Die nachhaltige und zielgerichtete Förderung naturwissenschaftlicher Talente stellt ein wichtiges bildungspolitisches Ziel dar, um der stetig wachsenden Nachfrage an qualifizierten Fachkräften im naturwissenschaftlich-technischen Bereich nachzukommen. Als eine geeignete Fördermaßnahme haben sich naturwissenschaftliche Schülerwettbewerbe erwiesen, über deren Anforderungen und Merkmale ihrer Teilnehmenden nur wenige Erkenntnisse vorliegen. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurde für die Charakterisierung der Anforderungen naturwissenschaftlicher Schülerwettbewerbe ein Klassifikationsschema für Wettbewerbsaufgaben entwickelt und validiert, anhand dessen die Anforderungen der Internationalen JuniorScienceOlympiade (IJSO) analysiert wurden. Des Weiteren wurden die Anforderungen des Wettbewerbs Jugend forscht/ Schüler experimentieren untersucht. Zur Charakterisierung von Teilnehmenden naturwissenschaftlicher Schülerwettbewerbe wurde ein Testinstrument für naturwissenschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten entwickelt, validiert und eingesetzt. Zusätzlich wurden Prädiktoren ermittelt, die die Teilnahme an und Erfolg in einem naturwissenschaftlichen Schülerwettbewerb beeinflussen. Mit dem entwickelten Instrument zur Erfassung naturwissenschaftlicher Kenntnisse und Fähigkeiten können in Kombination mit Instrumenten zur Erfassung affektiver Merkmalen umfassende Charakterisierungen von naturwissenschaftlichen Talenten erfolgen. Diese Erkenntnisse können in einem nächsten Schritt zur Identifizierung und, in Kombination mit der Kenntnis über Wettbewerbsanforderungen, zur zielgerichteten Förderung naturwissenschaftlich interessierter Schülerinnen und Schüler genutzt werden. Die Erkenntnisse über Einflussfaktoren einer Wettbewerbsteilnahme und Wettbewerbserfolg können zudem zur Konzeption von Maßnahmen genutzt werden, die gerade junge Schülerinnen und Schüler zu einer Wettbewerbsteilnahme motivieren bzw. die Zugangsbarrieren reduzieren. ; An important educational goal is to foster interested and talented students in science in a lasting and purposeful way in order to satisfy the constantly growing need of qualified workforce in the field of science, technology, engineering, and mathematics (STEM). Student competitions in science have proved to be a suitable measure, but there are few research findings in this field about requirements of competitions or participants. In this dissertation, a scheme to classify and analyse competition tasks was developed and validated in order to characterize the requirements of scientific science competitions. Based on this scheme, tasks of the International JuniorScienceOlympiad (IJSO) were analysed. Furthermore, the requirements of the competitions Jugend forscht/ Schüler experimentieren were identified. In a next step, these findings were used to develop and validate an instrument to test scientific knowledge and abilities. The test was then used in a study to characterize participants in scientific student competitions. In addition, predictors have been identified that influence participation and success in a scientific student competition. A combination of the test for scientific knowledge and abilities developed in this dissertation and further instruments for the assessment of affective characteristics makes a comprehensive characterization of talents in science possible. These findings can then be used in a next step to identify and, in combination with the identified requirements of the competitions, to foster interested students in science in a purposeful way. The findings on influencing factors of competition participation and of success in a competition can also be used to develop measures which motivate especially young students to participate in competitions or which reduce access barriers.
Forschungsmethode: Bewertung; deskriptiv; Kohortenanalyse; methodenpluralistisch; vergleichend. Die Veroeffentlichung enthaelt quantitative Daten. "Der Beitrag gibt einen methodenkritischen Ueberblick ueber die in der Bundesrepublik veroeffentlichten Untersuchungen zum Leistungsstand unserer Berufs- und Studienanfaenger sowie zu Leistungsveraenderungen zwischen verschiedenen Jahrgaengen. Durch einen historischen Verweis auf die ueber Jahrhunderte belegten Klagen ueber den Leistungsabfall wird zunaechst auf einen einseitigen Beobachtungsfehler, einen Verklaerungseffekt, hingewiesen. Im krassen Gegensatz zur paedagogischen und gesellschaftlichen Bedeutung, die Lern- und Erziehungserfolge unseres Bildungssystems haben und die sich in der oeffentlichen Beachtung dieses Themas niederschlaegt, ergibt die Bestandsaufnahme keine systematischen und den gegenwaertigen methodischen Moeglichkeiten entsprechenden Erfolgsstudien. Die wenigen, methodisch meist unzureichenden Untersuchungen koennen die haeufig geaeusserten Klagen ueber den Leistungsabfall weder stuetzen noch widerlegen." (Autorenreferat)
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Darstellung gemeinsamer Projekte von Hotelunternehmen und Hochschulen mit hotelspezifischen Studienangeboten. Infolge der demografischen Entwicklungen sowie des Wertewandels gewinnen Personalgewinnung und Mitarbeiterloyalisierung zunehmend an Bedeutung und werden zu einem Wettbewerbsparameter der Hotellerie. Für diese essentielle Herausforderung sind Hotelbetriebe mit engagierter Mitarbeiterförderung gefragt. Viele Hochschulen haben neue Studiengänge im Tourismus, Event- oder Hotelmanagementbereich praxisorientiert aufgelegt, um der Skepsis der Hotellerie entgegen zu wirken und um zugleich den Erwartungen der Studenten gerecht zu werden. Viele der Studenten wären potenzielle Auszubildende, die sich bei der Abwägung allerdings für die Studienoption entschieden haben. Daher ist es wichtig, in enger Kooperation mit den hierzu passenden Institutionen und Bildungsträgern, vor allem praxisnahe Studienmodelle für sich verändernde Erwartungen der Bewerber mit modernen Lehrinhalten zu entwickeln und erfolgreich am Markt zu platzieren. Daher verfolgt diese Arbeit den Ansatz, adäquate Kriterien und Faktoren für den Erfolg vertraglich vereinbarter Kooperationen zwischen Hotelketten und Hochschulen zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die große Anzahl an Kooperationen macht deutlich, dass die Notwendigkeit für die Hotellerie, sich im Bereich der Mitarbeitergewinnung, -bindung und -entwicklung mit akademischen Partnern zusammen zu schließen, bei einer ansteigenden Zahl von Hotelgruppen nachvollzogen wird. Durch die zurückhaltende Vermarktung vieler Kooperationsmodelle ist deren Bekanntheit jedoch begrenzt und dadurch auch deren positive Auswirkungen auf das Image der Hotellerie. Gleichwohl sind in der Bildungslandschaft steigende Studentenzahlen und eine Vermehrung der Studiengänge bei gleichzeitig gravierender Abnahme der Zahl berufsfachlich Ausgebildeter erkennbar. Die Kooperationsmodelle sind daher ein sinnvolles Instrument, um auf diese Marktentwicklungen zu reagieren, wobei ihre Bedeutung primär von Unternehmen mit strategischer Personalpolitik erkannt wird. Daraus wurde die "Typologie privilegierter Bildungspartnerschaften" mit einer Bandbreite von zehn Kooperationstypen entwickelt. Damit werden unterschiedliche Intensitäten der partnerschaftlichen Bildungselemente ebenso deutlich wie ein individualisiertes "Faktoren-Phasenmodell", dass die Prozessstruktur der Kooperationsentwicklung abbildet. Je nach Enge der Zusammenarbeit, nach Unternehmens- und Hochschulphilosophie und entsprechend der Erfahrungen mit Kooperationen entstehen vor allem Verpflichtungen und Herausforderungen in der aktiven Gestaltung und verlässlichen Kommunikation in einem Kooperationsmodell. Eine Schlüsselrolle nimmt der persönlich verantwortliche Koordinator ein, der als Garant für eine effiziente Organisation und Professionalität angesehen wird. Daraus ableitend sind die Erfolgsfaktoren im ASP-Modell herausgefiltert worden: Attraktivität, Sicherheit und Persönlichkeit machen den Erfolg einer privilegierten Bildungspartnerschaft aus. Bestätigt wurde zudem, dass die Erfahrung der beiden Partner einer Kooperation zueinander passen muss und eine klare Zielvereinbarung mit Fixierung der Pflichten und Aufgaben erforderlich ist. Ein hoher Qualitätsanspruch, Transparenz und Prozesseffizienz ergänzen dies und machen deutlich, dass der Bildungsbereich als Teil der Personalpolitik eines Unternehmens sensibel und anspruchsvoll zugleich ist. Die Verankerung auf der Führungsebene eines Unternehmens ist entscheidend, um durch ein Signal nach innen und außen den Stellenwert einer Bildungsallianz zu verdeutlichen. Wenn aus Lernen und Wissen wirtschaftliche Vorteile erarbeitet werden können, wird Bildung noch mehr als Markenkern eines guten Arbeitgebers interpretiert. Auf dieser Grundlage wird der Gedanke der Personalentwicklung durch den Ansatz fortwährender Mitarbeiterbildung perfektioniert und der Lösungsansatz einer "privilegierten Bildungspartnerschaft" legt den Grundstein dafür. Nachwuchskräfteförderung wird zum strategischen Mittel der Mitarbeiterbindung und zur Vermeidung kostenintensiver Vakanzen, zudem sichern Netzwerke Fachwissen und stärken das Unternehmensimage. Mit privilegierten Bildungspartnerschaften werden geeignete Modelle vorgestellt, um einsatzfreudige Mitarbeiter zu halten und sie gleichzeitig auf den nächsten Karriereschritt vorzubereiten. Die vorliegende Ausarbeitung liefert einen Diskussionsbeitrag zum besseren gegenseitigen Verständnis einer Symbiose aus Hotelkette und Hochschule im Bildungsbereich sowie erfolgreiche Konzeptideen für vielfältige Netzwerkstrukturen. ; This dissertation focuses on the presentation of joint projects of hotel companies and universities with hotel-specific study offers. As a result of demographic developments and changes in values, recruitment and employee loyalty are becoming increasingly important and a competitive parameter in the hotel industry. Hotel companies with committed employee support are in demand for this essential challenge. Many universities have introduced new study programs in tourism, event or hotel management industry-oriented in order to counteract the skepticism of the hotel industry and at the same time to meet the expectations of the students. This choice increasingly meets the changing demands of applicants for a degree, an employer and working life. Demand changes entail qualitative competition between universities for students as well as for interesting industry partners. The ambitious need for the hotel industry in the cross-industry competition for qualified and motivated employees is, however, to actively shape their role as an attractive employer. It is also important, in close cooperation with the appropriate institutions and educational institutions, to develop practical study models for the changing expectations of applicants with modern teaching content and to place them successfully on the market. Therefore, this work pursues the approach of analyzing adequate criteria and factors for the success of contractually agreed co-operations between hotel chains and universities and deriving recommendations for action from them. However, due to the cautious marketing of many cooperation models, their awareness is limited and therefore their positive effects on the image of the hotel industry. Nevertheless, in the educational landscape rising numbers of students and an increase in degree programs are recognizable at the same time serious decrease in the number of vocational training. The co-operation models are therefore a useful instrument for responding to these market developments, whereby their significance is recognized primarily by companies with strategic personnel policies. From this, the "typology of privileged educational partnerships" with a range of ten cooperation types was developed. As a result, different intensities of the educational components of partnership become just as clear as an individualized "factor-phase model" that reflects the process structure of cooperation development. Depending on the closeness of the cooperation, the corporate and university philosophy and the experience of cooperation, obligations and challenges in active design and reliable communication in a cooperation model arise above all. A key role is played by the personally responsible coordinator, who is seen as the guarantor of efficient organization and professionalism. Derived from this, the success factors in the ASP model have been filtered out: attractiveness, security and personality make up the success of a privileged educational partnership. It was also confirmed that the experience of the two partners must be compatible with one another and that a clear target agreement with fixing the duties and tasks is required. A high quality standard, transparency and process efficiency complement this and make it clear that the education sector is sensitive and demanding at the same time as part of the personnel policy of a company. Anchoring at the management level of a company is crucial in order to signal the importance of an educational alliance by sending a signal both internally and externally. When economic benefits can be derived from learning and knowledge, education is more often interpreted as the core of the brand of a good employer. On this basis, the idea of personnel development is perfected by the approach of continuous employee education and the solution of a "privileged educational partnership" lays the foundation for it. Promoting junior staff becomes a strategic means of employee retention and avoiding cost-intensive vacancies, as well as ensuring network expertise and strengthening the corporate image. Privileged educational partnerships will present suitable models to keep fit people and prepare them for the next step in their careers. This paper provides a contribution to a better mutual understanding of a symbiosis between the hotel chain and the university in the field of education as well as successful concept ideas for diverse network structures.
Es wird über eine Befragung der Eltern von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf berichtet, die auf Grund einer Entscheidung, an der die Eltern beteiligt waren, entweder eine integrative Klasse einer Regelschule oder eine Sonderklasse besuchten. Die Erfahrungen von 547 Eltern integrierter Schüler wurden jenen von 207 Eltern der Schüler in Sonderschulen gegenübergestellt. Neben einer insgesamt hohen Zufriedenheit mit den schulischen Erfahrungen ihrer Kinder zeigten sich auch einige Unterschiede zwischen den beiden Elterngruppen. Eltern von Sonderschülern erlebten ihre Kinder in den schulischen Leistungen eher unterfordert, jene im integrativen Unterricht eher überfordert. Die soziale Entwicklung wurde bei Schülern in integrativ geführten Klassen positiver beurteilt und insgesamt war ein größerer Anteil der Eltern von integrativ unterrichteten lernbehinderten Schülern mit ihrer Wahl der Schulform zufrieden. Die Anforderungen an die Unterstützung des Lernens durch die Eltern waren in Integrationsklassen zwar größer als in der Sonderschule, die unterschiedliche Beurteilung der schulischen Erfahrungen war aber nicht allein darauf zurückzuführen. In einem zweiten Schritt wurden zufriedene mit unzufriedenen Eltern verglichen. Dabei zeigte sich, dass bei unzufriedenen Eltern die Wahl der Schulform unter weniger günstigen Bedingungen stattgefunden haben dürfte und dass ein größerer Teil dieser Eltern die Zuweisung eines sonderpädagogischen Förderbedarfs bei ihrem Kind nicht akzeptiert hatte. Dies galt sowohl für die Eltern der integrativ als auch für jene der in Sonderklassen unterrichteten Schüler. Eine Gruppe, die häufiger unzufrieden war, waren außerdem die Eltern von Schülern mit nicht-deutscher Muttersprache. Zwischen den Eltern von Schülern verschiedener Klassenstufen und aus Bundesländern mit unterschiedlicher Integrationsquote bestanden keine signifikanten Unterschiede. (DIPF/ Orig.) ; The paper presents the results of a survey of 755 parents of learning disabled children with certified special needs who either attended classes within regular education or special schools. All parents were involved in the decision on the school placement of their children. The experiences of 547 parents of learning disabled students in inclusive classes were contrasted with those of 207 parents of children in special schools. Besides a rather high satisfaction with previous school experiences of their children a number of differences between the two groups of parents could be observed. Parents of students in special schools viewed their children as rather little challenged by their educational requirements whereas those in inclusive education found their children to be overtaxed. The social development of the students in inclusive education was judged as more positive and, generally, a higher rate of parents of learning disabled students in inclusive classes were satisfied with their choice of the educational setting. Although the requirements for parental support concerning studying were higher in inclusive classes this cannot solely explain the differences of experiences with school. In a second step, satisfied parents were compared to dissatisfied parents. It could be found that the group of dissatisfied parents had to make their choice on the educational setting of their children under less favourable conditions and many could not accept that their child had been classified as having special needs. This applied to parents of students in inclusive education as well as to parents of children in special schools. Additionally, parents of students with German as a second language reported to be discontented more frequently. No significant discrepancies could be found between different grades or federal states with different quotas of inclusive education. (DIPF/ Orig.)
Doktora Tezi ; Die Türkei hat an dem Sokrates-Projekt mit der Entscheidung des Europarates (nummeriert 253/2000 / EG) am 24. Januar 2000 für gemeinsame Übungen in Europa teilgenommen. Fremdsprachenunterricht- bzw. zweite Fremdspracheununterrichtspraxis der europäischen Länder ist daher auch in der Türkei akzeptiert worden. Fremdsprachenunterricht in den europäischen Ländern wird entsprechend der Bildungspolitik von der "Abteilung für moderne Fremdsprachen des Europarates" vollzogen. Diese Abteilung, die einen gemeinsamen Standard, gemeinsame Kriterien und eine gemeinsame Fremdsprachenunterrichtspolitik in Europa entwickeln will, erstellt "Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen". Heute wird die Fremdsprachenunterrichtspolitik in allen europäischen Ländern auf der Grundlage dieses Rahmenprogramms durchgeführt. Dieses Bewertungssystem baut sich auf Niveaus (A1, A2 (Anfänger), B1, B2 (Mittelstufe) und C1, C2 (Fortgeschrittene)) auf. Mit dieser Regelung werden fremdsprachige Schulungsmaterialien dementsprechend vorbereitet. Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen (GER) bietet diese Einstufung nicht nur als einzelne Sprachen, sondern auch als einzelne Fertigkeiten wie Lesen, Schreiben, Hören und Sprechen. Man kann durch den Referenzrahmen die Sprachkenntnisse mit dem internationalen Standard festlegen. Und die bestätigten Sprachkenntnisse können in allen Ländern Europas anerkannt werden. Dadurch werden Sprachkenntnisse objektiv messbar, international vergleichbar und bieten die Möglichkeit, Wettbewerber aus unterschiedlichen Ländern miteinander zu vergleichen. Die Sprachniveaus des GER wurden für jede aller Sprachfertigkeiten reguliert. Diese Regulierung spiegelt sich im Lesebereich bzw. Lesetexte wider. Weil GER bei der Sprachlehre die gemeinsamen Kriterien geschafft hat, orientieren sich alle Fremdsprachen als Ausgangspunkt an diesen Kriterien. Die Aneignung der gemeinsamen Kriterien bei der Fremdsprache hat ermöglicht, die Verschwendung von viel Zeit, Energie, Geld bei der Einstufung der Texte und ...
Was beeinflusst den Studienerfolg eines betriebswirtschaftlichen Studiums in Form der erreichten Abschlussnote? Aus der Perspektive der Studierenden, der staatlichen Hochschulpolitik und der Hochschulen sind dabei unterschiedliche Einflussfaktoren von Bedeutung: Die Note der Hochschulzugangsberechtigung, das Alter und Geschlecht des Studierenden, die Entscheidungen des Studierenden hinsichtlich der Studienschwerpunkte und der Studiendauer (Semesterzahl) oder die Frage, ob systematische Notenunterschiede zwischen dem klassischen Diplom- und dem Bachelorabschluss existieren. Diese Aspekte sind Ausgangspunkt der vorliegenden Regressionsanalyse. Sie basiert auf einem Datensatz von 263 auswertbaren Antworten ehemaliger Studierender (Alumni) des Fachbereichs Betriebswirtschaft (BW) der Ernst-Abbe-Fachhochschule (EAFH) Jena. Zentrale Ergebnisse sind: Erstens hängt die Note der Hochschulzugangsberechtigung eng mit der Studienabschlussnote zusammen: Bessere Noten bei der Zugangsberechtigung sind mit besseren Studienabschlussnoten verbunden. Zweitens existiert kein Zusammenhang von Alter oder Geschlecht des Studierenden und seiner Abschlussnote. Drittens zeigt sich, dass die Schwerpunktwahl zum Teil einflussreich ist, während die kurze Dauer des Studiums (gemessen an der Einhaltung der Regelstudienzeit) in jedem Fall mit einer besseren Abschlussnote einhergeht. Dies kann mittels der Endogenität von Schwerpunktwahl und Dauer des Studiums auf Grund des Entscheidungsverhaltens der Studierenden erklärt werden. Viertens hat die Art des Abschlusses (Bachelor oder Diplom) bzw. dessen Aktualität keinen Einfluss. ; Studying business economics: An empirical analysis of determinants and predictors of grades This paper is concerned with the factors that influence a students success, ie grade, in studying business economics. As to students, universities and higher education policy, different aspects play a role, e.g. student's record in the final year of high school, student's decisions as to majors, demographic factors (age and sex), the time length of studies, the influence of university reform (the introduction of Bachelor and Master degrees instead of the old diploma) or the question of grade inflation. The regression analysis relies on a data set of 263 questionnaires of alumni of the department of business economics at Ernst-Abbe-University of Applied Sciences Jena. These former students graduated between 1996 and 2011. The empirical findings suggest, that: First, high school records are good predictors of university grades. Second, age and gender do not influence students grade achievement. Third, the decisions as to majors reveals a mixed result on grades but the number of years spent at the university clearly influences grades: students that fail to finish their studies in accordance with suggested 3.5 and 4 year plans exhibit a lower grade outcome. The paper provides an explanation based on the endogenity of students decisions with respect to these both aspects of their studies. Finally, there is no evidence that university reform is related to grade achievement and that a kind of grade inflation has taken place during the last 15 years.
Die Corona-Pandemie führte weltweit zu temporären Schulschließungen. Bleiben dabei benachteiligte Schülergruppen auf der Strecke? Daten von 8.344 Schüler*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zeigen, dass sich häusliche Ressourcen wie technische Ausstattung und elterliche Unterstützung auf die Emotionen, den Lernaufwand und den Lernerfolg der Schüler*innen auswirken. Als bedeutsamer erweisen sich jedoch die Selbstständigkeit der Schüler*innen und die Qualität des Unterrichts während der Schulschließung. (DIPF/Orig.) ; The Corona pandemic led to temporary school lockdown worldwide. Does this leave disadvantaged students behind? Data from 8,344 students from Germany, Austria and Switzerland show that home resources such as technical equipment and parental support play a role for student outcomes in terms of emotions, learning effort and learning success. However, students' self-regulation skills and the quality of teaching during school lockdown are more important. (DIPF/Orig.)
Dieser Band dokumentiert die Konzepte, Maßnahmen und Ergebnisse von zwölf Projekten zur Steigerung des Studienerfolgs und zur Vermeidung von Studienabbrüchen an der Technischen Universität Dresden im Zeitraum von 2016 bis 2020. Ihre Spannweite reicht von digitalen, web- und datengestützten Ansätzen über beratungsorientierte, diagnostische und praxisbezogene Angebote bis hin zur Verbesserung der Sprach- und Schreibfertigkeiten, der Studierfähigkeit und der Wissensvermittlung. Im Mittelpunkt stehen immer die Studierenden mit ihren Ansprüchen, Bedarfen und Problemen. Das Buch richtet sich zum einen an in der Praxis Handelnde sowie Entscheidende im Bereich Studienerfolg in Studienberatungen, an Fakultäten, Hochschulen und in der Politik. Herausforderungen und Erfolge der Projekte werden im Einzelnen dargestellt und übergeordnete Erfolgsbedingungen herausgearbeitet, damit zukünftige Maßnahmen an der TU Dresden und an anderen Hochschulstandorten in Sachsen und bundesweit davon profitieren können. Neben den Projektbeschreibungen enthält der Band einen Überblick zum aktuellen Stand der Theorien des Studienerfolgs, ein aus verschiedenen Perspektiven aufgenommenes und detailliertes Bild der Studierenden der TU Dresden auf Grundlage quantitativ empirischer Analysen und am Ende einen Ausblick auf die Studienerfolgsstrategie der TU Dresden. Das Buch richtet sich zum anderen somit auch an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Lehrende und Studierende der Hochschulund Bildungsforschung sowie der Erziehungswissenschaft und der Qualitätsforschung. Leserinnen und Leser erhalten die Gesamtbilanz einer universitätsweiten Kraftanstrengung. Die Bemühungen zur Steigerung des Studienerfolgs an der TU Dresden stehen aber nicht am Ende. Das vorliegende Buch ist eine Basispublikation für entsprechende Anstrengungen und liefert dahingehende Anregungen.:Christian Schäfer-Hock, Franziska Schulze-Stocker, Henriette Greulich Fünf Jahre Anstrengungen zur Steigerung des Studienerfolgs an der TU Dresden-3 Andreas Sarcletti Studienerfolg und Studienabbruch-21 Robert Pelz, Franziska Schulze-Stocker, Stephanie Gaaw Determinanten der Studienabbruchneigung von Studierenden-53 Christin Engel, Meinhardt Branig Vielfalt als Herausforderung für Studierende und Universitäten-83 Matthias Heinz, Helge Fischer, Robin Heitz, Marcus Breitenstein, Thomas Köhler Das Studienassistenzsystem gOPAL-119 Annegret Stark, Fritz Hoffmann Online-Vorbereitungskurse Mathematik und Physik-153 Marlen Dubrau, Jana Riedel, Corinna Lehmann Flexibles Studieren an der TU Dresden-167 Franziska Schulze-Stocker, Anne-Marie B. Gallrein, Cornelia Blum, Michael Rockstroh, Ariunaa Ishig PASST?! Partnerschaft · Studienerfolg · TU Dresden-189 Petra Kemter-Hofmann, Grit Schuster Übergänge gestalten – Erfolg sichern!-225 Julia Kuß, Anja Abdel-Haq, Anne Jacob, Theresia Zimmermann Entwicklung von Online-Self-Assessments für Studiengänge der Ingenieurwissenschaften an der TU Dresden-241 Constantino Grau Turuelo, Oscar Banos García, Cornelia Breitkopf thermoEint: E-Assessments for International Students in Mechanical Engineering-271 Alice Friedland, Kathleen Oehmichen Studienbegleitende Deutschkurse mit Fachbezug an der Technischen Universität Dresden im Rahmen des Projektes »DaF trifft MINT«-305 Katharina Gabel-Stransky Internationalisierung des Studiums und des Campus durch sprachlich-interkulturelles Lernen (Studi-SPRiNT)-329 Christina Schulz, Christiane Einmahl Praxis statt grauer Theorie-343 Isabell Gall, Anja Schanze, Beatrice Schlegel Mentoring-Tutoring-Coaching-365 Nina Melching Das Schreibzentrum der TU Dresden-393 Henriette Greulich Teils heiter, teils wolkig-427 Christian Schäfer-Hock, Franziska Schulze-Stocker, Henriette Greulich Was bleibt nach fünf Jahren?-441
Seit Beginn der 2000er Jahre, und erneut zunehmend seit der jüngsten Neuzuwanderung ab ca. 2015, richtet sich breite Aufmerksamkeit der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung in Deutschland auf Lernende aus Familien, die hier nicht altansässig, sondern zugewandert sind. Insbesondere die international vergleichenden Large-Scale-Assessment-Studien wie Programme for International Student Assessment (PISA), Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) oder Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS) haben das Interesse der politischen und öffentlichen Sphäre darauf gelenkt, dass migrationsbedingte sprachliche und kulturelle Heterogenität in der Schülerschaft nicht als Problem einer zu vernachlässigenden Randgruppe aufzufassen ist, sondern als Grundproblem von Erziehung und Bildung. Vertreten und begründet wird diese Perspektive in der deutschsprachigen Forschung über Migration und ihre Folgen für Bildung und Erziehung indes seit den 1980er Jahren. Die Autorin wirft zum Zwecke der Einordnung von Perspektiven zunächst einen Blick zurück auf die damit begründete Tradition und ihre allmähliche Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg. Danach stellt sie einige Ergebnisse dar, über die beim gegenwärtigen Stand der Forschung Konsens besteht. Gleichwohl sind durchaus nicht alle Phänomene, die Folgen der Migration für Bildung und Erziehung anzeigen, inzwischen verstanden und erklärt. Mit der Schilderung von zwei Studien, die sich solchen ungeklärten Fragen zuwenden, schließt der Beitrag ab. (DIPF/Orig.) ; Since the beginning of the 2000s, and again increasingly after the recent immigration since 2015, a broader focus of educational science and research in Germany has been on learners from families who have immigrated to the country. The international comparative large scale assessment studies such as Programme for International Student Assessment (PISA), Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) or Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS) in particular have drawn the attention of the political and public sphere to the fact that migration-related linguistic and cultural heterogeneity in the student body cannot be perceived as a problem of a marginal group to be neglected, but as a fundamental problem of education and training. This perspective is represented and justified in German-language research on migration and its consequences for education since about the 1980s. In this contribution, the author first takes a look back at this tradition and its pre-history since World War II – just for the purpose of clarifying perspectives. In the second part, she presents key findings on which there is consensus at the current state of research. Nevertheless, not all phenomena that indicate the consequences of migration for education are understood and explained to this day. The contribution concludes with the description of two studies addressing examples of such unanswered questions. (DIPF/Orig.)
Das Image verschiedener Fächer ist nicht nur aus bildungspolitischer Sicht von Bedeutung. Sie haben auch einen Einfluss auf die generelle Haltung von Schülerinnen und Schülern (im Weiteren Schülern) gegenüber ihren Unterrichtsfächern. Damit sind sie einer von vielen Prädiktoren für das Gelingen geographischer Bildung im Klassenzimmer. Images können im Zuge der Messung von Einstellungsausprägungen operationalisiert und damit zugänglich gemacht werden. Aus For schungssicht ergeben sich folgende Fragen: Welches Bild haben Schülerinnen und Schüler vom Geographieunterricht? Welche potentiellen Zusammenhangsmaße zur Imageausprägung gibt es hierbei? Welche Rolle kommt den Lehrkräften dabei zu? Diesen Fragen wird im Zuge einer quantitativen Studie mit Schülern der Sekundarstufe I in Nordrhein-West falen nachgegangen. Es wird ein Messinstrument konzipiert, das bisherige Teilbefunde zum Fachimage aggregiert und den heutigen Gegebenheiten anpasst. Die Ergebnisse der statistischen Auswertung zeigen, dass das Image insgesamt positiv ist. Schwachstellen bestehen im Bereich der Motivation durch das Unterrichtsfach. Demgegenüber werden die Relevanz, die Wissenschaftlichkeit und das Anforderungsniveau des Fachs positiv bewertet. Als fachliche Facette wei sen die Schülerinnen und Schüler die räumliche Orientierungskompetenz als Alleinstellungsmerkmal des Fachs aus. Hier besteht aber noch weiterer Forschungsbedarf zur Konkretisierung dieser Teilfacette des Fachimages. Im Bereich der Zusammenhangsmaße zeigt sich, dass Alter, Geschlecht und Schulart kaum eine Rolle spielen. Demgegenüber ist die didaktisch-methodische Unterrichtsgestaltung der stärkste Einflussfaktor. Weiterhin wirken auch die Persönlichkeit der Lehrkraft und die allgemeine Einstellung der Schülerinnen und Schüler zur Schule in hohem Maße auf das Fachimage ein. Im Bereich der personenbezogenen Variablen weist nur das allgemeine Interesse an Geographie einen vergleichba ren Effekt auf. Insgesamt scheint das Fachimage damit in großem Maße von außen her beeinflussbar zu sein. Lehrkräfte können somit aktiv an der Imagekonstitution bei den Schülern mitwirken. ; The images of school subjects are of importance not only from an educational policy perspective. They also have an influence on the general attitude of pupils towards their subjects. This means that image is one of many predictors for the success of geographical education in the classroom. That concept of image can be operationalised and acces sible by surveying the attitudes of pupils towards their subjects. What image do pupils have of geography as a school subject? Which factors influence those images? Can images be influenced externally? Which role do teachers have in context of image development? These questions are examined in a hypothesis testing quantitative study on pupils' attitudes within secondary level in North Rhine-Westfalia. For this purpose, a quantitative measuring instrument had to be designed, which aggregates the partial findings about subject attitudes of previous studies and brings them into line with the present circumstances. The statistical analysis and interpretations show that the overall image is positive. There are weaknesses and improvements needed in terms of motivation for geographical topics considering the subject. In contrast, the relevance, scientific character and level of difficulty get positive evaluations by the pupils. Furthermore, the pupils name orientation skills as a distinctive feature of the subject, although there is still great need for further research on this facet of pupils' image of geography. The analysis of influencing factors shows that age, gender and school type don't have great impact on the context of image. In contrast to this the didactical and metho dical planning are the influencing factors with the greatest effect on the image. In addition, the teachers' personality and pupils' overall attitude towards school have great effects on this image. The pupils' overall geographical interest outside of school is another effective factor in terms of personal variables. All in all, it appears that pupils' subject image can be overly influenced externally especially by teaching methods. This allows teachers to be an active part in the concept of image development.
Die Studierendenforschung am HoF Wittenberg ist gekennzeichnet durch eine hohe Kontinuität. Im Beitrag werden vergangene und derzeitige Schwerpunkte der Studierendenforschung dargestellt. In den zurückliegenden Jahren wurden die Studierenden insbesondere unter der Perspektive von Veränderungen des gesellschaftlichen Umfelds, vor allem der demografischen, politischen, wirtschaftlichen und der hochschulischen Bedingungen im Zusammenhang mit dem Bologna-Prozess untersucht. Jenseits der Umsetzung der europäischen Studienreformen wird in absehbarer Zeit von besonderem Interesse sein, inwiefern die mit dem Bologna-Prozess verbundenen politischen Ziele tatsächlich erreicht werden. Welche Inhalte vermittelt das Bachelor-Studium in welcher Form? Werden die zukünftigen Bachelorabsolventen beschäftigungsfähig sein? Kurz: Werden die Studienreformen ein flexibles Studieren ermöglichen, das den Anforderungen des Arbeitsmarktes ebenso wie individuellen Bildungsinteressen entspricht? (HoF/Text übernommen)
The article takes a closer look at the mode of reference to international controversies on educational standards in the German academic debate in favour of their introduction. It argues that the references to the US-American state of the debate are highly selective and do not yet sufficiently address the central issue behind the present American standards-based educational reform: it is embedded in the educational initiative of the current political administration known as the No Child Left Behind (NCLB) Act. The Act is directly linked to a massive national mobilisation and claims to solve the problems associated with equity and quality by holding the educational system and not the individual responsible for test-measured learning outcomes. Hence, performance standards have been linked to high stakes testing rewarding or punishing schools. Even before massive disillusionment with NCLB has set in, critics have warned against the negative effects of high stakes testing especially with regards to students at risk. The example shows that the attempt to force schools to ensure that students meet minimum standards has adverse effects. (DIPF/Orig.)
In der Diskussion um Bedingungen des schulischen Lernerfolgs von Kindern konnte v.a. der Familie als primärer Sozialisationsinstanz eine entscheidende Rolle nachgewiesen werden. Die enge Kopplung von sozialer Herkunft und Schulerfolg hat weitreichende Folgen: Wie anhand der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung wiederholt gezeigt werden konnte, liegen Viertklässlerinnen und Viertklässler aus Elternhäusern der untersten Sozialschicht im Leseverständnis etwa eine halbe Standardabweichung hinter ihren Mitschülerinnen und Mitschülern der obersten Sozialschicht, was in etwa dem Leistungszuwachs eines Schuljahres entspricht. Dies wurde zum Anlass genommen zu analysieren, ob und wie Schule diesem Herkunftseffekt ausgleichend begegnen kann. Dabei wurde der Fokus auf das Konzept der individuellen Förderung gelegt, welches spätestens seit der Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse 2001 starke Popularität erfährt und als Schlüssel zur Lösung bildungspolitischer und pädagogischer Probleme Eingang in fast alle Schulgesetze der Bundesländer erfuhr. Ihr liegt die Annahme zugrunde, dass der heterogenen Zusammensetzung der Schülerschaft durch die Anpassung der Lernsituationen an ihre individuellen Lernvoraussetzungen, Leistungsniveaus, aber auch an ihre Interessen und Begabungen, wie sie die individuelle Förderung charakterisieren, angemessen begegnet werden kann. In den wenigen bisher zu diesem Themengebiet vorliegenden Forschungsarbeiten zeigt sich ein uneinheitliches Bild der Wirkung individueller Förderung, welches v.a. darauf zurückgeführt werden kann, dass ihr unterschiedliche Definitionen unterliegen. Eine Tendenz zeichnet sich dahingehend ab, dass vor allem die affektiv-motivationale Entwicklung der Lernenden von adaptivem Unterricht profitiert, für kognitive Charakteristika des Schulerfolgs konnte dies weniger deutlich festgestellt werden. Offen bleibt bisher, ob individuelle Förderung ebenfalls eine Möglichkeit darstellt, dem Herkunftseffekt ausgleichend zu begegnen. Dabei wird hier auf Grundlage insbesondere von lernpsychologischen und neurowissenschaftlichen Befunden argumentiert, dass neu zu Lernendes an bestehende Wissensbestände anknüpfen und für den Lernenden von Bedeutung sein sollte, damit eine aktive Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand initiiert und Lernprozesse aufrechterhalten werden. Erreicht werden könnte dies durch die Anpassung des Unterrichts an die Lernvoraussetzungen, Fähigkeiten und Interessen der Schülerinnen und Schüler, wie es in individualisierten Settings der Fall ist. Dann – so die Annahme – könnte herkunftsbezogenen Lernbedingungen von Schülerinnen und Schülern weniger prognostische Relevanz für das Lernen und mit ihnen den Schulerfolg beikommen als dies bisher der Fall ist. Ziel dieser Untersuchung war es demzufolge, in einem Mehrebenenstrukturgleichungsmodell die Moderation des Herkunftseffekts durch individuelle Förderung im Unterricht, ebenso wie ihr direkter Einfluss auf Merkmale des Schulerfolgs zu untersuchen. Herangezogen wurden hierfür die Daten der Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung aus 2011. Insbesondere hinsichtlich des Herkunftseffekts ergab sich ein unerwarteter Befund: Dieser variiert – zumindest hinsichtlich des Einflusses der sozioökonomischen Stellung der Eltern und der häuslichen Lesesozialisation auf die Leseleistung und das Leseselbstkonzept – nicht zwischen den Klassen, kann also durch Merkmale, die sich wie die individuelle Förderung zwischen den Klassen unterscheiden, nicht moderiert werden. Mit der Leseleistung der Schülerinnen und Schüler steht das adaptive Unterrichten in einem leicht negativen Zusammenhang, alle anderen diesbezüglichen Effekte unterschieden sich nicht bedeutend von Null. Interpretiert wurde dieser negative Effekt unter anderem dahingehend, dass Maßnahmen der individuellen Förderung möglicherweise gerade dann ergriffen werden, wenn das durchschnittliche Leistungsniveau einer Klasse gering ist. Allerdings können solche Ursache-Wirk-Zuschreibungen anhand von Querschnittdaten nicht überprüft werden. Abgeleitet wurde daraus ein deutlicher Bedarf an vertiefenden Untersuchungen auf Basis von Längsschnittdaten. Darüber hinaus zeigte sich in den theoretischen wie empirischen Betrachtungen dieser Arbeit, dass individuelle Förderung bislang kaum im Unterricht implementiert ist, was vor allem auf das Fehlen eines entsprechenden Konzepts sowie Förderinstrumenten zurückgeführt wurde. Entsprechende bildungsadministrative wie schulpraktische Implikationen dieser Arbeit beziehen sich daher auf die Entwicklung eines solchen Konzepts und entsprechender didaktischer Handlungsrahmen für deren Implementation im Unterricht. Diesen müsste eine empirische Überprüfung ihrer Wirksamkeit und eine dahingehende Anpassung der Lehreraus- und -fortbildung folgen, um den berichteten Unsicherheiten der Lehrenden, Maßnahmen individueller Förderung zu ergreifen, zu begegnen und der bildungspolitischen Forderung nach adaptivem Unterricht nachzukommen. ; In the discussion on conditions of school achievement it is evident that in Germany, achievement and achievement-related attitudes of students are highly influenced by family characteristics such as their socio-economic situation. One predominant finding shows that, in reading literacy, fourth graders with the lowest social background rank about half a standard deviation below children with the highest social background – which equals the learning and achievement gains of one whole year of schooling. Such findings elucidate the significance of the so-called effect of social origin. Hence, the focus of this analysis was put on if and how schools can compensate this effect. With regards to recent discussions that derived from the publication of the PISA results in 2001, the focal point was put on adapted teaching. This didactical approach has gained strong popularity as the key for the solution of educational as well as pedagogical problems and was implemented into nearly all of the sixteen federal school laws in Germany. It is based on the assumption that by adapting the teaching to the learning dispositions, abilities, learning conditions as well as interests and talents of the individual learner, the heterogeneous learning conditions and skill levels that teachers face in classrooms can be met. Research studies that focus on the effects of adapted teaching are scarcely available and show a mixed picture, which can be explained by the varying definitions that underlie the didactical setting. Two tendencies show: Adapted teaching seems to have a slight positive effect on affective-motivational student characteristics; for cognitive aspects, the effect does not show as clearly. Whether adapted teaching can also influence the effect of social origin remained open so far and was subject to the work presented here. Based on psychological and neuroscientific research findings it is argued that the matters to be learned need to be linked to already existing knowledge and of importance to the individual learner for them to actively engage with the matter and to sustain learning processes. This can be achieved by adapting the teaching to the individual learning dispositions, abilities and interests of the students. In theory, such settings might then reduce the prognostic relevance that the social origin has for learning and school achievements of children and young adults. The aim of this study was to analyse the moderating influence of adapted teaching on the effect of social origin as well as its direct influence on characteristics of academic success. Such relationships were tested by multilevel structural equation models on the basis of data from the Progress in International Reading Literacy Study (PIRLS) and its national extension (IGLU-E). Since established frame models of school achievement show that teaching does not directly result in learning outcomes among students, two facets of the perception of the school learning environment were also added to the model. Particularly regarding the effect of social origin, the analysis resulted in unexpected findings: The effect does not differ between classes (at least not for the influence of the socio-economic status and the home literacy environment of families on reading literacy and the self-concept in reading of fourth graders) and as a consequence can't be moderated by school-related characteristics that vary between classes, such as adapted teaching. In addition, adapted teaching shows a negative relationship with the reading achievement of the students; all other related effects do not differ significantly from zero. The negative regression coefficient was (amongst other possible explanations) inversely interpreted: Measures of adapted teaching might be taken especially when the average reading ability of a class is low. However, such cause- and outcome-attributions can't be tested on the basis of cross-sectional data as they are used in the analysis presented in this work; further in-depth studies, especially with longitudinal data are needed. In the theoretical framework as well as in the empirical analysis it furthermore showed that adapted teaching is not yet fully implemented in the classroom. This was attributed mainly to the lack of a corresponding concept and instruments of adapted teaching. Therefore, administrative and practical implications of this study focus on the development of such a concept and related didactical frameworks for its implementation in the classroom. This needs to be followed by an empirical evaluation of its effectiveness and – after its verification – its inclusion in teacher education and training. This, in turn, could not only help to meet the call by educational policy makers but could also support teachers in reducing the insecurity they report when applying measures of adapted teaching.
Mitte der 1970er Jahre entstand an der Universität Konstanz unter Leitung von Helmut Fend die damals größte Untersuchung über Effekte des "Schulsystems" auf Leistung, soziale Förderung und Schulklima, mit der die neue Schulform Gesamtschule dem traditionellen dreigliedrigen Schulsystem gegenübergestellt wurde. Diese von mehreren Kultusministerien initiierten Studien sind nicht nur als Auftragsforschung zu lesen, die den virulenten Gesamtschulstreit in der Bundesrepublik befrieden sollte, sondern im Rahmen einer expandierenden Erziehungswissenschaft auch wissenschafts- und wissensgeschichtlich zu deuten, denn sie schufen durch umfangreiche Datenerhebungen ein neues, von der Bildungspolitik und Bildungsverwaltung nachgefragtes "empirisches" Wissen über die Wirkungen von Schule etwa auf Leistung und die Bedeutung sozialer Herkunft für den Schulerfolg. Um die Daten der "Fend-Studien" aus den 1970er Jahren für historiographische Aussagen über Schulen und herrschende Schulkulturen nutzen zu können, bedarf es einer Rekonstruktion ihres historischen Entstehungskontextes. Hierzu soll in einem ersten Schritt das im Folgenden auszugsweise abgedruckte Zeitzeugen-Interview mit Helmut Fend dienen. Der Beitrag kombiniert ausgewählte Interviewauszüge mit einer jeweils kurzen historischen Kommentierung und trägt auf diese Weise zu einer Kontextualisierung des erhobenen Datenmaterials bei, etwa hinsichtlich der wissenschaftsbiografischen Prägungen und Erkenntnisinteressen von Fend und seiner Forschergruppe, der theoretischen Bezüge, der praktischen Schwierigkeiten der Datenerhebung "im Feld" und der methodischen Möglichkeiten der zeitgenössischen EDV. (DIPF/Orig.) ; In the mid-1970s, the University of Constance launched the biggest assessment of school system effects of the time, chaired by Helmut Fend, focusing on achievement, social intervention and school climate. The project aimed to compare the traditional three-tiered school system with newly established comprehensive schools. Several federal ministries respectively initiated studies. These studies should not only be interpreted as a research commission that was meant to appease the virulent contest surrounding comprehensive schools in the Federal Republic of Germany. Within the context of expanding educational science, the studies can be scientifically and historically interpreted. Comprehensive data was collected and a new empirical knowledge base emerged revealing school effects on achievement and social background for student success. Data from the "Fend study" from the 1970s can be used to gain historiographical information on schools and predominant school climates if the historical context of the data collection is reconstructed. A witness interview with Helmut Fend serves this purpose in a first step. This contribution combines selected extracts from an interview with a brief historical note and thus contributes to a contextualisation of the assessed data material, e. g. with regard to the science background and research interests of Fend and his group, as well as theoretical points of reference, practical implications of data assessment "in the field" and electronic data processing possibilities at the time. (DIPF/Orig.)
Die pädagogische Theorie hat unermüdlich eingeschärft, dass Schüler unterschiedlich für identische Unterrichtsinhalte disponiert sind, was nicht schon mit hoher oder niedriger Begabung zu verwechseln ist. Jeder Lehrer erhält hierzu seinen Anschauungsunterricht. Aber nicht eine daraus zu folgernde Differenzierung wird zugelassen, die es tendenziell allen Schülern auf unterschiedlichem Wege ermöglichte, das für alle als wichtig Erachtete zu lernen. Statt dessen werden Leistungsanforderungen gestellt, die darauf abzielen zu verhindern, dass "alle alles allseitig" lernen. Eine demokratische Schule der allgemeinen Bildung würde, um das zu verhindern, nicht die schweren Inhalte den Schülern leichter machen (können), als sie es sind. Aber sie würde alles zulassen und fördern, was den Zugang zu den Inhalten eröffnet. Sie hätte Interesse an der Bildung des einzelnen, nicht an seiner Skalierung. Die Schule müsste die unterschiedlichen Fähigkeiten und Zugänge zur Sache wirklich (nicht nur auf der Projektspielweise, sondern auch in berechtigungswirksamen Alternativen des Lernens und des Unterrichts) als Kompetenz der Lernenden integrieren. Unsere gegenwärtige Schule spiegelt dagegen ganz die Gesellschaft, von der sie ausgehalten wird. Sie wertet die an symbolisch als hochwertig und schwer durchgesetzten Gegenständen produzierten Sieger des Wettbewerbs ideologisch auf als diejenigen, welche die schweren Inhalte gemeistert haben und denen deswegen ihre Meriten zukommen. Gleichzeitig bringt sie die Mehrheit um ihr Selbstbewusstsein, gleichwertig zur Allgemeinheit gehören zu können, und bringt ihnen bei, das als eigenes Versagen zu akzeptieren. (DIPF/Orig.)