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In den Sozialwissenschaften werden sowohl begrenzte, zweckrational organisierte Teilbereiche als auch die Gesamtgesellschaft mit Hilfe von Systemtheorie und Kybernetik zu erfassen versucht. Die lebhafte Rezeption der Kybernetik war und ist von großen Hoffnungen und auch von prinzipieller Kritik begleitet. Der vorliegende Beitrag behandelt vor allem methodologische und erkenntnistheoretische Fragen der Anwendung kybernetischer Systemtheorie. Kritisiert wird insbesondere, daß viele Sozialwissenschaftler (Apologeten und Kritiker der Kybernetik) die zentralen Bestandteile der Kybernetik zu stark simplifizieren. Diese reduktionistische Rezeption wird am Beispiel der Probleme Systemfestlegung, Systemdynamik und Systemkomplexität beschrieben. Ausführlich wird unter anderem der systemtheoretische Ansatz von N. Luhmann kritisch dargestellt. Besondere Beachtung widmen die Autoren der oft gestellten Frage, ob sozialer Wandel kybernetisch erfaßt werden kann. Der pauschale Vorwurf des Konservatismus gegenüber der Kybernetik wird abgelehnt; gerade die kybernetische Theorie sei aufgrund ihrer Komplexität besonders geeignet, dynamische Phänomene zu beschreiben. Allerdings müsse die Kybernetik als strukturwissenschaftliche Disziplin behandelt werden, während oft der Fehler gemacht würde, strukturierte Realität und analoge Modellstruktur gleichzusetzen. Die Anwendung strukturwissenschaftlicher Modelle in den Sozialwissenschaften ist generell noch kaum wissenschaftstheoretisch erarbeitet. Die Autoren versuchen eine wissenschaftstheoretische Positionsbestimmung der Kybernetik und kommen vor allem zu dem Ergebnis, daß Analogisierungen zwischen sozialwissenschaftlichen und kybernetischen Aussagen unbedingt modelltheoretisch expliziert werden müssen; andererseits bleibt die Reichweite der Aussagen unbekannt. Wesentlich bei der Bewertung kybernetisch orientierter Modelle ist die analytische Trennung von Kybernetik als methodischem Instrument und den zugrundeliegenden sozialwissenschaftlichen Theorien (und ihren ideologischen Aspekten). Ausgehend von dieser analytischen Trennung werden Leitfragen zur Beurteilung kybernetischer Modelle formuliert. (JL)

Das Verhältnis der Wissenschaftssprache zur Umgangssprache wird wissenschaftstheoretisch betrachtet und mit dem Begriffspaar Objektsprache und Metasprache beschrieben. Die "Vergesellschaftung wissenschaftlichen Denkens" wird anhand des Werturteilsproblems dargestellt, wobei besonders an den Thesen von Hans Albert angesetzt wird. Unter Hinweis auf die "Subjekt-Objekt-Problematik" in der Setzung soziologischer Grundbegriffe wird für eine stärkere Einbeziehung sprachlogischer Überlegungen in die Wissenschaftstheorie und -praxis plädiert. (WZ)

1. Neue Betrachtungen über die Ziele und Aufgaben der Wissenschaftstheorie -- 2. Wahrscheinlichkeit -- 3. Theoretische Begriffe als wissenschaftstheoretisches Problem -- 4. Induktion -- 5. Überblick über den Inhalt des ersten Halbbandes -- 0. Das ABC der modernen Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik -- A. Grundbegriffe -- B. Weiterführung der Theorie für den diskreten Fall -- C. Weiterführung der Theorie für den kontinuierlichen Fall -- D. Einige Blicke in höhere Gefilde.

Die "politische Philosophie" des "kritischen Rationalismus" resultiert aus der Übertragung der wissenschaftstheoretischen Grundsätze dieser Richtung in den Bereich der Politik. Kritische Rationalität als allgemeines "adäquates Problemlösungsverhalten" stellt sich für Popper politisch als "Stückwerk-Sozialtechnologie" dar. Das Gesellschaftsbild des "kritischen Rationalismus" ist das eines methodischen Individualismus, der vom "Antagonismus sozialer Interessen" in der Klassengesellschaft abstrahiert. Popper liefert damit die adäquate Ideologie des "wissenschaftlich-technischen Zeitalters". (WZ)

Der Verfasser kritisiert die Art und Weise, in der Rodax und Spitz in der im Untertitel bezeichneten Untersuchung Analysemethoden eingesetzt haben. Er bemängelt insbesondere den teils ungenügenden, teils fragwürdigen theoretischen Hintergrund bei der Verwendung der Cluster- und Pfadanalyse. (WZ)

Der im Zuge der Studentenbewegung und im Rahmen der Bemühungen um eine "Neudefinition des Wissenschaftsbegriffs" entstandenen Konzeption der Aktionsforschung ist es bisher nicht gelungen, die angestrebte "gleichberechtigte Kooperation mit den Feldsubjekten" im Forschungsprozeß zu realisieren. Eine an den Bedürfnissen der Betroffenen ansetzende Aktionsforschung muß sich an Bedürfnissen und Programmen der "Basis-Gruppen" orientieren, mit denen sie im Forschungsprozeß zusammenarbeitet. In einem solchermaßen konzipierten Forschungsprozeß nimmt der Wissenschaftler die Stellung eines nach beiden Seiten arbeitenden Vermittlers "zwischen Wissenschaftssystemen und Projektpraxis" ein. Gegenwärtig in der Diskussion befindliche Verfahren qualitativer Forschung mit heuristischer Orientierung halten an der "grundsätzlichen Distanz zur Praxis" fest und verweisen im Endeffekt wieder auf das Konzept der Aktionsforschung. Die in der Aktionsforschung beabsichtigte Praxisorientierung von Wissenschaft darf nicht nur eine "methodische Frage der Gestaltung von Forschungsbeziehungen" sein, sondern muß inhaltlich "Menschen unter der Perspektive selbstverantworteter Praxis" betrachten (Paradigmenwechsel zu einer handlungstheoretischen Programmatik vom Menschen). (WZ)

Die Verfasser erörtern vor allem Fragen der "Dialektik" von Regional- und Gesamtgeschichte, der Herausarbeitung der gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten in der Mannigfaltigkeit lokaler Ereignisse und Prozesse, Möglichkeiten und Aufgaben in der Auseinandersetzung "mit der reaktionären bürgerlichen Ideologie", die enge Verbindung und Wechselwirkung von Forschung und Propaganda sowie die Zusammenarbeit von Historikern, Gesellschaftswissenschaftlern und historisch Interessierten in den Geschichtskommissionen der SED, der Gesellschaft für Heimatgeschichte im Kulturbund und in anderen Gremien. Zur Orientierung werden die grundlegenden geschichtswissenschaftlichen und biographischen Veröffentlichungen empfohlen, aber gleichzeitig wird moniert, daß aus solchen Standardwerken "schematische Gliederungspunkte, Kapitelüberschriften oder Auszüge" übernommen oder einfach zitiert werden; ebenso werden Auffassungen kritisiert "die regionale Geschichte gewissermaßen vereinfacht als aufgeschlüsselte Nationalgeschichte, als deren Anhängsel oder Illustrationsobjekt zu betrachten" (S. 602). (NW-IGW)

Der Autor versucht eine Antwort auf die Frage, ob Maschinen Funktionen ausüben können, die Prärogative der Menschen sind. Diese Frage zielt nicht so sehr auf die Maschine, sondern auf die Analyse des menschlichen Verstandes. Bei den bisherigen Vergleichen zwischen Mensch und Maschine wurde der menschliche Verstand nicht komplex begriffen, sondern einzelne Merkmale auf die entsprechenden maschinellen Fähigkeiten bezogen. Verstand ist aber eine integrale Kategorie. Theorien, die Mensch und Maschine gleichsetzen, begreifen den Verstand als kybernetische Kategorie, nicht als philosophische. Der Hauptunterschied zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz liegt in der unbedingten Zielvoraussetzung für maschinelle Tätigkeit. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist, daß Maschinen keine Kollektive im Sinne von menschlichen, gesellschaftlichen Zusammenschlüssen bilden können. Die Verabsolutierung des kybernetischen Aspekts und Vergleichs geht von der Hypothese der "ontologischen Primitivität" der Welt aus. (BG)

Artus bezieht sich auf eine Arbeit von Karl-Otto Hondrich (Systemanalyse, Politische Ökonomie, Bedürfnistheorie. Zur forschungspragmatischen Integration divergierender Theorieansätze). Die Tatsache, daß Auseinandersetzungen um theoretische Grundlagen der Soziologie eher zur Verhärtung der divergierenden Standpunkte geführt haben, macht es notwendig eine Basis für Verständigungsmöglichkeiten zu suchen, die eine fruchtbare Auseinandersetzung schaffen könnte. Hondrichs Konzeption dazu hält Artus für verdienstvoll, gleichzeitig aber auch für illusorisch. Trotz der diesem Versuch gebührenden Anerkennung bleibt Hondrichs Arbeit unbefriedigend für Artus, der die Ursachen dafür zu analysieren versucht und dann in Ansätzen zeigt, daß eine formale, theoretische Lösung durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Das Grundpostulat des Programms, das Hondrich anführt, soll dabei nicht aufgegeben werden: Verständigung bei voller Beibehaltung der Radikalität des Denkens. Artus glaubt, daß eine formale und inhaltliche Lösung nicht isoliert, sondern nur in engstem Zusammenhang miteinander sinnvoll und im Hinblick auf die Soziologie als ganze möglich sind. Nur so eröffnen sie die Perspektive einer Einheit der Soziologie, ohne damit die Spezifität der Ansätze in der allumfassenden Identität einer Soziologie schlechthin aufzuheben. (MW)

1. Notwendigkeit und Stellenwert einer Kritischen Politikdidaktik: ein Problemaufriß -- 2. Kritische Politikdidaktik als wissenschaftliches und soziales System: die Ebene der Rahmenbedingungen -- 3. Dimensionen des Erkenntnisinteresses einer Kritischen Politikdidaktik: zur gegenstandstheoretischen Relevanz der wissenschaftstheoretischen Ebene -- 4. Aufgaben einer Kritischen Politikdidaktik: die Elemente einer praxisorientierten Gegenstandstheorie -- 5. Propädeutische Problemfeld-Skizzen einer Kritischen Politikdidaktik: der Bezug zum konkreten Handlungszusammenhang -- 6. Ausblick -- 7. Anmerkungen -- 8. Literaturverzeichnis -- 9. Sachregister.

Spenglers Versuch, die Krise der Gesellschaft aus dem gestörten Verhältnis von Mensch und Natur zu bestimmen, wirft ein Problem auf, dessen Bearbeitung bis heute noch aussteht. Auf diese These folgt eine zweite, nach der die objektive Möglichkeit der Reaktualisierung des methodologischen Gegensatzes von Leben und Tod innerhalb der Ökologiebewegung besteht. In der Spenglerschen Kritik wird ein rationaler Kern in bezug auf die Krise der Wissenschaft, der Physik seiner Zeit, erkannt, jedoch wird seinem vitalistischen Einspruch der Physik, seiner Interpretation der Entropie als Degradation und Tod keine Gültigkeit mehr zugestanden. Spengler wird vorgeworfen, daß er in unzulänglicher Weise seine Wissenschaftskritik zu einem schrankenlosen Antirationalismus universalisiert. In der neueren wissenschaftstheoretischen Diskussion (J. Prigogine u.a.) werden Belege für die objektive Möglichkeit einer Durchbrechung des Dualismus von Geist und Naturwissenschaft und zu einer Natur und Gesellschaft verbindenden Konstitutionskritik der Naturwissenschaft gefunden. An diesem Stand der Diskussion gemessen kritisiert der Autor die Theoretiker der Ökologiebewegung. (RU)

Die Verfasser verteidigen die methodisch-inhaltliche Anlage ihrer Untersuchung über "Soziale Determinanten des Schulerfolgs bei Viertklässlern" gegen die vorstehend abgedruckte Kritik von Mundt. Sie erläutern nochmals die Verwendung der Cluster-Analyse zur Klassifizierung von Wohnblöcken und das den gewonnenen Ergebnissen zugrundeliegende "kausal-theoretische Strukturmodell". (WZ)

In dem Beitrag geht es um die Frage, ob Max Weber als geschätzter Ahn und Hausgott im Siegestempel der modernen Sozialwissenschaft richtig plaziert ist. Dabei wird die Absicht verfolgt, herauszubekommen, welche leitende Frage und Absicht dem Werk M. Webers als Ganzem zugrundeliegt. Es wird unter Berücksichtigung der gesamten Schriften nachgewiesen, daß das zentrale Interesse des Werks, in fachwissenschaftlich-methodischer Disziplinierung, dem "Menschentum" gilt. Mit diesem Ziel hatte Weber sein Erkenntnisziel, frei von jeder Exaltiertheit, exakt auf jener Höhe angesetzt, wo es nach seiner Wissenschaftslehre anzusetzen war. Es gibt bei Weber keine Diskrepanz von "Werk" und "Person". (RW)

Der Beitrag nimmt das Problem des Verhältnisses von Einstellung und Verhalten und die daraus sich ergebenden methodischen Implikationen aus der Sicht der Psychologie auf. Nach einer begrifflichen Klärung werden Verfahren der psychologischen Einstellungsmessung dargestellt und ihr Verhältnis zum soziologischen Konzept der subjektiven Sozialindikatoren diskutiert. Die anschließende Analyse des Verhältnisses von Einstellung und Verhalten ist Grundlage der Diskussion von zwei Modellen der Verhaltensprognose aus Einstellungsmessungen. (MH)

Der Verfasser erläutert das demoskopische Instrument "Wahltagbefragung" und bestimmt den wissenschaftlichen Stellenwert, den es aufgrund im Vergleich zur Meinungsumfrage "härterer" Datenbasis und hoher "prognostischer Genauigkeit" für die Wahlsoziologie hat. Er setzt sich dann mit der Auffassung auseinander, mit der "Aussetzung der Nachfrage" sei "ein bedeutendes Instrument der Wahlanalyse zerstört worden". Während die Wahltagbefragung durchaus als sinnvolles Instrument angesehen wird, sieht der Verfasser die Wahlnachfrage hauptsächlich als im "von Scheinkonkurrenz, Schnelligkeit und Spannung bestimmten Medieninteresse". Kritisch wird die Wahlberichterstattung von ARD und ZDF wie auch der "eminent politische Charakter der professionellen Meinungsforschung" beurteilt. Eine "Verwendung der Nachfrage-Ergebnisse am Wahlabend im Fernsehen" wird als Schritt auf dem Weg zur "Teledemokratie" abgelehnt. (WZ)