen Regierung. Das gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis von Wissenschaft und Politik führte jedoch zu einer schnellen Normalisierung der Systembeziehungen nach der Präsidentschaft George W. Bushs.
Soziale Prozesse in modernen Gesellschaften lassen sich offensichtlich immer seltener präzise steuern. Politikwissenschaft möchte nun in Form von Ansätzen, Konzepten, Modellen oder Theorien mögliche Lösungen bzw. Beschreibungen und Erklärungen hierfür anbieten. Zunächst wird in dieser Arbeit im Fundus der Disziplin nach vorhandenen Vorschlägen gesucht und diese auf ihre Tauglichkeit hin überprüft. Als erstes werden Rationalitätskonzepte ("Planung") diskutiert. Diese visieren eine rationale, logisch stringente Entscheidungsvorbereitung an, scheitern damit zumeist jedoch an der "Realität". Weiter geht es mit Staats- und Gesellschaftstheorien. Moderne Staatstheorien befassen sich vorrangig mit kooperativen Elementen, fokussieren sich aber nach wie vor auf den "Staat", wobei dieser Begriff meist unpräzise verwendet wird. Gesellschaftstheorien beschäftigen sich hingegen mit dem Wirkgeflecht z.B. zwischen Politik und anvisiertem Sozialsystem; Steuerungsleistungen rücken dabei jedoch eher in den Hintergrund. Es folgen systemtheoretische Konzepte, genauer David Eastons bekanntes Systemmodell, Werner Janns "Policy-Making-Modell" und Richard Münchs "Interpenetrationskonzept". Hauptkritikpunkt war jedoch, dass in modernen Gesellschaften nur selten offene Systeme existieren. Daran anschließend werden mit dem Policy-Cycle, dem akteurzentrierten Institutionalismus und Konzepten aus dem Bereich der Netzwerkanalyse bzw. -theorie Konzepte aus dem Bereich der Policy-Analyse vorgestellt; steuerungstheoretische Überlegungen liegen hier jedoch eher randständig vor. Governance-Konzepte möchten neben klassischen hierarchischen oder marktförmigen Steuerungsversuchen alternative Varianten, etwa Verhandlungslösungen oder Kooperationen, in den Blickpunkt rücken. Allerdings sind diese theoretisch meist defizitär konstruiert, sodass beispielsweise Wirkmechanismen kaum modelltheoretisch dargestellt werden. Alternativ wird die Autopoiesetheorie empfohlen. Ihre naturwissenschaftlichen Wurzeln zwingen zunächst zu Überlegungen bezüglich des Theorientransfers und der prinzipiellen Form sozialwissenschaftlicher Theorien. Sie wird mit Hilfe des wissenschaftstheoretischen Strukturalismus übertragen, der sich mit der Struktur von Theorien bzw. der Verknüpfbarkeit verschiedener Theorieelemente befasst. Postuliert wird, dass die biologische Autopoiesetheorie als Basis-Theorieelement, die sozialwissenschaftliche Interpretation von Humberto Maturana und Francisco Varela nebst steuerungstheoretischen Ableitungen und eine Verknüpfung des Ansatzes kreativer Netzwerke mit dem Framing-Konzept Hartmut Essers als Modelle der Theorie verwendet werden können und hierdurch die Makro- mit der Mikroebene verknüpft wird. Im weiteren Fortgang wird die Theorie der Autopoiese durch Rationale Rekonstruktion präzisiert und axiomatisiert, sozialwissenschaftlich interpretiert, diese Variante ebenfalls axiomatisiert und daraus insgesamt vier steuerungstheoretische Schlüsse gezogen. Die Steuerungskonzepte werden in einer zweidimensionalen Typologie verortet, die unterscheidet, ob erstens sich die Konzepte ausschließlich auf der Makro- oder zugleich auch auf der Mikroebene bewegen und zweitens ob es sich bei den zu steuernden Systemen um allonome oder autonome Systeme handelt. Die Makroebene der vier Steuerungskonzepte wird mit den bereits vorliegenden Konzepten Peter M. Hejls ("kritische Inputs" und "Systeme zweiter Ordnung") ausgefüllt, jedoch beide wegen ihrer Makrolastigkeit verworfen. Allonome Systeme mit autopoietisch modellierten Akteuren auf der Mikroebene können per Perturbation gesteuert werden; Steuerungsbarrieren ergeben sich erst auf der Mikroebene. Letztens werden kreative Policy-Netze empfohlen: Diese respektieren die Autonomie sozialer Systeme und die Autopoiesen der Individuen. Im Folgekapitel werden geläufige autopoietisch fundierte Steuerungskonzepte vorgestellt und kritisch diskutiert, wie z.B. von Niklas Luhmann ("Soziale Systeme"), Gunther Teubner ("Recht als autopoietisches System"), Karl-Heinz Ladeur ("strategisches Recht"), Manfred Glagow ("Selbststeuerungskonzepte"), Helmut Willke ("Kontextsteuerung" und "Supervision") und der Autorengruppe um Axel Görlitz, Ulrich Druwe und Hans-Peter Burth ("Mediales Recht"). Diese Konzepte werden allesamt als inadäquat verworfen; da sie meist auf einen angemessenen Transfer verzichten oder die Ursprungstheorie nur unzureichend wiedergeben. Zur Überwindung dieser Defizite wird eine eigene Konzeption vorgeschlagen, die die Autopoiesetheorie in ihrer sozialwissenschaftlichen Variante mit dem Ansatz kreativer Netzwerke und Hartmut Essers Framing-Konzept verknüpft, sodass am Ende - gemäß dem wissenschaftstheoretischen Strukturalismus - ein (Steuerungs-) Modell des Basis-Theorieelements "Autopoiesetheorie" steht. ; The starting point of this work is based on the diagnosis that political steering of social processes in modern societies gets increasingly difficult due to a multitude of reasons. It's the business of political sciences to deal with this problem and to offer descriptions or even explanations. In order to solve this problem, it is advisable to search for already existing proposals in the archive of the discipline and to test them regarding their suitability. At first rationality concepts ("planning") are discussed. Such concepts aim for a rational, logically stringent preparation of decisions. But confronted with reality they mostly fail. After that a potential concept is searched for in the context of state- and social theories. Modern state theories primarily deal with cooperative elements. But still "the state" stays in the focus of examination, even if it is often unclear, what it actually means. Social theory, in contrast, copes with the area in which the political system is confronted with the focused social system, but steering performances often take a back seat here. Then systems-theoretical steering concepts are discussed, namely David Easton's well-known systemic model, Werner Jann's "Policy-Making-Modell" and Richard Münchs "Interpenetrationskonzept". But these concepts of open systems do not fit to modern societies with their closed systems. After that concepts from the domain of Policy-Analysis are presented, e.g. the policy-cycle, Fritz W. Scharpf's and Renate Mayntz' "Akteurzentrierter Institutionalismus" and finally concepts of the network analysis and, respectively, network theory. In sum it is shown that steering-theoretical thoughts are here very rare. Last, contemporary "governance"-concepts want to focus on alternate steering variants beside classic hierarchical or market-like arrangements, for example bargaining solutions or cooperation. However, it is also shown that governance-concepts do not offer sophisticated theoretical constructions, which means that causal connections are hardly presented. As an alternative for solving the research questions the theory of autopoietic systems is recommended. As it originates from natural sciences, some reflections about the transfer method and how socio-scientific explanations generally have to look like are made. In the following the methodical guided transfer is performed with the structuralist theory-concept. It deals with the structure of theories and with the connectivity of statements of different theory elements. It is postulated that it would be possible to use the biological theory of autopoiesis as a basic theory element, Humberto Maturana's and Francesco Varela's socioscientific interpretation along with steering-theoretical deductions and a connection of the approach of creative networks with Hartmut Esser's framing-concept as a model of the base-theory. Thereby is the social macro- with the microlevel connected. In the course of the work the theory of autopoiesis is specified by a rational reconstruction and axiomatized. After that it is interpreted socio-scientifically and again axiomatized; in addition to that four steering-theoretical conclusions are deducted (macro-level vs. macro-micro-connection and autonomous vs. allonomous systems). First, with the help of "critical inputs" autonomous social systems can be steered by ignoring the micro-level. Second, allonomous social systems can be regulated by "second order systems", also by ignoring the micro-level. These systems have to be allonomous, because otherwise a new barrier for the steering processes would exist. These two variants have been developed by Peter M. Hejl. As they examine only the macro-level, both of them are refused. Third, regarding allonomous systems with autopoietic modelled actors, it could be possible to steer them hierarchically by perturbating the actors. Steering barriers would just exist on the micro-level. The autopoiesis of the individuals would prohibit direct commands. As a fourth variant creative policy-networks are identified: They respect the autonomy of social systems and the autopoiesis of individuals. In the following autopoietic based steering concepts that are commonly used are presented and critically discussed, e.g. those composed by Niklas Luhmann ("social systems") or Axel Görlitz, Ulrich Druwe und Hans-Peter Burth ("medial law"). Because of methodological reasons and with regard to the content they are all refused. In order to eliminate such deficits another conception is proposed, which combines the theory of autopoiesis and, respectively, its socio-scientific variant with the approach of creative networks and Harmut Esser's framing-concept.
In neueren Analysen der westeuropäischen Integration wird zunehmend auf die strukturellen Grenzen positiver Integration hingewiesen. Vor diesem Hintergrund erscheint die Analyse internationaler Umweltregime als Beispiele für positive Regelungen jenseits des Nationalstaates gewinnbringend. Bei der Analyse von drei internationalen Umweltregimen zeigt sich, daß trotz kooperationshinderlicher Interessenkonstellationen marktkorrigierende internationale Umweltregime mit bemerkenswerter Effektivität prinzipiell möglich sind. Gleichwohl müssen marktkorrigierende positive internationale Verregelungen Schwierigkeiten überwinden, die sich im Falle von negativen Verregelungen nicht in derselben Weise stellen. Neben der mit positiven Regelungen systematisch verbundenen ungünstigen Interessenkonstellation wird die Bildung marktkorrigierender Regime insbesondere durch die spezifische Implementationslogik positiver Regelungen erschwert; denn bei solchen Verregelungen sind ungewollte Defektionen viel häufiger als bei negativen Regelungen. Die Analyse internationaler Umweltregime zeigt jedoch, daß die besonderen Implementationsprobleme positiver internationaler Verregelungen durch ein bestimmtes institutionelles Design, das C-4-Design, überwunden werden können. ; Recent scholarship on the process of European integration emphasizes the struc-tural limits of positive integration. Against this background, the analysis of international environmental regimes promises to be illuminating. A closer look at three environmental regimes reveals that these remarkably effective regulations have to be categorized as market-correcting. To be sure, positive regimes must overcome substantial difficulties that are peculiar to positive regulations, such as an interest constellation that tends to be inconducive to regime formation and a specific implementation logic that opens up the possibility of involuntary defec-tion. The analysis of international environmental regimes shows, however, that these difficulties can be overcome by a specific institutional design.
Mit dem Konzept der Metropolregionen hat die bundesdeutsche Raumordnung ein Instrument geschaffen, mit dem die verstädterten Regionen auf den internationalen Wettbewerb vorbereitet werden sollen. Der damit einhergehende Auf- und Ausbau metropolregionaler GovernanceRegimes soll dabei helfen, diesen Anpassungsprozess zu beschleunigen bzw. schneller und flexibler zu bewältigen. Der Artikel setzt sich kritisch mit dem landesweit zu beobachtenden Auf- und Ausbau metropolregionaler Governance- Regimes auseinander und fragt nach den Konsequenzen der damit einhergehenden Beschleunigungsoffensive. Im Zuge dessen wird argumentiert, dass die metropolregionalen GovernanceRegimes vielfach nur auf einem vergleichsweise niedrigen Gestaltungsniveau operieren können und das Problem des "Rasenden Stillstandes" fördern. ; With the concept of metropolitan regions, the German Regional Planning Policy has created an instrument to prepare the urbanized regions for international competition. The creation of metropolitan governance regimes is supposed to support a faster and more flexible coping with this adjustment process. The article critically deals with the creation of metropolitan governance regimes and asks for the consequences of the acceleration accompanying this process. By this the article argues that metropolitan governance regimes can often operate only on a comparatively low level and therefore support the degeneration of regional policy, and) lead to the paradox of a "hyperaccelerated standstill".
Zur Bewältigung der drängenden Fragen der heutigen Zeit wird von den politischen Verantwortungsträgern ein klares und nachvollziehbares Konzept und Vorgehen eingefordert. Der Ruf nach einer strategischen nicht nur taktischen Ausrichtung der politischen Planung und Steuerung wird laut. Die Restriktionen der politischen Rationalität können nicht als Hinderungsgrund für die stärkere Strategieausprägung von Regierungspolitik angesehen werden, vielmehr ist der Strategiefaktor in der Politik auszubauen. Die vorliegende Arbeit stellt die Balanced Scorecard (BSC) als strategisches Managementinstrument zur Verbesserung der strategischen Planung und Steuerung der Vorhaben einer Landesregierung an der Schnittstelle zwischen Landesregierung und Ministerialverwaltung in den Fokus der Betrachtung. Entscheidend für die Anwendung eines für die Privatwirtschaft entwickelten Instruments ist dessen Anpassbarkeit an spezifische Kriterien, die sich im Kontext einer Landesregierung und deren -verwaltung ergeben. Diese qualitativen Kriterien werden mithilfe einer Matrix ermittelt. In dieser stehen sich die essenziellen Funktionen einer BSC und die Herausforderungen der BSC im Kontext einer Landesregierung gegenüber. Der empirische Teil der Arbeit stellt die BSC-Bestrebungen des Landes Brandenburg vor und analysiert diese anhand der abgeleiteten qualitativen Kriterien. Im Ergebnis der Fallstudie stellt sich vor allem die Führungsunterstützung als der erfolgsentscheidende Faktor der BSC-Konzeption und -Implementierung innerhalb der Landesregierung Brandenburg heraus. Daneben sind die Formulierung und Ableitung klarer Strategien und Ziele durch die Regierenden, die Beachtung personeller Aspekte sowie eine ausgefeilte Projektorganisation von entscheidender Bedeutung für den Erfolg der BSC. ; Politicians are required to act with a precise and traceable concept to accomplish the huge political issues of the time. A strategic instead of a tactical approach of political planning and steering is the main request. Politics have their own rationality but this should not be a restriction to avoid a stronger emphasis of strategic policy. The strategic side of policy should rather be expanded. The following thesis tries to enhance the process of strategic planning and steering of Laender by adopting the strategic management instrument balanced scorecard at the intersection between government and administration. The balanced scorecard is a management instrument of the private sector. Therefore the balanced scorecard has to be aligned at specific criteria of the public sector especially in the context of a Laender government. The specific qualitative criteria are identified by means of a matrix. The empirical part introduces and analysis the balanced scorecard concept and the implementation strategy of the federal state of Brandenburg on the basis of the qualitative criteria. The success factors in the case study are promotion by leadership, formulation of precise strategies and objectives by politicians, attention of personnel aspects and a sophisticated organisation of balanced scorecard implementation projects.
Das vorliegende Wuppertal Paper setzt sich mit der Frage der Verankerung von Daseinsvorsorge und Dienstleistungsqualität im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auseinander. Das Papier liefert eine Diskussionsgrundlage, die - ausgehend von der derzeitigen Gesetzeslage - das Politikfeld ÖPNV konzeptionell weiterentwickelt. Unter dem Stichwort nachhaltige Daseinsvorsorge wird die Frage gestellt, wie der ÖPNV verstärkt zum Ziel einer nachhaltigen Entwicklung beitragen kann. Im Mittelpunkt des Papiers steht die Analyse von Gesetzestexten, ausgewählten Nahverkehrsplänen und Ausschreibungen. Auf Basis der Analyse werden die zentralen Begriffe Daseinsvorsorge und Dienstleistungsqualität definiert und anschließend Ziele einer nachhaltigen Daseinsvorsorge und Dienstleistungsqualität sowie entsprechende Qualitätskriterien aufgestellt. Die abschließenden Thesen skizzieren die mögliche Rolle einer nachhaltigen Daseinsvorsorge in einem zunehmenden Wettbewerbsumfeld. ; This Wuppertal Paper deals with the question how public services and service quality can be guaranteed in the public transport sector. The paper built a basis for further discussions how - based on current laws - the policy field public transport can conceptually be developed further. The question is raised how far public transport can contribute to a sustainable development. The paper focuses on analysing existing laws, selected local public transport plans and invitation of tenders. On basis of these analyses, the central terms public services and service quality will be defined, and additionally objectives and quality criterions of sustainable public services and service quality will be developed. Finally, thesis about the future role of sustainable public services in an increasing competitive environment will be formulated
Ausgangspunkt des vorliegenden Textes ist die Beobachtung, dass sich seit Beginn der neun-ziger Jahre ein tiefgreifender Wandel in der politischen Steuerung des Gesundheitswesens vollzieht, der einen gesundheitspolitischen Paradigmenwechsel darstellt. Er ist dadurch ge-kennzeichnet, dass die beteiligten Individualakteure (Kassen, niedergelassene Ärzte, Kranken-häuser, Versicherte bzw. Patienten) mit Hilfe einer Reihe von Instrumenten in ein umfassen-des Anreizsystem integriert werden, das sie dazu veranlassen soll, sich auf der Basis ihrer ei-genen finanziellen Interessen bei der Erbringung, bei der Finanzierung und - in der konserva-tiv-liberalen Variante - auch bei der Inanspruchnahme von Leistungen am Ziel der Ausgaben- bzw. Mengenbegrenzung zu orientieren. Wichtige Instrumente dieses Wandels sind die Ein-führung bzw. der Ausbau des Wettbewerbs zwischen den Krankenkassen sowie die Einfüh-rung von Pauschalentgelten und Individualbudgets für die Leistungserbringer. Die Implementation derartiger Steuerungsinstrumente geht einerseits mit einer partiellen Rückführung korporatistischer Steuerungsformen einher, um die Individualakteure in die Lage zu versetzen, den veränderten Anreizen zu folgen; andererseits ist aber auch ein Fortbe-stand, ja sogar ein partieller Bedeutungszuwachs korporatistischer Steuerungsinstrumente zu beobachten, dem vor allem die Absicht des Gesetzgebers zugrunde liegt, die wahrgenomme-nen oder antizipierten Fehlanreize der neuen Steuerungsinstrumente zu vermeiden oder zu korrigieren. Vermutlich werden wettbewerbliche Steuerungsinstrumente in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass korporatistische Struktu-ren und Regelungsmechanismen dabei verschwinden werden. Vielmehr dürfte es bei den be-vorstehenden Gesundheitsreformen darum gehen, die Beziehungen von wettbewerblichen und korporatistischen Steuerungsinstrumenten neu zu justieren.
Die folgende Studie beschäftigt sich mit Formen und Wirkung politisch-sozialer Steuerung und ihrer Wechselwirkung mit ökonomischen Steuerungsmechanismen des Arbeitsmarktes. Die Fragestellung ist Resultat von Analysen zur strukturierten Arbeitslosigkeit. Prozeß, Dynamik und Verteilung der Arbeitslosigkeit sind nur im Zusammenhang mit der politisch-sozialen Entscheidungsstruktur zu verstehen. Mit der Verteilung und Zuordnung knapper Ressourcen - z.B. von guten Arbeitsplätzen - ist auch eine entsprechende Allokation sozialer Positionen und politischer Macht verbünden, die politisch-sozialer'Steuerung unterliegen. Strategien erfolgversprechender Arbeitsmarktund Beschäftigungspolitik müssen diese Zusammenhänge berücksichtigen. Zunächst wird ein allgemeiner Bezugsrahmen einer politischökonomischen Steuerungstheorie entworfen und am Beispiel der Arbeitsmarktpolitik illustriert. Nach der Einführung des umfassenden Modells wird der Bezugsrahmen in vier analytisch differenzierbare Handlungssysteme aufgegliedert: in den Arbeitsmarkt als Produktionssystem, als Allokationssystem, als Integrationssystem und als Entscheidungssystem im engeren Sinne. Auf diesen Ebenen werden die grundlegenden Austauschbeziehungen beschrieben, die wichtigsten Theorien erörtert und die aktuelle Steuerungsproblematik herausgestellt. In Analogie zu den vier analytischen Teilsystemen des Arbeitsmarktes lassen sich nach Funktion und Medium charakterisierte Steuerungstypen der Arbeitsmarktpolitik unterscheiden kollektive Leistungserbringung (z.B. staatliche Investitionen oder Dienstleistungen, Unterhaltsgarantien), - allokative Steuerung (d.h. regulative und materielle Anreiz- Steuerung), - integrative Steuerung (Kontrolle abweichenden Verhaltens, Errichtung und Schutz von VerhandlungsSystemen mit kollektiven Handlungsfunktionen), - kognitive und motivationale Steuerung (d.h. Steuerung durch Information, Deutungsmuster der Wirklichkeit, Überzeugung). Dabei interessiert uns vor allem die Wirkungslogik der Steuerung, d.h. die Frage, ob es systematische Zusammenhänge zwischen instrumenteller Struktur und den Strukturen der betreffenden Probleme, Adressaten und Durchführungsorgane gibt. Theoretisch wie empirisch lassen sich zahlreiche Hinweise auf die Grenzen traditioneller Steuerungsformen der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik aufzeigen. Der Kern unserer Überlegungen zu einer Steuerungstheorie des Arbeitsmarktes führt zu der These, daß der spezifische Engpaß der Arbeitsmarktpolitik heutzutage nicht im Mangel besteht, auf das was von individuellen und kollektiven Entscheidungen einzuwirken, d.h. auf die substantielle Rationalität der Gesellschaft Einfluß zu nehmen. Der Mangel besteht vielmehr in effekII tiven Verfahren kollektiver Entscheidungsfindung und in der Vermeidung perverser Anreizstrukturen, d.h., im Sinne von Herbert A. Simon, in der Verbesserung verfahrensmäßiger Rationalität. ; The following study deals with the forms and effects of politico-social regulation and its interaction with the economics of the labour market. The study has emerged from analyses of structured unemployment. The development, dynamics and distribution of unemployment can only be understood in connection with the politico-social decision-making structure. The distribution and allocation of scarce resources, e.g. good Jobs, is linked to a corresponding allocation of social positions and political power, which are subject to politicosocial regulation. Promising strategies in labour market policy and employment policy must take account of these links. We shall begin by devising a general framework for a politicoeconomic regulation theory, illustrated by the example of labour market policy. After introducing the overall model, the framework will be subdivided into four Systems of action, all distinguishable in analysis one from another: the labour market's production system, allocation system, integration system and decision-making system in the narrow sense of the word. On these four levels, there will be a description of the basic exchanges, a discussion of the most important theories, and an emphasizing of current problems in this type of regulation. In analogy to the four analytical Systems within the labour market, we may distinguish four types of regulation in labour market policy, characterized by their function and the way in which they are implemented: - collective achievements (e.g. State investments or Services, maintenance guaranties) - allocative regulation (i.e. normative and material incentives) - integrative regulation (control of deviating behaviour, the establishing and protecting of negotiation Systems such as collective bargaining) - cognitive and motivational regulation (i.e. regulation by means of Information, Interpretation patterns of the facts, persuasion) That which interests us most 'of all is the operational logic of this regulation i.e. the question cf whether there are systemati correlations between instrumental structure and the structures of the problems, these affected and organs of Implementation involved. Both theoretically and empirically, numerous references are made to the limitations of traditional modes of regulation within labour market and employment policies. The core of our deliberations on a regulatory theory for the labour market leads us to assume tha't the bottle-neck in labour market policy today does not come from a failure to influence individual and collective decisions i.e. a failure to influence the substantial rationality of society. It comes much more from the way in which collective decisions are made and from the avoidance of perverse incentive structures i.e. as in Herbert A. Simon's improvement of procedural rationality.
Der Umstieg auf erneuerbare Energien und die damit notwendigerweise verbundenen Veränderungen der bestehenden ökonomischen, technischen und sozialen Systeme wird immer wieder als Generationenaufgabe beschrieben – einer Aufgabe, die langfristiges Handeln und Entscheiden verlangt. Allerdings sind weder das politische noch das wirtschaftliche System bisher auf ein derart komplex langfristiges Handeln ausgelegt. Während zu den handlungszwingenden Erfordernissen in der Politik schnelle, die Legitimation wie auch die Wiederwahlchancen steigernde Erfolge zählen, ist die Wirtschaft vor allem an Effizienz und Gewinn orientiert. Das führt dazu, dass die im Grundsatz technisch realisierbare Energiewende vor allem an kurz- bis mittelfristigen politischen wie wirtschaftlichen Erfolgskriterien ausgerichtet ist und langfristige Belange wie bspw. Fragen der Ökologie und der Nachhaltigkeit eine nur nachgeordnete Bedeutung besitzen. Die Arbeit geht deshalb der Frage nach, wie und in welcher Form Langfristigkeit in Bezug auf Politik und politisches Steuerungshandeln erzeugt, sichergestellt und/oder aufrechterhalten werden kann. Dabei wird eine institutionalistische Perspektive eingenommen. Die gesamt Untersuchung stützt sich auf einen fokussierten Paarvergleich differenzanalytischer Art von qualitativen Fallstudien zur energiepolitischen Steuerung in Deutschland und Großbritannien im Zeitraum von 1989 bis 2017.