In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 849-851
Ein Interessenkonflikt ist entgegen der allgemeinen Auffassung nicht nur eine Situation, in der zwei verschiedene Akteure widerstreitende Interessen haben. Er kann auch entstehen, wenn Menschen gezwungen sind, einander zu vertrauen, und das Vertrauen kann immer verletzt werden. Es ist auch möglich, den Interessenkonflikt als eine Situation der "doppelten Loyalität" zu verstehen, wobei Ziele verfolgt werden, die unter den gegebenen Umständen nicht gleichzeitig erreicht werden können. Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist eine kritische Überprüfung des Konzepts des Interessenkonflikts, insbesondere die Art und Weise, wie es in rechtlichen Untersuchungen verstanden und angewendet wird. Die Autoren argumentieren, dass der Interessenkonflikt auch einen analytischen Rahmen für eine normative, rechtliche und soziologische Analyse von Situationen bietet, in denen das Individuum entweder den formalen Regeln zur Unterstützung des öffentlichen Gutes oder persönlichen Interessen bei Verletzung dieser Regeln folgen kann. Sie verdeutlichen dies am Beispiel des Zusammenhangs zwischen Interessenkonflikten und den Phänomenen von Korruption, Vetternwirtschaft, illegalem Lobbying und Drehtür-Syndrom. Sie entwickeln vor diesem Hintergrund ein Konzept des strukturellen Interessenkonflikts unter Einbeziehung der wichtigsten staatlichen Institutionen in den gegenwärtigen Ländern Mittel- und Osteuropas. (ICI)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 187-205
"Die Entwicklungen auf der internationalen Ebene zeichnen sich durch markante Widersprüche mit kaum verläßlich prognostizierbaren Gesamtfolgen aus. Während die Globalisierung vieler Handlungszusammenhänge zunimmt und sich weltweite Interdependenzen unterschiedlicher Ausprägung weiterhin zu vertiefen scheinen, ist gleichzeitig ein Trend zum Zerfall bisheriger politischer Strukturen zu beobachten. Der Globalisierung entsprechen internationalistische, der Fragmentierung meist nationalistische Perspektiven. Auf weltwirtschaftlicher Ebene wiederholt sich dabei die Kontroverse zwischen Kosmopolitismus einerseits und Protektionismus andererseits. Und mit ähnlichen Fronten steht dem Geltungsanspruch universell definierter Werte (insbesondere universell verstandener Menschenrechte) ein meist regional eingefärbter kultureller Relativismus entgegen. Während wachsende Interdependenzen in der Welt nationale Souveränität relativieren, wenn nicht gar untergraben, macht sich gleichzeitig mit großer Eindringlichkeit, ja Militanz das Verlangen nach Selbstbestimmung und einer Neubegründung von Souveränität bemerkbar. Einer universalistisch orientierten Welt ist der Gedanke, bei schwerwiegender Mißachtung von Minimalstandards zivilisierten Verhaltens in die inneren Angelegenheiten anderer Völker und Staaten sich einzumischen, nicht fremd; ihm aber steht das althergebrachte eherne völkerrechtliche Prinzip der Nichteinmischung entgegen. Und immer noch gleicht die Orientierung politischen Handelns an 'Menschheitsinteressen' einem bloß rhetorischen Fluchtpunkt, während in aller Regel Sonderinteressen das tatsächliche Handeln bestimmen." (Autorenreferat)
In: Differenz und Integration: die Zukunft moderner Gesellschaften ; Verhandlungen des 28. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Dresden 1996, S. 876-894
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 838-840
In: Die Kriege der Zukunft - organisierte Gewalt im Zeitalter der Globalisierung ; Vorträge einer Tagung vom 1. bis 3. März 2002 in der Evangelischen Akademie Bad Boll, S. 24-27
"Innergesellschaftliche Zustände können als Antriebsfaktoren für das Entstehen von Gewalt und terroristischen Gruppen ausgemacht werden. Eine zukünftige Sicherheitspolitik sollte einem erweiterten Sicherheitsverständnis folgen, dessen neue Dimensionen keine Frage mehr allein für Experten sein sollte, sondern alle Bürger mit einbezieht." (Autorenreferat)
In: Soziologie in der Gesellschaft: Referate aus den Veranstaltungen der Sektionen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, der Ad-hoc-Gruppen und des Berufsverbandes Deutscher Soziologen beim 20. Deutschen Soziologentag in Bremen 1980, S. 359-363
In: Kultur und Gesellschaft: Verhandlungen des 24. Deutschen Soziologentags, des 11. Österreichischen Soziologentags und des 8. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Zürich 1988, S. 46-59
Dargelegt wird, wie gegenwärtig gewisse Forschungsbereiche der Sozialwissenschaften, vor allem jene, die untersuchen, wie die Alltagskommunikation konkret funktioniert, die im Begriff sind, daß in der Soziologie gebräuchliche Menschen- und Gesellschaftsbild zu verändern. Kritisiert wird vor allem die Auffassung, daß das Individuum vollständig durch die Gesellschaft geformt und determiniert wird. Die Untersuchungen der Denkweisen und sprachlichen Konflikte im Alltagsleben liefern dagegen ein Beispiel einer feineren und komplexeren Typologie der sozialen Verhaltensweisen. Auch in Untersuchungen über Kontakte und Beziehungen zwischen verschiedenen Kultur- und Sprachgemeinschaften und über die Auswirkungen dieser Kontakte wird ein Menschen- und Gesellschaftsbild ausgemacht, das dem typischen Bild der Soziologie überlegen ist. (GF)
Politikwissenschaftliche Begriffe sollen dazu dienen, zwischen sozialen Phänomen zu unterscheiden - und das am besten über Kulturgrenzen hinweg. In einem kritischen Literaturüberblick werden diese Kriterien an die verwendeten Religionsbegriffe in der Forschung zum Verhältnis von Religion, Konflikt und Frieden angelegt. Manche Studien verzichten auf eine Definition von Religion, was jedoch Zweifel an der Belastbarkeit der Ergebnisse weckt. Andere greifen gemäß der klassischen Unterscheidung entweder auf funktionalistische oder substanzielle Religionsverständnisse zurück. Postmoderne Autoren lehnen generell den Versuch ab, Religion definieren zu wollen. Die Sichtung der Literatur zeigt, dass ein substanzieller Religionsbegriff, der den Transzendenzbezug hervorhebt, ohne Religion zu essenzialisieren, für die empirische Forschung am besten geeignet ist. Um konkreten Fragestellungen gerecht zu werden, kann ein solcher Religionsbegriff auf einer Abstraktionsleiter hinsichtlich seiner Intension und Extension variiert werden. Zudem erlaubt die Fokussierung auf einzelne Attribute des Religionsbegriffs, enger eingegrenzte Forschungsfragen angemessen zu bearbeiten.
"Krieg und Gewalt sind Teil der Moderne und nicht nur ihrer Vorgeschichte. In diesem Vortrag sollen die Tatsache der Kriege in der Moderne und die intellektuellen Verarbeitungen dieser Tatsache als Sonde benutzt werden, um die Eignung der Modernisierungstheorie für ein Verständnis unserer Gegenwart zu untersuchen. Nach einem einleitenden Rückblick auf die wechselvollen Konjunkturen der Modernisierungstheorie ist die Frage zu prüfen, wie die Modernisierungstheorien und Modernisierungskonzeptionen sich auf die Frage von Kriegsentstehung und Kriegsfolgen bezogen (Traum von der gewaltfreien Moderne, defensive Modernisierung; Krieg und Revolution; Krieg als Weg zu einer anderen Moderne.; Krieg und Entstehung der Moderne). Zum Schluß ist nach Folgerungen aus dieser Prüfung für ein adäquates Verständnis von Modernisierung zu fragen. " (Autorenreferat)
The essays gathered in this volume investigate the role of science and art in issues of war and peace through various disciplines and theoretical traditions. How does philosophical anthropology explain why humans can be so violent? How do psychoanalysis and neuroscience regard the fact that, rather than pursuing happiness and freedom, humans seem to prefer the destruction of others and themselves? How is violence incorporated into language? How do the social sciences construct a depreciative view of the enemy and the myth of a national, superior identity? How have the natural sciences been involved in domination or cooperation between countries? How does art defame or value the other? How can one shield science and art from the logic of war, making them a common good for humanity and a foundation for peace? Many reflections are discussed here with regard to Kant, Hegel, Alexander von Humboldt, Novalis, Schlegel, Schopenhauer, Tolstoy, Freud, Einstein, Ortega y Gasset, Clausewitz, Canetti, Bourdieu, Rawls etc. This volume stands alone in clarifying the role of science and art in war and peace analytically and historically while also linking it to a number of contemporary implications.
In: Kultur und Gesellschaft: gemeinsamer Kongreß der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie, Zürich 1988 ; Beiträge der Forschungskomitees, Sektionen und Ad-hoc-Gruppen, S. 842-844