Malta - ein Sonderfall? Zur Problematik von Modernisierungstheorien
In: Soziologische Analysen: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie und der ad-hoc-Gruppen beim 19. Deutschen Soziologentag (Berlin, 17.-20. April 1979), p. 59-68
Die Untersuchung der Transformationsprozesse der insularen Zwerg-Gesellschaft Malta in der ersten postkolonialen Phase gilt sowohl den strukturellen Veränderungen in den relevanten gesellschaftlichen Sektoren (Politik, Wirtschaft, Bildung) als auch den positionellen Verschiebungen im Netzwerk des internationalen, politischen und wirtschaftlichen Systems. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit den vorhandenen entwicklungssoziologischen theoretischen Modellen. Ziel ist, den Begriff der Modernität inhaltlich genau zu definieren und eine Reihe von Elementarphänomenen als notwendiges Instrumentarium für eine komperative Analyse. Es wird gezeigt, daß die Annahme der meisten Modernisierungsansätze hinsichtlich der sozioökonomischen Transformationsprozesse im Falle Maltas scheitern. Als Beispiele zur Verdeutlichung werden das maltesische Bildungssystem, der Industrialisierungsprozeß, die Handelsbilanz u.v.a.m. angeführt. Als besonderes Phänomen wird der Maltesianismus - die Vermittlerrolle Maltas zwischen Europa und dem Orient - untersucht. Die Überlegungen führen zu dem Ergebnis, daß im Falle Maltas ein komplexes System von Entwicklungsalternativen notwendig ist. (RW)