"Ausgehend von einem Korruptionsbegriff als Tauschbeziehung in einem Dilemma von universalistischen und partikularistischen Standards, das, trotz Erwartung negativer Sanktionen bei Aufdeckung, zugunsten letzterer entschieden wird, entwerfen wir ein Mikromodell korrupten Handelns in Anlehnung an den Rational-Choice-Ansatz. Unter der Annahme, daß die Entscheidung zu (proto-)korruptem Handeln von externen situativen Anreizen bzw. normativen Blockaden abhängig ist, wurde an 639 Studenten in einer schriftlichen Befragung ihr fiktives Verhalten in der Situation einer betrieblichen Personalentscheidung erhoben. Dabei variierten wir die zu übernehmende Rolle (aktiv entscheidender Chef versus Bewertung der schon getroffenen Entscheidung), die Merkmale von drei Bewerbern und die Struktur der situativen Erwartungen systematisch nach vier Typen. Die Hauptbefunde lauten: Partikularistische Anreize fördern, universalistische mildern Prokorruption. In einer bezüglich universalistischer und partikularistischen Erwartungen ambivalenten Situation setzen sich eher die partikularistischen Orientierungen durch. In der aktiven Situation sind die Zusammenhänge schwächer ausgeprägt als in der passiven, was durch die größere Komplikation der antizipierten Handlungskonsequenzen ersterer erklärt wird. Die Ergebnisse lassen die Notwendigkeit plausibler erscheinen, sich in der Forschung stärker auf die alltäglichen Vorformen von Korruption und die strukturellen Bedingungen des Übergangs von 'normalen' zu sanktionsfähigen Formen zu konzentrieren, was auch einen besseren Zugang zur praktischen Kontrolle von Korruption verspricht." (Autorenreferat)
Partizipation ist einer der wichtigsten Pfeiler intakter Demokratien, da diese neben den formellen Formen der Partizipation, wie beispielsweise Wahlen oder Abstimmungen, für die Bevölkerung zusätzliche informelle Möglichkeiten zur Mitwirkung ermöglicht. Seit einigen Jahren setzen Entscheidungsträger zusätzlich zu analogen vermehrt auch digitale Partizipationsverfahren ein. Mit Hilfe eines quasi-experimentellen Forschungsdesigns wurde eine Studie durchgeführt, die Aufschluss über die Wirkung von digitalen und analogen Partizipationsverfahren auf den Entscheidungsfindungsprozess gibt. Ein online und ein offline durchgeführter Workshop wurden anhand Kriterien zur Messung der Diskursqualität verglichen, um die Wirkung der digitalen und analogen Durchführung auf die Entscheidungsfindung zu untersuchen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass analoge Partizipationsinstrumente zumindest bei kleineren Gruppen eine höhere Diskursqualität ermöglichen. Aufgrund der ungenügend grossen Stichprobe sind die Ergebnisse jedoch nur als Trend zu interpretieren. Der Mehrwert dieser Studie wird vor allem in dem innovativem Forschungsdesign gesehen. Dieses kann in der Zukunft sowohl für weitere wissenschaftliche Untersuchungen als auch zur Wahl der am besten geeigneten Form eines Partizipationsverfahrens in der Praxis angewendet werden.
In jüngerer Vergangenheit gelang es einigen Berufsgruppen – begünstigt durch die berufsständische Gliederung des deutschen Arbeitsmarktes – eine soziale Schließung zu betreiben sowie unterstützt durch Berufsgewerkschaften eigenständig tarifpolitisch zu agieren und hohe Gehaltszuwächse zu erzielen. Der vorliegende Beitrag untersucht, unter welchen Umständen Beschäftigte exklusive Lohnzuwächse spezifischer Berufsgruppen, die durch Berufsgewerkschaften vertreten werden, als gerecht erachten. Mithilfe der Vignettentechnik wurden hierfür Gerechtigkeitsurteile zu hypothetischen Szenarien erhoben. Es zeigt sich, dass ca. 51,6% der Befragten die exklusiven Gehaltszuwächse für spezifische Berufsgruppen im Großen und Ganzen als (eher) gerecht bewerten. Hierbei besitzen die Regeln der Verteilungs- und Verfahrensgerechtigkeit auch im Kontext der kollektiven Interessenvertretung Gültigkeit. So wird das Gerechtigkeitsurteil positiv beeinflusst, wenn die Lohnsteigerungen auf Beiträgen bzw. Leistungen der profitierenden Berufsgruppe zurückzuführen sind, die Folgen für andere Beschäftigtengruppen beachtet und relevante Informationen weitergegeben werden. ; In recent years, several occupational groups implemented – favored by the occupational stratification of the German labor market – social closure and negotiated independently from established trade unions through specific craft unions. Thus, they achieved comparatively high wage increases. This paper analyzes under what circumstances high wage increases for specific occupational groups which are represented by craft unions are assessed as being fair by German employees. For this purpose, fair- ness judgments on hypothetical scenarios were obtained from a vignette study. The results show that 51.6% of respondents considered exclusive wage increases as (rather) fair. Furthermore, aspects of distributive and procedural justice are also significant in the context of collective representation of interests. Fairness judgements are influenced positively if the wage increases are based on efforts of the occupational group, if the consequences for other employees are considered and relevant information is shared.
In jüngerer Vergangenheit gelang es einigen Berufsgruppen - begünstigt durch die berufsständische Gliederung des deutschen Arbeitsmarktes - eine soziale Schließung zu betreiben sowie unterstützt durch Berufsgewerkschaften eigenständig tarifpolitisch zu agieren und hohe Gehaltszuwächse zu erzielen. Der vorliegende Beitrag untersucht, unter welchen Umständen Beschäftigte exklusive Lohnzuwächse spezifischer Berufsgruppen, die durch Berufsgewerkschaften vertreten werden, als gerecht erachten. Mithilfe der Vignettentechnik wurden hierfür Gerechtigkeitsurteile zu hypothetischen Szenarien erhoben. Es zeigt sich, dass ca. 51,6% der Befragten die exklusiven Gehaltszuwächse für spezifische Berufsgruppen im Großen und Ganzen als (eher) gerecht bewerten. Hierbei besitzen die Regeln der Verteilungs- und Verfahrensgerechtigkeit auch im Kontext der kollektiven Interessenvertretung Gültigkeit. So wird das Gerechtigkeitsurteil positiv beeinflusst, wenn die Lohnsteigerungen auf Beiträgen bzw. Leistungen der profitierenden Berufsgruppe zurückzuführen sind, die Folgen für andere Beschäftigtengruppen beachtet und relevante Informationen weitergegeben werden.
Stefan Michels untersucht, inwieweit sich die Teilnahme an verschiedenen Employee Volunteering Projekten auf die intrinsische Motivation, Arbeitszufriedenheit, Bindung und Identifikation der Mitarbeiter in Unternehmen auswirkt. Gleichzeitig wird der Effekt, den die ehrenamtliche Tätigkeit auf das Organizational Citizenship Behavior und das wahrgenommene externe Prestige ausübt, betrachtet. Die zuvor aufgeführten Zusammenhänge werden konzeptionell herausgearbeitet und im Rahmen von Quasi-Experimenten empirisch getestet. Es wird gezeigt, dass die organisationsrelevanten Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen aufseiten der ehrenamtlichen Helfer besonders positiv ausgeprägt sind. Der Inhalt Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship Organisationsrelevante Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen Wirkungen eines Social Day auf die organisationsrelevanten Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen (Studie 1) Wirkungen eines Social Mentoring Programms auf die organisationsrelevanten Einstellungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen (Studie 2) Die Zielgruppen Dozenten und Studenten der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Personalmanagement, Corporate Social Responsibility und (Non-Profit-)Organisation Fach- und Führungskräfte, die in diesen Bereichen tätig sind
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In: Schweizerische Ärztezeitung: SÄZ ; offizielles Organ der FMH und der FMH Services = Bulletin des médecins suisses : BMS = Bollettino dei medici svizzeri
In: Schweizerische Ärztezeitung: SÄZ ; offizielles Organ der FMH und der FMH Services = Bulletin des médecins suisses : BMS = Bollettino dei medici svizzeri
"Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Rebellenbewegung UNITA (Uniao Nacional para a Independencia Total de Angola). Sie kontrollierte seit Mitte der 1970er Jahre den Südosten Angolas und seit Ende der 1980er Jahre den Diamantenhandel. Darüber hinaus baute sie in den von ihr kontrollierten Territorien ein weitgehend funktionsfähiges Gewaltmonopol, einen umfassenden Verwaltungsapparat sowie ein soziales Sicherungssystem auf. Dies rechtfertigt die Klassifizierung ihrer Herrschaftsform als quasi-staatliche Gewaltordnung. Der Bestand dieser Gewaltordnung blieb indes von wirtschaftlichen Einflussgrößen abhängig. Im einleitenden Kapitel des Beitrags wird die traditionelle Herrschaftsstruktur der Ovimbundu-Gemeinschaften dargestellt, deren Vergemeinschaftungsformen in den Quasi-Staat der UNITA eingebunden wurden und ihn maßgeblich legitimierten. Der zweite Teil widmet sich dem Aufbau und der Organisation des über lange Jahre äußerst stabilen Quasi-Staates. Abschließend wird die Erosion der Herrschaft der UNITA ab Mitte der 1990er Jahre analysiert." (Autorenreferat)
Das qualitative Experiment ist sowohl eine neue als auch eine alte Methode der empirischen Sozialforschung. Es kann definiert werden als der nach wissenschaftlichen Regeln vorgenommene Eingriff in einen (sozialen) Gegenstand zur Erforschung seiner Struktur, d.h. die explorative, heuristische Form des Experiments. Die systematische Analyse der Methoden der Sozialwissenschaften zeigen den Ort, die Bedeutung und die allgemeine Andwendbarkeit des qualitativen Experiments. Ein Blick in die Geschichte zeigt, daß es in berühmten Studien in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts Anwendung fand. Die Methodologie des qualitativen Experiments, die die gleiche ist wie in allen qualitativen Verfahren, wird diskutiert. Die allgemeinen heuristischen Prinzipien sind Maximierung/ Minimierung, Prüfung der Grenzen und Anpassung. Sechs spezifische Techniken werden mit Beispielen aus der Textanalyse und Sozialpsychologie vorgeführt. Im weiteren wird gezeigt, daß Experimente in Denkprozessen und Ex-post-facto-Experimente zu qualitativen Experimenten entwickelt werden können und eine wichtige Rolle in der Sozialforschung spielen sollen. Ethische Belange sind von geringerer Bedeutung als jene, die mit den (quantitativen) Standardexperimenten verbunden sind.
Der Beitrag behandelt die Geschichte, gegenwärtige Situation sowie Methodologie des qualitativen Experiments. Als die große Zeit des qualitativen Experiments kann die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gesehen werden, denn in dieser Zeit konstituierten sich die Würzburger Denkpsychologie und die Gestaltpsychologie durch den explorativen Gebrauch des Experiments. Als Beispiel gelten W. Köhlers Schimpansenexperimente, Wertheimers Experimente zur Scheinbewegung und Gedankenexperimente, sowie spätere Experimente zur Sozial- und Tierpsychologie. Anschließend an diese geschichtliche Darstellung der qualitativen Experimente analysiert der Beitrag die Methodologie am Beispiel von Köhlers Schimpansenexperimenten. Darauf aufbauend untersucht der Autor das Verhältnis von Experiment und Beobachtung, indem er zwischen einer aktiven und rezeptiven Herangehensweise des Forschers unterscheidet. Vor diesem Hintergrund geht der Beitrag auf die Grundregeln der explorativen qualitativen Sozialforschung ein, welche weitgehend mit Köhlers Vorgehen übereinstimmen. Abschließend stellt der Beitrag experimentelle Strategien dar und geht kurz auf alternative Formen des Experiments ein. Der Beitrag kommt zu dem Ergebnis, dass das explorative oder qualitative Experiment in der derzeitigen Forschungspraxis wenig genutzt wird, aber durch klassische Studien der deutschen Psychologie wichtige Möglichkeiten für Psychologen und Sozialwissenschaftler bietet, Sachverhalte in ihrem Arbeitsgebiet zu erkunden und aufzuklären. (ICG)