Ziel des Bandes ist es, den gerade begonnen Dialog zwischen Umfrageforschern und kognitiv orientierten Psychologen weiterzuführen. Es wird betont, daß dieser Dialog für beide Disziplinen sehr fruchtbare Ergebnisse bringen könnte. Folgende Themen werden analysiert: (1) Soziale Wahrnehmung und soziale Wirklichkeit im Laborversuch und in der realen Welt, (2) Informationsprozeßtheorie für den Umfrageforscher, (3) die Informationsprozeß-Perspektive, (4) die Rolle des Gedächtnisses bei der Beantwortung von Umfragen, (5) Antwortverhalten in Umfragen, (6) Gedanken, Urteile und Kommunikation in Einstellungsumfragen, (7) eine kognitive Perspektive der Messung von Einstellungen, (8) die informativen Funktionen von Alternativskalen für das Beantworten von Umfragen, (9) Auswirkungen der sozialen Umwelt auf die Eigenwahrnehmung von Interessen in Verwaltung und Öffentlichkeit, (10) Interview-Stil und der soziale Kontext des Interviews in der Umfrage, (11) Perspektiven für die künftige Entwicklung. (HA)
'In den letzten Jahren entwickelte sich eine enge Kooperation von kognitiven (Sozial-) Psychologen und Umfrageforschern, in deren Mittelpunkt die kognitiven und kommunikativen Prozesse stehen, die Antworten von Befragten zugrunde liegen. Wir stellen dieses interdisziplinäre Forschungsgebiet anhand zweier zentraler Fragestellungen vor. Zunächst gehen wir auf die Validität retrospektiver Berichte und ihre Abhängigkeit vom Forschungsinstrument ein. Dabei erweisen sich Verhaltensberichte und nachfolgende Urteile in wesentlichem Maße als Funktion der vom Forscher vorgegebenen Antwortalternativen. Anschließend behandeln wir das Auftreten von Kontexteffekten bei Meinungsfragen und spezifizieren die Bedingungen, unter denen Assimilations- oder Kontrasteffekte als Funktion vorausgegangener Fragen auftreten.' (Autorenreferat)
"Der faktorielle Survey ist eine Methode, mit der Situationen, die komplexe Konstellationen von Merkmalen darstellen, von Befragten im Rahmen eines Interviews bewertet werden. So könnte ermittelt werden, inwieweit die Dimensionen 'Rauchverbot' und 'Anzahl der Personen, die rauchen' für die Geltung einer Nichtraucher-Norm von Bedeutung sind. Hierzu werden die Merkmale (d.h. Ausprägungen) der Dimensionen zu Situationsbeschreibungen kombiniert. Jede der möglichen und sinnvollen Situationsbeschreibungen wird dann von Befragten beurteilt. So könnte eine Situation, in der 'Rauchen verboten' angezeigt wird und in der trotzdem mehr als die Hälfte der anwesenden Personen raucht, danach beurteilt werden, inwieweit eine Person in dieser Situation rauchen darf. Der Aufsatz hat zum einen das Ziel, die Methode des faktoriellen Surveys vorzustellen, die in Deutschland bisher kaum angewendet wurde und die für die Lösung einer Reihe zentraler sozialwissenschaftlicher Fragen angewendet werden könnte. Das zweite Ziel dieses Aufsatzes ist zu zeigen, inwieweit der faktorielle Survey für die Messung von Normen geeignet ist. Wir behandeln im Einzelnen die Schritte bei der Durchführung eines faktoriellen Surveys und diskutieren dabei die jeweiligen Probleme. Schließlich werden zwei neue Computerprogramme vorgestellt, die die Durchführung faktorieller Surveys erheblich erleichtern." (Autorenreferat)
Patientenbefragungen sind ein wichtiges Qualitätsmanagementinstrument für Krankenhäuser. Um valide Daten gewährleisten zu können, sind empirisch abgesicherte Standards zur Durchführung von Patientenbefragungen notwendig. Untersucht werden verschiedene Aspekte der methodischen Befragungsgestaltung hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Befragungsteilnahme. Basis der Untersuchung sind experimentelle Daten zur Teilnahme an zwei schriftlichen, standardisierten Patientenbefragungen. Es zeigt sich, dass mit der poststationären, postalischen Distribution von Patientenfragebögen an die Heimatadresse eine höhere Rücklaufquote erzielt werden kann als mit persönlicher Übergabe des Fragebogens im Krankenhaus. Dabei macht es keinen Unterschied, ob Pflegekräfte oder Ärzte für die Fragebogenübergabe verantwortlich sind. Die Länge des Fragebogens (vier, acht oder zwölf Seiten) führt nur zu geringen Unterschieden der Teilnahmequote. Auch der zeitliche Abstand zur Entlassung (zwischen 2,5 und 16,5 Wochen) ist für den Rücklauf praktisch irrelevant. Von zentraler Bedeutung ist ein mehrstufiges Erinnerungsverfahren (drei postalische Kontakte), mit dem die Rücklaufquote auf 66,4 Prozent gesteigert werden konnte und das sich zudem positiv auf die Repräsentativität der Stichprobe auswirkte. Aus den Untersuchungsergebnissen lassen sich drei zentrale Schlussfolgerungen für die Durchführung von Patientenbefragungen ziehen: a) die Befragung sollte postalisch abgewickelt werden; b) die Länge des Fragebogens ist für die Höhe der Rücklaufquote unerheblich und sollte sich deshalb am inhaltlichen Forschungsinteresse orientieren; c) die Befragten sollten mehrfach kontaktiert werden.
Wer Daten mittels Umfragen erhebt, kennt das Problem: Werden die Fragen des Fragebogens 'gute' Daten liefern, d.h. werden sie zuverlässig das messen, was sie messen sollen und damit reliable und valide Antworten liefern? Heute stehen zur Evaluation von Fragen eine ganze Reihe von Verfahren zur Verfügung. Der vorliegende Beitrag rekapituliert einige der neueren Entwicklungen in diesem Bereich. Die sozialwissenschaftliche Methodenforschung, die im Bereich der Fragebogenkonstruktion durch die Zusammenarbeit mit Kognitionsforschern in den letzten Jahren zu äußerst praxisrelevanten Erkenntnissen kam, bezog seit Mitte der 80er Jahre auch den Pretestbereich mit ein. Diese neuen kognitionspsychologischen Verfahren bieten den Vorteil, Einblick in die Gedankenprozesse der Befragten zu gewinnen, um so Probleme bei Fragen zu identifizieren. Im Gegensatz dazu ist die Identifizierung vom Problemen beim Standard-Pretest ja nur dann der Fall, wenn Befragte selbst um Klärung bitten oder sich offensichtlich falsch verhalten. Insbesondere hat der Einsatz solcher Verfahren dazu beigetragen, Erkenntnisse bei der Beantwortung retrospektiver Fragen zu gewinnen. (ICE)
Wer Daten mittels Umfragen erhebt, kennt das Problem: Werden die Fragen des Fragebogens 'gute' Daten liefern, d. h. werden sie zuverlässig das messen, was sie messen sollen und damit reliable und valide Antworten liefern? Heute stehen zur Evaluation von Fragen eine ganze Reihe von Verfahren zur Verfügung. Der vorliegende Beitrag rekapituliert einige der neueren Entwicklungen in diesem Bereich. Die sozialwissenschaftliche Methodenforschung, die im Bereich der Fragebogenkonstruktion durch die Zusammenarbeit mit Kognitionsforschern in den letzten Jahren zu äußerst praxisrelevanten Erkenntnissen kam, bezog seit Mitte der 80er Jahre auch den Pretestbereich mit ein. Diese neuen kognitionspsychologischen Verfahren bieten den Vorteil, Einblick in die Gedankenprozesse der Befragten zu gewinnen, um so Probleme bei Fragen zu identifizieren. Im Gegensatz dazu ist die Identifizierung vom Problemen beim Standard-Pretest ja nur dann der Fall, wenn Befragte selbst um Klärung bitten oder sich offensichtlich falsch verhalten. Insbesondere hat der Einsatz solcher Verfahren dazu beigetragen, Erkenntnisse bei der Beantwortung retrospektiver Fragen zu gewinnen. (ICE)
The European Social Survey (ESS) micro-level data provide new opportunities for analysis & expansion of international comparative empirical social research, & is well suited for an association of micro- & macro-variables. The ESS's simultaneous execution in multiple countries enables the testing of complex modes, including intra- & intersystemic context factors & macro-effects. The first wave, conducted Sept 2002-Dec 2003 in 22 European nations, addressed the core area of stability & change for a series of socioeconomic, sociopolitical, social-psychological, & sociodemographic variables, with two variable modules that addressed special research questions or current political themes. The data, project information, & other materials are available for interested parties on the project home page. L. Kehl
This article describes and explains a map titled "International Tourism Attractions in Central and Southeastern Europe" which has recently been published in co-operation with the Institute of Regional Geography Leipzig in the framework of the "Atlas of Eastern and Southeastern Europe" edited by the Austrian Institute of East and Southeast European Studies in Vienna. This map is enclosed to this issue of "Europa Regional". The overriding objective in publishing a map devoted to international tourist attractions in East Central and South Eastern Europe was to create a comprehensive and integrated survey that could paint a clearer picture of this large and import ant tourist region than the travel and tourism literature now available on individual countries and regions. One priority in doing so was to compare the density and relative merit of lesser-known international tourism attractions in the former Communist countries of East Central and Southeastern Europe with more familiar and better frequented Western tourist destinations in Italy, Greece, Turkey, Austria and Germany. Such comparisons would hardly be practicable on the basis of the travel literature of similar detail hitherto available on this region as this is generally restricted to a particular country or small group of countries, or indeed just one area, and is often compiled according to specific and therefore varying systems of values. This novel form of comprehensive survey is undoubtedly the most innovative aspect of the map. Although the outcome is in fact the collective effort of a large and multinational group of experts, nevertheless it had to remain to some extent subjective in its assessments due to a lack of complete parity in documentation and selection criteria. The map contains three layers of information: firstly, international tourist attractions, represented by circular symbols in different colours and in four sizes, secondly, a classification of landscape types represented by coloured planes, and thirdly, national parks, indicated by green screens. This article mainly enlarges on the spatial patterns and historical origins of monuments of cultural history in the region relating them to cultural realms and culture flows as well as periods of art history. It concludes with hinting on others factors relevant for the tourism potential of the region besides tourism attractions and with providing some estimate in which segments of Western European travel markets East Central and Southeastern Europe may have comparatively the best prospects.
Referiert werden die methodischen Grundlagen eines Forschungsprojektes zum Thema "Leitbilder der Stadtentwicklung", das von 1985 bis 1987 am Institut für Soziologie der Universität Karlsruhe (TH) durchgeführt wurde. Zunächst wird die Fragestellung vorgestellt. Daraus abgeleitet schien eine Expertenbefragung als die geeignete Methode der Bearbeitung, bei der sich primär das Problem der Auswahl der Experten stellte. Grundlegend für die Gespräche und die weiteren Auswertungsschritte war ein Gesprächsleitfaden, dessen Konzeption beschrieben wird, ebenso wie die weiteren Schritte zur Gesprächsvorbereitung und -durchfuhrung. Drei verschiedene, aufeinander aufbauende Auswertungsphasen, jeweils mit einer Rückkoppelung zu den Experten sind die Besonderheit der Vorgehensweise und begründen die Überschrift "mehrstufige Expertenbefragung".
Die Ausschöpfung gilt als eines der wichtigsten Merkmale zur Beurteilung der Qualität von repräsentativen allgemeinen Bevölkerungsumfragen. Anhand der Ergebnisse der 'best practice' ALLBUS-Erhebungen der Jahre 1994, 1996 und 2000 zeigen die Autoren, dass die üblicherweise geforderten hohen Ausschöpfungsraten bei genauer Dokumentation der Bearbeitung faktisch nicht realisierbar sind. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, inwieweit eine gemeinhin als 'schlecht' angesehene Ausschöpfung auch tatsächlich zu einer mangelhaften Datenqualität führt. Dabei werden drei unterschiedliche Ansätze zur Beurteilung der Ergebnisqualität exemplarisch vorgeführt. In einem ersten Schritt wird ein Abgleich einiger soziodemografischer Randverteilungen der Stichprobe mit dem deutschen Mikrozensus als Referenzstatistik (Nettovalidierung) vorgenommen. In einem zweiten Schritt wird eine (multivariate) Nonresponse-Analyse durchgeführt. In einem dritten Schritt werden schließlich die Effekte der beim ALLBUS üblichen umfangreichen Nachbearbeitung von Adressen, für die bis dahin noch kein Interview realisierte werden konnte, dargestellt. Die Analysen zeigen, dass zufallsbasierte Stichproben auch bei einer Ausschöpfung von weniger als 50 Prozent keine nennenswerten systematischen Verzerrungen aufweisen müssen. Die isolierte Betrachtung der Ausschöpfung erweist sich von daher als ungeeigneter Prädikator für Ergebnisqualität. (ICA2)
'Im vorliegenden Beitrag wird die Stichprobenrealisierung bei einer bundesweiten telefonischen Befragung von in Privathaushalten lebenden alten Menschen (60 Jahre und älter) beschrieben. Dabei steht die Frage nach den Auswirkungen von Proxy-Interviews und Konvertierungsmaßnahmen auf die Zusammensetzung der Stichprobe im Zentrum der Analysen. Ein Vergleich zwischen Personengruppen mit unterschiedlich ausgeprägter Befragbarkeit und Kooperationsbereitschaft zeigt, dass durch die ausschöpfungssteigernden Maßnahmen mehr Hochaltrige, Verheiratete, alte Menschen mit geringer Bildung und geringem Einkommen sowie alte Menschen mit schlechterem Gesundheitszustand in die Untersuchung einbezogen werden konnten. Zudem ergeben sich zum Teil deutliche Unterschiede in der Ausprägung multivariater Zusammenhänge zwischen kooperationsbereiten Befragungsteilnehmern und temporären Verweigerern. Die Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit ausschöpfungssteigernder Maßnahmen zur Reduzierung von durch Ausfällen bedingten Verzerrungen insbesondere bei telefonischen Befragungen alter Menschen.' (Autorenreferat)
Das Forschungsprogramm ALLBUS (Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften) dient dem Ziel, Daten für die empirische Sozialforschung zu erheben und umgehend allgemein zugänglich zu machen. Die Verwendung des ALLBUS in Sekundäranalysen erfordert es, jede Phase des Forschungsablaufs so transparent wie möglich zu machen. Damit die Nutzer des ALLBUS den Prozess der Datenerhebung nachvollziehen und sich kritisch mit den gewonnenen Daten auseinandersetzen können, wird daher auch im vorliegenden Methodenbericht für den ALLBUS 2000 die Konzeption und Durchführung der Studie dokumentiert. Wie jeder ALLBUS enthält auch die Umfrage 2000 detaillierte Informationen zu Einstellungen, Verhaltensweisen und sozialstrukturellen Merkmalen der Bevölkerung in Ost- und Westdeutschland. Die Studie hat jedoch im Unterschied zu den meisten bisherigen ALLBUS-Erhebungen kein explizites Schwerpunktthema. Die berücksichtigten Fragen decken ein breites Spektrum soziologisch relevanter Themenstellungen ab. Der vorliegende Bericht informiert über die Grundkonzeption der ALLBUS- und ISSP-Studien, über das Frageprogramm des ALLBUS 2000 und der ISSP-Module "Soziale Ungleichheit" und "Umwelt", über die erstmals computerunterstützte Durchführung des ALLBUS 2000 (CAPI-Befragung) sowie über das Stichprobenverfahren und die Feldphase des ALLBUS/ISSP 2000. (ICI2)
'Der Literaturbericht gibt einen Überblick über methodische Aspekte der Befragung alter und sehr alter Menschen. Dabei werden die aufgefundenen Forschungsergebnisse und die einschlägige Literatur nach für die Umfrageforschung relevanten Fragestellungen systematisiert. Aufgrund der besonderen Bedeutung dieses Themas gerade für alte und sehr alte Menschen werden aber auch Fragen zur subjektiven Einschätzung des Gesundheitszustandes abgehandelt.' (Autorenreferat)