Rezension: Reihentypisch knappe Einführung in ein historisches Phänomen, das der durch viele einschlägige Veröffentlichungen ausgewiesene Historiker (zuletzt 2015) im 2. Teil jedoch als meist nationalpolitisch motivierte Konstruktion identifiziert. Vor allem seit dem 19. Jahrhundert seien "die" Slawen als kulturelle Einheit mystifiziert oder verteufelt worden. Folgerichtig blättert der in Münster Ostmittel- und Osteuropageschichte lehrende Autor im 1., hier die Neuzeit ausklammernden Teil die Geschichte der Slawenvölker, von der unklaren Herkunft bis zu den slawisch-deutschen Vermischungen im Mittelalter und im Reich Deutscher Nation, in ihrer ganzen ethnisch-nationalen Vielfalt auf. Abgesehen von der (vom Autor vernachlässigten) Sprachverwandtschaft und einem Blick auf Sozial- und Wirtschaftsstrukturen im frühen Mittelalter wird slawische Geschichte bei Mühle zur Geschichte einzelner Ethnien wie der Böhmen, Polen, Bulgaren oder der Kiewer Rus und ihrer ge- oder misslungenen Nations- und Staatswerdungsprozesse. Auswahlbibliografie, Personen- und Ethnienregister. Mit Vorkenntnissen. (2 S)
Was sich hier im sachlichen UTB-Einheitsrot präsentiert, ist ein überaus lebendig und anschaulich geschriebenes Kaleidoskop vieler wichtiger Gesichtspunkte, die das Zusammenleben der Mehrheitsgesellschaften in Europa mit ihren jeweiligen Minderheiten bestimmen. Dabei sprechen die kompetenten Autoren eine breite Themenpalette an und haben stets die aktuelle Wirklichkeit und Problemstellung in Europa, speziell in den deutschsprachigen Ländern, vor Augen. Zentral geht es um den Schutz vor Diskriminierung, Chancengleichheit und Partizipation, Sprachpolitik, Individual- und Gruppenrechte, Autonomieformen - alles Themen, die unter Stichworten wie "Bildung", "Kopftuch", "Roma", "Xenophobie" usw. sehr konkret diskutiert werden. Andere Artikel beschäftigen sich mit der rechtlichen Verankerung des Minderheitenschutzes im europäischen Rahmen, aber auch mit Genozid und ethnischen Säuberungen. Anhand des gut erschlossenen Inhaltsverzeichnisses ist partielles Lesen möglich, der Anhang listet Institutionen und Dokumente auf. Den auch schon für Schüler nützlichen Titel ab mittleren Beständen unbedingt anbieten! (2 A,S) (Reinhild Khan)
Wie bei der Reihe üblich werden Informationen zur Geschichte, zur heutigen Gesellschaft und zur Lebensweise, zur Mentalität, zum Alltagsleben und damit zur Kultur Chiles geliefert, bevor Hinweise und Tipps zum Verhalten und zu den Umgangsformen dem Reisenden erste Orientierungen geben. Die Autorin hat einige Jahre in Chile gelebt und offensichtlich gut beobachtet. Chile ist ein auch im soziologischen Sinne "vielschichtiges" Land, das an der Schwelle zur Industrienation steht, zugleich aber noch durch ein Geflecht von katholisch-konservativen Werten und indigenen Einflüssen bestimmt wird. So wird die Bedeutung der ethnischen Zugehörigkeit, der Unterschied zwischen den Bevölkerungsgruppen deutlich herausgestellt. Durch die Schilderung wird auch das durch die Medien früher vermittelte düstere Chile-Bild korrigiert, das noch durch die Pinochet-Diktatur geprägt ist. Schmale, wenig komplette Liste mit Leseempfehlungen. Als Einstieg zu einer 1. Chile-Reise geeignet, ergänzend zu Reiseführern von M. Sieber (gleicher Verlag, ID-A 43/11) und S. Asal (ID-A 15/11) und dem Lonely-Planet-Führer (BA 11/09). (2)
Dieses Buch ist die gegenwärtig beste allgemein verständliche Einführung in die Alltagskultur der Indonesier und die Schwierigkeiten im Umgang mit ihnen (veraltet und etwas oberflächlich: C. Draine: "Kultur-Knigge Indonesien", BA 10/88; mehr zu den spezifischen Problemen von "Expats": "Zuhause, wo der Pfeffer wächst", ID 6/97). David stellt die einzelnen ethnischen Gruppen, die wichtigsten Religionen, den Umgang mit Tod und Trauer sowie die wichtigsten Feste und Feiertage vor. Ein zentraler Teil befasst sich mit dem Leben in der Familie sowie mit typischen Verhaltensformen und Einstellungen. Aufgrund ihrer detaillierten Landeskenntnisse gelingt es der Autorin, sowohl idealisierende Klischees zu vermeiden als auch die Vielfältigkeit gesellschaftlichen Lebens angemessen zu beschreiben. Dabei macht sie nicht nur den Einfluss der Tradition, sondern auch der globalen, lokal angepassten Populärkultur deutlich. Mit zahlreichen Farbfotos und ausführlichem Anhang. Das leicht lesbare Buch ist eine wichtige Ergänzung der unzähligen Indonesien-Reiseführer. (2 S)
Der Band vereinigt Texte, die der Autor seit 1996 zur politischen Situation der Region der Großen Seen geschrieben hat. Der Ursprung aller Konflikte dort sei seit der Dekolonisierung ethnischer Natur, diese beträfen die "Tutsi-Frage". Der Autor interpretiert die Krise der Region, die militärischen Interventionen der verschiedenen Länder aus Tutsi-(Banyamulenge)Perspektive und argumentiert aus Sicht der Front Patriotique Rwandais (FPR), die nach dem Genozid die Macht übernommen hat. Auch mit Blick auf die Intervention Rwandas im Ost-Kongo (Kivu) schreibt er (S. 15) "... la guerre est parfois un recours obligé pour créer les conditions permissives de la vie? Les soubresauts politico-militaires en cours dans la région des Grands Lacs sont de ce point de vue des douleurs d'enfantement qui augurent d'une ère nouvelle paisible pour tous." (DÜI-Sbd)
Dreizehn kurze Beiträge befassen sich schwerpunktmäßig mit der jüngsten politischen Entwicklung in Nigeria seit dem neuerlichen Übergang zur Demokratie von den Kommunalwahlen 1998 bis zu den Präsidentschaftswahlen 1999 (tabellarische Ergebnisübersicht aus den Einzelstaaten S.6). Der Frage, inwieweit demokratische Wahlen die Herrschaftsstrukturen des alten Systems wirklich aufbrechen können, wird ebenso nachgegangen wie Problemen des ethnischen Regionalismus und einem angestrebten Wandel der institutionalisierten Machtverteilung. Die Zukunft der föderalen Struktur Nigerias und Aspekte der politischen Ökonomie bilden weitere Schwerpunkte neben einem kritischen Resümee von Wahlkampfbeobachtern 1998 und 1999 sowie einer Betrachtung über das Interesse der westlichen Welt an den Wahlen bzw. der Demokratie in Nigeria. Die Situation der nigerianischen Presse und die Bildung politischer Parteien während der Übergangsphase finden in den Darstellungen ebenso Berücksichtigung wie Aspekte des öffentlichen Bewusstseins (kollektives Gedächtnis und selektiver Gedächtnisverlust) in der jüngsten nigerianischen Geschichte, Perspektiven der wirtschaftlichen Entwicklung sowie die Fortschritte zivilgesellschaftlicher Organisationen. (DÜI-Ply)
Erst der Sieg der Konterrevolution in Spanisch-Amerika 1815 hat Bolivar dazu gebracht, "die engeren Klasseninteressen der kreolischen Aristokratie hinter das Gesamtinteresse der Revolution zu stellen". Er befreite die Negersklaven, weil nur sie die Soldaten für die Befreiungsarmee stellen konnten. Seine Fähigkeit, die soziale Frage des Emanzipationskampfes zu stellen, sich mit der Revolution kritisch zu entwickeln sowie seine Improvisationsgabe haben ihn über die anderen Führer der Unabhängigkeitsbewegung hinausgehoben. Seine Befürwortung der Beibehaltung von Großgrundbesitz und sein Konzept von Gewaltenteilung und diktatorischen Machtbefugnissen lassen jedoch erkennen, daß er als Kreole nicht bereit war, die Führung dieser Schicht im revolutionären Prozeß und in der nachrevolutionären Gesellschaftsordnung preiszugeben. Ab 1814/15 war für Bolivar klar, "daß nur noch eine kontinentale Revolution den Sieg bringen konnte". Das Bündnis, das er im Kampf um die Independencia schuf, ist nicht von den Volksmassen aktiv bestimmt, sondern von oben geschaffen worden. Die Allianz von kreolischen Führern und Volk, die er bildete, war der Grundstein für die Schaffung der patriotischen Armee und ihrer späteren militärischen Erfolge. (LB)
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In diesem Beitrag stellt Clara Hirn folgenden Aufsatz vor:Klingmann, Heinrich (2022): POPulismus, POPkultur und Pop-Didaktik; in: Beate Flath u.a. (Hg.): Druckwellen, Eskalationskulturen und Kultureskalationen in Pop, Gesellschaft und Politik, S. 57-74.Heinrich Klingmann thematisiert in dem Kapitel seines Buches den Hintergrund und die Beweggründe für die Rede Campinos nach der Echo-Preisverleihung 2018, welche die Hip-Hop-Künstler Kollegah und Farid Bang gewannen. Außerdem behandelt der Autor die Unterschiede zwischen Populismus, Popkultur und Pop-Didaktik in der heutigen Kultur und die Einflüsse des (Rechts-)Populismus auf die zwei anderen Begriffe Popkultur und Pop-Didaktik.Campino vertritt in seinem Statement zwei unterschiedliche Blickwinkel mit je anderen Aspekten. Zum einen geht es um die "Debatte um den ´Geist´" (S. 66), wobei (neu-)rechte Aktivitäten, Interventionen und Attacken im öffentlichen Raum im Zentrum der Betrachtung stehen. Zum anderen geht es um die "Grenzen der Toleranz" (S. 66), wobei weniger gesellschaftliche Umgangsformen als vielmehr musikalische und musikbezogene Umgangsformen aus einer popkulturellen Perspektive in den Blick genommen werden. Hierbei stellt sich die Frage: Inwiefern haben zwei so unterschiedliche kulturelle Manifestationen wie Populismus und Popkultur eine Schnittmenge bzw. Gemeinsamkeiten?Totalitäre Systeme entstehen nicht einfach so, sie entwickeln sich stetig. Diese autoritäre Machtausübung äußert sich vor allem in Suspendierungen und Sanktionen der öffentlichen Debatte, indem sie zunehmend durch gewaltförmige "Gleichschaltung [und eine] nahezu alle und alles ergreifende soziale Kontrolle " (S. 67) ergänzt wird. Ein Ansatzpunkt zum Erlangen einer solchen Kontrolle ist ein erzieherischer Übergriff auf die Gesinnung des Individuums.In der Musikpädagogik beispielsweise steht hierfür eine an einem musischen Menschenbild orientierte musische Erziehung, wobei sich diese grundlegende Orientierung zur Instrumentalisierung für die Zwecke der nationalsozialistischen Diktatur eignete. Wie auch in der ganzen nationalsozialistischen Zeit war eine einzelne Person nichts mehr wert, der Mensch allein war entmündigt.Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte in der Musikpädagogik in Deutschland eine neumusische Phase. Theodor W. Adorno kritisiert diese sogenannte "Erziehung durch Musik zur Gemeinschaft" (S. 68) folgendermaßen: "Der Kultus der Gemeinschaft als Selbstzweck gehört den Nationalsozialisten und Volksdemokraten russischen Stils an. Er ist wesentlich totalitär: stets schwingt in ihm die Tendenz zur Unterdrückung des Einzelnen mit. Eine wirkliche Gemeinschaft aber wäre eine von freien Menschen." (Adorno 1973, zit. nach S. 68).Laut Umberto Eco ist das "Volksganze" (S. 68) ein hermetisch geschlossenes Ganzes, das den Volkswillen mit spezifischer Qualität repräsentiert, bei welchem sich Personen gegen das Volk stellen, indem sie gegen solche Interpretationen opponieren und somit als Volksfeind*in gelten. Die Konstruktion des Volksganzes braucht klare Grenzbeziehungen, die Grenzen der (Mit-)Menschlichkeit mit sich bringen. In diesem Zusammenhang steht auch die Populismus-Definition Jan-Werner Müllers.Vertreter des Populismus sind auch die metapolitischen Faschisten. Die Mitglieder der Identitären Bewegung in Deutschland instrumentalisieren linke Theoriebezüge und geben vor, von diesen Theorien gelernt zu haben. Sie verfolgen das Ziel der Volkskonstruktion auf zwei Weisen. Zum einen wird eine durch kulturelle Praktiken hergestellte Veränderung des gesellschaftlichen "Geistes" im Sinne einer Normalisierung und Legitimation von Ausgrenzungen auf Grundlage rassistisch ethnischer Zuschreibungen betrieben, zum anderen nicht auf unmittelbare politische Erfolge zielende ethnische Zuschreibungen (vgl. S. 72).Der Effekt dieser Strategie ist folgender; Man versucht, die für die pluralistischen Gesellschaften konstruktive Konsensfähigkeit unter Berufung auf die Meinungsfreiheit gleichsam zu überdehnen. Die daraus entstehende "metapolitische Botschaft", deren "suggestiver Charakter nicht klar als solcher [erkannt wird]", zielt damit im Kern darauf, "den allgemeinen Konsens zu zerstören" (Benoist, zit. nach S.73).Mit dem ´Pop` kam in den 1950er Jahren ein neues Spiel in die Welt, welches eine Initialzündung für die produktions- und rezeptionsbezogene Aneignung schwarzer Musik durch Weiße im Kontext des Rock´n´Rolls war (vgl. S. 74). Der Rock´n`Roll dient in diesem Zusammenhang als Mittel der allgemein verständlichen Benennung eines entstandenen Stilmixes, wodurch man deuten kann, dass man Pop nicht klar definieren kann. Es ist ein nicht abschließbares Projekt (vgl. S. 75).In der musikalischen Praktik des Pop geht es nicht darum, eine in einem Werk als "embodied meaning" enthaltende Bedeutung interpretierend darzustellen. Im Gegenteil: Es geht darum, "engendered feelings" herzustellen, welche sich in Form von bedeutsamen Gefühlen, Interaktions- und Kooperationsprozessen äußern und die von der gemeinsamen Gestaltung des Musizierprozesses abhängt (S. 75). Vor diesem Hintergrund kann das Spiel der Neuen Rechten mit Bedeutungszu- und -umschreibungen als eine Umwidmung popkultureller Praktiken gelesen werden: Es gilt, die individuelle Freiheit abzuschaffen, das Pop-Spiel mit Un-Eindeutigkeiten zu beenden."Kulturkämpfe" entfalten sich im Kontext einer Entwicklung, die dazu geführt hat, dass die Orientierung am Allgemeinen zunehmend durch eine Singularisierung abgelöst wird. Eine Singularisierung ist eine zunehmend sämtliche Lebensbereiche umfassende Kultur der Bewertung. Bei dieser Kulturalisierung wird der gegenwärtige Populismus als eine Folge aus der sich ergebenden Desintegration und des Verlusts an Gemeinsamkeiten identifiziert. Dies stellt ein Symptom der Krise des Liberalismus dar (S. 77).In der deutschen Musikpädagogik wiederum war der Unterricht an der "Sache" orientiert. Das bedeutet, dass die musikalische und musikbezogene "Gebrauchspraxis" zunehmend berücksichtigt wurde. Das Statement Campinos zur Echo-Preisverleihung ist also ein Ausweis musikalischer Bildung sowie ein Ausruf der Bedrohung der musikalischen Bildung. Die Pop-Didaktik eröffnet die Möglichkeit, sich in musikalischen und musikbezogenen Tätigkeiten in einem von Heterogenität und Grenzüberschreitungen geprägten kulturellen Feld mit popkulturellen Artefakten über subjektive Ansichten zu streiten (S. 78).
Basierend auf ihrem 2009 ins Leben gerufenen überwältigend erfolgreichen Blog DrinkingDiaries.com stellen die beiden amerikanischen Journalistinnen 28 Kurzessays, von Frauen verschiedenen Alters sowie unterschiedlicher religiöser, sozialer, kultureller und ethnischer Herkunft verfasst, ein Kaleidoskop mutiger, schonungslos offener emotionaler Berichte über deren Verhältnis zu Alkohol und seiner Rolle in ihrem Leben zusammen. Gegliedert in fünf Lebensbereiche (Kindheit, Familie, Beziehungen ...) tritt ans Licht, wie Alkohol ihr Leben bereichert, begleitet, belastet oder sogar zerstört hat, im gesamten Spektrum von Genuss, Abstinenz, Co-Abhängigkeit oder Sucht. Für Frauen rollenspezifische Einflussfaktoren, innere Widersprüche, Zerissenheit und die kraftvolle Suche nach Selbstbestimmtheit werden hautnah vermittelt. Aufschlussreiche Lektüre zu einem in Deutschland stärker als in Amerika tabuisierten Thema. Für jede Bibliotheksgröe︢ (neben S. Kaloff: "Nüchtern betrachtet ...", ID-A 12/18) gern empfohlen. Anhang mit Kurzbiografien aller Autorinnen und hilfreichen Kontaktadressen. Noch vertretbarer Preis. (2)
Seit T. Sarrazins umstrittenem Bestseller ist die Integrationsdebatte in Deutschland wieder voll entbrannt. Dabei wäre es höchste Zeit, die - nicht nur verbale Trennung - zwischen Deutschen und "Deutschen mit Migrationshintergrund" endlich aufzugeben. Denn Deutschland hat längst seine ethnisch gemischte Gesellschaft und wir sollten endlich lernen, das als Chance und Bereicherung zu begreifen, um gemeinsam unser gemeinsames Land zu gestalten. Die junge Autorin und Journalistin (zuletzt "Lieber Mischa", ID-A 13/11) erzählt hier sehr persönlich, erfrischend offen und ehrlich anhand vieler eigener Erfahrungen vom Leben eines "Migrantenkindes", stellt kritische, provozierende oder ironische Fragen, fordert leidenschaftlich für alle Einwanderer, dazuzugehören und teilzuhaben, aber auch sich zu interessieren und einzubringen. Rhetorisch brillant, sehr eingängig zu lesen. Viele andere, aktuelle und individuelle Beiträge zum Thema (u.a. I. Boro: "Die getürkte Republik", BA 12/08, Z. Senocak: "Deutschsein", ID-B 22/11, oder "Mitten in Deutschland", ID-A 31/11). (1 S)
In: Die Verwaltung: Zeitschrift für Verwaltungsrecht und Verwaltungswissenschaften, Band 52, Heft 1, S. 121-156
ISSN: 1865-5211
Siehr, Angelika, Das Recht am öffentlichen Raum. Ius Publicum, Band 260. Tübingen 2016, Mohr Siebeck. XXXIV, 770 S. (Oliver Lepsius, Münster) Hufen, Friedhelm/Siegel, Thorsten, Fehler im Verwaltungsverfahren. Baden-Baden, 6. Aufl. 2018, Nomos Verlagsgesellschaft. 440 S. (Heinrich Amadeus Wolff, Bayreuth) Bartsch, Gero, Staat gegen Staat. Eingeschränkter Zugang zu verwaltungsgerichtlichem Rechtsschutz. Schriften zum Öffentlichen Recht, Band 1371. Berlin 2018, Duncker & Humblot, 500 S. (Christian Seiler, Tübingen) Scharl, Anna Ingeborg, Die Schutznormtheorie. Historische Entwicklung und Hintergründe. Schriften zum Öffentlichen Recht, Band 1375, Berlin 2018, Duncker & Humblot. 246 S. (Friedhelm Hufen, Mainz) Traub, Sebastian, Nebenbestimmungsfeindliche Verwaltungsakte. Beiträge zum Verwaltungsrecht, Band 5. Tübingen 2018, Mohr Siebeck. XXV, 336 S. (Wolf-Rüdiger Schenke, Mannheim) Herbst, Florian, Die Abgrenzung von Bescheid und Verordnung. Schriften zum österreichischen und europäischen öffentlichen Recht, Band 16. Wien 2017, Verlag Österreich. XVI, 161 S. (Franz Merli, Wien) Saager, Alexandra, Der Verwaltungsakt als Handlungsform der Auftrags- und Konzessionsvergabe. Schriften zum Vergaberecht, Band 46. Baden-Baden 2017, Nomos. 267 S. (Christian Bickenbach, Potsdam) Burshille, Lars, Öffentliche Beschaffung durch Planungswettbewerbe. Eine Untersuchung der Vorgaben des Kartellvergaberechts für die Durchführung von Planungswettbewerben unter besonderer Berücksichtigung der "Richtlinie für Planungswettbewerbe". Schriften zum Vergaberecht, Band 49. Baden-Baden 2018, Nomos. 290 S. (Thomas Schabel, München) Wessendorf, Nicolai, Der Öffentliche Auftraggeber im Vergaberecht: Spiegelbild europäischer Integrationsbemühungen und Herausforderung für die Rechtspraxis. Schriften zum Europäischen Recht, Band 180. Berlin 2018, Duncker & Humblot. 423 S. (Martin Trybus, Birmingham) Bartelt, Justus M., Der Anwendungsbereich des neuen Vergaberechts. Eine Untersuchung hinsichtlich Bestimmtheit, Klarheit und Systemgerechtigkeit des Vergaberechts oberhalb der Schwellenwerte. Beiträge zum Vergaberecht, Band 2. Berlin 2017, Duncker & Humblot. 329 S. (Ferdinand Wollenschläger, Augsburg) Gern, Alfons/Brüning, Christoph, Deutsches Kommunalrecht. Baden-Baden, 4. Aufl. 2019, Nomos. 742 S. (Veith Mehde, Hannover) Ramsauer, Stefanie, Steuerung sozialer und ethnischer Segregation durch städtebauliche Planungsinstrumente. Schriften zum Öffentlichen Recht, Band 1378. Berlin 2018, Duncker & Humblot, 270 S. (Jens Kersten, München)
Die Diskriminierung der Sinti und Roma und Repressionsmaßnahmen von Polizei und Behörden setzten sich auch nach dem Zusammenbruch des Drittes Reiches in der Bundesrepublik fort. Vor allem die "geteilte Moral der Wiedergutmachung", die die Verfolgung von Roma und Sinti als "kriminalpräventive Maßnahme" ansah und rassistische Motivationen leugnete, schuf die Basis einer fortgesetzten Diskriminierung dieser ethnischen Minderheiten. Seit Ende der siebziger Jahre ist eine Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma entstanden, die vor allem vom Verband Deutscher Sinti und der Gesellschaft für bedrohte Völker getragen wird. In einem Memorandum von 1979 fordern diese Organisationen das Eingeständnis des nationalsozialistischen Völkermordes durch die Bundesregierung sowie angemessene individuelle und kollektive Wiedergutmachung. Darüber hinaus wenden sie sich gegen die Kontinuität rassistischer Positionen in der bundesdeutschen Tziganologie, wie sie nicht nur von den "Rasseideologen" H. Arnold und S. Ehrhardt, sondern auch von den Mitarbeitern des "Projekt Tziganologie" der Universität Gießen M. Münzel und B. Streck verköpert wird. Nationalsozialistische Rassenideologien fließen über die Mitarbeit H. Arnolds auch in offizielle Publikationen des Bundesfamilienministeriums zur "Zigeunerfrage" ein. Aus grundsätzlichen Erwägungen lehnt die Sinti-Bürgerrechtsbewegung eine Zuständigkeit des Bundesfamilienministeriums generell ab und bemüht sich um Kontakte zum Innenministerium. (WZ)
Der Autor versucht, die Thematiken der Wissenssoziologie und der Wissenschaftssoziologie reflexiv zu verbinden und das Ergebnis an einer ethnosoziologischen Fragestellung zu exemplifizieren. Karl Mannheim sieht als Hauptziel einer Soziologie des Wissens, welche Schichten jeweils hinter den geistigen Schichten stehen. Es gilt die Funktionalitätsbezogenheit eines jeden Denkstandortes zu beziehen und den Werdegang dieser Standorte zu untersuchen. Für Th. S. Kuhn ist der Entwicklungsprozeß der Wissenschaft ein Prozeß der Evolution von geringen Anfängen, der sich über detailliertes und verfeinertes Verstehen weiterentwickelt. In den Ausführungen Kuhns besticht seine Konzeption des Paradigmas. Es zeigte sich jedoch, daß nur eine methodische Verbindung von Wissens- und Wissenschaftssoziologie die Problematik des Paradigmawechsels und seine Standortbedingtheit in der Theorienbildung der ethnologischen "scientific community", hier am Beispiel der politischen Struktur australischer Wilbeutergruppen, darstellen lassen. Die Darstellungen der 2. Hälfte des 19. Jhs. arbeiteten mit dem Paradigma des Häuptlings, der die lokalen Gruppen der Ureinwohner Australiens beherrschte. Diese Theorie basierte auf dem Evolutionismus und ist ohne wissenssoziologische Grundlagen nicht denkbar. Gegen Ende des 19. Jhs. kam es zu einem Paradigmawechsel über die politische Organisation australischer Lokalgruppen. Nun beschrieben die Forscher einen Ältestenrat, der das Stammesleben bestimmte. Dieser Paradigmawechsel beruhte auf der genaueren Analyse von Fakten. Mitte des 20. Jhs., mit der Entwicklung der Sozialanthropologie und der Verbreitung positivistischen Denkens, entstand ein weiterer Paradigmawechsel, das "selfgovernement". Die Ausübung eines juridischen oder zeremoniellen Aktes richtete sich nach bestimmten verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den beteiligten Personen. Ein weiterer Wechsel entstand durch die Synthese von Ältestenrat und Verwandschaft. Für den Autor bedürfen die Gruppen keines Organs, da sich die Mitglieder selbst für die Erreichung gemeinschaftlicher Zwecke einsetzen. Eine solche Regierungsform, die sehr flexibel auf Zwecke und Notwendigkeiten reagiert, kann man als "demokratisch" bezeichnen, wie sie in kleinen Gemeinschaften möglich ist. Das wissenssoziologische Muster wurde mit dem wissenschaftssoziologischen verbunden, wodurch Dynamik und gesellschaftlicher Hintergrund der Vorstellungen westlicher Forscher über die australische politische Struktur adäquat reflektiert werden konnten. (IS)
Der Verfasser untersucht, ob nach der Völkermordpolitik gegenüber Sinti und Roma unter dem Nationalsozialismus diese ethnische Minderheit auch in der Bundesrepublik unter fortgesetzter Rassendiskriminierung zu leiden hat. Er entwirft zunächst ein nach "landsmannschaftlichen und beruflichen Kriterien differenziertes Bild" der "Zigeuner" in Deutschland. Hierbei werden unterschieden: (1) die Sinti als schon über fünf Jahrhunderte im Lande lebende Majorität der "Zigeuner" in Deutschland; (2) die im Laufe des 19. Jahrhunderts eingewanderten deutschen Roma; (3) nach Kriegsende eingewanderte osteuropäische Roma; (4) Roma als Gastarbeiter. Aspekte der fortgesetzten Diskriminierung der Sinti und Roma in der Bundesrepublik sind die fortgeltende oder neubeschlossene Zigeunergesetzgebung (z.B. die bayerische Landfahrerordnung), die Verweigerung von Wiedergutmachungszahlungen für die Verfolgungen der NS-Zeit, polizeiliche Repressionsmaßnahmen, Entziehung und Verweigerung der deutschen Staatsbürgerschaft und diskriminierende Ghettoisierung. Darüber hinaus steht die deutsche Tziganologie in Gestalt H. Arnolds und S. Ehrhardts ungebrochen in der Kontinuität des nationalsozialistischen Rassismus. Mit der Gründung des "Verband deutscher Sinti" im Jahre 1972 ist eine Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma an die Öffentlichkeit getreten, deren zentrale Forderungen sich auf das Eingeständnis des nationalsozialistischen Völkermords an Sinti und Roma, individuelle und kollektive Wiedergutmachungszahlungen sowie die Aufhebung verschiedener diskriminierender Maßnahmen und Regelungen beziehen. (WZ)
Prikaz narodnostnega porekla in migracij v romanu Sherko Fatah »Das dunkle Schiff« Predložena magistrska naloga obravnava prikaz narodnostnega porekla in migracij v romanu Sherka Fataha »Das dunkle Schiff«. Pri tem bomo raziskovali ne le vpliv političnega in družbenega okolja na posameznika, temveč tudi vpliv narodnostnega porekla na družbeni položaj in problematiko migracij ; režim se odraža na življenju prebivalstva, vpliva pa tudi na migracijske tokove. Analizirali bomo tudi vedenje književnih likov in rezultate analize podprli s primeri iz izvirne literature. Darstellung der Herkunftskultur und Migration in Sherko Fatahs Roman "Das dunkle Schiff" Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Darstellung der ethnischen Herkunft und Migration in Sherko Fatahs Roman "Das dunkle Schiff". Ich beschränke mich dabei nicht nur auf die Auswirkungen des politischen und sozialen Umfeldes auf den Einzelnen, ich werde mich auch mit den Auswirkungen der ethnischen Herkunft befassen und über die soziale Lage und die Probleme der Migration sprechen ; das Regime hat einen Einfluss auf das Leben der Bevölkerung, sowie auf die Migrationsströme. Ich werde anhand von Beispielen aus der Originalliteratur das Verhalten von Charakteren im kulurellen Umfeld analysieren. ; Representation of the Cultural Background and Migration in Sherko Fatah's Novel 'Das dunkle Schiff' The given dissertation deals with the representation of the cultural background and migration in Sherko Fatah's Novel 'Das dunkle Schiff'. I did not concentrate only on the effect of political and social environment on an individual, but also on the effect of cultural background, on the social status and on migration related problems. The influence of the political regime reflects on the daily life of the population ; it affects also the migration flows. Furthermore, I will analyze the behavior of the characters in the cultural surrounding and support the results with examples.