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Ziel der Untersuchung ist es, das Konzept charismatischer Herrschaft für eine Entwicklungsgeschichte der Herrschaft nutzbar zu machen. Hierzu werden zunächst psychologische und anthropologische Grundlagen des Charismas untersucht. Im folgenden wird die Frage behandelt, "wieso das Charisma auch unter den Bedingungen fortschreitender Rationalisierung und Disziplinierung eine erhebliche Sprengkraft bewahrt". Hierzu wird der Prozeß der Zivilisation in Anlehnung an Friedmans epigenetische Zivilisationstheorie in drei Stufen untersucht: tribaler Zyklus, archaischer Zyklus, patrimonial-imperialer Zyklus. Abschließend werden Bedingungen des Übergangs vom magischen zum religiösen Charisma analysiert. (WZ)

Organisation und Kontrolle der Mekka-Pilgerreisen in Nordnigeria ist ein Politikum. Der Autor untersucht drei Perioden: das Sokoto-Kalifat im 19.Jh., die britische Kolonialpolitik seit 1903, schließlich die Entwicklung im unabhängigen Nigeria. Die Neigung der Nigerianer, Reisekontrollen zu umgehen, blieb über viele Jahrzehnte ungebrochen; die Pilgerfahrt wurde zur Auswanderung oder zum Schmuggel benutzt. Die unabhängige Regierung hat dann zwar die Reisen auf Massenbasis organisiert, versuchte aber ebenfalls, mit theologischen Argumenten bestimmte unerwünschte Gruppen (Ahmadiya-Bewegung) davon auszuschließen. (DÜI-Wsl)

Die Bereitschaft, die sogenannten Jugendreligionen im Kontext der Suche nach neuen Formen der Religiosität und nach alternativen Lebensgestaltungen zu begreifen und zu behandeln, setzt den Wirkungsmöglichkeiten des Staates und anderer öffentlicher Stellen deutliche Grenzen. (GMH)

Betr. u.a.: Heilige Stätten der drei Weltreligionen in Jerusalem; Ablehnung der Internationalisierung durch Israel; das Beispiel Rom; Haltung des Vatikans. (AA)

Religiöse Differenzen und Ansprüche haben bis heute anhaltende gesellschaftliche Spaltungen in Holland verursacht und waren zugleich der Motor der gesellschaftlichen Modernisierung. Das in der Vergangenheit wohl gültige System der subkulturellen Zersplitterung der Gesellschaft verändert sich seit einiger Zeit. Dafür spricht das massive Anwachsen der Wechselwähler, das Vordringen bürokratischer Regelungen und spezieller Organisationen für vergleichbare gesellschaftliche Aufgaben innerhalb der ideologischen Gruppen und der Rückgang des Kirchenbesuchs. Der Vorrang legalistischen Denkens ist durch vulgärsoziologisches Denken ersetzt worden. (RY)

Der Autor thematisiert das Problem der weiterhin abnehmenden weltanschaulichen Wirkung der bundesdeutschen Großkirchen und fragt danach, was an deren Stelle getreten ist. Anhand von Beispielen wird die These belegt, daß das alte Credo nur noch Bruchteile unserer Gesellschaft erreicht; für die sich abzeichnende Mehrheitsreligion paßt nur noch ein vager, negativer Begriff: Synkretismus. Die neue Privatreligion des Westeuropäers ist und wird zunehmend mehr sein: eine ganz individuelle Mischung aus christlichen Traditionsresten, sozialen Anliegen, skeptisch-agnostische Zögerlichkeiten, wechselnden modischen Hoffnungsangeboten aus spiritistisch-okkulten Traditionen, zuweilen von wissenschaftlichen Ansprüchen verbrämt. Vermittler dieser wenig verbindlichen Privatreligion sind dabei die Medien. (GF)

Detaillierte Beschreibung einer Reise zum Berg Kailash im tibetischen Hochland mit Angaben zu der religiösen Bedeutung dieses Berges. (DÜI-Mül)

Während die Vertreter der Friedensbewegung die Abschreckungsbefürworter als Kriegstreiber denunzieren, die den atomaren Selbstmord der Menschheit zu riskieren bereit sind, sieht die Gegenseite in den Friedensmaschierern die Bereitschaft, die Werte der Freiheit und der Demokratie zu opfern. Der Autor diskutiert diesen Konflikt vor dem Hintergrund zweier Theorien. Nach der Stimulationstheorie ist moralisches Verhalten nur dann von den Menschen zu erwarten, wenn ein "Normengeber" entprechend belohnt. Dem steht die Perfektionstheorie gegenüber, nach der der Mensch von Natur aus gut ist. Der Autor zeigt, daß das christliche Menschenbild, so wie es das alte Testament und der Jesus der Bergpredigt formulieren, von der Stimulationstheorie ausgeht. "Dieses Ergebnis bedeutet auf die Friedensdiskussion von heute übertragen: aus christlicher Sicht ist Abschreckung notwendig, wenn Friede als moralischer Wert gilt. Das christliche Gebot der Feindesliebe kann sinnvollerweise nicht als Argument gegen die Notwendigkeit der Abschreckung allgemein angeführt werden." (ICD)

Die These, die Hermann Lübbe über "Zivilreligion" aufstellt, mit der er zwar bei Rousseau anknüpft, aber die er zu einem anderen Ergebnis als dieser führt ist, "daß 'Zivilreligion' eine 'Liberalitätsgarantie' des Staates sei". Aus den vielen Mißdeutungen, die der Begriff "Zivilreligion" erfahren hat versucht der Autor den Begriff selbst und die These zu erklären. "Zivilreligion artikuliert ... das Verhältnis des Staates zu seinen Legitimitätsgrundlagen". Die Kompetenz des Staates wird dahingehend relativiert, daß die Reichweite seiner Handlungen sich nicht auf alles und jedes ausdehnen läßt. "Sie wirkt politisch allein als 'Medium der Immunisierung der politischen Kultur gegen politische Totalitätsansprüche'". Wenn der Autor auch der Stütze Zivilreligion als einem Liberalitätsgaranten zustimmt, so hält er diese jedoch für zu schwach, um den Totalitätsansprüchen entgegenzutreten. Er sieht diesen Liberalitätsgaranten eher in der "Rechtspraxis" und im Handeln des Staates gegen den "gläsernen Menschen" gewährleistet. (HM)