In: Verhandlungen des 6. Deutschen Soziologentages vom 17. bis 19. September 1928 in Zürich: Vorträge und Diskussionen in der Hauptversammlung und in den Sitzungen der Untergruppen, S. 15-35
"Die in der sozialwissenschaftlichen Forschung gegenwärtig diskutierte integrative Verwendung qualitativer und quantitativer Methoden folgt der Einsicht der Scientific Community, dass alle einzelnen Analyseweisen für sich genommen unzureichend sein können und - jedenfalls in den Sozialwissenschaften - gegebenenfalls nur mehr oder weniger befriedigende Teillösungen zur Folge haben. Das Interesse an der vollständigen Erfassung der zu erforschenden Wirklichkeit selbst nötigte zur Entwicklung triangulatorischer Verfahren, deren zunächst zufällige, schließlich aber durchdachte und erprobte Entstehung für die Erziehungswissenschaft methodologisch begründet und nachgezeichnet wird. Ohne eine Begründung ihrer Möglichkeiten können das zu beobachtende Schisma zwischen den Forschungstraditionen und die daraus resultierende Isolation nicht überwunden werden. Die theoretisch explizierten Variationen der Methodenkombination werden anschließend an einem praktischen Beispiel diskutiert. Dabei zeigt sich, dass das die Erörterung der Triangulation häufig begleitende Misstrauen gegen das synthetische Verfahren für alle Intentionen kontraproduktiv ist, indem es die Geltung der Aussagen unnötig beschränkt und zur weiteren Desintegration führt." (Autorenreferat)
Der Beitrag versucht aufzuzeigen, wie während der Zeit des Nationalsozialismus über die politische Organisation eines intrapsychischen Mechanismus - der Abspaltung und der projektiven Zuweisung - das, wofür Auschwitz steht, von den psychischen Voraussetzungen her überhaupt erst möglich wurde.
"Der Beitrag beleuchtet die Hintergründe der studentischen Protestbewegung im Herbst 2009 an der Universität Wien aus Sicht eines Partizipierenden. Medientheoretische und gesellschaftskritische Aspekte der Proteste werden ebenso aufgezeigt wie protestinterne Differenzen und der innerstudentische Widerstand gegen die Besetzung. Schließlich wird auf die Reaktionen innerhalb der akademischen Psychologie eingegangen und ein Ausblick auf die Konsequenzen der Bewegung versucht." (Autorenreferat)
Zunehmend werden national und international Rationalisierungsformen diskutiert, die sich durch eine integrative Strategie auszeichnen, die auf die Beherrschung des gesamtbetrieblichen und über- bzw. zwischenbetrieblichen Produktionsablaufs gerichtet ist. Ziel solcher Strategien ist es, die gesamte Logistikkette vom Zulieferer bis zur Distribution in den Griff zu bekommen. Dabei werden zentrale Probleme für das Verhältnis von Arbeitnehmern und Zulieferern aufgeworfen. Diese Fragen werden seit einiger Zeit von den Ingenieurwissenschaften und der Betriebswirtschaft unter dem Schlagwort Logistik behandelt; neuerdings haben sie auch in der wirtschaftspolitischen und gewerkschaftlichen Diskussion erheblichen Widerhall gefunden. Die Sozialwissenschaften haben sich dieser Fragestellung noch kaum zugewandt, insbesondere nicht den Problemen, die für die Betriebe der Zulieferindustrie, ihre Beschäftigten und deren Interessenvertretung entstehen. Forschungsarbeiten im ISF München greifen diese Fragen auf. Sie befassen sich insbesondere mit den Auswirkungen neuer Formen zwischenbetrieblicher Arbeitsteilung auf die Zulieferbetriebe und die dort Beschäftigten und deren Arbeitssituation; auch Fragen der Interessenvertretung und ihrer Handlungsmöglichkeiten in den Zulieferbetrieben werden einbezogen. Ferner wird die Frage gestellt, in welcher Weise ausländische, unter anderen gesellschaftlichen und ökonomischen Bedingungen entwickelte Rationalisierungskonzepte Einfluß auf die Gestaltung der Abnehmer-Zulieferer-Beziehung haben.
Der Autor legt in diesem Einführungsbeitrag zu dem Sammelband die verbindenden Fragen und Forschungskonzepte dar. Gemeinsam ist allen Beiträgen die Frage nach den Formen, in denen sich Zusammenhänge zwischen der jeweiligen Sozialstruktur und den politischen Konflikten historisch in verschiedenen europäischen Gesellschaften ausprägten. Nach dem Verweis auf die Einbindung in die Forschungstradition der historisch-politischen Soziologie und in die Eliteforschung wird gezeigt, daß erst seit ein paar Jahren eine intertemporal-interkulturelle Erforschung der Genese und des Wandels der politischen Konfliktstrukturen in West- und Mitteleuropa empirisch verfolgt werden kann. Ermöglicht wird dies durch das methodische Instrument der Mehrebenenanalyse, das heißt, einer den "ökologischen Fehlschluß" überwindenden Analyse, in der Aggregatdaten (auf der Ebene regionaler Einheiten) mit Individualdaten (Abstimmungsverhalten in Parlamenten bei namentlicher Abstimmung) verknüpft werden. Es wird dargestellt, daß sich die Beiträge des Sammelbandes an einer Theorietradition orientieren und eine Forschungsrichtung dokumentieren, deren Schlüsselbegriffe "Spannungslinien" (Cleavages) und "Milieus" sind. Abschließend werden die fünf Phasen des "Lebenszyklus" der Cleavages, vier Variablenkomplexe der Cleavagestruktur, die Variablenbeziehungen und Untersuchungskategorien für eine Analyse des Zusammenhangs zwischen Sozialsystem und Machtorganisation dargestellt. (ICF)
Inhaltsverzeichnis -- Vorwort -- Literaturverzeichnis -- 1 Governance von Gesellschaftstransformation: Konzeptionelle Überlegungen und eine Momentaufnahme politischer Initiativen und Maßnahmen in Deutschland -- 1 Einleitung -- 2 Governance-Formen für eine nachhaltige Gesellschaftstransformation -- 2.1 Theoretisch-konzeptioneller Rahmen von Governance-Formen und Strategien -- 2.1.1 Regelungsstrukturen: Hierarchie, Wettbewerbs- und Verhandlungssysteme -- 2.1.2 Modi der Handlungskoordination -- 2.1.3 Vielfältige und heterogene Akteure -- 2.1.4 Politisch-administrative Ebenen -- 2.1.5 Anforderungen an neue Governance-Formen für eine gesellschaftliche Transformation -- 2.2 Ansätze der Transition-Forschung -- 2.3 Resümee zum theoretisch-konzeptionellen Rahmen -- 3 Reflektion bisheriger Governance-Formen und -Strategien -- 3.1 Regelungsstrukturen und Koordinationsmechanismen -- 3.1.1 Vergleichsweise seltener Gebrauch von Ordnungsrecht -- 3.1.2 Häufiger Gebrauch von Wettbewerbs- und Verhandlungssystemen -- 3.2 Die Rollen von Akteure und Organisationen im Transformationsprozess -- 3.2.1 Schwierigkeiten, informelle Regelwerke zu ändern -- 3.2.2 Sektorale Ausrichtung -- 3.2.3 Machtkämpfe und Interessenskonflikte -- 3.2.4 Mangelndes Problembewusstsein und mangelnde Akzeptanz -- 4 Diskussion -- 5 Ausblick -- Literaturverzeichnis -- 2 Kernelemente einer Governance-Strategie für eine nachhaltige Gesellschaftstransformation -- 1 Einleitung -- 2 Kernelemente einer Governance-Strategie -- 2.1 Initiierung eines gesamtgesellschaftlichen Aushandlungsprozesses -- 2.2 Schaffung von Räumen für die Entwicklung gemeinsamer Visionen und Leitbilder -- 2.3 Förderung integrativer Konzepte und komplexer Systemperspektiven -- 2.4 Politische Verantwortung übernehmen und Langfristigkeit garantieren -- 2.5 Nutzen der Instrumentenvielfalt
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Die Grundlagen für das Verantwortungsgefühl werden phylogenetisch sowie onto- und aktualgenetisch im Kontext der Fähigkeit zu volitivem Handeln abgeleitet. Es wird gezeigt, dass das Individuum erst mit der bewussten Plan- und Steuerbarkeit des eigenen Handelns zunehmend dafür verantwortlich gemacht werden kann, was es tut und was es unterlässt. Je sachkundiger es dann entscheidet und handelt, desto mehr wird es zum Subjekt seiner Lebensgestaltung. Vielfältige und persönlich relevante Informations- und Einflussmöglichkeiten fördern nicht nur Motiventwicklung und persönliches Verantwortungsgefühl, sie begünstigen auch ein sachadäquates und stabiles, aber keineswegs starres Motiv- und Wertsystem. Dabei geht es nicht schlechthin um internale Kontrollüberzeugungen, sondern um relevante, reale Einflussmöglichkeiten in bedeutsamen, lebenstypischen Entscheidungssituationen. Willkürliche Kontrolle und Einengung der Informations- und Einflussmöglichkeiten dagegen kennzeichnen autoritäre Erziehung und autoritäre Herrschaft. Zivilcourage ist auch in demokratisch verfassten Gesellschaften eher selten. Forderungen nach Loyalität stehen dem oft entgegen und werden viel zu selten hinterfragt. Besonders gravierende Probleme ergeben sich daraus in Zeiten sozialen und politischen Wandels. Die Möglichkeit des Subjektseins erlegt Personen die Verantwortung auf, sich der sich ändernden gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht nur anzupassen, sondern sie ihren Werten gemäß mitzugestalten.
Vor dem Hintergrund eines auch zukünftig anhaltenden Migrationsdrucks (KÄLIN 1989), des Zusammenwachsens des "Europäischen Hauses" und einer Bevölkerungsstruktur in Deutschland, die demographischen Prognosen zufolge im Zusammenhang mit der niedrigen Geburtenziffer einen stetig wachsenden Ausländeranteil aufweisen und damit an ethnischer Vielfalt zunehmen wird (BIRG/KOCH 1987), gewinnt die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Rolle des Sports im Kontext kultureller Kontakte für eine zeitgemäße Sportwissenschaft auch langfristig einen zentralen Stellenwert. Die folgenden Überlegungen, die am Beispiel des gemeinsamen Sporttreibens von einheimischen und zugewanderten ausländischen Bevölkerungsgruppen entwickelt worden sind, rücken einen bislang unterbelichteten Aspekt dieses Problems ins Zentrum des Forschungsinteresses: die Fremdheit, die bei interkulturellen Sportbegegnungen entstehen kann. Dabei stellt der Text erstens den Zusammenhang zwischen Fremdheitsphänomenen und der internationalen Arbeitsmigration heraus. Zweitens fragt er nach den Eigenschaften, die dem Sport in diesem Kontext zugeschrieben werden, und ob die Praxis des interkulturell betriebenen Sports hält, was man sich von ihr verspricht. Drittens wird geprüft, welche Ansätze der Sportwissenschaft einen Zugang zu damit zusammenhängenden Problemen ermöglichen. Viertens soll der sportspezifische Charakter von Fremdheitserfahrungen beschrieben werden. Anschließend wird fünftens der Entwurf einer theoretischen Perspektive zur Erforschung der Fremdheit im sportlichen und nicht-sportlichen Alltag vorgestellt.