In: Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik: ZAR ; Staatsangehörigkeit, Zuwanderung, Asyl und Flüchtlinge, Kultur, Einreise und Aufenthalt, Integration, Arbeit und Soziales, Europa, Band 20, Heft 2, S. 50-59
In: Das Gesundheitswesen: Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, medizinischer Dienst, Band 86, Heft 5, S. 354-361
Zusammenfassung Hintergrund Die sozioökonomische Lage ist mit Ungleichheit im Zugang zur Gesundheitsversorgung und zu gesundheitsrelevanten Ressourcen verbunden. Dies trifft auch auf Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zu. Deutschland verfügt über eine im europäischen Vergleich einzigartige aufsuchende Wochenbettbetreuung über 12 Wochen nach der Geburt und in Problemfällen darüber hinaus und bietet damit strukturell gute Versorgungsmöglichkeiten. Bisher gibt es jedoch kaum Studien auf der Basis von Routinedaten, die zeigen, welche Wöchnerinnen in welchem Umfang die aufsuchende Wochenbettbetreuung erhalten. Methode Die Studienpopulation umfasste 199.978 bei der BARMER versicherte Frauen, die in den Jahren 2017–2020 mindestens ein Kind geboren haben. Manche Frauen waren im Betrachtungszeitraum mehrmals schwanger. Betrachtet wurden die von freiberuflichen Hebammen abgerechneten Leistungen der aufsuchenden Hebammenbetreuung im Wochenbett bei 227.088 Geburten unter Einbezug der sozioökonomischen Lage der Mütter. Ergebnisse 26% der Mütter gehörten nach der Definition des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in eine niedrige, 46% mittlere und 29% in eine hohe Einkommensgruppe. Ähnlich wie für die Hebammenversorgung in der Schwangerschaft gezeigt, fanden sich auch hinsichtlich der aufsuchenden Wochenbettbetreuung große Unterschiede: Während 90,5% der Frauen mit hohem Einkommen aufsuchende Wochenbettbetreuung erhielten, waren es bei den Frauen mit mittlerem Einkommen nur 83,5% und bei den Frauen mit niedrigem Einkommen sogar nur 67,9%. Die Gruppen unterschieden sich hinsichtlich weiterer Merkmale wie Kaiserschnittrate, Frühgeburten, Mehrlingsschwangerschaften, Begleiterkrankungen oder Alter nicht in einem Ausmaß, das den Unterschied in der Versorgung erklären könnte. Frauen, die in der Schwangerschaft bereits abgerechnete Hebammenleistungen erhalten hatten, erhielten sehr viel häufiger im Wochenbett Hausbesuche durch die Hebamme. Darüber hinaus fand sich ein Zusammenhang zur Hebammendichte in der jeweiligen Region. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse legen nahe, dass der Zugang zur häuslichen Wochenbettbetreuung durch freiberufliche Hebammen für Frauen mit niedrigem Einkommen deutlich eingeschränkt ist. Im Gegensatz zur Schwangerenvorsorge können Frauen im Wochenbett nicht auf andere Leistungserbringer*innen ausweichen, da aufsuchende Wochenbettbetreuung eine Vorbehaltstätigkeit von Hebammen ist. Frauen mit niedrigem Einkommen erhalten somit weniger Hebammenbetreuung, obwohl von einem höheren Unterstützungsbedarf ausgegangen werden kann (Eickhorst et al. 2016).
In seiner Replik diskutiert Ronald Inglehart die von Thomas Herz aufgeworfenen theoretischen Fragen zum Problem gesellschaftlicher Wertpräferenzen der Bevölkerung westlicher Industriegesellschaften. Im einzelnen geht er dabei auf die theoretische Beziehung zwischen sozioökonomischem Wandel und individuellen Präferenzen ein. Herz sieht zwischen beiden keine direkte Beziehung. Anhand der Knappheits-Hypothese und der Sozialisationshypothese belegt Inglehart die Theorie des Wertwandels und stellt die Überprüfung dieser Hypothesen kurz dar. Im weiteren wird die dagegengestellte Untersuchung von Herz diskutiert, dessen eigene Hypothesen folgende Schlußfolgerung erlauben: 1. In der Bevölkerung der entwickelten westlichen Industriegesellschaften kann eine materialistisch-post-materialistische Wertdimension nachgewiesen werden. 2. Bei den jüngeren Altersgruppen ist in stärkerem Maße als bei den älteren eine post-materialistische Wertpräferez vorhanden. Dieser Sachverhalt läßt sich auf die ökonomischen Bedingungen zurückführen, die zur Zeit der 'formative years' vorherrschten. (MW)
Ausgehend von der Grundhypothese, dass das heutige Afrika ein Produkt einer doppelten Geschichte sei, naemlich der eigenen und der kolonialen, wird die Tatsache, dass eine einheitliche koloniale Geschichte des Kontinents nicht existiert, sondern sie von verschiedenen Epochen, regionalen Raeumen und komplexen und heterogenen gesellschaftlichen Verhaeltnissen sowie nationalen Interessen getragen wird, auf Ursachen hin untersucht. Als Phasen und Formen der Penetration werden insgesamt die vormerkantilistische Phase bis zum 17. Jhd., die merkantilistische Epoche vom 17. Jhd. bis 1800, die Periode von 1800 - 1890 und die Periode der formalen Kolonisation seit Ende des 19. Jhds. unterschieden und im einzelnen gekennzeichnet. Die Struktur des kolonialen, aber auch postkolonialen Afrika wird charakterisiert als 'Wachstum ohne Entwicklung', als exportorientiert und auf Primaergueterproduktion konzentriert, deren industrielle Verbundsysteme in hoher Abhaengigkeit zum Weltmarkt stehen. Die sozio-oekonomische Struktur und Klassenentwicklung des abhaengigen Afrika wird schliesslich unter dem Primat der Herausbildung einer postkolonialen Herrschafts- und Klassenstruktur betrachtet. Ergebnis: Eine bisher geringe 'Entwicklung von unten' unter Partizipation der Betroffenen. Unterrichtsgegenstand: Kolonialismus in Afrika.
In: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit: TUP, Band 30, Heft 3, S. 84-92
ISSN: 0342-2275, 0342-2275
"Die Aufgabenstellung für den 3. Familienbericht mit Bericht der Sachverständigenkommission und Stellungnahme der Bundesregierung (BTDr. 8/3210 vom 20.8.1979) war eine umfassende Darstellung zur Situation der Familie, Bewertung der Wirksamkeit bereits getroffener und Aufzeigen von Ansätzen von weiteren familienpolitischen Maßnahmen. Wegen der Kürze des zur Verfügung stehenden Berichtszeitraumes hat die von der Bundesregierung eingesetzte Sachverständigenkommission drei Schwerpunkte behandelt: - die sozioökonomische Lage der Familien in der Bundesrepublik Deutschland; - Familie und Plazierung (Bedeutung der Familie für den Bildungsweg der Kinder); - Familie und Bevölkerung. Ein Exkurs über die Situation ausländischer Familien in der Bundesrepublik Deutschland wurde angefügt. Es wurden kritische Bemerkungen zur Wirksamkeit der Leistungen der öffentlichen Hand sowie weiterreichende familienpolitische Vorschläge gemacht. Die Darstellung zu den einzelnen Schwerpunkten ist im großen und ganzen umfassend. Verschiedene Untersuchungen, wissenschaftliche Darstellungen, Meinungstrends - z.T. diskrepanter Art - wurden zusammengetragen, in einigen Passagen auch die Meinung der Kommissionsmitglieder vorgestellt. ... Ohne auf eine Zahl von Unklarheiten, Widersprüchlichkeiten usw. aus dem Kommissionsbericht im einzelnen einzugehen (Familienbildung im wesentlichen in Händen von Hausfrauenvereinen, Chancengleichheit für die Frau usw.) sollen in dieser Stellungnahme folgende Punkte kritisch beleuchtet werden: 1. Leitbild von Familie; 2. Leistungsanforderung an die Familie bezüglich Bildung und Ausbildung der Kinder; 3. Familiengröße und Bevölkerungszahl; 4. sozioökonomische Lage der Familie; 5. Probleme ausländischer Familien in der Bundesrepublik Deutschland." (Autorenreferat)
'In ländervergleichenden Analysen wird als Indikator der sozioökonomischen Lage häufig der Internationale Sozioökonomische Index des beruflichen Status (International Socio-Economic Index of Occupational Status; ISEI) verwendet. Die Konstruktion von ISEI setzt Berufsangaben voraus, die nach der Internationalen Standardklassifikation der Berufe 1988 (ISCO-88) verschlüsselt sind. In diesem Beitrag wird gezeigt, wie ISEI für die Mikrozensus-Scientific Use Files umgesetzt werden kann, in denen diese Informationen ab 1996 vorliegen. Darüber hinaus werden Zusammenhänge zwischen ISEI und weiteren sozioökonomischen Variablen untersucht. Hierbei zeigt sich, dass bei statistischer Kontrolle dieser anderen Variablen der Zusammenhang zwischen ISEI und dem Einkommen sehr gering ist. Die Ergebnisse können dazu beitragen, die Möglichkeiten und Grenzen der Verwendung von ISEI besser zu beurteilen.' (Autorenreferat)
Im Dezember 2020 vollendete Alberto Fernández das erste Jahr seiner Amtszeit als argentinischer Regierungschef. Seine Präsidentschaft fällt in eine extrem kritische sozioökonomische Lage, die noch verschärft wird durch eine besorgniserregende Entwicklung der Covid-19-Pandemie. Und dennoch herrscht in der südamerikanischen Republik eine gewisse institutionelle Stabilität, die umso bemerkenswerter erscheint, wenn man sich die Geschichte des Landes und die Gegenwart der Region vor Augen führt. Der verbündete Peronismus in der Regierung, eine konstruktiv agierende Allianz in der Opposition und die Geduld der Bevölkerung, die das wirtschaftspolitische Scheitern der Vorgängerregierung noch frisch in Erinnerung hat, tragen dazu bei, dass sich das Land aktuell in einer dynamischen politischen Balance befindet. Doch längerfristig könnten wachsende Armut, anhaltende Rezession und Inflation sowie Spaltungen innerhalb der peronistischen Bewegung den sozialen Frieden gefährden. (Autorenreferat)
"Warum leben Menschen mit höherem sozioökonomischen Status im Durchschnitt länger als jene mit geringerem sozioökonomischen Status und warum sind diese im Allgemeinen gesünder? Unterschiede in Bezug auf Gesundheit und Mortalität können dabei auf Ungleichheiten im Gesundheitsverhalten und auf unterschiedliche Umwelteinflüsse zurückgeführt werden. Die vorliegende Studie zeigt derartige sozioökonomische Ungleichheiten im Gesundheitsverhalten der österreichischen Bevölkerung auf. Die sozioökonomischen Faktoren Bildungsabschluss, Gemeindetyp, Staatsbürgerschaft und Familienstand beeinflussen stark den Lebensstil, den Body Mass Index, das Auftreten von Stress sowie die Bereitschaft zur Gesundheitsvorsorge. Insbesondere das Bildungsniveau, welches hier den sozioökonomischen Status beschreibt, spielt im Gesundheitsverhalten eine wesentliche Rolle." (Autorenreferat)
Ziel dieses Forschungsseminars war es, im Rahmen einer empirischen, sozialgeographischen sowie landschaftsökologischen Untersuchung in Sapecho, im Alto Beni Boliviens, die Probleme landwirtschaftlicher Ressourcennutzung in einem tropischen Entwicklungsland nachzuvollziehen. Der Schwerpunkt des Forschungsseminars lag auf der Analyse der Umstellung von konventionellen auf ökologische Landnutzungsformen, um langfristig die nachhaltige Ressourcennutzung zu verbessern und somit die ländliche Armut zu verringern. Hierfür wurden politische, sozioökonomische und geoökologische Faktoren identifiziert sowie interdisziplinär verknüpft. In diesem Teilbereich der Forschung wurde der Einfluss der sozialen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen auf die Landnutzungsentscheidungen der einzelnen Haushalte fokussiert. Dabei stellten Experteninterviews und teilnehmende Beobachtung unsere Untersuchungsmethoden dar.
"Die Türkei als EU-Beitritts-Kandidat findet gegenwärtig große Beachtung in der Werteforschung. Im Unterschied zu der Länder vergleichenden Perspektive bisheriger Studien werden in diesem Artikel ausgewählte Regionen der Türkei in den Blick genommen, um dem immensen Entwicklungsgefälle innerhalb der Türkei Rechnung zu tragen. Es wird untersucht, inwieweit sich Wertvorstellungen zwischen Regionen der Türkei unterscheiden und inwieweit diese in Übereinstimmung mit Annahmen der Modernisierungstheorie mit unterschiedlichen Graden an sozioökonomischer Entwicklung einhergehen. Dabei wird zwischen Werten der demokratischen Kultur, Säkularität sowie Familien- und Geschlechtergleichstellung unterschieden. Es wird angenommen, dass weniger liberale Einstellungen, eher intolerante Haltungen und eine Orientierung an Autoritäten in den wirtschaftlich schwach entwickelten Regionen zu finden sind, während wirtschaftlich starke und sozial differenzierte Regionen ein höheres Ausmaß an Toleranz und Befürwortung individueller Autonomie aufweisen. Die Entwicklungsgrade von elf verschiedenen Regionen werden zunächst anhand von Daten aus der amtlichen Statistik der Türkei wie dem BSP, Bildungsniveau, Verstädterungsgrad, der Verteilung von Beschäftigten in den wirtschaftlichen Sektoren und der Anzahl der Kinder pro Frau identifiziert. Auf Grundlage der Daten der europäischen Wertestudie aus dem Jahr 2000 werden dann die Thesen durch die Anwendung multipler Korrespondenzanalysen überprüft. Die Ergebnisse zeigen, dass analog zu den Annahmen der Modernisierungstheorie gravierende Werteunterschiede zwischen den untersuchten Regionen der Türkei in den genannten drei Wertebereichen zu finden sind. Unabhängig vom sozioökonomischen Entwicklungsgrad scheinen aber auch spezifische Kontexteffekte wie die Minderheitensituation und die politische Lage in einer Region Werte zu beeinflussen." (Autorenreferat)