In den 1970er Jahren trat die Frauengesundheitsbewegung als kreative feministische Strömung in Erscheinung, die das männlich dominierte Gesundheitssystem radikal infrage stellte. Ausgehend von aktivistischen Selbstzeugnissen und Interviews können Anliegen, Ziele und Aktionsformen des Protestes von einst genauer beleuchtet werden. In den Schilderungen zwischen Aufbegehren und Professionalisierung zeigt sich: Kritik kann als Politikum dieser sozialen Bewegung gelten. Susanne Boehm legt eine erste gebündelte Betrachtung der bundesdeutschen Frauengesundheitsbewegung vor, die exemplarisch an einem Gesundheitszentrum Berlins ansetzt und zugleich den größeren Diskurs erhellt.
Wie gestaltet sich der Zusammenhang von (ver-)geschlechtlichter Erfahrung, Differenz, Alterität und Anderssein? Wie sind (ver-)geschlechtliches Erleben und der körperliche Leib miteinander verschränkt? Und welche Bedeutung haben Unausgesprochenes und Unaussprechbares für die Erfahrung geschlechtlicher Existenzweisen? Die Beiträger*innen widmen sich diesen drei bislang wenig systematisch bearbeiteten Fragen und setzen Erfahrung neu auf die Agenda der Geschlechterforschung. Aus den Perspektiven von Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften loten sie Erfahrung als Forschungsgegenstand sowie Analysekategorie aus und legen dessen epistemologisches Potential als Grundlage von Kritik und politischer Praxis offen.
Welchen Einfluss haben Gesinnungen der Gewalt auf die gesellschaftlichen Entwicklungen in Afghanistan? Die internationalen Beiträger*innen richten ihren Blick auf linke, dschihadistische sowie talibanistische Ideologien und Praktiken in der jüngeren afghanischen Geschichte. Multiperspektivisch zeichnen sie den Verlauf der letzten 20 Jahre nach und fokussieren dabei vor allem auf den dramatischen Wandel, den die afghanische Bevölkerung in Bezug auf Kultur, Frauenrechte und Medien durchlebt: Einstige Sehnsüchte und die Hoffnung auf eine offene Gesellschaft verwandeln sich durch ein Wiedererstarken der Taliban in Alpträume.
Wie beeinflusst urbanes Leben unsere psychische Gesundheit? Und wie wirkt sich andersherum der Umgang mit psychischer Gesundheit auf das Zusammenleben in Städten aus? In seiner ethnografischen Feldforschung in Berlin untersucht Patrick Bieler, wie Menschen, die mit schweren psychischen Problemen leben, ihren Alltag bewältigen, und er betrachtet, wie das dortige sozialpsychiatrische Versorgungssystem mit den Herausforderungen des angespannten Wohnungsmarktes umgeht. Der ethnografische Blick auf die Entstehungsbedingungen und gesundheitlichen Auswirkungen urbaner Umwelten schafft eine sozialwissenschaftlich fundierte Perspektive auf bekannte Alltagsphänomene. Aus dem dichten Verständnis urbaner Lebensbedingungen und ihrer politischen Dimensionen ergeben sich Konsequenzen für zukünftige Stadtgestaltung und interdisziplinäre Forschung. https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode
Im Sommer 2021 beherrschte ein Hashtag in den sozialen Netzwerken den wissenschaftlichen Diskurs: Unter "#IchBinHanna" diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die prekären Arbeitsverhältnisse an den Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Denn zu viele Zeitverträge mit zu kurzen Laufzeiten führen dazu, dass das Berufsfeld unattraktiv wird, Chancengleichheit in weite Ferne rückt und eine langfristige Lebensund Karriereplanung unmöglich wird.Der Sammelband fasst die Ergebnisse der 11. Wissenschaftskonferenz der GEW zusammen, die diese Diskussion aufgegriffen hat. Ausgewiesene Expertinnen und Experten aus den Bereichen Hochschule und Forschung, Politikerinnen und Politiker sowie Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaftsorganisationen plädieren für eine umfassende Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG), um die Beschäftigungsbedingungen nachhaltig verbessern zu können.
Von der renommierten Philosophin und Ökonomin Ingrid Robeyns: Ein revolutionäres Konzept zur Begrenzung exzessiven Reichtums, das eine gerechtere Welt für alle schaffen würde. Wenn die Armen ärmer werden, merken wir es alle: an zunehmender Obdachlosigkeit oder Schlangen vor der Essensausgabe. Aber wenn die Reichen reicher werden, gibt es in der Öffentlichkeit nicht viel zu sehen, und für die meisten von uns ändert sich der Alltag nicht. Zumindest nicht sofort. Mit dieser verblüffenden, augenöffnenden Intervention legt die weltweit renommierte Philosophin und Ökonomin Ingrid Robeyns das wahre Ausmaß unseres Wohlstandsproblems offen, das in den letzten fünfzig Jahren stillschweigend außer Kontrolle geraten ist. Sie zeigt, dass extremer Reichtum aus moralischer, politischer, ökonomischer, sozialer, ökologischer und psychologischer Hinsicht nicht nur nicht gerechtfertigt werden kann, sondern uns allen zutiefst schadet - auch den Superreichen. Anstelle unseres derzeitigen Systems bietet Robeyns eine atemberaubend klare Alternative: den Limitarismus. Die Antwort auf so viele Probleme des neoliberalen Kapitalismus - und die Chance auf eine weitaus bessere, gerechtere Welt - liegt darin, dem Reichtum, den eine Person anhäufen kann, eine harte Grenze zu setzen. Denn niemand verdient es, Millionär zu sein. Nicht einmal Sie. "Ein schlagkräftiges Plädoyer für den Limitarismus - die Idee, dass wir eine Obergrenze dafür festlegen sollten, wie viele Ressourcen Einzelne anhäufen können. Pflichtlektüre!" Thomas Piketty, Autor von "Das Kapital im 21. Jahrhundert" "Robeyns zeigt klar und deutlich, dass es in einer echten Demokratie keine Rechte ohne Pflichten gibt - und kein Vermögen ohne Grenzen. Limitarismus bietet eine Möglichkeit, Reichtum zu demokratisieren und damit das reichste Prozent zu resozialisieren." Marlene Engelhorn, Autorin von "Geld" und Mitgründerin von taxmenow "Ingrid Robeyns' nuancierte und überzeugende Verteidigung des Limitarismus, die sich mühelos zwischen Ethik, politischer Theorie, Wirtschaft und öffentlicher Politik bewegt, ist auch ein dringend benötigtes Manifest für die Neugestaltung politischer Institutionen." Lea Ypi, Autorin von "Frei"
Zahlen, Fakten und Statistiken sind im Normalfall langweilig und manchmal schwer zu verstehen. Dies gilt besonders für Wirtschaftsstatistiken, die oft mehr verschleiern als erhellen. Oder in sich geschlossene Systeme darstellen, also lediglich Äpfel mit Äpfeln vergleichen - am Besten noch von der gleichen Sorte und vom gleichen Produzenten. Tritt man aber einen Schritt zurück und schaut über den Tellerrand, dann entdeckt man wahnwitzige Zahlen, die mehr über unsere Gesellschaft und die Welt in der wir leben aussagen, als langwierige Analysen es vermögen. Die Zahlenvergleiche, die Anabelle Körbel recherchiert und zusammengestellt hat, sind oft überraschend, manchmal verblüffend und absurd. In ihrer Gesamtheit zeichnen sie das Bild einer Welt, in der sich finanzieller Größenwahn und seine skurrilen Auswirkungen einen festen Platz gesichert haben. Größenwahn in Zahlen liefert einerseits unterhaltsame Fakten zum Weitererzählen, regt aber auch zum Nachdenken über die Unverhältnismässigkeiten dieser Welt an.
Der Disease Interception liegt die Idee zugrunde, sich entwickelnde Krankheiten mittels einer gezielten Intervention noch vor ihrer Manifestation zu beeinflussen bzw. aufzuhalten. Das Konzept ist zwischen den Kategorien Prävention und Krankenbehandlung angesiedelt und adressiert eine neue Personengruppe: diejenigen, die nicht mehr vollständig gesund, aber mangels Symptomen bzw. Beeinträchtigungen auch noch nicht im klassischen Sinne erkrankt sind. Im Fokus der Beiträge stehen die notwendigen Rahmenbedingungen zur Entwicklung und Anwendung von Disease Interception, insbesondere die Gesundheitsdatennutzung und Digitalisierung, aber auch die Patientenperspektive, die ethischen Implikationen sowie das Recht der Gesetzlichen Krankenversicherung.Mit Beiträgen vonDr. Léon Beyer | Dr. Sarah Diner | Dr. Martin Danner | Dr. Anke Diehl, M.A.| Prof. Dr. Klaus Gerwert | Dr. Joschka Haltaufderheide | Prof. Dr. Stefan Huster | Prof. Dr. Thomas Jäschke | Prof. Dr. Alexandra Jorzig | Franz Knieps | Prof. Dr. Robert Ranisch | Dr. Nils Krochmann | Prof. Dr. Frank Stollmann | Prof. Dr. Jochen A. Werner | Lara Wiese | Dr. Silvia Woskowski, LL.M
Digitale Technik gewinnt in der Arbeitswelt Krankenhaus zunehmend an Bedeutung. Die erfolgreiche Gestaltung betrieblicher Digitalisierungsprozesse ist jedoch kein Selbstläufer. Betriebliche Digitalisierungsprozesse sollten ganzheitlich gestaltet werden: unter Einbindung aller Berufsgruppen, partizipativ und mitarbeiterorientiert, prozessübergreifend und unter Berücksichtigung spezifischer struktureller und organisatorischer Voraussetzungen. Das Werk zeigt auf, welche Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung aus Sicht unterschiedlicher Berufsgruppen existieren. Außerdem wird entlang konkreter Handlungsfelder aufgezeigt, mit welchen konkreten Strategien, Verfahren und Instrumenten Krankenhäuser betriebliche Digitalisierungsprozesse mitarbeiterorientiert gestalten können.