Social simulations of polycentric policy making: Ex ante assessment of administrative reform in the region of Rotterdam.
In: Simulation und Planspiel in den Sozialwissenschaften : eine Bestandsaufnahme der internationalen Diskussion., S. 231-258
"In der Verwaltungswissenschaft hat sich in den vergangenen Jahren die Auffassung weitgehend durchgesetzt, daß Politik als horizontaler und polyzentrischer Prozeß - wenn nicht sogar als Reihe ineinander verschränkter Prozesse - angesehen werden kann. Erheblicher Forschungsbedarf besteht jedoch noch hinsichtlich der Ableitung und Überprüfung von Auswirkungen dieser Einsicht auf die Entwicklung von Politiken und von Lenkungsmöglichkeiten. Die meisten Arbeiten auf diesem Feld neigen darüber hinaus dazu, sich auf 'network management' und verwandte Ansätze zu konzentrieren, wobei fast ausschließlich die Rolle von Netzwerken im Verwaltungsprozeß im Mittelpunkt steht. Damit sind nicht die einzelnen Akteure mit ihren spezifischen Problemen und Politiken, sondern das Beziehungsgeflecht, in das sie eingebettet sind, das Zentrum der Analyse. Es wird vor allem untersucht, wie politische Akteure interagieren, weniger, wie sie tatsächlich agieren. Solche Untersuchungen mögen aus theoretischer Perspektive gültige Ergebnisse liefern, sie erfüllen aber nicht die Anforderungen der meisten politischen Akteure. Wir argumentieren nun, daß sich Akteure, die mit der Entwicklung und Durchführung von Politiken befaßt sind, durch eine soziale Simulation, eingesetzt als Untersuchungsinstrument, Orientierung verschaffen können - auf machbare, relevante und verständliche Weise, und ohne das theoretische Verständnis von Politik als horizontalen und polyzentrischen Prozeß mit diversen (Gruppen von) Akteuren zu trivialisieren oder zu verzerren. Dieser Beitrag untersucht die Einsatzmöglichkeiten sozialer Simulation als Methode, um die Auswirkungen einer Reform der öffentlichen Verwaltung zu explorieren. Dies wird durch die soziale Simulation einer Verwaltungsstrukturreform in der Region Rotterdam illustriert. Zunächst gehen wir auf die Probleme der Region ein, die mit einer großangelegten Reform der Verwaltung gelöst werden sollten, dann geben wir einen Überblick über die soziale Simulation, die zur Vorhersage der Resultate der neuen Struktur, vor allem in Hinblick auf die Kooperation zwischen den Kommunen, entworfen wurde. Am Ende dieses Beitrags stellen wir Ergebnisse der Simulation vor, wobei wir argumentieren, daß soziale Simulation zu einer Art des Lernens führt, welche die Erfolgsaussichten einer Verwaltungsreform und eines konstruktiven Austauschs von Argumenten erhöht." (Autorenreferat).