Der Autor geht eingangs auf die Quellenlage für die regionalgeschichtliche Forschung über die Durchführung der Bodenreform in Sachsen ein und benennt die programmatischen Grundlagen der Konzipierung der Bodenreform durch die revolutionäre Arbeiterbewegung. Die sächsische Agrarstruktur vor der Reform, der Verlauf der Bodenreform im Prisma eines Kreises und die Zusammensetzung der Gemeindebodenreformkommission werden detailliert dargestellt. Abschließend wird auf die Frage nach konterrevolutionären Aktionen und auf das Gesamtergebnis der Bodenreform in Sachsen eingegangen. (STR)
Daß es kein Zurück zum Nationalstaat des 19. Jahrhunderts geben kann, entspricht einer Selbstverständlichkeit. Doch bedeutet das nicht, daß der Nationalstaat überhaupt verschwunden ist, denn "es gibt ihn ringsum, und er erweist sich als lebensfähig". Im Verhältnis der beiden deutschen Staaten kann nicht übersehen werden, daß die nationale Einheit "ein unumgänglicher und legitimer Gegenstand geschichtlicher Gedanken und politischer Aufgaben" ist. Es darf zudem nicht der SED-Führung allein überlassen werden, "über die nationalstaatliche Lösung der 'deutschen Frage' zu entscheiden". (HU)
Der Beitrag schildert die Entwicklung des organisierten Arbeitersports in Palästina bzw. Israel von den Anfängen bis heute. Es werden sowohl die ideologischen Ziele und Motive einschließlich ihres Wandels als auch die sportlichen Aktivitäten und Leistungen der 1926 gegründeten Hapoel-Organisation (Hapoel = der Arbeiter) sowie deren Auseinandersetzungen mit der (bürgerlichen) Makkabi-Sportorganisation Israels näher beschrieben. Dem Autor zufolge existierten bereits vor dem 1. Weltkrieg einige sozialistisch orientierte Makkabi-Sportvereine, die als wichtige Vorläufer für die Gründung der organisierten Arbeitersportbewegung angesehen werden können. Auslösendes Moment für die Etablierung von Hapoel war aber der wachsende bürgerliche Einfluß in den Makkabi-Organisationen, und in der Folgezeit war bis 1947 das Verhältnis zwischen beiden Verbänden durch gegenseitiges Abgrenzungs- und Boykottverhalten bestimmt. Im Hinblick auf die sportlich-ideologischen Zielsetzungen erwähnt der Autor besonders eine Entwicklung des Hapoel, die vom ursprünglich propagierten Massen- und Freizeitsport zu einer zunehmenden Dominanz und Betonung des Leistungssports führte. Eine der Ursachen hierfür sieht er in dem Einfluß illegaler jüdischer Emigranten, die im Hapoel Aufnahme gefunden hatten und zuvor in den Makkabi-Vereinen in der Diaspora mit leistungssportlichen Prinzipien vertraut gemacht worden waren. Zusammenfassend wird allerdings ein relativ kontinuierliches Wachstum des israelischen Arbeitersports festgestellt, das diesen von seiner Gründung bis heute zur größten und einflußreichsten Sportorganisation Israels werden ließ. (GH)
Anhand vorhandener Literatur beschreibt der Autor die historische Entwicklung der österreichischen Friedensbewegung von 1891 bis 1936. Die 1891 von B. von Suttner gegründete und von H. Fried theoretisch fundierte österreichische Friedensgesellschaft ging von einem sich automatisch vollziehenden Friedensorganisationsprozeß aus, dessen Beschleunigung nicht gelang. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Friedensarbeit, die S. Freud u. a. mit Bezug auf seine Trieblehre in der Intoleranz gegenüber kulturentwicklungsfeindlichen Einflüssen wie Krieg begründet sieht, führte aber zu anschließend verstärkter Politisierung des Friedensproblems unter Aufspaltung der Bewegung in verschiedene politische Richtungen und zu besonderem Einfluß von Katholizismus und Frauenorganisation in Österreich und zur 1924 entstehenden Paneuropabewegung. 1936 wurde die österreichische Friedensbewegung aufgrund von Legalitätsproblemen einiger ihr angehörender politisch Linker verboten. (HD)
"Unter Europas Mininationen ist das Großherzogtum Luxemburg die größte. Dennoch reicht es flächenmäßig gerade noch zum Vergleich mit dem Saarland und bevölkerungsmäßig mit einer deutschen Mittelstadt wie Wuppertal. Der Unterschied besteht lediglich darin, daß das Saarland nicht Vollmitglied der Vereinten Nationen und Wuppertal nicht ein international bekannter Finanzplatz und auch nicht Sitz der höchsten europäischen Gerichtsbarkeit ist. Das Großherzogtum ist gleichermaßen ein historischer Anachronismus und ein ökonomisches Kuriosum. Die mittelalterliche Grafschaft, aus der vier deutsche Kaiser hervorgingen, bevor sie in eine wechselvolle Fremdherrschaft abrutschte, erlangte erst zu Beginn des vorigen Jahrhunderts ihre Eigenstaatlichkeit zurück. Seitdem hat sich das Land mit Geschick, Hartnäckigkeit und auch mit einer Portion Glück behauptet. Die Tatsache, daß sich die Luxemburger zu den reichsten Nationen der Welt zählen können, geht zum einen auf die mächtige Stahlindustrie des Landes zurück, zum anderen auf das Dienstleistungsgewerbe im Bereich der Finanznen und der Kommunikation, auf das der Kleinstaat auswich, als der Niedergang der Stahlschmelzen einsetzte. So kommt es, daß die 270.000 Einheimischen auch heute noch auf fremde Hilfe angewiesen sind, um die anfallende Arbeit zu bewältigen: 26 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Die größte Stärke Luxemburgs ist wohl die, daß es sich stets seiner naturgemäßen Schwächen bewußt gewesen ist, aus denen es dann das Beste zu machen suchte. So sehr der Kleinstaat auch auf seine politische Unabhängigkeit bedacht ist, hinderte ihn dies doch nicht daran, Bündnisse mit anderen Staaten einzugehen, um seine wirtschaftliche Entfaltungschancen voll zu nutzen. Diese lange Partnerschaftserfahrung hat die Luxemburger zu den wohl engagiertesten Europäern in einer Gemeinschaft gemacht, deren Festigung notwendiger denn je geworden ist." (Autorenreferat)
Im vorliegenden Aufsatz wird die historische Entwicklung des Antisemitismus in Österreich dargestellt. Einleitend werden die bürgerlichen Strömungen in Österreich vor dem Ersten Weltkrieg und die Bedeutung insbesondere der christlich-sozialen und deutschnationalen für den Antisemitismus untersucht. Der Zusammenhang von Konterrevolution, Antisemitismus und Faschismus in der Zwischenkriegszeit, die Haltung der Arbeiterbewegung sowie die Situation im Zweiten Weltkrieg werden anschließend analysiert. Im Schlußteil werden der Rechtsradikalismus und Antisemitismus im Österreich der Zweiten Republik nach 1945 dargestellt, durch die fehlende antifaschistische Massenbewegung nach Kriegsende und die Implikationen des Kalten Krieges ermöglicht wurde. (KIL)