"Entartung": zur Geschichte eines Begriffs, der Geschichte gemacht hat
In: Wissenschaftlicher Rassismus: Analysen einer Kontinuität in den Human- und Naturwissenschaften, S. 122-136
Die Verfasserin zeichnet die Geschichte des Begriffs "Entartung" und des korrespondierenden Begriffs "Normalität" beginnend mit dem "Allgemeinen Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften" von 1833 nach. Zu den von ihr herangezogenen Texten zählen Nordaus "Entartung" von 1892, Weiningers "Geschlecht und Charakter" von 1903, Rüdins "Die Rolle der Homosexuellen im Lebensprozeß der Rasse" von 1904, die Schriften Thomas Manns und schließlich - im Zentrum der Kritik der Verfasserin - Knußmanns "Vergleichende Biologie des Menschen" von 1996, ein Lehrbuch der Anthropologie und Humangenetik, das "ganz in der Tradition des biologisch fundierten Normalismus" steht. Für die Verfasserin übernimmt der Begriff der Normalität mit seiner Nähe zum Alltagsdiskurs die Funktion eines Scharniers, das "wissenschaftliches Spezialwissen an allgemeinere Vorstellungswelten anschließt". (ICE)