Die vorliegende Arbeit analysiert die Anreizwirkungen des Umlage- und des Kapitaldeckungsverfahrens auf Ersparnisbildung, Arbeitsangebot und intergenerative Transfers in einem mikroökonomisch fundierten, disaggregierten Generationenmodell unter besonderer Berücksichtigung dynamischer Übergangsaspekte. Dabei zeigt sich, daß die aus der partiellen Ablösung des umlagefinanzierten Sozialversicherungssystems resultierende Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Kapitalbildung und die Erhöhung des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsangebotes einen wichtigen Beitrag zur Lösung der zu erwartenden, demo-graphisch bedingten Verteilungskonflikte leisten könnten. Zu fordern wäre jedoch ein rasches und gezieltes wirtschafts- und sozialpolitisches Handeln.
Wenn andere Staaten noch schlechter als Deutschland dastehen, mindert das nicht im Geringsten den Handlungsdruck in Deutschland: Ohne konsequente Beachtung der Schuldenbremse und ohne überfällige Strukturreformen werden nach den Ergebnissen der Generationenbilanz auch wir Deutsche zu Griechen von morgen! Neben einem internationalen Nachhaltigkeitsranking findet sich in dieser Studie auch eine exemplarische Analyse dessen, was in den betrachteten Ländern im Bereich der Alterssicherung bereits getan wurde bzw. noch getan werden muss. Dabei zeigt sich, dass der in Deutschland gewählte Weg einer Kombination aus Nachhaltigkeitsfaktor, staatlich geförderter privater Altersvorsorge (Riester-Rente) und Rente mit 67 die Belastungen im internationalen Vergleich ausgewogen verteilt.
Die gute Konjunktur hat die Haushaltssituation von Bund, Ländern und Kommunen sowie der Sozialversicherungen im Jahr 2007 erheblich verbessert. Doch für eine Entwarnung ist es noch zu früh. Ein ehrbarer Staat, der auf das langfristige Wohl seiner Bürger bedacht ist, darf die fiskalische Situation nicht nur anhand der aktuellen Haushaltslage beurteilen, sondern muss vielmehr die langfristigen Konsequenzen seines Handelns berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund haben die Stiftung Marktwirtschaft und das Forschungszentrum Generationenverträge der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg eine fortlaufende Analyse der langfristigen Tragfähigkeit der aktuellen Wirtschafts- und Sozialpolitik initiiert.Das nun vorliegende zweite Update beinhaltet eine umfangreiche Datenaktualisierung und berücksichtigt die in den letzten Monaten beschlossenen, fiskalisch wirksamen Reformen. Als wesentliche methodische Neuerung erfasst die vorliegende Studie mit dem Schwerpunktthema Zuwanderung die fiskalischen Unterschiede zwischen der ausländischen und der deutschen Bevölkerung. Dies ermöglicht es - ergänzend zur bisherigen Darstellung des Status quo - das Potential der Zuwanderungspolitik im Hinblick auf eine Verbesserung der fiskalischen Tragfähigkeit der öffentlichen Haushalte zu analysieren.
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[Vorbemerkung: Von Epidemiologie und Ökonomie] Soviel scheint jedenfalls sicher: Das Jahr 2020 wird in vielerlei Hinsicht Rekorde schreiben. Folgt man den medialen und politischen Äußerungen, so wird es wohl in die Geschichtsbücher eingehen als das Jahr der schwersten Pandemie seit der "Spanischen Grippe" in den Jahren 1918 bis 1920. Statistisch bestätigt sich dieser weit verbreitete Eindruck allerdings zumindest gegenwärtig nicht: Damals starben in Deutschland nach den vorliegenden Schätzungen weit mehr als über 400.000 Menschen - also über vierzigmal so viele wie heute an Covid-19 verstorben sind (Stand Oktober 2020). Die Dimensionen sind mithin nicht vergleichbar. Aber wahrscheinlich ist die Dimension auch deshalb eine andere geblieben, weil die Politik im Gegensatz zu den Zeiten nach dem ersten Weltkrieg handlungsfähiger war in dem Bemühen, das Infektionsgeschehen einzudämmen und zugleich das gegenwärtige Gesundheitssystem natürlich ebenso weitaus handlungsfähiger war als in jenen Tagen. Insgesamt wurde Deutschland bisher weitaus weniger stark getroffen als beispielsweise Italien oder Spanien. Und dies, obwohl die Bundesregierung hinsichtlich der Isolationsmaßnahmen und des ökonomischen Lockdowns deutlich moderatere Wege eingeschlagen hat als viele andere Länder der westlichen Welt. Sicher ist aber auch, dass weltweit - unabhängig vom Grad der verhängten Isolationsmaßnahmen - die wirtschaftlichen Aktivitäten durch den Ausfall der globalisierten Wertschöpfungsketten zwischenzeitlich quasi zum Stillstand gekommen sind. Dadurch bricht das Jahr 2020 zumindest aus ökonomischer Perspektive wirklich alle Rekorde: Fest steht, dass durch die internationalen Corona-Maßnahmen der stärkste Konjunktureinbruch seit dem schwarzen Freitag des Jahres 1929 zu verzeichnen ist. (.)
Die Unzulänglichkeiten der Alterssicherungssysteme in Deutschland und insbesondere der gesetzlichen Rentenversicherung, in ausreichendem Maße auf den demographischen Wandel zu reagieren und sich an diesen - im Sinne der Generationengerechtigkeit - anzupassen, sind seit Jahrzehnten bekannt. Der coronabedingte Wirtschaftseinbruch beschleunigt letztlich nur die (Finanzierungs-)Probleme, die bei Fortführung des Status quo ohnehin unabwendbar sind, und erhöht den Reformdruck auf die Politik. Noch aber sträuben sich viele politisch Verantwortliche, die Bürger mit unbequemen Wahrheiten zu konfrontieren. Das ist in mehrerer Hinsicht fatal, vor allem aber, weil es die Menschen in falscher Sicherheit wiegt, obwohl ohne mehr Eigenverantwortung in der Zukunft keine ausreichende Alterssicherung mehr möglich sein wird. Hier setzt diese Publikation an und greift die Frage auf, wie eine für alle Menschen auskömmliche Altersvorsorge möglich ist. Nur wenn es gelingt, die kapitalgedeckte betriebliche und private Altersvorsorge zu stärken, hat auch die gesetzliche Rente eine Chance, als leistungs- und generationengerechtes Versicherungssystem dauerhaft weiterzubestehen. Der seit einiger Zeit um sich greifende "sozialpolitische" Irrweg, die Alterssicherung der Menschen ausschließlich über die gesetzliche Rentenversicherung und dort über Sonderauszahlungen, denen keine Einzahlungen gegenüberstehen, "armutsfest" zu machen, wäre hingegen der Anfang vom Ende einer verlässlichen und leistungsgerechten Rente, wie wir sie heute kennen. Es gibt bessere Alternativen, die Altersvorsorgesysteme in Deutschland zukunftsfähig zu machen. Wichtig ist, nicht alles auf eine Karte - die gesetzliche Rente - zu setzen, sondern die Herausforderung auf mehrere Systeme zu verteilen. Risikostreuung bewährt sich nicht nur bei der Kapitalanlage, sondern sollte auch als Leitlinie für die Altersvorsorge und die zur Verfügung stehenden Teilsysteme gelten.