Säkularismus als Religion?: Dogmatik und Wissenschaftsglaube der 'Secular Societis' und Auswirkungen ihrer Praxis von 1852 bis 1940
In: Säkularisierung und Resakralisierung in westlichen Gesellschaften: ideengeschichtliche und theoretische Perspektiven, S. 97-116
Hinsichtlich der Leitfrage, ob die von Hermann Lübbe herausgestellte Bedeutungsdimension des "Secularism" für eine Religionsstiftung auch eine ausgesprochen religiöse Absicht einschloss, entwickelt der Autor einen sowohl empirischen als auch hermeneutischen Zugang zur Vorgeschichte der zeitdiagnostischen Verwendung dieses Begriffs. Er unternimmt dies auf der Grundlage von jüngst ausgewerteten Selbstzeugnissen zahlreicher Mitglieder eines britischen, zwischen den Jahren 1850 und 1885 aufgebauten Verbandes, dessen örtliche Mitgliedervereine sich als "Secular Society", "Secular Institute" oder als "Secular Federation" bezeichneten. Die Frage, ob der britische Verband möglicherweise selbst etwas Religionsartiges anstrebte, wird in drei Schritten untersucht: Der erste rekonstruiert eine zeitgenössische und von außen her eingenommene Sichtweise auf den Verband und seine Ziele. Der zweite stellt dieser Außenansicht das damalige Selbstverständnis einer kleinräumig strukturierten Öffentlichkeit gegenüber. Der dritte Schritt zeigt die Praxis auf, in der sich jenes Selbstverständnis herausbildete, festigte und schließlich in einer breiteren Öffentlichkeit behaupten konnte. (ICI2)