Governance steht als Oberbegriff für die Gesamtheit der Formen, mit denen das kollektive und interdependente Handeln von Akteuren und Organisationen koordiniert werden kann. Der Governance-Begriff macht auf ein Doppeltes aufmerksam: Kollektives Handeln zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben ist heutzutage in komplexe Strukturen eingebettet und erfolgt über die Kombination unterschiedlicher Steuerungsmodi. Räume und Regionen sind soziale Konstrukte in dem Sinne, als dass sie erst über das soziale Handeln von Akteuren konstituiert werden.
Der Beitrag verortet die Diskussion um Regionalentwicklung in Großschutzgebieten in der politikwissenschaftlichen Diskussion um Governance und Regional Governance. Ziel des Beitrages ist es aufzuzeigen, dass es drei Hauptgründe gibt, warum Governance eine Rolle für Großschutzgebiete spielt: 1. aufgrund eines veränderten Naturschutzverständnisses, 2. aufgrund einer Bedeutungszunahme von Konzepten naturschutzorientierter Regionalentwicklung und 3. aufgrund der zwangsläufigen Umsetzung von Großschutzgebieten im politischen Mehrebenensystem. Empirisch sollen diese Governance-Aspekte anhand des Bundeswettbewerbes "idee.natur" illustriert werden. Deutlich werden soll, dass Governance und Regional Governance wichtige Anknüpfungspunkte für Naturschutz und Großschutzgebiete bieten und es solche Konzeptionen mittlerweile tatsächlich in der naturschutzpolitischen Praxis gibt.
Der Beitrag stellt die Frage, in welcher Weise neue, auf algorithmischer Berechenbarkeit beruhende Instrumente zur Steuerung der Gesellschaft, die das Handeln weltweit agierender Unternehmen prägen, auch von Staat, Verwaltung und Politik genutzt werden können und dürfen. Diese Instrumente werden gekennzeichnet und in Verbindung gebracht mit heutigen öffentlichen Aufgaben. Auf der Grundlage eines Prinzipmodells menschlichen und maschinellen Agierens werden einige ihrer unmittelbaren und mittelbaren Folgen erörtert, wobei auf den Stand gegenwärtiger Überlegungen zur Ko-Evolution von Gesellschaft und "Digitalisierung" eingegangen wird. Abschließend werden einige Grundsätze für die Nutzung der neuen Steuerungsinstrumente formuliert.
Umstrukturierungen führen in den letzten Jahren zu veränderten Anforderungen an Wissen-schaftsorganisationen und Gleichstellungspolitiken. Neue Reputations- und Erfolgskriterien, veränderte Standards für wissenschaftliche Tätigkeiten und Evaluationssysteme werden implementiert. Gleichstellungsvorgaben spielen in den Wettbewerb um materielle und symbolische Ressourcen hinein. Die Beiträge des Sammelbandes nehmen den Zusammenhang von veränderter Governance und Gleichstellung in der Wissenschaft aus unterschiedlichen Perspektiven in den Blick. Der Sammelband geht auf einen Forschungsworkshop im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes "Neue Governance und Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft" (01FP1510), der am 4./5. Juli 2016 in Köln stattfand.
Der Beitrag untersucht die Umsetzung und Wirksamkeit der Europäischen Struktur und Investitionsfonds im Hinblick auf Regionale Governance. Die Fragestellungen werden anhand der Entwicklungsprozesse in zwei Grenzgebieten in Bayern, dem Landkreis Cham an der bayerisch-tschechischen Grenze und dem Landkreis Oberallgäu an der bayerisch-österreichischen Grenze, untersucht. Der Fokus liegt dabei auf LEADER (dem EU-Programm für ländliche Räume) und INTERREG/ETZ (dem EUProgramm für territoriale Zusammenarbeit). Es wird versucht, über einen explorativen Erfahrungsbericht Indizien und Strukturmuster der operativen Umsetzung zu erkennen. Obwohl beide Instrumente insgesamt positive Wirkungen in den bayerischen Grenzregionen zeigen, ergeben sich eindeutige Ergebnisse dahingehend, dass es an manchen Stellen zu nicht gewollten Governance-Fehlern und damit zu Effizienzverlusten kommt. Vor allem nicht-durchgängige Förderbedingungen und Förderziele stellen ein Problem dar, jedoch sind auf regionaler Ebene kreative Anpassungen von Projektideen an die Themen- und Zielkonzepte zu erkennen. Deshalb plädieren die Autoren für mehr Vertrauen in die endogenen Potenziale der Regionen, auch in der grenzübergreifenden Zusammenarbeit. Um Reibungsverluste zu vermeiden und die Effektivität der Instrumente zu erhöhen, ist gleichzeitig eine stringente Strategieorientierung weiterzuverfolgen.
Der Beitrag setzt sich kritisch mit dem neuen raumwissenschaftlichen Leitbegriff "Transformation" auseinander, indem das zugrunde liegende Begründungsnarrativ - das Anthropozän - in den Blick genommen wird. Geschieht dies nämlich nicht, so unterliegt die raumwissenschaftliche Forschung der Gefahr, zu einer a-politischen, räumlich undifferenzierten und eurozentrischen Governance- und Transformationsforschung beizutragen. Stattdessen schlage ich vor, das Politische und Fragen der Macht stärker in den Fokus des theoretischen, methodischen und empirischen Interesses zu rücken und eine generelle Ungleichheitsperspektive einzunehmen. Pluralität und Diversität (in sozialer und räumlicher Perspektive sowie mit Blick auf die Produktion von Wissen) werden so zu zentralen querliegenden Dimensionen einer raumwissenschaftlichen Governance- und Transformationsforschung, die vom Wesen her reflexiv angelegt sein sollte.
In diesem Beitrag wird in einem ersten theoretisch-konzeptionellen Ansatz "Grenzüberschreitende Zusammenarbeit" mit "Europäischer Raumentwicklung" und den diesbezüglichen Theorien, basierend auf politikwissenschaftlichen Ansätzen, in Bezug gesetzt und als Anwendungsfeld der europäischen Raumentwicklung charakterisiert, auf welches mehrere Einflussfaktoren wirken. Von diesen Faktoren werden die Bereiche Europäische Integration, Neuer Regionalismus, und Governance näher erläutert.