Mehr als 90% aller deutschen Unternehmungen sind Familienbetriebe und in etwa einem Fünftel davon vollzieht sich derzeit ein Generationswechsel. Trotz vielfältiger beruflicher Möglichkeiten in einer Multioptionsgesellschaft übernimmt fast die Hälfte der Kinder den Betrieb. Auf der Basis von acht narrativen Interviews wurde in der vorliegenden Arbeit eine biographietheoretische Analyseperspektive auf dieses soziale Phänomen gewählt: In welchen biographischen (Selektions-) Prozess ist die Entscheidung für oder gegen eine Übernahme des Familienbetriebes eingebettet? In fünf Fällen zeigt sich, dass die Position des Nachfolgers, die einem der Kinder von klein auf zugewiesen wurde, besonders strukturwirksam für die Betriebsnachfolge und die Beteiligten ist. Der Generationswechsel in diesen Familienbetrieben lässt sich als Übernahme einer Position charakterisieren. In drei weiteren Fällen zeigt sich, dass die jahrelange Konkurrenz um die Betriebsnachfolge für den Übernahmeprozess und die NachfolgerInnen eine wesentliche Rolle spielt. Der Generationswechsel in diesen Familienbetrieben lässt sich als gewonnener Wettkampf charakterisieren. Die vorgestellten Fallrekonstruktionen zeigen, dass das Thema Gerechtigkeit im Generationswechsel in kleinen Familienbetrieben ein strukturrelevanter Aspekt ist, der in einen lebenslangen Prozess eingeflochten ist und in Form eines Wettbewerbs oder durch das Einnehmen einer Position biographisch bearbeitet wird. Es wird auch deutlich, dass die lange Zeit in weiten Teilen Deutschlands vorherrschende, traditionelle Erbregelung Geschlecht und Altersrang in der Geschwisterfolge dienten als Gerechtigkeitskonzept in Auflösung begriffen ist. Ein Fazit der vorliegenden Untersuchung lautet aber, dass die beiden alternativen Gerechtigkeitskonzepte Interesse oder Leistung , die zunehmend zur Legitimation von Berufswahl und damit ebenso im Zuge der Betriebsübernahmeentscheidung herangezogen werden, auch Gefahren bergen. Daher wird abschließend die These vertreten, dass sowohl der positionale, als auch der wettbewerbsorientierte Generationswechsel in Familienbetrieben veränderte Anerkennungsverhältnisse benötigt, um die Wirksamkeit demokratischer Gerechtigkeitsprinzipien zu ermöglichen: Gegenseitige Wertschätzung der Generationen, Geschlechter und Geschwister für ihr So Sein , ebenso wie für ihre Leistungen und Interessen in jeder Lebensphase. Die Betriebsführung und die Ausrichtung des Betriebes nach der Übernahme sind Ausdruck der biographischen Arbeit der NachfolgerInnen. Durch ihre langjährige, alltägliche Erfahrung mit der Entgrenzung von Familienleben und Arbeitsleben, die nach der industriellen Moderne auch in anderen Arbeitsfelder wieder stärker Einzug hält, lassen sie sich als eine Art gesellschaftlicher Avantgarde beschreiben. Damit eng zusammenhängend können ihre Lebensgeschichten gleichzeitig als Seismographen für die Probleme in der Arbeitswelt gelten: Auf der einen Seite fördert die Erfahrung früher Konkurrenz in allen Lebensbereichen die Entwicklung psychischer Krisen, wie sie auch sonst im Arbeitsleben zu beobachten ist. Auf der anderen Seite fördert die frühe Erfahrung einer positionalen Zuweisung eine eher unflexible, wenig marktorientierte Haltung, die schlecht vorbereitet ist auf den Abbau des Anspruches auf Statuserhalt, wie er derzeit politisch forciert wird. Vor dem Hintergrund der vorgelegten Ergebnisse erscheinen vor allem solche systemisch orientierten, langfristigen Beratungs- und Begleitungsprozesse vorteilhaft, die vom bisher dominierenden Beratungsziel Erhaltung des Betriebes Abstand nehmen und stattdessen in einer dialogischen Zusammenarbeit mit den Akteuren eine neue Balancierung der Anerkennungsverhältnisse unterstützen. ; More than 90% of all German companies are family businesses and in one-fifth of them an alternation of generations is taking place at present. In spite of varied career possibilities in a multi-option society, almost half the children take over the company. Based on eight narrative interviews, a biography-theoretical analysis perspective on this social phenomenon has been selected in this thesis: In which biographical (selection-) process is the decision for or against a takeover of the family business embedded? In five cases it turned out that the position of the successor, assigned to one of the children from an early age, is particularly structural effective for the business succession and the persons concerned. The alternation of generations in this family businesses can be characterized as takeover of a position . Three further cases show that years of competition in the business succession play an essential role for the takeover process and the successors. The alternation of generations in this family businesses can be characterized as won contest . The introduced case reconstructions demonstrate that the theme justice in alternation of generations in small family businesses is a structure-relevant aspect interlaced in a lifelong process and biographical treated in terms of competition or by taking a position. It also becomes apparent that the traditional rule of succession gender and rank by age in birth order served as justice concept prevailing in wide parts of Germany for a long time is in the process of dissolution. A result of this research says that the two alternative justice concepts interest or achievement increasingly pulled up for legitimation of career choice, and so as well in the course of the business succession decision, also hold risks. Therefore, the concluding thesis is held that both positional and competition-oriented alternations of generations in family businesses need changed relations of acceptance to enable the effectiveness of democratic principles of justice: Mutual esteem among generations, gender and siblings for there so being , just as for their efforts and interests in every stage of life. The management and the orientation of the business after the takeover are an expression of the successor s biographical work. By long everyday experience with the dissolution of boundaries between family life and working life, which are entering increasingly into other fields of work after the industrial modernity, they can be described as a kind of social avant-garde. Closely connected with this, their life stories can be classified as seismographs for the problems in the working world: On the one hand the experience of early competition in all areas of life promotes the development of mental crises; observable in the working life as well. On the other hand the early experience with an assignment of a position promotes a more inflexible, less market-oriented attitude which is badly prepared for the reduction of the claim to status maintaining; as it is politically forced at present. Against the background of the presented results, mainly such systemic oriented, long-term processes of advice and assistance appear to be advantageous which are refraining from the prevailing purpose of advice preservation of the business . Instead of that they support a new balancing in the relations of acceptance by a dialogic cooperation with the actors.
Bei der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist die lokale Ebene von besonderer Bedeutung, da, auf dieser konkrete Maßnahmen zur Zielerreichung umgesetzt werden müssen. Aufgrund des engen Zeitplans der Wasserrahmenrichtlinie besteht akuter Handlungsbedarf. Diese Situation stellt die zuständige Verwaltung vor große Herausforderungen, insbesondere aufgrund der geringen Erfahrung mit Öffentlichkeitsbeteiligung in der Wasserwirtschaft. Zudem besteht auch ein Forschungsbedarf, um die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie auf der lokalen Ebene zu fördern. Dabei stellen sich folgende Fragen: Wer sind die lokalen Akteure bei der Gewässerbewirtschaftung und welche Interessen verfolgen sie? Welche Konfliktlagen ergeben sich daraus und wie wirken sich diese Konflikte auf Beteiligungsprozesse im Rahmen der Gewässerbewirtschaftung aus? Und ganz besonders: Welche Faktoren sind zur Steuerung dieser Beteiligungsprozesse relevant? Die Arbeit hat dieses Problemfeld praxisnah aufgegriffen. Das Hauptziel der Arbeit war es, anhand von durchgeführten Beteiligungsprozessen eine gegenstandsbezogene Theorie in der Tradition der grounded theory methodology zu generieren auf deren Basis Handlungsempfehlungen für die Umsetzung der WRRL auf lokaler Ebene abgeleitet werden konnten. Die theoretische Einordnung der Arbeit erfolgte in der Politischen Geographie im Bereich der handlungsorientierten geographischen Konfliktforschung. Durch den Praxisbezug wurden weitere Aspekte aus der Konfliktforschung, der Partizipations- und Nachhaltigkeitsforschung sowie der Planungstheorie und der Umweltpsychologie integriert. Das Forschungsdesign wurde an die Methodologie der grounded theory angelehnt. In diesem Zusammenhang fanden die Paradigmen der qualitativen und interaktiven Sozialforschung Eingang. Um zu allgemein gültigen Handlungsempfehlungen als Ziel dieser Arbeit zu gelangen, war es nötig, die Untersuchung auf mehreren Beteiligungsprojekten der lokalen Gewässerbewirtschaftung aufzubauen. Es wurden insgesamt drei Teilstudien durchgeführt, wovon zwei Einzelfallstudien und die dritte eine Vergleichsstudie darstellen. Die erste Fallstudie, das Bürgerbeteiligungsprojekt "Unsere Dreisam – Zukunft Dreisam" wurde nach dem Paradigma der interaktiven Sozialforschung auf rein lokaler Ebene durchgeführt. Die zweite Fallstudie, die "Vorgezogene aktive Öffentlichkeitsbeteiligung zur Umsetzung der WRRL im Bearbeitungsgebiet Hochrhein" wurde vom Regierungspräsidium Freiburg auf regionaler Ebene durchgeführt und nach dem Paradigma der qualitativen Sozialforschung wissenschaftlich begleitet. Bei der dritten Teilstudie wurden Fragebögen einer schriftlichen Befragung ausgewertet, die im Rahmen der DWA-Arbeitsgruppe "Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie" erhoben wurden. Als Erhebungsinstrumente kamen neben Fragebögen bei schriftlichen Befragungen auch die teilnehmende Beobachtung, problemzentrierte Interviews, cognitive maps und Moderationsmethoden zum Einsatz. Die Ergebnisse der drei Teilstudien sind aufgrund ihrer Praxisrelevanz ausführlich dargestellt. Dabei wurden in allen Teilstudien gesonderte Akteurs-, Konflikt- und Prozessanalysen durchgeführt. Das primäre Ergebnis der Arbeit war die Generierung einer gegenstandsbezogenen Theorie partizipativer Gewässerbewirtschaftung auf lokaler Ebene im Kontext der WRRL. Die Basis dafür stellen die Ergebnisse der drei Teilstudien dar. Diese datenbasierte grounded theory gliedert sich in einen Akteursteil, einen Konfliktteil sowie einen Teil der Prozessfaktoren und -merkmale. Innerhalb des Akteursteils sind sogenannte Hauptakteure benannt, deren Teilnahme an partizipativen Prozessen bei der Gewässerbewirtschaftung auf lokaler Ebene von grundlegender Bedeutung ist. Neben den Hauptakteuren sind in der Theorie auch sogenannte weitere Akteure aufgeführt, die als Kooperationspartner auf lokaler Ebene in Erscheinung treten. Im zweiten Teil der Theorie sind vier Konfliktgegenstände mit ihren verschiedenen Themenbereichen dargestellt. Innerhalb der einzelnen Themenbereiche sind die jeweiligen Konfliktlagen beschrieben. Ergänzt werden die Themenbereiche um die Möglichkeiten der Konfliktbearbeitung. Die relevanten Faktoren für die Durchführung von Beteiligungsprozessen bei der Gewässerbewirtschaftung auf lokaler Ebene sind im dritten Teil der Theorie in einem Modell fünf Projektphasen zugeordnet. Ergänzt wird das Modell um Rahmenbedingungen sowie Merkmale der Projektsteuerung, Durch die Zuordnung von Faktoren zu den einzelnen Projektphasen unterstützt dieses Modell Projektverantwortliche beim gesamten Vorgang des Projektmanagements. Die Reichweite der Theorie beschränkt sich aufgrund des Datenmaterials auf die lokale Ebene in Deutschland mit Ausnahme der Seen und Küstengewässer. Den Abschluss bilden die Handlungsempfehlungen. Diese gliedern sich nach dem zuvor aufgezeigten Modell und sind abschließend in einer übersichtlichen Checkliste für die Praxis zusammengefasst. ; Within the implementation of the Water Framework Directive (WFD) the local level is of particular importance because this is the level where complementary measures according to Article 11 of the WFD have to be implemented in order to achieve all aims. The implementation of these measures will concern local property rights and rights of use.The tight time frame set by the WFD necessitates immediate action. This situation poses great challenges to the responsible public authorities. In addition, few research results exist to date. Crucial questions with regard to this issue are: Who are the local actors in water management and what are their interests? Which constellations of conflict arise from these, and what are the effects of these conflicts on participatory processes in the framework of water management? And in particular: Which factors are relevant to the facilitation of these participatory processes? This thesis tackles this complex of problems in an applied manner. The objective of this thesis is to generate a factual theory in the tradition of grounded theory methodology on the basis of participatory processes carried out in the course of the survey. This theory aims to analyze local actors, arising conflicts of interests and utilization, and relevant factors and features of processes in such a way as to allow the deduction of recommendations for the implementation of the WFD on a local level. The thesis is theoretically embedded in Political Geography, more specifically in Action-Oriented Geographical Conflict Research. The practical nature of the survey necessitated the additional consideration of aspects taken from conflict research, participation and sustainability research as well as theory of planning and environmental psychology. The research design is based on grounded theory methodology according. In this context, the paradigms of both qualitative social research and interactive social research were employed. In order to achieve the objective of developing universally applicable recommendations, the survey was based upon several local water management civic participation projects. Therefore, a total of three sub-surveys were conducted. The first case study, a civic participation project along the river Dreisam was carried out exclusively on a local level according to the paradigm of interactive social research. The second case study was conducted by the Regional Administrative Authority Freiburg on a regional level and was analyzed according to the paradigm of qualitative social research. In the course of the third sub-survey, written questionnaires which were compiled in the context of a working group of the German Association for Water, Wastewater and Waste (DWA) were analyzed. Other research methods employed in addition to questionnaires were participatory observation, problem-centred interviews, cognitive maps and facilitation techniques. Because of their relevance to practice, the results of the three sub-surveys are presented in detail. Separate analyses of actors, conflicts and processes were conducted as part of all three sub-surveys. In correspondence with the results of the sub-surveys, the data-based grounded theory is divided into a section on actors, a section on conflicts and a section on factors in and features of participatory processes. Within the actor section, so-called main actors are specified whose participation is of fundamental importance. Besides the main actors, the theory also specifies so-called other actors that emerge especially as cooperators on the local level. In the second part of the theory, the four objects of conflict are portrayed in detail. Within the individual subject areas, the respective constellations of conflict between actors and coalitions of actors as well as the corresponding framework conditions are analyzed. The relevant factors and properties in participatory processes of water management on a local level are listed in the third and final section. The factors and properties are classified in a model with five project phases. In addition, there are framework conditions as well as features that lie in the responsibility of those in charge of the process. Due to its structure and the association of identified factors with individual project phases this model constitutes a significant advancement of the current state of research. Particularly via the association of factors with individual project phases the model supports those in charge of a project in the entire process of project management. Due to the data collected, the scope of the theory is limited to the local level in Germany with the exception of lakes and coastal waters. According to the objective of the thesis, the conclusion consists of recommendations that were deduced from the grounded theory. These recommendations, which are structured according to the model presented previously, are summarized in a clear, easy-to-manage and practical checklist.
Die Systemische Therapie hat als eigenständige Grundorientierung in der deutschen Psychotherapie-Landschaft einen Platz als erfolgreicher Außenseiter einnehmen können, ohne jedoch bislang als anerkanntes Verfahren auch Zugang zu den psychotherapeutischen Versorgungssystemen zu erhalten. Der Aufsatz zeigt auf, dass die machtpolitische Organisation systemischer Interessen im Spannungsfeld konzeptueller Offenheit ("Brokerage") und organisationaler Schließung ("Closure") stets einer gewissen Ambivalenz unterlag. Diese Ambivalenz zeigt sich auch in der Geschichte des systemischen Feldes, die sich weniger als die Geschichte einer spezifischen Psychotherapie-Schule als die einer "Bewegung" beschreiben lässt. Die spannende Frage, die gegenwärtig auch den systemischen Diskurs dominiert, ist, ob die Identität des systemischen Ansatzes erhalten bleiben kann, wenn die Systemische Therapie sich auf die Folgen ihrer womöglichen Anerkennung einlässt oder ob die Außenseiterrolle gar konstitutiv für den systemischen Ansatz sein könnte.Schlüsselwörter Systemische Therapie, Therapieschule, therapeutische Bewegung, therapeutische Grundorientierung, Psychoanalyse, Psychotherapeutengesetz, Profession, Macht ; Systemic Therapy has achieved a position ofa successful misfit in the German psychotherapy field - still without getting access to the psychotherapeutic supply system as an approved treatment approach. This paper shows a certain ambivalence between conceptual openness ("brokerage") and organisational "closure" which underlied the political organisation of systemic interests. This ambivalence can be found in the history ofthe systemic field as well, which can be described as the history of a movement rather than of a specific therapeutic school. The exciting question dominating the current systemic discourse in Germany is whether the identity ofthe systemic approach can be maintained if it is confronted with the consequences of it's possible approval, or ifthe position as an outsider could be constitutive for the systemic approach.Key words Systemic therapy, therapy school, therapy movement, therapy orientation, psychoanalysis, psychotherapy law, profession, power, politics ; En tant qu'orientation de base autonome la thérapie systémique a réussi à acquérir une place d'outsider couronné de succès au sein du paysage psychothérapeutique en Allemagne ; mais jusqu'à maintenant elle n'a pas le statut de méthode reconnue qui lui permettrait d'accéder au système d'offres remboursées. L'auteur décrit en détail l'organisation et les institutions de thérapie systémique en Allemagne, y compris les points où elles se recoupent et ceux où elles diffèrent. Il pose l' intéressante question dominant actuellement le discours mené au sein de cette orientation : l'approche systémique pourra-t-elle garder son identité lorsqu'elle devra assumer les conséquences d'une éventuelle homologation ?Dans son article, il montre qu'une certaine ambivalence a toujours caractérisé les intérêts politiques de praticiens visant le pouvoir dans le cadre d'un champ de tension opposant une ouverture conceptuelle (« brokerage ») à une attitude fermée (« closure »). Cette ambivalence traverse toute l'histoire de l'orientation systémique, dans la mesure où celle-ci doit être considérée moins comme un courant de psychothérapie que comme un « mouvement ». Or, en fonction du point de vue adopté, il est possible de considérer la psychothérapie systémique comme une orientation autonome. Elle constitue certainement une approche de base.Pour l'auteur, cet aspect n'a pas forcément à voir avec le « concept d'orientation ». Il se réfère à la situation avant la promulgation en Allemagne de la loi sur la psychothérapie (1997) et à la période qui a suivi. Il s'intéresse aux aspects relatifs aux rapports entre une « orientation psychothérapeutique » et la manière dont les méthodes sont acceptées au sein du système de santé publique. Se référant à Kriz, il qualifie le travail effectué par le « conseil scientifique psychothérapie » de partial.Le phénomène de la formation d'écoles est ensuite examiné en détail sur la base de concepts empruntés à la sociologie de la science. L'auteur effectue une distinction entre les disciplines qui se sont développées dans les « trous structurels » laissés ouverts par les différents systèmes de référence - c'est ici que de nouvelles orientations peuvent s'établir - et les activités associées au domaine central des systèmes scientifiques ; ici, il s'agit avant tout d'unifier des modèles, de développer et de renforcer des structures, d'établir des standards, de prononcer des sanctions contre les dérives et de promouvoir l'identité du système.Selon les sociologues s'intéressant aux sciences, une orientation peut être comparée en ses débuts à une communauté religieuse, à une secte ou à une fraternité. Ses membres sont portés par le sentiment qu'ils ont une mission intellectuelle à remplir. L'auteur fait alors un rapprochement avec l'histoire du développement de la psychanalyse et les efforts entrepris par Freud pour établir cette dernière en tant que science.De manière similaire à la démarche menée par Fürstenau pour la psychanalyse, incluant une distinction entre la « psychanalyse ésotérique » et la « psychanalyse exotérique », il analyse l'évolution de l'approche systémique. Il en conclut que la situation est différente pour la thérapie systémique, dans la mesure où - contrairement à ce qui s'est passé pour la psychanalyse dans la tradition viennoise - l'approche systémique a changé de modèle et ses concepts ont été élaborés en des endroits très variés du monde.Dans ce sens, il serait en effet possible de voir l'orientation systémique comme un « mouvement social ». En mettant en évidence ses différents courants principaux et en les contrastant, l'auteur montre que « ces différentes perspectives coexistent » sans problème. Selon lui, cette coexistence pacifique joue un rôle d'autant plus important que, dansl'ensemble, les praticiens de cette orientation sont aussi peu « organisés » que possible. Il reste qu'il existe par exemple des directives concernant la formation, des contrôles de qualité à respecter, ainsi qu'une démarche de certification des instituts membres. La question de la reconnaissance de la thérapie systémique s'est posée - et c'est intéressant - plus pour des raisons d'ordre politique que parce que la méthode était controversée au niveau scientifique. Elle sera donc résolue à ce même niveau politique (et non pas scientifique).Il reste à attendre de voir comment le « grand écart » entre les contenus va évoluer - l'écart séparant la thérapie systémique en tant que processus relationnel qui ne peut pas être reproduit d'autres concepts psychothérapeutiques « agissant comme un médicament ».À la fin de son article, l'auteur examine le processus de maturation subi par cette orientation au niveau de son organisation, un processus qui n'a pas été sans luttes internes pour le pouvoir, sans prises de position et sans institutionnalisation. Il pense qu'il existe un risque que l'ensemble développe son propre dynamisme, en particulier dans le contexte politique, et devienne une fin en soi. À son avis, l'avenir de la thérapie systémique ne pourra pas être décidé « sur la base d'un vote majoritaire».
Psychotherapie und Salutogenese sind theoretisch und praxeologisch weitgehend unverbundene Forschungs- und Handlungsfelder. Der Autor skizziert eine theoretische und praxeologische Brückenkonzeption, die die beiden Felder miteinander verknüpft. Langfristige Gesundheit wird als energetischdynamische Balance von gesunderhaltenden und potentiell schädigenden inneren und äußeren Einflüssen verstanden. Salutogenetisch wirksame Psychotherapie setzt an den vier Einflussfaktoren innere und äußere Ressourcen sowie innere und äußere Stressoren und Traumata an. Sie verändert das mentale Funktionieren so, dass das Zusammenwirken dieser Einflussfaktoren im Sinne eines energetisch-dynamischen Übergewichts der gesunderhaltenden Faktoren optimiert wird. Der Autor plädiert zudem für eine Berücksichtigung gesellschaftlich bedingter pathogener und salutogener Faktoren und für ein Engagement der PsychotherapeutInnen für gesundheitsfördernde kulturelle und sozialpolitische Veränderungen.Schlüsselwörter:Psychotherapie, Salutogenese, Gesundheit, Stress, Gesellschaft, Stressbewältigung, Lebensstil ; Psychotherapy and salutogenesis lack a theoretical and praxeological connection. The author draws a conception which is bridging this gap. Long-term health is conceptualized as the result of a positive energetic-dynamic balance between health-promoting internal and external factors on the one hand and health-endangering internal and external factors on the other hand (internal and external resources, internal and external stress). Psychotherapy aiming to foster salutogenesis needs to change the mental functioning of the individual person in order to optimize the balance between those factors in favor of the health-enhancing processes. The author also is pleading for the study and change of social pathogenetic and salutogenetic factors and a strong engagement of the psychotherapists for health promotion, stress prevention, and social and cultural change.Keywords:Psychotherapy; Salutogenesis; Health; Stress; Society; Coping; Life Style ; Concernant le domaine de la théorie et de la pratique psychothérapeutiques, on a encore porté trop peu attention aux rapports entre santé et thérapie ; or, les erreurs médicales et l'accès trop tardif au traitement psychothérapeutique de troubles psychiques causent du tort aux patients et engendrent des coûts au niveau du système de santé. Le potentiel des traitements psychothérapeutiques sur le plan du maintien de la santé et de son économie a été démontré, mais trop peu de personnes peuvent bénéficier de ce type de thérapie.Cette situation est due pour une bonne part au fait qu'on ne dispose pas d'un modèle théorique convaincant, qui inclurait à la fois la théorie, la pratique et les connaissances acquises par la psychothérapie par rapport aux processus de changement. Au plan institutionnel, les acteurs de ces deux domaines communiquent peu et ne collaborent pas suffisamment. La psychothérapie occupe une position marginale au sein de notre système dit de santé parce que l'individu comme la société y imposent des idées sur la santé qui n'ont pas été suffisamment mises en rapport avec la perception du fonctionnement du psychisme adoptée par les psychothérapeutes. Notre discipline ne trouvera sa place que dans un nouveau système de santé impliquant une perception différente de la santé. En élaborant un concept qui permet d'associer une perception novatrice de la santé et des modèles psychothérapeutiques théoriques et pratiques, nous tentons de rapprocher système de santé et psychothérapie. Selon nous, la santé se définit en tant qu'acquisition et que maintien d'un équilibre organique intérieur jusque-là fréquemment occulté. La psychothérapie permet à l'individu comme à la société d'acquérir un savoir et des outils qui leur permettront d'améliorer cet équilibre.La manière dont la société évolue actuellement détruit les fondements d'une santé durable. Certaines valeurs favorables à la 'bonne santé' disparaissent progressivement : la stabilité, l'authenticité, la confiance et la solidarité. Le cercle vicieux des conditions de vie délétères s'accélère, le nombre de dépressions, de troubles dus au stress et de troubles psychosomatiques est en constante augmentation. De plus, la perception qu'ont l'individu, la société et les décideurs de la santé est en fait basée sur une conception de la maladie plutôt que de la santé. Elle implique des attentes inconscientes, irréalistes et passives par rapport à la guérison et néglige de prendre en compte la possibilité qu'auraient les acteurs de gérer activement les ressources et le stress.Nous présentons une conception qui permet de jeter des ponts entre les domaines mentionnés plus haut et dans laquelle la santé est le produit d'une optimisation de l'équilibre entre ressources et facteurs de stress intérieurs et extérieurs.Dans ce sens, l'auteur définit quatre champs d'approche par rapport aux interventions psychothérapeutiques : soutenir et exploiter les ressources psychiques, rechercher et exploiter les ressources sociales, neutraliser et canaliser les facteurs psychiques à tendance destructrice et optimiser la gestion du stress.Il esquisse un modèle qui permet de maintenir à long terme un fonctionnement psychique sain ; ce modèle tient compte de trois aspects :1. Il vise constamment un rétablissement fructueux d'un équilibre intérieur positif (optimisation des rapports d'énergie entre les facteurs d'influence positifs et négatifs, intérieurs et extérieurs).2. Il vérifie que sont atteintes ou maintenues les valeurs définies en fonction des visées du système pour ses quatre composantes (charges issues de l'environnement, ressources issues de l'environnement, destructivité psychique et vitalité psychique).3. Il gère le système d'une manière flexible, qui supporte les contradictions et permet d'intervenir activement (le moi en tant que « chef d'État » ayant une attitude flexible mais suffisamment combative, communicative mais libérale).Quatre principes de gestion de l'existence peuvent être dérivés du modèle : établissement à intervalles réguliers d'une sorte d'auto-diagnostic des rapports énergétiques et dynamiques entre les facteurs positifs et les facteurs négatifs, affrontement continu et vital de l'individu avec lui-même et avec le monde (perception et possibilités optimales d'intervention), démarche consciente de prise en charge et de gestion de soi, flexibilité et évolution permanente de l'identité individuelle. Par rapport à un (bon) état de santé à long terme, la psychothérapie peut intervenir à des niveaux plus ou moins profonds. Lorsque l'équilibre entre vitalité et stress est très affecté - exemple : patients souffrant de burnout -, une intervention d'urgence doit permettre d'apporter un soulagement rapide. Mais à moyen terme, il faudra aussi que le patient modifie l'organisation de sa vie. Et finalement, un équilibre durable et optimal doit être établi entre ses ressources et ses sources de stress. Lorsque des résistances inconscientes envers ce changement se manifestent, la psychothérapie doit intervenir plus en profondeur, sur des attitudes et comportements inconscients ; ceci permettra à la personne concernée de retrouver un sentiment de vitalité et de mener une vie différente.
Der Focus dieser Arbeit liegt auf den strategischen Reaktionen deutscher Städte (insbesondere Stadtpolitik und Stadtverwaltung) auf den demographischen Wandel als ein gesamtdeutsches gesellschaftliches Phänomen, welches sich räumlich differenziert darstellt. Was sind vor diesem Hintergrund die wahrgenommenen Probleme und wie gehen die Städte damit um? Was sind handlungsleitende Strategien? Im Rahmen des Dissertationsvorhabens wurden 122 Städte bezüglich der Fragestellungen untersucht (Auswertung der demographischen Daten, Recherche auf den Homepages der Städte, Analyse der Neujahrsansprachen der Oberbürgermeister, Untersuchung der explizit artikulierten Strategien der Städte in Form von Stadtentwicklungs- und Integrationskonzepten). Die breite Auswahl empirischer Ergebnisse in der Art eines Surveys ergänzt die auf Fallstudien basierenden Forschungen zum demographischen Wandel in Deutschland. Die demographischen Veränderungen werden im Allgemeinen von den Städten als Herausforderung erkannt und auch thematisiert (in 50 von 104 Neujahrsansprachen explizit erwähnt). Die Städte stellen sich der Herausforderung, wollen aktiv in das Geschehen eingreifen: einerseits am Verteilungskampf um Bevölkerung teilhaben/den Trend umkehren und sich aktiv um Bevölkerungszuwanderung bemühen; andererseits die mit dem Wandel einhergehenden Probleme bewältigen und gegebenenfalls die Strukturen an die neue Situation anpassen. 60 von 122 Städten verzeichnen schon jetzt einen Rückgang ihrer Bevölkerung, 62 haben noch Bevölkerungswachstum. Wahrgenommene Probleme bezüglich des Bevölkerungsrückganges sind in erster Linie Leerstände im Wohnbereich, der geringere Anteil an jüngeren Menschen, unterausgelastete soziale und technische Infrastruktur sowie eine steigende Pro-Kopf-Verschuldung der Einwohner. Strategien der Städte im Umgang mit dem Bevölkerungsrückgang sind in erster Linie eine aktivierende Familienpolitik (z.B. Familienfreundliche Stadt, Bauland für Familien, Bündnis für Familie, Familienpass, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie), der Ausbau der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen (z.B. Ganztagsschulen, Betriebskindergärten, Krippen, etc.) sowie der Stadtumbau zur Anpassung der Strukturen an die sich ändernden Rahmenbedingungen. Bei 58 von 122 Städten findet sich das Thema Alterung auf den Internetseiten der Städte wieder. In diesem Zusammenhang werden besonders die Herausforderungen im Umgang mit der Bereitstellung einer altersgerechten Infrastruktur und einer optimalen Gesundheitsversorgung herausgestellt. Bezüglich der Strategien überwiegen Ansätze zur Verbesserung der Pflegesituation und des seniorengerechten Wohnens (z.B. betreutes Wohnen, Mehrgenerationenhaus), aber auch der Wissenstransfer von Alt zu Jung soll gefördert werden. Desweiteren werden in 111 von 122 Städten die Belange der älteren Mitbürger von sogenannten Seniorenbeiräten vertreten. Dass der Teilaspekt der Heterogenisierung einen zentralen Aspekt darstellt, zeigen die Ergebnisse der Interneterhebung – bei 108 von 122 Städten fanden sich Treffer zum Thema Integration. Der Ausländeranteil in den untersuchten Städten liegt zwischen 1,4 Prozent in Gera und 25,1 Prozent in Offenbach. Trotz der Integrationsbemühungen vieler Städte zeigen sich doch vielschichtige Probleme – Sprachprobleme, geringe berufliche Qualifizierung, Rückzug der Migranten in Nischenwelten (Segregation, Herausbildung von Parallelgesellschaften), hohe Arbeitslosigkeit, kein Wahrnehmen der Integrationsangebote (z.B. Integrationskurse) und auch Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus. Dem allen versuchen die Städte zu begegnen – in erster Linie in ihrer Sprache, indem sie sich als weltoffen und tolerant bezeichnen. Desweiteren setzen sich für die Belange der ausländischen Mitbürger in 90 Städten sogenannte Aus-länderbeiräte oder auch Integrationsbeiräte ein. In 25 Städten gibt es anstelle eines Beirates - oder zusätzlich - einen Integrationsbeauftragten. 14 von 122 Städten besitzen weder einen Beirat noch einen Integrationsbeauftragten. 50 Städte weisen schon explizit artikulierte Strategien in Form von Integrationskonzepten auf. Bei 28 weiteren Städten ist ein solches Konzept in Arbeit. Die Sprachförderung wird in den meisten Konzepten als Schlüssel zu Bildung und Integration angesehen. Weitere Strategien sind die Förderung der Arbeitsmarktintegration, die interkulturelle Öffnung und die Partizipation am öffentlichen Leben. Bei der Zusammenführung der sektoralen Strategien der Fachämter in eine übergeordnete für die Gesamtstadt geltende Strategie, leisten 'Integrierte Stadtentwicklungskonzepte' bereits in 70 Städten einen wichtigen Beitrag. Durch ein abgestimmtes Vorgehen können aufgrund der geringeren Finanzausstattung der Kommunen Prioritäten gesetzt und Handlungsschwerpunkte festgelegt werden. Nur ein solch integrierter Ansatz wird es den Städten in Zukunft ermöglichen, ihre Handlungsfähigkeit zu bewahren.:1 Einleitung 3 1.1 Demographischer Wandel und Strategien der Stadtentwicklung – Stand der Diskussion 3 1.2 Problemstellung und Forschungsfragen 8 1.3 Allgemeiner Bezugsrahmen der Arbeit 9 1.4 Empirischer Bezugsrahmen 10 1.4.1 Untersuchungsgegenstand 10 1.4.2 Erhebungsmethoden 12 1.5 Aufbau der Arbeit 16 2 Die Stadt im Kontext des demographischen Wandels 17 2.1 Die Stadt 17 2.1.1 Akteure, Akteurskonstellationen und institutioneller Rahmen 17 2.1.2 Organisation 22 2.1.3 Aufgaben 23 2.2 Der demographische Wandel und die Theorie der zweiten demographischen Transformation 25 2.3 Stadt und Bevölkerungsrückgang – "die schrumpfende Stadt baut um" 28 2.3.1 Wir werden "Weniger" 28 2.3.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 31 2.3.3 Strategien und Handlungsansätze 38 2.4 Stadt und Alterung – "die alternde Stadt zieht um" 48 2.4.1 Wir werden "Älter" 48 2.4.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 54 2.4.3 Strategien und Handlungsansätze 55 2.5 Stadt und Internationalisierung – "die bunte Stadt denkt um" 59 2.5.1 Wir werden "Bunter" 59 2.5.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 61 2.5.3 Strategien und Handlungsansätze 63 2.6 Reurbanisierung – die Lösung für die schrumpfende, alternde und weltoffene Stadt 65 3 Pläne, Strategien und der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 67 3.1 Strategische Planung oder Planung mit Strategien? 68 3.2 Strategische Planung im Umgang mit dem demographischen Wandel 73 4 Reaktionen deutscher Städte 75 4.1 Wir werden weniger, älter und bunter 76 4.2 Problemwahrnehmung der Städte – aktuelle Herausforderungen 79 4.2.1 Die Herausforderung des demographischen Wandels 81 4.2.2 Bevölkerungsrückgang ist keine Chance 81 4.2.3 Wir werden älter – ein Traum wird wahr? 84 4.2.4 Kulturelle Vielfalt ist nicht nur eine Bereicherung 86 4.3 Handlungsleitende Strategien – Pläne und Konzepte im Umgang mit dem demographischen Wandel 88 4.3.1 Die Kinder- und familienfreundliche Stadt 94 4.3.1.1 Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf 97 4.3.1.2 Attraktives Wohnen in der Stadt 100 4.3.1.3 Sprachrohre für Kinder und Familien 103 4.3.1.4 Städtische Hilfen 106 4.3.2 Die seniorenfreundliche Stadt 108 4.3.2.1 Lebenslanges Lernen, die Potentiale der Alten und das Ehrenamt 109 4.3.2.2 Wohnen im Alter 111 4.3.2.3 Sprachrohre für Senioren 113 4.3.2.4 Angebote und Hilfen für Senioren 114 4.3.3 Die ausländerfreundliche und weltoffene Stadt 117 4.3.3.1 Sprache als Schlüssel zu Bildung und Arbeit 122 4.3.3.2 Wohnen und Migranten – Integration auf Stadtteilebene 125 4.3.3.3 Sprachrohre und Hilfen für Migranten 129 4.3.4 Die Stadtumbaustadt – nicht mehr nur ein ostdeutsches Phänomen 133 4.3.4.1 Chancen für die Städte 134 4.3.4.2 Rückbau- und Anpassungstrategien – Entwicklung findet 'Innenstadt' 135 4.3.5 Strategische Stadtplanung – ein Hilfsmittel im Wandel? 140 4.3.5.1 Wir brauchen Strategien 140 4.3.5.2 Die Entwicklung von Strategien – Vorgehen nach Plan 141 4.3.5.3 Der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 146 5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen und Perspektiven 155 6 Quellenverzeichnis 167 6.1 Literatur 167 6.2 Dokumente 186 6.2.1 Reden der Oberbürgermeister/innen 186 6.2.2 Stadtentwicklungskonzepte 198 6.2.3 Integrationskonzepte 201 6.3 Internetseiten der Städte 204 6.4 Telefoninterviews 206 7 Abbildungsverzeichnis 212 ; The focus of this work lies on strategic reactions of German cities (in particular city politics and city council) to the phenomenon of demographic change, which appears spatially differentiated. What are the problems perceived in the recent past? How do cities deal with these problems? What are the strategies pursued? Answers to these questions will be given based on an empirical research of 122 mostly large and medium-sized county-free cities in Germany (analysis and interpretation of demographic data, internet research on city homepages, content analysis of New year's speeches of city mayors, content analysis of established strategies in the form of city development concepts and concepts dealing with the integration of immigrants). The broad range of empirical findings in the manner of a survey complements demographic research in Germany that is mainly based on case studies. Most of the German cities recognize demographic change as the main challenge in the near and further future and pick it out as a central theme in city development (in 50 out of 104 New Year's speeches it was explicitly mentioned). The cities rise to that challenge and are willing to do everything within their power: On the one hand they try to gain population by striving immigration (especially young families), on the other hand they want to deal with the problems that come along with populations loss, ageing and a high percentage of foreigners and adjust city structures to the new developments. 60 out of 122 cities are already affected by population loss, 62 still have a growing population. Perceived problems regarding this matter are primarily the high vacancy rates on the housing market, the small share of young people, less utilization of social and technical infrastructure and the increasing per-capita debt (fewer inhabitants lead to less income and less allocation of funds from the German federation and Länder).To become or to be child and family-friendly is one of the main pursued strategies of cities to confront population decline and ageing. In detail cities follow an activating family policy: they provide beneficial land for building for families, participate in the national program 'Alliance for Families', and give benefits concerning leisure activities. Further strategies concern the development of the urban social infrastructure as fulltime schools, day care and nursery schools to provide a better support in reconciliation of work and family life. For the adjustment of a city's social and technical infrastructure as well as the housing market, funds for urban redevelopment are widely used. On 58 out of 122 city homepages the issue of ageing has been picked out as an important theme. In this regard especially the challenges concerning an age-appropriate infrastructure and health care have been emphasized. So cities strive for a better health care provision for older people (outpatient care, home care, new forms of foster homes) as well as senior-friendly housing (e.g. assisted living, 'Multi-Generational Homes') and the knowledge transfer between different generations (e.g. the elderly and the young). Besides those strategies 111 cities have an elected advisory council for senior citizens that stand up for the concerns of older people. Looking at the aspect of integration of immigrants it can be seen that this issue really concerns city officials. Not only that issue-related hits could be found on 108 city homepages, but also the number of perceived problems and developed concepts makes integration an important aspect in dealing with the consequences of demographic change. The share of immigrants in German cities shows significant differences between East and West Germany – it varies between 1.4 percent in the City of Gera and 25.1 percent in the City of Offenbach. Despite numerous integration efforts cities are confronted with severe and complex problems – like language problems, low professional qualification levels and little career opportunities, high unemployment rates of immigrants, development of parallel societies/immigrant communities (segregation), missing acceptation of integration offers (language courses etc.) and xenophobia. Dealing with these problems cities firstly want to be seen as cosmopolitan, multi cultural and tolerant. Secondly numerous cities (90) established an advisory board for foreigners or so called integration agents (25) that regard the interests and suggestions of immigrants. Thirdly the cities developed (50) or are still working on concepts (28) dealing with the integration of immigrants. The promotion of language skills is in most concepts seen as 'the key' to education and integration. Further strategies are employment promotion and integration in the local labor market, cross-cultural communication and competence and the participation in public life. For the integration of all kinds of sectoral strategies in an overall strategy for the entire city, city development processes and concepts have been a big help in dealing with demographic change in 70 cities. Due to the financial crisis, the coordination of interests enables city officials to assign priorities and key aspects of activity. This approach will be necessary, if German cities want to keep their capacity to act in the future.:1 Einleitung 3 1.1 Demographischer Wandel und Strategien der Stadtentwicklung – Stand der Diskussion 3 1.2 Problemstellung und Forschungsfragen 8 1.3 Allgemeiner Bezugsrahmen der Arbeit 9 1.4 Empirischer Bezugsrahmen 10 1.4.1 Untersuchungsgegenstand 10 1.4.2 Erhebungsmethoden 12 1.5 Aufbau der Arbeit 16 2 Die Stadt im Kontext des demographischen Wandels 17 2.1 Die Stadt 17 2.1.1 Akteure, Akteurskonstellationen und institutioneller Rahmen 17 2.1.2 Organisation 22 2.1.3 Aufgaben 23 2.2 Der demographische Wandel und die Theorie der zweiten demographischen Transformation 25 2.3 Stadt und Bevölkerungsrückgang – "die schrumpfende Stadt baut um" 28 2.3.1 Wir werden "Weniger" 28 2.3.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 31 2.3.3 Strategien und Handlungsansätze 38 2.4 Stadt und Alterung – "die alternde Stadt zieht um" 48 2.4.1 Wir werden "Älter" 48 2.4.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 54 2.4.3 Strategien und Handlungsansätze 55 2.5 Stadt und Internationalisierung – "die bunte Stadt denkt um" 59 2.5.1 Wir werden "Bunter" 59 2.5.2 Probleme, Folgen und räumliche Auswirkungen 61 2.5.3 Strategien und Handlungsansätze 63 2.6 Reurbanisierung – die Lösung für die schrumpfende, alternde und weltoffene Stadt 65 3 Pläne, Strategien und der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 67 3.1 Strategische Planung oder Planung mit Strategien? 68 3.2 Strategische Planung im Umgang mit dem demographischen Wandel 73 4 Reaktionen deutscher Städte 75 4.1 Wir werden weniger, älter und bunter 76 4.2 Problemwahrnehmung der Städte – aktuelle Herausforderungen 79 4.2.1 Die Herausforderung des demographischen Wandels 81 4.2.2 Bevölkerungsrückgang ist keine Chance 81 4.2.3 Wir werden älter – ein Traum wird wahr? 84 4.2.4 Kulturelle Vielfalt ist nicht nur eine Bereicherung 86 4.3 Handlungsleitende Strategien – Pläne und Konzepte im Umgang mit dem demographischen Wandel 88 4.3.1 Die Kinder- und familienfreundliche Stadt 94 4.3.1.1 Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf 97 4.3.1.2 Attraktives Wohnen in der Stadt 100 4.3.1.3 Sprachrohre für Kinder und Familien 103 4.3.1.4 Städtische Hilfen 106 4.3.2 Die seniorenfreundliche Stadt 108 4.3.2.1 Lebenslanges Lernen, die Potentiale der Alten und das Ehrenamt 109 4.3.2.2 Wohnen im Alter 111 4.3.2.3 Sprachrohre für Senioren 113 4.3.2.4 Angebote und Hilfen für Senioren 114 4.3.3 Die ausländerfreundliche und weltoffene Stadt 117 4.3.3.1 Sprache als Schlüssel zu Bildung und Arbeit 122 4.3.3.2 Wohnen und Migranten – Integration auf Stadtteilebene 125 4.3.3.3 Sprachrohre und Hilfen für Migranten 129 4.3.4 Die Stadtumbaustadt – nicht mehr nur ein ostdeutsches Phänomen 133 4.3.4.1 Chancen für die Städte 134 4.3.4.2 Rückbau- und Anpassungstrategien – Entwicklung findet 'Innenstadt' 135 4.3.5 Strategische Stadtplanung – ein Hilfsmittel im Wandel? 140 4.3.5.1 Wir brauchen Strategien 140 4.3.5.2 Die Entwicklung von Strategien – Vorgehen nach Plan 141 4.3.5.3 Der Beitrag integrierter Stadtentwicklungskonzepte 146 5 Zusammenfassende Schlussfolgerungen und Perspektiven 155 6 Quellenverzeichnis 167 6.1 Literatur 167 6.2 Dokumente 186 6.2.1 Reden der Oberbürgermeister/innen 186 6.2.2 Stadtentwicklungskonzepte 198 6.2.3 Integrationskonzepte 201 6.3 Internetseiten der Städte 204 6.4 Telefoninterviews 206 7 Abbildungsverzeichnis 212
Vor dem Hintergrund des gegenwärtig zu beobachtenden Zeitzeugen-Booms wird diskutiert, welchen Determinanten biographische Ausführungen von Zeitzeugen unterliegen. Dabei werden zum einen normative Interpretamente identifiziert, die insbesondere beim Thema Nationalsozialismus die Sicht der Forscherinnen und Forscher auf ihr Material stark präformieren, zum anderen werden sozialwissenschaftliche und insbesondere psychologische Konzepte identifiziert, die in die Alltagssprache eingewandert sind und den Befragten als Instrumente für die Verfertigung ihrer biographischen Konstruktionen dienen. Dieses Phänomen wird mit Beispielen aus einem aktuellen Forschungsprojekt zur Tradierung von Geschichtsbewusstsein illustriert.
Die Bedeutung des narrativen Diskurses für die sprachliche Verfassung von Identität wird erörtert. Dabei werden zwei Argumentationsstränge entfaltet. Zum einen wird dem Erzählen im Unterschied zu anderen Diskurstätigkeiten des alltäglichen Sprechens eine privilegierte Rolle der Ordnungsstiftung zugeschrieben. Diese gesonderte Stellung wird damit begründet, dass im Erzählen Relationen zwischen einer temporalen, einer räumlichen und einer personalen Ordnung hergestellt werden, die in anderen Diskurstätigkeiten nicht vorhanden sind. In einer Art Gegenzug wird dann jedoch diese Sonderstellung des Erzählens weitgehend relativiert und zurückgenommen, und zwar insofern, als den kontextuellen Bedingungen, unter denen erzählt wird, eine weit wesentlichere Rolle in der Sinnstiftung zukommt. Abschließend wird versucht, aus dem Verhältnis der beiden Argumentationsstränge den Begriff der Identität erzähl- und diskurstheoretisch neu zu verorten.
The debate about the term "Industry 5.0" is already underway. The comments range from conceptual nonsense (Liggesmeyer 2021) to "necessary course correction", which, significantly, was not initiated by industry itself but by the EU Commission (Buchinger 2021) or Society 5.0 and Industry 5.0 are imagined as the futures of Europe (Carayannis & Morawska‐Jancelewicz 2022). Xu et al.(2021) ask if this is the co‐existence of two Industrial Revolutions – the fourth and the fifth – or if this is a continuation and an evolution from one step to another within industrial concepts. One has to agree when Carayannis and Morawska‐Jancelewicz (2022) resume that concepts of Society 5.0 and Industry 5.0 are "not a simple chronological continuation or an alternative to Industry 4.0 paradigm". The main question that follows is if "Green Deal" as "Industry 5.0" or "Society 5.0" are connectable to "Industry 4.0" (Banholzer 2021c)? As I will argue, the European concepts of "Green Deal" or "Industry 5.0" can be seen as an answer to the question of what normative basis could be found for the governance of network‐society which is as well functional as fragmental differentiated. Modern societies following the innovation paradigm have a need for orientation. Concepts like "Industry 5.0" underline that a forward‐looking modulation of technological developments to be possible (Rip 2006) and generate a framework for orientation. Similar to the "Industrie 4.0"‐process and the announcement of the Fourth Industrial Revolution of the German government in 2021, the European Commission formally called for the Fifth Industrial Revolution or "Industry 5.0", after discussions among participants from research and technology organizations as well as funding agencies across Europe, devising a top‐down initiative in response to the changing societal and geopolitical landscape (Xu et al. 2021: 532). Industry 5.0 centers around three interconnected core values of human‐centricity, sustainability, and resilience and therefore is not a technology‐driven revolution but a value‐driven initiative that drives technological transformation with a particular purpose (ibd.: 533). Industry 5.0 addresses the challenges of a functional and fragmental differentiated society. Flexibility,agility, project‐orientation, entrepreneurship are part of the concept. Industry 5.0 focuses on social heterogeneity in terms of values and acceptance, measurement of environmental and social value generation, participation and transparency of customers or interest groups and NGOs, inter-disciplinarity of research disciplines and system complexity, and ecosystem‐oriented innovation policy with outcome‐orientation. But: Industry 5.0 requires also new policies and policy instruments, a Governance 5.0, new partnerships, and new objectives for policies affecting industry, knowledge‐society and economy. Additionally, a portfolio approach to research and innovation projects is needed, combined with the willingness and a mandate to take informed risks – in development paths and financing. In its coalition agreement, the new German "traffic light" coalition has committed itself to a mission orientation in R&I policy and therefore is close to the ideas of Industry 5.0. But: The term Industrie 5.0 is not mentioned within the coalition agreement or in other discussions. The new coalition has described itself as a "progress coalition" and, in the run‐up to and in the coalition agreement placed an emphasis on innovation, science, science transfer and research as the basis of the national economy and the welfare of society. Goals like clima protection and Energiewende or fostering science transfer via (new) innovation agencies are in line with the ideas of the EC (cf.Banholzer 2022a). Response from other governments and industries to Industry 5.0 is still limited for the time being. Academia, though, has quickly embraced the discussions on Industry 5.0 and highlighted the relevance of Industry 5.0 (Xu et al. 2021). The landscape of R&I‐policies in EU membership states is heterogeneous, and often still focussing a linear understanding of innovation. This outlines the challenges and obstacles that have to be passed if Europe wants to climb on top of innovation rankings and parallel helps to solve problems like climate crises or global challenges in health care. The characteristic of Industry 5.0 as a top‐down‐concept is the core point that leads to a very critical aspect. Industry 5.0 as a value‐based conception of society and mission‐oriented policy design implicitly presupposes the discourse on values and on the willingness to bear the costs that arise. But this is done without outlining a conception of the public sphere, political discourse, or deliberative, agonal, or pragmatist debate in pluralistic democracies (cf. Banholzer 2022c). This circumstance is certainly due to the construction of the European Union and the fact that the concept was elaborated and introduced by the European Commission ‐ i.e. it represents a concept of the executive. This again shows the democratic deficit of the European Union, which shows parliamentary representation as not yet fully developed. However, if transparency and participation are demanded in transformation processes and, in addition, the state and politics act as equal network actors on the one hand, while decisively defining the legal framework on the other, this creates a dis-proportion that has a counterproductive effect on the acceptance of mission orientation.
Kurz nach dem Beginn des Mauerbaus erreichten im September 1961 Delegationen afrikanischer und asiatischer Gewerkschaften die Hochschule der Deutschen Gewerkschaften "Fritz Heckert" in Bernau, einem Vorort Berlins. In den folgenden anderthalb Jahren lebten, studierten und arbeiteten ostdeutsche Gewerkschaftskader als Lehrkräfte und circa 112 Studierende aus 19 afrikanischen und fünf asiatischen Ländern zusammen am Institut für Ausländerstudium, dessen Einrichtung im Jahr 1960 – dem sogenannten Afrikanischem Jahr – nach Planungen des Bundesvorstandes des Freien Deutschen Gewerkschaftsbunds (FDGB) erfolgte. Der FDGB verfolgte mit dieser entwicklungspolitischen Maßnahme im Namen der Internationalen Solidarität ein klar definiertes Ziel: Er wollte im Rahmen des 3. afro-asiatischen Lehrgangs "klassenbewußte, bescheidene, opferbereite afrikanische Gewerkschaftsfunktionäre" ausbilden, welche die "Arbeiterklasse Afrikas als Avantgarde der afrikanischen Völker" im antikolonialen Kampf sowie "für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen" organisiert und "klassenmäßig" erzieht. Die praxeologische und mikrogeschichtliche Untersuchung des 3. afro-asiatischen Lehrgangs an der FDGB-Hochschule Fritz Heckert generiert neue Erkenntnisse über die ostdeutsche Entwicklungshilfepolitik im Allgemeinen und über das Leben ausländischer Studierender in der DDR im Konkreten. Dabei werden erstens bisherige Annahmen über die Agenda der DDR in der Dekolonisierung partiell korrigiert. In der Analyse eines jener "Mikro-Räume globaler Vergesellschaftung" (Hubertus Büschel/Daniel Speich) wird aufgezeigt, das die DDR durchaus – wenn auch auf niedrigem Niveau – versuchte, mit der Gewerkschaftsausbildung Einfluss auf die politische Entwicklung der Staaten des Trikonts zu nehmen. Die LehrgangsteilnehmerInnen erfuhren eine weitreichende politische Schulung in der Lehre des Marxismus-Leninismus, und zwar zu in Teilen besseren Studiums- und Lebensbedingungen als die Majorität der ausländischen Studierenden in der DDR. Zweitens lässt sich aufzeigen, dass die afrikanischen Gewerkschaftskader Handlungsmacht gegenüber ihren LehrerInnen, der Institutsleitung und den FDGB-Offiziellen erlangten. Neben ihrem Wissen über die fragile außenpolitische Lage der DDR war ein maßgeblicher Grund hierfür die erfahrene Zuschreibung als Avantgarde oder Kader der (vermeintlich) revolutionären Klasse Afrikas. Mit dem Nutzen oder gar der Übernahme dieser projizierten Rolle gelang es ihnen mehrfach, die Unterrichts- und Lebensbedingungen an der Bernauer Hochschule in ihrem Sinne zu verbessern. Drittens ist dennoch festzustellen, dass die studierenden GewerkschafterInnen trotz der in einigen sozialen und politischen Aspekten "privileged position" (Simon Stevens) die sie auch eigensinnig nutzten, teils mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten wie ausländische Studierende in der DDR im Allgemeinen. Das primäre Problem waren hierbei Rassismuserfahrungen, wozu Ausgrenzung im Alltag – auch an der Hochschule, auch innerhalb der Gruppe der LehrgangsteilnehmerInnen – ebenso zählte wie gewalttätige Übergriffe oder die Verbreitung des Bildes des "lascivious African man" (Sara Pugach). Zwar konnten die GewerkschafterInnen des Globalen Südens teils mit Erfolg gegen rassistische Vorfälle intervenieren. Wie jedoch die Untersuchung ihrer Protestpraktiken aufzeigt, verdeutlichten gerade diese konflikthaften Auseinandersetzungen zugleich die Grenzen ihrer Handlungsmacht. Denn obwohl die LehrgangsteilnehmerInnen viertens in ihrer Position offen und ohne das andauernde Risiko, repressive Maßnahmen erleiden zu müssen, gegen die verantwortlichen Funktionäre protestieren konnten, glichen sich in Bezug auf politische Gestaltungsmöglichkeiten die Handlungsspielräume der afrikanischen LehrgangsteilnehmerInnen und jene der autochthonen DDR-BewohnerInnen. Auch für die afrikanischen GewerkschafterInnen waren die Einwirkungsmöglichkeiten jenseits des eigenen sozialen Alltags aufgrund der "alles vereinheitlichenden Zentralmacht" (Thomas Lindenberger) Massenorganisationen – wie etwa dem FDGB – äußerst gering. ; In September 1961, shortly after the begin of the construction of the Berlin Wall, delegations of African and Asian unions arrived at the Hochschule der Deutschen Gewerkschaften "Fritz Heckert" in Bernau, a suburb of Berlin. During the following eight and a half years, East-German Unionists worked as teachers alongside around 112 students from 19 African and five Asian nations. They lived, studied and worked together at the Institute für Ausländerstudium, created by the Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) in 1960, the so-called African Year. Seen as developmental policy in the name of International Solidarity, the FDGB had a clearly defined goal: As part of the 3. Afro-Asian Class it wanted to train "class-conscious, humble African union officials, willing to make sacrifices". These would then educate "Africa's working class as Avantgarde for African peoples", organise and assist the anti-colonial struggle as well as "the improvement of quality of work and life". The praxeological and microhistorical study of the 3. Afro-Asian class at the FDGB College Fritz Heckert provides new insights into the East-German Developmental Policy in general and about foreign students' life in the GDR specifically. Some established claims about the GDR's agenda on Decolonisation will be partially corrected. An analysis of one of the "micro-spaces of global socialization" (Hubertus Büschel/Daniel Speich) will show how the GDR did in fact – albeit on a low level – try to influence political developments in African, Asian and Latin American states through union training. Participants of the course received an extensive education in Marxist-Leninist theory, at times their quality of life and study was even better than for the majority of foreign students in the GDR. Additionally, African union officials were able to acquire agency towards their teachers, the Institute's leadership, and the FDGB-officials. Apart from their knowledge about the fragile foreign-policy position of the GDR, one major reason for this was the categorisation as Avantgarde or Cadre of Africa's (supposed) revolutionary class. Using or even taking over these projected roles enabled them to change the quality of life and education at the College in Bernau multiple times. However, even though these students found themselves in a "privileged position" (Simon Stevens) in some aspects of political and social life, and used this position for their own purposes too, they faced similar problems that foreign students in GDR in general experienced. The primary problem were experiences of racism, both in form of marginalization on a daily basis – also at college or within the class of visiting union officials – as well as violent attacks or the propagation of the image of "the lascivious African man" (Sara Pugach). The unionists of the global south were partly able to successfully intervene against racist incidents, but as an examination of their protest practices shows, it was precisely these confrontational conflicts which laid bare the limits of their agency. Even though participants of the course were able to protest against the Institute's officials openly and without the threat of repression, the agency of African students at the institute in relation to political questions and issues was similar, if not identical to, that of autochthonous GDR inhabitants. Through the "all-encompassing central power" of the SED and its mass organisations, like the FDGB, the possibilities for African unionists to influence outside of the social daily routine were nominal.
Schamkultur und Schuldkultur. Revision einer Theorie Die wissenschaftliche Debatte zu Schuld- und Schamkulturen nimmt ihren Anfang mit den kulturvergleichenden Studien von Ruth Benedict und Margaret Mead in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Doch werden die Kategorien der Schuld- und Schamkultur bald aus politischen und systematischen Gründen ad acta gelegt. Die vorliegende Arbeit unternimmt den Versuch, sie im Rahmen einer Typologie so zu modifizieren, dass letztere ein sinnvolles heuristisches Instrument zur Interpretation von Schuld- und Schamphänomenen sowie ihrer jeweiligen sozialen Kontexte darstellt. Diesem Vorhaben liegt die These zugrunde, dass sich in modifizierten Kategorien von Schuld- und Schamkulturen sowohl eine theoretisch stringente Differenzierung von Schuld und Scham als universale Phänomene wie auch die Tatsache erfassen lässt, dass Schuld und Scham kulturspezifisch zu unterscheidende Aspekte in Abhängigkeit von bestimmten, soziologisch beschreibbaren Konturen kultureller Kontexte aufweisen. Dazu werden in einem ersten Schritt ausgewählte soziologische, psychologische, anthropologische und philosophische Konzepte und Differenzierungen von Schuld und Scham untersucht. In diesem Spektrum an Positionen fällt auf, dass Scham nahezu ausnahmslos als soziales Phänomen, als Scham vor dem Anderen dargestellt wird. Damit durchzieht diesen Begriff von Scham ein Zug von Heteronomie. Dies lässt sich ebenso für das vorherrschende Verständnis von Schuld nachweisen: auch die internalisierten Maßstäbe des scheinbar individuellen Gewissens erhalten den analysierten Konzepten zufolge ihre Autorität selbstverständlich von einem Anderen her, sei dieser Andere die Eltern, die Gesellschaft oder ein Gott. In anthropologischer Hinsicht wird in diesen Konzepten von Schuld und Scham mithin die (wenn auch begrenzte) Fähigkeit zu moralischer Autonomie, d.h. die Fähigkeit des Subjekts, Normen und Werte selbst zu verantworten und sich selbst als deren legitimierende Instanz zu betrachten, als Komplement zur Integrations- und Bindungsfähigkeit des Menschen und damit die Möglichkeit, sich vor sich selbst zu schämen, systematisch nicht oder zu wenig berücksichtigt. Auf einen zweiten blinden Fleck macht die Untersuchung der Debatte zu Schuld- und Schamkulturen aufmerksam. Schuldkulturen wurden über das Kriterium der Dominanz von Schuld, Schamkulturen über das der Scham definiert. Dies verstellt den Blick dafür, dass Schuld und Scham nicht nur universale Aspekte, sondern auch kulturspezifische Züge tragen und daher beide – in je spezifischen Varianten – sowohl in Schuld- als auch in Schamkulturen in einem spezifischen Konnex zueinander stehend zu erwarten sind. Diese These wird in dem Entwurf einer Typologie von Schuld- und Schamkulturen ausformuliert. In anthropologischer Hinsicht versucht diese Typologie, die Konzepte so zu konturieren, dass sowohl Bindung als auch Autonomie als menschliche Grundbedürfnisse und Vermögen Berücksichtigung finden. Als soziologisches Kriterium der Differenzierung von Schuld- und Schamkulturen schlägt sie eine Kollektivorientierung versus einer Priorisierung des Individuums vor dem Kollektiv vor. Es wird also die These vertreten, dass Gruppen als strukturprägendem Wert entweder dem Schutz, der Integration, der Harmonie der Gruppe als Gemeinschaft höchste Priorität zuschreiben oder dem Individuum als Ideal nahelegen, dass es sich in Autonomie entwickelt, sich individualisiert. Eine Schuldkultur wird, so die Typologie, über das Kriterium der "Individualisierung" bzw. Autonomieorientierung und eine Schamkultur über das der Orientierung des Individuums auf das Kollektiv hin definiert. Die Konsequenzen für das Selbstkonzept des Individuums und das im jeweiligen kulturellen Kontext zu erwartende Verständnis von Moralität werden ausgelotet. Ebenso wird die Frage diskutiert, welche Verhältnisbestimmung von Schuld und Scham sich aus der Logik der Typologie ergibt. ; Shame culture and guilt culture. Reconsidering a theory The academic debate on shame and guilt cultures was first initiated in the middle of the 20th century through the comparative ethnographic studies of Margaret Mead and Ruth Benedict. But the categories of shame and guilt culture disappeared soon after for political and systematic reasons. The present dissertation tries to modify the categories in the framework of a typology, so that the latter may function as a helpful heuristic instrument for the interpretation of phenomena of guilt and shame within their respective social context. For it is assumed that, first, the modified categories of shame culture and guilt culture allow the emotions of shame and guilt to be differentiated precisely as universal phenomena. Second, their culturally specific aspects can be pointed out and understood particularly with regard to their dependence on the specific describable sociological characteristics of their cultural context. The study first analyses selected sociological, psychological, anthropological and philosophical concepts and their differentiation of shame and guilt. It appears that - with very few exceptions - shame is considered to be a social phenomenon occurring exclusively in the face of the other. Therefore, shame includes some sort of heteronomy. The same proves true for the dominant concept of guilt: even the norms of the seemingly individual conscience count because they are internalized from external authorities such as parents, society or in religious adherence. The author asserts that considering the concepts of shame and guilt from an anthropological point of view, moral autonomy, which can be viewed as a complement to the human ability of integration and bonding, is systematically neglected. Autonomy is defined as the (limited) ability of the subject to account for its own norms and values and to take itself to be the legitimizing authority in this question. Neglecting autonomy, the examined concepts do not take into account that a person might also be ashamed "in the face of herself" without any other person being present in this situation, not even in her mind. Having studied the debate on guilt and shame cultures, the author points to a second desideratum. The dominance of either guilt or shame has been considered the defining criterion of either guilt cultures or shame cultures. As a consequence, the cultural specificity of shame and guilt, as well as the possibility that they occur in combination in certain culturally specific relationships, has been overseen. This thesis is elaborated in a typology of guilt and shame cultures which aims at taking seriously the anthropological abilities and necessities both of autonomy on the one hand and bonding on the other hand. The author proposes to presume a normative orientation towards the collective for shame cultures and the individual being prioritized before the collective in guilt cultures. Thus, groups are considered either to give top priority to the protection, integration, and harmony of the group as a community, or to encourage the individual to develop its autonomy and, thus, to individualize. This "individualization" towards autonomy characterizes, according to the typology, a guilt culture, while the orientation of the individual towards the collective is proposed as the defining criterion of a shame culture. The consequences concerning the self-concept of the individual and the concept of morality are considered, as well as the question of how shame and guilt might be related to each other in each type of cultural context.
Krisemedizin gewinnt im Rahmen sich wandelnder Kriegsformen, terroristischer Übergriffe und der Möglichkeit des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen erheblich an Bedeutung. Zivile Katastrophenmedizin und militärische Einsatzmedizin stehen daher vor deutlich höheren Herausforderungen. Die vorliegende Arbeit versucht die Konzeption einer krisenmedizinischen Ethik unter Berücksichtigung dreier bereichsspezifischer Problemfelder: die Allokation lebenswichtiger, jedoch begrenzt verfügbarer Ressourcen, die Instrumentalisierung einer Medizin im Dienste des Militärs sowie die Doppelloyalität des Sanitätsoffiziers. Unter Beachtung der Werte und Wünsche aller Beteiligten werden Zielsetzungen formuliert. Sie stellen die Grundlage eines dreistufig hierarchischen Prinzipienkonstrukts aus allgemeinen ärztlichen und humanitären Prinzipien, Allokations- i.e. Organisationsprinzipien und Behandlungsprinzipien dar. Die entwickelte Systematik fasst die in der Literatur meist unübersichtlich dargestellten Handlungsgrundsätze zusammen und ergänzt diese bisweilen. Allokationsprinzipien werden einer Differenzierung unterzogen und gliedern sich in Prinzipien, welche ausschließlich den Zugang zum Zuteilungsverfahren festlegen, und solche, die die Verteilung der Ressource regeln. Letztere basieren auf Kriterien, wobei hier allein dem Alter neben der Überlebenswahrscheinlichkeit ein Stellenwert eingeräumt werden kann, während Beurteilungen von Patienten basierend auf deren "social worth" strikt abzulehnen sind. Die Ressourcenzuteilung im Rahmen von Krisensituationen muss unter Berücksichtigung dreier Handlungsgrundsätze erfolgen: Gerechtigkeits- und Effizienzprinzipien zusammen mit einem neu formulierten Praktikabilitätsprinzips. Ein zur Regel oder Norm zusammenzufassender Goldstandard ist dabei nicht zu erreichen. Vielmehr muss eine Kompromisslösung auf der Basis einer situativen Prinzipiengewichtung angestrebt werden, weshalb oft ein nicht intendiertes, jedoch "zu akzeptierendes Unrecht" in Kauf genommen werden muss. Die Beurteilung einer Krisenmedizin wird daher nur im Sinne eines intentionalistischen Konsequenzialismus erfolgen können. Triage versucht einen Ausweg aus diesem Gewichtungsdilemma. Sie kategorisiert Patienten in vier Schweregrade, wobei einer Gruppe die Prognose "Hoffnungslosigkeit" zugeschrieben wird. Hierdurch werden zwei Bereiche unterschiedlicher Prinzipiengewichtung definiert. Gerechtigkeitsprinzipien wird der Vorzug bei Patienten mit höherer Überlebenswahrscheinlichkeit eingeräumt. Bei Patienten mit niederer Überlebenswahrscheinlichkeit dominieren effizienzorientierte Prinzipien. Krisenmedizin unter dem Diktat des Militärs ist darüber hinaus einer weiteren Problematik ausgesetzt: Die Konkurrenz medizinischer und militärischer Ziele. Eine für das Militär instrumentalisierte Medizin verliert ihrer Eigenständigkeit, indem sie sich fremden Imperativen unterordnen muss. Doch weder absolute Eigenständigkeit der Medizin im Einsatz noch vollständige Instrumentalisierung im Sinne des Militärs scheinen zu erstrebenswerten Vorteilen zu führen. Der Sanitätsoffizier personifiziert hierbei den Konflikt zweier Systeme und Ethiken. Ihm kommt die Aufgabe einer temporär unterschiedlichen Gewichtung medizinischer und militärischer Zielsetzungen zu, die auf institutionaler Ebene nicht geleistet werden kann. Die Dominanz militärischer Interessen führt hierbei zu einer Verschiebung weg von der individualethischen hin zu einer eher sozialethischen Position. Gerechtigkeitsprinzipien weichen zunehmend effizienzorientierten Prinzipien, was sich in einem vom Zivilen differenten Gesundheits- bzw. Krankheitsbegriff widerspiegelt. Zusammenfassend ist für Krisensituationen eine umfassende Medizinethik nicht zu leisten. Eine Ethik wird nur Grenzen und Möglichkeiten aufzeigen können, ohne jedoch den Handlungsspielraum für Einzelfallentscheidungen exakt vorgeben zu können. Ziele und Prinzipien konkurrieren bisweilen, so dass vom einzelnen eine Gewichtung vorgenommen werden muss. Gerechtigkeit, Nützlichkeit und Praktikabilität scheinen dabei gleichermaßen verwirklicht werden zu wollen, was stets Kompromisslösungen erfordert. Die Fähigkeit, sich in dieser Grauzone ethischen Handelns zurechtfinden zu können, erfordert neben medizinisch-fachlicher Expertise eine tugendhafte innere Haltung sowie eine moralisch-ethische Kompetenz und Mündigkeit. Dieser Kompetenz möchte ich größtes Gewicht beimessen. Sie ist die Fähigkeit, ethischen Dilemmata mit situativ unterschiedlicher Kompromissbereitschaft entgegnen zu können. ; The medical response to public emergencies is gaining considerable significance as a result of ongoing changes in modes of warfare, terrorist attacks and the possible use of weapons of mass destruction. Conspicuously greater challenges are therefore posed by disaster response in the civil medical field and in operational military medicine. The present study attempts to provide an ethical concept to guide the medical response to public emergencies, taking account of three problematic aspects that are specific to this subject: the allocation of vitally important yet limited resources, the instrumentalization of medical expertise in support of the military, and the divided loyalty of the military medical officer. Objectives taking account of the values and wishes of all parties involved have been established. They provide the basis for a three-stage hierarchy of principles comprising general medical and humanitarian principles, allocational (i.e. organizational) principles, and principles relating to treatment. The taxonomy that has been developed brings together and supplements the principles of action which are represented in the literature mostly without structure. Allocation principles are differentiated and subdivided into those which solely specify the approach to the allocation process and those which govern the distribution of resources. The principles in the latter category are based upon criteria. In this context, only age and probability of survival can be accorded any importance as criteria, whereas the assessment of patients on the basis of their "social worth" has to be strongly rejected. Resource allocation in crisis situations has to be performed with three principles in mind: fairness, efficiency and a newly established principle of practicability. It is not feasible to define a gold standard that can be summarized to become an established rule or norm. Instead of this, it is essential to aim for a compromise solution on the basis of a situationally appropriate evaluation based upon principles, the result of which is often an unintended injustice that nevertheless has to be accepted. The evaluation of a medical response to a public emergency will therefore only be executable on the basis of intentionalistic consequentialism. Triage is an attempt to provide a way out of this evaluative dilemma by categorizing patients into four groups covering various degrees of severity, with the prognosis for one group being assessed as "hopeless". Hence, two areas with differently weighted principles are defined. In accordance with the principle of fairness, priority is granted to patients with a higher probability of survival, whereas efficiency-based principles are the dominant factor with regard to patients with a lower probability of survival. Furthermore, medical response to emergencies under military fiat involves another complex problem: the rivalry between medical and military objectives. Medical services instrumentalized for the military lose their independence because they have to accept subordination to others' imperatives. Yet neither absolute independence of military operational medicine nor complete instrumentalization to meet the demands of the military seems to produce desirable advantages. In this respect the military medical officer personifies the conflict between two systems with differing ethics. He is given responsibility for the task – which cannot be performed at institutional level – of weighing up the temporarily different demands stemming from medical and military objectives. In this situation the dominance of military interests leads to a shift away from an individual ethical attitude towards a position tending to social ethics. Principles of fairness increasingly have to make way for efficiency-based principles, and this is reflected in concepts of health and sickness that differ from those prevailing in the civil sector. In short, a comprehensive system of medical ethics for public emergencies is unachievable. Ethics can be used in identifying limitations and options, but will not be able to specify in exact terms the freedom of action with regard to decisions on individual cases. Different objectives and principles may occasionally compete with each other, so the individual decision-maker will have to evaluate the situation. It appears desirable to achieve fairness, efficiency and practicability in equal degree, and this will always necessitate compromise solutions. The ability to deal aptly with this grey area of ethical action requires not only professional medical expertise but also a virtuous inner attitude and moral-ethical competence and maturity. I wish to attribute the greatest importance to this competence: it is the ability to face ethical dilemmas with a situationally appropriate willingness to engage in compromise.
The present manuscript is intended to be part II of a publication in two volumes, but at the same time it can be seen as an independent, complete study. It deals with the different aspects of the historic architecture in the region of "Semmering" in southern Lower Austria. The book is the result of the FWF-project P 13959, in which one year of research under scientifically direction and supervision of the applicant (Prof. Dr. Mario Schwarz) was dedicated to intensive studies in art history, cultural history and history of architecture of this region. The author Dr. Guenther Buchinger - responsible collaborator of the project - attempted a large-scale research of the historical villas and county-houses at Semmering. The study contains a full, detailed documentation of the history and construction of the buildings and much information about the employers and the building contractors and architects as well. Consequently the author elaborated a comprehensive stylistic analyse. By the way of elucidating the circumstances of the construction of the buildings, it was possible to reconsider the background of the creating of this artificial settlement at Semmering. A certain social group of great influence among the Viennese bourgeoisie appears in this study, which created this recreation resort as a "vacation-paradise", at that time a complete new, futuristic project, motivated by personal and commercial interests likewise. The result, a colony of villas, was used not only for private purpose, but at the same time for tourism, partially in connection with the hotel buildings.
In his stylistic analyse Guenther Buchinger gives a convincing proof that the phenomenon, which in general is subsumed as "homeland-style", "vernacular architecture" or "Swiss-cottage-style", in fact is a particular form of historicism between "severe historicism" and "late historicism". In the sense of "severe historicism" patterns of genuine architecture - by preference from publications on historical Swiss architecture - were used and extensively quoted. Consequently the forms and details developed in the style of "late historicism" in free evolution and eventually took into the formal repertory also elements of "Jugendstil". The scientific results of this study are important especially concerning the architects Franz von Neumann and Josef Buendsdorf, whose work has not yet been object of detailed research, but likewise for the general oeuvre of the prominent contractor's bureau Fellner & Helmer, whose theatre-architecture is already well documented in art history, but whose country houses and hotel-buildings are largely unknown.
The study partially is designed as a catalogue, which presents each object in detail, and a comprehensive report of the scientific results in a distinct summary and contains numerous photos, plans and comparative illustrations. - Das vorgelegte Werk ist als zweiter - unabhängiger - Band einer zweiteiligen Publikation verfasst worden, die sich mit den kulturhistorischen und architekturgeschichtlichen Aspekten der Hotel- und Villenbauten am Semmering im südlichen Niederösterreich beschäftigt. Die Arbeit ist das Ergebnis eines einjährigen, vom FWF geförderten Forschungsprojektes (Nr. P 13959), das unter der verantwortlichen wissenschaftlichen Leitung des Antragstellers (Univ.-Prof. Dr. Mario Schwarz) gestanden ist. Der forschungsbeauftragte Bearbeiter Dr. Günther Buchinger erstellte im Rahmen einer flächendeckenden Untersuchung eine kunsthistorisch-architekturgeschichtliche Bestandsaufnahme der Landhäuser und Villen am Semmering. Die Arbeit umfasst neben detaillierten bauhistorischen Erhebungen der einzelnen Objekte umfassende Ergebnisse über die Auftraggeber sowie über die Architekten und Baumeister. In weiterer Folge wurden umfangreiche stilgeschichtliche Analysen ausgearbeitet. Durch die Aufklärung der Entstehungsumstände der Objekte, über biographische Untersuchungen der Bauherren und Baumeister, konnte der strukturelle Hintergrund der am Semmering künstlich entstandenen Siedlung verständlich gemacht werden. Es bietet sich das Bild einer in der Wiener Gesellschaft einflussreichen sozialen Gruppe, die hier aus persönlichen, teils über verwandtschaftliche Beziehungen, teils über geschäftliche Interessen vermittelten Motiven das zur Entstehungszeit neuartige, zukunftsweisende Konstrukt eines Urlaubs- und Erholungsortes im Sinne eines "Freizeitparadieses" schuf. Die dabei entstandene Villenkolonie diente durchaus nicht nur zum privaten Gebrauch, sondern wurde gleichzeitig auch fremdenverkehrsorientiert - teils im Zusammenhang mit dem Hotelbau - genutzt.
In seinen stilanalytischen Untersuchungen gelingt es Günther Buchinger überzeugend nachzuweisen, dass der vielfach unter dem Begriff "Heimatstil" , "vernakuläre Architektur" oder "Schweizerhausstil" zusammengefasste Typus tatsächlich als eine Sonderform der allgemeinen Entwicklung des Historismus an der Wende vom Strengen Historismus zum Späthistorismus zu bewerten ist. Im Sinne des Strengen Historismus wurden Vorlagenmuster konkreter Architekturvorbilder - vorzugsweise aus Publikationen über historische Schweizer Landhausarchitektur - herangezogen und extensiv zitiert . In der Folge entwickelten sich die Formen im Sinne des Späthistorismus in freier Entfaltung weiter und nahmen auch erste Jugendstilelemente in das Gesamtrepertoire auf. Die Forschungsergebnisse erscheinen vor allem für die Beurteilung der bisher weitgehend unerforschten Werke der Architekten Franz v. Neumann und Josef Bündsdorf bedeutend, ebenso aber auch für das Gesamtbild der Tätigkeit des vielbeschäftigten Wiener Architekturbüros Fellner & Helmer, dessen Theaterbauten bereits Gegenstand ausführlicher wissenschaftlicher Untersuchungen waren, deren Villen- und Hotelbauten jedoch noch weitgehend unbearbeitet sind.
Die Arbeit ist in einen katalogartig abgefassten Teil, der die einzelnen Objekte darstellt, und einen zusammenfassenden Ergebnisbericht übersichtlich gegliedert und reich mit Objektaufnahmen, Plandokumentationen und Vergleichsabbildungen versehen.
Thema meiner Diplomarbeit sind die sogenannten Südtiroler Siedlungen. Im Dritten Reich erbaut, dienten sie zur Neubeheimatung von geschätzten 75.000 SüdtirolerInnen, die sich nach dem Abkommen zwischen Adolf Hitler und Benito Mussolini 1939 durch die Option zur Umsiedlung ins Deutsche Reich entschlossen. Zwischen 1939 und 1945 kamen durch die dafür gegründete Siedlungsbaugesellschaft "Neue Heimat Tirol" mehr als 30 solcher Siedlungen im Gau Tirol-Vorarlberg mit ca. 5.000 Wohnungen zur Fertigstellung, was 59,1 % aller für die SüdtirolerInnen errichteten Wohnungen entspricht. Weitere Südtiroler Siedlungen wurden in Salzburg, Oberösterreich, in der Steiermark, in Kärnten und Osttirol sowie in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sowie anderen Teilen des Deutschen Reiches errichtet. Trotz großen historischen Wertes nebst hoher architektonischer Qualität stehen heute nur eineinhalb Siedlung in Tirol unter Denkmalschutz. Eine wachsende Zahl dieser Siedlungen fällt Neuplanungen und Umbauprojekten zum Opfer, wodurch nicht nur einzigartige Architektur, sondern auch manifestierte Geschichte unwiderruflich zerstört wird. So ist es mir ein Anliegen, mich nach intensiver Recherche mit der daraus resultierenden Diplomarbeit für den Erhalt der Südtiroler Siedlungen einzusetzen, auch weil über das Thema noch keine umfangreiche architektonische Abhandlung vorliegt. Der Forschungsstand ist demnach ausbaufähig. Meine Diplomarbeit verfolgt das Ziel einer genaueren Erforschung der Umstände, unter welchen die Südtiroler Siedlungen erbaut wurden. Fragen nach den politischen Absichten, gesellschaftlichen Problemen oder infrastruktureller Organisation werden hierbei nicht ausgeklammert. Besonderes Augenmerk möchte ich auf die architektonischen Aspekte des Themas legen und so Näheres über Planungsstruktur, ausführende Architekten, Entwurfsvorgaben oder Einsatz verschiedener Bautechniken untersuchen. Hierfür werden drei Südtiroler Siedlungen genauer beleuchtet. Die Siedlung in Hall-Schönegg ist ein Beispiel für eine nicht sanierte Südtiroler Siedlung, jene in Reutte steht zur Hälfte unter Denkmalschutz und ist ein Musterbeispiel für den Erhalt von Südtiroler Siedlungen und als im urbanen Kontext eingebundenes Exempel dient ein bereits abgetragener Wohnblock in Innsbruck-Pradl. Ein Vergleich zu anderen Projekten der für die Südtiroler Siedlungen zuständigen Architekten soll das Thema einordnen. Durch diese Diplomarbeit soll über die Qualität der Südtiroler Siedlungen informiert und eine Einordnung in den zeitlichen und architektonischen Kontext versucht werden. Außerdem hoffe ich, einen Beitrag zur Bewusstseinsschaffung für diese weitgehend unbeachteten Denkmale in Gemeinden und Bevölkerung leisten zu können und damit die Erinnerungskultur zu stärken. ; The subject of my diploma thesis discusses the so-called Südtiroler Siedlungen. Built in the Third Reich they served as a new home for approximately 75,000 South Tyroleans who, following the agreement between Adolf Hitler and Benito Mussolini, decided to relocate to the German Reich in 1939. Between 1939 and 1945, more than 30 settlements in the "Gau" Tirol-Vorarlberg with around 5,000 apartments were completed by the settlement construction company "Neue Heimat Tirol" which was founded for this purpose. Those 5,000 apartments correspond to 59.1% of all apartments built for South Tyroleans. Further South Tyrolean settlements were built in Salzburg, Upper Austria, Styria, Carinthia and East Tyrol as well as in Vienna, Lower Austria and Burgenland and other parts of the German Empire. Despite great historical value and high architectural quality only one and a half of all Südtiroler Siedlungen in Tyrol are listed as historical monuments today. A growing number of these settlements is falling victim to new planning and renovation projects irrevocably destroying not only unique architecture, but also manifest history. Therefore, after intensive research, it is important to me to work with the resulting diploma thesis for the preservation of the Südtiroler Siedlungen, also because there is still no extensive architectural treatise on the subject. The state of research is still expandable. My diploma thesis pursues the goal of a more detailed investigation of the circumstances under which the Südtiroler Siedlungen were built. Questions about political intentions, social problems or infrastructural organization are not excluded here. I would like to pay particular attention to the architectural aspects of the topic and thus examine more details about the planning structure, the architects carrying out the work, design specifications or the use of various construction techniques. For this purpose, three Südtiroler Siedlungen are examined specifically. The settlement in Hall-Schönegg is an example of a Südtiroler Siedlung that has not been refurbished. Half of the Südtiroler Siedlung in Reutte is under monument protection and is a prime example of the preservation of Südtiroler Siedlungen. An example that has been integrated into the urban context is an already demolished block of flats in Innsbruck-Pradl. A comparison with other projects by the architects who were responsible for the Südtiroler Siedlungen should classify the topic. This diploma thesis is intended to provide information about the quality of the Südtiroler Siedlungen and trying to classify them into the temporal and architectural context. I also hope being able to contribute to raising awareness regarding these largely neglected monuments in communities and the population and thus to strengthen the culture of remembrance. ; Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers ; Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft ; Innsbruck, Univ., Masterarb., 2021 ; (VLID)6151545
Die Zukunft der Eisenbahn in Deutschland ist aus heutiger Sicht ungewiss. Technologische Entwicklungen, Innovationen, Veränderungen der Konkurrenzsituation und das Spannungsfeld zwischen gemeinwohl- und gewinnorientierten Anforderungen führen zu vielschichtigen Herausforderungen. Zudem haben die nationale wie internationale Politik, Gewerkschaften und Verbände sowie beteiligte Unternehmen diametral unterschiedliche Vorstellungen über die zukünftige Entwicklung der Eisenbahn. Es ist derzeit weder eine politische, unternehmerische noch gesellschaftliche Tendenz erkennbar, die der Eisenbahn eine klare Richtung vorgeben würde. Der Bedarf an gemeinsamen Leitbildern, zielgerichteten Strategien und konkreten Maßnahmen ist offensichtlich und eine Debatte über die Rolle der Eisenbahn in Deutschland überfällig. Diese Arbeit soll dazu beitragen, eine Auseinandersetzung mit dieser Thematik anzustoßen und liefert die dazu benötigte wissenschaftliche Grundlage. Um mögliche Zukünfte der Eisenbahn in Deutschland aufzuzeigen, wurde methodisch auf den explorativen Szenarioprozess zurückgegriffen und folgende Forschungsfrage formuliert: "Wie sehen mögliche Zukünfte des Schienenpersonenverkehrs in Deutschland im Jahre 2040 aus?". Das Hauptziel der Arbeit bestand also in der wissenschaftlichen Erarbeitung von möglichen Zukünften für die Eisenbahn in Deutschland im Jahr 2040. Dazu wurden eine Vielzahl an Einflussfaktoren gesammelt, ein Wirkungsgefüge erstellt und acht Schlüsselfaktoren identifiziert. Aus den Kombinationen der erarbeiteten 31 Ausprägungen entstanden Rohszenarien, von denen drei möglichst konsistente ausgewählt und ausführlich in Zukunftsbildern beschrieben wurden. Zur Unterstützung des Prozesses wurden Expertinnen und Experten miteinbezogen und die Software Parmenides EIDOS eingesetzt. Das Ergebnis des Prozesses sind neben wichtigen Erkenntnissen über das System Bahn drei Szenarien für das Jahr 2040: "New-Rail-Deal", "Big Mix" und "AUTOnomie". In diesen wird unteranderem auf die Rolle und Relevanz der Eisenbahn, das Schienenpersonenverkehrsangebot, die Rolle der Politik, die Konkurrenzsituation, die Ent-wicklung der Automatisierung sowie Organisationsformen eingegangen. Die Szenarien und die gewonnenen Erkenntnisse können von großer Bedeutung für die Eisenbahn- und Mobilitätsbranche, die Politik und die Gesellschaft sein. Durch die festgehaltenen Zukünfte besteht die Möglichkeit, durch einen nachgelagerten Strategiebildungsprozess Maßnahmen abzuleiten und Planungen in der Gegenwart zu treffen. Weiterhin ergeben sich eine Vielzahl weiterer Anknüpfungspunkte für Forschungen. ; The future of the railway in Germany is undefined and includes many uncertainties. New technologies, expected and possible innovations, and the continuous development of intermodal competition along with the unanswered question whether to opt for a profit-orientated business plan or serving the public good institute a variety of challenges and possible ways to approach them. Politics, trade unions, and associations as well as involved companies usually show little consensus in their agenda regarding the development of the railway in Germany. As of today, there is no political, entrepreneurial or social tendency perceptible that would help to identify a clear trend of the prospective railway. Therefore, the demand for shared concepts, goal-orientated strategies, and palpable measures is apparent and the debate on the function of the railway in Germany overdue. This master thesis adds to the above-mentioned debate and provides the reader with the current scientific state of knowledge. The illustration of different possible directions of development is done with a method loosely translated as "explorative scenario process". This approach is known for its quality to display results in the most unbiased manner. The following research question constitutes the guideline of this research paper: "How do different future scenarios of the rail passenger traffic system in Germany in the year 2040 look like?" The main aspect of the paper focuses on the scientific development of possible and consistent future scenarios for the railway in Germany in the year 2040. On these grounds, a variety of factors were collected, considered and displayed in a net of interdependencies from which eight key factors were extracted. Out of the 31 different projections, an extensive set of primary future scenarios were created and yet three main situations described in a detailed picture of a possible future scenario. To support the process and to raise the quality and validity of the results, the views and estimations of experts were integrated into the process and the software "Parmenides EIDOS" was used. The result of the process are important findings about the railway system and three consistent and possible scenarios for the railway in Germany: "New-Rail-Deal", "Big Mix" and "AUTOnomie". Amongst others they consist of the role and relevance of railways, an overview of all passenger railway services in the country, the role of politics, the market conditions (competition), the development of automation and the organisational structures. Our findings and results are a valuable contribution to the above mentioned debate, for the railway- and mobility business, the society and certainly for politicians and the government. The three scenarios provide the possibility to work on strategy matters and may help to plan the future railway system thoroughly and in the present age. The paper helps to avoid undesirable developments and to support forward-looking ideas and visions.