Welche Rolle spielt die Psychologie in der Mediengesellschaft? Wie kann sie die steigende Nachfrage nach Lebenshilfe und Orientierung in stark individualisierten Lebensverhältnissen befriedigen, ohne ihre Seriosität zu gefährden? In Auseinandersetzung mit diesen Fragen wird die Ansicht vertreten, dass sich Psychologen zum einen auf veränderte individuelle Stile der Informationsverarbeitung einstellen müssen, etwa auf die "Ökonomie der Aufmerksamkeit", und dass sie zum anderen ihre gesellschaftliche Funktion als Kommunikatoren von psychologischem Wissen neu definieren müssen.
Nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs wurden auf westdeutschem Gebiet unter Verantwortung der amerikanischen Behörden über 200 repräsentative Befragungen durchgeführt. Es werden einige Reports aus diesem Gesamtbestand besprochen, die eine Analyse von Zeitreihen zum Gegenstand haben. Es wird betont, daß die meisten dieser Erhebungen auf Zufallsauswahlen aus der gleichen Grundgesamtheit beruhen, die sich damit für die vergleichende Analyse von Wandlungsprozessen und Entwicklungslinien anbieten. Der spezifische Vorzug der fünf vorliegenden Trendberichte liegt in der komprimierten Darstellung zentraler gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen der Nachkriegszeit, u.a. Einstellungen zu Demokratie und Nationalsozialismus, politische und wirtschaftliche Fragen, Ernährungslage, internationale Beziehungen, Berlin, Besatzung, Medien sowie Flüchtlinge und Vertriebene. Die gesamte Sammlung der zwischen 1945 und 1962 erstellten 500 Reports ist im Zentralarchiv Köln bis auf wenige Ausnahmen vorhanden und steht für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung. (GB)
Der Beitrag gibt einen Einblick in die Alltagsarbeit der Markt- und Meinungsforschung, um daraus einige Handlungsanleitungen zum Umgang mit Ergebnissen der Demoskopie abzuleiten. Hauptfokus ist die kritische Auseinandersetzung mit der Markt- und Meinungsforschung als inszenierte Möglichkeit der politischen Partizipation oder der Verwendung durch die politische Seite als "Pseudo-Plebiszit". Der Text thematisiert folgende Fragen: (1) Wie sieht der Alltag in der Markt- und Meinungsforschung aus? Wie ist der Umgang mit Medien? Was ist die Demoskopie überhaupt im Stande zu leisten? (2) Wie geht man mit Ergebnissen der Markt- und Meinungsforschung um? Worauf ist dabei zu achten? (3) Wie wirken Ergebnissen der Markt- und Meinungsforschung in der Öffentlichkeit? Werden die Möglichkeiten der Markt- und Meinungsforschung überschätzt? Die Ausführungen zeigen, dass die Einflussmöglichkeiten publizierter Meinungsforschungsergebnisse zumeist überschätzt werden. Nur ein geringer Anteil der Wähler lässt sich unmittelbar von Umfrageergebnissen beeinflussen, da ein Drittel der potentieller Wähler keine Zeitungen lesen, ein weiteres Drittel mäßig und nur das letzte Drittel gut bis sehr gut informiert ist. Die gut Informierten sind jedoch durch "Prognosen" nicht sonderlich zu beeindrucken. (ICA2)
Nach Ansicht des Verfassers ist der Einfluss der öffentlichen Meinung auf die US-Außenpolitik eher gering anzusetzen. Allenfalls stellt sie einen Kontextfaktor dar, der den politischen Akteuren sehr viel Spielraum lässt, weil er ihnen nur einen groben Rahmen vorgibt. Öffentliche Meinung erzeugt keine Außenpolitik, sondern toleriert sie nur. Der Verfasser plädiert dafür, die Rolle politischer Institutionen stärker in die liberale Außenpolitiktheorie zu integrieren. (ICE2)
"Nach Weltkrieg und Holocaust scheint heute erreicht, was undenkbar war: Deutschland ist ein Musterbeispiel für eine gelungene Demokratisierung und eine Nation unter Gleichen." Interessanterweise könnte dieser Satz, der ein Buch des Jahres 2004 bewirbt, nicht in Merritts Übersichtswerk zur Umfrageforschung der amerikanischen Militärregierung stehen, das doch gerade den Anfang der gelungenen Demokratisierung schilderte.
Die Bewältigung der Corona-Pandemie erfordert internationale Solidarität und Zusammenarbeit - insbesondere mit Entwicklungsländern. Inwiefern jedoch unterstützt die Bevölkerung dieses Engagement? Daten des COVID-19 Snapshot Monitoring (COSMO) von April bis Juni 2020 zeigen, dass die Bevölkerung ein verstärktes entwicklungspolitisches Engagement Deutschlands zur Bekämpfung der Corona-Situation befürwortet. Sie hat jedoch Vorbehalte gegenüber Schuldenerlassen für Entwicklungsländer sowie Hilfe für die Wirtschaft und Geflüchtete vor Ort.
Die Europäische Union (EU) sieht sich gegenwärtig einem Prozess der Politisierung ausgesetzt, der durch die Polykrise der letzten Jahre verstärkt wurde. Der "permissive consensus" (Lindberg/Scheingold 1970), welcher schon seit dem "post-Maastricht Blues" (Eichen-berg/Dalton 2007) bröckelte, wird durch eine Reihe ablehnender Referenden zu europapolitischen Themen weiter in Frage gestellt. Die seit langem spürbaren Desintegrationstendenzen und Zentrifugalkräfte kulminierten im Brexit-Referendum vom Juni 2016. Vor diesem Hintergrund ist mehr denn je zu konstatieren, dass die Öffentlichkeit, die UnionsbürgerInnen eine zentrale, den Integrationsprozess mindestens beeinflussende, bisweilen limitierende Rolle einnehmen. Diese Studie stellt die Frage, inwiefern die Theorien der europäischen Integration diesen wichtigen, den Integrationsprozess immer deutlicher (mit-)bestimmenden Faktor der Öffentlichkeit erfassen. Der Beitrag liefert zum einen eine komprimierte Übersicht der einschlägigen theoretischen Ansätze, die seit den 1950er-Jahren bis heute zur Beschreibung und Erklärung von Prozess und Zustand der europäischen Integration verwendet wurden und werden. Dabei wird zum zweiten die jeweilige Rolle der Öffentlichkeit in den Ansätzen ausgewählter ReferenztheoretikerInnen retrospektiv und aktuell durchgesehen. Mit dieser integrationstheoretischen Rundumschau unter dem Filter der Öffentlichkeit liefert die vorliegende Analyse Anknüpfungspunkte für theoriegeleitete Europaforschung, die den Politisierungsprozess der EU einordnend, analysierend, erklärend, verstehend und bei Bedarf kritisch begleiten kann. ; The European Union (EU) is currently undergoing a process of politicisation that has been intensified by the recent polycrisis. The "permissive consensus" (Lindberg/Scheingold 1970), which had been crumbling since the "post-Maastricht blues" (Eichenberg/Dalton 2007), was further called into question by a series of negative referenda on European issues. The disin-tegration tendencies and centrifugal forces that had long been noticeable culminated in the Brexit referendum of June 2016. Against this background, it can be stated more than ever that the public, the EU citizens play a central role that at least influences and sometimes limits the integration process. This study poses the question of the extent to which the theories of European integration grasp this important factor of the public sphere, which is increasingly (co-)determining the integration process. On the one hand, this contribution provides a condensed overview of the relevant theoretical approaches that have been and are being used since the 1950s to describe and explain the process and state of European integration. On the other hand, the respective roles of the public are reviewed in the approaches of selected theorists. With this panorama of integration theory under the filter of public opinion, this analysis marks points of reference for theory-driven research that can classify, analyse, explain, understand and, if necessary, critically accompany the politicization process of the EU.
Mit rund 1,7 Millionen Einwohnern, 90000 Unternehmen mit über 750000 Beschäftigten und einem Bruttoinlandsprodukt von 75 Milliarden DM gehört die Region Nürnberg zu den zehn größten Wirtschaftsräumen der Bundesrepublik Deutschland. Die Studie beschreibt eine Marketinginitiative dieser Region, die auswärtige Investoren anziehen und die innerregionale Innovationsfähigkeit fördern will. Hauptaufgabe dieses Vereins ist es, "das Image der Region nach innen, national und international zu verbessern". Der Verein ist der erste Zusammenschluß von Unternehmen, Gemeinden, Landkreisen, Städten, Kammern und Verbänden in der Bundesrepublik Deutschland. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Aufnahme des Projekts durch die Bevölkerung der Region und deren Reaktionen zu ermitteln. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass Initiative, Logo und Slogan des Projekts flächendeckend bekannt sind.