In dem Band werden zunächst aus demokratie-theoretischer Sicht die strukturellen Ursachen des Rechtspopulismus analysiert und moralisierende Bearbeitungsweisen in Politik und Öffentlichkeit kritisch beleuchtet. Teil zwei ist der Erklärung und Evaluierung von vier verschiedenen Konzepten und Handlungsansätzen der Sozialen Arbeit in der Auseinandersetzung mit dem Rechtspopulismus gewidmet.
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Wir suchen eure Beiträge! We're looking for your texts! English below! Der Ausgang der Wahlen in den USA hat zu vielen Diskussionen und Kontroversen geführt. Gleichzeitig weist der Diskurs innerhalb der Vereinigten Staaten erstaunliche Parallelen zu den Debatten in europäischen Ländern auf. Die beobachtbare Polarisierung und die Emotionalität des Diskurses...
In: Swiss political science review: SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft = Revue suisse de science politique, Band 10, Heft 2, S. 188-191
"Seit Herbst letzten Jahres kommt es in Bangkok regelmäßig zu Protestkundgebungen, an denen sich bis zu 100.000 Menschen beteiligen. Sie fordern den Rücktritt von Premierminister Thaksin. Um die Legitimität seiner Regierung neu zu untermauern, hat dieser für Anfang April Neuwahlen angesetzt. Die Enthüllung von Korruptionsfällen und die Vermischung wirtschaftlicher und politischer Interessen haben der Legitimität der Regierung Thaksin in Teilen der thailändischen Funktionselite und der städtischen Bevölkerung Bangkoks schweren Schaden zugefügt. Nach umstrittenen ökonomischen Transaktionen Thaksins hat sich eine heterogene Protestbewegung geformt, die den Rücktritt des Premierministers und politische Reformen verlangt. Der in der ländlichen Bevölkerung beliebte Thaksin weigert sich bislang zurückzutreten. Die Proteste offenbaren eine tiefe Spaltung zwischen der ländlichen und der städtischen Bevölkerung Thailands. Der Grund dafür liegt in der großzügigen Förderung der ländlichen Regionen durch Thaksins Regierung. Bei den Gegnern Thaksins handelt es sich um ein breites Sammelbecken zivilgesellschaftlicher Gruppen, deren gemeinsames Ziel darin besteht, den Premierminister zu stürzen. Dieser lehnt einen Rücktritt jedoch ab, weil er sich durch den Wahlsieg im Februar 2005 hinreichend legitimiert sieht. Mit der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft wächst die Gefahr eines militärischen Eingreifens. Dies dürfte aber nur dann geschehen, wenn der Konflikt zwischen Regierung und Demokratiebewegung gewalttätig eskaliert." (Autorenreferat)
In den letzten zehn Jahren ist ein Aufstieg rechtspopulistischer Parteien zu beobachten, der nicht nur Politik und Öffentlichkeit, sondern auch die Sozialwissenschaften und insbesondere die Soziologie beschäftigt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen, wie der Rechtspopulismus zu beurteilen ist und was die gesellschaftlichen Ursachen für sein Erstarken sind. Einen Beitrag zu ihrer Beantwortung zu leisten, ist das Ziel dieses Dissertationsprojekts. Der erste Teil setzt sich dabei kritisch mit der aktuellen sozialwissenschaftlichen Debatte um den Rechtspopulismus auseinander. Zunächst werden die gängigsten Definitionen des Rechtspopulismus vorgestellt und kurz die zentralen Themen und Aspekte des rechtspopulistischen Diskurses skizziert. Anschließend werden ökonomische, politische und kulturelle Erklärungsansätze kritisch diskutiert. Dabei wird herausgestellt, dass insbesondere die rechtspopulistische Ablehnung von MigrantInnen und Minderheiten von den gängigen Deutungsansätzen nicht erklärt werden können. Der zweite Teil rekonstruiert auf Grundlage der verfügbaren empirischen Literatur den Kern des rechtspopulistischen Weltbildes: den Diskurs über die Fremden und den Diskurs über die Elite. Die Fremden werden im Rechtspopulismus als eine "barbarische" Gemeinschaft beschrieben, die mit dem Eigenen, das als zivilisierte Gesellschaft gedacht wird, nicht vereinbar ist. Daneben existiert jedoch ein zweites Selbstbild, in dem nun das Eigene als Gemeinschaft erscheint, die fundamental bedroht scheint. Im Gegensatz zu vielen anderen AutorInnen, die die Ablehnung der Fremden als Migrations- oder Islamfeindlichkeit beschreiben, argumentiere ich, dass es sich bei dem Bild der Fremden und dem doppelten Selbstbild (Gesellschaft, Gemeinschaft) um eine aktualisierte Form von Rassismus handelt. Anschließend untersuche ich das rechtspopulistische Bild der Elite. Der Elite wird zugeschrieben gegen die Interessen und Werte des Eigenen zu handeln. Imaginiert wird ein Niedergang des Eigenen, für den die Eliten verantwortlich gemacht werden. Das von der Elite gezeichnete Bild trägt zum Teil konspirationistische Züge und weist Übereinstimmungen mit antisemitischen Stereotypen auf. Ich spreche daher von einem strukturellen Antisemitismus und vertrete die These, dass das rechtspopulistische Elitenbild eine Ersatzbildung für den offenen Antisemitismus darstellt. Im dritten Teil entwickele ich einen eigenen Deutungsansatz. Meine zentrale These lautet, dass der Kern des rechtspopulistischen Weltbildes als eine mythologische Form der Krisendeutung und Krisenverarbeitung verstanden werden muss. Der Rechtspopulismus reagiert auf die gesellschaftlichen Krisenentwicklungen der letzten Dekaden. Er hat polit-ökonomische Ursachen, folgt jedoch keiner polit-ökonomischen Logik, sondern deutet die Krise als Handeln von Kollektivsubjekten. Um die These auszuführen, erläutere ich zunächst den Begriff des Mythos. Im Anschluss an Adorno und Horkheimer gehe ich davon aus, dass mythologisches Denken nicht nur in vormodernen Gesellschaften existiert, sondern auch die moderne bürgerliche Gesellschaft eigene Mythen hervorbringt. Das zentrale Merkmal von Mythen besteht darin, dass sie die Ereignisse in der Welt auf Geist und Intentionalität zurückführen und auf diese Weise in der Logik der Handlung interpretieren und mit subjektivem Sinn versehen. Der Grund dafür liegt darin, dass die bürgerliche Gesellschaft zum einen Freiheit und Aufklärung hervorbringt, zum anderen aber auf heteronomen Strukturen basiert. Individuen müssen in ihnen als autonome Subjekte handeln. Die bürgerlichen Mythen tragen zur Reproduktion dieser Strukturen bei, indem sie sie als ewige Substanzen symbolisieren. Im Falle einer ökonomischen Krise können mythologische Denkformen an die Stelle rationalen Wissens treten. Abschließend wird der Rechtspopulismus als mythologische Krisendeutung analysiert. Die Vorstellung vom Niedergang des Eigenen stellt eine Form dar, den Krisenprozess in substantialistischen Kategorien wahrzunehmen. Die Feindbilder liefern zum einen eine Erklärung für Krisenprozesse, indem sie deren Ursachen personifizierend im bösen Willen der Elite und der Fremden verorten. Zugleich erfüllen sie die sozialpsychologische Funktion, das Krisenpotential moderner Gesellschaften zu veräußerlichen. ; The past decade has seen a rise of right-wing populist parties, which not only concerns politics and the public, but also social sciences and sociology in particular. The main questions are how right-wing populism can be assessed and what kind of social mechanisms are responsible for its rise. This dissertation project is intended to provide a valuable contribution to answering these questions. The first section critically examines the current social science debate about right-wing populism. First, the most common definitions of right-wing populism as well as the central topics and aspects of the right-wing populist discourse are described. This is followed by the demonstration of three types of explanatory approaches for right-wing populism: Economic, political and cultural explanations. It is emphasized that the right-wing populist rejection of migrants and minorities cannot be explained by these approaches. The second part reconstructs the core of the right-wing populist world view based on the available empirical literature: the discourse on the others and the discourse on the elite. In right-wing populism the others are described as a "barbaric" community that is not compatible with the own society, presumed to be civilized. In addition, however, there is a second self-image whereas right-wing populists see themselves as a community that seems to be fundamentally threatened. In contrast to many other authors who describe the rejection of others as migration hostile or islamophobic, I argue that the image of the others and the double self-image (society, community) is a renewed form of racism. After that I examine the right-wing populist image of the elite. The elite is accused for acting against the interests and values of the society, which will lead into collective breakdown. Conspiratorial stereotypes about the elite circulate which are very similar to anti-Semitic ones: The "cosmopolitan elites" are attributed with excessive political, media, and financial power. They are accused of operating secretly and worldwide with the overall goal to destroy societies which are imagined as harmonious communities. I am therefore speaking of a structural anti-Semitism and I argue that the right-wing populist image of the elite is a substitute for an open anti-Semitism. In the third part, I develop my own approach, which is based on considerations from the social-theoretical tradition from Marx to the Critical Theory. My central thesis is that the essence of the right-wing populist world view must be seen as a mythological form of crisis interpretation. Right-wing populism reacts to the social crisis of recent decades. It has political-economic causes but does not follow any political-economic logic. In support of this theory, I first explain the concept of myth. Following Adorno and Horkheimer, I assume that mythological thinking does not only exist in pre-modern societies but that modern societies still create their own myths. The central characteristic of myths is that they see all events in the world as intentional and therefore provide them with a subjective meaning. Even if the bourgeois society creates freedom and truth, it is still based on heteronomous structures; individuals must act within them as autonomous subjects. Bourgeois myths contribute to the reproduction of these structures by symbolizing them as eternal substances. Examples of bourgeois myths are economic myths, gender myths, and national myths. In the event of an economic crisis, mythological ways of thinking can take the place of rational knowledge. In conclusion, right-wing populism is analyzed as a mythological interpretation of crisis. The idea of the decline of the society is a way of perceiving the process of a crisis in substantialist categories. On the one hand, concepts of the enemy provide an explanation for crisis by finding their causes in the evil will of the elite and the others. On the other hand, concepts of the enemy fulfil the socio-psychological function to deny the crisis potential of modern society. The right-wing populist crisis myth declares: if the invasion of the others is repelled and the elite is eliminated, the good order will not be lost forever – it can be restored.
This article takes a closer look at the Tea Party by adding a transatlantic perspective. Its aim is to show that the Tea Party is a genuine right-wing movement with strong affinities to the Republican Party which revives particular American traditions of conservatism and the radical right. Its support base is not 'the mainstream' but a particular cross section of the white middle classes. In this, it is the American mirror image of many European parties and movements of the populist radical right which share the Tea Party's anti-establishment message, its ultra-patriotism and ethnocentrism. It also shares some of its characteristics with the Christian Right with which it competes and cooperates when aiming at influencing the Republican Party and Washington while marking the merger of the Christian Right with Southern conservatism.
Mit dem Begriff wissenschaftsbezogener Rechtspopulismus/-extremismus fokussiert der Beitrag solche (extrem) rechten Organisationen, Praktiken und Diskursstrategien, die sich auf das Feld der Wissenschaft beziehen. Dabei rückt in einer qualitativen Interview-Studie die Betroffenenperspektive in den Mittelpunkt, die ein blinder Fleck der Forschung ist: Wie nehmen Betroffene wissenschaftsbezogenen Rechtspopulismus/-extremismus wahr und welche Umgangsweisen finden sie? Präsentiert werden Ergebnisse zur widersprüchlichen Erscheinungsform von wissenschaftsbezogenem Rechtspopulismus/-extremismus. Neben erwartbaren Phänomenen (zum Beispiel (kultur-)rassistischen, misogynen, antidemokratischen und verschwörungstheoretischen Positionierungen) zeigt sich dieser insofern widersprüchlich, als dass er zwischen Inanspruchnahme von Wissenschaftlichkeit sowie Wissenschaftsfreiheit auf der einen Seite und Wissenschaftsfeindlichkeit auf der anderen Seite oszilliert. Er trifft mit Hochschulen auf Institutionen, deren Strukturen einen kritischen Umgang erschweren, und er wirkt weit über die jeweils konkreten Situationen seines Erscheinens hinaus. Unsere Analysen untermauern die Notwendigkeit, die Bedeutung von wissenschaftsbezogenem Rechtspopulismus/-extremismus in seiner Widersprüchlichkeit über die jeweiligen Situationen hinaus zu erkennen und wissenschaftsspezifische Antworten zu finden, die dieser Widersprüchlichkeit Rechnung tragen – und sind damit eine Aufforderung an Hochschulen und alle dort tätigen Personen.
'In den letzten Jahren hat die populistische Rechte in Westeuropa eine umfassende Ideologie entwickelt. Die Hauptmerkmale dieser Ideologie sind eine starke Betonung des Begriffs der Differenz sowie der Verteidigung kultureller Eigenheit. Die populistische Rechte benutzt beide Begriffe, um damit ihren Kampf gegen die ihrer Meinung nach zwei größten Bedrohungen der europäischen Kultur und der westlichen Werte zu legitimieren: die Globalisierung und den Islam. Diese Ideologie richtet sich an eine breite potentielle WählerInnenschaft, die weit über diejenigen Gruppen hinausgeht, die objektiv oder zumindest subjektiv am meisten von wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Modernisierungsprozessen betroffen sind. Zwar erzielte die populistische Rechte in den letzten Jahren vor allem in der ArbeiterInnenschaft überproportionale Zugewinne; diese Entwicklung bestätigt jedoch noch nicht die Modernisierungsverliererthese. Zum Verständnis der Bedeutung der rechtspopulistischen Mobilisierungserfolge in Westeuropa ist es vor allem notwendig, Identitätspolitik ernst zu nehmen. Der Interpretationsansatz von Nancy Fraser könnte sich dabei für die Analyse der programmatischen Entwicklungstendenzen der populistischen Rechten als nützlich erweisen.' (Autorenreferat)
The Party of Democratic Socialism in Germany, which includes the papers from the first conference on the PDS in Britain, brings together a range of scholars and politicians from Germany, Britain, France and the USA. It assesses the present position of the party within the German political system shortly before the second 'Superwahljahr' in Germany. It also examines its relations with other post-communist parties in Europe and evaluates the state of its relations with the other political parties competing for the left-of-centre vote in the new Länder. Above all the volume is concerned with the question as to whether the PDS, as the successor party to the former ruling communist party in East Germany, represents a modern form of socialism or is merely a populist reaction to the particular concerns of eastern Germans after unification.
Ist Populismus demokratiekompatibel? Diese Arbeit zeigt auf, dass die zwei prominenten, aber gegensätzliche Antworten auf diese Frage von Müller (2016) und Mudde/Kaltwasser (2017) aufgrund begrifflicher Vorentscheidungen zustande kommen, die dem Populismus implizit eine von außen kommende pluralistische Norm anlegen bzw. seine Gefahr für die Demokratie normativ einebnen. Mithilfe der Rechtsphilosophie Immanuel Kants soll zur Aufklärung dieser Kontroverse beigetragen werden, indem aus der kantischen Kritik der despotischen Demokratie ein normativer Maßstab für die Beurteilung der Demokratiekompatibilität des Populismus gewonnen wird.
In: Totalitarismus und Demokratie: Zeitschrift für internationale Diktatur- und Freiheitsforschung = Totalitarianism and democracy, Band 7, Heft 1, S. 5-8