Wie nützlich darf Wissenschaft sein?: zur Systemintegration von Wissenschaft, Ökonomie und Politik
In: Governance und gesellschaftliche Integration, S. 67-87
Ziel des Beitrags ist es, das Problem der Systemintegration zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unter dem Blickwinkel von Steuerungsregimen zu erörtern. Es werden zwei Steuerungsregime vorgestellt, die sich heute realiter herausbilden und die völlig unterschiedliche Implikationen für die Organisation der Systemintegration der Wissenschaft besitzen: Zum einen das "Verdrängungsregime" und zum anderen das "Vernetzungsregime". Ersteres basiert auf einer Verknappung von Ressourcen für ungesteuerte Forschung und der Einführung ordnungspolitischer Strukturen, die Forschungseinrichtungen und damit auch Forscher darauf verpflichten, die Leistungskomponente der Wissenschaft auf Kosten der Funktions- und Reflexionskomponente zu stärken. Das Vernetzungsregime versucht dagegen, die Übertragung von wissenschaftlichem Wissen in die Anwendung "autonomieschonend" zu organisieren. Zwei mögliche Instrumente wurden vorgestellt: Zum einen Netzwerke von Organisationen und zum anderen "Grenzorganisationen". Unter bestimmten Bedingungen - Autonomie, Gleichheit, Wechselseitigkeit und begrenzte Dauerhaftigkeit - lassen sich solche Netzwerke "autonomieschonend" gestalten. Die Aufgabe der Politik liegt hier im Setzen der richtigen Rahmenbedingungen zur Herausbildung dieser Organisationsformen und im prozeduralen Steuern, um die Abläufe für alle Beteiligten vorteilhaft zu gestalten. Netzwerke und Grenzorganisationen sind Rezepte, die nicht nur im Falle von Wissenschaft und Wirtschaft anwendbar sind, sondern sich auf viele Konstellationen der Systemintegration in der modernen Gesellschaft übertragen lassen. (ICA2)