In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 123-129
Der Aufsatz gibt einen Überblick über die sowjetische Forschung zur Rolle der antifeudalen bäuerlichen Bewegung im Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus in Rußland. Ausgangspunkt der neueren Untersuchungen war die umfangreiche, schließlich ohne Konsens abgebrochene Diskussion der letzten 20 Jahre über die Entwicklung des Kapitalismus in Rußland. Zur Klärung der offengebliebenen Fragen wurden in jüngster Zeit vor allem zwei Problemkreise eingehender untersucht: 1. die soziale Struktur der Bauernschaft (Differenzierung innerhalb der Bauernschaft, bäuerliche Lebensformen, Aufbau und Funktion der Dorfgemeinschaft); 2. die bäuerlichen Klassenkämpfe von den niedrigen Formen des Widerstandes wie Bittschriften und Arbeitsverweigerung bis zur höchsten Form, dem bewaffneten Aufstand. (BJ)
Die Ostermarschbewegung bzw. Kampagne für Abrüstung und die Studentenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland der 60er Jahre entwickelten nur im gemeinsamen Kampf gegen die Notstandsgesetze erfolgreich ein "durch kollektive Identität abgestütztes Handlungssystem". Entstehung, Verlauf und Niedergang dieses von der historischen Forschung als "Außerparlamentarische Opposition" bezeichneten Handlungssystems werden nachgezogen. Dazu werden die drei Einzelbewegungen dargestellt und ihre beginnende Zusammenarbeit im Rahmen der Auseinandersetzung um die Notstandsgesetze beleuchtet. Die Mobilisierungsdynamik und der Politisierungsprozeß, der infolge des Schah-Besuchs am 2. Juni 1967 in der Bewegung eintrat, werden analysiert. Ferner werden die unterschiedlichen Versuche analysiert, nach der Verabschiedung der Notstandsgesetze im Mai 1968 - und damit dem Wegfall des zentralen Themas - die "manipulative Macht des Springer-Konzerns" zu einer neuen gemeinsamen Plattform der Bewegung zu machen. Die Analyse des Scheiterns dieses Versuchs liefert Gründe für den raschen Zerfall der Bewegung und ihre ideologische Aufspaltung im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 1968. Dennoch gingen von Teilen der Bewegung wichtige Impulse für die politische und kulturelle Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland aus. (prf).
In: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2, S. 4425-4436
Die seit Jahrzehnten geführte Diskussion über den Sinn von Begriffen wie Klasse und Klassengesellschaft ist völlig unzureichend, und zwar vor allem deshalb, weil sie zwischen diesen beiden Begriffen nicht deutlich genug unterscheidet. So schlägt der Autor vor, zwischen Klasse und Klassengesellschaft deutlicher zu differenzieren. Man wird sich rasch darauf einigen können, dass der Klassenbegriff, in welcher Definition auch immer, soziale Einheiten bezeichnet, die in der Gesellschaft vorkommen. Gesellschaft ist demgegenüber der Begriff für die umfassendste soziale Einheit. Also enthält die Gesellschaft nicht nur die Klassen, sondern auch alle anderen sozialen Einheiten: alle Interaktionen, alle Organisationen, alle sozialen Bewegungen usw. Mit dem Begriff einer Klassengesellschaft kann man vor diesem Hintergrund zwei verschiedene Bedeutungen verbinden: Entweder er wird eingesetzt, um das schlichte Faktum zu bezeichnen, dass es sich um eine Gesellschaft handelt, in der Klassen vorkommen und reproduziert werden - neben jenen anderen sozialen Einheiten, die ebenfalls vorkommen und ebenfalls reproduziert werden. Der Begriff ist dann aber theoretisch nicht sehr ergiebig. Jede anspruchsvollere Verwendung des Begriffs einer Klassengesellschaft muss sich auf das Verhältnis der Klassen zu jenen anderen sozialen Einheiten beziehen, die ebenfalls vorkommen und reproduziert werden. Und sie muss den Ehrgeiz haben, die Struktur dieser Einheiten auf das Klassenverhältnis selber zurückzuführen. Nicht die bloße Existenz sozialer Klassen sollte man also mit dem Begriff einer Klassengesellschaft belegen, sondern den Anspruch auf gesamtgesellschaftliche Zentralität der Klassenstruktur. Bei der Suche nach einer Theorie, die diesen starken Begriff tragen könnte, wird auf das Überbautheorem von K. Marx hingewiesen. In den Autonomieansprüchen der Funktionssysteme - ob nun Religion oder Staat oder Kunst - sieht Marx nur den Überbau einer Klassengesellschaft. Die weiteren Ausführungen zeigen auf, dass die postmarxistische Theorieentwicklung, was immer sie mit Hinblick auf Schichtung besagen mag, das Überbautheorem ruiniert hat. Seither befindet sich die Hypothese der Klassengesellschaft in einem Zustand theoretischer Obdachlosigkeit. Während man Marx in der Tat für die These zitieren kann, die moderne Gesellschaft sei eine Klassengesellschaft, würde dies schon bei M. Weber und erst recht bei P. Bourdieu nicht funktionieren. (ICG2)
Der Verfasser vertritt die These, dass die Protestbewegung von 1968 kein Katalysator für eine umfangreiche gesellschaftliche Liberalisierung gewesen ist. Vielmehr war sie der Höhepunkt einer Entwicklung, der durch die Veränderungen der vorangegangenen Jahre überhaupt erst ermöglicht wurde. Die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft vollzog im Grunde schon seit dem Ende der 1950er Jahre einen generationsübergreifenden Wandel: Bis dahin hatte nämlich ein Großteil der Bevölkerung am so genannten "Wirtschaftswunder" partizipiert. Der beginnende Wertewandel stand in engstem Zusammenhang mit einem zunehmenden wirtschaftlichen Wohlstand. Von jenem profitierte insbesondere die jüngere Generation, die auch über eine ständig wachsende Kaufkraft verfügte. Dies war dann auch eine wichtige Voraussetzung für die massenhafte Verbreitung einer neuen westlichen Jugendkultur. Der ideologische Unterbau der Revolte erwies sich häufig als wenig solide, wobei das Verhältnis zur Gewalt besonders fragwürdig war. Die als zulässig propagierte "Gewalt gegen Sachen" war lediglich eine floskelhafte Umschreibung, die viel Deutungsspielraum offen ließ und somit die Schranken öffnete zu weitergehenden Schritten, wie beispielsweise dem Psychoterror gegen missliebige Professoren und "systemkonforme" Kommilitonen. Die Hinwendung zum brutalen, menschenverachtenden Terror ist mit Sicherheit die bitterste Nachwirkung jener Jahre. Damit verriet und diskreditierte ein kleiner aus der Bewegung heraus entstandener Personenkreis die Ziele der gesamten Revolte, die sich ursprünglich beispielsweise gegen die Gewalt im Vietnam-Krieg und gegen die als gewalttätig empfundenen gesellschaftlichen Hierarchien gewandt und so die Befreiung von jeglicher Bevormundung angestrebt hatte. Es wird argumentiert, dass sich der gut gepflegte Mythos "1968" weder von den gesellschaftlichen Entwicklungen der späten 1950er Jahre noch von den soziokulturellen Veränderungen der 1970er Jahre trennen lässt. Aufgrund der Ähnlichkeit der gesellschaftlichen Strukturveränderungen und des transnationalen Charakters der Jugendkultur, aber auch angesichts der intensiven Medienberichterstattung entstand damals auch tatsächlich der Eindruck einer gleichgerichteten, internationalen, revolutionären Bewegung. Trotz der vielen Vergleichbarkeiten mit den Protestbewegungen in anderen Ländern lassen sich etliche Spezifika der bundesdeutschen "68er-Bewegung" festmachen, die auch heute noch zu vielen kontroversen Diskussionen führen. (ICG2)
In: Orient: deutsche Zeitschrift für Politik, Wirtschaft und Kultur des Orients = German journal for politics, economics and culture of the Middle East, Band 47, Heft 3, S. 387-408
The birth of "youth" in the Middle East --. - The long nineteenth century: from higher education to national identities --. - The generation of 1919 and the spirit of the 1920s --. - The generation of Pan-Arabism --. - The education revolution and the return of Islam --. - The legacies of Islam in today's universities --. - The long road to the Arab Spring --. - The cases of Turkey and Iran --. - Whither the generation of 2011?
1 Globalization and the World Social Forums 1. - 2 What Are the World Social Forums? 27. - 3 Who Participates in the World Social Forums? 51. - 4 Reformism or Radical Change: What Do World Social Forum Participants Want? 89. - 5 Global or Local: Where's the Action? 117. - 6 The World Social Forums and the 21st Century Revolutions 143. - 7 Conclusion: The World Social Forum Process and Global Democracy 165
Arab women's movements : development, priorities, and challenges / Pernille Arenfeldt and Nawar Al-Hassan Golley -- Convergences and divergences : Egyptian women's activisms over the last century / Leslie Lewis -- Challenges and opportunities : the women's movement in Syria / Pauline Homsi Vinson and Nawar Al-Hassan Golley -- The Iraqi women's movement : past and contemporary perspectives / Nadje Al-Ali -- Women's rights activism in Lebanon / Rita Stephan -- Harvest of the golden decades : contemporary women's activism in Jordan / Ibtesam Al-Atiyat -- Discovering the positive within the negative : Palestinian women's movements / Eileen Kuttab -- A long, quiet, and steady struggle : the women's movement in Yemen / Amel Nejib al-Ashtal -- Fashioning the future : the women's movement in Kuwait / Mary Ann Tétreault, Helen Rizzo, and Doron Shultziner -- The "makings" of a movement "by implication" : assessing the expansion of women's rights in the United Arab Emirates from 1971 until today / Vânia Carvalho Pinto -- North American Muslim women's movements and the politics of Islamic feminine hermeneutics / Hanadi Al-Samman -- Appendix : Women's movements in the Gulf countries