Selbst zu Beginn des neuen Jahrtausends wird die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Schottlands noch immer durch das feudale Erbe und die extrem ungleiche Verteilung von Landeigentum behindert. Die Mehrheit des Bodens befindet sich in den Händen von wenigen Personen, Unternehmen oder Institutionen und wird in der Regel in Form von großen Gütern bewirtschaftet. Doch viele der estates sind wirtschaftlich ebensowenig profitabel wie die kleinen crofts (Pachtbetriebe), die im Zuge der Massenvertreibungen des 19. Jahrhunderts an der Küste des schottischen Hochlands und auf den Hebriden eingerichtet worden waren. In der Vergangenheit scheiterten alle Bemühungen um eine durchgreifende Landreform am Widerstand der großen Landeigentümer. Erst während der 1990er Jahre gelang es einer Reihe von crofter- und lokalen Gemeinschaften, das Land, auf dem sie leben und arbeiten, aufzukaufen, sobald es zum Verkauf angeboten wurde. Diese crofter und community buy-outs erregten großes Aufsehen und fanden allmählich auch die politische und z.T. finanzielle Unterstützung der schottischen und britischen Regierung. Zur Zeit wird in Schottland eine umfassende und politisch brisante Landreform durchgeführt, die die Erfahrungen dieserd buy-outs berücksichtigt. Das Kernstück der Gesetzgebung, die Land Reform Bill, sieht die Einführung eines allgemeinen Vorkaufrechts von Land für registierte lokale Gemeinschaftszusammenschlüsse (community right to buy) vor.
Die Peripherräume Schottlands sind von einer persistenten Strukturschwäche gekennzeichnet, welche sich unter anderen auf die sozioökonomischen Zustände der lokalen Bevölkerung und die demographische Entwicklung auswirkt. Diese Diplomarbeit soll die Kennzeichen dieser Strukturschwäche aufzeigen und die möglichen Ursachen dieser Zustände analysieren. Die Entwicklung der strukturschwachen Peripherräume Schottlands geht bereits in die Zeit der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert zurück. Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur haben massive Abwanderungswellen aus den ländlichen Regionen bewirkt. Als Beispiel ist etwa die großflächige Einführung der Schafzucht, auch bekannt unter dem Begriff Highland Clearances, anzuführen. Aufgrund der dadurch nicht mehr gegebenen Lebensgrundlage zog es tausende Menschen der ehemaligen kleinbäuerlichen Bevölkerung in die urbanen Zentren der schottischen Lowlands und nach Übersee. Auch heute sind die ländlichen Regionen von sinkenden Bevölkerungszahlen, einer Überalterung der zurückbleibenden Bevölkerung, einer fragilen Wirtschaftsstruktur sowie einer schlechten Infrastrukturausstattung geprägt. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Erreichbarkeit bzw. die Vernetzung der abgelegenen Regionen mit den urbanen Gebieten. Seitens der schottischen Regierung und der Europäischen Union werden insbesondere seit der Devolution 1999 zahlreiche Förderungsprogramme betrieben und Maßnahmen getroffen, um der negativen Entwicklung der Peripherräume entgegenzuwirken. Beispiele sind hier etwa das nationale Planning Framework of Scotland sowie die Gemeinsame Agrarpolitik. Durch die Entscheidung des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union auszutreten, entstehen in Bezug auf die zukünftige Entwicklung der ländlichen Regionen Schottlands zahlreiche Unsicherheiten, etwa in Bezug auf den Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Der Ausgang der Verhandlungen ist jedoch ungewiss. ; The peripheral areas in Scotland are characterised by persistent structural disparities, which negatively affect the socioeconomic condition of the local population and their demographic development. This diploma thesis points out the characteristics of these structural disparities and analyses any possible causes of this problem. The development of these structurally weak areas dates back to the times of the industrial revolution during the 18th century. At that time economical changes resulted in massive waves of outward migration. The introduction of extensive sheep farming, also known as the highland clearances, can be seen as a good example of these changes. This resulted in a lack of livelihoods for the local population and forced them to leave the rural areas for the urban centres in the Scottish Lowlands, as well as for overseas territories. Even today, the rural regions of Scotland face declining population numbers, a rapidly ageing remaining population, a fragile economy, as well as a poor infrastructure. Additionally, the accessibility and the interconnectedness of the peripheral and urban regions play an important role. Especially since the devolution in 1999 the Scottish Government, as well as the European Union are actively funding programmes that take action against the negative development in the peripheral regions of Scotland. Examples include the National Planning Framework of Scotland, as well as the Common Agricultural Policy. As the United Kingdom will leave the European Union, the future development of rural Scotland is uncertain. For example, the Scottish economy is especially dependant on the access to the European Single Market. However, the outcome of the current negotiations is uncertain. ; vorgelegt von Patrick Thomas Seidnitzer ; Zusammenfassungen in Deutsch und Englisch ; Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin ; Karl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2018 ; (VLID)2679589
In: Europa ethnica: Zeitschrift für Minderheitenfragen ; mit offiziellen Mitteilungen d. Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen, Band 71, Heft 3-4, S. 95
"In Schottland steht aller Voraussicht nach im Herbst 2014 ein Referendum über die staatliche Unabhängigkeit des Landes an. Seit dem haushohen Sieg der Schottischen Nationalpartei (SNP) bei den Wahlen zum schottischen Regionalparlament im Mai 2011 steht das Verhältnis zwischen Schottland und dem restlichen Vereinigten Königreich vor einer Zerreißprobe. Eine Mehrheit für die Unabhängigkeit scheint mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen. Selbst die konservativ-liberale Regierung in Westminster hat sich mit dem Referendum abgefunden, um dem charismatischen schottischen Regierungschef Alex Salmond von der SNP nicht noch mehr Auftrieb zu geben." (Autorenreferat)
Der Beitrag analysiert das Wahlergebnis der im Mai 2021 durchgeführten schottischen Regionalwahlen im Kontext der Konsequenzen auf die Zukunft des Vereinigten Königreichs. Als erste schottische Parlamentswahl nach dem Brexit-Volksentscheid, stellte die SNP den Urnengang als eine Art Referendum bezüglich eines zweiten Unabhängigkeitsreferendums dar: Mit dem Erhalt einer eigenen absoluten Mehrheit, so die SNP-Argumentation, müsse zweifelsfrei zeitnah eine erneute Volksabstimmung zur Zukunft Schottlands angesetzt werden. Auch wenn die schottischen Nationalisten zusammen mit den Grünen, die sich ebenfalls für die Unabhängigkeit aussprechen, eine Parlamentsmehrheit erreichten, stehen zahlreiche Hürden auf dem Weg zu einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum – ein Sieg des separatistischen Lagers ist trotz des von der Johnson Regierung ausgehandelten vergleichsweisen "harten" Brexits und dessen Unpopularität in Schottland wie folgend aufgezeigt wird ebenso alles andere als sicher.