Warlords: eine Problemskizze
In: Comparativ: C ; Zeitschrift für Globalgeschichte und vergleichende Gesellschaftsforschung, Band 9, Heft 5/6, S. 187-205
ISSN: 0940-3566
Angesichts einer neuen Unübersichtlichkeit, die die Kriege und politischen Konflikte der Gegenwart kennzeichnet, werden im vorliegenden Beitrag die Figurationen der "Warlords" betrachtet. In entwicklungssoziologischer Hinsicht stellen die Warlordgebilde insofern eine Herausforderung dar, als sie in Raum und Zeit verstreut auftauchen. Sie sind dispersiert und diskontinuierlich und weisen nicht immer die Spuren ihrer Vorgänger auf. Aus der Perspektive des Staates handelt es sich bei den Warlordfigurationen um typische Bifurkationsphänomene, obwohl sie nicht in das allgemeine Schema passen, wonach sich die Entwicklung einer Gesellschaft durch Brüche, Revolutionen oder transformative Schwellen vollzieht. Die Entwicklungspotenziale der Warlordfigurationen liegen dagegen in ihrer Fähigkeit zur Gewaltorganisation und zum Gebrauch der organisierten Gewalt für die Kontrolle von Märkten. Um die außerstaatlichen Kriegführungen seit 1800, die gemeinhin mit dem Begriff der "Warlords" verbunden werden, zu verdeutlichen, geht der Autor auf Beispiele aus Asien, Afrika, Europa und Lateinamerika ein. Sein Interesse gilt dabei weniger den Motiven und Absichten einzelner Warlords, im Vordergrund stehen entwicklungssoziologische Fragen nach der ungeplanten Verflechtungsordnung der Warlords, ihren Figurationen und den anthropologischen Aspekten ihres Wandels. (ICI2)