Vor dem Hintergrund der sozialen Marktwirtschaft wird Prekarität als eine Folge von arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Veränderungen diskutiert. Es wird bilanziert, dass der soziale Zusammenhalt der Arbeitsgesellschaft in Deutschland gefährdet ist. Im Anschluss an diese Diskussion geht die vorliegende Studie empirisch der Frage nach, ob ein Prekariat existiert: Gibt es Personengruppen, die trotz Erwerbstätigkeit dauerhaft in Unsicherheit leben? Konzentriert sich Prekarität hauptsächlich auf geringqualifizierte Personen oder ist sie vor allem an bestimmte Lebensphasen und -übergänge gebunden? Damit Prekarität in ihren verschiedenen Facetten und Abstufungen erfasst werden kann, wird in dem vorliegenden Papier ein umfassendes Set an Indikatoren zur quantitativen, multidimensionalen Messung von (kumulativer) Prekarität vorgestellt. Auf Basis des Sozioökonomischen Panels (SOEP) werden je sieben Indikatoren operationalisiert, mit denen sowohl prekäre Beschäftigung als auch prekäre Haushaltslagen erfasst und im Zeitverlauf (1993-2012) analysiert werden können. Damit soll der Grundstein für eine quantitative Analyse von Prekarität gelegt werden, um vor diesem Hintergrund die Institutionen des Arbeitsmarkts und der sozialen Sicherung zukünftig neu bewerten zu können.
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Stehen die Startchancen-Verhandlungen vor dem Durchbruch oder auf der Kippe? Wer hat welche Interessen? Und wie geht es jetzt weiter? Eine Analyse.
DIE VERGANGENEN TAGE ging es wieder einmal hoch her in Sachen Startchancen-Verhandlungen. Während BMBF-Staatsekretärin Sabine Döring und ihre vier Länderkollegen in der gemeinsamen Verhandlungs-AG pragmatisch an Lösungen arbeiteten, warf FDP-Fraktionschef Christian Dürr den Kultusministern im Bundestag "Mimimi" in Sachen Startchancen vor. Einige Kultusminister wiederum machten intern ihrem Ärger Luft, dass Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (ebenfalls FDP) ihre verhandelnde Staatssekretärin mit so wenig Prokura ausgestattet habe, dass diese bei allem guten Willen oft nur vorläufig-unverbindliche Aussagen habe machen können. Was wiederum die Gespräche deutlich verlangsamt habe.
Für Irritationen sorgte, als das BMBF am Dienstagabend kurzfristig zu einem Presse-Hintergrundgespräch über die Startchancen unter Beteiligung (aber offenbar nicht auf Betreiben) von Döring einlud, obwohl mit den Ländern Stillschweigen über den Gesprächsverlauf vereinbart worden war. Mit dem Ergebnis, dass das BMBF den Termin wenige Stunden später wieder absagte, für den Tag darauf erneut einlud, nochmal verschob – und der Termin schließlich am Donnerstagabend gemeinsam mit den Ländern stattfand.
Doch was bedeutet das nun alles? Bei der Bewertung des erreichten Verhandlungsstands gehen die Meinungen auseinander – und zwar auch zwischen den Ländern.
"Die Gespräche mit dem BMBF in den vergangenen Tagen, die unsere Staatssekretäre geführt haben, waren nicht immer ermutigend", bilanziert Hessens Kultusminister Alexander Lorz, der die Bildungspolitik der CDU-regierten Länder koordiniert.
Sein Konterpart von der SPD, Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe, lobt dagegen, die Verhandlungs-AG habe in der parlamentarischen Sommerpause "sehr gut zusammengearbeitet und zahlreiche Vereinbarungen erzielt. Ich bin deshalb sehr zuversichtlich, dass die letzten offenen Fragen in den nächsten Tagen geklärt werden können. Ich freue mich sehr über diese positiven Verhandlungen."
Bestimmt das Sein das Startchancen-Bewusstsein?
Das Sein – die Partei des einen in der Bundestags-Opposition, die des anderen Teil der Ampelkoalition – bestimmt das Bewusstsein, sprich die Wahrnehmung des Erreichten?
Fest steht: Genau in dieser Gemengelage müssen die Länder und Bund bis zur nächsten Sitzung Kulturministerkonferenz Mitte Oktober auf die Startchancen-Eckpunkte einigen, damit deren ohnehin schon später Start im August 2024 nicht in Gefahr gerät. Dass der derzeitige Entwurf trotz vieler Fortschritte noch wichtige Streitpunkte enthält, scheint dabei das kleinere Hindernis zu sein.
Das größere steht gar nicht in den Eckpunkten. Lange bestand es aus Sicht praktisch aller Länder in der vermeintlichen Weigerung des BMBF, ihnen klare Zusagen zur Zukunft des Digitalpakts zu machen. So hatte etwa SPD-Politiker Rabe noch im Juli zu Protokoll gegeben: "Wenn die Bundesregierung jetzt aus dem Digitalpakt aussteigt, können mehrere Millionen neu angeschaffte Tablets, Laptops, digitale Tafeln und Server ab 2024 weder gewartet noch modernisiert und ersetzt werden."
Das Argument der Länder: Eine gleichzeitige Startchancen-Kofinanzierung bei einem gleichzeitigen Wegfall der Bundesmittel für die Digitalisierung wäre angesichts der Haushaltslage vieler Länder nicht leistbar – zumal sich der Bund auch an anderer Stelle, namentlich bei der Versorgung und Beschulung geflüchteter Kinder und Jugendlicher, finanziell einen schlanken Fuß mache.
Deshalb hatte die KMK im Juli parteiübergreifend lautstark vor einem Platzen des Digitalpakts 2.0 gewarnt. Denn obwohl die erste Phase im Frühjahr 2024 ausläuft, ist bislang im Bundeshaushalt 2024 kein einziger Euro für eine Anschlussfinanzierung eingestellt – und auch nicht für die im Ampel-Koalitionsvertrag versprochene Fortsetzung.
SPD-Senator Rabe ist jetzt viel optimistischer als noch im Juli
Trotzdem sagt Rabe jetzt auf Anfrage: "Als Sprecher der SPD-Bildungsministerinnen und -minister gehe ich davon aus, dass das Bundesbildungsministerium und die Bundesregierung wie vereinbart auch den Digitalpakt ab dem Jahr 2025 fortsetzen werden." Und er lobt Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger dafür, dass sie sich "klar für die Fortsetzung des Digitalpaktes einsetzt".
Ein demonstrativer Optimismus, der in einem auffälligem Gegensatz zu den Forderungen steht, die aus der CDU laut werden. Ein Spitzengespräch mit Stark-Watzinger noch vor der KMK-Sitzung im Oktober sei in dieser entscheidenden Verhandlungsphase dringend nötig. "Wir brauchen jetzt dringend eine starke Bundesbildungsministerin", sagt Schleswig-Holsteins CDU-Bildungsministerin Karin Prien, "die sich auch im Kabinett nachdrücklich gleichermaßen für mehr Bildungsgerechtigkeit und mehr Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse in Deutschland einsetzt." Das gemeinsame Bekenntnis von Bund, Ländern und Kommunen zur Digitalisierung der Schulen müsse verlässlichen Bestand haben. Und Prien fügt hinzu: "Frau Stark-Watzinger kann sich nicht mehr wegducken. Wenn sie wirklich will, dass die Startchancen pünktlich starten, muss sie sich jetzt mit uns zusammensetzen." Nur dann ließen sich die offenen Punkte verlässlich abräumen – und die Irritationen beim Digitalpakt überwinden.
Die Länder seien dem Bund bei den Verhandlungen "inhaltlich erneut sehr konstruktiv begegnet", sagt auch Hessens Kultusminister Lorz. "Jetzt liegt es in der Hand der Bundesbildungsministerin, ebenfalls Zeichen zu setzen und die Verhandlungen damit endlich mit substantiellen Vorschlägen voranzubringen."
Einig sind sich die Kultusminister aller Couleur, dass ihnen die Pakt-Neuauflage, und zwar mindestens in gleicher Höhe (=eine Milliarde Euro Bundesgeld pro Jahr) wie bislang, genauso wichtig ist wie die Startchancen. Einigen, so scheint es, sogar noch wichtiger.
Keine Startchancen-Einigung ohne formale Digitalpakt-Zusage?
Zumindest einige unionsregierten Länder wollen jetzt offenbar sogar so weit gehen, den Startchancen-Abschluss von einer formalen Digitalpakt-Zusage abhängig zu machen. Das will Lorz' Kollegin Prien zwar nicht bestätigen, sagt aber: "Die Hinhaltetaktik der Bundesregierung beim Digitalpakt zerstört viel Vertrauen in Ländern, Kommunen und den Schulen. Sie muss vor der endgültigen Verabredung zum Startchancen-Programm ausgeräumt sein."
Bettina Stark-Watzinger reagierte noch am Freitag auf die Forderungen aus der Union: "Die Verhandlungen über das Startchancen-Programm werden seit Beginn auf Staatssekretärsebene geführt. Hierfür haben die Länder eine eigene Verhandlungsgruppe gebildet. Angesichts der Fortschritte bei den Verhandlungen gibt es für das BMBF keinerlei Anlass, daran etwas zu ändern", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Es sei nicht überraschend, dass bei komplexen Vorhaben wie dem Startchancen-Programm die Positionen in der Schlussphase der Verhandlungen in manchen Punkten noch auseinander lägen. "Gemeinsames Ziel ist, dass das Startchancen-Programm zum Schuljahr 2024/25 starten kann." Die Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 seien davon unabhängig. Das BMBF habe dabei immer betont, dass dessen Start nicht vor 2025 erfolgen könne. "Die Bundesbildungsministerin hat mehrfach öffentlich betont, dass sie sich mit Nachdruck für den Digitalpakt 2.0 einsetzt."
Rückendeckung erhält Stark-Watzinger von SPD-Senator Rabe. Ein Junktim zwischen dem Startchancen-Programm und dem Digitalpakt mache wenig Sinn, "weil wir mit dem Startchancen-Programm nicht bis zur Fortsetzung des Digitalpaktes 2025 warten können." Er setze auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern "und verlasse mich daher auf die Zusage, dass der Digitalpakt fortgesetzt wird. Vor diesem Hintergrund hoffe ich sehr, dass alle Länder dem jetzt ausverhandelten Startchancenprogramm zügig zustimmen."
Was Rabe allerdings auch sagt: dass es "überdies hilfreich" sei, "wenn auch die Bundesregierung sowie die Regierungsfraktionen sich genauso klar für den Digitalpakt aussprechen." Dringen hier bei aller pragmatischen Ampel-Solidarität doch Zweifel durch?
Schwerer Abschied von der Gießkanne
In der Parlamentsdebatte zum Haushalt 2024 erwähnte Stark-Watzinger am Donnerstagabend die Digitalpakt-Fortsetzung erwartungsgemäß nicht, verband ihr Bekenntnis zu den Startchancen aber mit dem Vorwurf an CDU-Parteichef Friedrich Merz, er habe "allen Ernstes" gefordert, "dass der Bund kein Geld mehr für Bildung gibt". Und sie versicherte: "Wir unterstützen die Länder auf jeden Fall. Denn uns sind die Kinder wichtig in unserem Land."
Unter öffentlichem Erwartungsdruck steht derweil nicht nur Stark-Watzinger, sondern die Länder mindestens genauso stark. Denn während das BMBF im Einklang mit weiten Teilen der Bildungsforschung eine möglichst vollständige Verteilung der Startchancen-Gelder nach sozioökonomischen Kriterien verlangte, haben sich zahlreiche Kultusminister genau dagegen von Anfang an gesperrt. Und zwar vor allem diejenigen, die bei einer solchen Verteilung den Kürzeren ziehen würden.
Mühsam hatte man sich dann im März innerhalb der KMK auf einen Kompromiss geeinigt, der einen Umverteilungseffekt nach Bedarf bringen würde – aber mit föderal angezogener Handbremse beschränkt auf fünf Prozent der Bundesmittel. Bis zuletzt gab es an dem Modell viel Kritik aus der Wissenschaft: Marcel Helbig vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) etwa rechnete erst neulich vor, dass bei Berücksichtigung der Armutsquote an den Grundschulen Bayern zum Beispiel nur 1,7 Prozent der Mittel erhalten würde statt 15,6 Prozent bei Anwendung des gewohnten Königsteiner Schlüssels. NRW 37,1 statt 21,1 Prozent, Bremen würde seinen Anteil sogar verdreifachen. Und die Wübben-Stiftung zeigte, dass an Brennpunktschulen derzeit dramatisch viel weniger Schüler die Mindeststandards in Lesen, Schreiben oder Rechnen erreichen.
Auch vor diesem Debatten-Hintergrund agiert also die "4+1"-Verhandlungsgruppe der vier Staatssekretäre aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zusammen mit BMBF-Kollegin Döring. Übrigens eine Auswahl von Ländern, die bereits jetzt mit eigenen (mehr oder weniger) Startchancen-ähnlichen Programmen ihre Brennpunktschulen unterstützen – während etliche der übrigen zwölf Länder genau das nicht tun. Etwa die Hälfte der Bundesländer hat bislang nicht einmal einen Sozialindex, der für eine bedarfsgerechte Mittelvergabe nötig ist. Gut denkbar, dass die vier Landesstaatssekretäre persönlich in der Verhandlungs-AG deshalb deutlich stärker Richtung Sozialbasierung zu gehen bereit wären (zumal sie, die WBZ-Maßstäbe angelegt, bis auf Rheinland-Pfalz alle davon profitieren würden). Aber dann, das wissen sie, dürfte sie das die Unterstützung manch anderer Kultusministerien kosten. Keine dankbare Aufgabe also.
Ein weiteres Paradoxon im Bildungsföderalismus
Kann man die Gießkannen-Bewahrer in den Ländern dafür kritisieren? Man kann nicht nur, man muss – sollte zugleich aber realistisch genug sein zu wissen, dass da nicht mehr viel Bewegung kommen wird. Weil der Blick der betreffenden Kultusminister ins eigene Bundesland geht und sie fürchten, bei zu viel Kompromissbereitschaft von den dortigen Schulen und politischen Konkurrenten vorgehalten zu bekommen, sie setzten sich nicht genug für die eigenen Schüler ein. Ein weiteres Paradoxon im Bildungsföderalismus.
Und fast schon erstaunlich, dass man sich überhaupt vom reinen Königsteiner Schlüssel wegbewegt hat. Was sicherlich viel mit dem Verhandlungsgespür und der Hartnäckigkeit der fünf Staatssekretäre zu tun hat.
Sind die Startchancen nun nur wenige Tage vom Klären der letzten offenen Fragen entfernt? Oder befinden sie sich, wenn Stark-Watzinger die Verhandlungen jetzt nicht zur Chefsache macht, in der Gefahr, noch auf der Zielgerade zu scheitern? Es scheint auf die Perspektive anzukommen. Und die hängt derzeit offenbar stark von Standort und Parteizugehörigkeit ab.
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So weit sind die Startchancen-Verhandlungen
Worauf sich die Verhandlungsführer von Bund und Ländern geeinigt haben, welche Streitfragen bleiben und was das alles für den geplanten Programmstart bedeutet. (08. September 2023) >>>
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Beim "Aufbau Ost" wird dem Autor zufolge ein Dilemma deutlich, zu dem sich Politik und Wissenschaft höchst unterschiedlich in Beziehung setzen: Entweder wird ein Scheitern des bisherigen Weges konstatiert und der Osten in seinem Status als auf Dauer unterentwickelter Landesteil festgeschrieben, oder es werden anhaltende Ungerechtigkeiten und die Benachteiligungen der Ostdeutschen beklagt und rasche Angleichungen verlangt. Nicht zu übersehen sind auch die Hindernisse für weitere Aufholprozesse im Osten. Dabei geht es nicht nur um den auslaufenden Solidarpakt und die prekäre Haushaltslage in Ländern und Kommunen. Selbst wenn nicht alle die Meinung teilen, dass diese Probleme und Hindernisse als Erblast des Ostens und als Folgekosten der Vereinigung anzusehen sind - die Probleme und Hindernisse verschwinden damit nicht. Der Angleichungsprozess stagniert weiterhin und die Voraussetzungen für eine Fortsetzung verschlechtern sich. Der Autor fragt vor diesem Hintergrund nach den Ursachen für die unbefriedigende Entwicklung in Ostdeutschland in den vergangenen 20 Jahren und diskutiert die Herausforderungen für eine zukünftige Gestaltungsperspektive. (ICI2)
Heute gilt Berlin wieder als "in". Trotz prekärer Haushaltslage hat die Stadt ihre zentralen Standortmerkmale Kultur, Bildung und Forschung profiliert. Die Investitionen der Wirtschaft steigen, die Zahl der Menschen, die hier Arbeit finden, ebenfalls. Allerdings sah es nach der Euphorie der Wendezeit lange anders aus. Das Ende der deutschen Teilung führte in der Stadt zu einem Wettbewerbsschock. In der Folge schrumpfte die Wirtschaft Berlins erheblich, und der Rückstand gegenüber anderen Großstädten wurde noch größer. Auf den ökonomischen Verfall reagierte die Politik deutlich verzögert und angestoßen von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Ein wesentlicher Grund für die ökonomische Trendwende in Berlin liegt darin, dass der regionale Wettbewerb neben den üblichen unternehmensbezogenen Standortfaktoren immer mehr auch über Faktoren der Lebensqualität ausgetragen wird. Und hier konnte Berlin besonders punkten. Die Stadt hat im Überfluss das, was die Wirtschaft in der Wissensgesellschaft braucht: junge, kreative Köpfe.
Vor dem Hintergrund des Strukturwandels der Erwerbsarbeit in den letzten Jahrzehnten sind die Begriffe Prekariat und Prekarität Gegenstand aktueller Debatten. Für den empirischen Beleg eines Prekariats in Deutschland fehlten bisher jedoch Längsschnittstudien. Unsere Studie untersucht unter Berücksichtigung von Beschäftigungssituation und Haushaltslage, inwieweit sich in Deutschland tatsächlich ein verfestigtes Prekariat herausgebildet hat. Grundlage ist das Sozio-ökonomische Panel (SOEP) in zwei Zehnjahresperioden von 1993 bis 2012. Das Sample für die Studie umfasst rund 10.000 befragte Erwerbspersonen. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse werden über Merkmale der jeweiligen Tätigkeit definiert und indiziert, die Lebenssituation im Haushalt über dessen soziale Lage. Mit Sequenzclusteranalysen werden die Beschäftigungsverläufe und Haushaltsverläufe typisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa ein Achtel der deutschen Erwerbsbevölkerung anhaltend prekär beschäftigt ist und unter prekären Umständen lebt.
Aus kommunaler Sicht wurde der große Handlungsbedarf in den Quartieren der Sozialen Stadt hervorgehoben. Die politischen Spitzen dreier Großstädte erläuterten die teilweise erschwerten Ausgangsbedingungen: zum Ersten die besondere Situation der ostdeutschen Städte mit dramatischen Leerständen und massivem Bevölkerungsrückgang, zum Zweiten die prekäre Haushaltslage der Kommunen, vor deren Hintergrund sich eine umfassende Gemeindefinanzreform sowie eine Reform der Gewerbesteuer als unverzichtbar darstellten. Zum Dritten wurde die Notwendigkeit betont, sozialen Zuspitzungen direkter vorzubeugen. Diskussionen im Rahmen von vier Podiumsgesprächen zeigten die enorme Bandbreite von inhaltlichen Aspekten, die mit der Sozialen Stadt und der integrierten Stadtteilentwicklung verknüpft sind. Inwieweit mit Zusammenhalt, Sicherheit, Zukunft Chancen für einen gesellschaftlichen Wandel verbunden sind, stand im Zentrum der ersten Podiumsdiskussion. Bei den letzten zwei Podiumsdiskussionen standen die Modellgebiete der Sozialen Stadt im Mittelpunkt: Die erste beschäftigte sich mit der Stärkung der Lokalen Ökonomie. Bei der zweiten Podiumsrunde zur Ressource Aktive Bürgerschaft standen die großen Anforderungen (bis hin zu Überforderungen) an Bewohnerschaft und Professionelle, die wichtige Rolle der Schulen als Stadtteilschulen sowie die Notwendigkeit, frühzeitig das Kennenlernen und die Zusammenarbeit in den Gebieten der Sozialen Stadt zu organisieren, im Mittelpunkt.
"Berlin-Buch ist ein auf Biomedizin spezialisierter Standort, an dem Unternehmen, Forschungseinrichtungen und die klinische Praxis im direkten Umfeld eng zusammenarbeiten. Mit über 4.500 Beschäftigten gehört Berlin-Buch zu den führenden Clustern dieser Art in Deutschland. Von den gesamten Ausgaben des Gesundheitsstandortes Berlin- Buch (465,2 Millionen Euro) gehen spürbare Impulse auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt Berlins aus. Die ökonomischen Effekte lassen sich pro Jahr auf insgesamt 320,4 Millionen Euro zusätzliche Wertschöpfung quantifizieren. Dadurch werden rund 3.000 Berliner Arbeitsplätze außerhalb des Standortes gesichert. Die Einrichtungen und Unternehmen am Gesundheitsstandort Berlin-Buch erhalten jährlich rund 12,6 Millionen Euro Fördermittel des Landes Berlin. Vor dem Hintergrund der prekären Haushaltslage Berlins wurde der Effekt der alternativen Verwendung der Landesmittel zur vorzeitigen Rückzahlung der Schulden des Landes Berlin berechnet. Hierbei ergäbe sich eine Ersparnis von 53 Cent je vorzeitig zurückgezahltem Euro. Dem steht eine zusätzliche Wertschöpfung in Berlin-Buch von 69 Cent je Euro Fördermittel gegenüber. Die langfristige Wirkung des in Berlin-Buch akkumulierten Wissenskapitals auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität in Deutschland lässt sich auf 100 Millionen Euro pro Jahr beziffern. Damit Berlin stärker vom Wertschöpfungspotential in Berlin-Buch profitieren kann, ist es erforderlich, den Anteil der Berliner Unternehmen in der biomedizinischen Wertschöpfungskette weiter auszubauen." (Autorenreferat)
"Berlin-Buch ist ein auf Biomedizin spezialisierter Standort, an dem Unternehmen, Forschungseinrichtungen und die klinische Praxis im direkten Umfeld eng zusammenarbeiten. Mit über 4 500 Beschäftigten gehört Berlin-Buch zu den führenden Clustern dieser Art in Deutschland. Von den gesamten Ausgaben des Gesundheitsstandortes Berlin- Buch (465,2 Millionen Euro) gehen spürbare Impulse auf Wirtschaft und Arbeitsmarkt Berlins aus. Die ökonomischen Effekte lassen sich pro Jahr auf insgesamt 320,4 Millionen Euro zusätzliche Wertschöpfung quantifizieren. Dadurch werden rund 3 000 Berliner Arbeitsplätze außerhalb des Standortes gesichert. Die Einrichtungen und Unternehmen am Gesundheitsstandort Berlin-Buch erhalten jährlich rund 12,6 Millionen Euro Fördermittel des Landes Berlin. Vor dem Hintergrund der prekären Haushaltslage Berlins wurde der Effekt der alternativen Verwendung der Landesmittel zur vorzeitigen Rückzahlung der Schulden des Landes Berlin berechnet. Hierbei ergäbe sich eine Ersparnis von 53 Cent je vorzeitig zurückgezahltem Euro. Dem steht eine zusätzliche Wertschöpfung in Berlin-Buch von 69 Cent je Euro Fördermittel gegenüber. Die langfristige Wirkung des in Berlin-Buch akkumulierten Wissenskapitals auf die gesamtwirtschaftliche Produktivität in Deutschland lässt sich auf 100 Millionen Euro pro Jahr beziffern. Damit Berlin stärker vom Wertschöpfungspotential in Berlin-Buch profitieren kann, ist es erforderlich, den Anteil der Berliner Unternehmen in der biomedizinischen Wertschöpfungskette weiter auszubauen. " (Autorenreferat, IAB-Doku)
Heute gilt Berlin wieder als 'in'. Trotz prekärer Haushaltslage hat die Stadt ihre zentralen Standortmerkmale Kultur, Bildung und Forschung profiliert. Die Investitionen der Wirtschaft steigen, die Zahl der Menschen, die hier Arbeit finden, ebenfalls. Allerdings sah es nach der Euphorie der Wendezeit lange anders aus. Das Ende der deutschen Teilung führte in der Stadt zu einem Wettbewerbsschock. In der Folge schrumpfte die Wirtschaft Berlins erheblich, und der Rückstand gegenüber anderen Großstädten wurde noch größer. Auf den ökonomischen Verfall reagierte die Politik deutlich verzögert und angestoßen von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften. Ein wesentlicher Grund für die ökonomische Trendwende in Berlin liegt darin, dass der regionale Wettbewerb neben den üblichen unternehmensbezogenen Standortfaktoren immer mehr auch über Faktoren der Lebensqualität ausgetragen wird. Und hier konnte Berlin besonders punkten. Die Stadt hat im Überfluss das, was die Wirtschaft in der Wissensgesellschaft braucht: junge, kreative Köpfe. ; Berlin is 'in' again these days. Despite its budget deficit, the city has distinguished itself through the key locational characteristics of culture, education and research. Economic investment is rising, as is the number of people who find jobs here. Nonetheless, for a long time after the euphoria of reunification had died down, the situation looked very different. The end of the division of Germany threw the city into competitive shock. As a result the Berlin economy shrank considerably and the city fell increasingly behind other metropolises. Policymakers reacted slowly to the economic decline, and only after business associations and unions took the initiative. A significant cause of the economic turnaround in Berlin is that regional competition increasingly involves not only the usual business-related locational factors but also factors related to quality of life. And here Berlin has been able to score. The city has a surplus of that which the economy in the knowledge society needs: young, creative minds.
"Die Altersrente spielt eine Schlüsselrolle für die soziale Lage in Russland. Die Hälfte aller Haushalte bezieht direkt oder indirekt Rentenzahlungen. In den vergangenen Jahren wurden die Renten erheblich angehoben. Gleichzeitig ist die Lage des Rentensystems prekär. Jährlich gibt es hohe Defizite, die durch Zuschüsse aus dem allgemeinen Staatshaushalt ausgeglichen werden müssen. Dies macht die Gesellschaft vom Staat abhängig und das Rentensystem insgesamt anfällig für Schwankungen der Haushaltslage, die ihrerseits von dem höchst volatilen Ölpreis auf den internationalen Rohstoffmärkten abhängt. Die Schaffung eines selbsttragenden Sozialversicherungssystems ist daher ein zentrales Modernisierungsprojekt für Russland." (Autorenreferat)
Die Altersrente spielt eine Schlüsselrolle für die soziale Lage in Russland. Die Hälfte aller Haushalte bezieht direkt oder indirekt Rentenzahlungen. In den vergangenen Jahren wurden die Renten erheblich angehoben. Gleichzeitig ist die Lage des Rentensystems prekär. Jährlich gibt es hohe Defizite, die durch Zuschüsse aus dem allgemeinen Staatshaushalt ausgeglichen werden müssen. Dies macht die Gesellschaft vom Staat abhängig und das Rentensystem insgesamt anfällig für Schwankungen der Haushaltslage, die ihrerseits von dem höchst volatilen Ölpreis auf den internationalen Rohstoffmärkten abhängt. Die Schaffung eines selbsttragenden Sozialversicherungssystems ist daher ein zentrales Modernisierungsprojekt für Russland. (Osteuropa (Berlin) / SWP)