Prominenten-Diplomatie
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft 42, S. 41-46
ISSN: 2194-3621
Der politische Aktivismus von Prominenten ist dem Autor zufolge Ausdruck der Entstaatlichung der Diplomatie und einer direkten Aktivität privater Akteure im Bereich der zwischenstaatlichen Beziehungen. Prominente aus dem Unterhaltungsbusiness, dem Sport und den Medien beanspruchen in zunehmendem Maße eine Mitwirkung am diplomatischen Geschäft. Dieser "Prominenten-Diplomatie" gelingt es, Ressourcen zu mobilisieren, derer die staatliche Diplomatie oft entbehrt: Unterstützung und Begeisterung, um das Interesse der Politik nicht zuletzt aufgrund wachsender Konkurrenz staatlicher und nichtstaatlicher Protagonisten um öffentliche Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das gemeinsame Auftreten von Prominenten und Politikern eröffnet der Prominenten-Diplomatie nach Meinung des Autors zusätzliche Handlungsmöglichkeiten, um über einen persönlich zur Rechenschaft gezogenen Politiker öffentlichen Druck wirksam werden lassen ("naming and shaming"). Auf diese Weise vermischen sich die Interessen der organisierten Politik mit Prozessen der Produktion von Prominenz, was ein zentrales Merkmal des Netzwerkansatzes darstellt. Der Autor geht vor allem der Frage nach, inwieweit medienwirksame Auftritte von "Stars" mit Staats- und Regierungschefs einen Einfluss auf die internationale Politik haben. Er diskutiert hierzu unter anderem die Verkörperung von Moral und Gerechtigkeit in der politischen Kommunikation sowie die Beziehungen zwischen politischen Kampagnen und medialen Diskursgemeinschaften. (ICI2)