Wissen über den Klimawandel beziehen die meisten Menschen aus den Massenmedien. Mediale Klimawandeldarstellungen haben dadurch einen großen Einfluss darauf, worüber Menschen nachdenken, was sie als relevant betrachten und was sie nicht in Erwägung ziehen, wenn sie an den Klimawandel denken. Das Konzept des Frames ist in der Erforschung dieser Darstellungsvielfalt eines der gängigsten. Konkret handelt es sich bei Frames um Selektions- und Organisationsprinzipien von Wissen, die gewisse Aspekte eines Themas in den Vordergrund rücken, während sie andere vernachlässigen. Identifiziert werden können diese in Sendern und Empfängern, aber auch in Dokumenten. Bestehende Forschung zum Klimawandelframing fokussiert Frames in den Massenmedien. Besonders, wenn die Sender dieser Botschaften betrachtet wurden, gab es einen Fokus auf die Dichotomie zwischen Klimaschutzproponenten und Klimawandelleugnern. Weiters konzentriert sich die Forschung stark auf die USA. Diese Arbeit leistet einen Beitrag zur Erweiterung der Forschungsperspektive, indem nicht Medienframes, sondern jene, in den Presseaussendungen von politischen Parteien in Österreich, untersucht werden. Dies bietet einen Einblick in den Entstehungskontext der Klimawandelframes im öffentlichen Diskurs. Im Zentrum der Inhaltsanalyse stehen zehn aus der Literatur gewonnene Klimawandelframes, die vor allem quantitativ ausgewertet werden. Eine genauere Betrachtung der besprochenen Klimaschutzmaßnahmen wird außerdem über induktiv erarbeitete Kategorien vorgenommen.Dabei zeigt sich über alle Parteien ein deutlicher Fokus auf einen Frame, durch den der Klimawandel im Kontext politischer Konflikte kommuniziert wird. Ebenfalls regelmäßig zur Anwendung kam der Fokus auf die Wissenschaft als Autorität bei der Definition und Lösung des Themas und der Fokus auf wirtschaftliche Aspekte, sowie moralische Aspekte. Nicht oder kaum gefunden im Sample wurden Frames mit Fokus auf Gesundheit, eine Diskussion über die Rolle der Wissenschaft oder die Betonung des gesellschaftlichen Nutzens ...
Das primäre Erkenntnisinteresse der Dissertation gilt der Frage, ob bzw. in welcher Form ähnliche Propagandaansätze im Lauf der Geschichte unter verschiedenen gesellschaftlichen, politischen und technischen Rahmenbedingungen anzutreffen sind. Die Beschäftigung mit dem Forschungsstand hat nämlich ergeben, dass es zwar immer wieder Abhandlungen über Beispiele von Propagandakommunikation vor Beginn des 20. Jahrhunderts gegeben hat, jedoch nie unter besonderer Berücksichtigung ihres jeweiligen Kontexts. Erst mit dem Beginn der modernen Propagandaforschung wurden Fallbeispiele ab dem frühen 20. Jahrhundert bei ihrer Analyse in jeweilige gesellschaftspolitische Gegebenheiten eingebettet. Mit dieser Arbeit wird daher der Versuch unternommen, Beispiele historischer Propagandakommunikation in ihren konkreten Kontext zu stellen und sie in der Folge anhand der Gesichtspunkte moderner Propagandaforschung vergleichbar zu machen. Ausgehend von einem Überblick über die Theorie der Massenkommunikation werden im theoretischen Teil der Arbeit die Facetten politischer Kommunikation erläutert. Nach der anschließenden Abgrenzung von verständigungsorientierter und strategischer Kommunikation, wird der Fokus dann auf die Mechanismen persuasiver Kommunikation gelegt. Das letzte und umfassendste Kapitel des theoretischen Teils widmet sich schließlich den Formen, Mechanismen, Wirkungsweisen, Funktionen und Rahmenbedingungen von Propagandakommunikation. Im Rahmen einer historischen Vergleichsstudie wird dann Bussemers "Propaganda-Paradigma der Massentheorie" herangezogen. Anhand der sozialpsychologischen Rekonstruktion nach Kempf wird überprüft, ob Annahmen aus dem Bereich der "Massentheorie" erst seit dem späten 19. bzw. frühen 20. Jahrhundert der Leitgedanke der Propagandisten waren oder ob diese Tendenz vielmehr bis in die Antike zurück verfolgbar ist und auch heute noch beobachtet werden kann. Durch die Untersuchung diverser Praxisbeispiele von Propagandakommunikation aus unterschiedlichen Zeitaltern bestätigt sich die anfängliche ...
Die Wertschöpfungskette Milch unterliegt einerseits sich stark ändernden Rahmenbedingungen, andererseits hat sich in den letzten Jahren eine Vielzahl verschiedener Kommunikationsinstrumente vor allem im Bereich des Beziehungsmanagements entwickelt. Vor diesem Hintergrund wurde in vorliegender Dissertation herausgearbeitet, wie eine Molkerei mit Hilfe einer integrierten Kommunikation zu einer verbesserten Zielgruppenansprache gelangen kann. Das Kernelement einer integrierten Kommunikation besteht in der Abstimmung aller Kommunikationsaktivitäten einer Unternehmung mit seinen Zielgruppen (Business-to-Business-Partnern, Konsumenten, Öffentlichkeit, etc.), um bei diesen ein einheitliches Erscheinungsbild zu erzeugen. Auf Basis der Aktionsforschung wurde in fünf deutschen Pilotmolkereien die spezifische Kommunikationssituation durch Expertengespräche und schriftlichen Zielgruppenbefragungen ermittelt. Die empirischen Erkenntnisse wurden dafür herangezogen, ein Konzept der integrierten Kommunikation zu entwickeln und Handlungsempfehlungen für die Umsetzung einer integrierten Kommunikation in deutschen Molkereien zu geben. ; Dairy companies face permanent change in business environment and an increasing variety of communication instruments, particularly in the field of relationship management, within the supply chain milk. This dissertation reveals how a dairy company can improve the communication with its target groups by applying an integrated communication. The core element of integrated communication consists of the coordination of all communication activities between the company and its target groups (business-to-business, consumers, public, etc.) with the aim to create a corporate identity. Based on action research, the specific communication status quo of five German pilot dairy companies was analysed by expert interviews and written surveys. The attained results were used to develop a concept of integrated communication and to deflect strategic recommendations for the implementation of integrated communication in German dairy companies.
Governmental strategies of public communication are an important part of Public Management. Governance requires an integration of policy analysis and planning, decision-making and strategic communication management. For this purpose, communication management must be understood mainly as argumentation and deliberation management and as public storytelling in convergent media. Stratégies gouvernementales de la communication publique sont une partie importante de la gestion publique. Gouvernance exige une intégration de l'analyse des politiques publique, des processus de décision et de la gestion stratégique de communication publique. À cette fin, le management de la communication gouvernemental doit être surtout un management des argumentations et de la délibération publique ainsi qu'un « public storytelling » pour les médias convergents.
Die Forschung zum amerikanischen Exzeptionalismus als Teil der kollektiven Identität der USA lässt eine systematische Einordnung der exzeptionellen Selbstzuschreibungen der USA im Kontext militärischer Interventionspolitik bisher weitgehend vermissen. Basierend auf den beiden grundlegenden Dimensionen einer exemplarischen und einer missionarischen Selbstzuschreibung werden in dieser Studie vier Idealtypen des amerikanischen Exzeptionalismus gebildet, die als ideationales Analyseraster der amerikanischen Interventionspolitik dienen können. Ausgehend von der Doppelfunktion des amerikanischen Exzeptionalismus als Movens außenpolitischer Präferenzen und als strategische Legitimationsgrundlage wird in einem historisch angeleiteten Vergleich gezeigt, dass Elemente dieser vier Idealtypen die außenpolitischen Traditionen der USA maßgeblich (mit)geprägt haben. Zur weiteren Einordnung des amerikanischen Exzeptionalismus in den außenpolitischen Präferenzbildungsprozess der USA wird in einem zweiten Schritt die ideationale Variante der liberalen Außenpolitiktheorie nach Andrew Moravcsik um den Faktor der politischen Kommunikation ergänzt. Der amerikanische Exzeptionalismus dient dem Präsidenten dabei als narrativer Diskursrahmen außenpolitischer Interpretations- und Deutungsangebote, mit denen er die Öffentlichkeit zu mobilisieren und den Kongress von seinen außenpolitischen Absichten zu überzeugen versucht. In diesem Zusammenhang gilt: Je kongruenter die außenpolitischen Deutungsangebote mit dem Narrativ des amerikanischen Exzeptionalismus, desto wirkmächtiger ihre Bedeutung für den gesellschaftlichen Diskurs der USA über Außenpolitik. Entgegen den Annahmen der liberalen Außenpolitiktheorie zeigt sich, dass der Präsident als Strategic Narrator des amerikanischen Exzeptionalismus die Öffentlichkeit nicht nur repräsentieren, sondern auch zu seinen Gunsten mobilisieren kann. ; Research on American exceptionalism as part of a national identity currently lacks a systematic clarification of the exceptional self-ascriptions of the United States and their ramifications on U.S. military interventions. Based on the dimensions of an exemplary and missionary self-ascription, this study develops four ideal types of American exceptionalism that serve as a template for further analyses of American exceptionalism and U.S. military interventions. Based on the twin function of American exceptionalism as a driving force of foreign policy preferences and as a strategic bedrock to legitimate American military interventions, a historically guided comparison shows that elements of these four ideal types crucially shaped the U.S. foreign policy traditions. To further clarify the role of American exceptionalism in the foreign policy preference formation process of the United States, this study attempts to conceptionalize the ideational variant of Andrew Moravcsik's liberal theory. American exceptionalism serves as a narrative background for presidential framing processes in order to mobilize the public and to persuade Congress of his foreign policy intentions. It holds that the more congruent the foreign policy frame is with the narrative of American exceptionalism, the more powerful it becomes in the U.S. foreign policy discourse. In contrast to the assumptions of liberal theory, this study shows that the president as a Strategic Narrator of American exceptionalism not only represents, but also mobilizes the general public in terms of his own political goals.
Europaweit verfügen über zwei Drittel aller 27 EU-Länder über ein Bibliotheksgesetz. In Deutschland sind öffentliche Bibliotheken in den Kommunen nach wie vor weitgehend freiwillige Leistungen der kommunalen Daseinsvorsorge. Öffentliche Bibliotheken haben ein positives Image und attraktive Zielgruppen. Durch kommunalpolitisches Kommunikationsmanagement können politische Entscheidungsträger für Bibliotheksthemen gewonnen werden. Kommunalpolitisches Kommunikationsmanagement ist eine strategische und langfristige Führungsaufgabe, die nicht delegiert werden kann. Im folgenden Beitrag wird anhand eines 3-Stufen-Modells gezeigt, wie Kommunalpolitiker durch Information, Involvierung und Aktivierung zu Kennern, Fürsprecher und aktiv Handelnden für öffentliche Bibliotheken werden und welche Kommunikationsinstrumentarien dafür geeignet sind. ; Throughout Europe, more than two thirds of all 27 EU countries have general laws governing public libraries. However, local public libraries in Germany still have the status of being largely voluntary services provided and maintained by local authorities for the general benefit of the public. Public libraries have a positive image and attractive target groups. Local political communication management can win over political decision-makers for public library issues. It is a strategic and long-term management role that cannot be delegated. Using a three-step model, the paper shows how local politicians can be turned into adepts, advocates and active supporters of public libraries through information, involvement and instigation, and which communication tools are best suited for this purpose.
Die vorliegende Arbeit unternimmt eine Analyse des Zusammenhangs von Politik und Militär im zeitgeschichtlichen politischen Diskurs anhand der Fo-tografie THE SITUATION ROOM. Hierbei wird es vor allem um die Verflechtungen zwischen ›9/11‹, dem ›war on terror‹ und der gegenwärtigen US-amerikanischen Politik gehen. Zudem werden die ikonologischen Besonder-heiten dieser Fotografie als wichtiges zeitgeschichtliches Zeugnis herausge-arbeitet. Mit Bezug auf theoretische Ansätze aus dem Bereich der Visual Studies und unter Verwendung der Konzepte des ›Feldherrenblicks‹ und des ›actuarial gaze‹ soll unsere Analyse die These stützen, dass die strategische Kommunikation der Obama-Regierung auf die Konstruktion beziehungsweise den Erhalt einer ›threat society‹ abzielt. ; This article analyses the way politics and the military are interconnected in contemporary political discourse by means of the popular photography THE SITUATION ROOM. By doing so, the interdependency of ›9/11‹, the ›war on terror‹, and US American politics will be carved out. Furthermore, the iconological characteristics of the photography will be proven to be an important testimonial of contemporary history. Based on the theoretical concepts of the ›Feldherrenblick‹ and the ›actuarial gaze‹, our analysis supports the thesis that the strategic communication of the Obama administration aims for the creation or rather the maintenance of a ›threat society‹.
Bewegung und Sport unterliegen normativen Vorstellungen: Sie repräsentieren Ideale und Fähigkeiten weit über das eigentliche Sporttreiben hinaus. Durchtrainierte Körper stehen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit im privaten und beruflichen Alltag, aber auch für Erfolg, Potenz und Kampfbereitschaft. Vor diesem Hintergrund analysiert der vorliegende Beitrag exemplarisch verschiedene historische Beispiele strategischer Kommunikation zur Bewegungsförderung aus der Zeit der NS-Diktatur sowie der DDR. Kontrastierend wird eine zeitgenössische Gesundheitskampagne der BZgA vorgestellt. Dies geschieht mit Blick auf die normativen Aspekte von Kommunikation in unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Anhand der betrachteten Beispiele zeigt sich insbesondere der Wandel von einer kollektivistischen zur einer individualistischen Leitnorm. Des Weiteren wird eine Veränderung des Verständnisses von Gesundheit deutlich, welches der Kommunikation zugrunde liegt. Die Thematik bietet dabei eine Vielzahl von Möglichkeiten für Anschlussbetrachtungen: So könnte bspw. mittels einer systematischen, standardisierten Bildinhaltsanalyse ermittelt werden, ob der Zweite Weltkrieg mit einem Bruch in der Kommunikation des NS-Regimes zur Bewegungsförderung einherging. Weiterhin wäre ein Vergleich der normativen Prämissen der Kommunikation zwischen der BRD und der DDR denkbar. ; Physical activity and sport are subject to normative concepts: They represent ideals and abilities far beyond the actual activity. Slim and fit bodies represent health and performance as well as success, potency and willingness to fight. Against this background, this article analyses historical examples of strategic communication for the promotion of physical activity of two different eras: the German Nazi dictatorship and the GDR. In contrast, a contemporary health campaign of the BZgA is presented. The analysis focuses on the normative aspects of communication in various political and social conditions. The examples illustrate in particular the change from a collectivist to an individualistic norm set. Furthermore, a change in the understanding of health becomes apparent. The topic offers a variety of possibilities for follow-up observations: For example, a systematic, standardized image content analysis could be used to determine whether World War II was accompanied by a major change in the Nazi regime's communication on the promotion of physical activity. Furthermore, a comparison of the normative premises of communication between the FRG and the GDR would be conceivable.
Die gegenwärtig im öffentlichen Sektor zu verzeichnende breite Akzeptanz betriebswirt-schaftlicher Standardanwendungssoftware (SAS) ist nicht zuletzt in der Hoffnung begründet, durch die in ihr inkorporierten und sich bewährten privatwirtschaftlichen Methoden die Steue-rungsprobleme der Politik und Verwaltung lösen zu können. Aus der primär konzeptionellen Ausrichtung der betriebswirtschaftlichen SAS auf die Lösung von ökonomischen Aufgaben in kommerziellen Unternehmen ergeben sich jedoch Funktionslücken in Bezug auf die ganzheit-liche Steuerung von Verwaltungsprozessen. Die Standardsoftware als Organisator des betrieb-lichen Ablaufs in Unternehmen kann diese Funktion in der öffentlichen Verwaltung nicht in vollem Umfang erfüllen. Dem Einsatz der Informations- und Kommunikations- (IuK-)Technologie in der öffentlichen Verwaltung kommt aber eine außerordentliche Bedeutung zu, denn nichts kann wertneutraler und effizienter eindeutig geregelte bürokratische Verfahren vollziehen als eine Software. Die stärkere Automatisierung von Verwaltungsprozessen ist folglich ein beträchtlicher Beitrag zur Schaffung einer friedlichen Koexistenz zwischen der Bürokratie und privatwirtschaftlichen Managementtechniken. Die vorliegende Untersuchung zeigt daher die Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes be-triebswirtschaftlicher Anwendungssysteme in der öffentlichen Verwaltung. Die vorhandenen Funktionsdefizite werden primär unter dem Gesichtspunkt der operativen und strategischen Steuerung des administrativen Handelns systematisch identifiziert. Darauf aufbauend erfolgt eine Konzeption der integrierten und intelligenten Erfassung von Leistungs- und Wirkungsda-ten in der öffentlichen Verwaltung, um eine Informationsbasis für das Controlling zu schaffen und dieses auch zu institutionalisieren. ; The broad acceptance of standard application software for commercial enterprises (SAS) in the public sector is justified by the fact, that methods of controlling the commercial activities, which are implemented in the SAS, can help to solve current problems of controlling the pol-icy and administration. The primary functional focus of business management SAS on support of different processes in commercial enterprises do however lead to function gaps concerning the control of administrative processes in public sector. The standard software as a supervisor of the operational sequence in enterprises cannot fulfill this function in the public administra-tion to full extent. But the employment of the information and communication (IuC)Technologie in the public administration is most significant, because nothing can carry out worth-neutral and more efficiently clearly regulated bureaucratic procedures than a soft-ware. Therefore the stronger automation of administrative processes is a considerable contri-bution for creating a peaceful coexistence between the bureaucracy and private-economical management techniques. The following scientific work examines therefore the possibilities and borders of the em-ployment of application systems, which are primarily designed for commercial enterprises, in public administration. The existing function deficits are systematically identified under the criterion of the operational and strategic controlling of administrative processes. This work results in a conception for the integrated and intelligent collection of achievement and effects data in public administration, in order to create an information basis for controlling public administrative processes and also institutionalize this.
Spätestens seit Ende der 1990er Jahre erreichten Liberalisierungsbestrebungen und kommunale Entschuldungsüberlegungen auch die kommunale Wohnungswirtschaft. Um ihre Handlungsfähigkeit abzusichern, Schulden zu senken und Haushalte zu sanieren, wurden deshalb durch kommunale Anteilseigner teilweise komplette Wohnungsunternehmen an institutionelle Investoren veräußert. In Zeiten der Marktentspannung schien das teils mit hohem Modernisierungs- und Umbaubedarf versehene Wohneigentum, die Chance auf einen kommunalen Schuldenabbau sowie auf professionellere wohnungswirtschaftliche Strategien für den kommunalen Wohnungsmarkt zu eröffnen. Die mit dem Verkauf an "neue Investoren" verbundenen Risiken stellten sich beim Erstverkauf als gering dar. Eine kommunale Einflussnahme auf Stadt- und Quartiersentwicklung sowie soziale Wohnraumversorgung sicherten teils zeitlich begrenzt Verträge ab. Spätestens mit dem Zweitverkauf des einst kommunalen Wohnungsunternehmens wurde klar, dass sich wohnungswirtschaftliche Schwerpunktsetzungen durch die stark renditeorientierten Erwerber wandelten. Kommunen sahen sich nun einer wachsenden und in ihren Verwertungsinteressen zunehmend differenzierten Akteurvielfalt gegenüber. Die Dissertation erforscht deshalb das Handeln und die Kommunikation zwischen wohnungswirtschaftlichen Akteuren und der Kommune nach dem Komplettverkauf kommunalen Wohneigentums. Am Beispiel der Städte Kiel, Osnabrück und Wilhelmshaven werden mögliche Auswirkungen des Markteintritts internationaler strategischer und Finanzinvestoren auf Prozesse der Stadtentwicklung, des Wohnungsmarktes sowie auf lokale Kooperationsprozesse untersucht. Diese Aspekte wurden bisher in der raumwissenschaftlichen Forschung nur in Ansätzen betrachtet. Diese Forschungslücke soll mit der vorliegenden Arbeit geschlossen werden. Mit Hilfe von handlungs- und governancetheoretischen Ansätzen der Wohnungsmarkt- und Stadtforschung werden auf der Basis von Experteninterviews, qualitativer Inhaltsanalyse, Dokumentenanalysen und sekundärstatistischen Auswertungen Veränderungen zwischen 1999 und 2009 systematisch analysiert und interpretiert. Im Rahmen eines systematischen Vergleichs werden einerseits der Einsatz kommunaler Instrumente zum Erreichen von stadtentwicklungs- und wohnungspolitischen Zielsetzungen, andererseits neue kommunale Handlungserfordernisse und Handlungsansätze sowie Verhandlungspositionen im Zusammenhang mit dem Markteintritt neuer Investoren untersucht. Ziel ist es, die Auswirkungen des Markteintritts '"neuer Akteure" auf Prozesse der Stadtentwicklung, des Wohnungsmarktes sowie für die Absicherung kommunaler Kernaufgaben herauszuarbeiten. Es zeigt sich, dass nicht zu allererst der Markteintritt "neuer Investoren", sondern die Auswirkungen des Strukturwandels das strategische – kollektive wie kompetitive – Agieren der Akteure intensiv beeinflusst haben. In allen Kommunen wurde das Entschuldungsziel verfehlt. Die Abhängigkeit der Kommune vom Kooperationswillen privatwirtschaftlicher Akteure steigt. Ein kommunales Durchsetzen integrativer Ansätze der Stadtentwicklung sowie wohnungspolitische Gestaltungsansätze auf Bestandswohnungsmärkten werden schwieriger. Eine unmittelbare Neuorientierung des kommunalen sowie des wohnungswirtschaftlichen Handelns durch den Markteintritt "neuer Investoren" war jedoch nicht nachweisbar. Die langfristigen Folgen der einzelnen Verkaufsentscheidungen deuten sich bereits heute in den untersuchten Städten an. Dies betrifft die Wohnsituationen und Wohnraumversorgung einkommensschwächerer Haushalte genauso wie Belange einer nachhaltigen Stadt- und Quartiersentwicklung. Dabei ist es zweitrangig, ob sich Entwicklungsprozesse auf schrumpfenden, stagnierenden oder wachsenden Märkten ereignen. Das jahrzehntelang unausgesprochene lokale Bestandsinteresse wohnungswirtschaftlicher Akteure mit tendenziell langfristiger Verantwortungsbindung ist professionellen Verwertungsinteressen gewichen. Kommunale Interventionsstrategien sind für diese, teils massiv auftretenden, neuen Situationen und Konflikte nicht vorhanden. ; Communication and actions of local actors on the housing market following complete disposal of municipal housing stocks Since the end of the 1990s at the latest, efforts at liberalisation and municipal debt reduction considerations also began to affect the housing market. As a consequence, in order to secure their freedom of action, reduce debt and balance budgets municipal shareholders in some cases sold entire housing companies to institutional investors. In times of easing of the market the housing stock, some of which required significant modernisation and conversion investment, appeared to offer an opportunity for municipal debt reduction and more professional housing strategies for the municipal housing market. The risks associated with sale to "new investors" appeared slight for the initial sale. Municipal influence on the development of urban districts and the supply of social housing was secured via contracts, some of which were for limited periods. At the latest with the second disposal of the formerly municipal housing company it became evident that the focal points of housing considerations were shifting as a consequence of the strongly profit-oriented purchasers. Municipalities now saw themselves faced with a growing range of actors, differentiating increasingly with regard to their financial interests. The dissertation subsequently investigates the actions and communication between housing industry actors and the municipalities following the complete sale of municipal housing stock. Using the example of the cities of Kiel, Osnabrück and Wilhelmshaven possible effects of the market entry of international strategic and financial investors on processes of urban development, the housing market and local co-operation processes are investigated. These aspects have only been partially considered thus far in the field of spatial research. This dissertation aims to close this research gap. With the aid of action and governance theory approaches of housing market and urban research the changes that occurred between 1999 and 2009 are systematically analysed and interpreted on the basis of interviews with experts, qualitative analysis of content, document analysis and the evaluation of secondary statistics. In the scope of a systematic comparison on the one side the use of municipal instruments to achieve urban development and housing policy objectives was investigated, on the other new municipal action requirements and approaches, together with negotiating positions in relation to the market entry of new investors. The objective is to determine the effects of the market entry of 'new actors' on urban development processes, the housing market and the securing of core municipal tasks. It is apparent that it is not primarily the market entry of "new investors" that has had the most intensive influence on the strategic - collective and competitive - actions of the actors, but the effects of structural transition. The goal of debt clearance failed to be met in all of the municipalities. The dependence of the municipalities upon the willingness of private sector actors to co-operate is increasing. The municipal implementation of integrative approaches to urban development and housing policy angles on existing housing markets is becoming increasingly difficult. A direct realignment of the municipal and housing policy activity as a result of the market entry of "new investors" was not discernible, however. The long-term consequences of the individual sale decisions are already becoming evident in the cities investigated. This concerns the housing situation and supply of housing to lower-income households as well as issues such as the sustainable development of cities and districts. In this it is of secondary importance whether the development processes occur in shrinking, stagnating or growing markets. The unspoken, decades-long interest of housing policy actors in local stock with longer-term responsibility has given way to professional asset maximisation interests. Municipal intervention strategies do not exist for these new situations and conflicts, some of which are highly significant in their extent.
In Deutschland und in fast allen Industrieländern finden sich mittlerweile Medikamentenwirkstoffe in nahezu allen Gewässern und vereinzelt auch im Trinkwasser. Auch wenn die Konzentrationen in der Regel sehr gering sind, lassen sich erste Anzeichen für Auswirkungen auf Wasserlebewesen nachweisen. Akute Folgen für die menschliche Gesundheit sind bisher nicht erwiesen. Es kann allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass sich Langzeitfolgen dieser Niedrigstkonzentrationen entwickeln und unerwartete Effekte durch die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Wirkstoffen (Cocktaileffekt) entstehen. Besonders gefährdet sind dabei sensible Bevölkerungsgruppen wie Kinder und chronisch Kranke. Es besteht daher nicht zuletzt aus Vorsorgegründen Handlungsbedarf. Das Problem der Medikamentenreste im Wasser ist bei den wichtigsten Akteuren des Gesundheitssystems weitgehend unbekannt. Auch wenn Wissen nicht mit Bewusstsein gleichgesetzt werden kann – denn es gibt auch das Phänomen des Nicht-Wissen-Wollens – geht es in einem ersten Schritt darum, fundiertes Wissen zu erzeugen. Nur auf Basis dieser Sensibilisierung können weitere Strategien umgesetzt und letztendlich Aufklärung und Verhaltensänderungen erreicht werden. Dabei geht es um die gesamte Alltagspraxis im Umgang mit Medikamenten. Diese umfasst Fragen der Verschreibung, der Compliance, der nichtmedikamentösen Krankheitsvorsorge bis hin zum Arzt-Patienten-Verhältnis. Das ist nämlich häufig von Missverständnissen und mangelnder Kommunikation über – vermeintliche – Verschreibungsnotwendigkeiten geprägt. Der erste Teil der Strategie für die Bevölkerung soll über unterschiedliche Kanäle und Medien drei unterschiedliche Zielgruppen ansprechen, die in einer empirischen Untersuchung vom ISOE identifiziert wurden und auf das angesprochene Problem ganz unterschiedlich reagieren: · 'Die Verleugner/Relativierer' · 'Die Aufklärungsinteressierten' · 'Die Hypersensiblen' Jede Zielgruppe soll in der passenden sprachlichen und argumentativen Art und Weise durch spezifische Medien und mit dem richtigen Grad der Differenziertheit angesprochen werden. Dabei spielen "die Aufklärungsinteressierten" eine Opinionleader-Rolle. Sie können über anspruchsvolle Medien mit sehr differenzierten Informationen versorgt werden und geben dieses Wissen dann in angemessener Form an ihre Gesprächspartner weiter. Der zweite Teil der Strategie für die Bevölkerung bezieht sich auf die Kommunikation richtiger Entsorgungswege für Altmedikamente. Ziel ist es, dass Medikamentenreste nur noch in der Apotheke, keinesfalls aber in der Spüle oder in der Toilette entsorgt werden. Auf Grundlage einer Analyse typischer Fehler in bereits bestehenden Kommunikationsmedien zu diesem Thema hat das ISOE Empfehlungen zur richtigen Konzeption von Infomaterialien erarbeitet. Bei der Ansprache der Apotheker geht es in einem ersten Schritt um die Vermittlung von Faktenwissen: Wir schlagen dazu eine PR-Kampagne vor, die Artikel in den wichtigsten Fachmedien platziert. Gleichzeitig soll das Thema auch Teil der Aus- und Fortbildung werden. Zusätzlich soll die Beraterfunktion der Apotheken gestärkt werden. Die spezielle Zielgruppe der umweltsensiblen Kunden würde durchaus positiv darauf reagieren, wenn sie auf die Problematik der Medikamentenreste im Wasser hingewiesen würde. Bei allen anderen Kunden können und sollen die Apotheker ihre Rolle als Berater wahrnehmen: Sie betonen, wie wichtig die korrekte Einnahme (Compliance) und adäquate Packungsgrößen sind und warnen ihre Kunden, insbesondere die älteren, auch vor potenziellen Fehleinnahmen. Bei der Kommunikationsstrategie für Ärzte geht es im ersten Schritt ebenfalls um Wissen. Dabei muss aber deren Selbstverständnis als Wissenschaftler bei gleichzeitig niedrigem Wissensstand in diesem speziellen Feld berücksichtigt werden. Hier muss der Weg einer 'diskursiven Selbstaufklärung' beschritten werden. Das Thema Medikamentenreste im Wasser kann somit nicht von Laien von außen an die Ärzte herangetragen werden, sondern muss in wichtigen Medien der Ärzteschaft und durch Verbandsfunktionäre angenommen und kommuniziert werden (top-down). Wenn es im zweiten Schritt um eine Problemsensibilisierung geht, muss mit starkem Widerstand eines Teils der Ärzteschaft gerechnet werden. Sie könnten fürchten, dass eine Einmischung in Heilungspläne aus Umweltsicht droht und betonen, dass Ärzte nicht für Umweltfragen zuständig seien. Letztlich steht – das haben empirische Untersuchungen des ISOE gezeigt – hinter dieser Problemabwehr ein Tabu: Es soll nicht darüber gesprochen werden, dass in zahlreichen Praxen zu viel verschrieben wird. Diese Problematik kann tatsächlich nicht aus der Umweltperspektive angegangen werden. Doch decken sich hier die Ziele des Gewässerschutzes mit den ökonomischen Zielen eines sparsamen Umgangs mit Arzneimitteln. Bei jeder Kommunikationsmaßnahme für diese Zielgruppe muss berücksichtigt werden, dass sich die Ärzte von dem, was sie als 'Dauergesundheitsreform' aller Regierungen wahrnehmen, gegängelt fühlen. Sie sind keinesfalls bereit, eine neue Form der Regulierung, diesmal aus Umweltgründen, hinzunehmen. Ganz anders wird das Problem von 'kritischen Ärzten' wie Umweltmedizinern und von Ärzten mit Naturheilschwerpunkt gesehen. Sie interessieren sich für die Problematik, weil sie einen Zusammenhang zwischen Umweltqualität und Gesundheit sehen. Außerdem haben sie Patienten, die an möglichst wenig Medikamentenverschreibungen, dafür aber an einer 'sprechenden Medizin' interessiert sind. Wenn eine Kommunikationsstrategie also auch das schwierige Problem der übermäßigen Verschreibungen angehen will, empfiehlt es sich, die Erfahrungen dieser Mediziner einzubeziehen und zusätzlich auf eine 'Bottom-up-Strategie' abzuzielen. Mit der Umsetzung der strategischen Kommunikation sollte eine Agentur beauftragt werden, die Erfahrungen im 'Issue Management' vorweisen kann. Weiterhin sollte die Agentur Kenntnisse im Social Marketing und der Beeinflussung von Verhalten haben. Alle wichtigen Entscheidungen sollten von einem Konsens-Gremium (Runder Tisch 'MeriWa'1) verabschiedet werden, in dem die Ärzteschaft, die Apotheker sowie die Verbraucherinnen und Verbraucher angemessen repräsentiert sind. ; n Germany, as in almost all industrial countries, active pharmaceutical substances can now be found in virtually all water bodies and occasionally also in drinking water. Even though the concentrations in question tend to be very low, there are initial signs of their impact on aquatic life. There is no evidence as yet of any acute consequences for human health. It is, however, impossible to rule out long-term consequences from these minimal concentrations or unexpected effects from the interaction between various active ingredients (cocktail effect). At special risk here are sensitive segments of the population such as children and the chronically ill. There is thus a need for action on precautionary grounds. The main actors in the health system are largely unaware of the problem posed by drug residues in water. Although knowledge cannot be equated with awareness – given the existence of the 'not wanting to know' phenomenon – the first step is to generate a consolidated knowledge base. Only by creating awareness of the problem can further strategies be implemented to ultimately enlighten and bring about behavioural change. At stake here is the overall everyday handling of medications, including prescription, compliance, and drug-free disease prevention down to the doctor-patient relationship. The latter, namely, is often characterised by misunderstandings and a lack of communication about the – supposed – need to prescribe drugs. The first part of the strategy for the general public involves using various channels and media to address three different target groups. These were identified by ISOE in an empirical survey as reacting differently to the problem under review: · 'The Deniers/Relativists' · 'The Truth-Seekers' · 'The Hypersensitives' The intention is to address each target group in the right tone and using the most suitable line of reasoning via specific media and with the proper degree of differentiation. The 'Truth-Seekers' play an opinion-leading role here. They can be provided with highly differentiated information through sophisticated media which they then pass on to their dialogue partners in an appropriate form. The second part of the strategy for the general public relates to the communication of proper disposal routes for expired drugs. The goal is to confine disposal to pharmacies so that on no account are they flushed down the sink or toilet. Based on an analysis of typical errors in existing communications media on this topic, ISOE prepared recommendations for drafting proper information materials. In addressing pharmacists, the first priority is to convey hard facts: to this end we propose a PR campaign to place articles in the main specialist media. At the same time, the subject should feature in training and continuing education programmes. Another aim is to strengthen the advisory function of the pharmacies. The environmentally sensitive target group would indeed react positively to having their attention drawn to the issue of drug residues in water. For all other customers, the pharmacists can and should act as consultants: they emphasise how important it is to take medication as instructed (compliance) and use suitable pack sizes, and warn older customers in particular about the potential hazardsof improper drug intake. The first stage of the communications strategy for doctors likewise revolves around knowledge. Here, however, it is important to take into account their self-image as scientists while in fact having little grasp of this specific area. The line to take is that of 'discursive selfenlightenment'. This means that the issue of drug residues in water cannot be conveyed to doctors by laymen but must be taken up and imparted via the major media of the medical profession and by medical association officials (top-down). The second stage, namely that of raising doctors' awareness of the problem, is likely to encounter strong resistance from some of the medical profession. They may fear a threat of interference in treatment plans from an environmental perspective and feel the need to emphasise that doctors are not responsible for environmental issues. As shown in empirical surveys by ISOE, such a defensive reaction is ultimately down to an underlying taboo: people are loath to discuss the over-prescription taking place in countless doctors' surgeries. And it is a fact that this problem cannot be tackled from the environmental perspective, although the goals of water protection are indeed consistent with the economic objectives of restraint in the deployment of drugs. Any communications measure for this target group has to bear in mind that doctors feel restricted by what they see as a 'perpetual health reform' no matter which government is in power. On no account are they prepared to tolerate any new form of regulation, in this case for environmental reasons. An entirely different view of the problem is taken by 'critical doctors' such as specialists in environmental health and those with a naturopathic focus. They are interested in the problem because they see a connection between the quality of our environment and our health. What is more, they have patients keen to be prescribed as few drugs as possible and who are instead interested in 'talking medicine'. So, any communication strategy intent on tackling the difficult problem of oversubscribing drugs needs to look carefully at the experiences of these medical professionals and also at a 'bottom-up strategy'. Implementation of strategic communications should be entrusted to an agency with experience in 'issue management'. Knowledge of social marketing and the influencing of behaviour are further prerequisites. All important decisions should be taken by a consensus committee ('MeriWa'1 round table), in which the medical profession, pharmacists and consumers are represented.
Die steirische Koalition zwischen SPÖ und ÖVP von Oktober 2010 bis Mai 2015 wird als sogenannte "Reformpartnerschaft" einen besonderen Platz in der politischen Geschichte des Landes einnehmen. Landeshauptmann Franz Voves und Landeshauptmann Stellvertreter Hermann Schützenhöfer beschlossen im Herbst 2010 eine neue Art des Regierens, sie beendeten den Dauerstreit zwischen den beiden Großparteien und setzten stattdessen auf die Umsetzung konkreter Reformen. Die steirischen Medien begleiteten diese Entwicklung durchaus mit Wohlwollen. "Reformpartnerschaft" wurde, genauso wie der daraus abgeleitete Begriff "Reformpartner", als österreichweit einzigartiger neuer Markenbegriff in der politischen Berichterstattung verankert und, wie die Inhaltsanalyse in der vorliegenden Arbeit ergab, in den reichweitenstärksten Printmedien des Landes größtenteils positiv gesehen. Die beiden Haupt-Repräsentanten der "Reformpartnerschaft", Franz Voves und Hermann Schützenhöfer, überlagerten medial in Bezug auf die Anzahl der Namensnennungen in den Zeitungen alle anderen steirischen Spitzenpolitikerinnen und -politiker sehr deutlich; sie waren als "Reformpartner" die Personifizierung der "Reformpartnerschaft", auch wenn dieser Begriff ursprünglich nur der Titel des Koalitionsabkommens zwischen SPÖ und ÖVP war. Zu einem kommunikationsstrategisch großen Problem wurde für die Regierungskoalition jedoch ihr Umgang mit Regierungsinseraten. Es wurde ihr medial mehrmals vorgeworfen, sich gute Berichterstattung erkaufen zu wollen, der Presserat kritisierte unzureichende Kennzeichnungen bei Einschaltungen und schließlich rechtfertigte sich der Chefredakteur der reichweitenstärksten Zeitung der Steiermark, der Kleinen Zeitung, gleich zweimal in seinem eigenen Blatt und beteuerte, dass man in seiner Zeitung keine positive Berichterstattung kaufen könne. ; The Styrian coalition of SPÖ and ÖVP, reigning from October of 2010 until May of 2015, will have a special place in the state's political history as the so-called "Reform Partnership". In the fall of 2010, Governor Franz Voves and his Deputy Hermann Schützenhöfer agreed on a new way of governance, when they ended the ongoing disputes between the two major parties and instead took to implementing tangible reforms together. The Styrian media covered this development quite favorably. Austria's political media branded the "Reform Partnership" and the "Reform Partners" as a unique new form of governance in Austria. And as the content analysis in this paper shows, it was largely commented favorably in the most-read print media. Franz Voves and Hermann Schützenhöfer, the two figureheads of the "Reform Partnership", clearly outranked all other Styrian top politicians in press mentions. As "Reform Partners", they were the personification of the "reform partnership", even though that term originally had only been the title of the coalition agreement between SPÖ and ÖVP. However, the coalitions handling of government advertisements became a major strategic communication problem when they were repeatedly accused of trying to buy favorable media coverage. The Press Council criticized insufficient compliance notices in inserts and the editor-in-chief of Styria's most-read newspaper, "Kleine Zeitung", had to twice assure readers in the paper that one couldn't buy favorable coverage from them. ; Bernhard Pekari ; Zsfassung in dt. und engl. Sprache ; Graz, Univ., Masterarb., 2015 ; (VLID)1014134
Starke Marken schaffen Vertrauen und haben Orientierungsfunktion in einem nur schwer überschaubaren Produkt- und Dienstleistungsangebot. Der Erfolg einer Marke steht dabei in enger Beziehung zu der Fähigkeit, in ihrem Zielsegment immer wieder neue Maßstäbe zu setzen. Gesellschaftliche Veränderungen und der starke politische Wettbewerb fordern von den Parteien Profilierungsmaßnahmen, die nicht nur auf Abgrenzung abzielen, sondern darüber hinaus für die Bürger zuspruchsfähig sein müssen. Einen stabilen Rückhalt in der politischen Kommunikation verspricht die Marke, entsprechend laut vernehmbar ist der Ruf nach Politik als Marke. Antizipiert man die politische Kommunikation der mittelfristigen Zukunft so sind verschiedene Entwicklungen abzusehen. Zunächst wird das politische Markenmanagement zunehmend unter strategischen Aspekten angegangen und weiter professionalisiert werden. Weiter wird reines Fachwissen gegenüber Kommunikationskompetenz und Reflexionsvermögen weiter an Bedeutung verlieren. In dem Maße, in dem professionelle Kommunikationsberater, Spin doctors oder Ghostwriter an Einfluss gewinnen, wird sich die Strategieorientierung durchsetzen und das Fachwissen für sich instrumentalisieren. Der unmittelbare Dialog zwischen Parteivertreter und Wähler wird in Zukunft intensiviert. Diese Entwicklung hat Einfluss auf die Markenführung, denn im persönlichen Austausch erkennt der Wähler schnell mögliche Lücken zwischen Markenbild und Realpolitik. ; Strong brands generate trust and give orientation in overcrowded markets. Brand success is closely related to the ability of a brand to define the benchmark in its respective market segment. Social change and the fierce competition in the political arena require political parties to initiate all kinds of measures to differentiate themselves in the market and at the same time being popular with the electorate. Brands are considered a stable backing in political communication - therefore politics as a brand is what some request. Anticipating the mid-term future in political communication multiple trends are foreseeable. Brand management in politics will become more and more strategic and professionalized. Pure expert knowledge will become less important as communication competence and reflecting power gain in importance. To the extent to which professional communication advisers, spin doctors and ghost writers gain influence, strategy orientation will surge and overpower expert knowledge. Direct communication between politicians and their electorate will intensify. This trend has a significant impact on brand management as voters will be quick to identify gaps between the ideal brand image of the communication experts and realpolitik.
Die Masterarbeit "Für Wien brauchst a Gspür, für die Sprache auch" thematisiert die Wahlkampfkommunikation auf dem Social-Media-Kanal Facebook der SPÖ Wien im Jahr 2015 zur Wiener Landtags-, Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahl. Die Theorie führt in das Thema des politischen Framings basierend auf psychologischen und soziologischen Grundlagen ein. Auch der kommunikationswissenschaftliche Framing-Ansatz wird diskutiert. Besonderer Fokus liegt auf den Theorien Elisabeth Wehlings zu Framing-Effekten. Die erste Forschungsfrage beschäftigt sich mit den Themenschwerpunkten in Bezug auf politische Frames, die die SPÖ Wien in ihrer Wahlkampfkommunikation verwendete. Es wurde untersucht, ob sich bestimmte sprachliche Paradigmen erkennen lassen und welche zeitlichen Etappen sich im Laufe der zu analysierenden eineinhalb Monate abzeichnen. Die zweite Forschungsfrage beschäftigt sich mit Elisabeth Wehlings Framing-Theorie und wie die Theorie auf die zukünftige Wahl-Kommunikation einer sozialdemokratischen Partei in Wien angewandt werden kann. Dafür wurde auch die Frage behandelt, ob es bestimmte Themen oder Metaphern gibt, die sich besonders für sozialdemokratische Politik in Wien eignen. Anhand eines quantitativen Forschungsvorgehens werden die Daten statistisch ausgewertet. Nach einem qualitativen Vorgehen wurden die Postings vorab gesammelt, chronologisch archiviert und anschließend nach festen Regeln kategorisiert und codiert. Im Rahmen der Beantwortung der Forschungsfragen wurde auch die Annahme untersucht, dass für eine gute Wahlkampfkommunikation Authentizität wichtig ist und inwiefern das ECO-Denken nach Scharmer hilft, Komplexität zu bewältigen und mehr Wirksamkeit zu erzielen. Durch die empirische Forschung in dieser Arbeit und die Framing-Theorie nach Elisabeth Wehling lassen sich Rückschlüsse für die Kommunikation politischer Parteien für kommende Wien-Wahlkämpfe schließen. Wichtig ist es, in der politischen Kommunikation Frames zu besetzen, die die eigenen Werte, Ziele und die zu Grunde liegende Ideologie widerspiegeln und darstellen. Das bedeutet, dass die Wiener Sozialdemokratie auf jene Frames zurückgreifen soll, die zu den Grundwerten "Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität" passen und diese auch in praxisbezogenen Begriffen repräsentieren. Dazu zählt auch die Authentizität der Frames, die für eine funktionierende Wahlkampfkommunikation gegeben sein muss. Das Einbinden von Zahlen, Daten und Fakten ist zwar wichtig, aber ohne Emotion erreichen sie die potentiellen WählerInnen nicht. Es ist daher aus soziologischer und psychologischer Sicht wichtig, bei den RezipientInnen eine emotionale Relevanz hinsichtlich der Themen, Personen und der Partei zu erzeugen. Dies führt zu einer größeren Bindung und verstärkter Identifikation der jeweiligen Zielgruppe mit den gesetzten Themen. ; The main focus in my masters thesis "Für Wien brauchst a Gspür, für die Sprache auch" is political framing and strategic election campaign communication of the political party SPÖ Vienna (social democratic party of Vienna) on the social media channel Facebook while the municipal and district elections 2015 in Vienna. The theory introduces the topic of political framing - based on psychological and sociological foundations. The sience of communication based framing theory will also be discussed. Particular focus is placed on Elisabeth Wehling's theories on framing effects. The first research question deals with the main topics in relation to political frames that the SPÖ Vienna used in its election campaign communication. It was examined whether certain linguistic paradigms can be identified and which temporal stages emerge in the course of the 1.5 months to be analysed. The second research question deals with Elisabeth Wehling's framing theory and how the theory can be applied to the future election communication of a social democratic party in Vienna. The question of whether there are certain topics or metaphors that are particularly suitable for social democratic politic in Vienna was also addressed. A quantitative research approach is used to evaluate the data statistically. Following a qualitative procedure, the postings were collected in advance, archived chronologically and then categorised and coded according to fixed rules. In answering the research questions, the assumption was also examined that authenticity is important for good election campaign communication and to what extent Scharmer's ECO thinking helps to cope with complexity and achieve greater effectiveness. The empirical research in this thesis and the framing theory of Elisabeth Wehling allow conclusions to be drawn for the communication of political parties in upcoming Vienna election campaigns. It is important to occupy frames in political communication that reflect and represent one's own values, goals and ideology. This means that Viennese Social Democracy should fall back on those frames that fit in with the fundamental values of "freedom, equality, justice and solidarity" and also represent these in practical terms. This also includes the authenticity of the frames, which must be given for a functioning election campaign communication. The use of numbers, data and facts is important, but without emotion they will not reach potential voters. It is therefore important from a sociological and psychological point of view to build up emotions about topics, people and the party in order to arouse interest and create a bond. ; vorgelegt von: Sarah Hierhacker ; Wien, FH Campus Wien, Masterarb., 2019 ; (VLID)3806538
Die weltweit steigende Prävalenz von Übergewicht und Adipositas wird häufig auch als "Epidemie" bezeichnet. Gleichzeitig werden Menschen mit einem hohen Körpergewicht in vielen Lebensbereichen stigmatisiert oder diskriminiert. Dazu gehört auch eine unvorteilhafte bis offen herabwürdigende Darstellung in den Medien, sei es in journalistischen Beiträgen, staatlichen Anti-Übergewichtskampagnen oder in Unterhaltungsformaten. Um zu erklären, warum Menschen mit einem höheren Körpergewicht so häufig abgewertet werden, ist das Konzept der Verantwortungszuschreibung besonders geeignet. Denn wie bei kaum einem anderen Gesundheitsproblem wird hier vorausgesetzt, dass die Regulation des Körpergewichts in der individuellen Verantwortung liegt, etwa durch eine disziplinierte Ernährung und Bewegung. In dem vorliegenden Beitrag gebe ich einen Überblick über vorherrschende Deutungsmuster zum Thema Verantwortung und Übergewicht vom 19. Jahrhundert bis heute. Anhand von historischen und aktuellen Beispielen aus Werbung, Literatur und strategischer Gesundheitskommunikation wird erläutert, welche Entwicklungen zum heutigen Verständnis von Übergewicht beigetragen haben. Unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstandes zum Responsibility Framing werden schließlich ethische Implikationen für die heutige Gesundheitskommunikation aufgezeigt. ; The rising prevalence of overweight and obesity worldwide is often referred to as an "epidemic". At the same time, people with a high body weight are stigmatized or discriminated against in many areas of life. This includes unfavorable to openly degrading portrayals in the media, whether in journalistic articles, governmental anti-obesity campaigns or entertainment media. In order to explain why people with a higher body weight are so often devalued, the concept of responsibility attribution is particularly suitable. This is because, in contrast to other health issues, it is assumed that the regulation of body weight is the individual's responsibility, for example through a disciplined diet and exercise. In this article I give an overview of prevailing interpretations of responsibility and obesity from the 19th century to the present. Using historical and current examples from advertising, literature and strategic health communication, I will explain which developments have contributed to today's understanding of obesity. Finally, taking into account the current state of research on responsibility framing, ethical implications for today's health communication will be discussed.