Terrorismus ist eine Gewaltstrategie von Gruppen, die versuchen, mit Anschlägen aus dem Untergrund Angst zu verbreiten und Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Gruppen sind jedoch nicht sozial isoliert, sondern stehen in einem sozialen Umfeld, dem »radikalen Milieu«, das mit ihnen sympathisiert und auf dessen Unterstützung sie angewiesen sind. Wie dieses Umfeld und seine Beziehung zu terroristischen Gruppen beschaffen ist und welche Wechselwirkungen bestehen, ist bislang wenig bekannt. Der Band bietet erstmals empirische Fallstudien zu historischen und aktuellen radikalen Milieus, die vom anarchistischen Terrorismus des 19. Jahrhunderts über ethnisch-radikale und sozialrevolutionäre Bewegungen bis hin zum aktuellen Rechtsterrorismus und zum islamistischen Terrorismus in Europa sowie dem Nahen und Mittleren Osten reichen.
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Die Autoren haben das Konzept des "radikalen Milieus" in die Terrorismusforschung eingebracht. Terroristische Verbände entstehen und operieren immer in einem spezifischen sozialen Umfeld, das ihre Ziele teilt und auf dessen logistische und moralische Unterstützung sie angewiesen sind. Als Ziel des Bandes wird angegeben, einen Überblick über die Vielfalt radikaler Milieus und ihrer Beziehungen zu den Gewaltakteuren zu bieten und eine wissenschaftliche Diskussion anzustoßen. Es wird ein Überblick über die Forschungsliteratur gegeben, dann wird das Konzept des radikalen Milieus vorgestellt und es wird auf Entstehungszusammenhänge und Beziehungsmuster sozialer Milieus eingegangen. Danach werden die Einzelbeiträge des Sammelbandes kurz vorgestellt. (ICB)
Intro -- Vorwort -- Inhaltsverzeichnis -- Abkürzungsverzeichnis -- Abbildungsverzeichnis -- 1 Einleitung -- 2 Begriffe und Definitionen -- 2.1 Rechtsextremismus, extreme Rechte und Neonazismus -- 2.2 Politische Gewalt und Terrorismus -- 2.2.1 Der politische und wissenschaftliche Diskurs über den Terrorismus -- 2.2.2 Unterscheidung von Terrorismus und Terror -- 2.2.3 Terrorismustypologien und Rechtsterrorismus -- 2.2.4 Rechtsterrorismus und andere Formen extrem rechter Gewalt -- 3 Soziale Bewegungen und terroristische Gewalt -- 3.1 Kritik der Terrorismusforschung -- 3.2 Erklärungsansätze der Bewegungsforschung -- 3.3 Politische Gelegenheitsstrukturen -- 3.4 Ressourcenmobilisierung und Radikale Milieus -- 3.5 Framing -- 3.6 Kollektive Identität -- 4 Forschungsdesign und Methodik -- 4.1 Methoden in der Bewegungsforschung -- 4.2 Daten -- 4.3 Methodisches Vorgehen -- 4.4 Aufbau der Arbeit -- 5 Politische Gelegenheitsstrukturen -- 5.1 Politisch-institutionelle Gelegenheitsstrukturen -- 5.1.1 Politischer Raum und die Mobilisierung der extremen Rechten -- 5.1.2 Deutsche Einheit -- 5.1.3 Protest Policing -- 5.1.4 Programme zur Förderung der sozialen Arbeit mit rechten Jugendlichen -- 5.2 Kulturell-Diskursive Gelegenheitsstrukturen -- 5.2.1 Asyldiskurs -- 5.2.2 Staatsbürger*innenschaft und nationale Identität -- 6 Radikale Milieus und Ressourcenmobilisierung -- 6.1 Neonazistische Bewegung und radikale Milieus -- 6.2 Politische Sozialisation in der rechten Jugendkultur -- 6.2.1 Jugendkulturen und Cliquen -- 6.2.2 Winzerclique -- 6.3 Radikalisierung in der neonazistischen Bewegung -- 6.3.1 Entwicklung der Bewegung ab 1990 -- 6.3.2 Reorganisation -- 6.3.3 Organisationsansätze aus der Jugendkultur -- 6.3.4 Blood & -- Honour und Combat 18 -- 6.3.5 Radikales Milieu THS -- 6.3.6 Gewaltdiskurs und Gewaltpraxis in der Bewegung.
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Der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) ermordete bis zu seiner Selbstaufdeckung 2011 zehn Menschen und verletzte zahlreiche weitere. Zwischen 1999 und 2011 verübte die Gruppe zehn Mordanschläge und drei Sprengstoffanschläge. Während die Bundesanwaltschaft im NSU-Prozess das Bild eines isolierten und nur von einzelnen Neonazis unterstützten Trios zeichnete, dem auch das Gericht in seinem Urteil folgte, zeichnet diese Studie ein verzweigtes Netzwerk nach und betont die Rolle der neonazistischen Bewegung bei der Entstehung, Radikalisierung und Unterstützung des NSU. Unter Rückgriff auf Ansätze aus der Forschung zu sozialen Bewegungen wird neben der Bedeutung radikaler Milieus auch die gesellschaftlicher Kontextbedingungen herausgearbeitet. Zu diesen Gelegenheitsstrukturen zählen etwa das Protest Policing, insbesondere die Vertrauenspersonenpraxis der Verfassungsschutzämter, oder der Asyldiskurs in den frühen 1990er Jahren. Auf der Grundlage von empirischem Material aus der neonazistischen Bewegung wird zusätzlich der bewegungsinterne Gewaltdiskurs untersucht und die diskursive Konstruktion von Deutungs- und Handlungsrahmen in Bewegung und radikalen Milieus und ihre Bedeutung für die Gewaltpraxis des NSU analysiert. Damit zeigt diese Studie Perspektiven für die Erforschung des Rechtsterrorismus auf, die auch unabhängig vom NSU relevant sind. Der Autor Dr. Jan Schedler ist Sozialwissenschaftler und Studiendekan der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum.
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Die zunehmende Bedeutung des Internet fiel mit der Ausbreitung des Salafismus zusammen. Die Autorin stellt zunächst einige auffällige Parallelen in der Entwicklung des radikalen Milieus im herkömmlichen Sinne und des gewaltsamen Internetmilieus fest. Beide haben durch die von Al Zarquawi praktizierte Kommunikation von Akten der Hinrichtung und Internetauftritten eine gewaltige Steigerung der Aufmerksam für den Jihad bewirkt. Veränderungen der Online-Landschaft (YouTube und Facebook) beeinflussen das Gewaltmilieu nachhaltig. Die Autorin äußert sich eher vorsichtig zu der Frage, ob und inwieweit die über das Internet verbreitete Gewaltpropaganda sich tatsächlich auf Radikalisierungsprozesse auswirkt. (ICB)
Jan Schedler: Rechtsterrorismus - Radikale Milieus, Politische Gelegenheitsstrukturen und Framing am Beispiel des NSU. Wiesbaden: Springer VS 2021. 978-3-658-00137-7
Defence date: 18 April 2016 ; Examining Board: Professor Doctor Heinz-Gerhard Haupt, European University Institute; Professor Doctor Pavel Kolár, European University Institute; Professor Doctor Gisela Diewald-Kerkmann, Bielefeld University; Professor Doctor Detlef Siegfried, University of Copenhagen. ; Die Arbeit soll aufzeigen, in welchem Masse die bundesrepublikanische Gesellschaft auch nach dem Deutschen Herbst 1977 mit politisch motivierten Inhaftierten aus der Stadtguerillagruppe Rote Armee Fraktion (RAF) konfrontiert war. Im Unterschied zu den 1970er Jahren spielte sich die Auseinandersetzung zwischen Staat und RAF-Gefangenen in den 1980ern weniger in massenmedialen Diskursen ab. Vielmehr wurde der Konflikt um die zentrale Forderung der Inhaftierten nach einer Zusammenlegung gemäss Genfer Konventionen aus einem durchorganisierten, jedoch gesellschaftlich relativ isolierten radikalen Milieu, dem militanten Unterstützerumfeld der Inhaftierten, an die involvierten staatlichen Instanzen herangetragen. Im Zuge von mehreren Hungerstreikkampagnen, die teilweise von terroristischen Anschlägen begleitet wurden, versuchten die Angehörigen des radikalen Milieus, zu denen konkret Familienmitglieder der Inhaftierten – die Angehörigen –, ihre politisch motivierten Strafverteidiger sowie militante Antiimperialisten und Autonome zählten, den Staat auf unterschiedliche Weise zu Zugeständnissen zu bewegen. Obgleich staatliche Instanzen auf diese Herausforderung gewöhnlich kompromisslos mit Repressionen, wie etwa Haftverschärfungen und Zensurmassnahmen in den Gefängnissen, sowie der Kriminalisierung der Gefangenen-Unterstützer reagierten, resultierten aus dem Konflikt letztlich auch gesellschaftliche Dialogansätze und -möglichkeiten. Die Erfolge und Misserfolge einzelner Initiativen beeinflussten massgeblich die Eigendynamik militanter und terroristischer Kampagnen. Die Untersuchung soll den komplexen politischen Entwicklungsprozess des radikalen Milieus in der Bundesrepublik in den 1980er Jahren skizzieren und diesen mit der politisch marginalisierten radikalen Linken in Frankreich, konkret mit der Stadtguerillagruppe Action Directe (AD) und ihrem Unterstützerumfeld, in Kontrast stellen. Zudem soll der transnationale Bezug der AD auf ihr entlehntes radikales Milieu in Westeuropa, insbesondere zum Umfeld der RAF-Gefangenen in der Bundesrepublik, herausgestellt werden.
Der Autor versucht, die verschiedenen Varianten sich aus bedrängten ethnisch religiösen Minderheiten bildender radikaler Milieus durch das Konzept der radikalen Gemeinschaft als allgemeinen Strukturtypus zu fassen. Mit deren Auftreten sein dann zu rechnen, wenn autochthone Minderheiten von außen oder durch den eigenen Staat angegriffen werden, ohne dass die internationale Staatengemeinschaft oder ein sonstiger Machtfaktor sich schützend vor sie stellt. Die Transformation in eine radikale Gemeinschaft stellt eine Abwehrreaktion dar. Zwischen der radikalen Gemeinschaft und den ebenfalls aus den Minderheiten sich rekrutierenden Organisationen kommt es anfangs zu einer engen Symbiose und intensiven Zusammenarbeit. Erst im Laufe der Zeit erhält die Beziehung Risse und die bewaffnete Avantgarde sieht sich mit einem unaufhaltsamen Abbröckeln ihrer Anhängerschaft konfrontiert. (ICB)
Die Autorin stellt die Frage nach dem sozialen Umfeld der deutschen RAF und der Bewegung 2. Juni. Sie verwirft die Behauptung, diese seien mehr oder weniger direkt aus der studentischen Protestbewegung der 1960er Jahre hervorgegangen. Bei der Studentenbewegung habe es sich zwar um eine relativ homogene Gruppe, eine Art soziales Milieu gehandelt, bei näherem Hinsehen zerfiel diese jedoch in zahlreiche, über verschiedene Großstädte verstreute Teilnetzwerke und Aktionsfelder. Wie der Radikalisierungsprozess jeweils verlief, hing von einer Reihe von Faktoren, nicht zuletzt von den konkreten Erfahrungen mit der Polizei im Rahmen von Demonstrationen, Wohnungsdurchsuchungen, Grenzkontrollen und dergleichen ab. Die Unterschiede zwischen der RAF und der Bewegung 2. Juni werden herausgearbeitet. Die Verflechtung radikaler Milieus wird anhand einiger Fallstudien herausgearbeitet, z. B. an der Entwicklung der späteren Terroristin Christa Eckes. (ICB).
Die Autorin stellt die Frage nach dem sozialen Umfeld der deutschen RAF und der Bewegung 2. Juni. Sie verwirft die Behauptung, diese seien mehr oder weniger direkt aus der studentischen Protestbewegung der 1960er Jahre hervorgegangen. Bei der Studentenbewegung habe es sich zwar um eine relativ homogene Gruppe, eine Art soziales Milieu gehandelt, bei näherem Hinsehen zerfiel diese jedoch in zahlreiche, über verschiedene Großstädte verstreute Teilnetzwerke und Aktionsfelder. Wie der Radikalisierungsprozess jeweils verlief, hing von einer Reihe von Faktoren, nicht zuletzt von den konkreten Erfahrungen mit der Polizei im Rahmen von Demonstrationen, Wohnungsdurchsuchungen, Grenzkontrollen und dergleichen ab. Die Unterschiede zwischen der RAF und der Bewegung 2. Juni werden herausgearbeitet. Die Verflechtung radikaler Milieus wird anhand einiger Fallstudien herausgearbeitet, z. B. an der Entwicklung der späteren Terroristin Christa Eckes. (ICB)
Das Buch untersucht die Motive und Faktoren religiöser Radikalisierung von jungen Menschen sowie deren jugendkulturelle Konstitution in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Im Vordergrund stehen dabei die Perspektiven, Erfahrungen, Einstellungen und Weltsichten der radikalisierten und sich radikalisierenden Jugendlichen, die sich auf der Suche nach Sinn, Orientierung und Halt in ihrem Leben tiefer in der Religion des Islam und den radikal-religiösen Milieus und Strukturen verwurzeln.
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Das Buch untersucht die Motive und Faktoren religiöser Radikalisierung von jungen Menschen sowie deren jugendkulturelle Konstitution in der deutschen Gegenwartsgesellschaft. Im Vordergrund stehen dabei die Perspektiven, Erfahrungen, Einstellungen und Weltsichten der radikalisierten und sich radikalisierenden Jugendlichen, die sich auf der Suche nach Sinn, Orientierung und Halt in ihrem Leben tiefer in der Religion des Islam und den radikal-religiösen Milieus und Strukturen verwurzeln