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Die "Kritische Psychologie" wendet sich gegen die traditionelle Schulpsychologie als Anpassungs- und Herrschaftswissenschaft und beansprucht, mit der "Subjektwissenschaft" eine grundlegende Neuformulierung der Psychologie erarbeitet zu haben. Den Grundbegriff der "restriktiven Handlungsfähigkeit" hat Klaus Holzkamp eingeführt, um "formationsspezifisch Erscheinungsformen menschlicher Subjektivität in der bürgerlichen Gesellschaft" zu analysieren. Im Rahmen dieses Ansatzes beschreibt der vorliegende Beitrag die "asozialen Arbeits- und Lebensbedingungen" eines "konkurrenzlosen" Neoliberalismus, der gleichermaßen gegen die "asiatischen Verzichtgesellschaften" wie die "nordamerikanische Marktrationalität" aufrüstet. Gefordert wird ein "dringend notwendiger Mentalitätswandel" (Roman Herzog), d.h. die Etablierung einer spezifischen Persönlichkeitsstruktur und -verfaßtheit. Insgesamt wird der "vollflexible Dienstleistungsmensch" angestrebt, der seine Kraft darauf verwenden muß, sein Existenzminimum "zusammenzuputzen" und dies zugleich als "freies Unternehmertum" versteht. (ICA)

Die historischen Meistererzählungen ('master narratives') werden in der letzten Zeit im Namen der Postmoderne einer radikalen Kritik unterworfen, was als Symptom einer Identitätskrise im Selbstverständnis der westlichen Kultur gewertet werden kann. Auf dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und Fragmentierungen in der wissenschaftlichen Historiographie verfolgen die Autoren mit ihrem Beitrag das Ziel, die Konstruktionsmechanismen und Produktionsverhältnisse von historischen Meistererzählungen aufzudecken, um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der westlichen und östlichen Geschichtssysteme beschreibbar zu machen. Sie gehen von der Annahme aus, dass die Verwandlung von Vergangenheit in Geschichte als eine von den jeweiligen Sinnhorizonten abhängige Konstruktionsleistung in beiden Geschichtssystemen notwendig an narrative Strukturen gebunden ist. Die Meistererzählungen lassen sich dabei nur durch eine kombinierte Analyse von Textstrukturen einerseits und sozialer Geltung andererseits untersuchen und somit für eine komparatistische Erforschung aufbereiten. Die Autoren geben ferner eine Einführung in die Beiträge des vorliegenden Heftes, in welchen die Bedeutung von historischen Meistererzählungen am Beispiel von Fallstudien aus Ost- und Westeuropa aufgezeigt wird. (ICI2)

In seiner Studie über benachteiligte Gruppen in den neuen Bundesländern - vor allem in Sachsen-Anhalt - hat der Verfasser 1405 Männer und Frauen nach ihrer Einstellung und ihrem Verhalten gegenüber Menschen gefragt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht voll in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens integriert sind: Arbeitslose, Behinderte, alte Menschen, aber auch Schwule und Lesben, Drogenabhängige oder Opfer von Straftaten. Der Verfasser kam zu interessanten, wenn auch widersprüchlichen Ergebnissen. Eine große Mehrheit der Befragten erklärte sich solidarisch mit Personen deutscher Nationalität, die unverschuldet in Schwierigkeiten geraten oder behindert sind. Starke Ablehnung wurde gegen Ausländer, Schwule, Lesben und Drogenabhängige geäußert. Ungefähr dreißig Prozent der Befragten - unter ihnen auch Anhänger linker Parteien - äußerten extrem fremdenfeindliche oder offen rassistische Einstellungen. (ICEÜbers)

"Auf der Grundlage einer schriftlichen Befragung von ca. 6000 Unternehmen in zehn europäischen Ländern wird der Frage nachgegangen, ob und wie das Konzept Gruppenarbeit in den europäischen Betrieben Verbreitung gewonnen hat. Dabei werden vor allem drei Aspekte berücksichtigt. Zunächst wird nach der Verbreitung von Gruppenarbeit gefragt sowie danach, wie weitgehend das Konzept umgesetzt worden ist. Die betrieblichen Motive zur Einführung von Gruppenarbeit werden beleuchtet, wobei besonders interessiert, ob Humanisierungsaspekte noch eine Rolle spielen oder ob es nur noch um die Produktionsorganisation geht. Schließlich wird die Frage beantwortet, welche ökonomischen Effekte der Einführung von Gruppenarbeit zugeschrieben werden." (Autorenreferat)

"Das Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit ist nun anderthalb Jahre alt - Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Es wird versucht, das Ziel des Bündnisses, der Abbau von Arbeitslosigkeit, die Sicherung vorhandener und der Aufbau neuer Beschäftigung, auf dem Wege tripartistischer Konsensstrategien umzusetzen. Die Autorin diskutiert die Voraussetzungen, die Struktur und die bisherigen Ergebnisse des Bündnisses. Hierbei werden sowohl die Defizite des Bündnisses als auch seine Möglichkeiten als Reflexionsebene für die beteiligten Akteure und ihre Organisationen zu dienen, deutlich. Das Bündnis wird als dynamischer Prozess und als Chance betrachtet, überkommene Handlungsmuster zu überdenken und einen umfassenden Modernisierungsprozess - sowohl auf Seiten der beteiligten Spitzenverbände als auch auf Regierungsseite - fortzuführen." (Autorenreferat)

Der Autor setzt sich in seinem Beitrag mit den politischen Erklärungen der vierzehn Staats- und Regierungschefs aus Europa, Nord- und Südamerika, Afrika und Ozeanien kritisch auseinander, welche bei ihrem Treffen am 2. und 3. Juni 2000 in Berlin über "modernes Regieren im 21. Jahrhundert" diskutierten. Er beleuchtet die historischen Zwänge für ein notwendiges Umdenken in der Politik, wenn "modernes Regieren" auf der Verwirklichung von Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit beruhen soll. Eine wesentliche Bedingung hierfür ist der Abbau und die Konversion von Rüstungen, die Vernichtung aller nuklearen Waffenpotentiale und eine Verabschiedung von der verfehlten Machtpolitik imperialistischer Großmächte des 20. Jahrhunderts. Die bestehende NATO-Doktrin produziert jedoch Ziel-Mittel-Konflikte für "modernes Regieren" und forciert durch ihren Anspruch auf politische und militärische Weltbeherrschung eine neue Rüstungsspirale. Auch die geplante Bundeswehrreform gemäß den Positionen der "Weizsäcker-Kommission" und der Reformvorschläge im jüngsten "Scharping-Papier" widerspricht dem modernen Regieren in einer Zivilgesellschaft. (ICI)

"Für den 24. Deutschen Jugendgerichtstag 1998, veranstaltet von der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V., erstellte das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) eine Studie 'Ausgrenzung, Gewalt und Kriminalität im Leben junger Menschen - Kinder und Jugendliche als Opfer und Täter', die einen umfangreichen Literaturüberblick mit reichhaltigen eigenen Auswertungen verbindet. In ihrer Zusammenfassung nimmt sie geradezu den Charakter eines autoritativen Gutachtens für den Jugendgerichtstag an. Die Studie bezieht klare rechtspolitische Stellung: Jugenddelinquenz nimmt nach Häufigkeit und Deliktschwere ab, entgegengesetzte Beobachtungen beruhen auf statistischen Verzerreffekten. Die Politik der Entkriminalisierung von Jugenddelinquenz soll entsprechend unbeirrt fortgesetzt werden. Die Lektüre zeigt einen großen Reichtum an statistischem Material, und einen ebenso großen Reichtum an schweren, zum Teil unverzeihlichen methodischen Auswertungsfehlern. Zu mehreren Gelegenheiten werden möglicherweise unerwünschte Befunde explizit nicht mitgeteilt. Die Zusammenfassung der Studie für den eiligen Leser weicht erheblich vom Haupttext ab, was das Vertrauen in die wissenschaftliche Solidität der Untersuchung weiter untergräbt." (Autorenreferat)

Transnational policy networks appear to be an attractive common subject of both public policy & international relations, if we are interested in the consequences of globalization on public policy-making capacities. The article focuses on the confrontation between approaches that propose these networks as a new governance instrument & a more critical analytical perspective. Based on a theoretical model that analyzes transnational policy networks as interorganizational resource exchanges, empirical illustrations from the following research areas are presented: cooperation in border regions, transnational advocacy NGOs in human rights protection, & multilevel governance in the European Union. The article concludes that transnational policy networks are only relevant under very specific empirical conditions. Furthermore, the possibility to regulate these networks is severely limited. Finally, transnational policy networks raise important questions of democratic legitimacy. Adapted from the source document.

Gegen die reine neoliberale Lehre gibt die Autorin (Minister for E-Commerce und Small Business in Großbritannien) zu bedenken, dass der Markt in Institutionen eingebettet ist, die selbst nicht nach Marktgesetzen funktionieren. Vertrauen ist hier z.B. eine Komponente und wie wirtschaftswissenschaftliche Untersuchungen zeigen, sind Investitionen in soziales Kapital für eine florierende Wirtschaft ebenso wichtig wie Investitionen in Aktien und Kapital. Die Triebkräfte der New Economy sind damit weniger Kapital, sondern Innovation und Wissen. Einige Autoren prägen den Ausdruck der "schwerelosen" Ökonomie, in welcher der Wert zunehmend in unsichtbare Größen eingebettet ist: Sofware-Know-how, Design und Markenname. Die Autorin betont insbesondere für die New Economy den Ausgleich zwischen globaler Dynamik und sozialer Gerechtigkeit als Herzstück der neuen Mitte-Links-Politik. (ICA)

Der Verfasser zeichnet zunächst die verteidigungspolitische Weichenstellung in der jungen Bundesrepublik der 50er Jahre nach. Im Vergleich mit den Jahren des Kalten Krieges konstatiert er heute ein grundlegend gewandeltes internationales Umfeld, das durch schwindende Bedrohung, die Stärke des nordatlantischen Bündnisses und einen Wandel der verteidigungspolitischen Aufgabenstellung von der Landesverteidigung zur Krisenintervention gekennzeichnet ist. Wie in der aktuellen Diskussion um eine Bundeswehrreform deutlich wird, will jedoch - anders als in anderen europäischen Staaten - die Mehrzahl der deutschen Politiker an einer Wehrpflicht festhalten, deren verfassungsrechtlicher Charakter nur der einer Ausnahmeregelung von den im Grundgesetz verankerten individuellen Freiheitsrechten ist. Das Fazit des Verfassers: die Entscheidung für eine Freiwilligenstreitmacht ist längst überfällig. (ICE)

Eine Voraussetzung der repräsentativen Demokratie ist die dauerhafte Bündelung von Interessen. Diese Voraussetzung ist im Zuge des raschen sozialen Wandels in der Bundesrepublik nicht mehr gegeben. Es bietet sich eine plebiszitäre "Unterfütterung" der repräsentativen Demokratie an. Auch im Legitimitätsverständnis der Bürger gewinnt das Sachplebiszit an Gewicht. Gegen Plebiszite wird eine Vielzahl von Argumenten ins Feld geführt, in deren Mittelpunkt mangelnde Legitimität und mangelnde Effizienz direktdemokratischer Verfahren stehen. Insgesamt spricht die Legitimitätsperspektive jedoch nicht gegen, sondern für Sachplebiszite. Auch Einwände gegen die Effizienz von Plebisziten erweisen sich empirisch als haltlos. Insgesamt sind Plebiszite als bereichernde Elemente einer Demokratie zu werten. (ICE)

"Untersuchungen zum Arbeiterbewußtsein fehlen heute fast völlig. Angesichts einer fortschreitenden Individualisierung auf der gesellschaftlichen Ebene wird daher die Frage gestellt, inwieweit die in vielen Betrieben zu beobachtenden Strategien der Einführung neuer Arbeitsformen mit einem höheren Maß an Selbstorganisation und Eigenverantwortung bei den Arbeitern zu Veränderungen des Arbeits-, Betriebs- und Rationalisierungsverständnisses geführt haben. Im Taylorismus waren die Erfahrungen der Produktionsarbeiter geprägt durch Arbeitsleid in Form zunehmender Arbeitsbelastungen und verwehrter Anerkennung, fehlende Einflußmöglichkeiten auf die eigenen Arbeitsbedingungen und eine insgesamt untergeordnete Stellung im Betrieb. Obwohl und vielleicht gerade weil die Arbeitsstrukturen durch geringe Kooperationsmöglichkeiten gekennzeichnet waren, gehörten Kooperationsbereitschaft, Kollegialität und Arbeitssolidarität zu den alltäglichen Bewältigungsstrategien der Arbeitenden, die sich auch gegen den Betrieb wenden konnten. Angesichts veränderter arbeitspolitischer Strategien wird anhand neuer Ergebnisse aus Gruppenarbeitsuntersuchungen der Frage nachgegangen, ob in neuen Arbeitsformen Dynamiken der internen Konkurrenz, Ausgrenzung und Desolidarisierung vorherrschen bzw. inwieweit Grundzüge des traditionellen Arbeiterbewußtseins erhalten bleiben." (Autorenreferat)

Die Autorin berichtet über ihre persönlichen Erfahrungen im "Forum Ökonomie & Arbeit" und über das Bestreben der Frauen, westdeutsche und DDR-Erfahrungen in gemeinsame, feministische Positionen einzubringen. Sie beschreibt die gegenseitigen Hilfestellungen bei den Wende- und Nachwendeproblemen und beim Aufbau verschiedener Frauenprojekte. Ferner diskutiert sie am Beispiel der Arbeits- und Lebensbedingungen in den neuen Bundesländern die Frage, inwieweit viele ostdeutsche Frauen noch ein "Anderssein" verkörpern, und welche Herausforderungen sich für eine "Feminisierung der Gesellschaft" ergeben. Die Entwicklung von feministischen Strategien in Ost- und Westdeutschland setzt auch eine breite Diskussion über die unterschiedlichen Lebensgrundlagen von Frauen und eine pluralistische Handlungsorientierung voraus. (ICI)