Populismus beschreibt einen bestimmten Politikstil im Sinne eines Interaktions-, Kommunikations- und Konfliktmusters. Der postkommunistische Populismus weist einerseits eine "harte" Variante in Gestalt der National-, Agrar- und Linkspopulisten, andererseits eine "weiche" Variante auf, zu der Nationalliberale und -konservative, Populisten der Mitte, Sozialpopulisten und Law-and-Order-Populisten zählen. Die einzelnen Strömungen weisen länderspezifisch unterschiedliche Stärken auf. Die Erfolge populistischer Politik in Ostmitteleuropa lassen sich am Besten durch die Modernisierungsverliererthese erklären. Es ist damit zu rechnen, dass populistische Parteien in Ostmitteleuropa ein dauerhafter Bestandteil der Parteiensysteme bleiben werden. (ICE)
Die Verfasser knüpfen an Offes Überlegung an, dass Institutionen den zentralen Beitrag zur Entstehung generalisierten Vertrauens leisten, indem sie die Einstellungen, Werte und Präferenzen der Bürger über die in ihnen symbolisch zur Darstellung gebrachten Leitideen beeinflussen. Sie ordnen Offes Ansatz in den Kontext von Untersuchungen zu generalisiertem Vertrauen ein und entwerfen ein neues Grundmodell der Generalisierung von Vertrauen. Vor diesem Hintergrund werden zwei Mechanismen diskutiert, die Institutionen mit der Generalisierung von Vertrauen verknüpfen: Verfassungsgenese und nationale Rahmung. Verfassungen können für eine normative Integration politischer Gemeinwesen führen, wenn ihre Deutungsangebote auf der identitätstiftenden symbolischen Geltungsdimension weithin anerkannt sind; die Akzeptanz der Deutungsangebote kann allerdings durch eine intensive Berichterstattung über den Prozess der Verfassungsgenese leiden, wie das Beispiel der EU-Verfassung zeigt. Ein Blick auf die neuen Demokratien Osteuropas zeigt, dass nationale Rahmung und Demokratie oft in einem schwierigen Spannungsverhältnis stehen. (ICE2)
Ausgangspunkt des Beitrags ist die Frage, welche Haltung die Bürgerinnen und Bürger der Länder des EES-Surveys gegenüber Immigranten einnehmen und inwieweit diese Haltung durch ethnozentrische Ressentiments beeinflusst ist. Ergänzend wird danach gefragt, ob die Transformationsgesellschaften Osteuropas oder Deutschland, als das Hauptzielland der Migrationsbewegung nach dem Ende des Kalten Krieges, eine Sonderstellung einnehmen und ob es aufgrund der doppelten Involvierung Ostdeutschlands einen Ost-West-Unterschied innerhalb Deutschlands gibt. Die Ergebnisse zeigen, dass weder Ost- und Westdeutschland noch die Länder Osteuropas signifikante Besonderheiten erkennen lassen. Die Nähe eines Landes zu den Balkankonflikten führen jedoch zu verstärkten Abschottungstendenzen. Sie provozieren eine Art "Wagenburg"-Mentalität, aus der heraus Immigration als Bedrohung erscheint und die eine grundsätzliche Abwehrhaltung entstehen lässt.Diese wird jedoch zu einem Problem, wenn man die Eigendynamik von Migrationsbewegungen und die zunehmende transnationale Verflechtung Europas berücksichtigt. Massive grenzüberschreitende Migration ist nach dem Ende des Ost-West-Konflikts in Europa zu einem Alltagsphänomen geworden und sie wird in Zukunft wohl noch an Bedeutung gewinnen. (ICA2)
Der Beitrag untersucht in komparatistischer Absicht die Vergangenheitsaufarbeitung in den ehemals sozialistischen Staaten Ost- und Ostmitteleuropas. Der Umbau postsozialistischer Gesellschaften zu rechtsstaatlichen Demokratien bedeutete den Abbau kommunistischer Herrschaftsstrukturen und wird von der Autorin als "Entkommunisierung" bezeichnet. Neben der europäischen Dimension der Entkommunisierung werden im vorliegenden Beitrag einige Grundzüge postsozialistischer Vergangenheitspolitik herausgearbeitet. Kriterien des Vergleichs von Prozessen der Entkommunisierung sind hier die zentralen Bereiche der Vergangenheitspolitik, die vor allem auf juristische Weise auf die sozialistische Staatskriminalität reagieren. Damit einher gehen Prozesse der Re-Nationalisierung nicht nur der ehemaligen baltischen Sowjetrepubliken. Die mitunter sehr eindimensionale Perspektive auf den nationalen Widerstand gegen die damalige UdSSR legitimierte die nationalkommunistischen Auswüchse und Strömungen der 1990er Jahre. Skizziert werden eine typische Abfolge von Verfolgung und Vertuschung, von Entkommunisierung und Renaissance. Die Vielzahl der Länder, in denen dies mit unterschiedlicher Intensität erfolgte, belegt, wie fruchtbar eine vergleichende Perspektive sein kann. (ICA2)
Desde que Uruguay recuperó la democracia en 1985, el Frente Amplio - el mayor partido de la izquierda - ingresó en un período de constante crecimiento electoral. Al mismo tiempo, la izquierda protagonizó una importante renovación que modificó varios aspectos de su personalidad política. En este artículo se analiza una de las tres dimensiones de esa renovación: la tradicionalización del Frente Amplio. Luego de definirla como la incorporación del tradicionalismo político en la izquierda, el artículo se concentra en el análisis de sus dos componentes básicos: una reinterpretación de la historia nacional, sobre cuya base el Frente Amplio se ubica a sí mismo como la síntesis de las mejores tradiciones nacionales, y la construcción de una tradición de la historia propia que se vuelve componente
Films are integral to national imagination. Promotional publicity markets "domestic films" not only as entertaining, exciting, or moving, but also as topical and relevant in different ways. Reviewers assess new films with reference to other films and cultural products as well as social and political issues. Through such interpretive framings by contemporaries and later generations, popular cinema is embedded both in national imagination and endless intertextual and intermedial frameworks. Moreover, films themselves become signs to be cited and recycled as illustrations of cultural, social, and political history as well as national mentality. In the age of television, "old films" continue to live as history and memory. In Performative Histories, Foundational Fictions, Anu Koivunen analyzes the historicity as well as the intertextuality and intermediality of film reception by focusing on a cycle of Finnish family melodrama and its key role in thinking about gender, sexuality, nation, and history. Close-reading posters, advertisements, publicity-stills, trailers, review journalism, and critical commentary, she demonstrates how The Women of Niskavuori (1938 and 1958), Loviisa (1946), Heta Niskavuori (1952), Aarne Niskavuori (1954), Niskavuori Fights (1957), and Niskavuori (1984) have operated as sites for imagining "our agrarian past", our Heimat and heritage as well as "the strong Finnish woman" or "the weak man in crisis". Based on extensive empirical research, Koivunen argues that the Niskavuori films have mobilized readings in terms of history and memory, feminist nationalism and men's movement, left-wing allegories and right-wing morality as well as realism and melodrama. Through processes of citation, repetition, and re-cycling the films have acquired not only a heterogeneous and contradictory interpretive legacy, but also an affective force.
Living with colonialism -- Being "Black", being "Sudanese" : colonial education, privilege, and national identity -- Education, acculturation, and nationalist networks -- The mechanics of colonial rule -- Life and the regime : the terms of cooperation -- The nation after the colony -- The colony and the nation : lessons from the Sudan
Am 10. Oktober 2000 äußerte der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Friedrich Merz, die Union werde das Zuwanderungsthema zum Gegenstand des nächsten Bundestagswahlkampfes machen. In diesem Zusammenhang verlangte er, dass sich Zuwanderer der "deutschen Leitkultur" unterwerfen müssten. Anschließend wurde in unterschiedlichen Diskussionszusammenhängen darüber gestritten, ob eine solche Forderung berechtigt oder ob sie eine nationalistische bzw. rassistische Anmaßung sei. Die Autorin skizziert in ihrem Beitrag zunächst die Leitkultur als ein Thema der politischen Mitte, um dann näher die Rezeption der Debatte in der "Jungen Freiheit" und in weiteren rechtsextremen Publikationen zu untersuchen. Sie zeigt, dass sich hier für die extreme Rechte die Möglichkeit ergab, ältere Konzepte und Theorien mit einem neuen Begriff zu verknüpfen und diese scheinbar zu aktualisieren. Als Stichworte sind z.B. zu nennen: völkische oder jungkonservative Ideologien, die Kontrastierung von Kultur und Zivilisation sowie die These vom "clash of civilizations". Der kometenhafte Aufstieg des Begriffs der "Leitkultur" - ausgelöst durch die Äußerung von Friedrich Merz - konnte also von der extremen Rechten genutzt werden, um sich als jene Kraft zu präsentieren, die einer solchen Leitkultur am konsequentesten zum Durchbruch verhilft. (ICI2)
That the 1990s began and ended with wars in the Balkans, often evoking reference to 'ancient hatreds', might suggest little has been learned since the fall of the Wall on how to address the recrudescence of violent ethno-nationalist conflict-and indeed some fatalism as to whether this can be done at all. Yet the rethinking of notions of national sovereignty, the increasing minority-rights jurisprudence and the development of anti-essentialist concepts of identity in recent times have begun to indicate new policy instruments which might better allow such conflicts to be managed in the twenty-first century. However, policy lags behind intellectual innovations, and the predominant approach of the international community remains for the moment significantly more conservative in character. (Nations and Nationalism, ECMI)
Anhand neuer und weiterführender empirischer Ergebnisse konzentriert sich der Beitrag auf Akteure, Diskurse und Institutionen, die dem Vollkornbrot in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere der NS-Zeit, seine Bedeutung und Funktion gaben, indem sie "Vollkorn" zum Zeichen für die Region, Nation und arische Rasse machten. Am Beispiel des Vollkornbrotes wird die Frage der "Territorialisierung" wissenschaftlicher, lebensreformerischer und lebensweltlicher Diskurse anschaulich gemacht: Ein Lebensmittel wurde zum Symbol des Deutschen stilisiert, einzelne Brote zur Chiffre einzelner Regionen. Neben einer historischen Darstellung der Entstehung des Vollkornbrotes und des Brotkonsums präsentiert der Beitrag auch statistische Daten zum relativen Anteil des Brotverzehrs in verschiedensten Regionen des Dritten Reiches. Das abschließende Fazit betont, dass räumliche Zuschreibungen generell kulturelle Konstruktionen bilden, die jedoch nicht immer greifen: Die Fiktion "deutschen Urbrotes" scheiterte an den Kriegsumständen und an einer gelebten Ernährungstradition, die kurzfristig nur mit Zwang zu zerstören war. (ICH)
"Im Rahmen eines Versuchs, eine Bilanz aus der deutschen Debatte um die Leitkultur zu ziehen, wird die folgende These formuliert: Wie jeder Mensch eine personale, also individuelle Identität hat, so hat auch jede Großgruppe (z. B. Nation) eine soziale, d. h. kollektive Identität. Dies gilt nicht nur für so genannte 'Kulturnationen', sondern auch für die gesamte Menschheit und gehört zur Normalität. Demnach haben alle Nationen eine Identität. Der Verfasser geht davon aus, dass das Leben zwischen Deutschen und Fremden (ca. 10 Millionen) eine veränderte Situation bedingt; sie ist als eine Chance für die Deutschen zu werten. Unter diesen neuen Bedingungen obliegt es nicht den Deutschen allein, die Frage nach ihrer Identität zu beantworten. Ein gemeinsamer Nenner ist erforderlich. Hierfür schlägt der Autor die aufklärerischen und säkularen Werte der europäischen Zivilisation als Basis einer Leitkultur in der Bestimmung eines Wertekonsenses zwischen Deutschen und den Einwanderern vor." (Autorenreferat)