Die OSZE-Langzeitmission in Tadschikistan
In: OSZE-Jahrbuch, Band 8, S. 263-274
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In: OSZE-Jahrbuch, Band 8, S. 263-274
World Affairs Online
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 42, Heft 50, S. 38-46
ISSN: 0479-611X
World Affairs Online
Inhaltsübersicht -- Erstes Buch. Grundlagen -- §1. Wesen des Völkerrechts -- I. Begriff des Völkerrechts -- II. Rechtsnatur des Völkerrechts -- III. Dispositives Recht -- IV. Allgemeines und partikuläres Völkerrecht -- V. Völkerrecht und Landesrecht -- §2. Quellen des Völkerrechts -- I. Rechtsübung und Rechtssatzung -- II. Kodifikation des Völkerrechts -- III. Vereinigungen für Vorarbeiten -- §3. Für die Geschichte des Völkerrechts bedeutsame Vorgänge (bis zum Weltkriege) -- I. Vor dem Westfälischen Frieden -- II. Vom Westfälischen Frieden bis zum Wiener Kongreß -- III. Wiener Kongreß — Krimkrieg -- IV. Vom Pariser Frieden (1856) bis zur Berliner Balkankonferenz (1878) -- V. Von der Balkankonferenz über die Haager Friedenskonferenzen (1899, 1907) an den Weltkrieg -- A. Der nahe Osten; Bündnisse; Kolonialfragen -- B. Die Haager Friedenskonferenzen -- C. Der ferne Osten; Marokko; Balkankriege (1900–1914) -- §4. Der Weltkrieg -- A. Ursachen (Schuldfrage) -- B. Anlaß und Verlauf -- C. Der Friedensvertrag von Versailles -- D. Die Friedensverträge mit den andern Mittelmächten -- E. Wandlung der Friedensverträge -- F. Wanken und Wiederaufbau des Völkerrechtes -- §5. Entwicklung einer Wissenschaft des Völkerrechts -- §6. Völkerrechtswissenschaft und -Literatur -- I. Das Völkerrecht innerhalb des Rechtssystems -- II. Systematik des Völkerrechts -- III. Einteilung des Lehrbuches -- IV. Neuere Literatur -- Zweites Buch. Die Rechtssubjekte des völkerrechtlichen Staatenverbandes I. Die Staaten -- §7. Die Staaten als Rechtssubjekte des Völkerrechts -- I. Staaten Subjekte des Völkerrechts -- II. Begriff des Staates -- III. Entstehung und Untergang des Staates -- IV. Völkerrechtliche Anerkennung -- V. Änderung der Regierungsform -- VI. Der Papst -- II. Die völkerrechtliche Handlungsfähigkeit -- §8. Allgemeines -- §9. Staatenverbindungen -- §10. Halbsouveränität und Protektorat -- I. Halbsouveränität -- II. Einzelne halbsouveräne Staaten -- III–V. Protektorat -- §11. Neutralisierte Staaten -- I. Wesen der Neutralisation -- II. Dauernd neutrahsierte Staaten -- III. Einseitige Neutralitätserklärungen -- §12. Anhang: Das "Mandat" des Völkerbundes -- III. Die Staatsgewalt -- §13. Äußere Unabhängigkeit (Grundrechte der Staaten) -- I. Die Grundrechte der Staaten -- II. Gleichberechtigung -- III. Selbständigkeit und Unabhängigkeit (Intervention) -- IV. Exterritorialität fremder Staaten -- V. Recht und Pflicht des Verkehrs -- §14. Innere Selbständigkeit -- I. Abgrenzung des Machtbereiches -- IL Autonomie der Staatsgewalt -- III. Gebietshoheit (Staatsservituten; Exterritoriahtät) -- IV. Personalhoheit -- IV. Das Staatsgebiet -- §15. Umfang des Staatsgebietes im allgemeinen -- I. Das Landgebiet -- II. Das Wassergebiet -- III. Luftraum u. a. -- §16. Einzelfragen (Küstengewässer u.a.) -- I. Küstengewässer -- II. Staats- und Handelsschiffe als "schwimmende Gebietsteile" -- III. Luftfahrzeuge -- §17. Erwerb und Verlust von Staatsgebiet (Allgemeines — Plebiszit, Option) -- I. Allgemeines -- II. Plebiszit und Option -- §18. Einzelne Erwerbsarten (Okkupation u.a.) -- I. Okkupation -- II. Übernahme "zur Besetzung und Verwaltung" -- III. Mandat? (vgl. §12) -- V. Das Staatsvolk -- §19. Das Staatsvolk -- I. Begriff und Umfang -- II. Staatsangehörigkeit (Erwerb und Verlust) -- III. Schutzgewalt des Staates -- IV. Völkerrechtliches Indigenat -- V. Juristische Personen -- VI. See- und Binnenschiffe -- Drittes Buch. Der völkerrechtliche Verkehr innerhalb des Staatenverbandes -- Vorbemerkung -- Erster Abschnitt -- §20. Der Grundsatz der Verkehrsfreiheit (Fremdenrecht) -- I. Erschließung des Landes -- II. Rechtsstellung der Staatsfremden -- III. Fremdenpolizei (Ausweisung) -- IV. Handelsschiffe -- V. Fremde Truppenkörper und Kriegsschiffe -- Zweiter Abschnitt. Die nationalen Organe des zwischenstaatlichen Verkehrs -- §21. Die völkerrechtliche Vertretungsbefugnis -- I. Staatsrechtliche Grundlage -- II. Die Organe für die Vertretung -- III. Anteil des Parlaments -- §22. Das Staatshaupt -- I. Allgemeine Rechtstellung -- II., III. Exterritorialität -- §23. Die Gesandten -- I. Geschichtliches -- II. Das Gesandtschaftsrecht -- III. Rangordnung der Gesandten -- IV. Der Gesandte als Staatsbeamter -- V. Begründung und Beendigung der völkerrechtlichen Stellung -- VI. Vertretungsmacht -- VII., VIII. Exterritorialität -- §24. Die Konsuln -- I. Geschichtliches — Begriff -- II. Arten der Konsuln -- III. Staatsrechtliche Stellung -- IV. Völkerrechtliche Stellung -- §25. Die Konsulargerichtsbarkeit -- I. Entwicklung und Rechtsgrundlage (gegenwärtige Ausdehnung) -- II.–IV. Rechte der Jurisdiktionskonsuln -- Dritter Abschnitt. Die Organisation der Verbandsstaaten -- §26. Die Organisation des allgemeinen Staatenverbandes -- I. Die genossenschaftliche Organisation der Gegenwart -- II. Internationale Gerichtshöfe -- III. Völkerbund (vgl. § 50) -- §27. Die Organisation der besonderen Zweckverbände -- I. Das Wesen der besonderen Zweckverbände -- II. Die internationalen Fluß- und Kanalkommissionen -- III. Internationale Luftfahrtkommission -- IV. Internationale Sanitätskommissionen -- V. Internationale Finanzkommissionen -- §28. Die Ämter der internationalen Verwaltungsgemeinschaften -- I. Allgemeines -- II. Die einzehien "Internationalen Ämter" der Gegenwart -- III. Das Internationale Arbeitsamt (vgl. § 48) -- §29. Die gemischten Gerichte -- I. Arten der "gemischten Gerichte" -- II. In der Türkei -- III. In Ägypten -- IV. Der besondere Gerichtshof der Algecirasakte -- V. Gemischte Schiedsgerichtshöfe des Versailler Vertrages -- Vierter Abschnitt. Die völkerrechtlichen Rechtsverhältnisse -- §30. Rechtsverhältnisse und rechtserhebliche Tatsachen -- I. Begriff des völkerrechtlichen Rechtsverhältnisses -- II. Einteilung der völkerrechtlichen Rechtsverhältnisse -- III. Völkerrechtlich erhebliche Tatsachen -- IV. Das völkerrechtliche Rechtsgeschäft -- §31. Die völkerrechtlichen Verträge 1. Begriff — Abschluß — Ratifikation -- I. Begriff der völkerrechtlichen Verträge -- II. Vertragsfähigkeit -- III. Abschluß -- IV. Ratifikation -- V. Mitwirkung der Volksvertretung -- VI. Veröffentlichung -- §32. Die völkerrechtlichen Verträge. 2. Wirkung — Auslegung — Aufhebung -- I. Die Wirkung der Staatsverträge (Meistbegünstigungsklausel) -- II. Auslegung -- III. Aufhebung -- §33. Die Sicherung völkerrechtlicher Rechtsverhältnisse -- I. Allgemeines -- II. Reale Sicherungen (Pfand, militärische Besetzung, Kontrollen) -- III. Garantievertrag -- §34. Rechtsnachfolge in völkerrechtliche Rechtsverhältnisse (sog. Staatensukzession) -- I. Höchstpersönliche Natur der Völkerrechtsverhältnisse -- II. Anlaß der Rechtsnachfolge -- III. Gebietsveränderungen -- IV. Örtlich gebundene Rechtsverhältnisse -- V. Rechtsverhältnisse vermögensrechtlichen Inhalts (Staatsschulden) -- §35. Das völkerrechtliche Delikt (Notwehr, Notstand) -- I. Begriff -- II. Der Staat als unmittelbares Deliktssubjekt -- III. Der Staat als mittelbares Dehktssubjekt -- IV. Ausschluß der Rechtswidrigkeit (insbes. Notwehr, Notstand) -- V. Rechtsfolgen -- VI. Zwangswirkungen -- Viertes Buch. Die Interessengemeinschaft des völkerrechtlichen Staatenverbandes -- Vorbemerkung -- Erster Abschnitt. Die Interessengemeinschaft der Staaten auf dem Gebiete des Verkehrs -- §36. Die Hochseeschiffahrt und die Freiheit des Meeres -- I. Grundsatz der Meeresfreiheit -- II. Durchführung -- III. Hoheitsrechte auf offener See -- IV. Seeraub -- V. Das internationale Seerecht (Seestraßenrecht) -- §37. Internationale Kanäle -- 1. Suezkanal -- 2. Panamakanal -- 3. Nordostseekanal -- §38. Die Binnenschiffahrt -- A. Die internationalen Ströme -- I. Im allgemeinen -- II. Rhein, Mosel, Elbe, Moldau, Oder, Memel -- III. Donau -- IV. Kongo, Niger -- B. Die nationalen Gewässer -- §39. Wirtschaft (Handel und Industrie) -- I., II. Autonome Handelspolitik. Handelsverträge -- III. Einfuhr, Durchfuhr, Ausfuhr -- IV. Schiedsgerichtsklausel -- V. Zollverbände -- VI. Veröffentlichung der Zolltarife -- VII. Verträge über Produktion (Brüsseler Zuckerkonvention) -- VIII. Internationale Handelsstatistik -- §40. Die Verkehrsanstalten -- A. Post, Telegraphie, Fernsprechwesen -- I. Postverkehr -- II. Telegraphenverkehr -- III. Fernsprechverkehr -- B. Eisenbahnverkehr -- C. Kraftwagenverkehr -- D. Luftfahrt -- §41. Münz-, Maß- und Gewichtswesen -- I. Münzwesen -- II. Internationale Meterkonvention -- Zweiter Abschnitt. Gesetzgebung und Rechtspflege -- §42. Allgemeines -- I. Internationales Recht (internationales Privatrecht) -- II. Das internationale öffentliche Recht -- §43. Privatrecht und Zivilprozeß -- I. Einzelverträge -- II. Schutz des gewerblichen und des geistigen Eigentums -- III. Rechtshilfe im Zivilprozeß. Die Haager Abkommen über Privatrecht und Prozeß -- IV. Internationales Handelsrecht, Wechselrecht, Seeprivatrecht -- §44. Strafrecht und Auslieferung -- I. Internationales Strafrecht -- II. Die Auslieferung -- III. Weitere Rechtshilfe in Strafsachen -- IV., V. Auslieferung von Schiffsmannschaften und Wehrpflichtigen -- VI. Die Nacheile -- Dritter Abschnitt -- §45. Der Schutz von Leben und Gesundheit -- I. Einzelverträge -- II. Gruppenvertrage (Cholera, Pest, Gelbfieber) -- III. Bekämpfung des Mißbrauchs von Alkohol und Opium -- IV. Arbeiterschutz -- V. Schutz des Lebens auf offener See -- Vierter Abschnitt -- §46. Der Schutz von Tieren und Pflanzen -- A. Schutz von Tieren -- B. Schutz von Pflanzen -- C. Internationales Landwirtschaftliches Institut -- D. Internationaler Naturschutz -- Fünfter Abschnitt. Schutz ideeller Interessen -- §47. Im einzelnen -- I. Religiöse Interessen -- II. Sittliche und humanitäre Interessen (Mädchenhandel, Eingeborenenschutz) -- III. Kunst und Wissenschaft -- IV. Im Kriege -- §48. Arbeiterschutz -- I.
Allmählich kommt Bewegung in die Forschungslage zum sogenannten "deutsch-türkischen Kino". Nachdem jahrelang nur drei Sammelbände und einige verstreute Aufsätze zum Thema vorlagen, hat die Debatte in letzter Zeit mit Monografien etwa von Nanna Heidenreich (2015), Gözde Naiboğlu (2018) und Muriel Schindler (2021) sowie zwei weiteren Sammelbänden (vgl. Alkın 2017, Bayrak u.a. 2020) deutlich an Dynamik gewonnen. Gemein ist den meisten dieser Publikationen der dezidierte Anspruch, das so lange brachliegende Forschungsfeld neu zu konturieren und den Forschungsstand einer kritischen Reflexion zu unterziehen. Diese Kritik richtet sich vornehmlich auf die medien- bzw. filmtheoretische Unterkomplexität, mit der das deutsch-türkische Kino lange angegangen wurde – speziell im Hinblick auf die Frage der Repräsentation (also die Frage, inwieweit filmische Bilder als Abbilder gesellschaftlicher Realität verstanden werden). In diesen Kontext ist auch Die visuelle Kultur der Migration von Ömer Alkın einzuordnen. Was seine Monografie (zugleich seine Dissertation) auszeichnet, ist, dass er nicht nur theoretisch ambitioniert vorgeht, sondern vor allem in historischer Hinsicht eine Forschungslücke schließt, indem er den sogenannten "türkischen Emigrationsfilm" als komplementäre Formation zu den in Deutschland produzierten Filmen in den Blick rückt. Alkın baut seine (über 600 Seiten lange) Arbeit in zwei große Teile auf. Der erste Teil widmet sich ausführlich dem Forschungsstand, den theoretischen und methodischen Vorüberlegungen (etwa zur Abgrenzung des Gegenstands oder zur eigenen Arbeitsweise mit bewegten Bildern) sowie einer Rekapitulation der historischen Kontexte zum Thema Migration sowohl der Filmproduktionen aus Deutschland wie derjenigen aus der Türkei. Die Filme des im konventionellen Sinne "deutsch-türkischen Kinos" (also Produktionen aus Deutschland, die von Menschen mit türkischem Migrationshintergrund inszeniert werden bzw. von solchen Menschen handeln) spielen allerdings im weiteren Verlauf der Arbeit keine nennenswerte Rolle mehr. Dies wirft sogleich die Frage nach dem Erkenntnisgewinn von Alkıns Ansatz auf, beide Formationen zusammenzudenken – könnte sich dieser Gewinn doch erst dort mit voller Überzeugungskraft einstellen, wo man die Filme in vergleichender Analyse aufeinander bezieht. Migration wird von Alkın als "Motiv" in den Filmen, bzw. als "epistemisches Ding" (S. 36f.) verstanden. Das Ziel seiner Arbeit besteht darin, nachzuverfolgen, wie sich dieses Motiv der Migration in den Filmen des Kinos der Türkei, speziell des Yeşilçam-Kinos der 1970er-Jahre, visuell konstituiert. Alkın orientiert sich an Theorien visueller Kultur, bezieht aber auch eine ganze Reihe anderer Ansätze mit ein (Medienphilosophie, Psychoanalyse, Raumtheorie, Erkenntnistheorie, Phänomenologie, Science and Technology Studies), um die Schwierigkeiten der Eingrenzung und Verortung dieses Filmmotivs angemessen zu reflektieren. Über der Vielzahl der Perspektiven verliert sich allerdings gelegentlich die klare Ausrichtung der Argumentation. Der zweite Teil konzentriert sich auf die Analyse der Beispiele, wobei immer wieder theoretische und historische Exkurse eingestreut werden. (Eine Anmerkung zur Form: ein gründlicheres Lektorat hätte dem Buch gutgetan und seine Lesbarkeit deutlich erhöht.) Besonders die historischen Exkurse erweisen sich dabei als wichtig für die Einbettung der Filmanalysen. Alkın nimmt zu Beginn die heuristische Setzung einer "Ereignisstruktur von Emigration" (S. 209) vor, zu deren Status und theoretischer Kontextualisierung man gerne mehr erfahren hätte – etwa mit Blick auf die Frage, inwiefern es sich bei dem untersuchten Korpus um ein Genre handelt, oder wie sein Zusammenhang jenseits einer Gemeinsamkeit von Motiven zu denken ist. Alkın identifiziert vier Elemente dieser Ereignisstruktur: Abwesenheit, Anreise, Ankunft und Anwesenheit, die er anhand der Untersuchung von entsprechenden Szenen herausarbeitet. Insgesamt bleibt in der Hinführung auf die konkreten Analysen eher vage, wie der theoretische Zugriff auf die Filme gedacht wird. Alkın spricht sich dafür aus, "den Fokus auf die filmästhetischen Besonderheiten der Filme nicht durch eine prädeterminierte filmtheoretische Überlegung einzugrenzen, sondern den materiell unversieglichen Überschuss des Filmischen gegenüber eines schriftlichen Beschreibungssystems [sic], das auch die vorliegende wissenschaftliche Arbeit ist, anzuerkennen und an ihm zu arbeiten" (S. 204). Wie aber kann man am "Überschuss des Filmischen gegenüber eines schriftlichen Beschreibungssystems" arbeiten ohne konsistenten filmtheoretischen Zugang? Hier gibt es einen Bruch zwischen dem theoretischen Anspruch des Buches und der Einlösung dieses Anspruchs in den Analysen – einen Bruch, der übrigens durchaus typisch ist für die akademische Diskussion zu dem Thema. Die ausführlichen Analysen operieren denn auch keineswegs theoriebefreit. Dort, wo sie auf einer kohärenten theoretischen Basis aufbauen – etwa in der Analyse der Anfangssequenz von Davaro (R: Kartal Tibet, TR 1981) – machen sie die stärksten Abschnitte des Buches aus. Dort gelingt es Alkın auf eindrucksvolle Weise, die audiovisuelle Entfaltung des filmischen Bildraums als Entstehungsprozess einer Vorstellung von Sozialität nachzuzeichnen, für die das Verhältnis zwischen Emigrant und Dorfgemeinschaft zum Ordnungsproblem wird (vgl. S. 224-238). Ein anderes Beispiel ist die detailliert kontextualisierte Analyse einiger Sequenzen aus Memleketim (R: Yücel Çakmaklı, TR 1975), in der das komplexe Zusammenspiel von Produktionsumständen, politischen Diskursen, sozialen Kontexten, medialen Konfigurationen und künstlerischen Poetiken voll zur Geltung kommt und nachvollziehbar gemacht wird (vgl. S. 445-479). Hingegen entstehen immer dann Probleme, wenn von einer vermeintlich stabilen, ahistorischen Charakteristik von Migration auf die Filme zurückgeschlossen wird, anstatt auf die generischen Zusammenhänge einzugehen, in denen die formalen Verfahren und ästhetischen Figurationen in ihrer Historizität erkennbar werden könnten (siehe beispielsweise S. 297, wo es heißt, Migration sei gekennzeichnet durch "das binäre Modell einer Medialität von An- und Abwesenheit", und darin liege die "Wesensverwandtschaft zur Medialität des Filmischen"). Ähnlich irritierend wirkt es, wenn am Beispiel einer Szene, in der betont flash zooms eingesetzt werden, nicht etwa auf die entsprechenden historisch verortbaren Konventionen verwiesen wird (etwa jene des Hollywood-Kinos der 1970er Jahre und sicher auch im damaligen Kino der Türkei), sondern ein allgemeiner Exkurs zum Verhältnis von technischen Medien und menschlicher Wahrnehmungsfähigkeit erfolgt (vgl. S. 410f.). Vor diesem Hintergrund ist möglicherweise die letzte Drehung in Alkıns Argumentation zu verstehen, wenn er direkt vor dem kurzen Schlusskapitel die Möglichkeit einer affekttheoretisch basierten Filmanalyse andeutet, die die dauerpräsente Frage der Repräsentationslogik noch einmal von einer anderen Seite beleuchtet. So scheinen bis zuletzt leise Zweifel daran angebracht, wie sinnvoll es ist, Migration tatsächlich als "epistemisches Ding" zu abstrahieren. Denn auch der von Alkın betriebene hohe theoretische Aufwand ändert nichts daran, dass der Akt, auf das filmische Bild zu zeigen und festzustellen: "Dies ist Migration", bzw. "dies ist ein Migrant" selbst ein politischer Akt ist: nämlich ein Akt, der Identität zuschreibt und politische Kategorien – in welcher medialen Vermittlung auch immer – auf die Beschreibung audiovisueller Bilder überträgt. Wenn man daher mit W. J. T. Mitchell von einer visuellen Kultur der Migration spricht, kommt man nicht darum herum, diese Kultur auch historisch zu situieren: als Ergebnis oder Ausdruck eines Prozesses politischer und kultureller Vergemeinschaftung, der sich durch eine spezifische Sinnlichkeit auszeichnet, zugleich aber unweigerlich Ein- und Ausschlüsse produziert. Die visuelle Konstruktion von Migration ließe sich dann nur im Wechselspiel zwischen den Bildern und den Diskursen rekonstruieren, auf die die Bilder sich beziehen. Schließlich drängt sich diesbezüglich noch eine Frage zum theoretisch-analytischen Ansatz der Arbeit auf: Wieso ist darin eigentlich nur von visueller, nicht aber von audiovisueller Kultur die Rede? Schließlich spielt doch die Musik nicht nur, aber gerade auch in den Arabesk-Filmen – dem "türkischen Migrationsgenre schlechthin" (S. 394) – eine zentrale Rolle. Hier scheint ein blinder Fleck der Untersuchung zu liegen; denn es ginge dann letztlich nicht nur um die Sichtbarmachung von Migration (verstanden als epistemisches Problem), sondern um die politische, gesellschaftliche und kulturelle Funktion der Filme, die sich auf den Migrationsdiskurs beziehen. Das Wandern des Arabesk-Modus' von einer kulturellen Formation (verbunden mit der Binnenmigration in der Türkei) in ein musikalisches Genre, von dort ins Kino und von dort wiederum in einen umfassenden Lifestyle ist dafür tatsächlich beispielhaft. Erst als audiovisuelle Figurationen, das heißt, als raumzeitliche Kompositionen mit einer bestimmten Dauer, die auf eine bestimmte Weise mit ihrem Publikum interagieren, werden die Filme in dieser Hinsicht lesbar und analysierbar. Alkıns Buch stellt eine dringend benötigte Erweiterung der Forschung zum Zusammenhang von Kino und Migration zwischen der Türkei und Deutschland dar. Die äußerst ambitionierte Arbeit stößt dabei trotz einiger Probleme eine Vielzahl von Fragen an, die über das Feststellen von Forschungslücken hinausgehen: unter anderem solche nach dem Film als Form audiovisueller Diskursivität, nach der Bedeutung von Genres für ein Denken der historischen Dimensionierung ästhetischer Erfahrung, nach der Art und Weise, wie sich der Zusammenhang zwischen Film und Gesellschaft jenseits von Repräsentationslogiken denken lässt und danach, auf welche Weise die Filmwissenschaft der interdisziplinären Beschäftigung mit filmischen Bildern eine möglichst anschlussfähige methodische Grundlage bereitstellen kann. In Bezug auf diese und mehr Fragen erweist sich Alkıns Buch als überaus anregende Lektüre. Literatur: Alkın, Ömer (Hg.): Deutsch-Türkische Filmkultur im Migrationskontext. Verlag: Wiesbaden 2017. Bayrak, Deniz/Dinç, Enis/Ekinci, Yüksel/Reininghaus, Sarah (Hg.): Der deutsch-türkische Film. Neue kulturwissenschaftliche Perspektiven. Bielefeld: Transcript 2020. Heidenreich, Nanna: V/Erkennungsdienste, das Kino und die Perspektive der Migration. Bielefeld: Transcript 2015. Naiboğlu, Gözde: Post-Unification Turkish German Cinema. Work, Globalisation and Politics Beyond Representation. London: Palgrave Macmillan 2018. Schindler, Muriel: 'Deutsch-türkisches Kino'. Eine Kategorie wird gemacht. Marburg: Schüren 2021.
BASE
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COVID-19
Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten (ndr.de)
SARS-CoV-2 (Wikipedia)
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Virologe bei Lanz: Was Deutschland gegen das Coronavirus tun muss (YouTube)
Coronavirus: Nordrhein-Westfalen - 400 Menschen in Heinsberg unter Quarantäne (spiegel.de)
Corona-Infektionen im Kreis Heinsberg: 400 Menschen in häuslicher Quarantäne (RP ONLINE)
Kampf gegen Coronavirus: Spahn und Seehofer im Krisenmodus (spiegel.de)
Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Coronavirus (spiegel.de)
Das Coronavirus-Update mit Christian Drosten (ndr.de)
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Pandemie-Schutz in Frankfurt Wie sich das Rhein-Main-Gebiet auf den Ausnahmezustand vorbereitet (FAZ.NET)
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Coronavirus Map: Tracking the Spread of the Outbreak (The New York Times)
Covid-19: Wie sich die Infektion in Deutschland ausbreiten könnte (spektrum.de)
RKI - Coronavirus SARS-CoV-2 - Risikobewertung zu COVID-19 (rki.de)
Pandemie (Wikipedia)
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Virologe zu Covid-19 - "Eine stille Pandemie" (Deutschlandfunk)
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RKI - Coronavirus SARS-CoV-2 - Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Coronavirus SARS-CoV-2 (rki.de)
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Italien, Südkorea, Iran: Das Coronavirus am Wendepunkt (Süddeutsche.de)
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RKI - Coronavirus SARS-CoV-2 - COVID-19: Verdachtsabklärung und Maßnahmen - Orientierungshilfe für Ärzte (Stand: 18.2.2020) (rki.de)
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"Die extreme Rechte fantasiert einen Kriegszustand herbei": Die Rechten und die Sprache (https://www.fr.de)
Interne Dokumente des Vereins Uniter: Rotwein aus dem Schädel (taz.de)
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Der Mörder von Hanau hatte offenbar Wahnvorstellungen und war ein Rassist – Täter wie er überfordern die Ermittler (DER SPIEGEL)
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Bundesanwaltschaft bestätigt Eingang des Attentäter-Briefs (www.t-online.de)
Rechtsterrorismus: Das Terrornetz des Einzeltäters (spiegel.de)
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Wahl Hamburg: FDP scheitert in Hamburg an Fünf-Prozent-Hürde (ndr.de)
Nach der Hamburg-Wahl: Republik mit Bildstörung (taz.de)
Bürgerschaftswahl interaktiv: Wie die Wähler wanderten (tagesschau.de)
Öden Terli (twitter)
Christoph Bals (twitter)
Patrick Kunkel (twitter)
The Rise of Germany`s AfD A Social Media Analysis (researchgate.net)
"Mitten in Deutschland" - Merz beim Politischen Aschermittwoch in Thüringen (Deutschlandfunk)
Kandidatensuche Union
Friedrich Merz: Was würde Merz für die AfD-Wähler tun? (ZEIT ONLINE)
CDU-Vorsitz - Spielverderber Röttgen (Süddeutsche.de)
Die CDU ist eine Partei ohne Chefinnen (Süddeutsche.de)
Journalisten müssen von Friedrich Merz nicht gebraucht werden (Übermedien)
Publizist Wolf Lotter - Warum Nachfolger scheitern (Deutschlandfunk)
Sascha Lobo: Der Unterschied zwischen Opportunismus und Lernfähigkeit (spiegel.de)
ZDG heute (twitter)
Politischer Aschermittwoch: Und dann stellt Merz klar, wer das Thüringen-Desaster zu verantworten hat (DIE WELT)
Friedrich Merz: "Wir haben auch Platz für bürgerliche, konservative AfD-Wähler" (DIE WELT)
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CDU-Machtkampf. Spalten statt versöhnen (spiegel.de)
Professionelle Sterbehilfe
Sterbehilfe - nach dem Urteil: Regulierung ja, Verbot nein (spiegel.de)
Spahn zu Sterbehilfe-Urteil und Coronavirus: Deutschland am Beginn einer Epidemie (YouTube)
Das Urteil zur Sterbehilfe ist eine notwendige Richtigstellung (spiegel.de)
SPD: Spahn muss bei Sterbehilfe umdenken (app.handelsblatt.com)
Bundesverfassungsgericht - Presse - Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung verfassungswidrig (bundesverfassungsgericht.de)
Umstrittener Paragraf 217 Verfassungsgericht kippt Verbot geschäftsmäßiger Sterbehilfe (FAZ.NET)
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Diskussion um Sterbehilfe: Das Recht auf einen Notausgang (taz.de)
Windenergie
Windkraft: Peter Altmaier will pauschale Abstandsregel streichen (spiegel.de)
The anti-Greta: A conservative think tank takes on the global phenomenon (Washington Post)
Assange im Auslieferungsverfahren
Julian Assange: Wenig glaubwürdiges Opfer einer Verschwörung (Neue Zürcher Zeitung)
120 Ärzte werfen Großbritannien Folter von Julian Assange vor (stern.de)
Trump Offered Assange Pardon if He Covered Up Russian Hack, WikiLeaks Founder's Lawyer Claims (The Daily Beast)
End torture and medical neglect of Julian Assange (The Lancet)
Julian Assange nicht an die USA ausliefern (reporter-ohne-grenzen.de)
Das Leidmedium (republik.ch)
Wilkie says Assange extradition efforts should be dropped after US spying revelations (The Sydney Morning Harald)
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Naturstrom.de/lage - 30 Euro Startguthaben und 20 Euro für die Lage
Bilder
Corona Virus CC0
Matthias Quent (twitter)
Bürgerschaftswahl interaktiv: Wie die Wähler wanderten (tagesschau.de)
Windrad CC0
Julian Assange CC-2.0
Hausmitteilung
Exit Gender adressiert all jene, die über ein Leben ohne die Ordnungs-, und Diskriminierungskategorie Gender nachdenken und sich dafür entscheiden (möchten), Gender loszulassen. Es beinhaltet sowohl theoretisch reflektierende, beispielhaft analysierende als auch persönlich formulierte, lebenspraktische Texte, die sich darum bemühen einen Weg aus der Zwangsstruktur Zweigeschlechtlichkeit zu beschreiben und zu beschreiten. Exit Gender ist ein gleichermaßen aktivistisches, wie bestehende Theorien erläuterndes Buch, das selbst relevante und neue Perspektiven zum wissenschaftlichen und aktivistischen Diskurs um Antidiskriminierung, Sprachhandeln und Gewalt einbringt. Das Buch adressiert wertschätzend ein Du, das mit den Autor_innen das Bedürfnis "nach einer Gesellschaft ohne Gewalt" teilt (S. 14). Es will 'exgendernde', also die Kategorie Gender auflösende Handlungen, Wahrnehmungs- und Seinsweisen ebenso er-finden wie erklären als auch dazu anleiten sie auszuführen – es ist ein aktivistisches Buch. Gleichzeitig ist die Herangehensweise, Gender als Struktur zu begreifen und z. B. die Vermittlungsprozesse zwischen Individuum und Struktur als Verinnerlichung, Selbstgewalt und Handlungsverantwortung zu beschreiben (Kapitel 4), deutlich von Theoriebildung getragen. Diese wird den Leser_innen vor- aber auch angetragen, was zumal als Aufgabenstellung gelesen werden kann – das Buch will was von seinen Leser_innen ebenso wie es für sie da, eine Hilfe sein will. Exit Gender lässt sich produktiv mit dem von bell hooks geprägten Theoriebegriff erfassen, nach dem Theorie eine befreiende Praxis sein kann (hooks, 1994, S. 59-77). Die theoretischen Grundlagen des Buches bilden intersektional informierte Gender- und Antidiskriminierungstheorie, Affekttheorie sowie Sprachwissenschaften. Inwiefern dieses Buch, das die Leser_innen duzt und autobiographische Geschichten, Gedichte und Übungen ebenso enthält wie einführende Erklärungen in Theorie und praktisches Sprachhandeln, entweder aktivistisch oder wissenschaftlich ist, darüber lässt sich streiten. Die Dringlichkeit des Anliegens macht es notwendig diese Unterscheidung zu befragen, etwa in der Aufwertung nicht akademisch abgesicherter Wissens- und Schreibformen, als auch sie hintanzustellen, um die Thesen und Beiträge des Buches zu würdigen. Theoretisch bietet Exit Gender einen wertvollen Beitrag in der gleichermaßen aktivistisch-pragmatischen wie philosophisch-kritischen Bearbeitung des Identitätsbegriffes 'Gender'. Hornscheidt/Oppenländer begreifen Gender, "egal in welcher Form, in welchem Selbstverständnis und in welcher Realisierung und Funktion" als gewaltvoll (S. 15). Sie vergleichen Gender, also die soziale Zuschreibung und biologis(tis)che Voraussetzung der Kategorien männlich/weiblich unter anderem mit der Kategorie 'Rasse' – bei beiden Komplexen müsse, so argumentieren sie schlüssig, davon ausgegangen werden, dass sie nur im Rahmen von Rassismus bzw. 'Genderismus' existieren (ebd.). So wenig es menschliche 'Rassen' außerhalb des Gewaltsystems Rassismus gibt, so wenig gebe es eine natürliche, kultur-, politik- oder gewaltfreie Kategorie Geschlecht oder Sex, die so beide im Begriff Gender erfasst sind. Hornscheidt/Oppenländer erzählen sowohl theoretisch als auch praktisch von Möglichkeiten, den Zweigenderismus in konkreten Situationen und Beziehungen zu verlassen. Statt jedoch neue Identitätspositionen zu entwerfen, wie etwa jene der non-binären Identität oder der agender Identität, an die erneut Rollenvorstellungen und Normen geknüpft werden können und die das Prinzip einer geschlechtlichen Zuordnung bewahren, begreifen sie Exgendern als politisches Bewegen, das keine neuen Identitäten schaffen, sondern ein Handlungskonzept sein soll (vgl. S. 23f). Ein Mensch 'ist' nicht "Exgender", sondern handelt exgendernd, versucht also Gender sowohl im Wahrnehmen als auch im (Sprach-)Handeln aufzulösen. Dabei haben Hornscheidt/Oppenländer ein Bewusstsein für die bestehende Not(wendigkeit) in potentiell gefährdenden Situationen nach genderistischen Identitätszuschreibungen wahrzunehmen und zu handeln, verweigern also ein moralisiertes Leistungsdenken in puncto antidiskriminierenden Handelns: "Das Bedürfnis, dich selbst zu schützen ernstzunehmen, bedeutet nicht, dass du einen groben 'Exgenderungsfehler' machst." (S. 154) Lann Hornscheidt ist im deutschsprachigen Raum als Profex für Gender Studies und Sprachwissenschaft bekannt, da ex – wie im Pronomen "ex" zu lesen – kreativ-aktivistisches Sprachhandeln an deutsche Unis (und damit antifeministische Akteur_innen auf-)brachte. Das vorliegende Buch hat Hornscheidt gemeinsam mit Lio Oppenländer, dex zu Wechselwirkungen von Gender- und Gefühlskonzepten promoviert, verfasst. Den Möglichkeiten, sprachkreativ zu exgendern, wie dies hier schon mit dem nicht vergeschlechtlichenden Pronomen ex angedeutet ist (und im Folgenden übernommen wird), widmet das Buch Kapitel 6-10. Zunächst legen dex Autorex dar, inwiefern Sprachhandeln politisch wirksam, d. h. Wirklichkeit herstellend ist. Dies tun sie theoretisch, orientiert am Konstruktivismus, als auch anhand von Beispielen, die sie umformulieren. Weiters stellen ex eine Vielzahl an Möglichkeiten vor, Gender sprachlich aufzulösen. Hornscheidt/Oppenländer unterscheiden dabei emanzipatorisches exgenderndes Handeln von der diskriminierenden Praxis der 'Entgenderung', womit sie das machtvolle Absprechen von Genderidentitäten adressieren, wenn behinderte Menschen als geschlechtslos diskriminiert oder Personen, die nicht den Gendernormen entsprechend aussehen, aus öffentlichen, binär klassifizierten (z. B. Toiletten-) Räumen verwiesen werden (S. 311f). Ein Vorschlag exgendernden Sprachhandelns richtet sich darauf, statt typisierend Identitäten zu konstruieren, konkrete Situationen und Handlungen zu benennen. Statt etwa eine Person als "Feministin" zu bezeichnen, schlagen Hornscheidt/Oppenländer vor, von einer "Person, die feministisch handelt", zu sprechen. Es sei, so argumentieren sie überzeugend, "naheliegender, Feminismus mit konkreten Handlungen zu verbinden und nicht als ein unabhängiges, übergeordnetes Label zu verstehen." (S. 382) Hornscheidt/Oppenländer appellieren an dex Lesex die sprachlich bedingten, eigenen Bilder im Kopf bewusst zu machen und zu reflektieren, wie sie von gendernden und auch anderen kategorisierenden Begriffen beeinflusst werden. Und sie ermöglichen, das eigene Sprachhandeln als Möglichkeit wahrzunehmen "das eigene Leben und die Gesellschaft mitzugestalten." (S. 308) Mit der Metapher der Pflanzen, die selbst durch Beton hindurch wachsen können, geben Hornscheidt/Oppenländer ein hoffnungsvolles Bild für die mitunter aussichtslos scheinende Aufgabe, sich gegen ein so verknöchert-standardisiertes Konzept wie "Geschlecht" einzusetzen: "Auch[,] wenn es manchmal so wirkt, als hättest du keine Gestaltungsräume, als wäre der Boden mit Beton versiegelt, gibt es doch immer wieder Möglichkeiten diese harte Oberfläche einzureißen oder aufzubrechen. Denn Pflanzen suchen ihren Weg und haben das Potential aus Betonwüsten Gärten wachsen zu lassen." (ebd.) Exit Gender bietet hilfreiche, lebenspraktisch basierte und gendertheoretisch versierte Analysen. Eine beeindruckt besonders, da sie einen aktuellen Aufreger der stets von Politiken und Affekten regierten "Genderdebatte" aufgreift und auf bemerkenswerte Weise befried(ig)end auflöst. Unter der Kapitelüberschrift "Privilegierten diskriminierungskritisches Handlungsvermögen zusprechen" (S. 196) setzen sich Hornscheidt/Oppenländer mit dem berüchtigten 'Manspreading' auseinander. Mit 'Manspreading' ist ein Ausdruck erfunden worden, der eine bestimmte Sitzhaltung in öffentlichen Verkehrsmitteln (breitbeinig sitzen und anderen Fuß- und Sitzraum nehmen) als typisch männliches Sozialverhalten vergeschlechtlicht, eine raumgreifende, rücksichtslose Körperhaltung als verkörperte, männliche Anspruchshaltung ('entitlement') kritisiert. Hornscheidt/Oppenländer greifen dieses Beispiel auf, um zu erläutern, "inwiefern eine Trennung zwischen Individuen und genderistischen Strukturen relevant ist" (S. 196). Dex Autorex legen dar, dass die exgendernde Wahrnehmung der breitbeinig dasitzenden Person andere Einschätzungen der Situation und damit neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet. Statt bei einer Typisierung "typisch Mann!" stehen zu bleiben, die zugegeben Aggressionen Luft macht, bieten sich andere Erklärungen für die Haltung (Bequemlichkeit, der Wunsch Körperkontakt zu vermeiden, mehr individuellen Raum haben wollen (vgl. S. 197)); und die Option, lediglich zu beobachten, statt zu interpretieren. Während Hornscheidt/Oppenländer die Zuschreibung der scheinbar erklärenden Genderkategorie "männlich" als abschließend begreifen, wodurch zwischenmenschlicher Kontakt unterbunden würde, stellen ex die exgendernd, unvoreingenommenere Wahrnehmung als öffnend vor. Statt mit der Zuschreibung des privilegierten Geschlechts zu reagieren und eine Auseinandersetzung zu meiden, um antizipiertem Machogehabe auszuweichen, böte sich die Möglichkeit die eigenen Bedürfnisse (nach einem Sitzplatz) zu äußern und die andere Person zur Verantwortungsübernahme zu bewegen (den Platz freizugeben). Damit geht zwar das Potential eines offenen Konfliktes einher, wird aber auch die Wirkmächtigkeit der privilegierten Genderrolle gebrochen, denn wer Machtpositionen hinnehme, bestätige diese (vgl. S. 200).In der exgendernden Wahrnehmung und Adressierung von Verhaltensweisen, nicht deren geschlechtlicher Typisierung, sehen Hornscheidt/Oppenländer das Potential von wechselseitiger Begegnung und Befähigung zu Verantwortung und Achtsamkeit. Hier ließe sich Exit Gender an aktivistische Theorien transformativer Gerechtigkeit anschließen, bei denen gewaltvoll handelnden, also Machtungleichheit ausnutzenden Subjekten, Verantwortungsübernahme angetragen wird. Das Zusprechen von sozusagen atypischen, nicht typisierendem Handlungsvermögen stellen ex in diesem Punkt über das vermeintlich erklärende Wissen, welches die "vorgefertigte[n] Genderschablonen" (S. 199) über verkörpertes Handeln bieten. Hornscheidt/Oppenländer läuten damit jedoch keineswegs eine "Post-Gender-Gesellschaft" ein, in der gewaltvolles, Ungleichheit herstellendes Handeln nicht länger gegendert werde, also als genderistische Struktur begriffen werden kann. Genderismus solle im Gegenteil weder ignoriert noch kleingeredet werden (S. 200). Exit Gender ist ein Buch mit hohen Ansprüchen, die umfangreich bearbeitet, in ihren Widersprüchen adressiert und sehr zugänglich verfolgt werden. Es bietet ebenso Diskussionsgrundlagen wie auch Antworten auf bestehende Debatten, die insbesondere auch in politischen Gruppen, die queer_feministisch handeln wollen, aufkommen. Auf die Widersprüche, die mit der Bewegung aus oder gegen Gendernormen und Gender als grundlegende Kategorie entstehen, ebenso wie auf schmerzliche und problematische Erfahrungen des nicht (mehr) Passens in die Genderordnung, bietet Exit Gender hilfreiche Perspektiven, die zwar Sprachhandeln fokussieren, sich jedoch nicht darauf beschränken. Literatur bell hooks: Teaching to Transgress. Education as the Practice of Freedom. New York 1994.
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In: Bachelorarbeit
Aus der Einleitung: Die Libanesische Republik liegt in einer Region, die seit Menschengedenken die Szenerie für das Zusammentreffen von Völkern und Reichen bildet. Der Nahe Osten ist der Mittelpunkt von Weltreligionen und kulturelles Sammelbecken. Seine weltpolitische Bedeutsamkeit wird durch seinen Rohstoffreichtum noch verstärkt. Dies führt zu einem brisanten Ringen zahlreicher Akteure um gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Einfluss in einem unüberschaubar komplexen Durcheinander von Akteurskonstellationen und Interessen. Die Region ist bis heute ein Epizentrum von Konflikten, die in alle Erdteile ausstrahlen. In solch einem Umfeld scheinen der Aufbau und die Aufrechterhaltung stabiler Staatlichkeit eine Herausforderung unter schwierigen Vorzeichen. Der 1920 unter französischem Völkerbund-Mandat konstituierte Mittelmeeranrainerstaat Libanon verdeutlicht die allgegenwärtige Präsenz externer Machtspiele. Von Israel und Syrien eingeschlossen liegt die Republik seit der Ausrufung des israelischen Staates 1948 an der Konfliktlinie zwischen arabischem Raum und dem israelischen Staat. Die Fülle intervenierender ausländischer Mächte führt zu einer Internationalisierung der innerlibanesischen Angelegenheiten. Das Land ist Schauplatz globaler Konfliktaustragung und wird von verschiedensten Akteuren instrumentalisiert und für eigene Zwecke missbraucht. Dies unterhöhlt die Staatlichkeit, verschärft innenpolitische Spannungen und treibt die Polarisierung der Gesellschaft voran, was das Land schließlich ins Bürgerkriegsverderben reißt. Als in Reaktion auf die israelische Besatzung 1982 die schiitische Widerstandsbewegung Hisbollah gegründet wird, ist der wichtigste libanesische Vetoakteur geboren. Mit aufsehenerregenden Operationen macht die Organisation weltweit auf sich aufmerksam und wird zu einem der ernsthaftesten Gegenspieler Israels. Die Widerstandsbewegung wächst im Libanon zu einer bedeutenden Institution heran, die sich im politischen, sozialen und wirtschaftlichen System des Landes etablieren kann. Sie erfüllt in zunehmendem Maße elementare staatliche Aufgaben. Gegenüber den offensichtlich überforderten und schwachen staatlichen Institutionen tritt sie vermehrt als quasi-staatliche Autorität auf.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Abkürzungsverzeichnisiii 1Einleitung1 1.1Untersuchungsgegenstand2 1.2Struktur und Methodik3 1.3Literaturbericht6 1.4Bedeutende Begrifflichkeiten7 2Ausarbeitung der theoretischen Grundlage: Von Hobbes zum Governance-Konzept und der failed states-Forschung8 2.1Die politiktheoretische Genese des Staates8 2.2Definition der Staatsfunktionen11 2.2.1Sicherheit11 2.2.2Herrschaft11 2.2.3Wohlfahrt11 2.3Normative Ansprüche an die Staatsaufgaben12 2.4Vom Leviathan zum Herrschaftsmanager13 2.4.1Herausforderungen an den Nationalstaat13 2.4.2Die Veränderung der Rolle des Staates als Leistungserbringer14 2.4.3Perspektivenwechsel in der Betrachtung des Staates17 2.5Der Governance-Ansatz als Ergebnis und Referenzpunkt18 2.5.1Ursprung von Begriff und Forschung18 2.5.2Governance: Definition und Vorüberlegungen zum Analyseschema19 2.6Indikatoren zur Messung Staatsfunktionen ausfüllender Aufgaben22 2.6.1Sicherheitsfunktion23 2.6.2Herrschaftsfunktion24 2.6.3Wohlfahrtsfunktion24 3.Die Untersuchungsobjekte: Der Libanon und die Hisbollah25 3.1Die Geschichte des Libanon in drei Akten25 3.1.1Erste Phase: 1943 bis 197426 3.1.2Zweite Phase: 1975 bis 199027 3.1.3Dritte Phase: 1991 bis 201130 3.2Die Partei Gottes – Ein Überblick35 4.Analyse der Staatsfunktionen: Vergiftete Hilfe?38 4.1Sicherheitsfunktion39 4.1.1Erste Phase39 4.1.2Zweite Phase40 4.1.3Dritte Phase42 4.2Herrschaftsfunktion52 4.2.1Erste Phase52 4.2.2Zweite Phase53 4.2.3Dritte Phase53 4.3Wohlfahrtsfunktion69 4.3.1Erste Phase69 4.3.2Zweite Phase69 4.3.3Dritte Phase69 5.Konklusion und Ausblick79 Literaturverzeichnis89 Anhang99 Karte des Libanon99 Karte des Südlibanon100Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.1.2, Zweite Phase: 1975 bis 1990: Nachdem 1975 in einer christlichen Kirche Schüsse abgefeuert werden, überfallen Bewaffnete im christlich dominierten Osten von Beirut einen Bus mit Palästinensern. Der Konflikt eskaliert in einen Bürgerkrieg. Der machtlose libanesische Präsident bittet 1976 Syrien, Truppen zur Befriedung des Konflikts zu entsenden. Die syrischen Truppen intervenieren auf Seiten der maronitischen Gruppierungen. Für eine kurze Zeit entspannt sich die Lage leicht - bis zu einem Anschlag der PLO in Israel. Daraufhin marschieren im Rahmen der Operation Litani israelische Truppen im März 1978 in den Libanon ein und besetzen große Teile des Südens. In seiner Resolution 425 fordert der UN-Sicherheitsrat (SC) den Abzug der israelischen Truppen und die Errichtung einer Beobachtermission, der United Nations Interim Force in Lebanon (UNIFIL). Raketenanschläge auf israelisches Territorium und ein Anschlagsversuch auf den israelischen Botschafter in London führen 1982 zur Militäroperation Frieden für Galiläa, der zweiten Invasion israelischer Truppen in den Libanon mit dem Ziel die PLO zu vernichten, auch als Erster Libanonkrieg bezeichnet. Weitere Ziele sind die Vertreibung syrischer Truppen aus Beirut und die Unterzeichnung eines israelisch-libanesischen Friedensabkommens. Die Truppen rücken bis Ost-Beirut vor. Im August 1982 ziehen sich nach US-Verhandlungen die syrischen Truppen und die PLO zurück. Die Multinationale Friedenstruppe (MNF), bestehend aus US-amerikanischen, französischen, italienischen und britischen Truppenteilen, soll die libanesische Armee unterstützen und den Abzug der PLO überwachen. Doch die Lage lässt sich nicht stabilisieren. Einen Tag nachdem der von Israel unterstützte libanesische Staatspräsident Bachir Gemayel ermordet wird, rückt das israelische Militär nach West-Beirut ein, um die feindlichen Stellungen auszuschalten. Diese Situation nutzen die Milizen der Forces Libanaises und verüben ein Massaker an der schiitischen Bevölkerung. Bei der israelischen Offensive gegen die PLO greifen weder die syrischen, noch die libanesischen Truppen noch die Amal-Miliz ein. Im gleichen Jahr wird in Reaktion auf die israelische Invasion die Hisbollah gegründet. Unterdessen gerät die MNF immer weiter zwischen die Bürgerkriegsfronten. Bei einem Selbstmordanschlag gegen die US-Botschaft in Beirut sterben 63 Menschen. Ein Bombenanschlag gegen das US-amerikanische und französische Hauptquartier fordert 298 Menschenleben. Weitere verlustreiche Attentate folgen. Als die libanesische Armee zusammenbricht, erlangen drusische und schiitische Milizen im Süden des Landes die Vorherrschaft. Der MNF bleibt nichts anderes übrig als abzuziehen. (vgl. DOS 2011 Gerngroß 2007: 153f.) Im Mai 1983 rückt der Frieden in greifbare Nähe. Unter US-Vermittlung unterzeichnen US-amerikanische, israelische und libanesische Vertreter ein Friedensabkommen. Doch muslimische und syrische Widerstände darauf nehmen zu, sodass das Abkommen nicht ratifiziert wird. Im gleichen Jahr signalisiert die Amal gegenüber christlichen, pro-israelischen Gruppen Dialogbereitschaft (vgl. Diehl 2011: 43). Dies führt zur Abkehr vieler Anhänger und zur Stärkung der Hisbollah. Erst 1985 zieht sich das israelische Militär weitgehend zurück und errichtet an der israelisch-libanesischen Grenze eine sogenannte 'Sicherheitszone'. Den 1.100 Quadratkilometer großen Gürtel kontrolliert es gemeinsam mit der mit ihm verbündeten Südlibanesischen Armee (SLA), einer christlich geführten Miliz. Durch den Rückzug verschwindet auch der Puffer zwischen den Bürgerkriegsparteien und es bricht eine neue Gewaltwelle los. Gleichzeitig kommt es zum Bruch im Movement National. Die Amal-Miliz sieht in der Präsenz hunderttausender Palästinenser den Hauptgrund für den Konflikt und die Lösung dessen in ihrer Vertreibung. Im sogenannten 'Lagerkrieg' kommt es in der Folge zu Kämpfen zwischen schiitischen Amal-Milizen und palästinensischen, linksradikalen und drusischen Kämpfern. 1988 schaltet sich die bisher neutral gebliebene Hisbollah in den Konflikt ein und ergreift Partei für die Palästinenser: der 'Bruderkrieg' gegen die Amal beginnt. Als Premier Rashid Abdul Hamid Karami 1987 einem Attentat zum Opfer fällt, leitet der pro-syrische Außenminister Selim al-Hoss kommissarisch die Regierungsgeschäfte. Für das Amt des scheidenden Staatspräsident Amin Gemayel können sich die Bevölkerungsgruppen auf keinen Nachfolger einigen. Als letzte Amtshandlung setzt Gemayel die Regierung Hoss jedoch kurze Zeit später ab und ernennt General Michel Aoun, einen Maroniten, zum Premier. Da der Präsident damit gegen die im Nationalpakt vereinbarte konfessionelle Aufteilung der Posten verstößt, bilden muslimische Gruppierungen in West-Beirut eine Gegenregierung. Hoss regiert den von muslimischen Milizen und syrischen Truppen kontrollierten Teil des Landes, Aoun das christliche Kernland. (vgl. Barak 2003: 322f; DOS 2011 Gerngroß 2007: 156ff.) Im Jahr 1989 startet Aoun eine Offensive gegen die rivalisierenden libanesischen Milizen und die syrischen Truppen. Unterstützt wird er dabei von der PLO und dem Irak. Die muslimische Seite hat sich mit den Forces Libanaises und den syrischen Truppen verbündet und wird zudem vom Iran unterstützt. Die drohende Spaltung des Landes führt im gleichen Jahr zum Abkommen von Ta'if und der Wahl eines neuen Staatspräsidenten durch das Parlament im saudischen Exil. Doch Renee Muawwad wird wenig später ermordet. Sein Nachfolger Elyas Hrawi setzt Aoun von der Führungsspitze des Heeres ab und unterschreibt die im Ta'if-Abkommen beschlossenen Änderungen der Verfassung. Doch das tatsächliche Ende des Kriegs im Libanon ist mit dem Ende des Kalten Kriegs und dem Beginn des Zweiten Golfkriegs verknüpft. Syriens Handlungsspielraum erweitert sich entscheidend, als sich die USA gegen den Irak auf die syrische Seite stellen und Damaskus freie Hand im Libanon lassen (vgl. Kropf 2007: 81f.). Im Oktober 1990 marschieren libanesische und syrische Truppen in die östlichen Landesteile ein und zwingen Aoun zur Kapitulation (vgl. Sinno 2000: 12). Dies markiert das Ende des Bürgerkriegs. Der 16 Jahre dauernde Konflikt kostet insgesamt mindestens 100.000 Menschenleben, mindestens 100.000 Menschen werden verwundet, 900.000 flüchten vorübergehend, 500.000 emigrieren dauerhaft und 17.000 Menschen gelten bis heute als vermisst (vgl. AA 2011d; BS 2009: 26 DOS 2011). Politische und wirtschaftliche Strukturen werden nachhaltig beschädigt.
Die Arbeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Schließung noch bestehender Forschungslücken sowohl im Bereich der Wirtschafts- und Sozialgeschichtsschreibung als auch der ökonomischen Vertrags- sowie Banktheorie. Die dabei zugrunde liegenden Fragestellungen lassen sich thesenförmig wie folgt zusammenfassen: - Die Existenz von Bausparkassen als Finanzintermediär im nachrangigen Realkreditbereich lässt sich mit Hilfe der Erkenntnisse der Neuen Institutionenökonomik erklären. - Das deutsche Bausparkassenwesen ermöglicht eine effiziente Risikoteilung zwischen Kreditnehmer und Kredit-geber im nachrangigen Finanzierungsbereich und trägt zur Stabilität des gesamten Finanzsystems bei. - Die Bausparkassen haben in Deutschland einen wesentlichen Beitrag zur Wohnungsfinanzierung und zur Be-darfsdeckung am Wohnungsmarkt insgesamt sowie einer verstärkten Eigentumsbildung geleistet. - Subventionen im Bausparwesen (z.B. Wohnungsbauprämien) lassen sich ordnungspolitisch und volkswirtschaft-lich aufgrund ihrer Anreizwirkung zur Bildung von Eigenkapital zumindest gegenüber solchen Subventionen rechtfertigen, die an der Finanzierungs- bzw. Tilgungsphase ansetzen. Die innovativen Ergebnisse der Arbeit gliedern sich zusammengefasst in fünf Bereiche: 1) Erstmalige Dissertation über das Bausparwesen in der Zeit von 1949 bis 1990 mit explizit wirtschafts- und sozialgeschichtlicher Ausrichtung: Die wirtschaftliche Bedeutung, welche die Bausparkassen im Rahmen der Wohnungsbaufinanzierung in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg erreicht haben, z.B. gemessen an den Hypo-thekarkreditbeständen (hier repräsentierten die Bausparkassen im Mittelwert von 1949 bis 1990 rund 13 Prozent), ist in wirtschafts- und sozialhistorischen Dissertationen und Gesamtdarstellungen bislang nicht angemessen re-flektiert worden. Daher versucht die vorliegende Arbeit in erster Linie dieses in der Wissenschaft noch bestehen-de Ungleichgewicht zu reduzieren. Der interdisziplinären Ausrichtung folgend wird dabei gezeigt, wie sich die Finanzinstitution Bausparkasse in einem sich dynamisch verändernden rechtlichen und ökonomischen Span-nungsfeld entwickelt hat. Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass, einer kurzen Neuorientierungsphase nach dem Zweiten Weltkrieg, eine mehr als zwei Dekaden anhaltende dynamische Wachstumsphase (unterbrochen durch kurze konjunkturelle Rückschläge) bis etwa Ende der 1970er Jahre folgte. Begünstigt wurde das Bausparen in dieser Phase vor allem durch den kriegsbedingten Wohnraummangel, wachsender Einkommen bei einem gleich-zeitig weit verbreiteten Wunsch Wohneigentum zu bilden. Weitere Wachstumsimpulse gingen von der öffentli-chen Förderung aus, bei der das Bausparen davon profitierte, dass sich der Staat sukzessive aus der direkten Woh-nungsbaufinanzierung zurückzog. Ab Beginn der 1980er Jahre schloss sich infolge veränderter Rahmenbedin-gungen eine Stagnationsphase an. Diese Phase war geprägt durch eine bereits erreichte Marktsättigung für Wohn-immobilien und sich daraus ergebender langfristig wirkender struktureller Veränderungen im Nachfrageverhalten der Kunden, einem verschlechterten makroökonomischen Umfeld sowie deutlichen Kürzungen bei der staatlichen Bausparförderung. Dies spiegelte sich nicht nur in den veränderten Bilanzstrukturen, insbesondere der erhöhten Aufnahme außerkollektiver Refinanzierungsmittel (Durchbrechung des kollektiven Prinzips) und einem rückläu-figen Neugeschäft wider, sondern auch in sich daran anschließenden Verschärfungen im Bausparkassenaufsichts-recht (z.B. Erhöhung der Mindestsparguthaben), sowie daraus resultierender Marktanteilsverluste der Bausparkassen im Wohnungsbaufinanzierungsmarkt. In dessen Folge verloren die Bausparkassen gegenüber ih-ren Wettbewerbern gemessen an ihrer Marktstellung an Bedeutung. Die empirischen Ergebnisse zeigen in diesem Kontext zudem, dass das Bausparen nicht gänzlich unabhängig von Kapitalmarktentwicklungen (wie von einigen Branchenvertretern behauptet) gewesen ist. Allerdings bestätigen die Ergebnisse auch nicht jene Befürchtungen (seitens der Branchenkritiker), dass es sich beim Bausparen um ein Schneeballsystem handele. 2) Institutionenökonomischer Erklärungsansatz zur Existenz von Bausparkassen: Ein weiteres Ergebnis zeigt, das bisherige institutionenökonomisch basierte sowie banktheoretische Erklärungsansätze zur Existenz von Fi-nanzintermediären die spezifischen systemimmanenten Charakteristika deutscher Bausparkassen (vor allem die für das geschlossene Bausparkollektiv typische Identität von Sparer und Darlehensnehmer) nicht adäquat berück-sichtigen. Daher werden bestehende Erklärungsansätze zur Überwindung auftretender Informationsasymmetrien im Hinblick auf die Eigenheiten des Bausparens weiterentwickelt. Dabei wird gezeigt, dass ex-ante bestehende Qualitätsunsicherheiten durch Selbstselektion (Screening) und Signalling reduziert werden können. Beim Scree-ning werden solvente Bausparer relativ schneller ihre Sparleistung erbringen und Verträge mit niedrigen Soll- und Habenzinsen wählen und darüber hinaus bereit sein, (Zusatz-)Sicherheiten zu stellen. Beim Signalling demonst-rieren solvente Bausparer durch Festlegen der Bausparsumme sowie der Auswahl zwischen niedrig- und hoch-verzinslichen Verträgen und ihrem individuellen Sparverhalten ihre Kreditnehmereigenschaften. Nachvertragli-che Verhaltensunsicherheiten (Moral Hazard) werden beim Bausparen ebenfalls reduziert. Anreizkompatibel wirkt dabei die implizite Forderung, dass Bausparkassen als Kreditgeber nur auftreten, wenn der Bausparer über ein bestimmtes Mindesteigenkapital verfügt (ca. 20-30 Prozent), das er in die Finanzierung mit einbringt. Der Ei-genkapitalbildungsprozess und die damit einhergehende Risikoteilung zwischen Bausparer und kreditgebender Bausparkasse bildet beim Bausparsystem überhaupt einen zentralen Bestandteil. Der systemimmanente Anspar-vorgang führt nämlich als ein psychologisch-erzieherischer Prozess zu einer Verhaltensdisziplinierung des Bau-sparers. Ex-post auftretende Probleme lassen sich des Weiteren durch Stellung von Sicherheiten (Grundpfand-rechte) und deren vorsichtigem Bewertungsansatz (keine Bewertung zu Marktpreisen) sowie der Möglichkeit zur Androhung der Verwertung zusätzlich reduzieren. Diese Faktoren sind im Hinblick zur Krisenprävention des Fi-nanzsystems und zur Vermeidung von Bankenkrisen von besonderer Bedeutung. Denn deren Ursachen gehen häufig (wie auch 2007) auf Missstände in der Wohnungsbaufinanzierung zurück, was für Deutschland seit 1949 jedoch nicht zutrifft. Die anschließende empirische Überprüfung der o.g. Erkenntnisse zur Überwindung vor- und nachvertraglicher Informationsasymmetrien erfolgt durch Zusammenführung soziodemographischer Merkmale von Sparern und Darlehensnehmern. Diese bestätigen, dass Kreditnehmer mit qualitativ "guten" Eigenschaften bzw. Besserverdiener (bezogen auf ihre berufliche Stellung sind dies: Freiberufler, Selbständige, Beamte und An-gestellte) häufiger Bauspardarlehen erhielten als solche mit tendenziell "schlechteren" Eigenschaften bzw. Ge-ringverdiener (Arbeiter, Rentner, Land- und Forstwirte, Schüler, Studenten und Hausfrauen). 3) Empirischer Erklärungsansatz zur wirtschaftlichen Notwendigkeit einer Regulierung von Bausparkassen: Die besondere Schutzbedürftigkeit des Bausparers gegenüber dem klassischen Bankeinleger leitet sich aus drei Aspekten ab: a) dem Kollektivgedanken; b) der "doppelten" Vorleistungspflicht des Bausparers; c) Zugrundelie-gen von Leistung und Gegenleistung auf langfristig geplanten mathematischen Modellrechnungen. Die Darstel-lung der tatsächlichen Aufsichtspraxis über die Bausparinstitute zeigt, dass der Gesetzgeber durch die Ausgestal-tung des Bausparkassenrechts als institutionellen Ordnungsrahmen das für jede Kreditbeziehung notwendige Ver-trauen hergestellt hat. Die restriktive Bausparkassengesetzgebung hat zu weiteren Reduzierungen von Informati-onsasym-metrien sowie Transaktionskosten geführt und somit das Zustandekommen von Transaktionen auf dem Markt für nachrangige Wohnungsbaufinanzierungsmittel überhaupt erst ermöglicht. Dabei stellen insbesondere das im §1 Abs. 1 Satz 2 BauSparG verankerte Spezialitätsprinzip (i.V.m. dem KWG), das ausschließlich Bausparkassen auf dem Markt für nachrangige Wohnungsbaufinanzierungsmittel zulässt (und damit verbundener Spezialisierungsvorteile, welche die Realisierung von Skalenerträgen und Senkung von Suchkosten ermöglichen), sowie die konservativen Beleihungswertvorschriften (i.V.m. dem HypBG) die notwendigen Bedingungen eines effektiven Einleger- und Gläubigerschutzes dar. Es wird ebenso verdeutlicht, dass damit eine Beschränkung der strategischen Geschäfts- und Diversifikationsmöglichkeiten der Bausparkassen gegenüber anderen Finanzinter-mediären verbunden ist. 4) Empirische Überprüfung von Theorien zum Sparverhalten in Bezug auf das Bausparwesen: Mit Hilfe der Altersstrukturanalyse der Bausparer wird gezeigt, dass die neoklassische Theorie unbefriedigende Erklärungsan-sätze liefert: So ist der Anteil älterer Bausparer in der Gruppe der Darlehensnehmer im Vergleich zu ihrem Anteil an den Sparern deutlich niedriger gewesen als es bspw. die Prämissen des CAPM-Modells vorsehen. Vielmehr decken sich die Beobachtungen mit den spartheoretischen Erkenntnissen der Lebenszyklustheorie: a) die sich re-lativ häufiger in der Erwerbsphase befindenden mittleren Altersgruppen (zwischen 20 bis unter 50 Jahren) sind überproportional im Vergleich zur Gesamtbevölkerung bei den Bausparkassen vertreten; b) bei steigendem Alter nimmt die Nachfrage nach Bausparprodukten tendenziell ab (es kommt zu einer höheren Konsumverwendung zu Lasten der langfristigen Ersparnisbildung, zumal häufig in dieser Lebensphase schon Wohneigentum besteht); c) vor allem jüngere Wirtschaftssubjekte durchlaufen eine Vermögensaufbauphase, zumal der Anteil "jüngerer" Bausparer (bis unter 40 Jahre) sukzessive gestiegen ist. 5) Empirischer Kennzahlenvergleich anhand der Rentabilitäts- und Ertragslage zur annäherungsweisen Quantifizierung des betriebswirtschaftlichen Erfolges bzw. Misserfolges der Bausparkassen: Gemessen an der Aufwands-Ertrags-Quote wird gezeigt, dass die Bausparkassen die von ihr angebotenen Leistungen zumindest bis 1982 "effizient" erbracht haben. Gemessen an den Gesamtkapitalrenditen konnten die Bausparkassen eben-falls gegenüber ihren Wettbewerbern aus dem Bereich der Kreditinstitute, insbesondere den Hypothekenbanken, konkurrenzfähig bleiben und überdurchschnittliche Renditen bei gleichzeitiger Übernahme höherer Risiken (bei Wertberichtigungen von stets unter 2 Prozent der Bilanzsumme) erzielen, wenngleich auch hier ab den 1980er Jahren ein negativer Trend nicht ausblieb. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bausparkassen, gerade weil sie primär als Wohnungsbaufinanzierer im nachstelligen und somit per se risikohöheren Bereich aufgetreten sind, durchaus konkurrenzfähig waren und aufgrund ihrer institutionellen Eigenschaften in besonderem Maße: erstens zur Stabi-lität des Finanzsystems insgesamt beitrugen; zweitens eine vergleichsweise (gegenüber dem Kapitalmarkt) güns-tige Finanzierungsalternative von nachstelligen Darlehen anboten; und dadurch drittens einen erheblichen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot in der unmittelbaren Nachkriegszeit sowie einer breiteren Eigentumsstreuung in den folgenden Jahrzehnten leisteten.
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Der Klimawandel und insbesondere die globale Erwärmung gehören aktuell zu den größten Herausforderungen an Politik und Wissenschaft. Steigende CO2-Emissionen sind hierbei maßgeblich für die Klimaerwärmung verantwortlich. Ein regulierender Faktor beim CO2-Austausch mit der Atmosphäre ist die Vegetation, welche als CO2-Senke aber auch als CO2-Quelle fungieren kann. Diese Funktionen können durch Analysen der Landbedeckungsänderung in Kombination mit Modellierungen der Kohlenstoffbilanz quantifiziert werden, was insbesondere von aktuellen und zukünftigen politischen Instrumenten wie CDM (Clean Development Mechanism) oder REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation) gefordert wird. Vor allem in Regionen mit starker Landbedeckungsänderung und hoher Bevölkerungsdichte sowie bei geringem Wissen über die Produktivität und CO2-Speicherpotentiale der Vegetation, bedarf es einer Erforschung und Quantifizierung der terrestrischen Kohlenstoffspeicher. Eine Region, für die dies in besonderem Maße zutrifft, ist Westafrika. Jüngste Studien haben gezeigt, dass sich einerseits die Folgen des Klimawandels und Umweltveränderungen sehr stark in Westafrika auswirken werden und andererseits Bevölkerungswachstum eine starke Änderung der Landbedeckung für die Nutzung als agrarische Fläche bewirkt hat. Folglich sind in dieser Region die terrestrischen Kohlenstoffspeicher durch Ausdehnung der Landwirtschaft und Waldrodung besonders gefährdet. Große Flächen agieren anstelle ihrer ursprünglichen Funktion als CO2-Senke bereits als CO2-Quelle. [.] ; Global warming associated with climate change is one of the greatest challenges of today's world. One regulating factor of CO2 exchange with the atmosphere is the vegetation cover. Measurements of land cover changes in combination with modeling of the carbon balance can therefore contribute to determining temporal variations of CO2 sources and sinks, which is an essential necessity of existing and prospective political instruments like CDM (Clean Development Mechanism) or REDD (Reducing Emissions from Deforestation and Degradation). The need for quantifiable terrestrial carbon stocks is especially high for regions, where rates of land cover transformation and population density are high and knowledge on vegetation productivity is low. One region which is characterized by these criteria is West Africa. Therefore, carbon stocks in this region are seriously endangered by land cover change like the expansion of agriculture and forest logging. Large areas already act as carbon sources on a yearly basis instead of their previous function as carbon sink. Since only a few studies have analyzed the terrestrial carbon stocks in Africa and especially regional analysis in West Africa are missing, the following study focuses on regional scale modeling of the actual terrestrial carbon stocks. Additionally, the potential carbon stocks of unmanaged land cover and the potential for CO2 payments have been analyzed in this work. To quantify and assess carbon fluxes as well as the loss of carbon, net primary productivity of vegetation has been modeled, based on the plants characteristics to fix carbon from the atmosphere during photosynthesis. Modeling vegetation dynamics and net primary productivity has been realized by using MODIS 250m time series for semi-humid and semi-arid savanna ecosystems in West Africa. This study aimed to quantify CO2 exchanges of the Savanna regions in the Volta basin by applying and adapting the Regional Biomass Model (RBM). The RBM was developed by Jochen Richters (2005) at a resolution of 1000m for the Namibian Kaokoveld. In this study the model was optimized to the scale of 232m to consider the heterogeneous landscape in West Africa (RBM+). New input parameters with higher accuracies and resolution were generated instead of using the global standard products. The most important parameters for the modeling are FPAR and the fractional cover of herbaceous and woody vegetation. To enhance the MODIS FPAR product, linear interpolation and downscaling algorithms were applied. The main objective of the downscaling is a better representation of the finely scattered vegetation by the 232m resolution FPAR. The second optimized parameter, the fractional cover of herbaceous and woody vegetation was represented by the Vegetation Continuous Fields product (VCF) from MODIS in the originally version of the RBM. This global product reflects the vegetation structure of West Africa poorly, since few high resolution training data is available for this region, and the dynamic savanna vegetation can hardly be classified by not regionally adapted methods. Additionally, the data is only available with 500m resolution. Therefore, in this study a new product with 232m resolution was developed which represents the spatial heterogeneity well and, due to the regional adaptation, shows higher accuracies. The percentage cover of woody and herbaceous vegetation and bare soil on 232m MODIS data was calculated in a multi scale approach. Based on very high resolution data, represented by Quickbird and Ikonos with 0.6-4m resolution, and high resolution data from Landsat with 30m resolution, the percentage coverage was estimated for representative focus regions. These classifications were used as a training data set to determine the percentage coverage on the 232m scale with MODIS time series for the whole study region. Based on these optimized and adapted input parameters, the net primary productivity was modeled. Data from a meteorological station and an Eddy-Covariance-Flux allowed a detailed validation of the input parameters and of the model results. The model led to good results as it only overestimated the net primary productivity for the two analyzed years 2005 and 2006 by 8.8 and 2.0 %, respectively. The second aim of the study was an analysis of the potential for long term terrestrial carbon sinks. Classifications of the actual and of the potential land cover were calculated for this analysis. Considering the overall long time CO2 fixation behavior of trees, which depends on their age, longterm carbon stocks for 100 years were simulated. As carbon fixing could be paid by emission trading, which is in future depending on the political Post-Kyoto programs, potential alternative income was calculated with different price scenarios for the three countries. A comparison with the gross domestic products of these countries and with developing aid, showed the significance of CO2 trading in this region.
BASE
In: Diplomarbeit
Aus der Einleitung: Das Inkrafttreten der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) im Dezember 2000 mit dem Ziel, den guten ökologischen Zustand aller Gewässer bis 2015 zu erreichen, stellte einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einer gemeinschaftlich, ökologisch orientierten Gewässerbewirtschaftung aller EU-Staaten dar. Allerdings bedeutet die Umsetzung in die nationale Gesetzgebung bis zur Bewirtschaftungspraxis einen langjährigen Prozess und stellt neue Herausforderungen an die grenzübergreifende Zusammenarbeit der einzelnen Beteiligten. Deswegen wird zu Beginn das unterschiedliche Verständnis von Gewässerschutz aufgrund der historischen und politischen Ausgangssituationen der beiden Nachbarstaaten Deutschland und Niederlande dargestellt. Darauf folgt eine Einführung in den gewässerspezifischen Naturraum des Tieflandes und die nationalen Bestrebungen zum Schutz der Gewässer vor dem Jahr 2000. Nach aktuellem Stand des Zeitplans der WRRL ist die Vorlage der Entwürfe zu den Bewirtschaftungsplänen und Maßnahmenprogrammen der Flusseinzugsgebiete (FGEs) vorgeschrieben, um der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Stellungnahme und aktiven Einbeziehung aller Akteure zu bieten. Deshalb wurden die zwei internationalen FGEs Rhein und Ems im Grenzgebiet Deutschland-Niederlande ausgewählt, um anhand dieser Pläne die Vorgehensweisen zwischen den unterschiedlichen Behörden zu untersuchen. Im Vordergrund stehen dabei der Aufbau der Koordinierungsstrukturen, Detaillierungsgrad und Aufbereitung der Pläne und Karten, Art der Informationsbereitstellung sowie Angaben zu Kosten-Nutzen-Analysen, um ein möglichst effizientes Ineinandergreifen der notwendigen Maßnahmen zu gewährleisten. Bei der Beurteilung wurde nicht Wert darauf gelegt, die Unterschiede der einzelnen Managementpläne aufzuzeigen; vielmehr war es wichtig abzuschätzen, ob sie einen praxistauglichen und erfolgversprechenden Eindruck in Bezug auf die Anwendung im nun beginnenden ersten Bewirtschaftungszyklus machen. Denn jede FGE weist ihre besonderen Eigenarten auf und kann daher nicht nach einem mustergültigen Schema bewirtschaftet werden. Allerdings können und sollen die Erfahrungen und Erfolge einzelner Programme und Projekte durchaus international publik gemacht werden, um von anderen FGEs übernommen bzw. angepasst werden zu können. So kann die Erreichung des Ziels guter ökologischer Zustand bzw. Potenzial best möglich unterstützt und eine nachhaltige Bewirtschaftung aller europäischen Gewässer gewährleistet werden.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Bedeutung, Inhalt und Ziel5 2.Definition der Zielvorstellung guter ökologischer Zustand8 2.1Verständnis auf deutscher Seite8 2.2Verständnis auf holländischer Seite9 2.3Interkalibrierung - Ermöglichen international vergleichbarer Messwerte11 3.Ausgangssituation und Rahmenbedingungen13 3.1Allgemeine Limnologie des Zentralen Tieflandes13 3.2Deutschland13 3.3Niederlande16 4.Rechtliche Situation21 4.1Gemeinsame EU-Strategie21 4.2Umsetzung in nationales Recht: Deutschland24 4.3Umsetzung in nationales Recht: Niederlande27 5.Fließgewässertypen des Tieflandes32 5.1Regionale Fließgewässertypologie des Tieflandes32 5.2Typbeschreibung32 5.3Gefährdung und Schutz von Tieflandgewässern34 5.4Flussauen und WRRL35 6.Bisheriger Gewässerschutz36 6.1Gewässerschutz zur Reinhaltung von Trink- und Brauchwasser36 6.2Gewässerschutz als Teil des Naturschutzes36 6.3Schutz vor Hochwasser36 6.4Praxisbeispiel: Rhein37 7.Gewässerschutz aufgrund der WRRL42 7.1Übergeordneter Bewirtschaftungsplan Ems: Plan A42 7.2Übergeordneter Bewirtschaftungsplan Rhein: Plan A50 7.3Bewirtschaftungsplan Teil B: Niedersächsischer Anteil an der FGE Ems57 7.4Maßnahmenprogramm Niedersachsens zur Ems61 7.5Bewirtschaftungsplan Plan B: Deltarhein62 7.6Maßnahmenprogramm Nordrhein-Westfalens zum Deltarhein71 8.Vergleich der Bewirtschaftungspläne und Maßnahmenprogramme74 8.1Methodik74 8.2Vergleich der Bewirtschaftungspläne Teil A77 8.3Vergleich der Bewirtschaftungspläne Teil B80 8.4Vergleich der Maßnahmenprogramme84 9.Fazit88 AZusammenfassung91 BSummary92 CAbbildungen93 DAbbildungsverzeichnis112 EAbkürzungen114 FLiteratur115Textprobe:Textprobe: Kapitel 7.1.9, Information und Beteiligung der Öffentlichkeit: ... Neben den Printmedien sind die Internetplattformen www.wasserblick.net und in den Niederlanden www.kaderrichtlijnwater.nl wichtige Informationsträger. Darstellungsqualität von Karten und Publikationen: Die im Anhang befindlichen siebzehn Karten wurden gemeinschaftlich bearbeitet und zeigen im Maßstab 1:1.000.000 das gesamte Flusseinzugsgebiet. Im Allgemeinen sind sie auch für den Laien gut lesbar. Der Internetauftritt der FGE Ems www.ems-eems.de ist in drei Sprachen verfügbar, gut strukturiert und hat ein klares, übersichtliches Design. Er wirkt professionell und bietet den Benutzern schnellen Zugriff auf alle relevanten Informationen. Die Links und Downloads funktionieren ebenfalls, bei besonderen Fragen sind Kontaktstellen per Telefon, Post oder email zu erreichen. Übergeordneter Bewirtschaftungsplan Rhein: Plan A: Die Erstellung des übergeordneten Bewirtschaftungsplans [Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.] für die IFGE Rhein erfolgte unter der Zusammenarbeit der beteiligten Anlieger und der IKSR, wobei die Datenquellen von den zuständigen Behörden der Flussgebietseinheit bereitgestellt wurden und das Kartenmaterial von der Bundesanstalt für Gewässerkunde in Koblenz erstellt wurde. Organisation der Koordination: Die Koordinierungspflicht laut Artikel 3 WRRL wurde von den Ministern der Rheinanrainerstaaten übernommen, die ein Koordinierungskomitee aus Vertretern dieser Staaten zusammenstellte. Unterstützt wird die Arbeit vom Sekretariat der IKSR. Um der Größe des Bewirtschaftungsgebietes Rechnung zu tragen, wurde es für die Erstellung der B-Pläne nach naturräumlichen Gegebenheiten in neun Bewirtschaftungsräume strukturiert: Alpenrhein/Bodensee, Hochrhein, Oberrhein, Neckar, Main, Mittelrhein, Mosel/Saar, Niederrhein, Deltarhein. Umfang der Bestandserhebung: Merkmalsbeschreibung: Da der Rhein zu den weltweit am intensivsten genutzten Flüssen gehört, wird bei der Beschreibung der Merkmale auf die Einteilung der Abschnitte, Bevölkerungsdichte und die verschiedenen Arten der Belastungen und Funktionen eingegangen. Um dieses weitschweifige Thema nicht zu sehr auszudehnen, wird für mehr Informationsbedarf auf die Homepage der IKSR verwiesen. Ökoregionen der Oberflächengewässer: Der Rhein hat Anteil an fünf der in Anhang XI WRRL ausgewiesenen Ökoregionen, die nach System B (Anhang II Nr.1.1 WRRL) ermittelt worden sind: - Ökoregion 4 (Alpen, Höhenlage > 800 m); - Ökoregion 8 und 9 (Westliches und Zentrales Mittelgebirge, Höhenlage 200–800 m); - Ökoregion 13 und 14 (Westliches und Zentrales Flachland, Höhenlage < 200 m); Die Ausweisung der Grundwasserkörper erfolgte auf Basis der Bestandsaufnahme. Umfang der Bestandserhebung: signifikante Belastungen und Auswirkungen anthropogenen Einflusses: Stoffeinträge: Was die punktuellen Stoffeinträge betrifft, sind insgesamt ca. 96 Prozent der Bevölkerung in der IFGE Rhein an Kläranlagen angeschlossen. Unter den industriellen Direkteinleitern wurden etwa 1.000 festgestellt, die sich alle an Richtlinien zum Einleiten toxischer Stoffe orientieren müssen und in einem Register erfasst sind. Der diffuse Stoffeintrag (Stickstoff, Phosphor, Schwermetalle und Pflanzenschutzmittel) lässt sich auf landwirtschaftliche Tätigkeit, sowie Emissionen aus Siedlung und Verkehr zurück führen und wird seit Jahren durch mehrere Richtlinien unter Kontrolle gehalten. Um jedoch in den Küstengewässern den guten Zustand zu stabilisieren und ihn im Wattenmeer zu ermöglichen, müssen noch weitere Reduktionen angestrebt werden. Zu den rheinrelevanten Stoffen, die als problematisch anzusehen sind, zählen Zink, Kupfer und PCB. Ebenso wurden einige prioritäre (gefährliche) Stoffe gefunden. Wasserentnahme und Abflussregulierung: Da das Rheineinzugsgebiet nicht als Wassermangelgebiet einzustufen ist, wirken sich die oberflächlichen Wasserentnahmen zur Trinkwasserversorgung sowie für die industrielle Nutzung nicht nachteilig auf die Wasserquantität aus. Die einzige schwerwiegende mengenmäßige Belastung des Grundwassers stellt der Braunkohletagebau am Niederrhein im Saarland dar, was zu tiefschürfenden Problemen im Grenzgebiet Deutschland-Niederlande führt. Was die Abflussregulierung angeht, ist der Rhein durch Begradigungen, Eindeichungen, usw. komplett morphologisch überprägt. Die Durchgängigkeit wird durch die Schiffbarmachung, die Wasserkraftgewinnung und den Hochwasserschutz erheblich gestört, was auch die Nebenflüsse betrifft. Sonstige Belastungen: Zu den weiteren Belastungen zählen verunreinigte Sedimente, Bergbau, Wärmebelastung und Altlasten. Ermittlung und Kartierung der Schutzgebiete: Die ermittelten aquatischen Schutzgebiete, die mit 19.000 km² ca. 10 Prozent der Gesamtfläche der IFGE Rhein ausmachen, gliedern sich wie folgt: Wasserschutzgebiete: 26.500. NATURA 2000 Gebiete, davon FFH: 2.360 und SPA: 250. Überwachungsprogramme und Ergebnisse der Überwachung (Monitoringprogramme): Seit den 50er Jahren gibt es ein von der IKSR auf den Rhein abgestimmtes Messverfahren für chemische Parameter und seit den 90ern ein weiteres für biologische Qualitätsmerkmale. In Anpassung mit der WRRL wird ein Überblicksüberwachungsprogramm angewandt, das die international abgestimmten Ergebnisse ebenfalls mit denen von Nicht-EU-Mitgliedern abgleicht. Ergebnisse: Die Ergebnisse für die biologischen Messwerte werden aufgegliedert nach Parametern für die verschiedenen Abschnitte beschrieben. Zusammenfassend lässt sich für die gesamte Länge des Rheins sagen, dass ein klar ansteigender Belastungsgradient von Ober- zu Unterlauf erkennbar ist. Am Bodensee ist der ökologische Zustand der Gewässer also generell hochwertiger einzustufen als am Deltarhein, wobei es jedoch auch mittendrin immer wieder Stellen gibt, deren ökologischer Zustand als sehr gut oder gut eingestuft werden kann. Auffällig ist, dass mittlerweile wieder alle rheintypischen Fischarten – wenn auch in unbefriedigender Menge – nachgewiesen werden konnten. Selbst verschollene Wanderfischarten wie der Lachs oder die Meerforelle konnten sich seit der Wiederherstellung der Passierbarkeit im Abschnitt Iffezheim–Gambsheim wieder ansiedeln. Die Überwachung des Grundwassers erfolgt in der Regel im oberen Hauptgrundwasserleiter auf Ebene der abgegrenzten Grundwasserkörper. Eine vollständige mengenmäßige und qualitative Bewertung wird erst 2009 abgeschlossen sein, jedoch zeigen die bisherigen Befunde nur Mängel in den Kohleabbaugebieten (Grundwasserabsenkung). Die chemischen Untersuchungen ergaben einen weiträumig guten Zustand des Grundwassers, jedoch ist die Nitratbelastung weiterhin bedenklich. Einige Grundwasserkörper sind sogar in schlechtem chemischem Zustand, weil die Belastungen mit Pflanzenschutzmitteln zu hoch sind. Bewirtschaftungsziele und Ausnahmen: Die Bewirtschaftungsziele werden im Bewirtschaftungsplan A des Rheins unter dem Gliederungspunkt Umweltziele und Anpassungen aufgeführt, wobei sich Anpassungen auf Fristverlängerungen und Ausnahmen beziehen.
In: Geschichte
Aus der Einleitung: "The Provisional Government of the Irish Republic to the people of Ireland. Irishman and Irishwomen: In the name of God and the deed generations from which receives her old tradition of nationhood Ireland through us, summons her children to her flag and strikes freedom for her freedom. Having organised and trained her manhood through her secret revolutionary organisation, the Irish Republican Brotherhood and through her open military organisations, the Irish Volunteer and the Irish Citizen Army, having pationiently perfected her discipline, having resolutely waited for the right moment to reveal itself, she now seizes that moment and supported by her exiled children in America and by gallant allies in Europe, but relying in the first on her own strength, she strikes in full confidence of victory'. Als diese Erklärung am 24.04.1916 von den Stufen des 'General Post Office' in Dublin verlesen wurde, war der Osteraufstand gegen die englische Herrschaft in Irland bereits gescheitert. Ein wichtiger Grund hierfür war das Ausbleiben der Hilfe des einzigen existierenden 'tapferen Verbündeten' in Europa: Deutschland. Die Waffenlieferung, die als 'Libau-Unternehmung' nach zähen Verhandlungen auf den Weg geschickt worden war, erreichte ihr Ziel nicht. Die irischen Revolutionäre, wieder auf ihre 'eigene Kraft' zurückgeworfen, wagten den Aufstand dennoch; allerdings ohne Illusionen bezüglich des Ausgangs der Kämpfe. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, erstmals eine eigenständige und – dem eingeschränkten Rahmen zum Trotz – möglichst lückenlose Darstellung der 'Libau-Unternehmung' zu präsentieren. Der erste Teil bietet eine knappe Einführung in die irische Geschichte und die Hintergründe des irischen Osteraufstandes, ohne die ein Verständnis der 'Libau-Unternehmung' nicht möglich ist. Unter den beteiligten Organisationen spielen vor allem die 'nach Amerika verbannten Kinder' eine besondere Rolle. Bereits kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges traten diese in Gestalt des 'Clan na Gael' mit der deutschen Botschaft in Kontakt. Ihr Anliegen war die Bitte um militärische Unterstützung für einen Aufstand noch während des Krieges. Gemäß dem alten irischen Leitsatz 'Englands Probleme sind Irlands Chance' war der Weltkrieg für sie der 'richtige Moment', auf den sie so 'entschlossen gewartet' hatten. Parallel zu den Verhandlungen in Amerika begann eine Hand voll Radikaler in Irland mit den konkreten Planungen. Zum Abschluss der Einführung wird Sir Roger Casement vorgestellt. Der irische Revolutionär war noch während der Julikrise 1914 nach Amerika gereist, um dort im Auftrag der 'öffentlichen militärischen Organisation' 'Irish Volunteers' Waffen und weitere Unterstützung zu beschaffen. Auf eigenen Wunsch wurde er als Repräsentant des 'Clans' zu weiteren Verhandlungen nach Deutschland geschickt. Die im zweiten Teil beschriebene Arbeit Casements in Deutschland bestand aus Propagandaarbeit und der Abwicklung der Waffenlieferung. Zu den Propagandamaßnahmen zählt – neben einer auf den irischen Freiheitskampf bezogenen Freundschaftserklärung der deutschen Regierung – auch die Aufstellung einer Brigade aus irischen Kriegsgefangenen. Ein Einsatz der Brigade beim Osteraufstand war von vornherein eher unwahrscheinlich und wäre auch nicht militärisch relevant gewesen. Wie sich schnell herausstellte, war sie jedoch wegen des minimalen Zuspruchs auch propagandistisch kaum zu verwerten. Für die 'Libau-Unternehmung' war die Brigade und ihre Geschichte dennoch von Bedeutung, da sich die deutsche Seite in einem zwischen Casement und den deutschen Behörden geschlossenen Brigade-Vertrag erstmals – unter gewissen Voraussetzungen – zu militärischer Hilfe verpflichtete. Außerdem war zeitweise im Gespräch, die Brigade samt den Waffen nach Irland zu transportieren. Die Waffenlieferung war für die Auftraggeber Casements in Irland und Amerika der eigentliche Kernpunkt der Mission, denn Waffen waren im Gegensatz zu den Propagandamaßnahmen für den Aufstand von größter Wichtigkeit. Von den irischen Aufständischen war nur jeder fünfte bewaffnet. Der dritte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem Unternehmen selbst. Die zeitliche Einteilung richtet sich weitgehend nach dem Quellenordner mit dem Titel "Die Dampfer Libau Unternehmung" im Militärarchiv Freiburg. Außerdem ist sie dadurch gerechtfertigt, dass im Oktober 1915 die direkte Kommunikation zwischen den deutschen Behörden und dem 'Clan na Gael' begann, die für die erste Phase des Unternehmens prägend war. Casement wurde an den Verhandlungen nicht mehr beteiligt und erst wieder hinzugezogen, als alle strittigen Fragen geklärt waren. Eine Konferenz am 17.03.1916 im Admiralstab stellt einen für die 'Libau-Unternehmung' äußerst wichtigen Abschnitt dar und wird deshalb einem eigenen Kapitel abgehandelt. Hier wurde die Aktion bis ins Detail geplant. Die Verantwortlichen legten dabei unter anderem endgültig fest, dass die Waffenlieferung mit nur einem Dampfer durchgeführt werden und die Besatzung aus Freiwilligen der Nordseestation Wilhelmshaven bestehen sollte. Trotz der genauen Planung offenbarten sich in der Folge mehrere Problembereiche. Am wichtigsten war das Terminproblem, das auf generellen Kommunikationschwierigkeiten beruhte. Von irischer Seite wurde der für die Landung der Waffen vorgesehene Termin kurzfristig verschoben, und die entsprechende Nachricht erreichte Deutschland zu spät. Des weiteren gab es ein Brigade- und ein U-Boot Problem. Casement setzte gegen den erbitterten Widerstand der mit der Angelegenheit betrauten Abteilung III b des Generalstabs durch, dass die Brigade bis Kriegsende in Deutschland bleiben durfte und auch ihm die gefährliche Fahrt auf dem Waffenschiff erspart blieb. Stattdessen bekam er ein U-Boot zur Verfügung gestellt. Da vereinbart wurde, dass U-Boot und Waffenschiff getrennt fahren, sich aber vor der Landung treffen sollten, war bei dem ohnehin diffizilen Unternehmen eine weitere Fehlerquelle geschaffen. Als Kapitän des Waffenschiffes war der Leutnant der Reserve Karl Spindler vorgesehen. Durch seine beiden Bücher über die Fahrt hat er selbst den Grundstein für eine in der Literatur verbreitete Verklärung seiner Person gelegt. In dieser Arbeit wird – gestützt auf Ergebnisse der Konferenz vom 17.03.1916 in Verbindung mit Quellen zu Spindlers Herkunft – eine Neubewertung seiner Bedeutung versucht. Das von ihm befehligte Waffenschiff sollte unter norwegischer Handelsflagge und mit einer als Norweger verkleideten Besatzung die englische Hauptblockade zwischen Island und Schottland durchbrechen. Es bekam dazu keinen Begleitschutz, und die streng geheime Aktion stand in keiner Verbindung mit Maßnahmen der Seekriegsführung. Dennoch gelang der Durchbruch, und Spindler erreichte die irische Küste. Ob er sich dort aber am vereinbarten Treffpunkt befand, ist umstritten. Für das Scheitern des Unternehmens – Spindler versenkte das Schiff und ging mit seiner Mannschaft in Kriegsgefangenschaft – ist diese Frage allerdings nur von untergeordneter Bedeutung. Verantwortlich war vielmehr "eine schier unvorstellbare Kette von Fehlschlägen und Unachtsamkeiten, von kleineren und größeren Katastrophen, von Gedankenlosigkeit, Kurzsichtigkeit und organisatorischer Unfähigkeit". Hinzu kommen noch die Erfolge des englischen Geheimdienstes. Im vierten und letzten Teil der Arbeit wird der Osteraufstand als das Ziel der Bemühungen beschrieben. Ohne die deutschen Waffen war die Erhebung von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ein mit der Sprengung des Waffenschiffs zusammenhängendes Chaos von sich widersprechenden Befehlen am Tag vor dem Aufstand und am Aufstandstag selbst machte dann auch die letzten Hoffnungen der Aufständischen zunichte. Die Kampfhandlungen blieben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf Dublin beschränkt und wurden innerhalb weniger Tage zugunsten der englischen Truppen entschieden. Inhaltsverzeichnis: EINLEITUNG1 A.VORBEREITUNGEN ZUR UNTERNEHMUNG IN IRLAND UND AMERIKA7 I.DER HINTERGRUND7 I.1Geschichtlicher Abriss7 I.2Die revolutionären Gruppierungen9 I.2.1Die 'Irish Republican Brotherhood' ('IRB')9 I.2.2Der 'Clan na Gael'10 I.2.3Die 'Volunteers'11 I.2.4Die 'Irish Citizen Army'12 II.DIE AUFSTANDSPLÄNE13 III.SIR ROGER CASEMENT15 III.1Sir Roger Casements Hintergrund15 III.2Sir Roger Casement und Deutschland16 B.DIE FORTSETZUNG DER VORBEREITUNGEN IN DEUTSCHLAND BIS OKTOBER 191517 I.SIR ROGER CASEMENT IN DEUTSCHLAND17 I.1Die Propagandamaßnahmen17 I.2Die Waffenlieferung20 C.DIE 'LIBAU-UNTERNEHMUNG': OKTOBER 1915 BIS ENDE APRIL 191622 I.DIE UNTERNEHMUNG OHNE SIR ROGER CASEMENT22 II.DIE UNTERNEHMUNG MIT SIR ROGER CASEMENT26 III.DIE BESPRECHUNG VOM 17. MÄRZ UND DIE FOLGEN29 III.1Die Besprechung und die Beschlüsse29 III.2Die Folgen32 IV.DAS BRIGADEPROBLEM34 V.DAS U-BOOT PROBLEM35 VI.DAS TERMINPROBLEM37 VII.DER KAPITÄN DES UNTERNEHMENS: KARL SPINDLER40 VII.1Karl Spindlers Hintergund40 VII.2Spindlers Bedeutung42 VII.3Spindlers Bücher43 VIII.DIE FAHRT DES WAFFENSCHIFFES UND DES U-BOOTES46 VIII.1Der Befehl46 VIII.2Der Blockadedurchbruch49 VIII.3Am Ziel?51 VIII.4Die Sprengung54 VIII.5Das U-Boot55 IX.DIE GRÜNDE FÜR DEN FEHLSCHLAG58 IX.1Menschliches Versagen und viel Pech58 IX.2Die englischen Geheimdiensterfolge60 D.DER OSTERAUFSTAND63 SCHLUSSBEMERKUNG66 Anhang69 Literaturverzeichnis72
In: MA-Thesis - Master
Aus der Einleitung: 'Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg.' (Henry Ford, amerikanischer Industrieller, 1863 – 1947). 1.1., Problemstellung: Mit diesem Zitat von Henry Ford möchte ich die vorliegende Arbeit eröffnen. Es ist sinnbildlich für die Abschnitte einer Fusion und verkörpert die wichtigen Meilensteine, die bis zum erfolgreichen Abschluss eines solchen Vorhabens erreicht werden müssen. Die Liste gescheiterter Fusionen ist lang. Beispielhaft sind hier Daimler und Chrysler, Time Warner und AOL, oder nicht zuletzt BMW und Rover zu nennen. Es ist die Wichtigkeit dieser Meilensteine 'zusammenkommen', 'zusammenbleiben' und 'zusammenarbeiten', die oftmals unterschätzt wird und aufgrund deren eine Fusion scheitern kann und somit unter Umständen nicht nur existenzielle Probleme hervorrufen kann. (Im Original Grafik) In der global vernetzten Wirtschaftswelt von heute stehen Fusionen an der Tagesordnung. Zwar stagniert die Anzahl der Fusionen in den vergangenen Jahren. Bei der immens hohen Anzahl an Wettbewerbern erscheint der Gedanke jedoch häufig als strategisch sinnvoll, einen direkten oder indirekten Wettbewerber zu übernehmen. Die Ziele einer Fusion reichen hierbei von der sinnvollen Nutzung von Synergieeffekten bis zu persönlichen Machtmotiven. (Im Original Grafik) Die Problematik einer Fusion besteht darin, dass der Prozess nicht einfach unternommen werden kann und sich der Erfolg bei weitem nicht von selbst einstellt. Es werden verschiedene Phasen durchlaufen, in denen jedem einzelnen Kriterium ein hohes Maß an Wichtigkeit zugemessen werden muss. In der Praxis scheitern Fusionen oft bereits vor Beginn oder während des eigentlichen Merger-Prozesses an vermeintlichen soft skill Faktoren, wie zum Beispiel an unterschiedlichen, vorherrschenden Unternehmenskulturen, die als Erfolgsfaktor von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein können. Diese entwickeln sich individuell durch das Kollektiv der Mitarbeiter. Fusionierende Unternehmen unterschätzen die Kulturproblematik und gehen nur in ungenügendem Umfang auf diese ein. Unterschiedlichen Wertesystemen und Unternehmenskulturen wird also zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Beispielhaft hierfür ist die Tatsache, dass im Rahmen einer Fusion zwei verschiedene Belegschaften aufeinander treffen. Aus einem Unternehmen A und einem Unternehmen B soll nun das Unternehmen C gebildet werden. Beide sind jedoch in ihrer eigenen, individuellen Unternehmenskultur verankert. Das Ziel des Top-Managements jedoch ist, dass die beiden fusionierenden Unternehmen auch gemeinsam harmonieren und gemeinschaftlich miteinander arbeiten. Allerdings treffen nun zum ersten Mal im Rahmen der Integration zwei unterschiedliche Kulturauffassungen aufeinander und man stellt oftmals fest, dass sich eine grundsätzlich vorherrschende Abneigung gegenüber steht. Für ein Unternehmen können hieraus Konflikte entstehen. Beim Zusammenbringen zweier Unternehmenskulturen geschieht dies aus verschiedensten Gründen: zum einen beispielsweise aufgrund von Verteilungskämpfen. Hierbei geht es um die persönlichen Ressourcen, also um die Anzahl der Mitarbeiter, die Zuteilung von Arbeitsgütern und Betriebsstoffen. Weiterer Auslöser für einen Konflikt im Rahmen der Zusammenführung zweier Unternehmenskulturen stellt die neue Machtverteilung dar. Man stelle sich vor, das eine Unternehmen besitzt eine 6-Ebenen-Hierarchie, das andere zu fusionierende Unternehmen eine 9-Ebenen-Hierarchie und daraus soll nun eine neue Hierarchiestruktur mit lediglich noch vier Ebenen entstehen. Hierbei wird jedes Individuum, also jedes Mitglied der Organisation, versuchen seine persönlichen Ziele und den jeweiligen Status im Unternehmen zu behaupten und zu unterstreichen. Da jeder sein persönliches Ziel verfolgt, liegt es auf der Hand, dass es zwangsläufig zu Konflikten kommen wird. Für fusionierende Unternehmen stellt diese persönliche Komponente eine äußerst ungünstige Konstellation dar, da Konflikte für ein Unternehmen der Verlust von barem Geld darstellt. Anstatt sich auf die Kernkompetenzen und –aufgaben des Unternehmens zu konzentrieren, beschäftigen sich die Mitarbeiter eher mit der Sicherung ihrer persönlichen Egoismen. Diese Egoismen sind auch der Grund für die Tatsache, dass sich die Mitarbeiter der fusionierenden Unternehmen nicht aufeinander einlassen und versuchen, gemeinsam – zum Wohle des Unternehmens – zusammen arbeiten. Ein weiterer Grund ist die mangelnde Kommunikation zwischen dem Top-Management und den Mitarbeitern eines Unternehmens. Unterschiedliche herrschende Informationspolitiken führen so gegebenenfalls zu falschen Versprechungen gegenüber Kunden und Mitarbeitern. Zudem werden Letztere teilweise nicht in den Fusions-Prozess einbezogen, was zum Verlust von Erfahrungswerten und Know-How führen kann. Ausschlaggebend für das Scheitern einer Fusion ist meist die mangelnde Erfahrung mit einem solchen Veränderungsprozess. Unternehmen neigen zur Überschätzung des eigenen Know-Hows und unterschätzen zudem den hohen Umfang an Aufgaben, sowie die Wichtigkeit der detaillierten Informationen über das Unternehmen, mit dem eine Fusion angestrebt wird. Die Folgen dieser Aufzählung führen für ein Unternehmen meist zu einer Schmälerung des Gewinnes und gefährden somit dessen Hauptziele: Das Überleben am Markt, die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und die Weiterentwicklung des Unternehmens. Es wird also deutlich, dass eine Integration der Unternehmen, ihrer unterschiedlichen Bereiche und ihrer u. U. verschiedenen Unternehmenskulturen wichtig ist. Neben der Integration dieser Bereiche, bedarf es zusätzlich der Integration der Informationstechnologie. Fusionen finden mitunter Länder übergreifend statt. Um an dieser Stelle eine, für das operative Geschäft äußerst wichtige, Vernetzung zu gewährleisten, muss auch dieser Bereich möglichst schnell und umfänglich integriert werden. Oftmals findet eine Integration (gemäß der theoretischen Literatur) im Rahmen der Post-Merger-Integration, der dritten Phase einer Fusion statt. Durch die späte Initiierung des Integrationsprozesses können jedoch unerwartete Probleme entstehen, die eine Fusion und die dazugehörige Integration scheitern lassen. Diese Nennung von Gründen, die zu einem Scheitern von Fusionen führen können ist beispielhaft und kann beliebig erweitert und ergänzt werden. Es soll somit gleichwohl ein erster Eindruck der Komplexität eines solchen Fusionsprozesses vermittelt werden. Es ist notwendig, eine Integration frühzeitig zu planen und zu initiieren. Vor welchen Herausforderungen Unternehmen bei einer Integration stehen und welche Ziele mit ihr verfolgt werden, soll hier verdeutlicht werden, um die Wichtigkeit der rechtzeitigen Planung und Durchführung der Integration zu unterstreichen. 1.2, Ziel der Arbeit und Vorgehensweise: Was muss unternommen werden, um den komplexen Prozess einer Fusion erfolgreich zu gestalten? Welche Einflussgrößen spielen bei Fusionen und der Integration eine wichtige Rolle und welche Bereiche werden von der Integration erfasst? Welche Methoden gibt es für das Top-Management, um eine Integration zu ermöglichen und diese erfolgreich umzusetzen? Gibt es integrationsfördernde Maßnahmen? Um passende Antworten auf diese Fragen zu finden, bedarf es einer umfassenden Beleuchtung des gesamten Merger-Prozesses. Ausgangspunkt hierbei ist die Frage, welche Ziele mit einer Fusion verfolgt werden und welche Teilschritte zunächst unternommen werden müssen, um eine Fusion anzukurbeln. Dabei werden die unterschiedlichen Meilensteine veranschaulicht und auf die Bedeutung der Unternehmenskultur eingegangen. Wie bereits dargestellt, spielt diese eine nicht hoch genug einzuschätzende Rolle für das Scheitern oder den Erfolg einer Fusion. Folglich wird der Begriff der Unternehmenskultur ausführlich beschrieben und die unterschiedlichen Formen beleuchtet. Des Weiteren werden verschiedene Instrumente vorgestellt und bewertet, die das Scheitern eines Zusammenschlusses bereits frühzeitig verhindern können und mit einem Katalog geeigneter Maßnahmen ein solcher erfolgreich gestaltet und der Erfolg nachhaltig gesichert werden kann. Kapitel 2 befasst sich zunächst mit der Bestimmung der Begriffe Fusion, Integration und Integrationsmanagement. Hierzu werden die allgemeinen Definitionen gemäß dem Wortlaut herangezogen, sowie der Gebrauch der Begriffe in den verschiedenen Bereichen erläutert. Zudem wird verdeutlicht welche Formen von Fusionen möglich sind. Anschließend wird die Bedeutung des Wortes Fusion begrifflich abgegrenzt, da die Literatur bisher weitestgehend lediglich von sog. MA-Transaktionen spricht, jedoch den Bereich der Fusionen nicht ausreichend abgegrenzt behandelt. In Kapitel 3 werden die Gründe, Motive und Ziele einer Fusion dargestellt. Gemäß den Motivtheorien nach Trautwein, werden den sieben Theorien die möglichen Motive zu einer Fusion zugeordnet. Es sollen die Ansätze beleuchtet werden, die das Top-Management dazu bewegen, die Entscheidung zu einer Fusion zu fällen. Hierzu werden zudem die konkreten Ziele einer Fusion, die gleichzeitig als Ausgangspunkt für die erfolgreiche Gestaltung des Fusionsprozesses zu betrachten sind, entwickelt. Kapitel 4 befasst sich mit dem wichtigen Thema der Unternehmenskulturen. Hierzu wird zunächst eine begriffliche Annäherung unternommen um schließlich eine Definition zu erhalten. Da Unternehmenskulturen ganz verschiedene Merkmale aufweisen, sollen diese dargestellt werde. Dazu gehören sogleich auch die unterschiedlichen Typologien von Unternehmenskulturen. Im weiteren Verlauf werden Instrumente zur Bestimmung der Kulturen zunächst kurz definiert und anschließend evaluiert. Anhand des Ergebnisses der Auswertung, werden sodann die relevantesten Instrumente erläutert. Zudem wird an-schließend noch das Thema der Kulturkollision, speziell bei Fusionen, erläutert und hierzu die Akkulturation näher thematisiert. Abschließend wird kurz dargestellt, warum die Unternehmenskultur zu einem Erfolgsfaktor werden kann. Kapitel 5 behandelt den gesamten Ablauf einer Fusion. Hierbei werden die einzelnen Schritte der drei Phasen erläutert und veranschaulicht. Der erste Abschnitt befasst sich mit der Vision einer Fusion, also der ausgehenden Frage, welche Vor- oder Nachteile eine Fusion zur Folge haben könnte. Abschnitt zwei – die sog. Merger-Phase – wird in zwei Sub-Phasen untergliedert. Notwendigerweise werden hier die jeweiligen Arbeitsschritte entsprechend zugeordnet und erläutert. Abschließend wird im dritten Abschnitt die Post-Merger-Phase beleuchtet. Sie ist für diese Arbeit von großer Bedeutung, da sie als Integrationsphase bezeichnet wird und die Hauptaktivitäten des Integrationsmanagements liegen. An dieser Stelle soll allerdings gleich erwähnt sein, dass im Rahmen dieses Kapitels eine prozessuale Darstellung anhand der gängigen Literatur erfolgt. Unterschieden wird im Rahmen der Erläuterung der Phasen zwischen den tatsächlichen Aktivitäten, die für eine erfolgreiche Fusion grundlegend sind und den eigentlichen Ergebnisse, die aus solchen Aktivitäten resultieren. Kapitel 6 beschäftigt sich mit den Einflussgrößen, die die Integration grundsätzlich, aber auch im Rahmen einer Fusion, prägen können. Zu diesem Zweck werden kurz die stärksten Einflussfaktoren und deren Auswirkungen erläutert. Ausgehend von den vorangegangenen Kapiteln wird in Kapitel 7 beleuchtet, wo das Integrationsmanagement seinen Ansatz findet und vor welcher konkreten Herausforderung es steht. Hierfür erfolgen zunächst einige Grundlagen, die bzgl. des Integrationsmanagements und des Integrationsprozesses berücksichtigt werden sollten. Zu diesem Zweck werden die allgemeinen Integrationsziele im Rahmen einer Fusion erläutert und im weiteren Verlauf dargestellt, welche Aufgaben erfüllt werden müssen, um eine Fusion erfolgreich durchführen und abschließen zu können und welche Bereiche vom Integrationsprozess erfasst werden. Zudem werden Ansätze entwickelt, mit denen eine Integration erleichtert wird und bereits präventiv Spannungen vermieden werden können. Des Weiteren wird beschrieben, welche Maßnahmen konkret die Integration fördern und wie Akzeptanz geschaffen werden kann. Um diese Fragen ausführlich zu beantworten, werden zusätzlich eigene Gedanken und Ansatzpunkte entwickelt. Abschließend werden die erarbeiteten Erkenntnisse nochmals überprüft und in Kapitel 8, als Fazit, zusammengefasst.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Eidesstattliche ErklärungII InhaltsverzeichnisIV AbbildungsverzeichnisVIII TabellenverzeichnisIX AbkürzungsverzeichnisX 1Einführung1 1.1Problemstellung1 1.2Ziel der Arbeit und Vorgehensweise5 2Begriffsbestimmung und -abgrenzung8 2.1Fusion, Integration, Integrationsmanagement8 2.2Arten von Fusionen11 2.2.1Horizontale Fusionen11 2.2.2Vertikale Fusionen12 2.2.3Laterale / Diagonale Fusionen12 2.3Abgrenzung12 3Motive, Gründe, Ziele14 4Unternehmenskultur20 4.1Definition20 4.1.1Unternehmen20 4.1.2Kultur20 4.1.3Unternehmenskultur21 4.2Elemente und Merkmale22 4.2.1Artefakte23 4.2.1.1 Machtkultur24 4.2.1.2 Rollenkultur25 4.2.1.3 Aufgabenkultur25 4.2.1.4 Personenkultur25 4.2.2Werte und Normen26 4.2.3Grundannahmen26 4.2.4Weitere auftretende Unternehmenskulturen27 4.2.4.1 Unterstützungsorientierte Unternehmenskultur27 4.2.4.2 Regelorientierente Unternehmenskultur27 4.2.4.3 Innovationsorientierente Unternehmenskultur27 4.2.4.4 Zielorientierte Unternehmenskultur28 4.2.4.5 Traditionsorientierte Unternehmenskultur28 4.2.4.6 Reaktionsorientierte Unternehmenskultur28 4.2.4.7 Stagnationskultur29 4.3Bestimmung der Unternehmenskulturen30 4.3.1Ziele der Kulturbestimmung31 4.3.2Gesprächspartner31 4.3.3Methoden zur Bestimmung von Unternehmenskulturen32 4.3.4Auswertung35 4.3.4.1 Fragebögen36 4.3.4.2 Gruppeninterviews37 4.3.4.3 Persönliche Interviews37 4.3.4.4 Beobachtung38 4.3.4.5 Facettenmodell nach Köbi und Wüthrich39 4.3.4.6 Firmenrundgang40 4.4Kulturkollision bei Fusionen41 4.4.1Akkulturation42 4.4.2Phasen der Akkulturation42 4.4.3Formen der Akkulturation45 4.5Unternehmenskultur als Erfolgsfaktor für Integrationen46 5Prozessuale Phasen einer Fusion50 5.1Pre-Merger (Planungsphase)50 5.1.1Entscheidungsrelevante Fragen51 5.1.1.1 Das 'Ob'51 5.1.1.2 Das 'Wann'52 5.1.1.3 Das 'Wie'52 5.1.2Pre-Merger-Instrumente53 5.1.2.1 Screening53 5.1.2.2 Vorfeldsondierung54 5.1.2.3 Transaktionsstruktur55 5.1.2.4 Simulation55 5.1.2.5 Grobbewertung55 5.1.3Geheimhaltungsvereinbarungen56 5.1.4Verhandlungsprotokolle57 5.1.5Letter of Intent (LoI)57 5.1.6Vorvertrag59 5.2Merger (Durchführungsphase)60 5.2.1Due Diligence und Pre-Acquisition Audit60 5.2.1.1 Legal Due Diligence (Rechtliche Due Diligence)61 5.2.1.2 Financial Due Diligence (Finanzielle Due Diligence)62 5.2.1.3 Marketing Due Diligence62 5.2.1.4 Tax Due Diligence(Steuerliche Due Diligence)63 5.2.1.5 Strategic und Market Due Diligence64 5.2.1.6 Environmental Due Diligence (Umwelt Due Diligence)66 5.2.1.7 Human Resource Due Diligence67 5.2.1.8 Cultural Due Diligence (Kulturelle Due Diligence)68 5.2.1.9 Organizational und IT Due Diligence70 5.2.2Signing (Vertragsabschluss)70 5.2.3Closing (Eigentumsübertragung)71 5.3Post-Merger (Integrationsphase)72 5.3.1Initiierung der Integration72 5.3.1.1 Integrationsteam72 5.3.1.2 Kommunikation73 5.3.2Verknüpfung der Unternehmensführung74 5.3.3Festlegung der Unternehmensstrategie74 5.3.4Besetzung der Führungsebene75 5.3.5Personalwirtschaftliche Ausrichtung76 5.3.6Operatives Geschäft koordinieren76 6Einflussgrößen auf die Integration77 6.1Einflussgröße Unternehmenskultur77 6.1.1Distanz der Unternehmenskulturen77 6.1.2Stärke der Unternehmenskulturen78 6.1.3Dominanz einer Unternehmenskultur79 6.2Einflussgröße Unternehmensstruktur79 6.2.1Ausmaß der organisatorischen Zusammenlegung79 6.2.2Größe der Unternehmen80 6.3Einflussgröße Mensch81 6.3.1Angst als individueller Faktor81 6.3.1.1 Angst vor Arbeitsplatzverlust81 6.3.1.2 Angst vor finanziellen Einbußen82 6.3.2Angst als strukturbedingter Faktor82 6.3.2.1 Angst vor Ressourcenverteilung82 6.3.2.2 Angst vor Machtverlust82 7Integrationsmanagement84 7.1Die Herausforderung84 7.2Integrationsziele85 7.3Grundlagen der Integration86 7.3.1Integrationsgrad87 7.3.2Zuständigkeiten im Rahmen der Integration88 7.3.2.1 Integrationsführung88 7.3.2.2 Integrationsmanager88 7.3.2.3 Integrationsteams89 7.4Integrationsbereiche90 7.4.1Strategische Integration91 7.4.2Strukturelle Integration91 7.4.3Operative Integration92 7.4.3.1 Integration des Bereichs Einkaufs93 7.4.3.2 Integration des Bereichs Produktion93 7.4.3.3 Integration des Bereichs Vertrieb94 7.4.3.4 Integration des Wissensmanagements94 7.4.3.5 Integration der Verwaltung95 7.4.4Technologische Integration95 7.4.5Personelle Integration95 7.4.6Kulturelle Integration96 7.4.7Externe Integration97 7.5Integration in den Fusionsphasen98 7.5.1Pre-Merger99 7.5.1.1 Bildung einer Vision100 7.5.1.2 Machbarkeitsstudie und Szenario-Entwicklung100 7.5.1.3 Strategieentwicklung und Umsetzungsplan102 7.5.1.4 Relationship-Management104 7.5.2Merger105 7.5.2.1 Kommunikation105 7.5.2.2 Personalwirtschaftliche Maßnahmen durchführen111 7.5.2.3 Umgestaltung der Aufbau- und Ablauforganisation113 7.5.2.4 Verknüpfung der IT117 7.5.3Post-Merger117 7.5.3.1 Integration der Kulturen118 7.5.3.2 Akzeptanzmanagement119 7.5.4Öffentlichkeitsarbeit119 7.6Integrationscontrolling120 8Fazit122 LiteraturverzeichnisXII InternetverzeichnisXIX AnhangverzeichnisXXITextprobe:Textprobe: Kapitel 4.3.4.1, Fragebögen: Bei der durchgeführten Untersuchung bzgl. der Methoden zur Bestimmung von Unternehmenskulturen, erhielt die Methode Fragebögen einzusetzen mit '17' den höchsten Wert der Untersuchung. Fragebögen gehören zur Gattung quantitativer Befragungen. Grundlage eines Fragebogens sind eine vorherige Dokumentenanalyse, sowie ein Firmenrundgang und die Durchführung einer Beobachtung. Auf den ersten Eindruck erscheint diese Methode somit sehr zeit- und kostenintensiv, jedoch wird hier lediglich die Durchführung einer Befragung mittels Fragebögen betrachtet. Um die Ergebnisse qualitativer Befragungen statistisch abzusichern, besteht die Möglichkeit eine quantitative Befragung durchzuführen. Hierzu wird ein Fragebogen schriftlich festgelegt, anhand dessen (vorab strukturierte) Antworten beispielsweise angekreuzt werden können. Die Auswertung solcher quantitativen Befragungen gibt Aufschluss über die Meinungsverteilung und kann prozentual genau bestimmt werden. Mit nur durchschnittlichem Zeitaufwand und eher geringen Kosten wird dieses Modell vor allem aufgrund seiner Befragungstiefe sehr interessant und findet in der Praxis häufig Anwendung. Quantitative Befragungen als Analysemethode zur Erfassung von Unternehmenskulturen stellen sich als äußerst hilfreiches Mittel dar. Sie erfassen unter Berücksichtigung der Ergebnisse der qualitativen Befragungen wichtige Kulturmerkmale und liefern wichtige Erkenntnisse bezüglich der Verhaltensmuster, Werte und Normen der Organisationsmitglieder. Durch die Auswertung und Interpretation der Ergebnisse erhält man ein exakteres Bild der herrschenden Unternehmenskultur und kann zugleich erkennen, 'welche Aspekte der Kulturveränderung für das Unternehmen die größte Bedeutung haben oder in welchen Bereichen […] der größte Handlungsbedarf besteht'. 4.3.4.2, Gruppeninterviews: Eine weitere Methode ist die Anwendung von Gruppeninterviews. In diesen werden mehrere Organisationsmitglieder gemeinsam interviewt. Unter der Annahme, dass Unternehmenskultur ein gemeinsamer Lernprozess ist und gleichzeitig durch diesen entwickelt wird, können hier wichtige Erkenntnisse, z.B. zur Ausprägung der Kommunikation entnommen werden. Mit einem Ergebniswert von '16' im Rahmen der durchgeführten Untersuchung unterstreicht diese Methode ihre Einsetzbarkeit. Vor allem hinsichtlich der Befragungstiefe dieses Instruments ist zu erkennen, dass hieraus weitreichende Erkenntnisse zu ziehen sind. Dennoch ist bei kritischer Würdigung dieser Anwendungsmethode festzustellen, dass vor allem durch die Gruppeninterviews subjektive und unter Umständen irrelevante Einzelmeinungen ausgeblendet werden. Auch hier ist auf die Unternehmenskultur, die durch einen gemeinsamen Lernprozess entsteht, abzustellen. 4.3.4.3, Persönliche Interviews: Neben den Gruppeninterviews stellen persönliche Interviews zusätzliche Informationen bereit. Als zugehörige methodische Ansätze stehen hierzu Gruppen-interviews und Fragebögen in Form von quantitativen Befragungen zur Verfügung. Bei der Untersuchung der Methoden zur Bestimmung von Unternehmenskulturen erhielten persönlichen Interviews einen Wert von '15'. Es ist hierbei vor allem wieder auf das Kriterium der Befragungstiefe hinzuweisen. Dieser Bestwert zeigt, dass neben den Gruppeninterviews und dem Einsatz von Fragebögen sich die Durchführung persönlicher Interviews hinsichtlich der Befragungstiefe am meisten lohnt. Im Rahmen der persönlichen Interviews (qualitative Befragung) werden Organisationsmitglieder zu möglichst vielen relevanten Themen befragt. Zwar wird die Befragung anhand eines Interviewkataloges organisiert, dennoch besteht aber die Möglichkeit, die Befragung nicht statisch, sondern flexibel und variabel durchzuführen. Hiermit wird sichergestellt, dass ein breites Spektrum an Informationen durch das jeweilige Organisationsmitglied bereitgestellt wird und über alle relevanten Bereiche Auskünfte zur Verfügung gestellt werden. Bei genauerer Betrachtung der qualitativen Befragungsmethode wird deutlich, dass diese Alternative ebenfalls äußerst gewinnbringend eingesetzt werden kann. Durch die Filterung der Informationen, die während des Einzelgesprächs preisgegeben werden, können Rückschlüsse auf die Unternehmenskultur gezogen werden. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass jedes einzelne Organisationsmitglied für die Unternehmenskultur von prägendem Charakter ist. 4.3.4.4, Beobachtung: Eine Methode zur Erfassung der Unternehmenskultur ist die Beobachtung. In der oben durchgeführten Untersuchung erhält sie einen Wert von '15'. Ähnlich wie bei der bereits vorgestellten Methode der Fragebögen, befinden sich Zeitaufwand und Kosten in einem moderaten und annehmbaren Bereich. Dennoch können gerade bei dieser Methode große Rückschlüsse auf die Organisationsmitglieder und ihr Verhalten gezogen werden. Hierbei werden vor allem die von den Organisationsmitgliedern angewendeten Problemlösungsmethoden betrachtet und das Ermitteln der herrschenden Unternehmenskultur als Lernpro-zess verstanden. Es wird hinterfragt, aus welchen Gründen bei der individuellen Problemlösung jeweils unterschiedliche Handlungsalternativen gewählt werden und warum diese zugleich innerhalb des Unternehmenskollektivs akzeptiert werden. Zudem wird die Methode der Beobachtung im Rahmen von Sitzungen eingesetzt. Hierbei kann eine sich entwickelnde Dynamik erfasst, sowie vorherrschende Werte analysiert werden. Voraussetzung für diese Beobachtungsmethode ist zum einen Beobachtungskompetenz. Das bedeutet, dass in den Prozessabläufen Beobachter (also die handelnden Organisationsmitglieder) beobachtet werden. Daher wird die Beobachtungskompetenz auch als 'Kompetenz der Beobachtung zweiter Ordnung' bezeichnet. Eine weitere Voraussetzung ist auf der anderen Seite das Vorliegen von Beobachtungstoleranz. Diese spiegelt sich in der Akzeptanz der Beobachtung durch Beobachter seitens der agierenden Organisationsmitglieder wieder. Unterzieht man diese Methode einer kritischen Würdigung, ist jedoch festzustellen, dass nicht nur diese zwei Voraussetzungen alleine ausschlaggebend für die Bestimmung der Unternehmenskultur sind. Vielmehr ist zusätzlich die Tatsache zu berücksichtigen, dass interne Beobachter ebenfalls von der herrschenden Unternehmenskultur geprägt sind und diese entsprechend bewerten. Wird die Unternehmenskultur allerdings durch externe Experten ermittelt, so wenden diese die in ihrem externen Unternehmen vorherrschende Unternehmenskultur an.
In: MA-Thesis/Master
Inhaltsangabe: Auf dem EU-Gipfel in Helsinki am 11. Dezember 1999 wurde die Türkei als Beitrittskandidat anerkannt. Diese Anerkennung war ein Wendepunkt in den Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei. Obwohl die Türkei mit der EU eine lange Geschichte bis hin zu der Unterzeichnung des Ankara-Vertrags im Jahr 1963 hat, hat sich der Einfluss der Europäisierung in der türkischen Politik erst nach dem Entscheid der EU in Helsinki gezeigt. Im Rahmen der Kopenhagener Kriterien begann ein tiefgreifender Wandel in der türkischen Politik und der Druck, die Türkei den EU-Normen anzupassen, verursachte eine Transformation im türkischen wirtschaftlichen und politischen Leben. Nach dem Entscheid auf dem Helsinki-Gipfel im Jahr 1999 stimmte die Türkei ihre Binnenmarkt- und Zollpolitik mit den EU-Regelungen ab und begann die politischen und rechtlichen Reformen für den EU-Beitritt zu verwirklichen. Ein nationales Programm für die Anpassung an den gemeinschaftlichen Besitzstand wurde von der türkischen Regierung im März 2001 lanciert. Dies war ein sehr breit gefächertes Programm zur Erfüllung der institutionellen, finanziellen und politischen Kriterien, und enthält 89 neue Gesetze und sah die Änderung der bestehenden 94 Gesetze vor, die in den 'Harmonisierungspaketen' erlassen worden waren. Im Dezember 2002 kündigte die EU an, dass die Entwicklung der Türkei zur Erfüllung der Kriterien bewertet und eine Richtung der Beitrittsgespräche im Dezember 2004 schriftlich festgelegt werden würde. Nachdem die EU-Kommission im Jahr 2004 entschied, dass die Türkei die politischen Kopenhagener Kriterien hinreichend erfüllt hatte, wurden die Beitrittsverhandlungen der EU mit der Türkei im Oktober 2005 eröffnet. Die Anerkennung der Türkei als Beitrittskandidat auf dem Helsinki-Gipfel im Jahr 1999 hat im türkischen politischen System sowohl die Reformprozesse im Rahmen der Kopenhagener Kriterien beschleunigt, als auch euroskeptische Haltungen bei den politischen Akteuren entstehen lassen. Obwohl die türkischen Eliten behaupten, heute grundsätzlich eine pro-europäische Haltung zu haben, die nach dem Verständnis des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk als Verwestlichung verstanden werden könnte, verschleiert diese grundlegende pro-europäische Haltung nicht die Tatsache, dass die türkischen Eliten aus verschiedenen Gründen eine Skepsis gegenüber der Europäischen Union entwickelt haben. Infolgedessen kann festgestellt werden, dass der Europäisierungsprozess der Türkei nach der 'Post-Helsinki-Ära' auch im türkischen Parteiensystem nicht nur Enthusiasmus, sondern ebenso viel Skepsis auslöste. So trug der Helsinki-Gipfel zu einer Neuordnung des türkischen Parteiensystems bei. Das türkische Parteiensystem wird durch eine neue Konfliktlinie geteilt: Neben dem klassischen Rechts-Links-Schema unterscheiden sich die Parteien jetzt noch zusätzlich durch pro-europäische beziehungsweise euroskeptische Positionen. Die vorliegende Arbeit wird auf die linke sozialdemokratische Republikanische Volkspartei (CHP) und die rechte Nationalistische Bewegungspartei (MHP) begrenzt, die dem europäischen Integrationsprojekt entweder grundsätzlich oder in seiner gegenwärtigen Form skeptisch gegenüber stehen und sich infolgedessen mit ideologischen, institutionellen und strategischen Herausforderungen konfrontiert sehen. Es muss auch geklärt werden, warum eine Fokussierung auf die politischen Parteien in der Türkei notwendig ist: Die Wahrscheinlichkeit einer EU-Mitgliedschaft dient als ein starker Motor der Demokratisierung und des wirtschaftlichen Wandels in den Beitrittsländern. Obwohl die EU ein starker externer Faktor ist, der zum innenpolitischen Wandel führt, müssen zuerst die innenpolitischen Akteure den Anstoß für den Wandel geben. Zudem ist die Analyse des innenpolitischen Prozesses in der Türkei wichtig, denn die institutionellen, politischen und normativen Rahmenbedingungen, die den Euroskeptizismus bei den politischen Parteien in der Türkei beeinflussen, unterscheiden sich von denen der europäischen politischen Parteien in erheblichem Masse. Obwohl in den letzten Jahren in der politikwissenschaftlichen Forschung den Parteipositionen gegenüber der europäischer Integration und der Europäischen Union immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde, bleibt der türkische Fall weitgehend unbeachtet. Die Positionen der türkischen politischen Parteien gegenüber der europäischen Integration und der Europäischen Union müssen detailliert betrachtet werden, denn sie sind die wichtigsten Akteure des Beitrittsprozesses der Türkei, da sie ihn direkt negativ oder positiv beeinflussen. In dieser Arbeit wird deswegen versucht, den bis jetzt wenig untersuchten parteibasierten Euroskeptizismus in der Türkei bei der MHP und der CHP im Zeitabschnitt 2004-2007 zu analysieren und die Gründe für die euroskeptische Haltung bei diesen Parteien festzustellen. Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Welche Ausformungen des Euroskeptizismus haben die CHP und MHP und welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede sind bei diesen Parteien hinsichtlich des Euroskeptizismus festzustellen? Was sind die Ursachen der Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei den Haltungen der beiden Parteien? Die vorliegende Arbeit ist wie folgt gegliedert: In einem ersten Schritt werden beim theoretischen Teil der parteibasierte Euroskeptizismus und dessen Gründe vorgestellt. Dabei wird auf die wichtigsten Typologien des parteibasierten Euroskeptizismus zurückgegriffen. Im zweiten Schritt wird die qualitative Analyse nach Mayring und die Differenz- und Konkordanzmethode erläutert, die dazu dienen, eine systematische Analyse der Dokumenten zu ermöglichen und einen wissenschaftlichen Vergleich zwischen der CHP und der MHP zu ziehen. Danach werden die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei und die Geschichte der entsprechenden Parteien beleuchtet. Zudem werden die Positionen der Parteien nach dem Helsinki-Gipfel bis zu den untersuchten Zeitraum vorgestellt, damit eine Grundlage für deren Europarhetorik geschaffen werden kann. Im fünften Kapital wird in Anlehnung an die vierfache Typologie von Kopecky und Mudde ein Kategoriensystem erstellt und die Analyse der Parteiprogramme und der verschiedenen Dokumente, die zur Feststellung der Ausformungen des Euroskeptizismus und dem Vergleich beider Parteien dienen sollen, durchgeführt. Die Analyse gliedert sich in die Themenbereiche, die die Parteien in ihrem Europadiskurs am meisten thematisiert haben. Im sechsten Kapitel folgen der kontrollierte Vergleich des Euroskeptizismus beider Parteien mit der Differenzmethode von John Stuart Mill und die Review der Forschungshypothesen. Schließlich folgt das Fazit.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung3 2.Theorie6 2.1Weicher und harter Euroskeptizismus10 2.2Euroskeptizismus nach Kopecky und Mudde12 2.3Die Klassifizierung des Euroskeptizismus nach Flood und Usherwood15 2.4Die Frage der Kausalität: Gründe des Euroskeptizismus18 3.Methodisches Vorgehen22 3.1Qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring22 3.2Differenz- und Konkordanzmethode25 4.Türkei- EU-Beziehungen und die Geschichte der CHP und der MHP27 4.1Die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei27 4.2Die Nationalistische Bewegungspartei (MHP)29 4.3Die Republikanische Volkspartei (CHP)32 5.Analyse des Euroskeptizismus bei der MHP und der CHP (2004-2007)35 5.1Das Material und die Durchführung der qualitativen Inhaltsanalyse36 5.2Analyse des Parteiprogramms der MHP42 5.3Der Euroskeptizismus bei der MHP zwischen 2004 und 200743 5.3.1Die Zypernfrage46 5.3.2Menschenrechte und Minderheiten48 5.3.3Minderheitsstiftungen, Religions- und Gebetsfreiheit52 5.3.4Armenien54 5.3.5Artikel 30154 5.4Auswertung und Kategorisierung des Euroskeptizismus bei der MHP57 5.5Analyse des Parteiprogramms der CHP62 5.6Der Euroskeptizismus bei der CHP zwischen 2004 und 200764 5.6.1Die Zypernfrage65 5.6.2Menschenrechte und Minderheiten68 5.6.3Minderheitsstiftungen, Religions- und Gebetsfreiheit70 5.6.4Armenien71 5.6.5Artikel 30172 5.6.6Glaube an den doppelten Maßstab bei der EU74 5.6.7Vertrauensproblem mit der Regierungspartei AKP82 5.7Auswertung und Kategorisierung des Euroskeptizismus bei der CHP83 6.Vergleich des Euroskeptizismus bei der MHP und CHP und Review der Hypothese88 6.1Vergleich des Euroskeptizismus bei der CHP und bei der MHP89 6.2Review der Hypothesen95 7.Fazit96 Quellen- und Literaturverzeichnis98 Tabellen Tabelle 1Das vierfache Modell des parteibasierten Euroskeptizismus13 Tabelle 2Die Differenz- und Konkordanzmethode26 Tabelle 3Der Kodierleitfaden39 Tabelle 4Kritikpunkte der CHP hinsichtlich der zwei Dokumente75 Tabelle 5Vergleich des Euroskeptizismus bei der CHP und bei der MHP93 Anhänge Anhang 1Zeittafel106 Anhang 2Wahlresultate und Parlamentssitze108Textprobe:Textprobe: Kapitel 4, Türkei-Beziehungen und die Geschichte der CHP und der MHP: In diesem Kapitel werden zuerst kurz die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei dargestellt. Danach werden die Merkmale und die Geschichte der Parteien beleuchtet und es wird versucht, ihre generelle Haltung gegenüber der EU und der europäischen Integration nach dem Entscheid in Helsinki im Jahr 1999, wonach die Türkei als Beitrittskandidat nominiert wurde, aufzuzeigen. Die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und der Türkei: Seit der Gründung der Republik der Türkei im Jahr 1923 ist es Staatspolitik, dass sich die Türkei politisch, ideologisch und institutionell zum Westen hin ausrichtet. Die Verwestlichung der Türkei hat sich unter dem Modernisierungsprojekt des Kemalismus beschleunigt. Der Staatsgründer Atatürk verordnete mit einer Revolution von oben den Türken eine europäische Identität und verwirklichte zahlreiche Reformen nach der Gründung der türkischen Republik, die dazu dienten, die Türkei an Europa anzunähern. Diese Reformen führten dazu, dass das soziale, wirtschaftliche und politische Leben in der Türkei nachhaltig verändert wurde. Für Atatürk bestand das Ziel der türkischen Nation darin, den Stand der westlichen, modernen Zivilisation zu erreichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg integrierte sich die Türkei im Rahmen der Staatsideologie, des 'Kemalismus', in dem Westen, indem sie 1952 der NATO beitrat. Die Beziehungen der Türkei mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) begannen im Jahr 1959, als sich die Türkei um eine Mitgliedschaft bewarb. Dieser Antrag führte im Jahr 1963 zu einem Assoziierungsabkommen, dem so genannten Ankara-Abkommen. Der Vertrag sieht einen schrittweise funktionierenden Prozess der wirtschaftlichen Integration der Türkei in die EWG vor, der auf einer dreistufigen Übergangsperiode (Vorbereitungsstufe, Übergangsstufe, Endstufe) basierte. Der Artikel 28 stellte auch eine Mitgliedschaft der Türkei in der EWG in Aussicht. In Anlehnung an Steinbach (2004) kann argumentiert werden, dass der Abschluss des Assoziierungsvertrages im Jahr 1963 die formelle Aufnahme der Türkei in den Kreis der europäischen Staaten bedeutete. Das Ankara-Abkommen wurde 1970 durch ein Zusatzprotokoll ergänzt, das am 1. Januar 1973 in Kraft trat. In den sechziger und siebziger Jahren kam es in der Türkei zu einer ideologischen Polarisierung, was die Gesellschaft in einen radikalen linken und einen rechten Flügel spaltete. Die radikalen linke Gruppierungen wurden von der Türkischen Arbeiterpartei (Türk Isçi Partisi/TIP) vertreten, der rechte Flügel wurde durch die Nationalistische Bewegungspartei (MHP) und die islamitische Nationale Heilspartei (Milli Selamet Partisi/MSP) repräsentiert. Die radikalen linken und rechten Flügel lehnten einen Beitritt der Türkei zur EWG ab. Die Linken sahen die EWG als ein imperialistisches Projekt, während die Islamisten sie als einen christlichen Club bewerteten, in dem die muslimische Türkei keinen Platz hatte. Die Nationalisten betonten, dass die EWG den europäischen Staaten ermöglichen würde, das Land zu spalten. Diese Parteien übten erheblichen Einfluss auf die mitte-rechts Gerechtigkeitspartei (Adalet Partisi/AP) und die Republikanische Volkspartei (CHP) aus und blockierten die Annäherung der Türkei an die EWG. Der antiimperialistische Diskurs der Linken gewann unter der Führung der CHP-Regierung an Bedeutung, wobei die Türkei im Oktober 1978 mit der EWG ihre Beziehungen einfror und ihre Verpflichtungen gegenüber der EWG einseitig suspendierte. So kamen die Beziehungen zum Stillstand. Im Jahr 1980 führte der dritte Militärputsch in der Türkei nach 1960 und 1971 dazu, dass die Beziehungen noch mehr geschädigt wurden. Das Militär schuf durch die Generäle ein militärisches Übergangsregime und errichtete den Nationalen Sicherheitsrat (NSR) als oberstes politisches Gremium. Nachdem der NSR ankündigte, alle politischen Parteien aufzulösen, beschloss die Europäische Gemeinschaft das Ankara-Abkommen ganzheitlich auszusetzen. Während der ersten Hälfte der 80er Jahre wurden die Beziehungen zwischen der Türkei und der Europäischen Gemeinschaft auf Eis gelegt. Unter Berücksichtigung dieser problematischen Rahmenbedingungen setzte sich der europäisch-türkische Assoziationsrat im September 1986 erneut zusammen. Im Jahr 1987 beantragte die Türkei die Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft (EG), der im Dezember 1989 bei der EG-Kommission abgelehnt wurde, weil der politische und wirtschaftliche Entwicklungsstand der Türkei als nicht weit genug fortgeschritten für eine Mitgliedschaft angesehen wurde. Am 1. Januar 1996 wurde zum ersten Mal zwischen der EU und einem Nichtmitglied der EU eine Zollunion eingeführt. Im Jahr 1997 lehnten es die Regierungschefs der EU auf dem Gipfel von Luxemburg ab, die Türkei als ein offizielles Beitrittskandidatenland anzuerkennen. Erst auf dem Helsinki-Gipfel im Jahr 1999 wurde die Türkei offizieller Beitrittskandidat. Zwei Jahre später, im Jahr 2001, bestimmte der EU-Ministerrat Ziele und Prioritäten für die Erfüllung der Beitrittskriterien, worauf die türkische Regierung mit der Verabschiedung eines 'Nationalen Programms' antwortete. Im Dezember 2002 wurde auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen der Fahrplan zur Aufnahme von Beitrittsverhandlungen beschlossen, über die auf der Basis einer Empfehlung der Europäischen Kommission entschieden werden sollte. Im Oktober 2004 empfiehlt die EU-Kommission im Fortschrittsbericht die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen, worauf der EU-Gipfel von Brüssel bestätigte, dass die Beitrittsverhandlungen am 3. Oktober 2005 beginnen sollten. Der Verhandlungsrahmen wurde nach den Vorgaben des EU-Gipfels beschlossen und die Türkei aufgefordert, das Ankara-Abkommen auf die neuen Mitgliedstaaten auszuweiten. Am 3. Oktober 2005 werden die Beitrittsverhandlungen symbolisch eröffnet. Es wurde von den Außenministern der EU beschlossen, dass die Beitrittsverhandlungen mindestens 10 bis 15 Jahre dauern werden und danach geprüft werden wird, ob die Türkei die Beitrittskriterien erfülle. Dabei soll auch die Aufnahmefähigkeit der EU berücksichtigt werden. Am 12. Juni 2006 begann die EU konkrete Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Dr. Angelos Giannakopoulos, der Projektleiter des Forschungsprojekts 'Europäische Integration und kulturelle Denk- und Wahrnehmungsmuster. Kulturelle Aspekte des EU-Erweiterungsprozesses anhand der Beziehungen Europäische Union-Türkei', betont dass die Einführung einer Zollunion mit der Türkei im Januar 1996, die Anerkennung ihres Kandidatenstatus auf dem EU-Gipfel von Helsinki 1999 und die Entscheidung zur Aufnahme der Beitrittsverhandlungen auf dem EU-Gipfel von Brüssel 2004 einen qualitativen Wendepunkt für die EU- Türkei-Beziehungen darstellen. Infolgedessen wird der Prozess von 3 Oktober 2005 an, an dem die Beitrittsverhandlungen offiziell begannen, von größter Bedeutung für die EU und die Türkei sein. Die Nationalistische Bewegungspartei (MHP): In diesem Teil wird die MHP vorgestellt und ein kurzer Blick auf die Position der MHP zur EU in der post Helsinki-Periode geworfen. Die Gründung der MHP geht auf das Jahr 1969 zurück. Von der Gründung 1969 bis zu ihrem Wahlerfolg 1999 stand sie unter dem Einfluss des Ideologen Alpaslan Türkes. Katy Schröder stellt in ihrem Buch fest, dass 'mehrmalige Regierungsbeteiligungen, die Infiltration der staatlichen Institutionen durch Anhänger der MHP und die Aktivitäten der parteieigenen paramilitärischen Untergrundorganisation, der 'Grauen Wölfe' die Rolle bestimmten, die die Partei in den siebziger Jahren, als bürgerkriegsähnliche Zustände in der Türkei herrschten, spielte.' Beim Militärputsch von 1980 wurde die Partei wie alle anderen politischen Parteien aufgelöst. Obwohl der Parteigründer Alpaslan Türkes politisches Betätigungsverbot hatte, gelang der Partei im Jahr 1985 unter dem Namen 'Nationalistische Arbeitspartei' Milliyetçi Çalisma Partisi (MÇP) und dann wieder unter dem Namen MHP die Reorganisation. Die wichtigsten Wendepunkte in der Parteigeschichte waren der Führungswechsel nach dem Tode von Alpaslan Türkes und der Wahlsieg 1999, nach dem als zweitstärkster Koalitionspartner an der 57. Regierung teilnahm. Ihr Vorsitzender ist seit 1997 der an Gazi Universität promovierter Finanzwissenschaftler Devlet Bahçeli. Önis behauptet, dass im historischen Rückblick Devlet Bahçelis Führung eine wichtige Rolle beim Kurswechsel der Partei in eine gemäßigt zentristische Richtung spielte. Seine Führung hat nach Önis dazu beigetragen, eine bestimmte Art von Gleichgewicht zu halten, unter schwierigen Umständen, zwischen den Anforderungen einer Massenpartei von nationaler Bedeutung auf der einen Seite und Erfüllung der Erwartungen der traditionellen Basis der Partei auf der anderen Seite. Nach seiner Ansicht verliess Bahçeli die archaische Rhetorik, die gegen jede Art der Integration mit dem Westen stand. Zudem war es Bahçeli gelungen, das Image der MHP von einer peripheren und extremistischen Gewalt im türkischen Parteiensystem zu einer modareten rechtsgerichteten Massenpartei umzuwandeln, die ihren ultranationalistischen Charakter verloren hatte. Die rechts positionierte MHP hat einen staatszentrierten Blick auf die nationale Sicherheit und verfolgt eine Politik der Nulltoleranz gegenüber ethnischem Separatismus. Sie war in den Jahren 1999-2002 in der Koalitionsregierung, in der Legislaturperiode 2002-2007 war sie nicht im Parlament vertreten und zwischen 2007-2009 war sie die zweitgrößte Oppositionspartei im Parlament. Von 1999 bis 2002 regierte das Land eine Koalition der Demokratischen Linkspartei (DSP), der MHP und der Mutterlandspartei (ANAP). Obwohl die DSP und die ANAP die Demokratisierungsreformen verwirklichen wollten, haben die Vorbehalte der MHP diesen Prozess verzögert. Trotzdem musste die Partei in der Dreiparteienkoalition viele Reformen akzeptieren. Die Koalitionsregierung verabschiedete wichtige Verfassungsänderungen und Gesetze im Rahmen der Kopenhagener Kriterien. Dies führte dazu, dass die MHP ein passiver Koalitionspartner war. Die Strategie der MHP in der Koalitionsregierung war ein ungeschriebenes Einverständnis, wobei die MHP eine stark opponierende Position zeigte, während sich die übrigen Koalitionspartner zusammenschlossen und die Reformgesetze verabschiedeten. Das Frühjahr 2002 war gekennzeichnet durch eine sehr erhitzte und kontroverse Debatte über die EU-Mitgliedschaft. Die Koalitionsregierung verabschiedete ein drittes Harmonisierungspaket im Juli 2002, um den Entscheid der EU auf dem Kopenhagener Gipfel über die Kandidatur der Türkei positiv zu beeinflussen, obwohl die MHP dieses Paket blockiert hatte. Diese Änderungen beinhalteten die Abschaffung der Todesstrafe, Rundfunksendungen für die ethnischen Gruppen in ihrer Muttersprache, die Einführung rechtlicher und administrativer Massnahmen, um den Einfluss des Militärs in der türkischen Politik zu begrenzen und die Schaffung von Sprachkursen für Minoritäten. Die Reformen infolge des 3. Harmonisierungspakets das politische System in Frage gestellt haben. Diese Reformen waren unvereinbar mit der staatszentristischen Ideologie der MHP und wurden vehement abgelehnt. Als die Reformen verabschiedet worden waren, gab es immer noch Bemühungen seitens der MHP ihre Umsetzung zu behindern. Während der Krankheit des Regierungschefs Ecevit im Jahr 2002 wurde eine vorgezogene Wahl für den 2. November 2002 festgesetzt. Die MHP habe nach Avci ihren Standpunkt gegen die EU verstärkt, um ihre nationalistischen Stimmen zurückzugewinnen; so blockierte sie die EU-Reformen. Gleichzeitig, am 3.August 2002, stimmte das Parlament über ein Gesetzespaket ab, um die Reformen bezüglich der Menschenrechte zu genehmigen, mit der Hoffnung, den Weg zur EU zu ebnen. Die MHP stimmte gegen alle Artikel des Reformpakets. Sie war sicher, dass die Regierungskoalition die Neuwahlen im November nicht überstehen würde und konnte deshalb eine kompromisslose Haltung annehmen und sich wie eine echte Oppositionspartei verhalten. Man kann also sagen, dass am Ende des Jahres 2002 die Haltung der MHP gegenüber der EU mehr zu einer Oppositionspartei als zu einer Regierungspartei in einer Koalitionsregierung passen würde. Die MHP war nicht mehr durch die Aufgaben der Koalitionsregierung begrenzt und konnte nun ihr gemäßigtes Bild in den Augen der Wähler wieder verändern. Während dieser Zeit nutzte die MHP jede Gelegenheit, um ihren Wählern zu beweisen, dass sie ihre Haltung zu kritischen nationalen Fragen nicht geändert habe. Die alten Vorwürfe traten wieder in Vordergrund; die EU sei ein christlicher Klub, der die Türkei niemals akzeptieren würde. Die Parlamentswahlen im Jahr 2002 führten dazu, dass die MHP wegen der Zehnprozenthürde nicht ins Parlament einzog. So wurde ihre Position noch euroskeptischer als sie während der Zeit als Koalitionspartner in der Regierung zwischen den Jahren 1999-2002 ohnehin schon war. Die Parlamentswahlen im November 2002 verursachten in der politischen Sphäre einen tiefen Wandel, indem die Dreiparteienkoalitionsregierung durch die AKP Recep Tayyip Erdogans abgelöst wurde. Zudem gelangte Baykals CHP als Oppositionspartei ins Parlament. Die AKP gewann 363 Sitze und formierte eine Einparteienregierung. Das wichtigste Ergebnis dieser Wahlen hinsichtlich der europäischen Integration war, dass sie mit der Einparteienregierung die Fragmentierung des türkischen politischen Systems beendete. Die pro-europäische AKP konnte nun ungehindert Reformen durchsetzen. Die euroskeptische MHP war nicht mehr im Parlament vertreten. Nachdem die AKP an der Regierung war, war ihre erste Priorität die europäische Integration. Sie verabschiedete zwei Demokratisierungspakete und Ministerpräsident Erdogan besuchte die Hauptstädte von vierzehn EU-Ländern und versuchte die Unterstützung der Vereinigten Staaten zu gewinnen. Devlet Bahçeli kritisierte die Harmonisierungsgesetze, die von der AKP-Regierung eingeführt wurden und bezeichnete sie als die Wiederbelebung des Sévres-Vertrags und die Verletzung des Vertrags von Lausanne. Die MHP blieb nicht nur außerhalb der Regierung sondern auch außerhalb des Parlaments. Da sie sich nicht mehr im Parlament befand, hatte die Partei Schwierigkeiten beim Erreichen der Öffentlichkeit und der Medien. Sie versuchte die Öffentlichkeit in Freiluftversammlungen zu erreichen und auf diese Weise dieser Benachteiligung entgegenzuwirken. Es ist auch wichtig zu betonen, dass bei einer Studie festgestellt wurde, dass 68 Prozent der Wählerschaft der MHP im Jahr 2003 für eine EU-Mitgliedschaft waren.
In: SWP-Studie, Band 43/2004
'Der Zerfall oder das Scheitern von Staaten ist längst kein lokal begrenzbares, humanitäres Problem mehr, sondern hat gravierende regionale und globale Auswirkungen. Der Umgang mit fragilen Staaten ist daher ein Schlüsselthema für die internationale Sicherheits- und Entwicklungspolitik. Dabei geht es nicht allein um die bekannten 'failed states' von Somalia bis Afghanistan, sondern die eigentliche Herausforderung besteht darin, stattfindende oder drohende Zerfallsprozesse in einer Reihe von schwachen bzw. versagenden Staaten zu verhindern. Diese fragilen Staaten stehen daher im Zentrum der Studie. Exemplarisch wurden acht Fälle schwacher bzw. versagender Staatlichkeit vergleichend untersucht: Jemen, Jordanien, Georgien, Kenia, Pakistan, Sri Lanka, Turkmenistan und Venezuela. Analysiert wurden jeweils drei Funktionsbereiche des Staates (Sicherheit, Wohlfahrt, Legitimität/ Rechtsstaatlichkeit), die jeweiligen Ursachen von Instabilität sowie die Möglichkeiten externer Akteure, zur Stärkung staatlicher Strukturen beizutragen. Darüber hinaus formuliert die Studie allgemeine Empfehlungen und Prioritäten für die deutsche Außen-, Sicherheits- und Entwicklungspolitik. Die Autoren plädieren für einen ressortübergreifenden 'state-building'-Ansatz, in den verschiedene Aktivitäten der auswärtigen Politik integriert werden. Unter 'state-building' werden sowohl Maßnahmen zum (Wieder-)Aufbau als auch zur Reform und Stabilisierung von staatlichen Strukturen verstanden. Schwerpunkte sollten dabei sein: Reform des Sicherheitssektors, Reformen in der Steuer-, Zoll-, Finanz- und Budgetverwaltung, Reformen im Gesundheits- und Bildungsbereich, Verbesserung von rechtsstaatlichen Standards sowie die Bekämpfung von Korruption.' (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: States at Risk - zur Analyse fragiler Staatlichkeit (5-27); Muriel Asseburg: Jordanien: Stabilitätsanker in der Krisenregion? (28-44); Stefan Mair: Kenia: schwacher Staat auf dem Pfad der Stabilisierung? (45-66); Andrea Schmitz: Turkmenistan: der privatisierte Staat (67-83); Susanne Gratius: Venezuela: Staatszerfall in einem polarisierten Land (84-104); Uwe Halbach: Georgien: Staatsversagen als Folge von Korruption und territorialer Desintegration (105-121); Iris Glosemeyer: Jemen: Staatsbildung mit Hindernissen (122-139); Boris Wilke: Pakistan: scheiternder oder 'überentwickelter' Staat? (140-156); Christian Wagner: Sri Lanka: zwischen Versagen und Scheitern? (157-170); Ulrich Schneckener: Der Umgang mit fragilen Staaten - Ergebnisse und Empfehlungen (171-194).
In: Bachelorarbeit
Das Thema um die Nachhaltigkeit ist aus der öffentlichen Debatte kaum mehr wegzudenken. Regelmäßig werden neue Berichte und Studien veröffentlicht, welche versuchen, die Folgen des menschlichen Wirtschaftens für die Ökosysteme dieses Planeten zu beziffern. Laut einer 'repräsentativen Umfrage' ist es um das Umweltbewusstsein der deutschen sehr gut bestellt: So spielt für 91% der Deutschen Umweltschutz eine wichtige Rolle. Eine besondere Bedeutung kommt an dieser Stelle dem Klimawandel, sprich der globalen Erwärmung, zu. Die Begriffe um die globale Erwärmung haben spätestens mit der 15. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention vom 7. bis 18. Dezember 2009 in Kopenhagen den Sprung in das kollektive Gedächtnis geschafft. Globale Erwärmung entsteht, wenn die kurzwellige Strahlung der Sonne von der Erde als Infrarotstrahlung reflektiert und in Richtung Weltraum zurück gespiegelt wird. Die Treibhausgase in der Atmosphäre nehmen diese Wärmestrahlung auf und reflektieren sie erneut in beide Richtungen, also auch zurück auf die Erdoberfläche. Dadurch entstand auf der Erde das für uns notwendige Klima. Das Problem, auf welches Wissenschaftler aufmerksam machen wollen, ist der anthropogene Klimawandel: Damit wird der Anteil an Treibhausgasen in der Atmosphäre bezeichnet, welcher durch das Verbrennen von fossilen Rohstoffen freigesetzt wurde und auch weiterhin wird. In diesem Zusammenhang wurde ein rapider Anstieg der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre seit der Industrialisierung Mitte des 20. Jahrhunderts gemessen. Durch die erhöhte Konzentration der entsprechenden Gase steigt die globale Durchschnittstemperatur, was dramatische Folgen für die Ökosysteme und einzelne Regionen bedeutet. Außerdem wird angenommen, dass durch erhöhte Durchschnittstemperaturen extreme Wetterereignisse gehäuft auftreten. Dadurch kann es zu Überschwemmungen in der einen oder Dürren in einer anderen Region kommen. In Anbetracht der möglichen Konsequenzen, kann es als größte Herausforderung der Menschheit für das 21. Jahrhundert angesehen werden, den Klimawandel zu bekämpfen. Wie bereits angesprochen, stellt die Verbrennung fossiler Ressourcen und das dadurch freigesetzte CO2 die größte Gefahr dar. Die Chance besteht nun darin, den Verbrauch von fossilen Energieträgern durch Einsparungen und Effizienzsteigerungen zu minimieren. Dadurch wird weniger klimaschädliches Gas ausgestoßen und der Klimawandel verlangsamt. Da hauptsächlich die westliche Welt Treibhausgase ausstößt, um den eigenen Energiebedarf zu decken, kommt diesen Ländern und deren Bewohnern heute am meisten Verantwortung zu. Diese Länder haben technische und wirtschaftliche Möglichkeiten, um auf die Zukunft des Klimas positiv Einfluss zu nehmen. Eines der wichtigsten Instrumente hierfür ist der Emissionshandel: Der Handel mit Emissionsberechtigungen ordnet dem Ausstoß von Treibhausgasen zunächst einen unmittelbaren Wert zu. Außerdem können Anreize geschaffen werden, um Entwicklungsländer finanziell bei der Einsparung zukünftiger Emissionen zu unterstützen. Ziel der Arbeit: Es soll anhand ausgewählter Firmen und Organisationen geprüft werden, ob Klimaneutralität im Marketing angewendet werden sollte und wie die Reaktion der Öffentlichkeit auf entsprechende Initiativen zu bewerten ist. Darüber hinaus wird geklärt, wie positive Effekte aus einem glaubwürdigen CO2-Kompensationsprojekt kommuniziert werden können, um nachhaltige Vorteile für ein Unternehmen zu erreichen. CO2-Kompensation beschreibt die freiwillige Entscheidung eines Unternehmens, öffentlichkeitswirksam die eigenen Emissionen an einem anderen geografischen Ort einzusparen. Um ein grundlegendes Verständnis für dieses Themengebiet zu vermitteln, müssen zunächst elementare Aspekte des Emissionshandels erläutert werden. Im Anschluss wird auf den so genannten freiwilligen Markt für Ausgleichszahlungen eingegangen, welcher die Basis für eine Klimaneutralstellung bildet.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1Einleitung1 1.1Einführung in die Problemstellung1 1.2Ziel der Arbeit2 2Ziele des Emissionshandels3 2.1Das Kyoto-Protokoll3 2.1.1Joint Implementation und Clean Development Mechanism5 2.1.2Umsetzung in der Europäischen Union (EU) und in Deutschland6 2.2Wirkung des Emissionshandels8 2.2.1Kosten durch Emissionen8 2.2.2Zukunftsorientierung durch den Emissionshandel8 2.3Abgrenzung der Begrifflichkeiten9 2.3.1Der ökologische Fußabdruck9 2.3.2Der Kohlenstoff-Fußabdruck9 2.3.3Klimaneutralität10 3Der freiwillige Markt außerhalb des Kyoto-Protokolls11 3.1Rahmenbedingungen11 3.1.1Die flexiblen Mechanismen auf dem freiwilligen Markt11 3.1.2Sensibilität der Gesellschaft12 3.2Möglichkeiten zur CO2-Kompensation12 3.2.16 Schritte für Unternehmen12 3.2.2Kompensation durch Privatpersonen13 3.3Auswahl von Kompensationsanbietern14 3.3.1Berechnungsgrundlage14 3.3.1.1Global Warming Potential14 3.3.1.2Radiative Forcing Index (RFI)14 3.3.2Verfügbare Zertifikate15 3.3.3Problem von Aufforstungsprojekten16 3.3.4Zusammenfassung16 3.4Chancen und Risiken durch Kompensation17 4Klimaneutralität als Marketingargument18 4.1Ökologisches Marketing19 4.2Corporate Social Responsibility21 4.3Aktualität der Arbeit22 4.4Einflussfaktoren auf Konsumentenseite22 4.4.1Motivation zu umweltbewusstem Handeln22 4.4.2Was beeinflusst den Konsumenten24 4.4.3Umweltbewusstes Handeln fördern26 4.4.4Zahlt sich ein nachhaltiger Konsum aus?29 4.5Einflussfaktoren auf kompensierende Unternehmen30 4.5.1Nachhaltigkeit als Unternehmensziel30 4.5.2Einfluss auf das Unternehmensimage32 4.5.3Politische und gesellschaftliche Unterstützung34 4.5.4Zahlt sich CO2-Kompensation aus?34 4.5.5Zielgruppen nach Sinus35 4.5.6Checkliste zu einer erfolgreichen Kompensation37 4.6Unternehmensbeispiele38 4.6.1Lufthansa mit myClimate39 4.6.1.1Verwendete Zertifikate39 4.6.1.2Analyse der Berechnungsgrundlage39 4.6.1.3Analyse der Veröffentlichung und Anwendung der Checkliste40 4.6.1.4Analyse der Geschäftszahlen41 4.6.2Lastminute.com mit atmosfair43 4.6.2.1Verwendete Zertifikate43 4.6.2.2Analyse der Berechnungsgrundlage43 4.6.2.3Analyse der Veröffentlichung und Anwendung der Checkliste44 4.6.2.4Analyse der Geschäftszahlen45 4.6.3Deutsche Post DHL mit GoGreen47 4.6.3.1Über das Klimaschutzprogramm47 4.6.3.2Analyse der Berechnungsgrundlage47 4.6.3.3Analyse der Veröffentlichung und Anwendung der Checkliste48 4.6.3.4Analyse der Geschäftszahlen49 4.7Resümee50 5Ausblick und Schlussbetrachtung51 AAnhang52 BLiteraturverzeichnis59Textprobe:Textprobe: Kapitel 3.2, Möglichkeiten zur CO2-Kompensation: 3.2.1, 6 Schritte für Unternehmen: Kompensationen von Unternehmen zielen in den meisten Fällen auf eine Klimaneutralstellung von bestimmten Unternehmensaktivitäten, Geschäftsbereichen oder dem ganzen Unternehmen ab. Die Kompensation von Emissionen sollte dabei der letzte Schritt sein, welchem schon Bestrebungen zur Klimaverträglichkeit vorausgegangen sind. Entsprechend dem WWF Positionspapier zur CO2-Kompensation und dem Frauenhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation kann der Prozess zum klimaneutralen Unternehmen in 6 Schritte unterteilt werden: Schritt 1: Ausarbeiten von Strategien für den Klimaschutz in Anlehnung an das Unternehmensziel. Schritt 2: Berechnung der CO2-Emissionen des Unternehmens oder Bereichs. Schritt 3: Maßnahmen zur Vermeidung von Emissionen. Schritt 4: Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Verringerung von nicht vermeidbaren Emissionen. Schritt 5: Kompensieren der übrigen Emissionen. Durch eigenes Engagement oder durch einen zertifizierten Kompensationsdienstleister. Schritt 6: Wie wird der Umweltschutz zukünftig gewährleistet und wie wird das Thema weiterhin behandelt. Dadurch, dass sich Klimaschutz und Reduzierung von Emissionen zunehmend im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit verankert haben, vergleiche Kapitel 3.1.2, gewinnt dieses Themengebiet auch aus ökonomischer Sicht zunehmend an Bedeutung. Das führt dazu, dass eine glaubwürdige und konsequente Klimaschutzpolitik möglicherweise durch positive Berichterstattung und eine Imagesteigerung honoriert wird. Bestrebungen von Unternehmen in dieser Richtung können unter Corporate Social Responsibility (CSR) zusammengefasst werden. Zu Deutsch: unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Im späteren Verlauf wird darauf nochmals genauer eingegangen. Um eine Klimaneutralstellung zu erreichen, beschäftigen die meisten Unternehmen externe Beratungsfirmen. Diese beginnen meist mit der Berechnung der anfallenden Emissionen und stehen unterstützend während der Klimaneutralstellung zur Verfügung. Insbesondere bei dem Erwerb von Zertifikaten aus Projekten zur Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen, greifen die meisten Unternehmen auf Unterstützung von Beratungsunternehmen zurück. Einige Unternehmen investieren jedoch in eigene Projekte und kaufen beispielsweise Waldflächen auf. 3.2.2, Kompensation durch Privatpersonen: Grundsätzlich kommen alle denkbaren Aktivitäten, welche Emissionen verursachen, für eine Kompensation infrage. Dazu zählt neben der Flugreise auch der Umgang mit dem PKW oder der Bahn, als auch der Verbrauch an Strom oder Brennstoff für die Heizung. Das Internet bietet hierfür meist die besten Möglichkeiten, den eigenen CO2-Footprint zu berechnen und daraufhin einen seriösen Dienstleister mit der Kompensation zu beauftragen. Auch für Privatpersonen können die 6 Schritte zur Klimaneutralität von Unternehmen herangezogen werden, jedoch nicht Wort für Wort. Grundsätzlich sollte immer gelten, dabei sind sich der WWF und die DEHSt einig, dass Kompensation der letzte Schritt ist, welchem Vermeiden und Verringern vorausgegangen sind. Außer der Kompensation haben Privatpersonen als Konsumenten auch die Möglichkeit, ihr Kaufverhalten dahin gehend zu verändern, klimaneutrale Produkte oder Produkte von klimaneutralen Unternehmen zu bevorzugen. Zusätzlich bieten inzwischen auch Veranstalter klimaneutrale Events an, wobei der Veranstalter in diesem speziellen Fall im Voraus die entstehenden Emissionen durch einen Beitrag kompensiert hat. […] 4.4, Einflussfaktoren auf Konsumentenseite: 4.4., Motivation zu umweltbewusstem Handeln: Was einen Menschen motiviert, umweltbewusst zu handeln, kann als durchaus philosophische Frage bezeichnet werden. Bezieht man sich auf CO2-Emissionen und die Kompensation eben dieser unter Beachtung psychologischer Gegebenheiten und gesammelten Erfahrungen aus der Unternehmenskommunikation der letzten Jahre, so stellt man fest, dass es eine unübersehbare Lücke zwischen Lippenbekenntnissen und dem tatsächlichen Handeln gibt. Besonders offensichtlich wird dieser Umstand dadurch, dass 90% der Befragten einer Studie die Förderung von erneuerbaren Energien für nötig halten jedoch nur 5% der deutschen Haushalte bisher ausschließlich Ökostrom beiziehen. Diese Diskrepanz wird als Bewusstsein-Verhaltenslücke beschrieben. Diese Verhaltenslücke kann nach Balderjahn in 3 Schlüsselbarrieren unterteilt werden: (Tabelle 3, 3 Schlüsselbarrieren der Bewusstsein-Verhaltenslücke). Entsprechend diesen Schlüsselbarrieren, welche umweltbewusstes Handeln unterdrücken, können im Umkehrschluss auch Möglichkeiten herausgearbeitet werden, um umweltbewusstes Handeln zu fördern. Um der Vorstellung von Wirkungslosigkeit entgegen zu treten, muss der Trend des hohen Umweltbewusstseins aktiv aufgegriffen werden und ein gezieltes Aufklären der Konsumenten durch geeignete Werbe- und PR-Aktionen verstärkt werden. Dadurch kann dem Konsumenten vermittelt werden, dass er durch seine Handlungen sowohl positiv als auch negativ auf die Umwelt einwirken kann. Diese Einsicht kann als Selbst-Effizienz bezeichnet werden. Um dem Opportunitätsvorbehalt zu begegnen, muss auf einen Abbau des Misstrauens der Konsumenten gesetzt werden. Durch einen Unternehmensauftritt, welcher ein Wir-Gefühl aufkommen lässt und vermittelt, dass es auch dem Unternehmen um den Schutz der Umwelt geht und der Konsument nicht alleine mit seinem Bedürfnis nach intakter Natur gelassen wird, kann auf diesen Aspekt positiv Einfluss genommen werden. Der Eigennutz geht davon aus, dass der Mensch im Zweifelsfall immer zu seinem eigenen Vorteil entscheidet und ein Allgemeingut immer hinter den eigenen Bedürfnissen angesiedelt wird. Dieses Menschenbild ist regelmäßig Kritik ausgesetzt und es stellt sich die Frage, weshalb viele Menschen ohne externen Zwang in der Vergangenheit auf Energiesparlampen gesetzt haben. Ob das nun aus ökonomischer Sicht sinnvoll war, soll an dieser Stelle nicht geklärt werden. Durch ein gezieltes Stimulieren eines Gemeinwohldenkens kann nachhaltig positiv auf Konsumentenverhalten eingewirkt werden. Zusammengefasst motiviert ein Gefühl der Selbst-Effizienz, ein Bekunden der Solidarität aufgrund der Gemeinsamkeit des Problems und ein ausgeprägtes Gemeinwohldenken dazu, sich auch in Zukunft umweltgerecht zu verhalten.