Konstruktivistische Medientheorien
In: Theorien der Medien: von der Kulturkritik bis zum Konstruktivismus, S. 170-188
Der Beitrag gibt einen Überblick über das Spektrum konstruktivistischer Theorieansätze in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Die Textstruktur folgt der vorgegebenen Gliederung für die einzelnen Lehrbucheinträge. 1. kurze Geschichte der jeweiligen Theorie-Traditionen. Überblick über die Spielarten naturwissenschaftlicher (P. Watzlawick, G. Bateson, H. Maturana, H. v. Foerster, G. Roth) und geisteswissenschaftlich-philosophischer Konstruktivismen (E. v. Glaserfeld) mit ihren Wurzeln in der Philosophie von den antiken Skeptikern bis ins 20. Jahrhundert (I. Kant, G. Vico, G. Berkeley, A. Schopenhauer, J. Benthan, H. Vaihinger). 2. Grundbegriffe, Konzepte und Modelle. (Beobachter als kognitives System, konstruierte Wirklichkeit versus erkennbare Realität, kognitiv-soziales Operieren, Autopoiesis, operationale Geschlossenheit und und strukturelle Kopplung, Viabilität und Validierung, medienkultureller Konstruktivismus versus Systemtheorie). 3. Anwendung in der Medienwissenschaft, geteilt in a) theoretische Anwendung (Modell der interpersonellen Kommunikation, Systemtheorie der Journalistik, oktamodales Medienwirkungsmodell, konstruktivistische Definition von PR, Internet, virtuelle Realität und Multimedia) und b) empirische Anwendung (Intermedialer Vergleich anstelle von Medien versus Wirklichkeit, Ethno-methodologische Redaktionsbeobachtungen, Konstruktion von Realität in Nachrichtenmedien, Nachrichtenkonstruktion in Boulevardmedien). 4. Kritik und Weiterentwicklung der Theorien. Die Kritik bezieht sich auf biologistische Tendenzen, das Empirie-Theorie-Problem und den Dualismus von unerkennbarer Realität und konstruierter Wirklichkeit. Aktuelle Tendenzen im medienkulturellen Konstruktivismus (S.J. Schmidt) legen die Ersetzung des Begriffs "Konstruktivismus" durch die Bezeichnung "non-dualistischer Kulturalismus" für die dominante Orientierung innerhalb dieses Theoriediskurses nahe. (RG)