Vor dem Hintergrund theoretischer Erwartungen über die leistungssteigernden Wirkungen von Kooperationen sowie verbreiteter empirischen Einschätzungen zu Kooperationsbarrieren in den neuen Bundesländern werder zwischenbetriebliche Kooperationen wirtschaftspolitisch aktiv gefördert. Wodurch ist das Kooperationsgeschehen in Ostdeutschland charakterisiert? Wie verbreitet sind Kooperationen, und welchen Effekt haben sie auf die betriebliche Leistungsfähigkeit? Der vorliegende Beitrag diskutiert diese Fragen auf der Grundlage einer aktuellen Breitenerhebung im Ost-West-Vergleich sowie von Fallstudien. "Der Beitrag diskutiert die Kooperationsaktivitäten und ihre Effekte für die Leistungsfähigkeit von Betrieben in den neuen Bundesländern. Hintergrund sind die theoretischen Erwartungen über die leistungssteigernden Wirkungen von Kooperationen sowie die verbreiteten Einschätzungen zu Kooperationsbarrieren in den neuen Bundesländern; beides führt zu einer aktiven wirtschaftspolitischen Unterstützung von Kooperationen. Entgegen verbreiteten Erwartungen sind Kooperationen zwischen ostdeutschen Betrieben keine Seltenheit, und kooperierende Unternehmen sind nicht durchgängig leistungsfähiger als nicht-kooperierende Betriebe. Offenbar, so die Schlussfolgerung, ist zu wenig darüber bekannt, unter welchen Bedingungen sich die leistungssteigernden Effekte zwischenbetrieblicher Kooperationen einstellen."
Die katastrophalen Arbeitsbedingungen in der Fleischwirtschaft sind nicht erst seit der Corona-Pandemie bekannt, jedoch erwiesen sich in diesem Frühjahr insbesondere Schlachthöfe als Hotspots der Sars-CoV-2-Verbreitung. Die Bundesregierung hat im Sommer dieses Jahres einen Entwurf für ein Arbeitsschutzkontrollgesetz vorgelegt. Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem ein Verbot des Einsatzes von Werkverträgen und Leiharbeit im Kernbereich der Fleischwirtschaft ab 1. Januar bzw 1. April 2021 vor. Der vorliegende Artikel zeichnet die Versäumnisse der letzten Jahre nach und zeigt, warum in Fremdbeschäftigungskonstellationen die wichtige zwischenbetriebliche Kooperation im Arbeitsschutz in der Fleischindustrie kein Erfolgsmodell darstellen kann, da sich in der Fleischindustrie die Werkunternehmen in Bezug auf den Arbeitsschutz nicht durchsetzungsfähig und –willig sind. Der Beitrag beleuchtet, warum die Organisationspflichten des Betriebsinhabers ausschlaggebend für die Einhaltung nationaler und unionsrechtlicher Arbeitsschutz- und Lebensmittelhygienevorschriften ist und letztlich durch die Arbeitsschutzaufsichtsbehörden kontrolliert werden müssen. Der Beitrag unterstützt die Ziele des Gesetzentwurfs, doch ist zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses (16.11.2020) noch offen, ob der Entwurf ohne substantielle Verschlechterungen im Bundestag beschlossen wird. ; Publikationsfonds MLU
Das Thema Werkverträge und Ihre Zweckentfremdung ist in aller Munde. Mittels Werkverträgen werden zunehmend Branchentarifverträge oder Mitbestimmungsrechte unterlaufen. Gleiche und gleichwertige Arbeit wird ungleich behandelt. Sichere Stammarbeitsplätze werden in unsichere, vom Unternehmen entkoppelte und schlechter bezahlte Arbeitsplätze umgewandelt. Zugleich werden Unternehmensgrenzen durchlässiger und die Betriebsverfassung verliert als Ordnungsprinzip in (industriellen) Wertschöpfungsketten und "Modularer Produktion" ihre Gültigkeit. Im "Trendbericht Werkverträge" soll es um Ansatzpunkte gehen, dieser Entwicklung innerhalb und außerhalb des eigenen Betriebes wirksam zu begegnen. Unter anderem wollen wir Orientierungspunkte geben, um "schlechte Werkverträge" vermeiden zu können. So werden z.B. die wahren Kosten und Risiken, die bei der Vergabe von Werkverträgen entstehen, viel zu oft unterschätzt. Betriebsräte und Personalmanager sollten mit ihrer Expertise versteckte Risiken und Kosten aufdecken können, werden aber häufig nur unzureichend in die Entscheidungen einbezogen. Somit ist auch die Kenntnis der betriebsverfassungsrechtlichen Möglichkeiten, sich aktiv einzumischen ein wichtiger Ansatzpunkt. Der Trendbericht liefert eine Übersicht. Letztlich wollen wir auch, anhand von Beispielen, in denen betriebliche Akteure und Gewerkschaften faire Werkvertragsgestaltung durchsetzen konnten, über den Tellerrand der politischen Diskussion blicken. Denn die Politik allein kann es nicht richten. Beim Thema Werkverträge ist das System der industriellen Beziehungen als Ganzes gefordert: auf gesetzlicher, tariflicher und vor allem auf betrieblicher und zwischenbetrieblicher Ebene.
Vertreter einer einflußreichen Argumentationsrichtung in der neueren Forschungüber die industrielle Reorganisation in modernen Industriegesellschaften sehen imAufbau zwischenbetrieblicher Vertrauensstrukturen und im relational contracting mögliche Wege, die betriebliche Organisation an die vom Markt geforderte Flexibilität anzupassen (Sabel, Gambetta). Über die zwischenbetrieblichen Beziehungen in Frankreich besteht traditionell die Vorstellung, daß es für große Unternehmen und ihre Zulieferer sehr schwer ist, auf Vertrauen basierende Netzwerke aufzubauen. Unterdessen ist das Verhältnis jedochvon Sub-Contracting geprägt: Die großen Unternehmen geben spezifizierteInformationen über die von ihnen geforderten Leistungen, welche die Subunternehmer detailgetreu auszuführen haben. Berichte und Veröffentlichungender letzten Jahre deuten darauf hin, daß sich das distanzierte Verhältnis der großenUnternehmen und ihrer Zulieferer zunehmend in eine Vertrauens-beziehungwandelt. Dieser Arbeit liegt die These zugrunde, daß die Beziehungen zwischen Zulieferern und großen Unternehmen zwar gewaltige Veränderungen erfahren, daß die Kategorie Vertrauen allerdings das Wesen dieser Veränderungen nichthinreichend erfassen kann. Die großen Unternehmen haben Macht und Einfluß aufdem Markt und politische Ressourcen auf ihrer Seite, was sie in eine starke Position gegenüber ihren Zulieferern versetzt. Bei diesem nach wie vor asymmetrischen Kräfteverhältnis bleiben die großen Unternehmen nach wie vor die stärkeren Partner. ; An influential position in the contemporary study of industrial reorganisationdiscusses the construction of inter-firm trust or relational contracting as ways toadjust the organisation of firms to the flexibility required by the market. Theconventional picture of the relation between large firms in France and small firmswho supply them, suggests that it is very hard for them to construct such trust-basednetworks. Instead, it is one of atomised sub-contracting: the large firm gives verydetailed specifications for the job that needs to be done, and the subcontractorexecutes. In recent years, however, several accounts have suggested that this arms-length relationship between larger firms and suppliers is changing.The argument of this paper is that, while the relationships between suppliers andlarge firms are indeed undergoing tremendous changes, the category of trust doesnot appear to capture the nature of these changes very well. The combined use oftheir market power and the political resources that large firms have at their disposal,allow them to remain the stronger partner in what always was an asymmetric powerrelationship. The argument is supported by detailed discussions of just-in-timedelivery, quality issues and the role of the large firms in organizing small firm finance.
Der folgende Beitrag knüpft an den Harburger Beitrag Nr. 11 "Erfahrungsorientiertes Problemlösen in Gruppen. Konzeptionelle Präzisierung und neue Anwendungsfelder" (Derboven, Dick, Waibel & Wehner, 1996) an, in welchem unsere konzeptionelle, operative und evaluierende Arbeit mit Problemlösezirkeln in verschiedenen Verwaltungs- und Servicebereichen sowie im zwischenbetrieblichen Bereich vorgestellt und wesentliche Analyse- und Gestaltungsfelder von Zirkeln abgeleitet werden. In diesem Beitrag lösen wir das Zirkelkonzept vom Fokus des Problemlöseinstruments und erweitern es in zwei Stufen zum Instrument der Erfahrungsnutzung und der Wissensentwicklung. Die Zielsetzungen knüpfen an die aktuelle Diskussion über Wandel in Unternehmen an. Die veränderten Auffassungen über Rollen und Aufgaben von Mitarbeitern setzen einen veränderten Umgang mit Demokratie, Emanzipation und Wissen in den Unternehmen voraus. Da Zirkel in ihrer Veränderungsarbeit sowohl am Verhalten der Mitarbeiter als auch an den Verhältnissen im Unternehmen ansetzen, erscheinen sie geeignet, sowohl den kollektiven als auch den individuellen Umgang mit Arbeitsteilung und Wissen neu zu gestalten und zu effektivieren. Während Zirkel im Harburger Beitrag Nr. 11 als Partizipationsräume dargestellt wurden, die eine gestaltende Teilhabe von Ausführenden am unternehmerischen Wandel ermöglichen, werden sie in diesem Beitrag als Erfahrungs- und Wissensräume vorgestellt, in denen die Handlungsregulationsgrundlagen, die einem Kollektiv zur Aufgabenbewältigung zur Verfügung stehen, erweitert werden können. Die konzeptionelle Erneuerung berücksichtigt dabei auch die methodische Gestaltung der Zirkel. Hier sind Anpassungen an die veränderten Zielsetzungen besonders notwendig, da sich bisher in der ansonsten breit angelegten Qualitätszirkelliteratur weder Diskussionsräume noch Gestaltungsforen für den methodischen Rahmen konstituiert haben.
Based on a large employer-employee matched data set, the paper investigates the effects of variable enforcement of German dismissal protection legislation on the employment dynamics in small establishments. Specifically, using a difference-in-differences approach, we study the effect of changes in the threshold scale exempting small establishments from dismissal protection provisions on worker flows. In contrast to the predictions of the theory, our results indicate that there are no statistically significant effects of the dismissal protection legislation on worker turnover.
Titelblatt und Inhaltsverzeichnis Einleitung 4 1. Historisch-ideelle Voraussetzungen zu einer Neuorganisation der Agrarproduktion 8 1.1. Utopische und bürgerliche Vorstellungen 10 1.2. Antizipationen des Marxismus und der deutschen Sozialdemokraten bis zum Eingang in das 20. Jahrhundert 17 1.3. Die landwirtschaftlichen Bedingungen und Entwicklungen in Rußland und in der Sowjetunion 28 2. Vorbetrachtung zum Untersuchungsgebiet Vorpommern 57 2.1. Vorgeschichte und Abriß der Geschichte Pommerns bis 1945, Entwicklung der territorialen Verwaltung bis heute 57 2.2. Abriß der sozialökonomischen Entwicklung Pommerns bis zum Ende des 2. Weltkrieges 62 2.3. Die Eroberung Pommerns durch die Rote Armee 1945 75 3. Die Enteignung des Großgrundbesitzes und die Bodenreform 82 3.1. Die Vorbereitungen der KPD im Moskauer Exil 82 3.2. Die Durchführung der Bodenreform in Mecklenburg-Vorpommern 86 3.4. Bodenreformstatistik 91 3.5. Devastierung von Neubauernwirtschaften und Rückführungen in den Bodenfonds 93 3.6. Die Umsiedler und Vertriebenen 94 3.7. SMAD-Befehl 209 ? Das Neubauprogramm 95 3.8. Die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) und die Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) 98 3.9. Das Ende der Genossenschaften in der DDR 102 3.10. Die Gründung der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands (DBD) und ihre künftigen Aufgaben 105 4. Die Rolle der Staatssicherheit auf dem Gebiet Landwirtschaft 107 5. LPG-Bildung und LPG-Strukturentwicklung an der Peene: Zentralisation des Agrarkapitals in staatlicher Hand und Neubildung von Kapitalgesellschaften und Privatunternehmen nach der Wende 111 5.1. Die Entwicklung bei der Unternehmensform LPG 112 5.2. Die Entwicklung der zwischenbetrieblichen Einrichtungen der LPG 127 5.3. Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB) und Bäuerliche Handelsgenossenschaft (BHG) 131 6. Resümee zur wirtschaftlichen Transformation 133 7. Repräsentative Fallbeispiele für die aktuellen Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der Agrartransformation in den neuen Bundesländern nach der Vereinigung ...
Vier Jahre nach Beginn der Transformation in Weißrußland konnte die wirtschaftliche Talfahrt noch nicht beendet und durch eine Phase der Erneuerung und Belebung abgelöst werden, so wie es bereits in den meisten Reformstaaten Mittel- und Osteuropas beobachtet werden kann. Es ist zu erwarten, daß 1995 das Bruttoinlandsprodukt um etwa 10 vH sinken wird. Im bisherigen Verlauf des Jahres hat sich der Abwärtstrend besonders deutlich im Rückgang von privatem Konsum und Anlageinvestitionen widergespiegelt Eine der Ursachen dafür ist, daß eine realwirtschaftliche Anpassung an neue Preise und Knappheiten nicht stattgefunden hat. Der Kapitalstockentwertung stehen neue Investitionen nicht im erforderlichen Umfang gegenüber. Die Hoffnung, daß die Industrie bei einer Belebung der Nachfrage in den GUS-Staaten wieder ihre traditionellen Abnehmer finden könnte, wird zunehmend trügerisch, weil sich abzeichnet, daß bei einer schnelleren Transformation im Hauptexportland Rußland das weißrussische Angebot dort technologisch wie preislich aus dem Markt gedrängt wird. Eine weitere Ursache für den anhaltenden Niedergang ist der Mißerfolg beim Aufbau marktwirtschaftlicher Institutionen. Die Lenkungsmechanismen der Kommandowirtschaft haben in Weißrußland länger als in anderen Transformationsländern überdauert. Verschiedene Präsidialdekrete aus jüngster Zeit tragen einen dirigistischen Charakter und haben die Glaubwürdigkeit einer an privaten Eigentumsrechten orientierten Marktöffnung weiter in Zweifel gestellt. Darunter leidet vor allem die Privatisierung, weil sie mit unüberwindbaren politischen Widerständen konfrontiert wird. Damit fehlt eine wichtige Triebkraft für die Mobilisierung heimischer Ersparnisse und Investitionen. Grund und Boden sind nicht fungibel und können produktiveren Verwendungen nicht zugeführt werden. Ein auf dem Papier stehendes Insolvenzrecht hat bislang in keinem einzigen Fall Klarheit darüber herstellen können, welches Unternehmen als überschuldet anzusehen und aufzulösen ist. Die zwischenbetriebliche Verschuldung läuft daher auf hohen Touren weiter und hängt als Damoklesschwert über der monetären Stabilisierung. Im Gegensatz zur realwirtschaftlichen und institutionellen Entwicklung gibt es Anzeichen dafür, daß das Stabilisierungsziel ernstgenommen wird. Zu Beginn des Jahres ist die Geldpolitik deutlich verschärft worden, mit der Folge, daß die Realzinsen in den positiven Bereich stiegen und sich die monatlichen Inflationsraten seit Mai im einstelligen Bereich bewegen. Weiterhin hat die Zentralbank seit Jahresbeginn eine Politik der Stabilisierung des nominalen Wechselkurses verfolgt. Die scharfe reale Aufwertung des weißrussischen Rubels im ersten Quartal schwächte sich in der Folgezeit ab. Die Last dieser Stabilisierung ruhte auch auf den Schultern der Fiskalpolitik, denn von ihr gingen bei strikter Begrenzung der Ausgaben und steigenden Einnahmen keine inflationären Impulse mehr aus. Das Budgetdefizit liegt mit knapp über 3 vH in einem für GUS-Länder bemerkenswert niedrigen Bereich. Fehlende institutionelle Reformen lassen den Preis für diese Stabilisierungsanzeichen in Form fortgesetzten Produktionsrückgangs ansteigen. Damit nimmt der politische Druck zu, wieder auf eine permissive Geldpolitik umzuschwenken. Erstens ist die heimische Nachfrage scharf zurückgedrängt worden, ohne daß von der Exportnachfrage her Kompensation eingetreten wäre. Der Exportsektor wird im weiteren Verlauf des Jahres sogar unter der starken realen Aufwertung des ersten Quartals zu leiden haben. Zweitens nehmen die Liquiditäts- und Solvenzschwierigkeiten im Banken- und Unternehmenssektor zu — eine angesichts positiver Realzinsen und Einschränkungen bei der Kreditschöpfung nicht unerwartete Entwicklung. Das zu erwartende Resultat ist eine Verschlechterung der Qualität der Kreditportfolios der Banken. Dies macht einschneidende bankenaufsichtsrechtliche Maßnahmen, die auch die Schließung insolventer Banken umfassen, erforderlich. Eine finanzielle Unterstützung insolventer Banken durch die Zentralbank oder eine auch nur teilweise Mone21 tisierung zwischenbetrieblicher Verschuldung hingegen würde den erzielten Stabilisierungserfolg gefährden. Parallel zu den Umstrukturierungen im Bankensektor müßten Reformen im Unternehmenssektor eingeleitet werden, um den Banken die bessere Beurteilung von Investitionsprojekten zu ermöglichen und ihnen — in Form eines Konkursgesetzes — Mittel zur Verfolgung säumiger Schuldner an die Hand zu geben. Drittens werden bei einer Stabilisierungsrezession verteilungspolitische Konflikte virulent, die bislang in Weißrußland vermieden werden konnten, weil Geld-, Fiskal- und Budgetpolitik auch unter dem Ziel eingesetzt wurden, die sozialen Besitzstandsrechte zu bewahren. Zusammenfassend muß konstatiert werden, daß das Hauptrisiko für einen nachhaltigen Erfolg der Stabilisierung das Fehlen realwirtschaftlicher und institutioneller Reformen ist. Der Preis für diese Politik wird 1996 ein nochmaliger Rückgang des BIP sein, möglicherweise dann im niedrigen einstelligen Bereich. Die Inflationsrate wird sich jedoch kaum unter ein dreistelliges Niveau drücken lassen. In dieser Situation erlauben neue öffentliche Kredite des Auslands, so beispielsweise der im September 1995 zugesagte Kredit des Internationalen Währungsfonds oder die in Aussicht stehende EU-Zahlungsbilanzhilfe, nur kurzfristig eine Fortsetzung der Wechselkursstabilisierung. Externe Hilfen sollten unter diesen ungünstigen Rahmenbedingungen strikt auf die Bereiche beschränkt bleiben, an denen entweder ein originäres Interesse der Geberländer besteht oder die als nicht von der weißrussischen Regierung zu verantwortende Altlast jede Reformfähigkeit von Beginn an beeinträchtigen. Dazu könnten finanzielle Hilfen zur Erfüllung von Abrüstungsverpflichtungen ebenso wie technische Hilfen zur Minderung der Folgekosten der Tschernobylkatastrophe gehören. Sie sollten darüber hinaus an die Erfüllung konkreter Reformzusagen geknüpft werden, vor allem an die Herstellung von Gewerbefreiheit und an die Liberalisierung des Außenhandels.
In den letzten beiden Dekaden haben sich die Indikatoren für Beschäftigung und Armut in den Entwicklungsländern kaum verbessert. Fortschritte sind nur mit einer Wirtschaftspolitik zu erreichen, die Voraussetzungen für ein vom privaten Sektor getragenes wirtschaftliches Wachstum schafft und sich zugleich darum bemüht, bislang unzureichend integrierte Bevölkerungsgruppen an technologisch-organisatorischen Lernprozessen zu beteiligen und funktional mit arbeitsteilig organisierten und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsbereichen zu verflechten.Wirtschaftswachstum schafft Arbeitsplätze, es sei denn, die Wachstumsraten sind so niedrig, daß sie durch Produktivitätszuwächse überkompensiert werden. Wachstum nützt auch den Armen, deren Einkommen in der Regel parallel zu den wirtschaftlichen Steigerungsraten zunehmen. Allerdings führt Wachstum nicht automatisch dazu, daß die Segmentierung der Arbeitsmärkte überwunden, die Produktivität des informellen Kleingewerbes erhöht und dieses mit dem modernen Teil der Volkswirtschaften verflochten wird. Gefragt sind daher Konzepte für ein breitenwirksames Wachstumsmuster.Unter den Bedingungen zunehmend offener Märkte ist nachhaltiges Wirtschaftswachstum nur zu erreichen, wenn die Privatwirtschaft wettbewerbsfähig wird. Schon von daher besteht zwischen Wettbewerbsorientierung, Vollbeschäftigung und Armutsminderung kein Zielkonflikt. Außerdem zeigen die hochentwickelten Volkswirtschaften, daß kleine Unternehmen die nationale Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit sichern und gleichzeitig zum Beschäftigungsmotor werden können. Allerdings setzt dies voraus, daß die Unternehmen komplementäre Aufgaben im Produktionssystem wahrnehmen, etwa als spezialisierte Dienstleister, Teilefertiger und Anbieter von Nischenprodukten.Ohne Privatwirtschaftsförderung kann die Entwicklungszusammenarbeit ihren Auftrag, die Armut in den Partnerländern zu verringern, nicht nachhaltig erfüllen. Falsch ist allerdings die verbreitete Annahme, daß die Förderung die größte armutsmindernde Wirkung habe, wenn sie direkt bei traditionellen Kleingewerbeaktivitäten armer Zielgruppen ansetzt. Die meisten dieser Aktivitäten sind kaum entwicklungsfähig. Die Beschäftigungs- und Armutseffekte sind größer und vor allem nachhaltiger, wenn die Privatwirtschaftsförderung Wirtschaftsbranchen hilft, den Strukturwandel zu bewältigen, indem Unternehmen wettbewerbsfähig werden und effiziente Formen zwischenbetrieblicher Arbeitsteilung entstehen.Die Entwicklungszusammenarbeit kann mehr dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für wirtschaftliches Wachstum zu verbessern, wenn sie die BMZ-Kriterien für entwicklungsfördernde Rahmenbedingungen konsequenter zum Maßstab der Mittelvergabe macht und einen Schwerpunkt auf hochrangige Politik- und Systemberatung legt. Außerdem gilt es, die Förderung auf einen zukunftsfähigen Mittelstand zu orientieren, z.B. auf IT- und Logistikdienstleister, Zulieferer und neue Exporteure, die durch Innovation und Spezialisierung positive Externalitäten für den nationalen Produktions- und Dienstleistungsverbund erzeugen.
The article deals with the impact of uncertainty as regards the retention of trainees completing vocational training programmes on firms' training behaviour. As an alternative to vocational training, the external recruitment of skilled workers is considered via an opportunity costs approach. The uncertainty is traced back to staff turnover, considerable product market competition and changing skill requirements. Indicators of these causes of uncertainty are examined as to their impact on vocational training and the recruitment of skilled workers with a fractional logit model, using a seemingly unrelated cluster-adjusted sandwich estimator with data from the IAB Establishment Panel. There is no confirmation that the presumed correlations exist in manufacturing. A negative correlation is identified in the service sector between high staff turnover coupled with rapid change in the skills required on the one hand, and commitment to vocational training on the other, while there is a positive link with the external recruitment of skilled workers. This is interpreted as an indication that uncertainty with regard to retention after training can go some way towards explaining the growing gap between employment and vocational training in the tertiary sector.
Diese Stellungnahme des IAB wurde für die Anhörung der Enquetekommission l "Digitale Transformation der Arbeitswelt in Nordrhein-Westfalen" des Landtags Nordrhein-Westfalen am 27. September 2019 angefertigt und erläutert die (zukünftige) Rolle von Aus- und Weiterbildung in Zeiten von technologischem Wandel und Digitalisierung. Zunächst wird anhand von Forschungsergebnissen dokumentiert, wie sich die Bedeutung der Weiterbildung und der beruflichen Erstausbildung in den unterschiedlichenWirtschaftsbereichen durch dieDigitalisierung verändert. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Digitalisierung insbesondere auf die beruflichen Anforderungen, den Weiterbildungsbedarf und die Weiterbildungsbeteiligung verschiedener Personengruppen auswirkt. Außerdem wird darauf eingegangen, wie im Rahmen der Aus- und Weiterbildung auf die Veränderungen am Arbeitsmarkt reagiert werden kann. Als Anreize und Förderung beruflicher Weiterbildung werden beispielsweise Weiterbildungsgutscheine, die Reduzierung von Weiterbildungskosten, zwischenbetriebliche Kooperationen und die Bedeutung von Betriebs- beziehungsweise Personalräten diskutiert. ; This IAB statement was prepared for the hearing of the Enquetekommission l "Digital Transformation of the World of Work in North Rhine-Westphalia" of the State Parliament of North Rhine-Westphalia on 27 September 2019. It discusses the (future) role of vocational education and training in times of technological change and digitalization. First, we summarize research results about the changing nature of further training and vocational education in various sectors of the economy. The results show that digitalization has specifically influenced work requirements, the need for further training, and the training participation of different groups of people. Second, we discuss how training and education policies can respond to changes in the labor market. Therefore, we specifically refer to incentives for further training (e. g., training vouchers), the reduction of continuing training costs, inter-company cooperation and the importance of company or personnel councils.
Kleine Handwerksunternehmen innovieren anders als große Industrieunternehmen. Das implizite Erfahrungswissen der einzelnen handwerklichen Könner bildet für diese Betriebe die zentrale Innovationsgrundlage. Da sich Handwerker solches Wissen vorwiegend im Zuge partizipativer und interaktiver Lernprozesse aneignen, kommt die vorliegende Untersuchung zu dem Schluss: Wer im Handwerk nicht mit anderen Akteuren interagiert, lernt schlichtweg nicht viel Neues und bringt sich um zentrale Innovationspotenziale. Diese jedoch sind entscheidend für die Sicherung der langfristigen unternehmerischen Wettbewerbsfähigkeit. Ausgehend von der zentralen Hypothese, dass Handwerker mit ihrem Erfahrungswissen über ein intrinsisches Innovationspotenzial verfügen, befasst sich der vorliegende Beitrag mit dem institutionellen Kontext des Zusammenhangs aus erfahrungsdominiertem Lernen und Innovieren am Beispiel von zwei ausgewählten Handwerksbereichen: dem traditionsreichen Orgelbau und dem erst seit den 1980er Jahren wiederbelebten Lehmbau. Die Untersuchung zeigt erstens, welche institutionellen Rahmenbedingungen in den beiden Handwerksbereichen Einfluss auf Innovationsprozesse nehmen und, zweitens, an diesen beiden Beispielen, inwiefern das deutsche Handwerk über geeignete Institutionen der Wissensteilung verfügt. Zu diesem Zweck identifiziert die qualitative Untersuchung im Sinne einer Anreiz- und Hemmnisanalyse innovationsfördernde und -hemmende Elemente des institutionellen Arrangements und formuliert, drittens, erste Empfehlungen für eine auf die Bedürfnisse von Handwerksbetrieben abgestimmte Innovationsförderung. Wissensteilende Interaktionen zwischen Menschen und zu Handwerksobjekten bilden einen zentralen Dreh- und Angelpunkt für die inkrementell ablaufenden Innovationsprozesse im Handwerk. Innovationen entwickeln sich stets im Kontext solcher zwischenmenschlichen Interaktionen, die im Falle der untersuchten Handwerksbereiche sieben zentrale Akteursgruppen involvieren. Lernorte im Handwerk sind somit immer auch Interaktionsräume. In den vergangenen Jahren weist der Betrieb als der bedeutungsvollste Interaktionsraum allerdings Tendenzen auf, die die Lern- und Innovationsprozesse mittel- und langfristig negativ beeinflussen werden: Denn die entsprechenden Interaktionsräume schrumpfen und eine zunehmende zwischenbetriebliche Kooperation vermag diese Entwicklungen bislang nicht ausreichend zu kompensieren. Damit dies gelingt, bedarf es der Etablierung neuer überbetrieblicher Interaktionsräume im Handwerk, die weitgehend wettbewerbsneutral und barrierefrei gestaltet sind. Diese dienen nicht nur zur Substituierung, sondern können darüber hinaus bisher ungenutzte Innovationspotenziale aktivieren. Zukünftige Forschungsanstrengungen sollten sich der Aufgabe widmen, hierfür den Entscheidungsträgern in Politik und Handwerksorganisation geeignete Wege aufzuzeigen. Gelingt die Etablierung der Interaktionsräume in der Praxis, dann gilt im Handwerk auch weiterhin: Aus Erfahrung innovativ!
Kleine Handwerksunternehmen innovieren anders als große Industrieunternehmen. Das implizite Erfahrungswissen der einzelnen handwerklichen Könner bildet für diese Betriebe die zentrale Innovationsgrundlage. Da sich Handwerker solches Wissen vorwiegend im Zuge partizipativer und interaktiver Lernprozesse aneignen, kommt die vorliegende Untersuchung zu dem Schluss: Wer im Handwerk nicht mit anderen Akteuren interagiert, lernt schlichtweg nicht viel Neues und bringt sich um zentrale Innovationspotenziale. Diese jedoch sind entscheidend für die Sicherung der langfristigen unternehmerischen Wettbewerbsfähigkeit. Ausgehend von der zentralen Hypothese, dass Handwerker mit ihrem Erfahrungswissen über ein intrinsisches Innovationspotenzial verfügen, befasst sich der vorliegende Beitrag mit dem institutionellen Kontext des Zusammenhangs aus erfahrungsdominiertem Lernen und Innovieren am Beispiel von zwei ausgewählten Handwerksbereichen: dem traditionsreichen Orgelbau und dem erst seit den 1980er Jahren wiederbelebten Lehmbau. Die Untersuchung zeigt erstens, welche institutionellen Rahmenbedingungen in den beiden Handwerksbereichen Einfluss auf Innovationsprozesse nehmen und, zweitens, an diesen beiden Beispielen, inwiefern das deutsche Handwerk über geeignete Institutionen der Wissensteilung verfügt. Zu diesem Zweck identifiziert die qualitative Untersuchung im Sinne einer Anreiz- und Hemmnisanalyse innovationsfördernde und -hemmende Elemente des institutionellen Arrangements und formuliert, drittens, erste Empfehlungen für eine auf die Bedürfnisse von Handwerksbetrieben abgestimmte Innovationsförderung. Wissensteilende Interaktionen zwischen Menschen und zu Handwerksobjekten bilden einen zentralen Dreh- und Angelpunkt für die inkrementell ablaufenden Innovationsprozesse im Handwerk. Innovationen entwickeln sich stets im Kontext solcher zwischenmenschlichen Interaktionen, die im Falle der untersuchten Handwerksbereiche sieben zentrale Akteursgruppen involvieren. Lernorte im Handwerk sind somit immer auch Interaktionsräume. In den vergangenen Jahren weist der Betrieb als der bedeutungsvollste Interaktionsraum allerdings Tendenzen auf, die die Lern- und Innovationsprozesse mittel- und langfristig negativ beeinflussen werden: Denn die entsprechenden Interaktionsräume schrumpfen und eine zunehmende zwischenbetriebliche Kooperation vermag diese Entwicklungen bislang nicht ausreichend zu kompensieren. Damit dies gelingt, bedarf es der Etablierung neuer überbetrieblicher Interaktionsräume im Handwerk, die weitgehend wettbewerbsneutral und barrierefrei gestaltet sind. Diese dienen nicht nur zur Substituierung, sondern können darüber hinaus bisher ungenutzte Innovationspotenziale aktivieren. Zukünftige Forschungsanstrengungen sollten sich der Aufgabe widmen, hierfür den Entscheidungsträgern in Politik und Handwerksorganisation geeignete Wege aufzuzeigen. Gelingt die Etablierung der Interaktionsräume in der Praxis, dann gilt im Handwerk auch weiterhin: Aus Erfahrung innovativ! ; unReviewed
The insider-outsider theory is one of the approaches with which the persistence of unemployment can be accounted for. The central hypothesis says that the insiders, in other words the 'job holders', drive the wage level above the market-clearing level, thus creating a barrier that prevents new hirings. Due to the existence of hiring costs, e.g. search costs, training costs and the costs for lay-offs e.g. redundancy payments, insiders possess market power. According to the insider-outsider theory, insiders exploit this market power in order to expropriate rents. This paper first examines whether there is evidence of the existence of such rents. Following more recent articles in the literature, we measure the size and temporal course of the rents on the basis of inter-industry wage differentials. These are estimated and analysed using data from the IAB employment sample. Furthermore we look into the hypothesis derived from the insider-outsider theory which says that industries with comparatively high rents demonstrate a high average employment duration. Finally we test a specific wage formation pattern that is expected in the case of insider behaviour (comparatively high wage increases during periods of economic recovery). The results show that there is indeed some evidence that 'job holders' cream off rents to a certain extent. In the industries with high rents there are indications of overly high wage increases particularly during periods of expansion. However, the results of some of the estimates are only weakly statistically firm. Further research is therefore needed in order to substantiate (or refute) the empirical evidence of the insider-outsider hypothesis.
The objective of this paper is to present a short survey of our new research results to mobility and stability of employment on a micro level. This area of conflict is analyzed from an individual and a firm's perspective, taking institutional issues into account. More than previous studies, we investigate interactions between individual and firm side issues. The results can be assigned to four subsections. First, individual, firm and macroeconomic determinants of employment stability are identified. Second, the relevance of wages and job satisfaction for job changes is investigated. In addition to other findings, the results show for Germany that high job stability and high wages go hand in hand. There exist also unobserved determinants which operate as compensating wage differentials. Third, the impact of institutions on job mobility is analysed. The outcome demonstrates that employment in firms with a collective agreement is more stable than in other firms, while company level pacts are not very successful in stabilizing employment at least in the medium term. Fourth, the effects of wage subsidies on wages and employment duration are investigated. The analysis shows that subsidised workers stay significantly longer at their first employer than similar unsubsidised workers, while entry wages do not differ significantly between both groups.