Angesichts der Erfolge massenmedial vermittelter Weltkollekten und der Vielfalt politisch-moralischer Solidaritätskampagnen seit Mitte der 80er Jahre ist keineswegs die vielzitierte Abkehr vom Politischen schlechthin zu verzeichnen, sondern eher eine Unzufriedenheit mit der gängigen Politik. Der Verfasser skizziert diese "weitreichende Transformation politisch-moralischen Protests" und grenzt sie bezüglich ihrer inhaltlichen Ziele, Methoden und Akteure gegen die "Neuen Sozialen Bewegungen" der späten 70er/frühen 80er Jahre ab. Die "fortschreitende Moralisierung, Ästhetisierung und Mediatisierung des Politischen" fordert von der Politologie ein Aufgreifen der Kenntnisse und Methoden angrenzender Sozial- und Kulturwissenschaften. (pbb)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie im Oktober 1996 in Dresden ; Band 2: Sektionen, Arbeitsgruppen, Foren, Fedor-Stepun-Tagung, S. 423-427
"Protest stellt sich häufig dann ein, wenn die Politik blockiert, genauer: wenn die konventionelle Politik, die mittels der etablierten Parteien die öffentliche Meinung beobachtet, sich blind zeigt gegenüber Problemen, die berücksichtigt werden wollen. Insofern fungiert Protest als eine Art Sicherheitsventil, das sich öffnet, wem die konventionellen Kanäle der Interessenvermittlung verstopft sind. Wenn es zum Protest kommt, weil die etablierten Parteien - Regierung und Opposition - unfähig sind, die öffentliche Meinung auf neue, unerwartete, legitime, dringende Probleme hin zu beobachten, dann versagt das demokratische Prinzip, und es bildet sich eine Außerparlamentarische Opposition. Diese sucht und findet dann eigene Wege und Mittel, um sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Protest artikuliert somit Probleme, die von der konventionellen Politik vernachlässigt werden. Dabei kann es sich um vielerlei Probleme handeln, ob ökonomischer Qualität wie Arbeitslosigkeit, ökologischer Natur wie Umweltverschmutzung, kultureller Art wie ethnische Minderheiten oder ideologische Meinungsverschiedenheiten. In jedem Fall wird mittels Protest eine Differenz gesetzt zu den konventionellen Formen der Politik, um selbst Politik zu gestalten, und insofern kann man Protest als eine andere Politik der Unterscheidung begreifen. Dabei ist die Form von Protest eine Unterscheidung mit zwei Seiten: Auf der einen Seite jene, die für den Fortbestand der konventionellen Politik stehen, auf der anderen Seite jene, die eine Änderung der konventionellen Politik fordern und deshalb protestieren. Denn dem Protest liegt zumeist ein Problem zugrunde, das von den politisch Verantwortlichen bisher unbeachtet oder zumindest ungelöst blieb und jetzt durch Eigeninitiative gelöst werden soll. Insofern bestimmt sich die Identität des Protestes durch das Problem, das ihm zugrunde liegt, in Differenz zu anderen Politik- und Protestformen in der Gesellschaft." (Autorenreferat)
Tekst se zasniva na rezultatima empirijskog istraživanja koje je realizovano na uzorku učesnika beogradskog Protesta 96/97. Prezentovani nalazi istraživanja odnose se na sociodemografske karakteristike učesnika Protesta, njihov politički profil, karakter protesta, odnosno zahteve koje ističu demonstranti, kao i na njihovo ponašanje za vreme Protesta. ; The text is based on the results of an empirical survey an a sample of participants in the Belgrade 96/97 Protest. The research findings presented here relate to the socio-demographic characteristics of protest participants, their political profile, nature of the protest, i.e. demands put forward by the demonstrators, as well as their behavior during the Protest.
In seinem Beitrag geht der Autor auf den Zusammenhang von sozialem Protest und Gewerkschaftspolitik angesichts der Protestformen in der ersten Jahreshälfte von 1997 ein. Anhand zweier Beispiele erläutert der Autor unterschiedliche Protestformen: Proteste gegen Bestrebungen, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu streichen, entsprangen dieser Einzelfrage und entstanden spontan. Sie richteten sich gegen die "Arroganz der Macht", vereinzelt auch gegen die Strategie gewerkschaftlich organisierter Betriebsräte. Die Gewerkschaften wurden vom Tempo des Protests fast überrollt. Die Proteste im Bergbau und in der Stahlindustrie sowie im Bausektor hingegen entsprangen Existenzängsten und mündeten zum Teil in zivilen Ungehorsam. Die Gewerkschaften waren nicht in der Lage, die politische Chance offensiv zu nutzen. Der Verfasser schließt daraus, daß die Gewerkschaftspolitik momentan an eine Grenze gelangt ist: Gewerkschaften können Unsicherheiten, Existenzängste und Abwehrreaktionen nur oberflächlich entschärfen. Sie haben sich den scheinbar unveränderlichen ökonomischen und politischen "Sachzwängen" unterworfen. (ICC)
It is noted that this analysis of the international peace movement was written before the war against Iraq. In times of little mobilization the peace movement was kept alive by sensitive & concerned activists. In Feb 2003, when the war became likely, it was possible to mobilize large parts of the population. In discussing the motivation of protesters, it is concluded that continuing engagement is dependent on the duration of the conflict & learning by local peace camps. Adapted from the source document.