Abstract. Background: In recent years, new neurocognitive explanatory approaches such as dual-process theories offer significant progress in understanding long-term relapse in substance use disorders. Based on such explanatory concepts stemming from basic research, novel methods of intervention have been deduced which focus on directly changing cognitive biases. The efficacy of these Cognitive Bias Modification (CBM) concepts has been evaluated in a growing number of studies in the context of different substance use and addictive disorders. By now, there are also first findings for using CBM in the context of smoking. Objectives: To evaluate the empirical evidence, whether CBM qualifies i) for reducing attentional or approach bias towards smoking-related cues, ii) for effectively reducing the high relapse rates in smoking cessation, iii) for the reduction of smoking behaviour and iv) craving. Methods: The systematic evidence search has been carried out in clinical databases (Cochrane Library, PsycArticles, PSYNDEX, PsycINFO, Medline) as well as via manual reverse search. Finally, 12 studies have been identified which met the inclusion criteria (RCT, CBM interventions for smokers; outcomes: change in attentional or approach bias, craving, number of cigarettes smoked, abstinence). Results: Despite the heterogeneity of the studies in terms of sample selection, realisation of interventions and methodological aspects, the findings collectively indicate that different forms and 'dosages' of CBM interventions can influence attentional or approach bias in smokers. Also, positive effects on craving and motivation to quit could be detected. Effects on smoking behaviour are inconsistent and often statistically non-significant. First online applications showed encouraging results. Discussion: The results concerning the efficacy of CBM in smoking cessation are still rudimentary and inconsistent. However, a large portion of the studies was not conducted under naturalistic conditions, but rather in laboratories with non-treatment seekers or participants partially motivated to quit. Despite these limitations, the findings can be evaluated as encouraging. The results suggest that CBM will be implemented in routine care as an adjunct intervention within a behavioural therapy-oriented cessation programme. However, specific studies which assess the efficacy of CBM as a component for relapse prevention in smoking cessation intervention in routine care are still lacking.
Zusammenfassung. Zielsetzung: Das komorbide Auftreten der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) und substanzbezogener Störungen (SUD) ist häufig und hat einen negativen Einfluss auf den Behandlungserfolg. Studien zur Wirksamkeit ADHS-spezifischer Medikamente bei dem komorbiden Auftreten beider Störungen kommen zu uneinheitlichen Ergebnissen. Einheitlich wird allerdings eine psychotherapeutische Behandlung bei dieser Patientengruppe empfohlen, während bislang jedoch kein evaluiertes Behandlungskonzept veröffentlich wurde. Ziel dieser Arbeit ist ein Überblick zu psychotherapeutischen Ansätzen bei beiden Störungsbildern und einen Ausblick auf psychotherapeutische Ansätze für das gemeinsame Auftreten beider Störungen zu geben. Methodik: Die Zusammenstellung der Literatur erfolgte auf Basis einer Medline-, PsycINFO- und Google Scholar-Recherche (Schlüsselwörter: substance abuse, adhd, psychotherapy, therapy, methylphenidate, atomoxetine, bupropion, CBT, relapse prevention, mindfulness, MBRP, DBT). Ergebnisse: Psychotherapeutische Ansätze zur Behandlung der ADHS im Erwachsenenalter und von SUD überschneiden sich inhaltlich. Als wirksam erweisen sich CBT- und achtsamkeitsbasierte Verfahren sowie die DBT. Schlussfolgerung: Eine Kombination der oben dargestellten therapeutischen Ansätze könnte bei der Behandlung einer komorbid auftretenden ADHS und SUD sinnvoll sein. Hier bedarf es weiterer Forschungsarbeit.
Der vorliegende Band enthält die deutsche Übersetzung der revidierten Version des Violence Risk Appraisal Guide (VRAG-R). Mehr als 20 Jahre nach der Veröffentlichung der ersten Version des Violence Risk Appraisal Guide (VRAG) publizierten Grant T. Harris, Marnie E. Rice, Vernon L. Quinsey und weitere Kolleginnen und Kollegen im Jahr 2013 die revidierte Version des VRAG-R. In der Zwischenzeit wurde der VRAG das wohl am meisten genutzte und am besten wissenschaftlich untersuchte aktuarisch-statistische Prognoseinstrument für die Vorhersage gewalttätigen Verhaltens weltweit.
In den Jahren 1945 bis 1954, vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Scheitern der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, bildeten sich in Westeuropa zahlreiche politische Zusammenhänge heraus, die auf eine Einigung des Kontinents auf kooperativer oder supranationaler Grundlage hinarbeiteten. Hierzu zählen die europäischen Einigungsverbände der Union Européenne des Fédéralistes, der christdemokratischen Nouvelles Equipes Inteernationales und der überparteilichen Dachorganisation der Europaverbände Mouvement Européen, die Kooperationsorgane des Verteidigungsbündnisses des Brüsseler Pakts und die Beratende Versammlung des Europarats. All diese Zusammenhänge beschäftigten sich intensiv mit einer besonderen Herausforderung europäischer Einigungspolitik: dem "deutschen Problem". Auch wenn die Anfänge der europäischen Integration im ersten Nachkriegsjahrzehnt in zahlreichen geschichtswissenschaftlichen Arbeiten ausgiebig untersucht worden sind, hat dieses "deutsche Problem" als Thema und Faktor der Einigungsdiskussion kaum eine nähere Betrachtung erfahren. Das lässt sich nicht zuletzt daran ablesen lässt, dass in der Forschung fast ausschließlich von der "deutschen Frage" als Motiv der europäischen Integration die Rede ist, während die Zeitgenossen vom "deutschen Problem" sprachen. Dieser semantische Unterschied spiegelt auch einen Bedeutungsunterschied wider: Die "deutsche Frage" zielte auf die staatsförmige Gestalt der deutschen Nation ab und stellte sich vorrangig den Deutschen selbst, während das "deutsche Problem" in erster Linie die Europäer und die Möglichkeit ihres friedlichen Zusammenlebens mit dem deutschen Nachbarn betraf. Aus zeitgenössischer Perspektive war das "deutsche Problem" insofern ein drängendes europäisches Problem und bedurfte einer Lösung durch die europäische Einigung. Anhand der genannten Verbände und Institutionen, deren Funktion in der ersten Phase der europäischen Integration vor allem darin zu sehen ist, dass sie Foren der Diskussion über die Möglichkeit, die Notwendigkeit und die Gestalt eines geeinten Europas darstellten, lässt sich die Bedeutung des "deutschen Problems" als gemeineuropäische Herausforderung deutlich nachvollziehen. Denn der Beginn der Einigungsdiskussion in all diesen Foren stand mit dem "deutschen Problem" in Zusammenhang. Die UEF bildeten mit ihrer Gründung im Jahr 1946 eine ständige Deutschlandkommission, die NEI veranstalteten Anfang 1948 eine Konferenz über "Le problème allemand", und das ME wurde infolge des Haager Europakongresses vom Mai 1948 gegründet, auf dem die Debatten über die Zukunft Deutschlands in Europa breiten Raum einnahmen und ebenfalls zur Gründung einer Deutschlandkommission führten. Der Brüsseler Pakt hatte zum erklärten Ziel, eine erneut aggressive Politik Deutschlands zu unterbinden und widmete sich dieser Aufgabe nicht zuletzt durch seinen Beschluss der Gründung des Europarats, um dem wiederentstehenden westdeutschen Staat eine europäische Perspektive zu vermitteln. Der Europarat stand daher mit dem "deutschen Problem" in einem konstitutiven Zusammenhang, und in jeder Sitzungsperiode seiner Beratenden Versammlung trat dieser Zusammenhang auch in den Diskussionen zutage. Dabei wurde nicht, wie etwa in den Einigungsverbänden, das "deutsche Problem" in speziellen Kommissionen oder als eigenes Thema behandelt, es affizierte vielmehr die grundsätzlichen Diskussionen über die Fort- und Zielsetzung europäischer Einigungspolitik. Die Erwägung einer ökonomischen Integration hatte das als überlegen erachtete deutsche Potential an Rohstoffen und industriellen Produktionskapazitäten zum zentralen Thema. Die Debatten über eine europäische Armee zielten auf die Verhinderung einer nationalen deutschen Armee. Die Überlegungen zur politischen Einigung des Kontinents kreisten um das Risiko eines angenommenen nationalistischen Rückfalls der Deutschen. Zudem beschäftigten sich die verschiedenen Foren der europäischen Einigungsdiskussion ausgiebig mit spezifisch deutschen Problemen wie Territorialdisputen, der deutschen Jugend oder den deutschen Vertriebenen und Flüchtlingen. Aber auch diese Probleme wurden bloß als Ausprägungen des grundsätzlichen "deutschen Problems", als Hinweise auf den wiedererwachenden Nationalismus, die Demokratieunfähigkeit oder die Reorientierung der Deutschen nach Osten, somit als europäische Probleme verstanden. Aus Sicht der europäischen Einigungsdiskussion bestand das "deutsche Problem" so lange, wie die deutschen Probleme nicht in eine europäische Lösungsstrategie eingebettet waren. Dieses Verständnis einer Abhängigkeit Europas von Deutschland ließ das "deutsche Problem" als ein europäisches Problem, die Zukunft Europas als untrennbar mit der Zukunft Deutschlands verbunden erscheinen. Die europäische Integration war insofern konzipiert als Einigung Europas sowohl mit als auch gegen Deutschland. ; During the period between 1945 and 1954, from the end of the Second World War until the failure of the European Defense Community, several political associations were formed in Western Europe working towards a unification of the continent on a cooperative or integrative basis. Among those associations were the unification movements Union Européenne des Fédéralistes, the Christian-Democratic Nouvelles Equipes Inteernationales, and the Mouvement Européen as a non-party umbrella organization of the unifications movements, the collaborative bodies of the defense alliance Brussels Treaty Organization and the Consultative Assembly of the Council of Europe. All of those associations dealt in great depth with one particular challenge of European unification: the "German problem". Although the beginnings of European integration in the first post-war decade have been examined extensively in numerous historical studies, the "German problem" as a subject and parameter of the discussions on unification has rarely received a closer investigation. This can be taken not least from the fact that research is almost exclusively naming the "German question" as a motive for European integration, whereas contemporaries were talking about the "German problem." This difference in semantics also reflects a difference in meaning: The "German question" pointed at the German nation-state and was raised mostly by the Germans themselves, while the "German problem" first and foremost concerned Europeans and the possibility of their peaceful cohabitation with the German neighbor. From the contemporary perspective, the "German problem" was a pestering European problem and required a solution be means of European unification. On the basis of the abovementioned movements and institutions, whose role during the first phase of European integration can be understood primarily as constituting forums of discussion on the necessity, possibility and shape of a united Europe, the significance of the "German problem" as a European challenge can be clearly retraced. The origins of discussions on European unification were connected to the "German problem" in all of those forums. Right after their foundation, in 1946, the UEF formed a commission on Germany, in early 1948 the NEI organized a conference on "Le problème allemande", and the ME was founded after the The Hague Congress of Europe from May 1948, during which the debates on the future of Germany were extensive and resulted in the establishment of another commission on Germany. The Brussels Treaty Organization had the declared goal of preventing a renewed German policy of aggression and consecrated its work to this end, not least through its decision to form the Council of Europe to deliver a European perspective for the reemerging West German state. The Council of Europe, therefore, had a constitutive connection to the "German problem", and during every of its Consultative Assembly's yearly sessions this connection manifested itself in the debates. The "German problem" was not dealt with in specially assigned commissions or as a separate subject as it was in the unification movements, it rather affected the fundamental discussions on the development and goals of European unification policy. The contemplation of economic integration focused on a German potential of raw materials and manufacturing capacities, regarded as superior. The debates on a European army aimed at the prevention of a national German army. The deliberations on the political unification of the continent revolved around an assumed nationalist relapse of the Germans. Additionally, the different forums of discussion on European unification dealt with specific German problems like territorial disputes, the German youth or the German expellees and refugees. But, those problems were also understood as characteristics of the fundamental "German problem", as hints of a reawakening nationalism, the democratic inabilities and the reorientation of the Germans towards the east, therefore as European problems. From the perspective of the discussion on European unification, the "German problem" persisted as long as the German problems were not resolved within a European framework. This understanding of a European dependency from Germany let the "German problem" appear as a European problem, and the future of Europe as inextricably bound to the future of Germany. European integration therefore meant the unification of Europe with as well as against Germany.