Auf die sozialen und kulturellen Fragen, die sich im Prozess zunehmend globaler Erweiterung den nationalen Gesellschaften mit wachsendem Drängen stellen, muss mit weitreichenden Überlegungen geantwortet werden. In der Soziologie trifft dies disziplinäres Selbstverständnis und wissenschaftliche Aufgabenstellung, das Verhältnis zu anderen Disziplinen, zu Politik und Praxis, und schließlich das, was bislang die theoretisch und methodisch begründeten Abgrenzungen von Objektbereichen oder Forschungsfeldern sinnvoll erscheinen liess. Nicht zuletzt rühren solche Fragen auch an die gesellschaftliche Rolle der Sozialwissenschaften, die in den letzten zwei Jahrzehnten mit der Vorstellung einer "Krise" dieser Wissenschaften assoziiert worden ist. Die Themenbereiche, unter denen diese Umbrüche im vorliegenden Sammelband diskutiert werden, betreffen die Verflechtungen von Theorie und Praxis, die Alters- und Generationenforschung, Gebiete der Entwicklungssoziologie und der Internationalisierung, Lebenslauf und Lebensqualität, Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, Gesundheit und Prävention sowie epidemiologische und ethnologisch-soziologische Fallstudien in Afrika. Unschwer wird erkennbar, dass wir es in verschiedenerlei Hinsicht mit einer Umbruchsituation zu tun haben. Autoren und Autorinnen aus Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Österreich (unter ihnen so bekannte wie C. Attias-Donfut, U. Beck, M. Kohli oder M. Johnson und U. Lehr sowie L. Rosenmayr) entfalten unter den genannten Umbruchperspektiven Analysen und Vorschläge, die die Rolle der Interdisziplinarität in der Soziologie neu bestimmen lassen können, anhand überbordenden empirischen Detailmaterials in verschiedenen Forschungsfeldern einen erheblichen Theoriemangel sichtbar machen, und die Neubestimmung von Forschungsaufgaben nahe legen. Die weiten Perspektiven, die angelegt werden, bieten Anlass zu vielfältiger wissenschaftlicher Auseinandersetzung. ; Extensive considerations are imperative to address the increasingly urgent social and cultural issues that national societies encounter within the process of emergent global expansion. With respect to sociology, this requirement applies to images of disciplinary self-conception and the formulation of scientific tasks, to relationships with other disciplines, with politics and practice. Likewise, it relates to what has been seen to give meaning to the theoretically and methodically established delimitations of object spaces and research areas. Not least, such issues impact the societal role adopted by the social sciences, associated over the past two decades with the notion of scientific "crisis". The issues that bridge the discussions of such transitions in the present anthology refer to the entwinements of theory and empirical work, ageing and generational research, areas of development studies and internationalization. They also deal with the life course and quality of life, the gender division of labor, health and prevention, as well as epidemiological and ethnological-sociological case studies in Africa. Quite simply, we are coming to perceive a transitional situation in various respects. Taking up the above transitional perspectives, authors from Great Britain, France, Germany and Austria - including C. Attias-Donfut, U. Beck, M. Kohli, M. Johnson, U. Lehr, L. Rosenmayr and others - develop analyses and suggestions that serve to determine anew the role of interdisciplinarity in sociology. These scholars have identified a substantial deficiency in theory, accompanied by bursting quantities of detailed empirical material in various fields of research, and propose to realign research objectives. The broad perspectives plotted in this volume provide the grounds for further scientific debate.
Der dritte und abschließende Band einer auf drei Bände konzipierten Stadtgeschichte beschäftigt sich mit dem Zeitraum von 1790 bis zur Gegenwart. Diese Epoche der Wiener Stadtentwicklung zählt für die gestaltenden Kräfte in der Stadt wie auch für deren Bewohnerinnen und Bewohner zweifellos zu den besonders dramatischen, von vielen regelrechten Brüchen charakterisierten Zeitspannen. Napoleonische Besetzung, die Revolution des Jahres 1848, die konstitutionellen wie die wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, das Ende der Stellung als Reichshaupt- und Residenzstadt mit dem Ende des Ersten Weltkrieges, die schwierige Epoche der Zwischenkriegszeit, die Geschicke Wiens unter der NS-Herrschaft, die Bombenjahre des Zweiten Weltkrieges und dessen Ende wie natürlich auch die bislang noch niemals derart umfassend behandelten Jahre seit 1945 - all das bildet die Zeitfolie, vor der die Darstellung abläuft, markiert einschneidende Geschehnisse, denen sie sich widmet. Sechs Autorinnen und Autoren vermitteln in einem vom Grundsatz her chronologischen Aufbau ein Bild, das verwoben in die (politische) Ereignisgeschichte der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung breiten Raum einräumt. Dabei stellt der Versuch, die für Wien so prägenden Epochen des "Fin-de-Siècle" und dann der so ungemein schwierigen Jahre nach 1918 unter starker Berücksichtigung geistesgeschichtlicher Strömungen und mehrfach mittels des Einbaus literarischer Zeitzeugen bzw. -zeugnisse zu behandeln, einen methodisch durchaus innovativen Weg dar. Die Jahre der Wiener Entwicklung nach 1945, im Hinblick auf die politische Geschichte bis zur Gemeinderats- und Landtagswahl von 2001, bezüglich der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung in Ansätzen sogar noch darüber hinaus, haben bislang noch niemals in derart eingehender Form Darstellung gefunden. Wie schon bei den 2001 und 2003 vorgelegten Bänden 1 und 2 dieses dreibändigen Werkes gilt auch für den letzten Band das Bemühen, eine auch breiteren Kreisen zugängliche Darstellung zu bieten. Dies wird durch eine reiche Bebilderung, eine umfangreiche Bibliographie sowie ein Register der Orts- und Personennamen unterstützt. ; This volume is the last and final part of a trilogy on a detailed history of Vienna. It covers the period from 1790 until the present times. For the decisive forces as well as the inhabitants of the city this era of the urban development of Vienna has to be counted among the most dramatic periods characterised by a great number of real breaks in history. Napoleonic occupation, the revolution of 1848, the constitutional as well as the economic and social changes from the middle of the 19th century onwards, the final end of the position as "Reichshaupt- und Residenzstadt" (capital and residential city of the Austro-Hungarian empire) at the end of World War I, the challenging and complicated inter-war-period, Vienna's fate under Nazi-domination, the air raid of World War II and its end as well as the years after 1945 so far never described in such a comprehensive manner - all these events establish the chronological screen for the description and mark decisive incidents being treated here. In a chronological framework six authors arrange a pattern of Vienna's political, social, economic and cultural history. An innovative step is marked by the attempt to give a description of the ever so decisive periods like the "Fin-de-Siècle" and the complicated years after 1918 considering the intellectual mainstream and including men of letters and their works as contemporary witnesses and references. Vienna's development after 1945 - regarding the political history until the elections of 2001, the social and economic history in some aspects even furthermore - has not been treated in such a profound manner so far. This volume - as its predecessors - imparts the latest state of research to a wide public, supported by many illustrations and a large bibliography as well as a useful register of place names and persons.
Diateichismata sind Befestigungsmauern, die durch bebautes oder unbebautes Areal ummauerter Siedlungen verlaufen und dieses in zwei Gebiete teilen; sie bilden mit den jeweiligen Umfassungsmauern meist komplexe Verteidigungssysteme. Die vorliegende Arbeit behandelt das Phänomen des Diateichisma als Befestigungsbauwerk und seinen Einfluß auf die urbanistische Organisation des Stadtbildes. Die Darstellung der Forschungsgeschichte und der antiken Schriftquellen zum Thema Diateichisma bilden die Einleitung der Arbeit. Einen zentralen Punkt bildet dabei die Analyse der Siedlungen mit Diateichisma nach siedlungstypologischen Gesichtspunkten. Weitere wesentliche Fragestellungen betreffen das Verhältnis des Diateichisma zum urbanen Raum sowie die Ursachen, die zur Errichtung der Diateichismata geführt haben. Die Siedlungen mit Diateichisma werden detailliert in einem Katalog erfaßt. Die technischen Daten zu den Siedlungen werden tabellarisch dargestellt, die Testimonien zu Diateichisma sind mit Auszügen der relevanten Textpassagen wiedergegeben. In der Forschung wurden Diateichismata als militärische Zweckbauten behandelt, sie wurden aber nie systematisch untersucht. Für eine vergleichende Analyse der Siedlungen mit Diateichisma wurde die Auswertung des bauchronologischen Verhältnisses von Diateichisma und Umfassungsmauer als am meisten geeignetes Kriterium herangezogen, weil nur dieses Verhältnis Aufschluss über die Entwicklung der Siedlungsgröße geben kann. Zu unterscheiden sind: 1. gleichzeitig mit der Umfassungsmauer errichtete Diateichismata; 2. nachträglich errichtete Diateichismata; 3. Diateichismata, die durch Erweiterung des befestigten Stadtgebietes entstanden sind. In den meisten der untersuchten Siedlungen (23 Beispiele) wurde Diateichisma nachträglich errichtet. Durch Stadterweiterung entstandene Diateichismata finden sich in 19 Städten. Gleichzeitig wurden die wenigsten Diateichismata erbaut (14 Beispiele); bei 4 Siedlungen ist das Verhältnis zwischen Diateichisma und Umfassungsmauer unklar. Diateichismata lassen sich vom 7. bis zum 2. Jhd. v. Chr. in griechischen Siedlungen nachweisen. Bei der chronologischen Verteilung der einzelnen Siedlungen zeigt sich, dass in klassischer und hellenistischer Zeit die meisten Diateichismata errichtet wurden. Innerhalb des griechischen Kulturraumes sind Diatechisma-Siedlungen weit gestreut. In wenigen Gebieten lassen sich Häufungen erkennen: Vermehrt treten nachträglich errichtete Diateichismata im westgriechischen, durch Stadterweiterung entstandene vor allem im nordwestgriechischen Bereich auf. Generell liegt die Funktion von Diateichismata darin, Feinde, die in das Stadtgebiet eingedrungen sind, an einem weiteren Vordringen zu hindern oder bei siedlungsinternen Konflikten als Barrieren zwischen den Streitparteien zu dienen. Trotz der militärischen Funktion verfügt nur eine geringe Anzahl von "militärischen" Diateichisma-Siedlungen über ein Diateichisma, das hier zur Abtrennung von Fluchtbezirken diente. Die überwiegende Mehrzahl an Diateichismata wurde in selbständigen Poleis, sind aber im Gegensatz zu Umfassungsmauern weder Zeichen noch Garant politischer Autonomie. Die Bedeutung von Diateichismata ist in Poleis im griechischen Koloniegebiet aufgrund des Spannungsfeldes unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen von besonderem Interesse. Am häufigsten treten Stadterweiterungen bis zur Mitte des 3. Jhs. v. Chr. auf, die möglicherweise mit den Umsiedlungen größerer Bevölkerungsgruppen in archaischer und klassischer Zeit sowie mit Neugründungen von Städten im Zusammenhang stehen. Im Gegensatz zu den Vergrößerungen des Siedlungsraumes wurde meist durch kriegerische Auseinandersetzungen oder siedlungsinterne Konflikte begründet, in Teilbereichen des westgriechischen Raumes vor allem in der zweiten Hälfte des 5. Jhs v. Chr. der Siedlungsraum verkleinert. Diateichismata verändern das Stadtbild nachhaltig und verfügen durch ihre prominente Stellung innerhalb des Stadtgebietes auch über repräsentative oder abschreckende Funktion. Sie werden nur selten intentionell vollständig entfernt und bleiben oft im Stadtbild weiterhin bestehen, auch wenn ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr erfüllt ist. Sie werden in der Folge in andere Bauwerke integriert oder dienen der einfachen Steingewinnung. Als Trennmauern innerhalb des Siedlungsgebietes sind Diateichismata eng mit der urbanistischen Planung verbunden und sind sichtbare Grenzmarken zwischen Stadtteilen. Diese wurde in den meisten Siedlungen als Wohnbereiche genutzt, bei einigen wurden auch explizit Hafen- und Handelszonen abgetrennt. Weniger häufig treten abgeteilte Militärzonen auf. Generell haben in allen Arten von Diateichismata Siedlungen nicht besiedelte Areale innerhalb eines Diateichisma die Funktion von Fluchtbezirken. Als hauptsächliche Ursachen und Anlässe, die zur Errichtung von Diateichismata führten, sind die Fortschritte der Angriffstaktik in klassischer Zeit mit gleichzeitigem, bereichsweise festzustellenden Bevölkerungsrückgang zu nennen: Diateichismata wurden daher v.a. in hellenistischer Zeit als Mittel der Siedlungsraumverkleinerung eingesetzt. Im gleichen Zeitraum stehen diesen Tendenzen regional Vorgänge Der Siedlungsraumvergrößerung v. a. in Nordwestgriechenland und Westgriechenland - gegenüber, die mit Siedlungszusammenlegung und wirtschaftlichem Aufschwung in Zusammenhang zu bringen sind. ; A Diateichisma is part of a city´s fortification system. Unlike a city wall it was built within the urban area dividing a city in two parts. This study focuses on two aspects. On the one hand, the phenomenon of diateichismata is considered as part of fortification architecture, on the other hand the influence of diateichism on the organisation of the urban space is pointed out. Furthermore, the reasons, why diateichismata were build are considered as a focal point of the study. The settlement are displayed in a catalogue, technical data is in charts. Written sources mentioning diatechisma are put together including relevant passages of the text. In scientific research diateichismata have been regarded as mere functional buildings, however, they have been studied systematically. In this study, the significance of diateichismata is analysed beyond the aspects of fortification; in particular, the impact of diateichismata on the development and utilisation of urban space is a spezial interest. A comparative analysis of settlements with diateichisma has needs of comparable criteria. The most applicable term, after which settlements with diateichisma can be discerned and put in order, is the chronological relation of diateichisma and city wall, because here chronology is the only variable giving valuable information on settlement development. Hence three variations of settlements with diateichisma can be discerned: 1. Settlements with diateichisma built together with the enceinte. 2. Settlements with secondarily but diateichisma. 3. Settlements with diateichisma which originate after expansion of walled urban space. Most of the studied settlements have diateichismata which were built after the enceinte (23 examples) or which origins from expansion of walled city space (19 settlements). Contemporaneous diateichismate are rare (14 settlements), only in a few cities the relation between diateichisma and city wall remains unclear. The earliest diateichismata be dated in late 7th cent. B.C., the latest was build in the middle of the 2nd cent. B.C. Within this chronological frame the highest concentration of diateichismata can be traced in classical and hellenistic times. The distriution of cities is spead from the Iberian Peninsula to Greek parts of modern Afghanistan (Graeco-bactria). Only any regions do show concentrations of settlements with diateichisma. In the Western Mediterranean there are more cities with secondarily built diateichisma, in the area of north-western Greek in a lot of cities the walled urban space was enlarged establishind diateichismata between the original city area and the newly acquired space. Generally, diateichismata serve as obstacles to enemies which conquered the enceinte already or as barrier wall for hostile parties fighting within the boundaries of the city wall. Despite of the clear military function only cities of military character have a diateichisma; there it always serves as a barrier wall protecting free space Meant to host soldiers when attacked. The predominate group of settlements with dateichisma are free poleis. Concerning poleis in Greek cities in a non-Greek environment, the significance of diateichismata gains more interest, envolving the conflicts of different ethnical groups. In these cities ("colonies") one can detect mostly enlargement of urban space with covers the period of the 5th to the middle 3rd centuries B.C. Probably this process is conneted with the moving of large groups of people by the Western Greek tyrants in late archaic classical times and with the renewed founding of cities in the 4th cent. B.C. Contrary of the processs of enlargement of city space, in some areas of the Western Mediterranean cities were diminished insize. Diateichismata have a deep impact on the organisation of the urban space and also have representative and determine function. In most cities diateichismata remain standing as a ruin, detached from their original function of a barrier wall, or they integrated in newly erected buildings. As barrier walls, however, they are always organisation of urban space and remain as a visible borderline between different city quaters. Most of these partitioned off areas were used as dwelling space, but also in quite a lot of settlements explicitly the trading harbour zones were separated and protected by a diateichisma. Only a few cities divided military areas. Generally, empty space seperated by diateichisma was kept free for people escaping when being attacked. A main reason or occasion to build a diateichisma is the development of sieging techniques from late classical times onwards, being accompanied by a regional declining population density. Hence, especially in late classic and hellenistic times the erection of a diateichisma is a proved method to protect a city. However, a regional visible contemporanous development of urban space, probably connected with regional economic upturns, shows that the phenomenon of cities divided by a diateichisma is not a uniform development of military architecture. Rather a diateichisma is a mirror of the economic and political situation of a settlement and in special cases also of a region.
Nach dem Ende des kalten Krieges entfalteten sich heftige Diskussionen über die neuen sicherheitspolitischen Alternativen fast in allen Ländern des ehemaligen Warschauer Paktes und in den neutralen und blockfreien Staaten, unter ihnen in Österreich und in Ungarn. Zentraler Punkt der Diskussion ist der Beitritt der betroffenen Länder zur NATO. Diese Diskussionen bildeten den Gegenstand einer vergleichenden Forschung in Ungarn und Österreich, aus der das Buch "NATO, Neutrality and National Identity - the Case of Austria and Hungary" entstand. Im Mittelpunkt des Buches stehen nicht die vielfältigen sicherheitspolitischen Probleme des NATO-Beitritts der betroffenen Länder. Vielmehr sind es die Diskurse und Debatten über Neutralität und NATO, womit sich die Beiträge des Buches beschäftigen. Die in ihnen angewandten Argumentationsstrategien betreffen wichtige Momente nationaler Identität und sind demnach identitätskonstruierend. Die NATO-Diskussion ist daher gleichzeitig eine sicherheitspolitische und identitätspolitische Diskussion. Die Absicht der Autoren war es, die identitätspolitische Dimension der NATO-Diskussion durch eine Analyse der von den Befürwortern und Gegnern der NATO-Mitgliedschaft angewandten Argumentationsstrategien und der Rezeption typischer Argumente in vielfachen Öffentlichkeiten zu klären. Die Argumentationsstrategien der Diskussionspartner beruhen häufig auf historisierenden Topoi, die eine Wahl zwischen den bestehenden Alternativen (NATO und Neutralität) historisch begründen wollen. In Ungarn steht die Frage im Mittelpunkt der Diskussion, ob Ungarn historisch organischer Bestandteil von Europa ist oder es seine eigene Identität nur mittels eines, zwischen der westlichen und östlichen Welt laufenden Sonderweges, verwirklichen kann. In Österreich werden heftig die Konsequenzen der möglichen Aufgabe der Neutralität, einer der wichtigsten Bestandteile der modernen österreichischen Identität thematisiert. Das Buch analysiert sowohl aus einer historisch-soziologischen Sicht, als auch aus diskursanalytischer Perspektive die Fragen der diskursiven Identitätskonstruktion. Die Kapiteln sind vergleichenden Studien zum Wandel und Umbruch nationaler Identitäten in Ungarn und Österreich gewidmet. Diese spezifischen Analysen sind zwar als "case studies" gedacht, lassen aber Generalisierungen auf den mitteleuropäischen Raum zu. Die Einzelcorpora (Meinungsumfragen, politische Reden, Fokusgruppen, Talkshows, Zeitungen) werden komparativ und interdisziplinär analysiert und interpretiert, die Corpora sind auch in Bezug auf eine Vergleichbarkeit erhoben worden. Nach einleitenden historischen und politikwissenschaftlichen Darstellungen der Problemlagen in beiden Ländern werden daher die komplexen Diskurse aus Fokusgruppendiskussionen und die Ergebnisse aus Meinungsumfragen vorgestellt und analysiert, Zeitungen, TV-Talkshows und Reden zu Gedenktagen diskursanalytisch aufgearbeitet. Auf diesem Hintergrund entsteht ein breites Bild der Identitätsdiskurse. In einer Einleitung und in den Schlussbemerkungen ziehen die beiden Herausgeber theoretische und methodische Konsequenzen für interdisziplinäre und komparative Studien. ; When the cold war was over, a vehement discussion of the new alternatives in security policy started in almost all former Warsaw-Pact States and in the neutral and nonaligned nations, Austria and Hungary among the latter. These nations' entry into the NATO has been the pivotal question. These discussions were the subject of comparative research that was done in Hungary and Austria. The results are presented in the book "NATO, Neutrality and National Identity - the Case of Ausria and Hungary". The book does not focus on the manifold security problems that the concerned nations' joining of NATO would entail but deals with the discourses and debates on neutrality and NATO. The argumentation strategies that were applied in these discourses and debates touch on important motives of national identity and are thus creating identity. Moreover, the NATO discussion is a discussion on security policy and national identity at the same time. The authors' intention was to clarify the dimension relating to identity in the NATO discussion by analyzing the argumentation strategies that were used by the advocates and opponents of NATO membership and the reception of typical arguments in various public opinions. In many cases the argumentation strategies are based on historicizing ways of thinking which claim that there are historical reasons for choosing either of the alternatives (NATO or neutrality). In Hungary, discussions focus on the question whether Hungary is historically an organic part of Europe or whether its own identity will only materialize if the nation adopts a special course between the western and the eastern world. In Austria, the consequences of a potential renunciation of neutrality, one of the most important elements of modern Austrian identity, has been made a subject of passionate discussion. The book analyzes the issues of creating identity by discussion both from a historical-sociological standpoint and from the angle of discourse analysis. The individual chapters deal with comparative studies of the change and upheaval in the national identities in Hungary and Austria. Although these specific analyses are intended to be case studies, they allow generalizations on all of central Europe. The individual corpora (opinion surveys, political speeches, focus groups, talk-shows, newspapers), having been selected so as to ensure comparability, are subjected to a comparative and interdisciplinary analysis and interpretation. Following the introduction - problems are defined from the standpoint of history and political science - the complex discourses from focus group discussions and the outcomes of opinion surveys are presented and analyzed, and newspapers, TV talk-shows and speeches held on days of remembrance are presented applying the methods of discourse analysis. Against this backdrop a comprehensive picture of the identity discourses develops. In the introduction and concluding remarks the two editors draw theoretical and methodical conclusions for interdisciplinary and comparative studies.
In der Studie werden Ursachen und Folgen von eugenischen Eingriffen in die reproduktive Kultur unserer Gesellschaft durch die Medizin des zwanzigsten Jahrhunderts untersucht. Wissenschaftliche Eingriffe, welche an der Wende zum 21. Jahrhundert biotechnische Selektionen am Lebensbeginn gesellschaftsfähig und zur Aufgabe von Familienbildung gemacht haben. Erkenntnisleitendes Interesse der Studie ist es, normative Idealbilder von Familie, Mutterschaft, Vaterschaft und Kindheit, welche die eugenischen Eingriffe in die gesellschaftliche Organisation der "Reproduktion der Gattung" durch die Medizin hervorgebracht haben, einer geschlechtersensiblen Analyse zu unterziehen und transparent zu machen, wie diese Idealbilder einerseits in die Entwicklung von Biotechniken der Zeugung und Selektion eingearbeitet wurden und wie diese Techniken andererseits wiederum die Familienbildung selbst beeinflussen. Diese Frage wird vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen analysiert, die den Aufstieg einer eugenischen Vernunft im 20. Jahrhundert begleiteten und möglich machten. Materiale Grundlage der Analyse sind medizinische Fachartikel der "Wiener Klinischen Wochenschrift" der Jahrgänge 1900 - 2000, die im Rahmen eines von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) durch ein APART-Stipendium finanziertes Forschungsprojekt erhoben und diskursanalytisch untersucht wurden. Die Untersuchung vermag zu zeigen, welche innerfamiliären Geschlechter- und Generationskonzepte den eugenischen Idealbildern inhärent sind, welche gesellschaftlichen Transformationsprozesse in diese Idealbilder eingearbeitet wurden, wie und wozu Elternschaft und Kindheit naturwissenschaftlich rationalisiert und modernisiert wurden, mit welchen Anforderungen an eine gelingende Erziehung und Bildung Eltern dadurch in den letzten Jahrzehnten zunehmend konfrontiert werden, welche Pflichten im Namen des Kindeswohls daraus für Mütter hervorgehen, weshalb und wozu biotechnische Selektion am Lebensbeginn heute eine allgemeine Einflussgröße von Mutterschaft und Kindheit darstellt und dass die reproduktive Kultur unserer Gesellschaft heute von einer eugenischen Vernunft durchzogen ist. Mit der Forschungsarbeit wird eine weitere Dimension des eugenischen Mainstreams erschlossen, in dem der Focus konsequent auf die wissenschaftliche Neuordnung des gesamten Reproduktionszusammenhanges gesetzt und die Verwissenschaftlichung der reproduktiven Kultur im Kontext der Sozialgeschichte und sozialpolitischen Geschichte Österreichs im zwanzigsten Jahrhundert aufgearbeitet wird. Mit dem wissenschaftssoziologischen und -historischen Zugang zum Forschungsgegenstand wird zudem am Beispiel von (Bio-)Medizin und bio(medizinischen) Techniken der Zeugung und Selektion eine profunde exemplarische Wissenschaftskritik ausgearbeitet, die Wissenschaft in ihren kulturellen und politischen Verstrickungen als eine Bastion hegemonialer Männlichkeit deutlich macht und den Zusammenhang von Wissenschaft und Verantwortlichkeit einmahnt. ; This is a study about the causes and consequences of the eurgenic intrusions into our society´s reproductive culture by medicine over the course of the twentieth century. By the turn of the twenty-first century, such scientific intrusions through biotechnological selection at the very beginning of a human´s life have become socially acceptable and part of the task of family planning. Of intrinsic interest is the goal of subjecting the normative ideal images of family, motherhood, fatherhood and childhood - which through medical science have advanced eugenic intrusions into the social organization of the species "reproduction" - to a gender-sensitive analysis. This study also highlights how these ideal images are integrated into the development of the biotechnologies of conception and selection, and how these technologies in turn influence familiy planning. The issue are analyzed against the background of social and scientific developments which accompanied and made possible the rise of eugenic rationality in the twentieth century. The sources used for this analysis are medial studies published in the journal Wiener Klinische Wochenschrift between 1900 and 2000; the methodology applied is discourse analysis. The project was financed by a research grant (APART) under the auspices of the Austrian Academy of Science (ÖAW). This research demonstrates: which concepts of gender and generation within the families are inherent to the eugenic ideal images; which social transformation processes were integrated into these ideal images; how and why parenthood and childhood were scientiffically rationalized and modernized; the demands which have increasingly confronted parents over the past decades as regards successful instruction and education; the duties which emanated in the namen of the child´s well-being; and the reasons for which biotechnological selection at the very beginning of human life currently has a sweeping influence on motherhood and childhood. Finally, the study demonstrates that the existing reproductive culture in our society is infused by eugenic rationality. A further investigative dimension of the eugenic mainstream is also developed by virtue of the approach in which the focus consistently points to the scientific reorganization of the entire context of reproduction. And by virture of which the scientification of the reproductive culture is examined and analyzed by contextualizing Austria´s twentieth-century social and socio-political history. In addition, a profound and exemplary critiqu of science is elaborated by employing the approaches of the sociology of science as well as the history of science and drawing upon the Austrian example of (bio)medicine and bio(medical) technologies of conception and selection. Science is presented in its cultural and political entanglement as a bastion of hegemonic masculinity, staking a claim to the connection between science and responsibility.
Die Beiträge dieses Bandes erörtern aus ethnologischer Perspektive ein breites Spektrum an Möglichkeiten, wie "Natur" in verschiedenen Kulturen verstanden und definiert werden kann. Sie beschreiben, auf welche Weise diese unterschiedlichen Naturauffassungen mit ökonomischen, sozialen und religiösen Konzepten verbunden sind und welche praktischen Auswirkungen sie haben. Die Themen werden anhand von Fallbeispielen aus unterschiedlichen Weltbildern und lokalen Kulturen diskutiert: europäische Naturkonzeptionen kommen ebenso zu Wort wie jene von Jäger und Sammlergesellschaften in verschiedenen Teilen der Welt, tibetische Ideen über Landschaft und Götterwelt oder die Beziehungen zwischen Natürlichem und Spirituellem in Ritualen amazonischer Völker, indonesische Agrarpolitik und Umweltschutz in Sibirien. In einer Zeit globaler Diskussionen über das Verhältnis des Menschen zur Umwelt bietet das Buch Einblicke in die Vielfalt an kulturspezifischen Konzepten und kann damit einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Beziehung von Mensch und Natur leisten.
Die Verfasser haben sich das Ziel gesetzt, ein Bild der Architektureinflüsse und des baulichen Erbes der Donaumonarchie in Bulgarien zu erstellen. Dadurch wird eine in österreichischen Kulturkreisen wenig bekannte Seite der Architektur der Donaumonarchie aufgedeckt. Im ersten Teil des Forschungsprojekts wird der Beitrag der Fachleute aus der Donaumonarchie und der dort ausgebildeten bulgarischen Architekten geschildert. Ausgegangen wird vom komplexen und vielfältigen Kulturkontext der europäischen Jahrhundertwende und den politischen Geschehnissen in Südosteuropa. Es wird der ausschlaggebende Beitrag der Fachleute aus der Donaumonarchie für den Städtebau thematisiert im letzten Abschnitt werden die Architektureinflüsse der Donaumonarchie geschildert. Erklärt wird das Phänomen der bereitwilligen Annahme fremder Kulturelemente. Ein Abschnitt ist dem spezifischen Phänomen der Bulgarischen Nationalromantik gewidmet, da hier wichtige Beiträge von Absolventen der Architekturschulen der Donaumonarchie festzustellen sind. Im zweiten Teil der Forschungsarbeit sind die grundlegenden Informationen zu den einzelnen Architekten und Baukünstlern in einem Katalog zusammengefaßt. In ihm sind biographische Angaben zu 66 Personen, Aufzählung der Werke und deren Abbildungen und die Informationsquellen zu finden. Die Arbeit ist mit einer maximalen Anzahl von authentischen Dokumenten dieser Zeit illustriert. Das mit Abkürzungen im Text zusammengestellte Material enthält 171 Seiten und ist mit 338 Abbildungen illustriert. Schlußfolgernd wird festgestellt, daß die Suche nach dem Architekturerbe der Donaumonarchie in Bulgarien gleichzeitig eine Suche nach den Wurzeln der akademischen bulgarischen Architektur ist. ; The authors have taken as target of the research project to draw up a picture of the architectural influences and the heritage of the Danubian Monarchy in Bulgaria at the turn of the century. On this way one unknown site of the architecture of the Danubian Monarchy is being cleared up. The contribution of the specialists from the Danubian Monarchy and of the Bulgarian architects educated there is being presented in the first part of the research project. The study starts out from the complex and multifarious cultural context of the European turn of the century and the political changes in southeastern Europe at this time. The decisive contribution of the specialists from the Monarchy in the field of urban design is being duplicated. The architectural influences of the Monarchy are studied in the finale chapter. The phenomenon of the willing acceptance of strange cultural elements is being explained. A chapter is devoted to the specific phenomenon of the Bulgarian National Romantic because there are detected important contributions of graduates from the architectural schools of the Monarchy. In the second part of the research project the fundamental information to the different architects and artists is being summarised in a catalogue. There are biographic descriptions of 66 persons, a listing of works and their illustrations, as well as the resources of information to be found. The work is illustrated with a maximum number of authentic documents. The shorten text consists of 171 sites and is illustrated with 338 pictures. In conclusion it is established that the search for the architectural heritage of the Danubian Monarchy in Bulgaria at the same time a search for the roots of the academic architecture in Bulgaria is.
Jüdische Theatertexte, wie sie von 1890 bis 1938 in Wien aufgeführt und / oder geschrieben wurden, stehen im Zentrum dieser Arbeit. Dazu zählen jiddische Singspiele, Melodramen und ernsthafte Dramen ebenso wie Texte berühmter deutschjüdischer Autoren der Wiener Moderne und die sogenannten Jargonschwänke, die äußerst populär waren. Nach einer Einführung in die Thematik werden die ästhetischen und dramaturgischen Grundlagen der jüdischen Dramatik vorgestellt. Dabei wird klar, dass diese aus der nichtjüdischen Theaterwelt stammen, wie etwa das im jiddischen Theater wichtige Genre des Lebensbildes, das auf Wiener Bühnen des 19. Jahrhunderts zu finden war. Die in der zeitgenössischen Kritik und in der Theatergeschichtsschreibung oft negativ verwendeten Begriffe Schund und Jargon für das Jiddische und dessen Theatertexte werden im weiteren diskutiert. Außerdem wird auf das Klischee von der angeblich so starken Neigung von Juden zu Selbstpersiflage und Selbstverhöhnung eingegangen. Im zentralen Teil werden die jüdischen Dramen, nach Themen geordnet, vorgestellt und analysiert. Wesentliche Themenbereiche sind: Liebe und Partnerwahl, Ehe und Familie; Antisemitismus; Geschichten und Legenden aus der Zeit vor der Diaspora sowie Mythen und Legenden. Die Breite und Vielfalt der Familiendramen verweist auf die zentrale Bedeutung der Familie innerhalb der jüdischen Geschichte und Kultur. In den Dramen, der Hauptthema Antisemitismus ist, werden die unterschiedlichen Lebensbedingungen sowie die sozialen und politischen Grundlagen der Juden in West- und Osteuropa evident. Geschichten und Legenden aus der Zeit vor der Diaspora, vor allem aus der Bibel, bilden die Stoffen jiddischer Singspiele und Operetten, die ebenso vorgestellt werden wie die dramatischen Bearbeitungen der Golem- und Dibbuk-Sagen. Die Arbeit schließt mit einer umfassenden Dramenbibliographie, die nicht nur die verwendeten Texte umfasst, sondern auch die jeweiligen Übersetzungen, um Zugänge zu diesen Texten und eine weitere Auseinandersetzung damit zu ermöglichen. ; From 1890 until 1938 in Vienna, Jewish theatre was a lively and fascinating part of the theatrical scene. Yiddish operettas and melodramas, serious plays and so-called Jargonschwänke were staged. The widespread texts of these Jewish theatre-evenings, in Yiddish and German, are discussed and analysed in this work. After an introduction, the aesthetical and dramaturgical basics of Jewish drama are presented. As the study shows, Jewish drama has got a very strong connection to non-Jewish theatre. Especially the dramaturgic forms can be found in non-Jewish drama before it emerges in Jewish texts, like the so-called lebnsbild. In the 19th century, it was popular on the Viennese stages, around 1900 it was a main genre of New York City's Yiddish theatres. Jargon and shund are terms often used to describe Yiddish plays and theatre - these terms are discussed in the present work as well as the cliché of Jewish self-mockery and self-hatred. The most prominent themes Jewish plays are dealing with are: love, marriage and family; anti-Semitism; stories and heroes from ancient Jewish history; myths and legends. The broad spectrum of plays about family and social life shows its importance in Jewish history and presence. The different political and historical situations of Jews in Western and Eastern Europe become evident in text concerning anti-Semitism. In Yiddish operettas and melodramas heroes from ancient Jewish history and the bible are shown, and in the 1920s plays about Dibbuks and Golems were most popular. A bibliography of Jewish dramas, complete with existing translations, builds the last part of this work.
Die Untersuchung "Die Freimaurer im Alten Preußen 1738 - 1806" ging aus einem von Prof. Dr. Helmut Reinalter geleiteten und vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) in Wien geförderten und finanzierten Forschungsprojekt der Forschungsstelle Demokratische Bewegungen an der Geistesgeschichtlichen Fakultät der Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen Kommission zur Erforschung der Freimaurerei hervor. Ausgewertet wurden hauptsächlich die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem aufbewahrten Freimaurerbestände der Altpreußischen Logen, ferner die Freimaurerbestände des Österreichischen Staatsarchivs, Haus-,Hof- und Staatsarchiv Wien, sowie weiterer Archive und Bibliotheken, außerdem die masonische und die relevante regionalgeschichtliche, sozialgeschichtliche und biographische Literatur. Das Handbuch erfasst den Zeitraum 1741 - 1806 im östlichen Brandenburg-Preußen in den Grenzen vor der Zweiten Polnischen Teilung 1793, somit Vor- und Hinterpommern (ohne Schwedisch-Pommern), das Königreich Preußen (Ostpreußen), das 1740/41 eroberte Schlesien sowie das 1772 durch die Erste Polnische Teilung einverleibte Preußen königlich-polnischen Anteils (Westpreußen); Pommern und Schlesien lagen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, Ost- und Westpreußen, außerhalb. Die Freimaurerlogen werden nach gleichen Kiterien behandelt: ihre Geschichte im historischen und regionalen Zusammenhang, die Mitglieder un die Sozialstruktur, die gesellschaftliche, soziale und kulturelle Tätigkeit sowie die Wirkung in die bürgerliche Gesellschaft. Die maurerisch und biographisch kommentierten Mitgliederlisten verzeichnen erstmals die Gesamtheit der Freimaurer im Untersuchungsgebiet. Damit wird auch ein Beitrag zur Prosopographie und zur Familiengeschichte geleistet. Die Freimaurerlogen waren eine eigene Form der Sozietäten des 17. und 18. Jahrhunderts mit ähnlicher Organisation, jedoch auf breiter sozialer Basis, mit in Stufen (Graden) aufwärts steigenden, ethisch-moralischem Programm der Menschenbildung und der Einweihung in ein sogenanntes freimaurerisches Geheimnis. Die unpolitischen, überkonfessionellen Logen waren ab 1740 in Preußen staatlich legitimierte Vereine, die sich ohne polizeiliche Eingriffe ungestört entwickeln konnten. Das Allgemeine Landrecht der Preußischen Staaten definierte sie als geschlossene Gesellschaften. Im Untersuchungszeitraum wurden in 31 Städten und auf fünf Adelssitzen 56 Logen (einschließlich vier Feldlogen) konstituiert. Sie organisierten einschließlich der 61 Mitglieder der Feldlogen und der etwa 350 Dienenden Brüder rund 5.375 Freimaurer, mehr als ein Drittel aller in Brandenburg-Preußen ermittelten Freimaurer. Freimaurer waren in wachsender Zahl Angehörige der mit dem Aufstieg Preußens verbundenen sozialen Schichten und Gruppen - Adelige und Bürger, an den aufgeklärten Universitäten ausgebildete Verwaltungsbeamte, Theologen und Pädagogen, geistig und sozial engagierte Offiziere, zunftfreie Finanz-, Handels- und Manufakturunternehmer, Buchdrucker und -händler, Ärzte Chirurgen und Apotheker sowie Künstler. Angehörige der Unterschichten wurden nur als Dienende Brüder aufgenommen. Frauen waren nicht sozietätsfähig. Zwischen Pommern, Preußen und Schlesien zeigten sich bei grundsätzlicher Gemeinsamkeit erhebliche Unterschiede. In Pommern entstanden bis 1806 in acht Städten 15 Logen. Die soziale Basis war außer in der Handels-, Gewerbe- und Garnisonstadt Stettin sowie in Stargard dünn, die Logen waren daher labil. Es sind etwa 960 Freimaurer (außerdem 81 Dienende Brüder) hauptsächlich in Vor- und im westlichen Hinterpommern ermittelt, überwiegend adlige Offiziere und bürgerliche Verwaltungsbeamte; nur Stettin wies eine größere soziale Breite auf. In Ostpreußen entstanden in sechs Städten und auf einem Adelssitz zwölf Logen. Es sind etwa 1.465 Freimaurer, außerdem 86 Dienende Brüder ermittelt, von ihnen zwei Drittel in Königsberg, der Stadt Immanuel Kants. In Westpreußen wurden alle Logen nach 1772 gegründet bis auf eine, in sechs Städten insgesamt acht Logen. Es sind rund 750 Freimaurer ermittelt, außerdem 37 Dienende Brüder. Die Freimaurerei war außer in Elbing und Marienburg nur wenig in der alteingesessenen Bevölkerung verwurzelt. Die Angehörigen des neuen preußischen Staatsapparates stellten nahezu drei Viertel aller Mitglieder. Wie viele Polen Freimaurer waren, ist schwer zu sagen. Schlesien unterschied sich u.a. konfessionell von Pommern und Ost- und Westpreußen. Rom lehnte die Freimaurerei strikt ab, mußte jedoch die preußische religiöse Toleranzpolitik beachten. In Schlesien entstanden einschließlich der Feldlogen in elf Städten und auf vier Adelssitzen 17 Logen. Wie eng die Verbindungen in das Habsburgerreich anfangs noch waren, zeigt die Gründung der Wiene Loge Aux trois canons 1742 durch Breslauer Freimaurer. Bis auf Neisse lagen alle Logensitze im überwiegend protestantischen Nieder- und Mittelschlesien. Es sind etwa 1.835 Freimaurer sowie 144 Dienende Brüder ermittelt, mehr als in Preußen oder Pommern. Die Analyse der Mitgliedschaft zeigt eine starke soziale Verwurzelung der Freimaurerei im schlesischen Adel, in den Behörden, wegen der starken preußischen Militärpräsenz im Militär sowie im Unternehmertum (Hirschberg, Schmiedeberg). Generell stieg der Mitgliederanteil gebürtiger Schlesier mit wachsender Akzeptanz der Freimaurerei in der Provinz. Diese Darstellung versteht sich als Beitrag zur Gesellschafts- und Kulturgeschichte Pommerns, Preußens und Schlesiens. Die Freimaurerei gewann zunehmend gesellschaftliches Gewicht. Viele Freimaurer waren in Verwaltung, Heer, Wirtschaft, Bildung und Kultur verantwortlich tätig. Die Freimaurer leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Emanzipation des Bürgertums sowie zum bürgerlichen Vereins- und Parteiensystem. ; The research "The Freemasons in Ancient Prussia 1738 – 1806" is the result of a research project of the Research Centre for Democratic Movements at the Faculty of Humanities of the University of Innsbruck in cooperation with the Scientific Commission for the Research of Freemansory, headed by Prof. Dr. Helmut and financed by the Fund for the promotion of scientific research (FWF) in Vienna. The main sources for this research were in the Masonic papers and documents of the ancient Prussian lodges, preserved at the Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, the sources of the Austrian State Archive, Department Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Vienna, a series of other archives and libraries, the Masonic literature as well as the relevant literature on regional, social and biographical history. The reference book includes the period 1741 – 1806 in eastern Brandenburg-Prussia within the boundaries before the Second division of Poland in 1793, i.e. Pomeriana (excluding Swedish Pomerania), the Kingdom of Prussia (East Prussia), Silesia conquered by Prussia in 1740/41, and West Prussia, which was annected to Prussia after the First division of Poland in 1772. Pomerania and Silesia were parts of of the Holy Roman Empire, whereas East and West Prussia were situated beyond its boundaries. The Masonic lodges have been analyzed according to analoque criteria: their development in historical and regional context, their membership and social structure, societal, social and cultural activities as well as their influential role in civic society. For the first time, Masonic and biographically commented lists cover the entire membership of the analyzed region. Thus the book is also a contribution to a prosopographical and family history. The Masonic lodges were a specific form of a associations of the 17th and 18th centuries with a similar organizational structure, but on a broader social basis. They followed a system of successive steps (grades) with an ethical and moral programme of forming the human character with the aim of the introduction into a so-called Masonic secret. Since 1740 the apolitical lodges, bringing together different confessions, were associations legitimated by the Prussian state, which could freely develop without intervention by the police. The "Common Law of the Prussian States" defined them as closed societies. Within the analyzed period 56 lodges (four field lodges included) constituated themeselves in 31 towns and on five landed properties of noble Masonic members. They organized 5,375 members, the 61 members of the field lodges and the 350 Serving Brothers included, i.e. more than one third of all registered freemansons in Brandenburg-Prussia. Increasingly the freemasons were members of the social strata and groups, connected with the advancement of the Prussian state: they were members of the nobility and citizens, servants of the administration, theologians and teachers, who had been educated at enlightened universities, officers who engaged spiritually and socially, manufacturers and bankers, printers and booksellers, doctors and chemists, and artists. Members of the substrata were accepted only as Serving Brothers, and women were not acknowledged as members of the lodges at all. Although the provinces Pomerania, Prussia and Silesia had common features in general, they showed significant differences, nevertheless. In Pommerania until 1806 15 lodges were founded in eight cities. With the exeption of Stettin, a centre of trade and craft with a garrrison, as well as Stargard, the social basis was thin, that is why the lodges were unstable. About 960 freemasons have been registered in West and Middle Pomerania, mainly noble officers and civil servants, and 81 Serving Brothers. Only Stettin had a broader social basis. In East Prussia twelve lodges were founded in six towns and at one landed property of a noble member. About 1,465 freemasons have been registered as well as 86 Serving Brothers, two thirds of them in the town of Königsberg, where Immanuel Kant lived. In West Prussia all lodges but one had been founded after 1772 – eight lodges in six towns. There have been registered 750 freemasons and 37 Serving Brothers. With the exception of the towns of Elbing and Marienburg, the freemasonry had very few members from the resident population. Almost three quarters of the membership came from the new Prussian administration. It is difficult to say, how many Poles were freemasons. Among other features, Silesia differed confessionally from Pomerania and East and West Prussia. The Papal Church strictly rejected the freemasonry, but had to adhere to the Prussian policy of tolerance of the different religions. In Silesia 17 lodges were founded in eleven towns and at four landed properties, the field lodges included. In 1742 freemasons from Breslau founded the lodge Aux trois canons in Vienna, which shows the continued close ties with the Habsburg Empire. With the exception of the town Neisse all lodges were situated in Lower and Middle Silesia, which were predominantly protestant. For this region about 1.835 freemasons as well as 144 Serving Brothers have been registered, which is more than in Prussia or in Pomerania. An analysis for the membership shows that the freemasonry had its main social roots in the Silesian nobility, the administration, in the military as well as in the entrepreneurship, especially in the towns of Hirschberg and Schmiedeberg. All in all, the percentag of members born in Silesia rose with the growing acceptance of the freemasonry in the province. This exposition is meant as a contribution to the social and cultural history of the provinces of Pomerania, Prussia and Silesia. There the freemasonry won in social significance. Many freemasons were in prominent positions in the administration, the economy, in the educational and cultural fields. Thus they were able to significantly influence the emancipation of the civic society and to further the development of the system of civic associations and parties.
Meine zentrale Forschungsfrage ist, welche Familien aus welchen Gründen und mit welchen Erwartungen Au-Pairs für die Betreuung ihrer Kinder herangezogen haben statt außerhäusliche Betreuungsformen zu suchen. Waren es nur fehlende Alternativen oder gab es andere Gründe, warum diese Familien Au-Pairs aufgenommen haben? Warum haben diese Familien seit den 1970er Jahren eine Strategie zur Erfüllung ihrer an sich selbst gestellten Erwartungen und zur Bewältigung der vielfältigen Anforderungen an moderne städtische Familien aufgegriffen, die auf eine gänzlich private Lösung der Vereinbarkeitsproblematik setzt? Warum wurde dieses Modell innerhalb eines Vierteljahrhunderts in ganz Europa so populär und politisch letzten Endes auch unterstützt? In der Literatur wird von einem "klassichen Au-Pair" und einer "neuen Au-Pair-Generation" gesprochen, zwischen denen ein großer qualitativer und quantitativer Unterschied besteht. Die restliche Zäsur liegt mit dem neuen "Au-Pair-Gesetz im Jahr 2001, die faktische, jedoch gleitende Zäsurum 1995, dem EU-Beitritt von Österreich, Finnland und Schweden und dem großen Interesse von jungen Frauen aus den ehemaligen Ostblockstaaten an einer Au-Pair Stelle im Westen. Die Arbeit konzentriert sich auf Grund der vorliegenden Quellen auf die "traditionellen Au-Pairs" im Zeitraum von 1980 - 2000 und das Untersuchungsgebiet auf Wien und Wien-Umgebung. Das Au-Pair Programm wird an den rechtlichen Rahmenbedingungen im Untersuchungszeitraum und den Aktivitäten des Auslandssozialdienstes des Katholischen Jugendwerkes (ASD) als Pionier in der (nicht-profitorientierten) Vermittlung von Au-Pairs in Österreich beschrieben. Das Au-Pair Programm wird in einen historischen Rahmen als Entwicklungsstufe einerseits bezahlter häuslicher Dienstleistungen und andererseits als Möglichkeit zur informellen Ausbildung gestellt. Dazu wird die Situation von Dienstmädchen in Wien um 1900 in jenen Punkten beleuchtet, an denen sich Paralellen und Unterschiede der beiden Dienstverhältnisse zeigen lassen. Die Darstellung der über die letzten beiden Jahrhunderte in Europa praktizierten Austauschbeziehungen zum Spracherwerb zeigt das Au-Pair-Programm in einem bildungsgeschichtlichen historischen Kontinuum. Nach einer institutionellen Verankerung des Untersuchungsgegenstandes gehe ich der Frage nach, wie viele Au-Pairs im Untersuchungszeitraum nach Österreich gekommen sind, und wie sich die Nachfrage nach Au-Pairs entwickelt hat. Auch die Frage, woher die Au-Pairs gekommen sind und was ihre Motive waren, soll auf Grund der Aufzeichnungen in den ASD-Jahresberichten, meiner für den quantitativen Teil der Arbeit wichtigsten Quelle, beantwortet werden. Die "Gastfamilien" werden zuerst nach ihren soziogemographischen Merkmalen beschrieben, um dann zu der zentralen Frage dieser Arbeit zu kommen, was ihre Motive waren, ein Au-Pair zur Unterstützung bei den familiären Aufgaben heranzuziehen und was sie daher von den Au-Pairs erwarteten, welche Funktionen ihnen zugedacht waren. Auch das Leben mit und als Au-Pair in Österreich sowie die den Au-Pairs zugedachte Stellung im Familienverband und häufig wiederkehrende Probleme sind beschrieben. ; Since the 1970s, highly educated families in Austria have employed Au-pairs for taking care of their children. Why have these families preferred Au-pairs to kindergartens with qualified teachers? Were Au-pairs just a flexible substitute or did they have additional functions in the family? Which social and political climate has favoured this private form of childcare? The empirical basis of the work was the documentation of one of the major Austrian Au-pair agencies for the period 1978 - 2000, particularly 298 self-descriptions from guest families and the agency´s annual reports. The material was supplemented by interviews with ten guest families and by interviews with two experts. Thus is possible to analyze the socio-demographic characteristics of guest-families in Vienna and its suburbs, their motivations for taking Au-pairs, and their expectations. The findings indicate that Au-pairs usually serve several roles within the families: for instance, one very important role is to "double" mothers in order to free their minds to continue their social and work life. The pair system is also discussed in view of its two historic threads: one is a long European "education abroad" tradition for rather upper class children. The other thread is a "work-migration" tradition for lower class childs that had to go to cities to work as domestic servants. Which of the two traditions dominates the Au-pair market depends on the economic situation of the countries from which the Au-pairs come. Consequently, the economic and political changes around 1989 in Eastern Europe have had major impacts on the characteristics of Au-pair jobs in Austria
Gegenstand dieser gesellschaftsgeschichtlichen Forschungen zur preußischen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts sind die Logengeschichte, die Mitglieder und die Mitgliederstruktur, das gesellschaftliche, soziale und kulturelle Leben der Logen und ihre Außenwirkung, also die reale gesellschaftliche Bewegung in der spätfeudalen Gesellschaft Brandenburg-Preußens gegen Ende der Frühen Neuzeit. Die ideologische Ausprägung der Freimaurersysteme (Rituale u.a.), die philosophische und literarische Kritik und die freimaurerisch inspirierte Kunst erscheinen nur am Rande. Die Darstellung beruht auf dem überlieferten Archivgut, der meist nur unikal erhaltenen alten sowie auf der neueren masonischen Literatur, des weiteren auf der sozialgeschichtlichen, landesgeschichtlichen und biographischen Literatur. Ausgewertet werden vor allem die im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, aufbewahrten, ab 1990 zugänglichen reichen Freimaurerbestände der Altpreußischen Logen, ferner Quellenbestände des Orde van vrijmetselaren onder het Grootoosten der Nederlanden, Den Haag, des Den danske Frimurerorden, Kopenhagen, des Landesarchivs Berlin, des Landesarchivs Magdeburg - Landeshauptarchiv, des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Potsdam, des Stadtarchivs Potsdam, des Thüringischen Hauptstaatsarchivs, Weimar, des Österreichischen Staatsarchivs, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, sowie die Bibliotheken des Deutschen Freimaurer-Museums Bayreuth, der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Berlin, der Großen National-Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" zu Berlin, der Biblioteka uniwersytecka w Poznaniu, Pracownia Zbiorów Masonskich, Poznan, und der Großen Loge der alten freien und angenommenen Maurer von Österreich, Wien. Die Darstellung ist chronologisch und regional gegliedert unter jeweils gleichen Sachpunkten; die kommentierten alphabetischen Mitgliederlisten sind den Logen nachgeordnet. Behandelt werden die Preußischen Staaten in den Grenzen von 1795 (Frieden von Basel, Dritte Polnische Teilung). Das vorliegende Manuskript hat die preußischen Logen zwischen Oder und Niederrhein zum Gegenstand; geplant sind weitere Bände zu Berlin sowie Pommern, Ost- und Westpreußen und Schlesien Die positive Logenpolitik der preußischen Könige markierte den politischen Rahmen für eine ungestörte kontinuierliche Entwicklung der Freimaurerei, beginnend 1740 mit der Legitimierung der Freimaurer durch Friedrich II. und gipfelnd im Allgemeinen Landrecht für die preußischen Staaten und in dem auf ihm beruhenden Edikt wegen der geheimen Verbindungen (1794, 1798). In den mittleren und westlichen Provinzen, ohne Berlin, sind in 30 Städten 47 rechtmäßig konstituierte Johannislogen als Gliederungen großer Logenbünde ermittelt. Bis zum Siebenjährigen Krieg blieben die wenigen Logen auf die großen Städte beschränkt. Der Siebenjährige Krieg belebte die Freimaurerei lediglich in den Festungen (Logen kriegsgefangener Offiziere). Nach dem Krieg nahm die Freimaurerei während eines langen Friedens trotz interner Auseinandersetzungen, des Logenkrieges, und Spaltungen einen großen Aufschwung. Sie erfasste das ganze Land, alle Groß-, die meisten Mittel- und viele Landstädte und auch das platte Land. Ein Vorzug der Logen gegenüber anderen Sozietäten war ihre soziale Offenheit und Breite. Die Logen organisierten in wachsender Zahl Männer unterschiedlichen Standes und (christlicher) Konfession aus den neuen, das friderizianische Preußen tragenden und mit seinem Aufstieg verbundenen sozialen Schichten und Gruppen: Adlige und Bürger, Behördenbeamte und Offiziere, Finanz- und Manufakturunternehmer, Intellektuelle und Künstler. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation und zur Grundlegung der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Die Logen organisierten 3665 Männer, die 32 Prozent aller preußischen Freimaurer ausmachten, außerdem 220 Dienende Brüder (Logenangestellte aus den Mittel- und Unterschichten). Die Vollmitglieder kamen zu einem Drittel aus dem überwiegend in Staatsdiensten stehenden Adel und zu zwei Dritteln aus dem neuen Bürgertum. Die Behördenbeamten und die Offiziere stellten etwa je ein Drittel, die Kaufleute, Finanz- und Manufakturunternehmer, Fabrikanten, Verlagsbuchhändler und -drucker, Gastwirte, Schiffskapitäne u.a. etwa ein Viertel und die Theologen, Hochschul- und Gymnasiallehrer, Ärzte, Apotheker, Studenten sowie die Künstler etwa ein Zehntel der Logenmitgliedschaft. Die preußischen Logen des Zeitalters der Aufklärung waren rechtlich geschlossene Vereine. Sie waren weder schlechthin aufgeklärte, politische oder Geheimgesellschaften. Sie grenzten sich als Verein und im maurerischen Selbstbewusstsein (freimaurerisches Geheimnis) von der Öffentlichkeit ab, öffneten sich ihr aber sozial und kulturell. Sie halfen bedürftigen Freimaurern und ihren Familien, beteiligten sich am sozialen Engagement des Staates und der Kirchen, unterstützten oder unterhielten Waisenhäuser und Schulen, organisierten bei Brandkatastrophen und Überschwemmungen landesweite Geldsammlungen und errichteten eine der frühesten öffentlichen Badeanstalten. Die Logen initiierten und belebten das kulturelle Leben der Stadt mit öffentlichen Festen und Konzerten, stellten Denkmäler auf und richteten Bibliotheken, Lesegesellschaften und Ressourcen ein. Bisher beschränkte sich die wissenschaftliche Literatur im Wesentlichen auf einzelne Personen und auffällige Erscheinungen. Über die reale Existenz der Logen und ihren einflussreichen Platz in der altpreußischen Gesellschaft war wenig bekannt. Damit fehlte ein wesentliches Element der Geschichte Brandenburg-Preußens. Die Untersuchung will diese Lücke schließen helfen. ; In the centre of the present research on the social history of the Prussian freemasonry in the 18 century are the history of the lodges, the membership and its structure, the social and cultural life of the lodges and their influence on society, i.e. the actual societal situation of the lodges in the late feudal society of Brandenburg-Prussia towards the end of the Early Modern Age. The ideological aims and practice of the systems of freemasonry (rituals etc.), the philosophical and literary critique as well as the arts rooted in freemasonry are delt with only in passing. The sources of this research are the traditional manuscripts from archives, mostly unique old scripts and modern masonic literature, as well as the literature of socio-historical, regional-historical and biographical origin. The following sources have been searched and analyzed: the opulent masonic sources of the ancient Prussian lodges of the Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin-Dahlem, having been made available since 1990; the sources of the Orde van vrijmetselaren onder het Grootoosten der Nederlanden, Den Haag, of the Den danske Frimurerorden, Kopenhagen, of the Landesarchiv Berlin, of the Landesarchiv Magdeburg - Landeshauptarchiv, the Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Potsdam, the Stadtarchiv Potsdam, the Thüringisches Hauptstaatsarchiv, Weimar, the Österreichisches Staatsarchiv, department Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Vienna, as well as the libraries of the Deutsches Freimaurer-Museum, Bayreuth, the Great Lodge of Freemasons of Germany, Berlin, the Great National Mother Lodge "To the Three Globes" in Berlin, the Biblioteka uniwersytecka w Poznaniu, Pracownia Zbiorów Masonskich, Poznan, and the Great Lodge of the Old Free and Accepted Freemasons of Austria, Vienna. The Handbook is structured chronologically according to regions and with analogue topics; the alphabetic commented lists of the entire membership follow the chapters of every lodge. Regionally the research covers the Prussian states within their borders of 1795 (Peace of Basel, Third Polish Partition), but without territories that followed a relative autonomous way in their history, or belonged to Prussia only a short term, or came to Prussia after 1795. This manuscript deals with Prussian lodges between the Oder river and the Lower Rhine; the envisaged volumes for publication will include Berlin, Pomerania, Eastern and Western Prussia as well as Silesia. The favourable policy of the Prussian kings formed the external political basis for a continuous development of the freemasonry in the monarchy. This began 1740 with the legitimation of the freemasons by Frederic II and led to the "Common Law of the Prussian States" and the following "Edict on Secret Associations" in 1798. Between 1739 and 1806, 47 legally constituated Johannis lodges as parts of the larger Lodges have been registered in 30 towns in the middle and western provinces, but without Berlin. Until the Seven Year War (1756-1763) the small number of isolated lodges was restricted to the larger cities. A stimulating influence for the freemasonry came only from the garnisons (lodges of the captured officers). After the war, during a long peaceful period, the freemasonry took a steep upsurge, despite the internal struggles, called the "Lodge Wars", and the splittings. The freemasonry extended over the entire country, to the big cities and medium-sized towns and many rural towns. The Lodges distinguished themselves from other associations by their social openness and broadth of membership. They organized a rising number of men from different classes, social strata, groups or trades, (christian) confessions, education and ages. The freemasons belonged to the newly emerging social strata and groups which formed the Prussian state of Frederic II and were closely connected with its progress. These were the nobility and the middle class, the clerks and officers, bankers and manufacturers, intellectuals and artists. Their contribution to the foundation and the emancipation of the bourgeois society of the 19 century was essential. The Prussian lodges between the Oder river and the Lower Rhine organized 3,665 freemasons, these are 32 percent of the number of the presently registered freemasons, as well as 220 Serving Brothers (members of the middle and lower social strata). The members with full rights from the nobility formed one third, those from the new middle classes two thirds of the membership. According to their trades, the office clerks and the officers equally comprised one third, the entrepreneurs (merchants, bankers and manufacturers, publishers and booksellers, pub owners, ship owners) made up about one fourth, and the intellectuals (theologians, lecturers at university and gymnasiums, physicians, chemists, students) and the artists about one tenth of the memberships. The Prussian freemasonry was characterized mainly by their social aims. Although the lodges were closed associations, they were neither political nor secret societies, nor were they enlightened, but they were part of the era of Enlightenment. As an association and in their masonic self-assurance (masonic secrecy) they separated themselves from the public, but in social and cultural terms they were open to the public. They helped needy members and their families, took part in the social engagement of the state and the churches, ran or assisted orphanages and schools, organized countrywide donations after fire catastrophies and floods, and they built one of the first public swimming baths and public monuments, and they organized public libraries, reading societies and ressources. Public festivities and concerts, initiated by the lodges, enlivened the cultural life of the cities. In the past scientific literature usually confined itself to single persons and prominent events. Nevertheless, little was known about the actual existence of the lodges and their influential place in the civic society. Thus an essential element of the bourgeois society in Brandenburg-Prussia had been missing. The present book is meant to fill this gap.
Das Unbehagen an der Moderne hatte um 1900 einen Namen: Neurasthenie. Dieses Buch führt in die unruhigen mentalen Landschaften Kakaniens und thematisiert als zentrale Fragen: Wie wurde die Neurasthenie in den österreichischen Ärztemilieus debattiert? Was hieß es für Patienten, mit dieser Diagnose konfrontiert zu sein? Neurasthenie stand für die Erschöpfung der modernen städtischen Gesellschaft, die sich durch eine rastlose Lebensführung überfordert sah, und machte ihre emotionalen Sensibilitäten und Sicherheitsbedürfnisse transparent. Insbesondere Männer des Bürgertums griffen auf das neue psychiatrische Deutungsangebot zurück. Die Diagnose der Neurasthenie konnte "unmännliche" Verhaltensweisen sinnstiftend erklären. Zugleich ließ sie aber auch Bedürfnisse nach deren Überwindung entstehen. Im Spiegel dieser Nervendiskurse lässt sich besser verstehen, warum 1914 der Krieg als "therapeutisches Erlebnis" und männliches Erneuerungsprojekt angepriesen wurde. Die Realitäten des modernen Maschinenkrieges setzten diesen Vorstellungen ein rasches Ende: Der Zitterer wurde zu einer massenhaft auftretenden Erscheinung, zum umstrittenen Patienten und zur Krisenfigur der Abhärtungsutopisten, die aus dem Krieg den "neuen Menschen" hervorgehen sahen. Da die Militärs in den Kriegsneurosen eine gefährliche Schwächung der Schlagkraft der Armee sahen, wurden wissenschaftliche Experten gebraucht, die rasch und effizient mit diesem Problem umgehen konnten. Die Psychiatrie befand sich dadurch in einer völlig neuen Situation, da sie nicht nur Kritik an einer gesellschaftlichen Krisensituation formulieren konnte, sondern auch Ressourcen und Instrumentarien zu deren Bewältigung bereitzustellen hatte. Welche Akzentverschiebungen ergaben sich in der psychiatrischen Wahrnehmung und Deutung sowie im Umgang mit Nervenkrankheiten? Wie lässt sich die österreichische Psychiatrie des Ersten Weltkriegs in historischer Perspektive charakterisieren? Mit Bezug auf die neuere medizinhistorische und kulturwissenschaftliche Forschung wird die Kriegspsychiatrie auf der Folie der Herausbildung der Medizin als Schlüsselwissenschaft des modernen Krieges analysiert. Dies bedeutete, dass die therapeutische Arbeit der Psychiater an den Vorgaben und Zielvorstellungen des Krieg führenden Staates ausgerichtet war. Darüber hinaus wird auf einige Problemkonstellationen des Vielvölkerstaates und deren Auswirkungen auf psychiatrisches Handeln im Krieg eingegangen. Die elektrischen Behandlungsmethoden der Psychiater werden auf der Folie der ethnisch-sprachlichen Pluralität der österreichisch-ungarischen Armee diskutiert. Der zweite Teil der Arbeit bietet solcherart eine differenzierte Analyse und Neubewertung des Phänomens der "Kriegsneurosen" wie auch der Rolle der österreichischen Psychiatrie im Ersten Weltkrieg. ; Since the 1880s neurasthenia - a term popularised by New York-physician George Beard - was discussed an a phenomenon of modernity, but over a long period of debate, psychiatry were not able to define what this "modern malady" exactly meant nor was it able to find any discernible causes for the epidemic disease. Neurasthenia was not simply a diagnostic term, which was often applied by fin de siècle-physicians to their workaday routine, but a kind of lifestyle, a sign of a certain emotional sensitivity in modern times. In the last decade historical research on neurasthenia has focused on Britain, Germany and the Netherlands. But what happened in Austria-Hungary, especially in Vienna? Focusing on Viennese psychiatry, part one of the book analyses the "invention" of Neurasthenia and the adoption of Beards thesis in Austrian medicine, bringing out various figures and alternative methods of explanations of the disease that was identified as a central, yet unwanted feature of modern manliness. Based on this the outcome of war could be seen as an instance of 'nerve-corrections'. Like many medical professionals in Austria-Hungary, psychiatrists had reacted to the war with nearly unanimous support: patriotic habits went hand in hand with high psychiatric expectations of the powerful mental effects of war. These hopes were badly disappointed. In the more recent literature on the medical and cultural history of the Great War, the phenomenon of the epidemic mental breakdowns of soldiers has been given a prominent place. 'Shellshock' and 'war neurosis' are now key words and frequent metaphors for the shattering effects of an industrialized war. In a sense these psychiatric labels symbolically represent the destructive impact of mechanized weapons on body and soul, the loss of narrative structures and the traumatic after-effects of modern warfare. How can Viennese-centred Austrian psychiatry in the First World War be characterized? With regard to new studies on the history of trauma, war and psychiatry I intend to emphasize two interpretations. Firstly, as in German and other European psychiatric war communities, models of rationalisation and modernisation are of significance when focusing on this topic. Viennese psychiatrists were neither particularly brutal nor especially tolerant in the way they dealt with the situation. Instead, as in other European countries in the Great War, they acted in keeping with military requirements and standards. Secondly, the specific political and cultural context of the Austro-Hungarian situation is of utmost importance as well. Shell-shock was a phenomenon that affected all nations, but reactions differed according to different national traditions and different medical ways of understanding, representing and acting. In a comparative cultural history of World War One, Austria-Hungary is a model of a shattered society, paralysed by ethnic conflicts and cultural differences. In this context, the therapeutic response to war neurosis was affected by language confusion, national stereotypes and malingering. The German-Austrian psychiatrists not only emerged as a group of experts who had taken responsibility for the efficient treatment of war neurosis, but also as a pressure group that intended to keep centrifugal forces of the multinational empire under control.
Das Manuskript ist der erste Band eines lexikalischen Nachschlagewerks, das im Sinne literaturwissenschaftlicher Grundlagenforschung versucht, erstmals eine systematische, flächendeckende Dokumentation des literarischen Lebens Österreichs während der Ära des Nationalsozialismus (1938 - 1945) zu bieten. Es soll - vom methodischen Ansatz her - ohne einschränkenden, wertenden Rückgriff auf Kanonbildungen den Zugang zu jenem literarischen Geschehen öffnen, das dem offiziellen System des Dritten Reiches angehörte, das von den Lenkungsinstanzen des Kulturbetriebes gefördert, zumindest aber geduldet wurde und es soll der Analyse und Interpretation Materialien zu Entstehungs- und Wirkungsbedingungen zur Verfügung stellen. Daher geht die Untersuchung von einem funktionalen Literaturverständnis aus und umfasst die wesentlichen institutionalisierten Faktoren des literarischen Kommunikationssystems: AutorInnen und deren Werke (einschließlich Hörfunk und Film) sowie Germanisten, kulturpolitische Lenkungsinstanzen (Förderung/Zensur, Literaturpreise), literarische Vereinigungen, Verlag und Theater, Anthologien und Periodika. Für das Erproben eines derartigen methodischen Ansatzes bietet die Diktatur des Dritten Reiches durch die Totalerfassung der sich an die Öffentlichkeit richtenden schöpferischen und medialen Tätigkeit im Jahre 1938 selten gute quellenmäßige Voraussetzungen. Unsere systematischen Recherchen über die Phase von 1938 - 45 streben eine möglichst umfassende Beschreibung der Institutionen des literarischen Systems und der Integration der AutorInnen an. Zu diesem Zweck wurden außer Druckschriften im Bereich Personenakten vornehmlich die Bestände des Bundesarchivs Berlin/Abt. Deutsches Reich (BDC) und die sogenannten "Gauakten" durchforstet (der Großteil der Personaldaten bezieht sich auf eigene Angaben der Autoren). Wichtigste archivalische Basis für die Beschreibung der Institutionen sind Akten aus dem Bundesarchiv Koblenz (jetzt im BA in Berlin) und dem Wiener Stadt- und Landesarchiv. Die Erhebung von Material werden zudem sowohl die Vor- als auch die Nachgeschichte partiell systematisch einbezogen, um die Kontinuitäten und Brüche aufzuzeigen. Besonders signifikant sind Literaturpreise und Ehrungen, welche die Integration eines Schriftstellers in die unterschiedlichen Systeme von der Monarchie bis zur Zweiten Republik illustrieren. Daher haben wir sie - soweit uns bekannt - in ihrer Gesamtheit verzeichnet. Der erstmalige Versuch, möglichst alle literarischen Vereine in Österreich und Anthologien des deutschen Sprachraums (sowie Texte von Österreichern aufgenommen wurden) zu erheben, deckt die Zeit von 1933 - 1945 ab. Die Nachgeschichte wird nicht nur durch Literaturpreise und Ehrungen dokumentiert, sondern auch durch den Einbezug der schon genannten "Gauakten" im Österreichischen Staatsarchiv (Archiv der Republik). Dem methodischen Anliegen entsprechend, ein literarisches Teil-System des deutschen Sprachraums in seinen institutionalisierten Faktoren lexikalisch aufzuschließen, wirde ein neuer Typus von Handbuch versucht, eine spezifische Kombination von Personenlexikon und Sachwörterbuch, die zu einer Ganzheit vernetzt werden sollten. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Art der Darbietung ergab sich aus dem Faktum der nationalsozialistischen Teilung Österreichs in sieben "reichsunmittelbare" Gaue. Das Handbuch ist daher wie folgt gegliedert: Teil 1: Personenlexikon in mehreren Bänden nach den damaligen Gauen gegliedert. Vorgelegt wird der 1. Band über die Steiermark. Dem AutorInnenalphabet werden eine literarhistorische Einleitung und ein Organigramm der literaturpolitischen Einrichtungen des Gaues mit einem Überblick über die im Gau befindlichen Institutionen vorangestellt. Den Abschluss bildet ein Abkürzungs- und Quellenverzeichnis. Der Autorenband steht in enger Vernetzung mit dem in Arbeit befindlichen Teil II: Institutionen in Österreich, welcher literarische Vereine, Germanistik/Volkskunde, Literaturpreise, Förderung und Zensur (1933 - 1945), Verlage, Anthologien des deutschen Sprachraums (1933 - 1945), periodische Druckschriften, Abkürzungs- und Quellenverzeichnis für alle Bände enthält. ; The manuscript is the first volume of an encyclopedic reference work that, as the result of basic research in literary studies, represents the first systematic attempt to provide comprehensive documentation of the literary events that took place within the official system of the Third Reich as promoted, or at least tolerated, by the decision-makers in the cultural industry more accessible, without resorting to limiting, biased attempts to define a canon. Materials will be presented for the analysis and interpretation of genesis and effects of these events and institutions. For this reason, the study is based on a functional understanding of literature and has taken key institutional elements of the literary communication system into consideration: authors and their works (including radio and film writers), scholars of German studies, the decision-makers of cultural policy (promotion/censure, literary awards), literary associations, publishing houses and theaters, anthologies and periodicals. The total control of all public creative and media activities in the year 1938 through the Third Reich dictatorship rarely provides good sources for the testing of this method. Our systematic research of the phase between 1938 and 1945 intends to create the most comprehensive description possible of the institutions within the literary system and the integration of authors. Apart from printed material in files pertaining to individuals, we primarily scrutinized the contents of the National Archive Berlin / Division on National Socialism (BDC) and what is known as the Gauakten or District Files for this purpose (the vast majority of personal information related to authors was provided by the authors themselves). The most important archival basis for the description of the institutions are files from the National Archive Koblenz (now in the National Archive Berlin) and the Municipal and Provincial Archives of Vienna. In the survey of material, some of the events that transpired before and after the critical Nazi years were systematically included in order to draw attention to continuities and breaks. Especially significant were literary awards and honors, which illustrate the integration of writers in the various governments from the monarchy up through the Second Republic. For this reason, we have included all such prizes that are known. The first attempt to list all literary organizations in Austria and all German-language anthologies, in which Austria texts were included, covers the period between 1933 and 1945. The subsequent period has been documented not only through literary awards and honors, but also through the inclusion of the so-called "Gauakten" in the Austrian National Archive (Österreichisches Staatsarchiv / Archiv der Republik). In order to explore the institutional factors of the literary sub-system in German-speaking regions, a new kind of handbook was created in accordance with this methodological approach, a combination of encyclopedia of persons and specialized dictionary, which should be combined in a network to form a whole. Another factor that led to this format was the division of Austria by the Nazis into seven divisions subject directly to the German government. The handbooks have thus been structured as follows: Part I: Encyclopedia of Persons is divided into several volumes based on the administrative divisions (Gaue) at the time. The first volume will focus on Styria. The alphabetically-ordered author will be preceded by a literary and historical introduction and an organizational diagram of the literary-political associations of the individual divisions as well as an overview of institutions in the Gau. A list of abbrevations and a list of sources will be included at the end of each volume. The volumes devoted to individual authors will be cross-referenced with the second part. Part II: Institutions in Austria will focus on literary organizations, German studies / folk culture, literary awards, promotion and censure (1933 - 1945), publishers, theaters German-language anthologies (1933 - 1945) and periodical Publications, and include a list of abbreviations as well as a list of sources.
Primäre Intention des Buches ist die Reduktion des enormen österreichischen Forschungsdefizit zur Aufarbeitung des Sportlebens unter dem NS-Regime. Daher wird der gesamte Bereich des Sportes im Territiorium Österreichs zwischen 1938 und 1945 dargestellt: Der Breiten- und Spitzensport, Massen- und Minderheitensport, den Vereins- und Jugendsport sowie der Sport der Formationen. Auf Grund der Materialfülle wird die Überblicksdarstellung von einer Detailanalyse zu drei Zeitpunkten begleitet: In den Monaten nach dem "Anschluss", rund um den Kriegsbeginn und in der Endphase des Regimes nach Stalingrad. Es lässt sich zeigen, dass und wie das Regime die Rahmenbedingungen des Sportes diktierte, doch manifestiert sich zugleich eine Grauzone, in der die Beteiligten durch Strategien gegenseitiger Anpassung Freiräume vorfanden bzw. schufen, die in je spezifischer Weise genutzt wurden, vom Regime etwa zur Beruhigung der Arbeiterschaft oder zur Kalmierung anti-preußischer Ressentiments, von den Aktiven zur Erlangung von Begünstigungen und von den Zuschauern zur Erfüllung eines "kleinen Glücks". Gerade die Betrachtung des alltäglichen Sportgeschehens und der darin ständig erneuerten Aushandlungen zwischen Regime und Bevölkerung verweisen auf den Beitrag des Buches zur NS-Dskussion, mit welchem das Terrain des Sportes überschritten wird: Das NS-System ist nicht aus dem Zusammenspiel verabsolutierter Macht, Kompetenzen und Möglichkeiten des Regimes mit Erfahrungen und Gefühlen des Ausgeliefertseins zu verstehen, aus dem die Geschichtsschreibung das Bild eines Intermezzos konstruiert, das nicht in den Ablauf der Moderne eingegliedert werden kann. Die Betrachtung des Sportes verdeutlicht, wie sehr im NS-Staat "Normalität" aufrecht erhalten wurde, wie sehr zum anderen vom Regime intendierte Veränderungen von den Menschen mit getragen wurden. Das betrifft etwa Definitionen von Gemeinschaft, von Geschlecht, Jugend und Leistung. Diese Redefinitionen kultureller Felder waren nicht nur oktroyiert, sondern wurden von den "Volksgenossen" und "-genossinen" aufgegriffen und geteilt. Es war gerade der Sport, die diese Artikulationen bestätigte, indem er ihnen Authentizität verlieh und sie scheinbar an die menschliche Natur koppelte. So kann die Analyse des Sportgeschehens im Nationalsozialismus dazu dienen, den aktuellen Blick auf den NS-Staat zu hinterfragen: Für alle, die dazu gehören durften, bot das Leben trotz Holocaust und Weltkrieg auch Angebote einer angenehmen, selbstbestimmten und vergnügten Existenz. Wer diese Seite der NS-Diktatur ausklammert, wird nicht imstande sein, die "Faszination" und/oder Akzeptanz dieses Regimes zu verstehen - und ruft damit bei den nachfolgenden Generationen jene weitgehend sinnleeren Metaphern der Ablehnung hervor, wie sie vielfach die aktuellen Diskurse zum Nationalsozialismus prägen. ; The intention of the book is to reduce the enormous Austrian research deficiency concerning the reappraisal of the sporting life during the NS-era. Therefore it will depict all sportive areas on the "Austrian" territory between March 1938 and April 1945, including top sports and sports for all, mass and monority sports, sports in clubs, youth sports and also sports practices of the formations of the NSDAP. Due to the enormous quantity of material, this overview will be contrasted by a precise analysis of three specific periods: the months after the "Anschluss", the autumn 1939 and the period after Stalingrad. It can be shown, that and how the regime dictated the basic conditions of sports, but there can also be found some grey area, in which those who were involved found resp. created freedom by strategies of mutual adaption. This freedom was used by different groups in specific ways: by the regime to calm down the working class or to soothe anti-prussian resentments, by the athletes to get some privileges and by the spectators to keep a glimpse of good luck. Not instrumentalization defined sports, but a negotiation of interests. It is just gaze on the everyday life of sports and the inherent permanent negotioations between regime and the people, that refer to the book´s contribution to the long term discussion on national socialism, which exceeds the field of sports: The political and cultural system of the Nazi-era could not be understood by looking at power, competences or possibilities of the regime in comparison with the people´s experiences and feelings of subjection, from which historical sciences construct the image of an interlude, which cannot be included in the evolutionary development of modernity. Looking on sports not only claryfies, to which extent cultural traditions led on and how "normality" was kept alive, but shows, in which ways changes and new valuations were obviously shared and use by the people. This concerned changing definitions of the sense of community, of gender, youth, work and performance. The special importance of sports can be found in substantiating these articulations by giving them authenticity and tracing them back to the nature of men. The analysis of sporting life in the NS-era may serve as an cause for questioning the contemporarygaze on the Nazi state. For all people, who were allowed to be included, life in national socialism offered - in spite of holocaust and World War - supply of a pleasant, self-detemined and enjoyable livehood. Who leaves aside or overlooks this facet of the Nazi dictatorship, will not be able to understand the acceptance and fascination of the regime and evoke just this often senseless metaphors of refusal, which mostly shape actual discourses.
Die Originalausgabe "Ta paidia tis siopis" erschien 1996 im Verlag Ekdoseis Parousia (ISBN 960-7601-64-5). Der Autor ist im Besitz des Copyrights und hat dieses kostenlos für die Übersetzung abgetreten. Der Autor ist einer der prominentesten Ethnologen Griechenlands. Auf der Grundlage von Feldforschungen und von Archivarbeiten untersucht er Familien und Verwandtschaftsstrukturen sowie Heiratspraktiken, den Transfer von Heiratsgaben und das System der Mitgift in arvanitischen Dörfern im südöstlichen Attika (Südgriechenland). Bei den Arvaniten handelt es sich um die mittelalterlichen Vorfahren der heutigen albanischen Bevölkerung, die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in ihre heutigen Siedlungsgebiete zugewandert sind. Der Haupttitel bezieht sich auf den Umstand, dass die Assimilierungsprozesse des 19. und 20. Jahrhunderts darin resultieren, dass diese ethnische Gruppe ihre arvanitische Sprache mittlerweile kaum mehr praktiziert. Der Autor konstatiert, dass von ihrer ursprünglichen Sozialstruktur nur mehr Anklänge vorhanden sind - etwa in der Form der ambilinearen Abstammungsrechnung (hervorgegangen aus einer ursprünglich patrilinearen) - und sich der griechischen Umgebung angepasst hat. Alexakis Werk stellt insofern wissenschaftliches Neuland dar, als es erstmals diese Thematik aufgreift und es von einer historisch-anthropologischen Perspektive aus bearbeitet. Damit wird gleichzeitig eine Thematik beleuchtet, die lange Zeit vom offiziellen Griechenland tabuisiert wurde. Es ist erst wenige Jahre her, dass die griechische Regierung die Existenz der Arvaniten anerkannte. Das Buch gliedert sich in drei Kapitel: 1) Heiratszahlungen 2) Familie und Besitzübertragung 3) Ambilineare Abstammungsgruppe und Heiratsstrategien ; The original edition "Ta paidia tis siopis" was published by Ekdoseis Parousia Publishing House (ISBN 960-7601-64-5). The author owns the copyright and transferred it to the editor of the German translation for free. The author is one of the most prominent ethnologists of Greece. He investigates the family and kinship structures as well as the marriage practices, the transfer of marriage goods, and the dowry stystem of in the Arvanite villages in Southeastern Attica (Southern Greece) on the basis of fieldwork and archival research. The Arvanites represent the predecessors of the present Albanian population a branch of which migrated to its present settlements in the second half of the 14th century. The main title of the book is related to the fact that due to the adaption processes of th 19th and 20th centuries this ethnic group does not any longer practice its original language in everyday life. The author states that also the original social structure shifted towards the Greek environment, e.g. in form of ambilineal descent calculation instead of the original patrilineal descent calculation. Alexakis work enters scientific newland insofar as the author is the first Greek scholar who treats this topic from a modern historical-anthropological perspective. He, therefore, sheds ligtht on a topic that had been ignored by official Greece until a few years ago. The book is structured into three chapters: 1) Marriage Payments 2) Familiy and Property Transfer 3)Ambilineal Descent Group and Marriage Strategies.