In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 417-421
In: Schneller, öfter, weiter? Perspektiven der Raumentwicklung in der Mobilitätsgesellschaft: 13. Junges Forum der ARL, 13. bis 15. Oktober 2010 in Mannheim, S. 189-201
Im Zuge der sukzessiven Verknappung des Erdöls als Energierohstoff durch sinkende Fördermengen und steigende Nachfrage in Schwellenländern – dazu der drohende Klimawandel – findet bei Stadt- und Raumplanung eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Thema der "post-fossilen" Lebensweise statt. Sogenannte Post-Oil-Cities (POC) stellen ein Stadtentwicklungskonzept dar, das es möglich macht, moderne und hochentwickelte Strukturen in den hochindustrialisierten Ländern trotz reduzierter fossiler Energierohstoffe ohne Komfortverzicht beizubehalten. Entsprechende Strukturen können nur gebildet werden, wenn stufenweise die Vorraussetzungen dafür eingeleitet werden, so z.B. eine vollständige Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern in allen Sektoren und begleitend eine deutliche Senkung des Energiebedarfes mittels Effizienz. Über die Themen "Energie" und "Mobilität" auf Erzeugungs- bzw. Verbraucherseite und über das Thema "Planung" mit seinen Umsetzungsinstrumenten werden Ansatzpunkte vorgestellt, deren Umsetzung zur Erreichung einer von fossilen Energierohstoffen unabhängigen entwickelten Gesellschaft führen kann. Durch Anforderungen wie e-mobility, Freiflächenbedarf für erneuerbare Energiepflanzen, Stromerzeugung in und auf Gebäuden, Infrastrukturnetze und bauliche Vorgaben ist die Stadtplanung nun in besonderer Weise gefordert, sich der Energiewende anzunehmen und sie durch einen "Masterplan Klimaschutz" in geordnete Bahnen zu lenken.
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 1629-1639
"Die modernen und in der Praxis oft techno- und bürokratisierten 'conservation'-Konzepte stoßen in indigenen Dorfgemeinschaften auf Unverständnis. Die indigenen Völker besitzen eigene kulturspezifische Naturvorstellungen, Wissenssysteme und Formen der Naturaneignung. Die 'Naturschutzagenda' indigener Dorfgemeinschaften ist zudem nicht an die Existenz staatlicher Naturschutzgebiete gekoppelt, sondern eng mit gesellschaftlichen Themen verknüpft wie die Verbesserung elementarer Lebensbedingungen, die Erhaltung tragfähiger Wirtschaftssysteme (in der Regel unter Einschluss der Marktproduktion), der Verteidigung ihrer Lebensräume gegenüber externen Einflüssen wie Großprojekten und Umweltzerstörung sowie die Überwindung ihrer sozialen und politischen Marginalisierung innerhalb der nationalen Gesellschaft. Im Rahmen des Beitrages werden zunächst die Veränderungen des westlichen Naturschutzkonzeptes und daraus resultierender Naturschutzstrategien in Amazonien im Hinblick auf den Umgang mit indigenen Völkern von den frühen 1970-Jahren bis heute nachgezeichnet. Anschließend werden anhand von Beispielen indigene Vorstellungen von 'Natur' und 'Naturaneignung' charakterisiert. Es wird auf die Notwendigkeit einer gesellschaftlichen Sichtweise des Naturbezuges hingewiesen sowie auf die enge Verknüpfung mit Konzepten wie 'Kultur' und 'sozialer Gerechtigkeit'. Um handlungsrelevant zu sein, muss der Naturbezug in den Lebenszusammenhang der indigenen Völker eingebunden werden und diesen eine Zukunftsperspektive bieten. Abschließend werden aktuelle Konfliktfelder bei der Bewirtschaftung von Naturschutzgebieten, aber auch mögliche Brücken für eine interkulturelle Zusammenarbeit herausgestellt." (Autorenreferat)
"This presentation will analyze the future of post-Katrina New Orleans. It will discuss the pattern of impacts of the hurricane across neighborhoods and across racial and class categories, identifying 'whose New Orleans' is really at stake in the recovery. Early media reports about the wind damage and flooding caused by Hurricane Katrina focused especially on the people who had been unable to escape the city before it flooded. Images of poor and predominantly black people crowded into the Superdome and Convention Center supported the impression that Katrina had disproportionately affected poor, black neighborhoods. Analysis of FEMA storm damage data shows that this image is correct. Damaged areas had nearly twice the proportion of black residents as did undamaged areas. Closer inspection of neighborhoods within New Orleans shows that some affluent white neighborhoods were hard hit, while some poor minority neighborhoods were spared. Yet if the post-Katrina city were limited to the population previously living in areas that were undamaged by the storm - that is, if nobody were able to return to damaged neighborhoods - New Orleans is at risk of losing more than 80% of its black population. This means that policy choices affecting who can return, to which neighborhoods, and with what forms of public and private assistance, will greatly affect the future character of the city. Emphasis will be given to the role of local politics in creating the conditions for natural disaster, particularly in the urban development process that left black neighborhoods particularly exposed. He argues that decisions about the future are not technical questions about disaster prevention but political questions about whose interests will be protected. And the pattern of neighborhood mobilization in the first year after the hurricane and the diaspora from the city have greatly affected what voices are being heard in the political arena. New Orleans' first election after Hurricane Katrina was conducted under unusual conditions. A large share of the population remained displaced outside the city, and the majority of displaced persons were living outside the State of Louisiana. Those living away from home were disproportionately black residents and among blacks they were disproportionately low-income. Among displaced persons, blacks were considerably more likely than white to be living outside the metropolitan area and outside the state. Although Hurricane Katrina reshaped the political map of the city by suppressing the vote in the poorest and blackest neighborhoods, the dynamics of the mayoral campaign represent a more remarkable shift in the composition of support for the winning candidate, Mayor Ray Nagin. Having been elected in 2002 on the basis of his strong showing in white and more affluent neighborhoods, despite being black himself, the Mayor has been re-elected with his main edge among neighborhoods with predominantly black and low to middle income residents. A key question for the future is how development policy in his second term will respond to the needs of his new electoral constituency. At the moment it appears that city policy will instead follow the market, encouraging redevelopment in more affluent neighborhoods regardless of their vulnerability to flooding, actively reducing the supply of low-rent public housing, and using public funds to support homeowners rather than working class renters. In this case the 'natural disaster' of the hurricane will give way to an 'unnatural disaster' of public policy." (author's abstract)
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2488-2500
"Die demographische Situation im Saarland ist nicht nur durch Alterung, sondern bereits durch Schrumpfung gekennzeichnet. Die landesspezifische Vorausberechnung belegt die Fortsetzung dieses Trends. Die altersstrukturellen Verschiebungen und Auswirkungen sind bereits jetzt teilweise drastischer als die Prognosen für Deutschland insgesamt im Jahr 2030. Die bisherigen Strategien zielen auf eine Konzentration von Angeboten in zentralen Orten ab, die die Versorgung in abgelegenen Orten und eine ausreichende Daseinsvorsorge der immobileren Älteren durchaus in Frage stellen können. Um die Einschätzungen und Erfahrungen der verschiedenen Gemeinden des Saarlandes kennen zu lernen, wurde Anfang 2005 eine schriftliche, postalische Vollerhebung zu den Auswirkungen des demographischen Wandels bei den 52 Gemeinden im Saarland durchgeführt. Die größeren Städte rechnen mit deutlichen Bevölkerungsverlusten und kleinere Orte vor allem im Nordwesten erwarten einen Bevölkerungszuwachs. Insgesamt zeigt sich in kleinräumiges Mosaik schrumpfender, stagnierender und wachsender Gemeinden. Die 'Ergrauung' der Städte und Gemeinden wird dabei nahezu flächendeckend erwartet - und ebenso werden Auswirkungen für die altersspezifische Infrastruktur gesehen. Eine zusätzlich durchgeführte Wohnungsprognose erbrachte, dass bereits innerhalb der nächsten 10 Jahre ein Überangebot von 1- und 2-Familienhäusern im Saarland bestehen wird - bei lokal sehr unterschiedlichem Neubaubedarf. Eine Handlungsmöglichkeit besteht für Städte darin, ihre Lebensqualität vor allem für die wachsende, ältere Bevölkerung und für Familien zu erhöhen. Soziale Segregationsprozesse sind jedoch eine weitere Folge des demographischen Wandels und stehen einer allgemeinen Aufwertung innerstädtischen Lebens im Wege. In dem Vortrag sollen die sozialen Folgen von Schrumpfung in größeren und kleineren Gemeinden aus Sicht von Politik und Verwaltung dargelegt werden. Ergänzt werden die Ausführungen um eine Haushaltsbefragung im schrumpfenden Völklingen und mündliche Interviews, die Studierende in der Pfalz und im Saarland durchführten." (Autorenreferat)
In: Verhandlungen des 9. Deutschen Soziologentages vom 9. bis 12. August 1948 in Worms: Vorträge und Diskussionen in der Hauptversammlung und in den Sitzungen der Untergruppen, S. 47-64
"The paper outlines two future scenarios, one 'pessimistic', the other more 'optimistic'. The first assumes that definite limits to growth exist and that, to the extent that this is still possible, economic policies must be radically altered to prevent the collapse of our ecosystems ('global warming'). If this assessment were correct, then we would probably be doomed. For even if all understood the dangers, it would still seem to be extremely unlikely that the major world powers will exit the market economy, i.e. an economic system premised on perpetual growth, anytime soon. Because such a scenario, while possibly realistic, would be social scientifically sterile (why bother if the world is going bust anyway?), the second scenario construes a somewhat 'friendlier' outlook of the future, one in which technologies become available that render economic growth and ecological sustainability compatible. If this scenario came true, then where would the world be headed in the 21st century? This is the question I wish to pursue here, with special emphasis given to China's rise and its implications for Europe. During the past 27 years, China's economy exhibited an average annual growth of 9.6%. At this rate of growth, a country doubles its income every 7.5 years. That means a child born in China today grows up in a country that is 12 times richer than it was during the youth of his/ her parents. If this growth continues unabated, as economist believe it can for at least several more years, then China will overtake the US as the world's largest economy by 2020. At that point, China's per capita incomes would still be below the OECD average. But the world would already have witnessed the emergence of an economic giant of historically unprecedented proportions. And this giant would still have ample scope for further catching up. Given that China's population is more than double that of the whole West, a China that reached a level of development similar to that of an average OECD member would dwarf any single European economy and, eventually, surpass the economies of North America and Europe combined. This would not only shift the weights in the world economy, but sooner or later also those in world politics, in military strength, and, potentially, in the areas of science and (popular) culture as well. At the present point in time, nobody can say with certainty whether any of this will come true. But if it did, then it would mean nothing less than the end of an era that lasted for about 500 years: the era of uncontested European or, for that matter, Western supremacy. Since China is not the only newly emerging power (as is well known, India and Brazil are rapidly rising too now), such a development would seem to be all the more likely. Thus far, however, Europeans appear to be largely oblivious to it. Remarkably, this is true even of the continent's leading intellectual circles. They had better attend to the matter and prepare their publics." (author's abstract)
Zur Befriedigung individueller Bedürfnisse bilden Gesellschaften unterschiedliche Funktionssysteme aus. Dabei kommt den Funktionssystemen Ökonomie, Politik und Kultur innerhalb der Nachhaltigkeitsdiskussion besondere Bedeutung zu. Diese Systeme sind primär funktional bestimmt. Der vorliegende Beitrag zeigt aus feministischer Sicht, dass nachhaltige Entwicklung als normatives Leitbild auf die Regelungen sozioökonomischer Prozesse zielt, sodass langfristig (über Generationen) eine gerechte Verteilung der Ressourcen und somit der langfristige Erhalt der ökologischen Grundlagen gesellschaftlicher (Re-)Produktion gewährleistet ist. Wenn gegenwärtig die gesellschaftlichen Naturverhältnisse nicht nachhaltig sind, also langfristig keinen Bestand haben, dann ist nach dem oben vorgelegten Verständnis der gesellschaftlichen Naturverhältnisse eine Neuorientierung von Ökonomie, Politik und Kultur entscheidend für eine Kursänderung gesellschaftlicher Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit. Angesichts der Unsicherheiten und der Komplexität und Dynamik gesellschaftlichen Wandels ist es für die Autorin fatal, nur einen "besten Weg" zur Nachhaltigkeit zu deklarieren. Statt dessen ist es angemessener, auf der Basis einer sorgfältigen Analyse nicht-nachhaltiger Entwicklungen eine Vielzahl von Wegen zur Nachhaltigkeit zu prüfen.
In: Verhandlungen des 8. Deutschen Soziologentages vom 19.-21. September 1946 in Frankfurt am Main: Vorträge und Diskussionen in der Hauptversammlung und in den Sitzungen der Untergruppen, S. 115-134
In: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2, S. 2474-2487
"Im vorliegenden Beitrag wird über die Folgen des bereits eingesetzten demographischen Wandels in Deutschland für die Kriminalitätsbelastung und das Sicherheitsgefühl berichtet sowie zukünftige Entwicklungen anhand von Bevölkerungsvorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes prognostiziert. Neben Darstellung und Projektion objektiver und subjektiver Kriminalitätsindikatoren in Deutschland werden die Zusammenhänge zwischen Demographie und öffentlicher Sicherheit durch Berücksichtigung der USA international vergleichend untersucht. Während der demographische Wandel in Deutschland viele gesellschaftliche Bereiche, insbesondere die bestehenden Sozialsysteme, vor große Aufgaben stellt, dürften sich die faktischen Bedingungen der öffentlichen Sicherheit infolge der Alterung der Gesellschaft verbessern: Zu den wenigen Konstanten bei der Erforschung der Kriminalität gehört die Höherbelastung junger Menschen unter den Tatverdächtigen. Die Alterskurve der Kriminalitätsbelastung erreicht für beide Geschlechter in aller Regel bei unter 25 Jahren ihren Gipfel und fällt danach wieder ab; ab dem 35. Lebensjahr läuft sie allmählich aus. In einer Gesellschaft mit zahlenmäßigem Rückgang junger Menschen müsste die absolute Zahl von Tatverdächtigen und Straftaten demnach sinken. Genau dies ist für Deutschland zu erwarten: Zwar wird Deutschland voraussichtlich durch Zuwanderung aus dem Ausland mehr Einwohner gewinnen als es durch Fortzüge verlieren wird; die Effekte der natürlichen Bevölkerungsbewegung werden dadurch aber nur zu einem sehr geringen Teil kompensiert werden können, so dass langfristig ein sinkender Anteil junger Menschen in der Bevölkerung weiterhin zu erwarten ist. Der Beitrag beschäftigt sich außerdem mit den Auswirkungen des demographischen Wandels auf das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung. Mikroanalysen bestätigen, dass die Kriminalitätsfurcht bei Älteren wesentlich ausgeprägter ist als bei Jüngeren und mit den faktischen Kriminalitätsrisiken wenig zu tun hat. Im Zuge des demographischen Wandels ist zwar von sinkenden Kriminalitätsrisiken auszugehen; das Sicherheitsgefühl wird sich aufgrund des zunehmenden Anteils älterer Menschen jedoch eher verringern." (Autorenreferat)
Umschlagtext: Der Sinn von Diagnosen liegt für interpretativ arbeitende Sozialwissenschaftler weniger darin, zu erklären, was ist, als vielmehr darin, zu verstehen, was wir tun. Und der Sinn von Prognosen besteht dementsprechend ebenfalls nicht darin, vorherzusagen, was sein wird, sondern darin, auf das aufmerksam zu machen, was aus dem resultieren könnte, was wir tun. Verstehen zu wollen, was wir tun, um Vorstellungen davon entwickeln zu können, was das, was wir tun, für uns bedeuten mag, das impliziert also, unsere gesellschaftlichen Wirklichkeitskonstruktionen zu re-konstruieren, um unsere Möglichkeitsräume zu konstruieren. Ein breites Themenspektrum auffächernd erkunden die Beiträge dieses Bandes dergestalt jenes methodisch unwegsame Grenzgebiet zwischen 'schon' Gegenwärtigem und 'noch' Zukünftigem.
Mit Beiträgen u.a. von Peter Gross, Reiner Keller, Hubert Knoblauch, Franz Liebl, Klaus Neumann-Braun, Manfred Prisching, Jo Reichertz, Michael Schetsche und Hans-Georg Soeffner.