In diesem Beitrag weist Bernd Fitzenberger, Universität Freiburg, auf einige wirtschaftstheoretische Aspekte hin, die seiner Meinung nach in der aktuellen Debatte in Deutschland bisher nicht hinreichend beachtet wurden, und diskutiert relevante empirischen Ansätze. Er kommt zu dem Ergebnis, dass ein flächendeckender Mindestlohn kein »zielgruppenorientiertes Mittel der Armutsbekämpfung« sei. Angesichts des aktuellen Diskussionsstandes könne er der Einführung eines noch so moderaten Mindestlohns nicht zustimmen. Allerdings seien Umstände denkbar, unter denen die Einführung eines moderaten Mindestlohns sinnvoll wäre.
Die sogenannten Hartz-Reformen beinhalten eine Umstrukturierung und Reorganisation der Tätigkeit der Bundesagentur für Arbeit und eine Reform von Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik. Trotz der seinerzeitigen Skepsis führender Ökonomen stellen diese Reformen einen bedeutenden Fortschritt in der Arbeitsmarktpolitik dar. Dieser Beitrag beschreibt zunächst die Arbeitsmarktentwicklung und die Arbeitsmarktprobleme in Deutschland. Vor diesem Hintergrund erfolgt eine Analyse und Bewertung der Reform von Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik im Rahmen der Hartz-Reformen. Abschließend diskutiert der Beitrag einige Politikempfehlungen und weist auf wichtige ungelöste Probleme hin. Hierbei ist die Wichtigkeit der empirischen Evaluation der Wirkungen der Hartz-Reformen zu betonen. Diese Evaluation sollte im Sinne eines dauerhaften Monitorings fortgeführt werden.
Die sogenannten Hartz-Reformen beinhalten eine Umstrukturierung und Reorganisation der Tätigkeit der Bundesagentur für Arbeit und eine Reform von Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik. Trotz der seinerzeitigen Skepsis führender Ökonomen stellen diese Reformen einen bedeutenden Fortschritt in der Arbeitsmarktpolitik dar. Dieser Beitrag beschreibt zunächst die Arbeitsmarktentwicklung und die Arbeitsmarktprobleme in Deutschland. Vor diesem Hintergrund erfolgt eine Analyse und Bewertung der Reform von Instrumenten der Arbeitsmarktpolitik im Rahmen der Hartz-Reformen. Abschließend diskutiert der Beitrag einige Politikempfehlungen und weist auf wichtige ungelöste Probleme hin. Hierbei ist die Wichtigkeit der empirischen Evaluation der Wirkungen der Hartz-Reformen zu betonen. Diese Evaluation sollte im Sinne eines dauerhaften Monitorings fortgef¨uhrt werden.
Am 16.11.2020 fand die Anhörung im Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestags zum "Entwurf eines Gesetzes zur Beschäftigungssicherung infolge der COVID-19-Pandemie (Beschäftigungssicherungsgesetz - BeschSiG)" und zum Antrag "Neben der Sonderregelung für Kurzarbeit auch Sonderregelung für Arbeitslosengeld I verlängern und ein Weiterbildungsgeld einführen" statt. Das IAB nimmt in seiner Stellungnahme Bezug zur Verlängerung von Höhe und Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes, zu Qualifizierung und Weiterbildungsgeld, zur Rückzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen sowie zur Verlängerung der Bezugsdauer von Arbeitslosengeld. Nach Auffassung des IAB leistet die Verlängerung der Bezugsdauer des Kurzarbeitergeldes einen wichtigen Beitrag für die Stabilisierung der Rahmenbedingungen für Betriebe und Beschäftigte und ist es daher folgerichtig, die Erhöhung des Kurzarbeitergeldes ebenfalls zu verlängern. Die Regelung an sich, das Kurzarbeitergeld bei langer und umfangreicher Kurzarbeit zu erhöhen, ist allerdings verteilungspolitischwenig zielgenau und kann Fehlanreize auslösen. Empfehlenswert sei es, lange Kurzarbeit möglichst verbindlich mit Qualifizierung zu verknüpfen. Das IAB sieht keinen wesentlichen Fehlanreiz einer übermäßigen Inanspruchnahme von Kurzarbeit und Kündigung der Beschäftigten danach, der durch eine Rückzahlungspflicht beseitigt werden müsste. Zwar gäbe es Argumente für eine Verlängerung des Arbeitslosengeldes, gleichwohl seien Maßnahmen zur Förderung von Neueinstellungen und zur Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern vordringlich. ; On 16 November 2020, the hearing took place in the Committee for Labour and Social Affairs of the German Bundestag on the "Draft of an Act to Secure Employment in the wake of the COVID19 pan-demic (Beschäftigungssicherungsgesetz - BeschSiG)" and on the motion "To extend the special provi-sion for Unemployment Benefit I in addition to the special provision for short-time work and to intro-duce a further training allowance". In its statement, the IAB covers the extension ofthe amount and the entitlement period to the short-timework allowance,furthertraining and the furthertraining allowance, the reimbursement of social security contributions and the extension of the entitlement period to unemployment benefit. In the opinion ofthe IAB, extending the period of entitlementto the short-time working allowance is instrumental in stabilising the general economic situation for companies and employees; itis therefore appropriate that the increase in the short-time working allowance also be extended. However, theprovision forincreasing the short-timeworking allowance in the case oflengthy, extensive shorttimeworkwouldinitself serve littlepurpose fromadistributionalperspective andcouldleadtomisguided incentives. It would be advisable to make obtaining further training during long periods of short-time work mandatory where possible. The IAB does not view any significant undue incentive in excessive recourse to short-time work, and subsequent termination of employees, that would have to be removes by a repayment obligation. There may be arguments in favour of extending unemploy-ment benefits, yet measures to encourage further recruitment and employees' further training are, however, the primary concern.
Dieser Aufsatz liefert eine kritische Zusammenfassung und Beschreibung der Evaluationsstudien zu den Branchenmindestlöhnen in Deutschland, wobei der Schwerpunkt auf den ökonometrischen Kausalanalysen liegt. Die Evaluation der Branchenmindestlöhne ist ein wichtiges und erfolgreiches Beispiel für eine stärkere Evidenzbasierung derWirtschaftspolitik. Allen Evaluationsstudien gemein ist die Schwierigkeit der Identifikation der tatsächlich vom Mindestlohn betroffenen Beschäftigten in den jeweiligen Branchen. Die identifizierenden Annahmen und die Umsetzung des verwendeten Differenz-von-Differenzen-Ansatzes (DvD-Ansatz) sowie dieWahl der Kontrollgruppen werden kritisch diskutiert und es werden alternative Ansätze aufgezeigt. In vielen Fällen hätten die Variation der geschätzten Effekte und die Eignung einer Kontrollgruppe stärker diskutiert und eine Abschätzung der Verzerrung in den geschätzten Effekten vorgenommen werden sollen.
Dieser Aufsatz liefert eine kritische Zusammenfassung und Beschreibung der Evaluationsstudien zu den Branchenmindestlöhnen in Deutschland, wobei der Schwerpunkt auf den ökonometrischen Kausalanalysen liegt. Die Evaluation der Branchenmindestlöhne ist ein wichtiges und erfolgreiches Beispiel für eine stärkere Evidenzbasierung der Wirtschaftspolitik. Allen Evaluationsstudien gemein ist die Schwierigkeit der Identifikation der tatsächlich vom Mindestlohn betroffenen Beschäftigten in den jeweiligen Branchen. Die identifizierenden Annahmen und die Umsetzung des verwendeten Differenz-von-Differenzen-Ansatzes (DvD-Ansatz) sowie die Wahl der Kontrollgruppen werden kritisch diskutiert und es werden alternative Ansätze aufgezeigt. In vielen Fällen hätten die Variation der geschätzten Effekte und die Eignung einer Kontrollgruppe stärker diskutiert und eine Abschätzung der Verzerrung in den geschätzten Effekten vorgenommen werden sollen.
Dieser Aufsatz liefert eine kritische Zusammenfassung und Beschreibung der Evaluationsstudien zu den Branchenmindestlöhnen in Deutschland, wobei der Schwerpunkt auf den ökonometrischen Kausalanalysen liegt. Die Evaluation der Branchenmindestlöhne ist ein wichtiges und erfolgreiches Beispiel für eine stärkere Evidenzbasierung der Wirtschaftspolitik. Allen Evaluationsstudien gemein ist die Schwierigkeit der Identifikation der tatsächlich vom Mindestlohn betroffenen Beschäftigten in den jeweiligen Branchen. Die identifizierenden Annahmen und die Umsetzung des verwendeten Differenz-von-Differenzen-Ansatzes (DvD-Ansatz) sowie die Wahl der Kontrollgruppen werden kritisch diskutiert und es werden alternative Ansätze aufgezeigt. In vielen Fällen hätten die Variation der geschätzten Effekte und die Eignung einer Kontrollgruppe stärker diskutiert und eine Abschätzung der Verzerrung in den geschätzten Effekten vorgenommen werden sollen.
Compared to other European countries rental apartments dominate the German housing market. Policymakers and a large part of the population alike worry about the amount of affordable living space. Especially in metropolitan areas a high demand for living space exists and has been leading to a shortage and as a consequence to increasing rents. In 2001 the German government passed the Tenancy Law Reform Act to restrict the growth in rents (at least partially) and to strengthen the tenant's position. Up to now the efficacy of this reform has not been examined on national level. A further point of interest is the identification of a length of tenancy discount. The existing literature confirms such a discount where long-term tenants have to pay a lower real valued rent than short-term tenants. Our empirical analysis exploits data from the German Socio-Economic Panel (SOEP) that offers the unique advantage of a large and representative sample. We find that the Tenancy Law Reform Act in 2001 appears to have been successful in the restriction of exorbitant rents. Further, we identify a significant duration discount in the first years of a tenancy. This discount is significantly larger in the upper part of the conditional rent distribution.
Public sector sponsored training was implemented at a large scale during the transition process in East Germany. Based on new administrative data, we estimate the differential effects of three different programs for East Germany during the transition process. We apply a dynamic multiple treatment approach using matching based on inflows into unemployment. We find positive medium- and long-run employment effects for the largest program, Provision of Specific Professional Skills and Techniques. In contrast, the programs practice firms and retraining show no consistent positive employment effects. Furthermore, no program results in a reduction of benefit recipiency and the effects are quite similar for females and males.
Based on unique administrative data, which has only recently become available, this paper estimates the employment effects of the most important type of public sector sponsored training in Germany, namely the provision of specific professional skills and techniques (SPST). Using the inflows into unemployment for the year 1993, the empirical analysis uses local linear matching based on the estimated propensity score to estimate the average treatment effect on the treated of SPST programs starting during 1 to 6, 7 to 12, and 13 to 24 months of unemployment. The empirical results show a negative lock-in effect for the period right after the beginning of the program and significantly positive treatment effects on employment rates of about 10 percentage points and above a year after the beginning of the program. The general pattern of the estimated treatment effects is quite similar for the three time intervals of elapsed unemployment considered. The positive effects tend to persist almost completely until the end of our evaluation period. The positive effects are stronger in West Germany compared to East Germany.
Based on unique administrative data, which has only recently become available, this paper estimates the employment effects of the most important type of public sector sponsored training in Germany, namely the provision of specific professional skills and techniques (SPST). Using the inflows into unemployment for the year 1993, the empirical analysis uses local linear matching based on the estimated propensity score to estimate the average treatment effect on the treated of SPST programs starting during 1 to 6, 7 to 12, and 13 to 24 months of unemployment. The empirical results show a negative lock-in effect for the period right after the beginning of the program and significantly positive treatment effects on employment rates of about 10 percentage points and above a year after the beginning of the program. The general pattern of the estimated treatment effects is quite similar for the three time intervals of elapsed unemployment considered. The positive effects tend to persist almost completely until the end of our evaluation period. The positive effects are stronger in West Germany compared to East Germany.
Based on unique administrative data, which has only recently become available, this paper estimates the employment effects of the most important type of public sector sponsored training in Germany, namely the provision of specific professional skills and techniques (SPST). Using the inflows into unemployment for the year 1993, the empirical analysis uses local linear matching based on the estimated propensity score to estimate the average treatment effect on the treated of SPST programs starting during 1 to 6, 7 to 12, and 13 to 24 months of unemployment. The empirical results show a negative lock-in effect for the period right after the beginning of the program and significantly positive treatment effects on employment rates of about 10 percentage points and above a year after the beginning of the program. The general pattern of the estimated treatment effects is quite similar for the three time intervals of elapsed unemployment considered. The positive effects tend to persist almost completely until the end of our evaluation period. The positive effects are stronger in West Germany compared to East Germany.
This paper examines the relationship between the net union density, as a measure of union power, and the wage structure within and between segments of the German labour market in the period 1985-1997 on the basis of the IAB employment sample. Individual probabilities of trade union membership predicted in estimates by Beck and Fitzenberger (2004) are added to the data set. In accordance with an insurance motive for union membership, ceteris paribus a higher union density is accompanied by a lower wage level and a reduction in residual wage dispersion. In addition to this, qualification-related wage differentials are also smaller in segments with strong unions. In accordance with the minimum-wage character of union-negotiated wages, the compression of the wage distribution occurs in particular in the lower range. The trade union effects also vary with the age of the workers and over time.
Thema dieses Beitrags ist zum einen eine kritische Würdigung des Flächentarifvertrages (FTV) im Hinblick auf seine Regelungsdichte und zum anderen die theoretische Analyse eines Elements des Flexibilisierungspotentials des FTV, namlich der Öffnungsklausel, unter Berücksichtigung der Insider-Outsider-Problematik. Im Ergebnis kommt dieser Beitrag zu dem Schluß, daß der FTV nicht überholt, wohl aber dringend und umfassend überholungsbedürftig ist. Wichtig erscheint eine differenzierende Betrachtung, denn nicht alle diskutierten Flexibilisierungsmaßnahmen führen notwendigerweise zu Beschäftigungsgewinnen. Die Regelungsdichte des FTV kommt unter anderem zum Tragen, wenn bisher tarifgebundene Unternehmen beispielsweise auf Grund einer überzogenen Lohnpolitik den FTV verlassen wollen. Sie müssen zunächst erhebliche Nachwirkungsfristen des FTV beachten, können aber häufig selbst als nicht (mehr) tarifgebundene Unternehmen keine Lohnabschlüsse mit ihrem Betriebsrat tätigen. Die Regelungsdichte wird zudem durch die Arbeitsgerichtsbarkeit verstärkt, beispielsweise durch das in diesem Beitrag kritisierte Urteil des Bundesarbeitsgerichts, welches unter bestimmten Voraussetzungen eine Verbandsklage als zulässig erklärt. Ein gründlich reformierter FTV, der einer erforderlichen Flexibilität auf der betrieblichen Ebene Rechnung trägt, weist eine Reihe von Vorteilen auf. Denn Lohnverhandlungen ausschließlich auf der betrieblichen Ebene führen dort zu teilweise beachtlichen Transaktionskosten, zwingen die Unternehmensleitung zur Offenlegung der Bücher (gegenüber dem Betriebsrat) und verstärken unter Umständen ein Insider-Outsider-Verhalten. Der Beitrag unternimmt im weiteren eine theoretische Analyse der Beschäftigungswirkungen des FTV und eines Haustarifvertrages (HTV) als mögliche Alternative. Das vorgeschlagene Modell integriert Insider-Outsider-Verhalten und die Möglichkeit einer Tariföffnungsklausel. Das Modell zeigt, daß aus theoretischer Sicht keine eindeutige Rangordnung zwischen HTV und FTV hinsichtlich ihrer Beschäftigungswirkungen besteht. Auch führt eine Tariföffnungsklausel nicht notwendigerweise zu höherer Beschäftigung, da die Gewerkschaften fur die Situationen mit günstigen Güternachfrageschocks einen vergleichsweise hohen Lohn anstreben. Angesichts der theoretisch unklaren Ergebnisse plädiert die Arbeit fur eine Reform des FTV anstelle eines drastischen Systemwechsels hin zu HTV. ; This paper examines critically the system of industry-level wage bargaining in Germany. More specifically, it shows that the importance of industry-level wage bargaining declines in Germany and that one major reason for this development is the highly restrictive institutional framework. However, fully decentralized wage bargaining at the firm level also exhibits some disadvantages. We compare the employment effects of industry-level and firm-level wage bargaining in a theoretical model integrating insider-outsider aspects and an exit clause in the wage contract. The exit clause effectively allows workers and firms to renegotiate the wage level in the case of a negative goods demand shock. The model yields ambiguous results with respect to the employment consequences of different wage bargaining regimes. As a consequence, we argue that industry-level wage bargaining should not be abandoned but be made more flexible instead.
We argue that in labor markets with central wage bargaining wage flexibility varies systematically across the wage distribution: local wage flexibility is more relevant for the upper part of the wage distribution, and flexibility of wages negotiated under central wage bargaining affects the lower part of the wage distribution. Using a random sample of German social-security accounts, we estimate wage flexibility across the wage distribution by means of quantile regressions. The results support our hypothesis, as employees with low wages have significantly lower local wage flexibility than high wage employees. This effect is particularly relevant for the lower educational groups. On the other hand, employees with low wages tend to have a higher wage flexibility with respect to national unemployment.