Behördenkontakte aus der Sicht des Bürgers, gezeigt am Beispiel des Finanzamts.
Themen: Art und Häufigkeit der Kontakte zum Finanzamt; Entfernung zu dieser Behörde; Schwierigkeiten beim Ausfüllen von Formularen für die Einkommenssteuererklärung; Selbsteinschätzung des Kenntnisstands in Steuerfragen; präferierte Informationsquelle in Steuerfragen; erhobene Einsprüche gegen Entscheidungen des Finanzamts und Erfolge dieser Einsprüche; Einschätzung der Steuergerechtigkeit; allgemeine Zufriedenheit mit den Entscheidungen sowie der Bearbeitungsdauer bei den Behörden; Einschätzung des Finanzamts im Vergleich zu anderen Behörden; Beurteilung der Finanzverwaltung und der Finanzbeamten (Skala); Bewertung des persönlichen Kontaktes zum Finanzbeamten im Vergleich zu postalischen Kontakten; Einschätzung der Beeinflußbarkeit von Finanzbeamten und der Abhängigkeitsbeziehung des Bürgers vom Finanzamt; eigene Handlungsfähigkeit gegenüber den Mitarbeitern des Finanzamts; Kenntnisse über die organisatorische Situation und über die Zuständigkeit in der Finanzverwaltung; Einstellung zum Staat und zur Administration (Skala).
Demographie: Alter (klassiert); Geschlecht; Konfession; Religiosität; Schulbildung; Beruf; Berufsgruppe; Einkommen; Berufstätigkeit der Haushaltsmitglieder; Haushaltszusammensetzung.
Interviewerrating: Ort; Beginn und Ende des Interviews.
Beurteilung der Kompliziertheit des Steuersystems in Deutschland und der Notwendigkeit einer Steuerreform. Erwartete Veränderungen bei einer Steuervereinfachung. Präferenz für ein Steuersystem.
Themen: Zahlen von Lohnsteuer oder Einkommensteuer; Umfang der Beschäftigung mit dem Lohnsteuerjahresausgleich; Beschäftigungsdauer mit dem eigenen Lohnsteuerjahresausgleich; Beurteilung der Kompliziertheit des Steuersystems in Deutschland; Notwendigkeit einer Steuerreform; Erwartung von vermehrter Steuergerechtigkeit oder Ungerechtigkeit durch eine Steuervereinfachung; Assoziationen zum Begriff ´Steuervereinfachung´; eigene Opferbereitschaft in Form von Verzicht auf Steuervergünstigungen für das Ziel einer Steuervereinfachung; Präferenz für ein Steuersystem mit niedrigen Einkommensteuertarifen und wenigen Steuervergünstigungen oder für ein gegenteiliges System; Einstellung zu einer verstärkten Pauschalierung (statt Einzelnachweis) zur Steuervereinfachung; akzeptierter Abbau von ausgewählten Vergünstigungen und ausgewählten Pauschalierungen zur Steuervereinfachung; Akzeptanz einer Mineralölsteuererhöhung zugunsten des Wegfalls von Kraftfahrzeugsteuern; Einstellung zu einer vereinfachten Steuererklärung durch den Wegfall von Einzelnachweisen zugunsten eines erhöhten Freibetrages; Einstellung zur Abgabe von Steuererklärungen im Zweijahresrhythmus; Selbsteinstufung der eigenen wirtschaftlichen Lage; Parteipräferenz (Sonntagsfrage); Gewerkschaftsmitgliedschaft; Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl; Wohnstatus.
Beurteilung der Verhaltensweisen des Bürgers beim Behördenkontakt durch Angehörige der Finanzverwaltung. Bewertung der eigenen beruflichen Situation und der Arbeit.
Themen: Die Befragung ist zweigeteilt:
1.) schriftliche Befragung: Die Befragten füllten zunächst einen postalisch zugesandten Fragebogen über ihren beruflichen Werdegang und die wichtigsten Sozialdaten aus. Weitere Themen dieser Befragung waren: Tätigkeitsmerkmale; Beurteilung der Aufstiegsmöglichkeiten; Teilnahme an Fortbildungskursen; Mitgliedschaften.
2.) Mündliche Befragung durch Studenten der Projektgruppe: Arbeitszufriedenheit und Zufriedenheit mit der Dienststelle (Skalen); Charakterisierung des Arbeitsplatzes; Kontakt zu den Kollegen; Anforderungsprofil eines Finanzanwärters; Kenntnisstand im Hinblick auf steuerliche und organisatorische Probleme (Skala) präferierter Arbeitsstil einer Verwaltung; präferierte Form des Informationsflusses bei neuen Gesetzen und Erlassen; Beurteilung der Steuergerechtigkeit (Skala); Beurteilung des Verhaltens des Bürgers gegenüber den Finanzbeamten und Einschätzung der Wirkung von Aussehen und Auftreten des Bürgers auf das Verhalten des Beamten (Skalen); Bereitschaft, den Bürger bei schwierigen steuerlichen Problemen ausführlich zu beraten; Nennung der Gruppen, von denen die meisten Schwierigkeiten zu erwarten sind; Vor- und Nachteile mündlicher sowie schriftlicher Kontakte des Bürgers mit der Finanzverwaltung; Einstellung zur Personalbeurteilung (Skala); vermutete Intentionen von Kandidaten für den Personalrat.
Demographie: Alter (klassiert); Geschlecht; Konfession; Schulbildung; Haushaltszusammensetzung; Berufsgruppe des Befragten; Mitgliedschaft.
Die Steuermoral und die Loyalität des Bürgers dem Staat sowie seinen Gesetzen gegenüber.
Themen: Subjektive Einschätzung der Veränderungen der Steuermoral; Beurteilung von Maßnahmen zur Verbesserung der Steuermoral; Einstellung, eigenes Votum und Entscheidungsgründe bei der Abstimmung zur Steueramnestie.
Demographie: Beruf; Alter (klassiert); Konfession.
Beurteilung der staatlichen Ausgabenpolitik und der eigenen Steuerbelastung.
Themen: Kenntnis der Steuerverteilungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden; bevorzugte Steuerabgabeinstitutionen; vermutete Finanzierungsquellen der öffentlichen Hand neben Steuereinnahmen; Beurteilung der Ausgabenpolitik des Staates und Kenntnisse über die Verwendung der Steuergelder durch den Staat; Steuermentalität sowie empfundene Steuerbelastung und Steuergerechtigkeit (Skala); Kenntnis eigener Steuerabzüge; präferierte Ziele einer Steuerreform; Verhältnis zum Finanzamt und Hilfen bei der Steuererklärung; Beurteilung der Höhe der Steuern in der BRD, in der Schweiz und in Schweden; Einstellung zu einer Erhöhung von Umsatzsteuer oder Einkommenssteuer; Einstellung zu einer Ausweitung von Staatsaktivitäten und zu einer strengeren Kontrolle der staatlichen Ausgaben; Beurteilung der derzeitigen Finanzierung des Straßenbaus; Einstellung zu einer Umwelt- und Bildungssteuer sowie zum Verursacherprinzip im Bereich der Umweltverschmutzung; Zufriedenheit mit den Parteien bezüglich der Steuerpolitik; bevorzugte Instanz zur Kontrolle des staatlichen Ausgabeverhaltens; Kenntnis, Anspruchsprofil und Beurteilung des Bundes der Steuerzahler; Beitrittsinteresse; Mediennutzung.
Einstellung von Geschäftsinhabern zur Finanzverwaltung.
Themen: Einstellung zur Betriebsprüfung durch das Finanzamt; Verhalten der Behörde bei dem Wunsch nach Steuerstundung; allgemeines Verhältnis zur Finanzverwaltung; Entscheidungsverhalten der Finanzbeamten.
Obwohl die Konzepte der Steuerinzidenz und des Steuerwettbewerbs in der finanzwissenschaftlichen Diskussion seit Mitte der 80er Jahre eine wichtige Rolle spielen, sind sie bislang in der deutschen wie angelsächsischen finanzhistorischen Forschung unbeachtet geblieben. Insbesondere die Einbeziehung dieser beiden Aspekte führt jedoch nach einer Untersuchung von Mark Spoerer zu einer differenzierteren und kritischeren Betrachtung der Verteilungswirkungen der Besteuerung im 19. Jahrhundert, die bislang als Erfolgsgeschichte dargestellt worden ist. Das Problem der Steuerinzidenz betrifft die Frage, ob derjenige, der die Steuer an die Finanzbehörden abführt, auch materiell die volle Steuerlast trägt, oder ob er sie ganz oder teilweise auf Kunden bzw. Lieferanten abwälzen kann. In Übereinstimmung mit der finanzwissenschaftlichen Literatur wird angenommen, dass die Gewerbesteuer und die Produktionssteuern (indirekte Steuern) weitgehend überwälzt werden können, die Grund-, Gebäude- und Einkommensteuer dagegen kaum. Steuerwettbewerb findet unter (meist) auf gleicher Ebene angesiedelten Gebietskörperschaften statt, die mittels von ihnen bestimmbaren Parametern der Besteuerung versuchen, mobile Faktoren (meist Kapital) zu halten oder anzuziehen. Nicht der Staat steht im Vordergrund der vorliegenden Untersuchung, sondern der Steuerzahler. Methodische Ausgangspunkte sind die Erschließung neuer Datenquellen, insbesondere aus Archiven, die Nutzung einfacher Verfahren der schließenden Statistik sowie die Ausweitung der Perspektive auf die Steuerinzidenz und die steuerinduzierte Migration mit Steuerwettbewerb als Folge. Angesichts der Vielzahl der deutschen Staatengebilde zwischen 1815 und 1871 war eine Auswahl zu treffen. Die Einbeziehung Preußens begründet Mark Spoerer aufgrund des politischen und wirtschaftlichen Übergewichts. Württemberg bildet das zweite Untersuchungsobjekt, da sein Steuersystem als das konsequenteste der süddeutschen Ertragssysteme angesehen wird und zudem die archivalische Überlieferung ebenso wie die publizierte württembergische Statistik relativ gut ist. In den vier Hauptkapiteln der Untersuchung wird der Blick weniger auf die formalen Aspekte der Besteuerung gelenkt als vielmehr auf ihre effektiven materiellen Auswirkungen und die dahinterstehenden Interessen. Der Schwerpunkt der Studie liegt auf der Entwicklung der Steuerlast, auf der Beurteilung der distributiven Effekte der Steuerpolitik und auf den Ausweichreaktionen der Zensiten. Im zweiten Kapitel werden die Steuerreformen in Preußen und Württemberg diskutiert. Im dritten Kapitel wird die Gesamtsteuerlast in Preußen und Württemberg vorgestellt. In zwei Tabellenübersichten wird die Steuerlast in Preußen für den Zeitraum 1857 – 1913 und für Württemberg für den Zeitraum 1819 – 1913 rekonstruiert, wobei stets auch Steuern der Kommunen und Kommunalverbände mit einbezogen sind, deren quantitative Bedeutung die die ersten beiden Abschnitte der Untersuchung angedeutet wurden . Die Auswahl der Stichjahre richtete sich nach den wenigen Jahren, für die weitgehend vollständige Daten der Kommunalfinanzstatistik vorliegen. Die verhältnismäßig gute Datenlage für die Kommunalsteuern in Württemberg erlaubt, einen wesentlich längeren Zeitraum zu betrachten. Drei Aspekte der Entwicklung der Gesamtsteuerlast werden eingehender diskutiert: die Abgabenlast pro Kopf und im Verhältnis zum Volkseinkommen, die Anteile der drei Gebietskörperschaften Zollverein (bzw. Reich), Staat und Kommunen einschließlich Kommunalverbände und der Anteil der indirekten Steuern an der Gesamtsteuerlast. Im vierten Abschnitt wird die Inzidenz indirekter Steuern diskutiert, wobei insbesondere auf die Rolle der preußischen Mahl- und Schlachtsteuer im preußischen Steuersystem eingegangen wird. Im fünften Abschnitt wird die steuerinduzierte Migration und der Steuerwettbewerb behandelt.
Datentabellen in HISTAT: A.01 Steuereinnahmen und pro-Kopf-Belastung im Deutschen Reich im Jahr 1913 (1913-1913) A.02 Gesamtsteuerlast in Preußen (1857-1913) A.03 Gesamtsteuerlast in Württemberg (1819-1913) Weitere Datentabellen mit Querschnittvergleichen sind auf Anfrage unter der Archiv-Nummer ZA8445 im GESIS Datenarchiv verfügbar.