Intimitätsmuster, risikoarmes Sexualverhalten und die Chancen aufklärender Steuerung
In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie: KZfSS, Band 41, Heft 3, S. 540-554
ISSN: 0023-2653
"Die Beurteilung der Möglichkeiten und Grenzen der externen Einflußnahme auf das Sexualverhalten im Sinne der Risikoverminderung bedarf des Verständnisses der Handlungsmuster in der intimen Interaktion, die für die Gesellschaft typisch sind. Die Thematisierung von safer sex-Praktiken muß berücksichtigen, daß risikomindernde Handlungsweisen in das allgemeine System der sozialen Normen eingebettet sind. Darüber hinaus wird Intimität in der Gesellschaft entscheidend durch das Ideal der romantischen Liebe gekennzeichnet. Dies weist auf die Autonomie des Handlungssystems in bezug auf Intimbeziehungen jenseits externer sozialer Definitionen hin; gleichzeitig werden Personen auf sich selbst verwiesen ohne auf die Hilfe kollektiver sozialer Interpretationen oder Kommunikationsangebote zurückgreifen zu können. Die gesellschaftliche Unstrukturiertheit von Intimität führt dabei zur Unsicherheit und zu Orientierungsproblemen bei den Akteuren. Dies wird angesichts der AIDS-Problematik besonders bedeutungsvoll, zum Beispiel bei der Aufnahme einer neuen Intimbeziehung. Der Essay verdeutlicht diese Argumentationskette und zieht Schlußfolgerungen in bezug auf Steuerbarkeit von Intimitätsmustern. (HNÜbers.)